In der
Kreuzwegandacht wird der Schmerzen gedacht, die unser
Göttlicher Erlöser auf seinem Weg vom Haus des Pilatus,
wo Er zum Tode verurteilt wurde, bis zum Kalvarienberg,
wo Er zu unserem Heil am Kreuz gestorben ist, erlitten
hat.
Der heilige Kreuzweg
Vorbereitung
Herr, in dieser Stunde will ich Deines heiligen
Kreuzweges gedenken. Du bist ihn gegangen im Gehorsam
gegen den himmlischen Vater und aus Liebe zu mir. Das
Schwerste hast Du auf Dich genommen, um mir den
unendlichen Wert meiner Seele, die Größe der Sünde und
die Macht Deiner Liebe zu zeigen. Lasse mich an der
Stätte Deines Erlöserleidens dankbar werden für Dein
Kostbares Blut. Diese Betrachtung möge mir helfen, den
Kreuzweg in meinem Leben mit derselben Gesinnung zu
gehen, wie Du ihn gegangen bist.
1. Station:
Jesus wird zum Tode verurteilt.
Wir
beten Dich an, Herr Jesus Christus, und sagen Dir Dank.
Denn durch Dein heiliges Kreuz hast Du die ganze Welt
erlöst.
Gott ist unerforschlich in Seinen Ratschlüssen und
unbegreiflich in Seinen Wegen: Pilatus darf über das
Leben des Gottmenschen urteilen. Aus Menschenfurcht
spricht er ein ungerechtes Urteil; Jesus hört darin die
Stimme Seines himmlischen Vaters und schweigt. Es fällt
uns schwer, erlittenes Unrecht schweigend hinzunehmen.
Einmal kommt der Tag, das Gericht; da wird Jesus nicht
mehr schweigen, sondern reden. Wir werden dann horchen
und gehorchen müssen. - Herr lehre mich im Leben stiller
werden und geduldig, auch wenn mich ein Unrecht schwer
trifft. Gib mir etwas von Deiner Gesinnung!
Gekreuzigter Herr Jesus Christus!
Erbarme Dich unser!
2. Station:
Jesus nimmt das Kreuz auf Seine
Schultern.
Wir beten Dich an, Herr Jesus Christus, und sagen Dir
Dank. Denn durch Dein heiliges Kreuz hast Du die ganze
Welt erlöst.
Isaias sagt von Jesus, dem Messias, voraus: "Ein Sohn
ist uns geschenkt, auf seinen Schultern ruht die
Weltherrschaft." Nun ruht das durch unsere Sünden
gezimmerte Kreuz auf diesen blutenden Schultern. Weil
die Sünde die Herrschaft an sich gerissen, muß der Herr
das Kreuz tragen. Er trägt die Last der anderen und ruft
uns zur Nachfolge auf: Nehmt Mein Joch auf euch, meine
Bürde ist leicht, wer Mein Jünger sein will, nehme jeden
Tag sein Kreuz auf sich und folge Mir nach. Wie bitter
schmerzt es uns, wenn wir die Schuld anderer auf uns
nehmen sollen. Aber so wird die Welt erlöst, so werden
die Seelen gerettet: durch anderer Leiden und Opfer. -
Herr, gib mir die Kraft, die Leiden, die Du mir
schickst, entschlossen zu tragen und auch der
Mitmenschen Last tragen zu helfen!
Gekreuzigter Herr Jesus Christus!
Erbarme Dich unser!
3. Station:
Jesus fällt zum erstenmal unter dem
Kreuz.
Wir beten Dich an, Herr Jesus Christus, und sagen Dir
Dank. Denn durch Dein heiliges Kreuz hast Du die ganze
Welt erlöst.
Welche Unbegreiflichkeit: Die Allmacht des Gottmenschen
ist zur Ohnmacht des Menschensohnes geworden. Wie schwer
lastet unsere, meine Sünde auf Ihm. Unsere verdiente
Züchtigung liegt auf Ihm. Gott hat Ihn mit meinen Sünden
geschlagen. Der Herr nimmt mich sehr ernst. Dieser erste
Fall Jesu unter dem Kreuze zeigt mir anschaulich, was
die Sünde ist: sie stößt Gott von sich. Die Sünde ist
mehr als menschlich-verzeihliche Schwäche, sie ist eine
Tat des Menschen mit erhobener Faust gegen Gott. - Herr,
Du blutest auf der Erde für mich und ich nehme es mir
nicht zu Herzen. Nimm mich lieber aus dieser Welt, als
daß ich je einmal schwer sündige. -
Gekreuzigter Herr Jesus Christus!
Erbarme Dich unser!
4. Station:
Jesus begegnet Seiner Mutter.
Wir beten Dich an, Herr Jesus Christus, und sagen Dir
Dank. Denn durch Dein heiliges Kreuz hast Du die ganze
Welt erlöst.
Die Mutter! Zwei heilige Seelen begegnen sich im größten
Leid: Jesus, der von der Sünde nichts wußte und die
Mutter, die voll der Gnade ist. Das Geheimnis des
unverschuldeten Leidens! Mutter und Sohn sind aber im
Leiden nicht irre geworden am Vater im Himmel. Sie
fragen nicht nach dem Warum. Vor Gott muß unser Murren
verstummen und der Hader muß schweigend in gefaltete
Händen gelegt werden. Gott ist die Liebe, ob er wohl-
oder wehtut. Nun wissen wir, daß der Herr und Seine
Mutter uns in jedem Leid verstehen, weil sie alles
durchgemacht haben. - Herr, Du hast in Deiner Begegnung
mit der Mutter Trost gefunden. Ich darf mich an sie, als
Trösterin der Betrübten, wenden. Lehre mich, liebevoll
Rücksicht zu nehmen auf die Leiden der Menschen.
Gekreuzigter Herr Jesus Christus!
Erbarme Dich unser!
5. Station:
Simon von Cyrene hilft Jesus das Kreuz tragen.
Wir beten Dich an, Herr Jesus Christus, und sagen Dir
Dank. Denn durch Dein heiliges Kreuz hast Du die ganze
Welt erlöst.
Als der Herr Wunder über Wunder wirkte an Kranken und
Toten, als Er Brot vermehrte und Kinder segnete, drängte
sich alles Volk an Ihn heran. Jetzt im Leiden, ist es
still um Ihn geworden. Er ist verlassen vom Vater im
Himmel, von Seinen Freunden und von Seinem Volke. "Nur
Schmähung und Leid hat Mein Herz zu erwarten, da schau
Ich aus, ob jemand Mitleid habe, niemand ist da; einen
Tröster such' Ich, keinen find' Ich." Jesus will auf
Simon von Cyrene angewiesen sein. Die Allmacht läßt sich
helfen. Es ist die größte Ehre, die Gott uns Menschen
erweisen konnte, daß Er uns zur Mitarbeit beruft. In
jedem leidenden Menschen schaut uns das Bild des
kreuztragenden Herrn an. Wieviel Gelegenheit habe ich,
meine Liebe zu Gott im Dienst am Nächsten zu beweisen.
Es ist leichter, zu geben, als zu empfangen. - Herr
öffne mir den Blick für das Leid meiner Mitmenschen.
Lasse mich nicht herzlos, vorübergehen am Schicksal der
Armen.
Gekreuzigter Herr Jesus Christus!
Erbarme Dich unser!
6. Station:
Veronika reicht Jesus das Schweißtuch.
Wir beten Dich an, Herr Jesus Christus, und sagen Dir
Dank. Denn durch Dein heiliges Kreuz hast Du die ganze
Welt erlöst.
Aus der Reihe der teilnahmslosen Menschen tritt Veronika
mit einem Schweißtuch vor den Herrn. Dafür erhält sie
das Bild des Meisters zurück. Es ist aber ein Bild des
blutigen Leidens. So ist der Herr. Wenn wir Ihm etwas
schenken, lohnt Er es vielmals zurück; Gott dankt den
Menschen. Gott will auch durch mich den Menschen danken.
Gott übersieht und überhört und übergeht keinen Dienst
helfender Liebe. - Herr, Du hast uns berufen, Deinem
Bilde ähnlich zu werden. Präge Dein Bild tief in mich
ein und zeige mir, wie schön und wichtig es ist, zu
danken.
Gekreuzigter Herr Jesus Christus!
Erbarme Dich unser!
7. Station:
Jesus fällt zum zweitenmal unter dem
Kreuz.
Wir beten Dich an, Herr Jesus Christus, und sagen Dir
Dank. Denn durch Dein heiliges Kreuz hast Du die ganze
Welt erlöst.
Mensch sein heißt: schwach sein. Ich bereue meine Sünden
und falle wieder in dieselben zurück. Was der Mensch
heute anbetet, kann er morgen schon wieder verleugnen.
Wegen meiner vielen rückfälligen Sünden fällt der Herr
zum zweitenmal. Der immer sich wiederholende Kampf und
die Plage macht mich schnell müde und verzagt. Das wußte
der Herr; so wollte Er auch dies durchmachen. Er hebt
mich immer wieder auf. Was bliebe meiner Seele noch,
wenn ich Ihn nicht mehr hätte! - Herr, bewahre mich vor
mir selber, denn wenn Du mir die Gnade nicht gibst, bin
ich zu allem fähig.
Gekreuzigter Herr Jesus Christus!
Erbarme Dich unser!
8. Station:
Jesus und die weinenden Frauen von
Jerusalem.
Wir beten Dich an, Herr Jesus Christus, und sagen Dir
Dank. Denn durch Dein heiliges Kreuz hast Du die ganze
Welt erlöst.
Bis jetzt hat der Herr nichts gesagt auf dem Kreuzweg:
weder eine Klage noch eine Frage. Er redet nicht von
Sich, von Seinen Leiden. Seine Gedanken sind vielmehr
bei uns. Beim Anblick der weinenden Frauen löst Er das
Schweigen: "Weinet nicht über Mich, weinet über euch,
über eure Kinder." Jesus will nicht Mitleid, fromme
Gefühle, schöne Worte. Es kommt auf die Tat an. Wir
wollen über die Leiden des Volkes, um die Sünder und
Sünde weinen. Die Sünde ist schuld an Seinem Leiden. Vor
Jerusalem weint der Herr wegen der verschmähten Liebe
und der verlorenen Gnaden. - Herr, muß es Dich reuen,
mich erschaffen, erlöst zu haben und für mich das Blut
vergossen zu haben? Was denkst Du von mir? Bringe aus
der Härte meines Herzens die Tränen der Reue hervor, daß
ich meine Sünden beweine.
Gekreuzigter Herr Jesus Christus!
Erbarme Dich unser!
9. Station:
Jesus fällt zum drittenmal unter dem
Kreuz.
Wir beten Dich an, Herr Jesus Christus, und sagen Dir
Dank. Denn durch Dein heiliges Kreuz hast Du die ganze
Welt erlöst.
Mit der Größe und Zahl meiner Sünden wächst das Leiden
des Herrn. Er sieht die Sünden aller Menschen zu allen
Zeiten, an allen Orten und das vielfache "Umsonst"
Seines Blutvergießens. Als der Herr kam, nahmen Ihn die
Seinigen nicht auf und es fand sich kein Platz in der
Herberge. Viele Herzen blieben verschlossen gegenüber
Seiner Frohbotschaft. Gegen Jerusalem muß Er die Klage
und Anklage erheben, du hast nicht gewollt. Wie gerne
wäre der Herr hier liegen geblieben, um endlich einmal
auszuruhen, aber Sein drängendes Herz ließ Ihm keine
Ruhe. Die wahre Liebe will nicht Halt machen mitten auf
dem Wege. Jesus will mich nicht als verloren aufgeben.
Er unternimmt den letzten Versuch. - Herr, ich danke
Dir, daß Du nicht irre geworden bist an meiner
bisherigen Untreue. Sei wegen Deines heiligen Blutes
barmherzig zu allen Menschen, auch zu jenen, die die
Finsternis mehr lieben als das Licht.
Gekreuzigter Herr Jesus Christus!
Erbarme Dich unser!
10. Station:
Jesus wird Seiner Kleider beraubt.
Wir beten Dich an, Herr Jesus Christus, und sagen Dir
Dank. Denn durch Dein heiliges Kreuz hast Du die ganze
Welt erlöst.
Bei der Menschwerdung hat der Herr das Kleid der
Herrlichkeit, das Ihm der Vater von Ewigkeit her
gegeben, abgelegt und hat Knechtsgestalt angenommen.
Jetzt gibt Er das Gewand noch her, das Ihm die eigene
Mutter gewoben. So gab Er alles, was Er vom Vater und
von der Mutter hatte. Sein ganzes Erbteil, um uns damit
auszustatten: das hochzeitliche Gewand der Gnade! Er hat
alles gegeben, Er darf auch alles fordern: eine Liebe
aus allen Kräften, aus ganzer Seele und aus ganzem,
ungeteiltem Herzen. Der Herr mag keine geteilten Herzen.
- Herr, Deine Wunden bluten aufs neue! Durch Deine
Wunden werden wir geheilt. Hilf mir, Dich endlich so zu
lieben, wie Du geliebt zu werden verdienst.
Gekreuzigter Herr Jesus Christus!
Erbarme Dich unser!
11. Station:
Jesus wird an das Kreuz genagelt.
Wir beten Dich an, Herr Jesus Christus, und sagen Dir
Dank. Denn durch Dein heiliges Kreuz hast Du die ganze
Welt erlöst.
Als der Herr Mensch wurde, hatte Jerusalem keinen Platz
und keine Zeit und keine Liebe für Ihn. Zum Sterben
hängt man Ihn an ein Kreuz zwischen Himmel und Erde. Er
hatte nichts, worauf Er Sein Haupt hätte legen können.
Seine segnenden Hände ruhen nun an den Nägeln, Seine
Liebe aber kann nicht ausgelöscht und unmöglich gemacht
werden. Er wird mit den Lippen bald nichts mehr sagen
können, dafür sprechen Seine Wunden und Sein Blut! "Wenn
ich am Kreuz erhöht bin, werde ich alles an mich ziehen"
(Joh 12, 32). Nägel und Wunden sind Werk meiner Sünden.
- Herr, ich verberge mein Angesicht in die Hände und
bereue tief meine Schuld! Mir kommt nun das Wort des
Völkerapostels in den Sinn: "Alle jene, die schwer
sündigen, kreuzigen für sich aufs neue den Sohn Gottes!"
Gekreuzigter Herr Jesus Christus!
Erbarme Dich unser!
12. Station:
Jesus stirbt am Kreuz.
Wir beten Dich an, Herr Jesus Christus, und sagen Dir
Dank. Denn durch Dein heiliges Kreuz hast Du die ganze
Welt erlöst.
Wie merkwürdig! Der Herr nennt sich "das Leben" und
will, "daß alle durch Ihn das Leben in Überfülle haben"
- und stirbt! Das Samenkorn ist in die Erde gefallen und
bringt viele Frucht: die Erlösung im Kostbaren Blute!
Der am Holze siegte, sollte auch am Holze besiegt
werden! Vom Baum im Paradies kam der Tod, vom
Kreuzesbaum kommt das Leben. Der Ungehorsam des ersten
Adam ist gesühnt durch das Opfer des Gehorsams des
zweiten Adam: Jesus Christus. Unser Tod ist durch Seinen
Tod verklärt: Er ist eine Reliquie in Ihm. - Herr, nun
bist Du verblutet! Dein Kostbares Blut wird aber für
mich "der Strom des lebendigen Wassers ins ewige Leben".
Ich kann nur danken.
Gekreuzigter Herr Jesus Christus!
Erbarme Dich unser!
13. Station:
Jesus wird vom Kreuze abgenommen.
Wir beten Dich an, Herr Jesus Christus, und sagen Dir
Dank. Denn durch Dein heiliges Kreuz hast Du die ganze
Welt erlöst.
Der Karfreitag des Herrn ist zu Ende. Man nimmt den
Leichnam vom Kreuze und legt ihn in die Arme Mariens.
Maria verehrt die heiligen Wunden und das Kostbare Blut.
Die Einsicht des Hauptmanns und die Reue des Volkes
kommen zu spät. Jetzt sprechen die Elemente der Natur:
die Felsen, die bebende Erde, die verfinsterte Sonne und
der Tempelvorhang. Was denke ich unter dem Kreuze meines
Herrn? Ich bete Sein heiliges Blut an. Meine Karwoche
dauert noch an, aber auch ich werde einmal vom Kreuz des
Lebens und des Berufes abgenommen. Es geht alles vorüber
- nur die Ewigkeit nicht. Maria blieb ihrem Gelübde,
Magd des Herrn zu sein, treu. Still und wortlos hat sie
ausgehalten. solange der Vater wollte. - Herr, lehre
mich immer mehr, einzusehen, daß es nur auf den Willen
des Vaters ankommt. Wenn ich mein "Ja" zu ihm spreche,
dann darf ich von Liebe zu Dir sprechen, sonst nicht.
Gekreuzigter Herr Jesus Christus!
Erbarme Dich unser!
14. Station:
Jesus wird ins Grab gelegt.
Wir beten Dich an, Herr Jesus Christus, und sagen Dir
Dank. Denn durch Dein heiliges Kreuz hast Du die ganze
Welt erlöst.
Nun ist es ganz still geworden. Wenige Getreue tragen
den Herrn zu Grab. Die Hoffnung selber steigt nun nieder
in die Hoffnungslosigkeit des Grabes. Nun gibt es keine
Hoffnungslosigkeit mehr auf Erden. Über diesem Zug liegt
ein stiller Friede: der Friede siegreicher Vollendung.
Bald kommt die Zeit der Herrlichkeit, denn das Grab ist
nicht die letzte Stätte und der Tod nicht das letzte
Wort, sondern die Auferstehung und das Leben. "Wenn wir
mit Christus leiden und in den Tod gehen, werden wir
auch mit ihm auferstehen und verherrlicht werden." -
Herr, das Felsengrab, in welchem Du ruhst, ist nun der
Tabernakel; dort darf ich Deinen heiligsten Leib und
Dein Kostbares Blut anbeten, ja, ich darf durch den
Besitz Deiner Erlösungsgnaden selber ein lebendiger
Tempel sein. Noch ist der Weg zum ewigen Leben eng und
die Pforte schmal, aber Dein Kostbares Blut wird mich
retten. Gehe Du mit mir den Kreuzweg meines Lebens, dann
finde ich heim zum Vater.
Gekreuzigter Herr Jesus Christus!
Erbarme Dich unser!
(So oft man in reumütiger Gesinnung und ordnungsgemäß
den hl. Kreuzweg betend geht, gewinnt man einen
vollkommenen Ablaß; einen weiteren vollkommenen Ablaß,
wenn man an demselben Tage zum Tische des Herrn geht.)
Vollkommener Ablass für den Kreuzweg
Demjenigen Christgläubigen, der die fromme Übung der
Kreuzwegandacht verrichtet, wird ein VOLLKOMMENER Ablass
gewährt. In der Kreuzwegandacht wird der Schmerzen
gedacht, die unser Göttlicher Erlöser auf seinem Weg vom
Haus des Pilatus, wo Er zum Tode verurteilt wurde, bis
zum Kalvarienberg, wo Er zu unserem Heil am Kreuz
gestorben ist, erlitten hat. Für die Gewinnung des
vollkommenen Ablasses gilt:
1.
Die Andacht muss an den dafür vorgesehenen
Kreuzwegstationen verrichtet werden.
2.
Zur Errichtung eines Kreuzweges sind 14 Kreuze
erforderlich, denen meist Tafeln oder Bilder beigefügt
werden, welche die Leidensstationen von Jerusalem
darstellen.
3.
Üblicherweise gehört zum Kreuzweg die Lesung von 14
Schriftstellen, auf welche jeweils Gebete folgen. Zum
geistlich fruchtbaren Vollzug der Kreuzwegandacht genügt
aber auch die Betrachtung des Leidens und Sterbens des
Herrn, OHNE dass jeweils ausdrücklich die einzelnen
Stationsgeheimnisse berücksichtigt werden.
4.
Zur Verrichtung der Kreuzwegandacht gehört das Gehen von
der einen zur nächsten Station. Wenn beim gemeinsamen
(öffentlichen) Vollzug nicht alle Teilnehmer ohne
Schwierigkeiten mitgehen können, genügt es, wenn der
Vorbeter sich zu den einzelnen Stationen begibt und die
übrigen an ihren Plätzen bleiben.
5.
Gläubigen, denen der Mitvollzug der Kreuzwegandacht aus
einsichtigem Grund nicht möglich ist, können denselben
Ablass gewinnen, wenn sie in geistlicher Lesung und
Betrachtung des Leidens und Sterbens unseres Herrn Jesus
Christus wenigstens eine gewisse Zeit (Viertelstunde)
verharren.
6.
Der Kreuzwegandacht können – im Hinblick auf die
Ablassgewährung – auch andere von der kirchlichen
Autorität approbierte fromme Übungen entsprechen, die
dem Gedächtnis des Leidens und Sterbens unseres Herrn
dienen und gleichfalls in 14 Stationen aufgebaut sind.
7.
Für die
Orientalen, die diese Übung der Kreuzwegandacht nicht
kennen, können die Patriarchen zur Gewinnung dieses
Ablasses eine andere Frömmigkeitsform zum Gedächtnis an
das Leiden und Sterben unseres Herrn Jesus Christus
bestimmen.
Der heilige Kreuzweg
Aus dem
antiquarischen Buch
Geistliches Senfkörnlein
1869
Betrachtung des bitteren Leidens und
Sterbens Jesu Christi.
Der
heilige Kreuzweg
welchen unser Herr und Heiland Jesus Christus mit dem
Kreuz beladen vom Richterhaus des Pilatus bis auf den
Kalvarienberg gegangen ist.
Vorbereitungsgebet.
Ich
armer sündiger Mensch falle auf meine Knie zur Erde
nieder und in tiefster Demut bete ich meinen Herrn und
Gott an. An Dich glaube ich, auf Dich hoffe ich, Dich
liebe ich über alles und darum ist
mir
von Herzen leid, weil ich Dich, das höchste, unendlich
liebenswürdigste Gut, jemals beleidigt habe. Zu Deiner
grösseren Ehre, zu meinem Heil und zur Erlangung aller
heiligen Ablässe, die für die heilige Kreuzwegandacht
verliehen worden sind, will ich diese Andacht jetzt
vornehmen, und mit Deiner Gnade würdig vollenden.
Erste Station
Jesus wird zum Tode verurteilt.
Ich
bete Dich an, o Herr Jesus Christus, und benedeie Dich,
denn durch Dein heiliges Kreuz und Dein unschuldiges
Sterben hast Du uns, und die ganze Welt erlöst.
Betrachtung.
Der
unschuldige Jesus, der niemals ein Übel getan, der wird
zum Tode
verurteilt und zwar zum schmählichsten Tod am Kreuz;
damit Pilatus für einen Freund des Kaisers gehalten
werde, übergibt er Jesum dem Willen seiner Feinde, damit
sie ihn nach Belieben töten könnten. Eine entsetzliche
Lastertat, die Unschuld zum Tode verdammen und Gott
missfallen, damit man den Menschen gefalle.
Anmutung.
Ach
unschuldigster Jesus, ich habe gesündigt, und den Tod
verschuldet, damit ich aber lebe, nimmst Du das
Todesurteil willig an. Wie soll ich denn künftig leben
können, als Dir allein, o Jesus? Solange ich den
Menschen zu gefallen suche, kann ich Dein Diener nicht
sein, und so will ich denn den Menschen und der Welt
missfallen, damit ich Dir gefalle. Amen.
Vater unser. Ave Maria.
Gekreuzigter Herr Jesus! erbarme
Dich meiner.
Zweite Station.
Jesus nimmt das Kreuz auf seine Schultern.
Ich
bete Dich an, o Herr Jesus Christus, und benedeie Dich,
denn durch Dein heiliges Kreuz und Dein unschuldiges
Sterben hast Du uns, und die ganze Welt erlöst.
Betrachtung.
Als
Jesus das Kreuz erblickte, hat er nach demselben mit
grösster Begierde seine blutigen Arme ausgestreckt, hat
es liebreich umfangen, herzlich geküsst und mit Freude
auf seine Schultern genommen; und obwohl er schon
todmüde gewesen, hat er doch gefrohlockt, gleich einem
Riesen seinen Weg zu laufen.
Anmutung.
Sollte ich wohl ein Freund Jesu Christi sein können,
wenn
ich
ein Feind des Kreuzes bin? O liebes, o gutes Kreuz, ich
umfange Dich, ich küsse Dich, ich nehme Dich mit Freuden
von der Hand Gottes an. Es sei fern von mir, dass ich
mich in etwas rühme, als im Kreuz. Durch dieses soll mir
die Welt und ich der Welt gekreuzigt sein, damit ich, o
Jesus, allein Dein sei. Amen.
Vater unser. Ave Maria.
Gekreuzigter Herr Jesus, erbarme Dich meiner.
Dritte Station.
Jesus fällt das erste Mal unter dem Kreuz.
Ich
bete Dich an, o Herr Jesus Christus, und benedeie Dich,
denn durch Dein heiliges Kreuz und Dein unschuldiges
Sterben hast Du uns, und die ganze Welt erlöst.
Betrachtung.
Als
der liebe Heiland das Kreuz auf den Schultern daher
trug, wurde er durch dessen Schwere zu Boden gedrückt
und er tat einen schmerzlichen Fall. Nämlich meine
Sünden und Missetaten sind wie eine schwere Last auf ihn
überhäuft worden und haben ihn zu Boden gedrückt. Eine
leichte und süsse Bürde war ihm das Kreuz, eine schwere
und fast unerträgliche Last waren ihm unsere Sünden.
Anmutung.
O
mein Jesus, Du hast meine Bürde auf Dich genommen und
die schwere Last meiner Sünden getragen, warum soll denn
nicht auch ich Dein Joch
auf mich nehmen,
damit wir also einer
des
andern
Last
tragend,
das
Gesetz erfüllen. Dein Joch ist süss und Deine Bürde ist
leicht, darum trage ich
es
gerne, und nehme auch willig mein Kreuz auf mich und
folge Dir
nach. Amen.
Vater unser. Ave Maria.
Gekreuzigter Herr Jesus, erbarme Dich meiner.
Vierte Station.
Jesus begegnet seiner betrübten
Mutter.
Ich
bete Dich an, o Herr Jesus Christus, und benedeie Dich,
denn durch Dein heiliges Kreuz und Dein unschuldiges
Sterben hast Du uns, und die ganze Welt erlöst.
Betrachtung.
Was
muss das für ein trauriger
Anblick gewesen sein, da die schmerzhafte Mutter Maria
ihren liebsten Sohn Jesum Christum das schwere Kreuz
daher tragen gesehen hat? Was für unaussprechliche
Schmerzen wird sie in ihrem Herzen empfunden haben? Sie
verlangte entweder für Jesus oder mit Jesus zu sterben.
Bitte daher die schmerzhafte Mutter, dass sie auch Dir,
mein Christ, bei Deinem Hinscheiden gnädig begegnen
wolle.
Anmutung.
O
Jesus, o Maria, ihr betrübteste
Herzen! ich bin die Ursache eurer so grossen und vielen
Schmerzen. Ach, dass auch mein Herz mit Schmerzen
erfüllt würde. O betrübteste, schmerzhafte Mutter, teile
mit mir Deine Schmerzen und lass mich Dein Herzeleid
empfinden, damit ich mit
Dir
trauere und komme auch mir entgegen in der letzten Not
bei meinem Absterben. Amen.
Vater unser. Ave Maria.
Gekreuzigter Herr Jesus, erbarme Dich meiner.
Fünfte Station.
Simon von Cyrene hilft Jesus
das
Kreuz tragen.
Ich
bete Dich an, o Herr Jesus Christus, und benedeie Dich,
denn durch Dein heiliges Kreuz und Dein unschuldiges
Sterben hast Du uns, und die ganze Welt erlöst.
Betrachtung.
Simon von Cyrene wird gezwungen, dem
todschwachen
Jesus das Kreuz tragen zu helfen
und
Jesus
nimmt ihn als einen Mitgehilfen, als einen Gespan
des
Kreuzes
an.
O wie gern würde er auch Dich, mein Christ, als
ebensolchen Weggefährten annehmen, wenn Du nur wolltest!
Er ruft Dich, aber Du gibst ihm kein Gehör, er ladet
Dich ein, aber Du weigerst Dich. Schäme Dich, dass Du
Dein Kreuz nur auf gezwungene Weise trägst.
Anmutung.
O
Jesus, der Dein Kreuz nicht auf sich nimmt und Dir nicht
nachfolgt, ist Deiner nicht wert, ich will Dir demnach
das Kreuz tragen helfen, ich will Dir auf dem Kreuzesweg
einen Gefährten und Gespan abgeben, in Deine blutigen
Fussstapfen will ich eintreten und Dir nachfolgen, damit
ich zu Dir einst in die ewige Herrlichkeit möge
aufgenommen werden. Amen.
Vater unser, Ave Maria.
Gekreuzigter Herr Jesus ! erbarme
Dich meiner.
Sechste Station.
Veronika reicht Jesus das Schweisstuch dar.
Ich
bete Dich an, o Herr Jesus Christus, und benedeie Dich,
denn durch Dein heiliges Kreuz und Dein unschuldiges
Sterben hast Du uns, und die ganze Welt erlöst.
Betrachtung.
Veronika reicht
Jesus
aus
Andacht und Mitleid den Schleier ihres Hauptes als ein
Schweisstuch hin, damit er sein
todbleiches, verspieenes
und
blutiges Angesicht möchte abtrocknen,
er
aber hat in dieses das Bildnis seines allerheiligsten
Angesichtes eingedrückt. Ein kleiner Dienst, aber eine
grosse Belohnung.
Welchen Dienst und Dank für so grosse und so viele
Wohltaten erweisest Du, mein Christ, Deinem göttlichen
Heiland?
Anmutung.
O
Jesus, was soll ich Dir vergelten für alles, was Du mir
und für mich getan? Siehe, ich übergebe mich Dir ganz
und gar zu Deinem Dienst, Dir opfere ich mein Herz,
drücke Dein Bildnis tief in dasselbe hinein, damit
dasselbe in Ewigkeit nicht mehr ausgelöscht werden
könne. Amen.
Vater unser, Ave Maria,
Gekreuzigter Herr Jesus, erbarme Dich meiner.
Siebte Station.
Jesus fällt das zweite Mal unter dem Kreuz.
Ich
bete Dich an, o Herr Jesus Christus, und benedeie Dich,
denn durch Dein heiliges Kreuz und Dein unschuldiges
Sterben hast Du uns, und die ganze Welt erlöst.
Betrachtung.
Es
liegt der schmerzensvolle Jesus abermals unter der
schweren Last des Kreuzes und mit seinem allerheiligsten
Angesicht zur Erde; dennoch wird ihm von den
unbarmherzigen Henkersknechten nicht ein Augenblick
auszuruhen vergönnt, er wird wie ein Lasttier vom Boden
aufgepeitscht und fortgetrieben. Solche Beschwernis
machen also Jesus meine Sünden und ich sollte noch
ferner Lust haben zu sündigen?
Anmutung.
O
Jesus, erbarme Dich meiner, reiche
mir
Deine barmherzigen Hände und
unterstütze mich, dass ich nicht mehr in die alten
Sünden zurückfalle. Ich will jetzt einmal vollen Ernst
machen und mich vor der Sünde hüten. Du mein Jesus,
stärke mich mit Deiner Gnade, dass ich meinen Vorsatz
nie mehr brechen möge. Amen.
Vater unser. Ave Maria.
Gekreuzigter Herr Jesus, erbarme Dich meiner.
Achte
Station.
Jesus redet die weinenden
Töchter von Jerusalem an.
Ich
bete Dich an, o Herr Jesus Christus, und benedeie Dich,
denn durch Dein heiliges Kreuz und Dein unschuldiges
Sterben hast Du uns, und die ganze Welt erlöst.
Betrachtung.
Das
andächtige Frauenvolk weint über den leidenden Heiland,
er aber wendet sich zu ihnen und sagt: weinet nicht über
mich, der ich unschuldig bin, sondern weinet über euch
und eure Kinder, welche schuldig sind, über die
begangenen Sünden weinet. So weine denn auch Du, es ist
Christo nichts angenehmer und Dir nichts nützlicher als
die Zähren, welche aus Reue über die begangenen Sünden
vergossen werden.
Anmutung.
O
Jesus, wer wird meinem Haupt Wasser und meinen Augen
genug Tränen geben, dass ich Tag und Nacht meine Sünden
beweine? Ich bitte Dich durch Deine blutigen und
bitteren Zähren, die unseretwegen vergossen, verleihe
mir die Gnade, dass ich mein ganzes Leben hindurch meine
Sünden recht bereuen möge, und über dieselben bittere
Zähren vergiesse, damit Dein Leiden auch an mir armen
Sünder zum ewigen Heil werden könne. Amen.
Vater unser. Ave Maria.
Gekreuzigter Herr Jesus, erbarme Dich meiner!
Neunte Station.
Jesus fällt zum dritten Mal unter das Kreuz.
Ich
bete Dich an, o Herr Jesus Christus, und benedeie Dich,
denn durch Dein heiliges Kreuz und Dein unschuldiges
Sterben hast Du uns, und die ganze Welt erlöst.
Betrachtung.
Nachdem der abgemattete Jesus mit dem Kreuz am
Kalvarienberg angelangt war, ist er abermals zu Boden
gefallen, und es wäre kein Wunder
gewesen, wenn
er
sein heiligstes
Haupt
ganz und gar zerquetscht hätte, doch aber wird solches
nicht zerschlagen, denn seine Liebe zu uns war
deswegen
noch nicht zu Ende. Was muss es doch für eine
entsetzliche und schwere Last um die Sünde sein? Jesus
drücken sie so oft zu Boden, und mich, wenn nicht
Jesus
gewesen
wäre, hätten sie gar in den höllischen Abgrund hinunter
gestürzt.
Anmutung.
O
barmherzigster Jesus, Dir sei unendlicher Dank gesagt,
dass Du mich nicht in Sünden hast liegen lassen, und wie
ich wohl verdient, mich in die Tiefe der Hölle hast
fallen lassen. Entzünde in mir einen neuen Eifer zum
Guten, erhalte mich beständig in Deiner Gnade, damit ich
nimmermehr falle, sondern im Guten bis ans Ende
standhaft verharren möge. Amen.
Vater unser. Ave Maria.
Gekreuzigter Herr Jesus, erbarme Dich meiner!
10 Station.
Jesus wird Seiner Kleider entblösst.
Ich
bete Dich an, o Herr Jesus Christus, und benedeie Dich,
denn durch Dein heiliges Kreuz und Dein unschuldiges
Sterben hast Du uns, und die ganze Welt erlöst.
Betrachtung.
Es
werden dem lieben Heiland seine Kleider ausgezogen, oder
vielmehr hinweggerissen.
Ach
mit
welch grossen Schmerzen! mit den Kleidern, welche in den
Wunden und Blut angeklebt waren, wird auch die Haut mit
hinweggerissen und alle Wunden
erneuert. Die
Kleider
werden ihm ausgezogen,
damit er nackt
und
entblösst
sterben
sollte. So musste der göttliche Heiland wohl noch viel
schmerzlicher
sterben;
gut
aber
werde
ich
sterben, wenn
ich
den
alten Menschen
samt
seinen
bösen Begierlichkeiten
werde ausgezogen
haben.
Anmutung.
Es
geschehe, o Jesus, dass ich den alten Menschen aus und
einen Neuen anziehe,
welcher
nach Deinem Wohlgefallen, Wunsch und Willen ist. Sollte
es mir auch noch so schmerzlich und empfindlich
vorkommen, so will ich doch meinen Leib nicht schonen,
von allem Irdischen und Zeitlichem entblösst, verlange
ich zu sterben, damit ich mit Dir ewig
lebe.
Amen.
Vater unser. Ave Maria.
Gekreuzigter Herr Jesus, erbarme Dich meiner!
Elfte Station.
Jesus wird an das Kreuz genagelt.
Ich
bete Dich an, o Herr Jesus Christus, und benedeie Dich,
denn durch Dein heiliges Kreuz und Dein unschuldiges
Sterben hast Du uns, und die ganze Welt erlöst.
Betrachtung.
Nachdem Jesus seiner Kleider entblösst worden ist, wird
er am Kreuz peinlichst ausgestreckt und mit Händen und
Füssen an dasselbe genagelt. O Schmerzen! o Marter! o
Pein! und Jesus schweigt, weil es dem himmlischen Vater
also gefallen; er überträgt es mit Geduld, weil er mir
zu Liebe leidet. Wie verhältst Du Dich in Kreuz und
Leiden? Was für eine Ungeduld erzeigest Du? Was für
Klagen führst Du?
Anmutung.
O
geduldigstes Lämmlein Jesus! ich verwerfe und verfluche
meine Unvollkommenheiten und Ungeduld. Nimm mich hin,
kreuzige mein Fleisch mit seinen Begierlichkeiten und
Laster, schneide, brenne, kreuzige in diesem Leben, wie
Du willst, auf dass Du mich ewig verschonest. Ich
übergebe mich Dir völlig, in allem geschehe Dein
allerheiligster Wille.
Vater unser. Ave Maria.
Gekreuzigter Herr Jesus, erbarme Dich meiner!
Zwölfte Station.
Jesus wird erhöht und stirbt am Kreuz.
Ich
bete Dich an, o Herr Jesus Christus, und benedeie Dich,
denn durch Dein heiliges Kreuz und Dein unschuldiges
Sterben hast Du uns, und die ganze Welt erlöst.
Betrachtung.
Siehe Jesus am Kreuz, da hängt er nackt und bloss, jetzt
kannst Du sehen die Wunden, so er aus Liebe für Dich
empfangen hat. Die ganze Gestalt des gekreuzigten Jesus
ist voll der Liebe. Das Haupt ist geneigt, Dich zu
küssen, die Arme sind ausgespannt, Dich zu umfangen, das
Herz ist offen, Dich
einzuschliessen.
O
was ist das für eine Liebe? Jesus stirbt am Kreuz,
damit der
sündige Mensch lebe, und vom
ewigen Tod
erlöst
werde.
Anmutung.
O
allerliebster Jesus! wer wird mir geben, dass auch ich
aus Liebe
zu
Dir
sterben möge? Lass mich wenigstens der Welt gänzlich
absterben. O wie wird mir diese Welt samt ihren
Eitelkeiten zum Ekel und Überdruss, wenn ich Dich nackt
und bloss am Kreuz hängen sehe. Nimm mich, o Jesus, in
Dein geöffnetes Herz hinein, Dir will ich ganz und gar
angehören. Nicht anders als Dir zu leben und
zu
sterben verlange ich.
Vater unser. Ave Maria.
Gekreuzigter Herr Jesus, erbarme Dich meiner!
Dreizehnte Station.
Jesus wird vom Kreuz abgenommen
und in den Schoss Mariens gelegt.
Ich
bete Dich an, o Herr Jesus Christus, und benedeie Dich,
denn durch Dein heiliges Kreuz und Dein unschuldiges
Sterben hast Du uns, und die ganze Welt erlöst.
Betrachtung.
Vom
Kreuz wollte Jesus nicht herabsteigen, sondern ist an
demselben verharrt bis zum Ende; da er aber nach seinem
Tod vom Kreuz herabgenommen wurde, hat er wie einst
lebendig, also auch tot in den jungfräulichen Schoss
Mariä, seiner liebsten Mutter, liegen wollen.
Sei
beständig im Guten und lass nicht vom Kreuz; wer
verharrt bis ans Ende, der wird selig werden.
Bedenke ferner,
wie
rein, wie keusch jenes Herz sein muss, in welches der
zarte Fronleichnam
Jesus
Christi im
allerheiligsten Sakrament des Altars
empfangen wird.
Anmutung.
O
Jesus, ich bitte Dich demütigst, lass mich von Deinem
Kreuz nicht abnehmen; ich verlange an demselben
zu
leben und
zu
sterben. Erschaffe in mir ein reines Herz, damit ich
mittels der heiligen Kommunion Deinen allerheiligsten
Leib würdig empfangen möge, auf dass Du in mir und ich
in Dir verbleibe und nimmermehr von Dir abgesondert
werde. Amen.
Vater
unser.
Ave
Maria.
Gekreuzigter Herr
Jesus,
erbarme
Dich meiner!
Vierzehnte Station.
Der Leichnam Jesu wird ins Grab gelegt.
Ich
bete Dich an, o Herr Jesus Christus, und benedeie Dich,
denn durch Dein heiliges Kreuz und Dein unschuldiges
Sterben hast Du uns, und die ganze Welt erlöst.
Betrachtung.
Es
wird der Leichnam Jesus in ein fremdes Grab gelegt. Er,
der nicht so viel hatte, wohin er sein Haupt hätte legen
können, hatte auch nicht einmal auf der Welt ein Grab,
weil er nämlich von dieser Welt nicht war. Du, der Du so
viel von dieser Welt hast, bist Du nicht von dieser
Welt? Verachte die Welt, damit Du mit derselben nicht zu
Grunde gehest.
Anmutung.
O
Jesus, Du hast mich auserwählt von der Welt, was soll
ich denn in der Welt suchen? Du hast mich zum Himmel
erschaffen, was soll ich denn in der Welt verlangen?
Fern sei von mir, o Welt mit Deinen Eitelkeiten, auf dem
Kreuzweg, welchen mir mein Heiland und Erlöser mit
seinen gebenedeiten Fussstapfen gebahnt, werde ich
meinem Vaterland, dem Himmel, zuwandern, dort soll meine
Wohnung sein in Ewigkeit. Amen.
Vater unser. Ave Maria.
Gekreuzigter Herr Jesus, erbarme Dich meiner!
Aufopferung.
O
gütigster Jesus, ich sage Dir
demütigsten
Dank für
die
grosse Barmherzigkeit, welche Du mir auf diesem Kreuzweg
verliehen hast.
Ich
opfere Dir denselben auf zur Verzeihung meiner Sünden
und Nachlassung der verdienten Strafen, zur Hilfe und
zum Trost der armen Seelen im Fegfeuer. Endlich bitte
ich Dich, o Jesus, Du wollest Dein allerheiligstes
kostbares Blut, Dein Leiden und Sterben an mir nicht
lassen verloren werden. Amen.
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geheime Leiden und Schmerzen unseres
Herrn Jesus Christus |