Der unschätzbare Wert
des Vergelts Gott

 

   
   





  
Der unschätzbare Wert des Vergelts Gott
- die Pflicht zur Dankbarkeit

von P. Bonaventura Blattmann                                    mit Imprimatur von 1938
 

Jesus: Hast du, liebe Seele, schon über die Dankbarkeit nachgedacht?

Seele: Nein, liebster Jesus. Ich bitte dich, belehre mich. Siehe, ich hungere und dürste nach den Worten deiner Liebe.

Jesus: Wisse, gute Seele, daß das Gesetz der Dankbarkeit schon in die Natur des Menschen hineingelegt ist. Deshalb üben selbst viele Ungläubige und Heiden die Dankbarkeit. Ja du hast schon die Erfahrung gemacht, daß sogar einzelne Tiere ihren Wohltätern dankbar und anhänglich sind. Hingegen gibt es Menschen, die mehr von ihren Leidenschaften als vom Gesetz der Natur sich leiten lassen. [Die Dankbarkeit gehört zur Kardinaltugend der Gerechtigkeit.]
Da ich aber der Gott der Güte und Barmherzigkeit bin und nicht will, daß jemand verloren gehe, habe ich sowohl im Alten als auch im Neuen Testament oft und mit klaren Worten den Menschen die Pflicht der Dankbarkeit in Erinnerung gebracht. Meine Liebe zu den Seelen ging aber noch weiter. Ich lehrte sie die Dankbarkeit gegen Gott und gegen die Menschen auch durch mein Beispiel.

Wiederholt heißt es von mir: „Jesus erhob seine Augen zum Himmel und dankte". Wisse aber, geliebte Seele, daß ich auch im heiligen Sakrament der Liebe dem himmlischen Vater danke für alle Liebe, Gnade und Barmherzigkeit, die er den Seelen in ganz unverdienter Weise zuteil werden läßt. Im heiligsten Sakrament bringe ich dem himmlischen Vater auch den sühne- und ersatzleistenden Dank dar für all jene Seelen, die nicht danken und die gar nicht verstehen wollen, daß sie Gott zum allerheiligsten Dank verpflichtet sind.

Bedenke ferner, teure Seele, daß ich im heiligsten Sakrament in gewisser Weise selbst den Seelen dankbar bin, die mit gutem Willen kommen, mich zu besuchen, mir ihre Liebe zu bezeugen, mich zu trösten und mir Sühne und Ersatz zu leisten für jene Seelen, die meiner nicht gedenken.

Diesen guten Seelen erweise ich mich dankbar, indem ich sie tröste, sie erleuchte, in ihnen die Liebe und Gnade vermehre, ihnen Kraft verleihe zum Kampf gegen die Versuchungen, sie mit heiliger Freude erfülle zur Ausübung ihres Berufes und ihnen im Kreuz und Leiden große Geduld und Kraft schenke, um sie verdienstvoll für die Ewigkeit ertragen zu können. Nun aber frage ich dich, liebe Seele: Willst du mir in der Dankbarkeit nachfolgen?

Seele: Gerne und voller Liebe will ich dieses tun. Doch bitte ich dich, liebster Jesus, sage mir, wie ich die Dankbarkeit üben soll.

 

Übung der Dankbarkeit gegen Gott

 

Jesus: Beherzige gar wohl, liebe Seele, daß dein ganzes Leben mit Wohltaten Gottes ausgefüllt ist. Es ist ja schon jeder Atemzug ein Geschenk Gottes. Noch größer und kostbarer aber sind die unzähligen übernatürlichen Gnaden, die dir täglich zukommen. Mit Recht fordert daher die heilige Kirche in der Präfation der heiligen Messe die Gläubigen auf, Gott immer und überall Dank zu sagen.

Seele: Wie aber, liebster Jesus, soll ich sprechen, wenn ich Gott danken will.

Jesus: Im Dank gegen Gott gibt es viele Abstufungen. Die einfachsten Ausdrücke des Dankes sind: Ich danke dir o Gott. Oder Gott sei Dank. Siehe schon diese Worte des Dankes machen deine Seele nicht nur um vieles Gott wohlgefälliger, sondern deine Seele wird auch mit einer Reihe von Tugenden geschmückt. Mit der Tugend der Dankbarkeit übst du nämlich auch die Tugend des Glaubens, der Liebe, der Demut. Du wirst mir daher mit jedem Akt des Dankes um vieles wohlgefälliger.

Gehst du aber ein wenig weiter und sagst du beim Danken: „Gott sei Lob, Preis und Dank dargebracht", so bringst du Gott mit den vorhin erwähnten Tugendakten auch die Lobpreisung dar. Dadurch aber wird deine Seele wieder um vieles mehr bereichert.

Unvergleichlich wertvoller wird dein Dank, wenn du beim Danken die Willenstätigkeit herrschen läßt. Du tust dieses, wenn du bei gegebenen Gelegenheiten sagst:

„Gott sei im Namen aller und für alle Seelen Lob, Preis und Dank dargebracht". Machst du es so, dann dankst nicht bloß du allein, sondern du bringst mir den Dank aller Seelen dar und leistest mir zugleich Sühne und Ersatz für alle jene Seelen, die mir nicht danken. Dadurch aber erlangst du in hohem Maß Gottes Liebe und Wohlgefallen und ziehst auf die Seelen Gottes Erbarmen herab.

Seele: Wie aber, liebster Jesus, muß ich es machen, wenn ich dir, dem Vater und dem Heiligen Geist immer und überall danken will?

Jesus: Diese deine Frage erfreut mein Herz und freudig sage ich dir, daß die Willenstätigkeit das Mittel dazu ist. Erwecke zu diesem Zweck öfters folgenden Willensakt: „Der allerheiligsten Dreifaltigkeit sei unendlichmal immer und überall im Namen und für alle Seelen Lob, Ehre, Preis und Dank für alles von Ewigkeit zu Ewigkeit dargebracht.” Mit diesem Ewigkeitsakt des Dankes bringst du mir den Dank im Namen und für alle Seelen nicht bloß einmal dar, sondern unendlichmal und dieser dein Dank wird fortdauern und fortwirken in Ewigkeit, weil Gott bei allem auf den Willen sieht.

Seele: O ewige Liebe, wie gut bist du, daß du mich so liebevoll über die Dankbarkeit gegen Gott belehrt hast. O bitte, sage mir auch, wie ich den Menschen danken soll.

 

Dankbarkeit gegen Menschen

 

Jesus: Beachte wohl, gottliebende Seele, daß es in der Dankbarkeit gegen die Menschen ebenfalls viele Abstufungen gibt, ähnlich wie im Dank gegen Gott. Die Weltmenschen und alle jene, welche vorübergehend vom Weltgeist sich beherrschen lassen, üben die Dankbarkeit aus rein natürlichen Beweggründen, zum Beispiel weil es üblich ist, oder weil es sich gehört, daß man dankt. Siehe, ein solcher Dank zieht nur einen rein natürlichen Lohn nach sich. Ich belohne zwar in verschiedener Weise diesen Dank den Seelen, aber nur auf dieser Welt. Sagst du hingegen „Ich danke", aus Liebe zu Gott, oder weil es Gott will, daß du auch den Menschen gegenüber dankbar sein sollst, so übst du die Tugend der Dankbarkeit aus übernatürlichem Beweggrund. Siehe einen solchen Akt des Dankes belohne ich mit übernatürlichen, ewigen Gütern. Du nimmst zu in der heiligmachenden Gnade und erwirbst dir Verdienste für den Himmel.

Unvergleichlich wertvoller, mir wohlgefälliger, wirksamer und segensreicher ist jedoch der Dank des „Vergelts Gott". Merke dir gut, liebe Seele, was ich dir jetzt sage.

Dankst du mit einem Vergelts Gott, so bittest du mich, ich solle der Seele das vergelten, was sie dir Gutes tat. Diese deine Bitte erhöre ich sehr gerne und belohne die Seele, die dir Gutes tat, reichlich, je nach dem Maß ihrer Empfänglichkeit. Vom gewöhnlichen „ich danke" hingegen hat jene Seele gar keinen Nutzen. Aber noch viel größeren Nutzen hast du selbst, wenn du mit „Vergelts Gott" dankst. Du erweist nämlich der Seele, die dir Gutes tat, durch das „Vergelts Gott" meist eine viel größere Wohltat, als sie dir erwies.

Mit diesem Werk der Nächstenliebe erfreust du mein Herz und ich werde dich dafür überreich belohnen. Außer der Tugend der Dankbarkeit übst du die Tugend des Glaubens, des Gottvertrauens, der Gottes- und Nächstenliebe, der wahren Frömmigkeit, der Klugheit und der Demut. Daraus ersiehst du, daß deine Seele nach jedem aufrichtigen „Vergelts Gott" in einem viel herrlicherem Tugendschmuck glänzt.

Du bekommst aber auch nach jedem wahren „Vergelts Gott" eine vielfache Vermehrung der heiligmachenden Gnade und alles, was du hernach tust, hat einen viel größeren geistigen Wert als vorher. Siehst du nun, liebe Seele, welch großen geistigen Nutzen das „Vergelts Gott" deiner Seele einträgt?

Seele: O du mein guter Jesus, wie so tief schmerzt es meine Seele, daß ich so vielfachen Schaden erlitten habe, weil ich mich so oft mit rein weltlichem Danke zufrieden gab. In Zukunft aber werde ich in allen Fällen stets nur „Vergelts Gott" sagen. O Jesus, bitte segne diesen meinen Vorsatz.

 

Gott segne es

Jesus: Mit großer Liebe erfülle ich deine Bitte, doch, liebe Seele, bleibe nicht auf halbem Weg stehen, sondern gib auch stets auf das „Vergelts Gott" die passende Antwort. Diese lautet „Gott segne es". Antwortest du der Seele, welche dir für etwas „Vergelts Gott" sagt, mit einem „Gott segne es" so wird beiden Seelen der Segen Gottes in Fülle zuteil.

O wenn doch die Menschen wüßten, wie sehr mein Herz danach verlangt, den Seelen Gnaden, Segen und Wohltaten zu spenden, so würden sie diese meine Liebe erwidern. Doch nur wenige haben darnach Verlangen. Mit „Vergelts Gott" und „Gott segne es" machen mir zwei Seelen die Freude, mich in Liebe für einander zu bitten. Mit diesen gegenseitigen Bitten üben beide Seelen ein geistliches Werk der Barmherzigkeit. Wahrlich mit Freuden willfahre ich den Bitten beider Seelen und ich setze weder der Vergeltung noch dem Segen eine Grenze, so daß sie in jeder Weise alle irdischen Belohnungen weit übertreffen. Aber noch viel kostbarer ist der Gewinn an Gnade und Tugend, den beide Seelen für sich selbst durch ihre Bitten erzielen.

 

Werterhöhung des Vergelts Gott

Jesus: Da ich, liebe Seele, dein Herz voll Verlangen sehe, mir mit dem „Vergelts Gott" und mit dem „Gott segne es" recht viel Freude zu machen, will ich dich darauf aufmerksam machen, wie du die Wirkungen beider Bitten noch um vieles größer machen kannst.

Seele: O Jesus, gibt es denn noch etwas Größeres, als das, was du mir über das „Vergelts Gott" gesagt hast?

Jesus: Gewiß mein Kind, das Mittel dazu ist dein freier Wille. In freier Wahl deines Willens kannst du einfach „Vergelts Gott" sagen. Du kannst aber auch sagen:

„Tausendmal Vergelts Gott" Mit letzterem forderst du mich auf, ich soll die Gabe nicht bloß einfach, sondern tausendfach vergelten. Du machst mir mit dieser vielfach vermehrten Bitte eine viel größere Freude als mit dem einfachen „Vergelts Gott". Es ist daher auch der Wert und die Wirksamkeit des tausendfältigen „Vergelts Gott" um vieles größer.

So groß und so wirksam und mir wohlgefällig diese verstärkte Bitte ist, so liegt doch eine gewisse Einschränkung darin. Begnüge dich daher nicht damit, sondern setze dem „Vergelts Gott" das Wort „ewiges" voraus. Befolgst du diesen Rat, so machst du mir nicht bloß Freude, sondern du ehrst mich auch als wahrhaft allmächtigen, ewig gütigen und barmherzigen Gott. Du erweist aber auch der Seele, welcher du mit einem „ewigen Vergelts Gott" dankst, ein unvergleichlich größeres Werk der Barmherzigkeit, als wenn du mit einem „tausendmal Vergelts Gott" dankst. Ganz das Gleiche gilt auch von „Gott segne es ewiglich". Du kannst aber das „Vergelts Gott" und das „Gott segne es" noch um vieles kostbarer, wertvoller und verdienstlicher machen. Das Mittel dazu ist:

 

Die gre gute Meinung

Erwecke daher für dein ganzes Leben den Willensakt, stets im Namen aller Seelen und für alle Seelen „ewiges Vergelts Gott" und „Gott segne es ewiglich" zu sagen. Mit diesem Akt bringst du mir den Dank aller Menschen dar, auch derjenigen, die mir nie danken.

Damit aber dieser große Willensakt des allumfassenden Dankes in dir nicht erschlaffe, rate ich dir, ihn öfters zu erneuern. Lasse aber auch keine Gelegenheit, Barmherzigkeit zu üben, vorüber gehen, damit dir oft ein „ewiges Vergelts Gott" und „Gott segne es ewiglich" zuteil wird. Wenn alle Seelen gegenseitig so handelten, so würde nicht nur die Liebe um vieles mehr in den Herzen zunehmen, sondern es würde sich auch der Segen Gottes um vieles mehr entfalten und zu einer immer größeren geistigen Wirksamkeit kommen.

 

Noch etwas Wichtiges!

Nachdem du, liebe Seele, über den hohen Wert des „Vergelts Gott" und „Gott segne es" unterrichtet bist, trage Sorge, daß auch jene Seelen davon Kenntnis erhalten, die von diesen Gnadenquellen nichts wissen. Tust du das, so hast du Anteil an allen Wirkungen, die aus deiner Belehrung hervorgehen.

Ähnlich wie beim Danken ist es auch beim Grüßen. Der gegenseitige Gruß „Guten Tag" nützt den Seelen gar nichts. Hingegen bringt der aufrichtige gegenseitige Gruß „Grüß Gott" den Grüßenden großen Nutzen, ja ewigen Gewinn. Ich erhöre die in diesem Gruß enthaltene Bitte gern und grüße die Seelen, indem ich ihnen meine Liebe und Gnade zuwende.

Aber noch unvergleichlich segensreicher ist der Gruß „Ave Maria" oder „Gelobt sei Jesus Christus".

Bedenke, liebe Seele, wenn schon ein „Vergelts Gott" oder „Gott segne es" einer Seele, die im Stand der Gnade ist, solch großen geistigen Gewinn für die Ewigkeit einträgt, wie unvergleichlich größer ist dann der Lohn für die Werke des Gehorsams, der Liebe, der Barmherzigkeit, der Selbstverleugnung und der Empfang der heiligen Sakramente, sowie das geduldige Ertragen von Kreuz und Leiden, besonders wenn diese Werke im Namen und für alle Seelen mir dargebracht werden.

O liebe Seele, sei daher eifrig und benütze jede Gelegenheit zum Guten und wisse, daß Ich immer bereit bin, dir zu helfen, dich geistig zu bereichern.

Seele: Ewig sei dir, o guter Heiland, im Namen und für alle Seelen Lob, Ehre, Preis und Dank dargebracht für die überaus große Güte und Barmherzigkeit, mit der du mich so liebevoll belehrt hast. Ich bin fest entschlossen, deinen Willen treu zu befolgen. O bitte, schenke mir deine Gnade dazu.

Wir loben und preisen dich und sagen dir Dank, o heiligste Dreifaltigkeit, für all deine Liebe, Gnade und Barmherzigkeit, von Ewigkeit zu Ewigkeit.

 

Eine wahre Begebenheit -
Wert des Vergelts Gott

Aus dem Jahr 1852 im Städtchen Albendorf im Glatzer Land - Schlesien. Eine arme Arbeitersfrau, deren Mann schon längere Zeit krank darniederlag, wollte vom Metzger (Fleischer) ein Stück Fleisch für eine kräftige Suppe erbitten. Sie trug dem Metzgermeister ihr Anliegen vor. Der aber schüttelte den Kopf und meinte: „Solche Kunden hab' ich nicht gern. Ich will bares Geld sehen." „Umsonst will ich es auch gar nicht," sagte das Mütterchen. „Ich geb dir ein Vergelts Gott. Das wiegt gut." Spöttisch meinte der Metzger: „Was wird dein Vergeltsgott schon wiegen! Das werden wir gleich sehen."

Er nimmt ein Stück Papier, schreibt darauf das Wort „Vergeltsgott" und legt es in die eine Waagschale. Doch sieh! Er traut seinen Augen nicht. Mit einem Ruck zieht es diese Schale hinunter. Schnell schneidet er ein Stück Fleisch vom Nachbartisch ab und legt es in die andere Waagschale. Diese aber rührt sich nicht. Noch ein zweites Stück, ein drittes Stück legt er darauf, ja, das ganze Fleisch, das er auf dem Tisch liegen hat. Es gelingt ihm aber nicht, die Waagschale mit dem Vergeltsgott hochzubringen. Diese bleibt nach unten gezogen; die andere mit dem vielen Fleisch bleibt oben. Der Metzger kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus. Er schüttelt immerzu den Kopf und sagt: „Das ist doch nicht zum Glauben, aber ich sehe es mit meinen eigenen Augen: Das Vergeltsgott hat mehr Gewicht als all mein Fleisch." Er gab der überraschten Frau ein ansehnlich Stück und hielt fürderhin gar viel auf ein Vergeltsgott. -


Danke jeden Morgen Gott, daß er Dir das Leben geschenkt hat, den Glauben, die Gnade der Taufe, der Bekehrung usw., einfach für alles, auch für Dein Kreuz. Bete für Deine Eltern das alte Gebet: Vergilt, o Herr, was ich nicht kann, das Gute, das sie mir getan.                                    

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