Jesus: Hast du,
liebe Seele, schon über die Dankbarkeit
nachgedacht?
Seele:
Nein, liebster Jesus. Ich bitte dich, belehre
mich. Siehe, ich hungere und dürste nach den
Worten deiner Liebe.
Jesus:
Wisse, gute Seele, daß das Gesetz der Dankbarkeit schon
in die Natur des Menschen hineingelegt ist.
Deshalb üben selbst viele Ungläubige und Heiden
die Dankbarkeit. Ja du hast schon die Erfahrung
gemacht, daß sogar einzelne Tiere ihren
Wohltätern dankbar und anhänglich sind. Hingegen
gibt es Menschen, die mehr von ihren
Leidenschaften als vom Gesetz der Natur sich
leiten lassen.
[Die Dankbarkeit
gehört zur Kardinaltugend der Gerechtigkeit.]
Da ich aber der
Gott der Güte und Barmherzigkeit bin und nicht
will, daß jemand verloren gehe, habe ich sowohl
im Alten als auch im Neuen Testament oft und mit
klaren Worten den Menschen die Pflicht der
Dankbarkeit in Erinnerung gebracht. Meine Liebe
zu den Seelen ging aber noch weiter. Ich lehrte
sie die Dankbarkeit gegen Gott und gegen die
Menschen auch durch mein Beispiel.
Wiederholt heißt
es von mir: „Jesus erhob seine Augen zum Himmel
und dankte". Wisse aber, geliebte Seele,
daß ich
auch im heiligen Sakrament der Liebe dem
himmlischen Vater danke für alle Liebe, Gnade
und Barmherzigkeit, die er den Seelen in ganz
unverdienter Weise zuteil werden läßt. Im
heiligsten Sakrament bringe ich dem himmlischen
Vater auch den sühne- und ersatzleistenden Dank
dar für all jene Seelen, die nicht danken und
die gar nicht verstehen wollen, daß sie Gott zum
allerheiligsten Dank verpflichtet sind.
Bedenke ferner,
teure Seele, daß ich im heiligsten Sakrament in
gewisser Weise selbst den Seelen dankbar bin,
die mit gutem Willen kommen, mich zu besuchen,
mir ihre Liebe zu bezeugen, mich zu trösten und
mir Sühne und Ersatz zu leisten für jene Seelen,
die meiner nicht gedenken.
Diesen guten
Seelen erweise ich mich dankbar, indem ich sie
tröste, sie erleuchte, in ihnen die
Liebe und Gnade vermehre, ihnen Kraft verleihe
zum Kampf gegen die Versuchungen, sie mit
heiliger Freude erfülle zur Ausübung ihres
Berufes und ihnen im Kreuz und Leiden große
Geduld und Kraft schenke, um sie verdienstvoll
für die Ewigkeit ertragen zu können. Nun aber
frage ich dich, liebe Seele: Willst du mir in
der Dankbarkeit nachfolgen?
Seele:
Gerne und voller Liebe will ich dieses tun. Doch
bitte ich dich, liebster Jesus, sage mir, wie
ich die Dankbarkeit üben soll.
Übung
der
Dankbarkeit
gegen
Gott
Jesus:
Beherzige gar wohl, liebe Seele, daß dein ganzes Leben mit Wohltaten
Gottes ausgefüllt ist. Es ist ja schon jeder Atemzug ein Geschenk Gottes. Noch
größer und kostbarer aber sind die unzähligen übernatürlichen Gnaden, die dir
täglich zukommen. Mit Recht fordert daher die heilige Kirche in der Präfation der heiligen Messe die Gläubigen auf, Gott immer und überall Dank zu sagen.
Seele:
Wie aber, liebster Jesus, soll ich sprechen,
wenn ich Gott danken will.
Jesus:
Im
Dank
gegen
Gott
gibt
es
viele
Abstufungen. Die
einfachsten
Ausdrücke
des
Dankes sind: Ich danke dir o Gott. Oder Gott sei Dank. Siehe schon diese
Worte des Dankes machen deine Seele nicht nur um vieles Gott wohlgefälliger,
sondern deine Seele wird auch mit einer Reihe von Tugenden geschmückt. Mit
der Tugend der Dankbarkeit übst du nämlich auch die Tugend des Glaubens,
der
Liebe, der Demut. Du wirst mir daher mit jedem Akt des Dankes um vieles
wohlgefälliger.
Gehst
du
aber
ein
wenig
weiter
und sagst du
beim Danken: „Gott sei Lob, Preis
und Dank dargebracht", so bringst du Gott mit den vorhin erwähnten Tugendakten
auch die Lobpreisung dar. Dadurch aber wird deine Seele wieder um vieles mehr
bereichert.
Unvergleichlich
wertvoller
wird
dein
Dank,
wenn
du
beim
Danken
die
Willenstätigkeit
herrschen läßt. Du tust dieses, wenn du bei gegebenen Gelegenheiten sagst:
„Gott
sei
im
Namen
aller
und
für
alle
Seelen
Lob,
Preis
und
Dank
dargebracht".
Machst du es so, dann dankst nicht bloß du allein, sondern du bringst mir den Dank aller Seelen dar und leistest mir zugleich Sühne und Ersatz für alle jene
Seelen, die mir nicht danken. Dadurch aber erlangst du in hohem Maß Gottes
Liebe und Wohlgefallen und ziehst auf die Seelen Gottes Erbarmen herab.
Seele:
Wie aber, liebster Jesus, muß ich es machen, wenn ich dir, dem Vater
und
dem Heiligen Geist immer und überall danken will?
Jesus:
Diese deine Frage erfreut mein Herz und freudig
sage ich dir, daß die
Willenstätigkeit das Mittel dazu ist. Erwecke zu diesem Zweck öfters folgenden
Willensakt: „Der allerheiligsten Dreifaltigkeit sei unendlichmal immer und
überall im Namen und für alle Seelen Lob, Ehre, Preis und Dank für alles
von Ewigkeit zu Ewigkeit dargebracht.” Mit diesem Ewigkeitsakt des Dankes
bringst du mir
den
Dank im Namen und für alle Seelen nicht bloß einmal dar,
sondern unendlichmal und dieser dein Dank wird fortdauern und fortwirken in
Ewigkeit, weil Gott bei allem auf den Willen sieht.
Seele:
O ewige Liebe, wie gut bist du, daß
du
mich
so
liebevoll
über
die
Dankbarkeit
gegen Gott belehrt hast. O bitte, sage mir auch, wie ich den Menschen danken
soll.
Dankbarkeit
gegen
Menschen
Jesus:
Beachte wohl, gottliebende Seele,
daß es in der Dankbarkeit gegen
die Menschen ebenfalls viele Abstufungen gibt, ähnlich wie im Dank gegen
Gott. Die Weltmenschen und alle jene,
welche vorübergehend vom
Weltgeist
sich beherrschen lassen, üben die Dankbarkeit aus rein natürlichen Beweggründen, zum Beispiel weil es üblich ist, oder weil es sich gehört, daß man dankt. Siehe,
ein solcher Dank zieht nur einen rein natürlichen Lohn nach sich. Ich belohne
zwar in verschiedener Weise diesen Dank den Seelen, aber nur auf dieser Welt.
Sagst du hingegen „Ich danke", aus Liebe zu Gott, oder weil es Gott will, daß du auch den Menschen gegenüber dankbar sein sollst, so übst du die Tugend
der
Dankbarkeit aus übernatürlichem Beweggrund. Siehe einen solchen Akt des Dankes belohne ich mit übernatürlichen, ewigen Gütern. Du nimmst
zu in
der heiligmachenden Gnade und erwirbst dir
Verdienste für den Himmel.
Unvergleichlich
wertvoller,
mir
wohlgefälliger,
wirksamer
und
segensreicher ist jedoch der Dank des „Vergelts Gott".
Merke dir gut, liebe Seele, was ich
dir jetzt sage.
Dankst
du mit einem Vergelts Gott, so bittest du mich, ich solle der Seele
das vergelten, was sie dir Gutes tat.
Diese deine Bitte erhöre ich sehr gerne
und
belohne die Seele, die dir Gutes tat, reichlich, je nach dem Maß ihrer Empfänglichkeit.
Vom gewöhnlichen „ich danke" hingegen hat jene Seele gar keinen
Nutzen. Aber noch viel größeren Nutzen hast du selbst, wenn du mit „Vergelts
Gott" dankst. Du erweist nämlich der Seele, die dir Gutes tat, durch das „Vergelts
Gott" meist eine viel größere Wohltat, als sie dir erwies.
Mit diesem Werk der Nächstenliebe erfreust du mein Herz und ich werde dich
dafür überreich
belohnen.
Außer
der
Tugend
der
Dankbarkeit
übst
du
die
Tugend
des Glaubens, des Gottvertrauens, der Gottes- und Nächstenliebe, der wahren
Frömmigkeit, der Klugheit und der Demut. Daraus ersiehst du, daß deine Seele
nach jedem aufrichtigen „Vergelts Gott" in einem viel herrlicherem Tugendschmuck
glänzt.
Du bekommst aber auch nach jedem wahren „Vergelts Gott"
eine vielfache
Vermehrung der heiligmachenden Gnade
und
alles,
was du hernach tust,
hat
einen viel größeren geistigen Wert als vorher. Siehst du nun, liebe Seele, welch
großen geistigen Nutzen das „Vergelts Gott" deiner Seele einträgt?
Seele:
O du mein guter Jesus, wie so tief schmerzt es
meine Seele, daß ich
so vielfachen Schaden erlitten habe, weil ich mich so oft mit rein weltlichem Danke
zufrieden gab. In Zukunft aber werde ich in allen Fällen
stets nur „Vergelts Gott"
sagen. O Jesus, bitte segne diesen meinen Vorsatz.
Gott
segne
es
Jesus:
Mit großer Liebe erfülle ich deine Bitte, doch,
liebe Seele, bleibe nicht auf halbem Weg stehen,
sondern gib auch stets auf das „Vergelts Gott" die passende
Antwort. Diese lautet „Gott segne es". Antwortest du der
Seele, welche dir für
etwas „Vergelts Gott" sagt, mit einem „Gott segne es" so wird beiden Seelen der
Segen Gottes in Fülle
zuteil.
O
wenn
doch
die
Menschen
wüßten,
wie
sehr
mein
Herz
danach
verlangt,
den Seelen Gnaden, Segen und Wohltaten zu spenden,
so würden sie diese
meine Liebe erwidern. Doch nur wenige haben darnach Verlangen. Mit „Vergelts
Gott" und „Gott segne es" machen mir
zwei Seelen die Freude, mich in
Liebe
für einander zu
bitten. Mit diesen gegenseitigen Bitten üben beide Seelen
ein
geistliches Werk der Barmherzigkeit. Wahrlich mit Freuden willfahre ich den
Bitten beider Seelen und ich setze weder der Vergeltung noch dem Segen eine
Grenze, so daß sie in jeder Weise alle irdischen Belohnungen weit übertreffen.
Aber noch viel kostbarer ist der Gewinn an Gnade und Tugend, den beide Seelen
für sich selbst durch ihre Bitten erzielen.
Werterhöhung
des
Vergelts
Gott
Jesus:
Da ich, liebe Seele, dein Herz voll Verlangen
sehe, mir mit dem „Vergelts
Gott" und mit dem „Gott segne es" recht viel Freude zu machen, will ich dich darauf
aufmerksam machen, wie du die Wirkungen beider Bitten noch um vieles größer
machen kannst.
Seele:
O Jesus, gibt es denn noch etwas Größeres, als
das, was du mir über das „Vergelts Gott" gesagt hast?
Jesus: Gewiß
mein
Kind,
das
Mittel
dazu
ist
dein
freier
Wille.
In
freier
Wahl
deines
Willens kannst du einfach „Vergelts Gott" sagen. Du kannst aber auch sagen:
„Tausendmal Vergelts
Gott"
Mit
letzterem forderst
du
mich
auf,
ich
soll
die
Gabe
nicht bloß einfach, sondern tausendfach vergelten. Du machst mir mit dieser vielfach
vermehrten Bitte eine viel größere Freude als mit dem einfachen „Vergelts Gott".
Es ist daher auch der Wert und die Wirksamkeit des tausendfältigen „Vergelts
Gott" um vieles größer.
So groß und so wirksam und mir wohlgefällig diese verstärkte Bitte ist, so liegt
doch
eine
gewisse Einschränkung
darin.
Begnüge
dich
daher
nicht
damit,
sondern
setze dem „Vergelts Gott" das Wort „ewiges" voraus. Befolgst du diesen Rat,
so machst du mir nicht bloß Freude, sondern du ehrst mich auch als wahrhaft
allmächtigen, ewig gütigen und barmherzigen Gott. Du erweist aber auch der
Seele, welcher du mit einem „ewigen Vergelts Gott" dankst, ein unvergleichlich
größeres Werk der Barmherzigkeit, als wenn
du mit einem „tausendmal
Vergelts Gott" dankst. Ganz das Gleiche gilt auch von „Gott segne es ewiglich".
Du kannst aber das „Vergelts Gott" und das „Gott segne es" noch um vieles
kostbarer, wertvoller und verdienstlicher machen. Das Mittel dazu ist:
Die
große
gute
Meinung
Erwecke daher für dein ganzes Leben den Willensakt,
stets im Namen aller
Seelen und für alle Seelen „ewiges Vergelts Gott" und „Gott segne es ewiglich"
zu sagen. Mit diesem Akt bringst du mir den Dank aller Menschen dar, auch
derjenigen, die mir nie danken.
Damit aber dieser große Willensakt des allumfassenden Dankes in
dir nicht
erschlaffe,
rate
ich
dir,
ihn
öfters
zu
erneuern. Lasse aber
auch
keine
Gelegenheit,
Barmherzigkeit zu üben, vorüber gehen, damit dir oft ein „ewiges Vergelts Gott"
und „Gott segne es ewiglich" zuteil wird. Wenn alle Seelen
gegenseitig so
handelten,
so würde nicht nur die Liebe um vieles mehr in den Herzen zunehmen, sondern
es würde sich auch der Segen Gottes um vieles mehr entfalten und zu einer
immer größeren geistigen Wirksamkeit kommen.
Noch etwas Wichtiges!
Nachdem du, liebe Seele, über den hohen Wert des „Vergelts Gott" und „Gott
segne es" unterrichtet bist, trage Sorge, daß auch jene
Seelen davon Kenntnis
erhalten, die von diesen Gnadenquellen nichts wissen. Tust du das, so hast
du Anteil an allen Wirkungen, die aus deiner Belehrung hervorgehen.
Ähnlich
wie
beim
Danken
ist
es
auch
beim Grüßen.
Der
gegenseitige
Gruß
„Guten
Tag" nützt den Seelen gar nichts. Hingegen bringt der aufrichtige gegenseitige
Gruß „Grüß Gott"
den Grüßenden großen Nutzen, ja ewigen Gewinn. Ich erhöre
die in diesem Gruß enthaltene Bitte gern und grüße die Seelen, indem ich ihnen
meine Liebe und Gnade zuwende.
Aber noch unvergleichlich segensreicher ist der Gruß „Ave Maria" oder
„Gelobt sei Jesus Christus".
Bedenke, liebe
Seele, wenn schon ein „Vergelts Gott" oder „Gott
segne es" einer Seele, die im Stand der Gnade
ist, solch großen geistigen Gewinn für die
Ewigkeit einträgt, wie unvergleichlich größer
ist dann der Lohn für die Werke des Gehorsams,
der Liebe, der Barmherzigkeit, der
Selbstverleugnung und der Empfang der heiligen
Sakramente, sowie das geduldige Ertragen von
Kreuz und Leiden, besonders wenn diese Werke im
Namen und für alle Seelen mir dargebracht
werden.