Der Antichrist
Genaues über den Antichrist nach
der Überlieferung, der Hl. Schrift und der
Privat-Offenbarung
von Prof. Franz Spirago alias Konzionator
Neu
herausgegeben von L. Kiser © Copyright
Alle Rechte beim
Herausgeber. Auch auszugsweise Veröffentlichung in
Presse, Funk und Fernsehen nur nach schriftlicher
Genehmigung. Nihil obstat. Prag 1921
Vorwort
Gleichwie die
Juden zur Zeit Christi aus den Weissagungen der
Propheten schließen konnten, wo und wann der Messias
geboren werden wird, welche Wunder er wirken, welche
Wirksamkeit er entfalten und welchen Todes er sterben
wird, so wissen auch wir aus der Apokalypse des hl.
Evangelisten Johannes und aus den Schriften der
Propheten vieles über den Antichrist ganz genau, z.B.
über sein Wirken, seine Wunder, seinen Untergang usw.
Die ersten Christen schienen aber über ihn noch mehr und
genauere Daten
von den Aposteln erfahren zu haben, wie aus dem Brief
des hl. Paulus 2 Thess 2,7 zu entnehmen ist. Diese Daten
sind offenbar durch mündliche Überlieferung den Schülern
der Apostel und den hl. Kirchenvätern zur Kenntnis
gekommen und von diesen niedergeschrieben worden.
Beachtenswert ist es, daß diese Aussagen der hl. Väter
in vielen Punkten miteinander übereinstimmen. Auch
erklären die hl. Väter mitunter ausdrücklich, daß ihre
Aussagen von den hl. Aposteln und deren Schüler stammen.
Es möge niemand sagen, die Abhandlung über den
Antichrist sei überflüssig, weil wir uns angeblich noch
nicht dem Weltende nähern. Über eine Lehre, die in der
Hl. Schrift so oft und sogar ausführlich behandelt wird,
eine Studie anzustellen, kann nie als überflüssig
bezeichnet werden. Die hl. Apostel und die hl. Väter
hätten nicht so oft auf den Antichrist hingewiesen, wenn
diese Lehre für die Christen nicht sogar von besonderer
Nützlichkeit wäre.
Den größten Nutzen wird eine ausführliche Kenntnis
dieser Lehre jenen Christen bringen, die in den Zeiten
des Antichrists leben werden. Diese werden sich dann
nicht so leicht in Verwirrung bringen lassen und
standhaft bleiben, wenn sie wissen, was nach Gottes
Zulassung eintreten wird. Das Vorauswissen der Gefahren
wird bei Ihnen auch die Schrecken vermindern.
Aus dem überstandenen Völkerkrieg (1. Weltkrieg), der
Neugründung des jüdischen Staates, dem großen Abfall der
Völker vom Glauben und aus vielen Privat-Offenbarungen
vermuten viele, daß der Zeiger der Weltuhr immer mehr
gegen Mitternacht hinaufrückt, wo der Bräutigam
plötzlich erscheinen soll, um die Seinen zum
Hochzeitsmahl mitzunehmen (siehe Mt 25,1f.). Unter
diesen Umständen kann eine ausführliche Abhandlung über
den Antichrist zeitgemäß genannt werden.
Nach Prof. Franz Spirago
Dieses Buch ist
die Fortsetzung des Buches “Der kommende große Monarch
und die unter ihm bevorstehende Friedenszeit”, das 1992
im Mediatrix Verlag neuauflegt wurde. Vieles läßt sich
besser verstehen, wenn man jenes Buch zuerst liest. Dort
finden Sie auch eine gute Einführung zum richtigen
Verständnis der Prophezeiungen. Es gilt nicht alles
absolut, Gott allein weiß alles, auch die ‘Bedingungen’,
unter denen dies oder jenes kommen oder verhindert
werden kann.
Die Prophetie und deren Auslegung sind zwei verschiedene
Dinge. Was die Zukunft betrifft können wir manches
vermuten, spekulieren, aber absolut läßt sich nur
weniges genau sagen. Dazu gehört jedoch, daß der
Antichrist kommen wird, daß es eine schreckliche Zeit
sein und er schließlich von Christus durch den hl.
Michael in den ewigen Abgrund gestürzt werden wird. Der
liebe Gott möge uns vor dieser grausamen Zeit bewahren.
Der Herausgeber
Inhaltsverzeichnis
Kap. 1
Gegen das Ende der Welt wird der Antichrist kommen.
Manche vermuten, daß dies schon
bald sein könnte.
Der Antichrist wird nicht
etwa eine Gesellschaft, sondern eine bestimmte Person
sein (hl. Bellarmin, Suarez). Er wird ein Menschsein,
ausgerüstet mit der ganzen Macht Satans (hl. Johannes
Chrysostomus). Der Antichrist wird nicht der Satan,
sondern ein Mensch sein (Hl. Hildegard, Scivias).
Er wird auch kein fleischgewordener Teufel, sondern ein
wirklicher Mensch sein; er wird also nicht Teufel und
Mensch zugleich sein (hl. Johannes von Damaskus).
Er wird auch kein vom Satan besessener Mensch sein, denn
er wird frei handeln können.
Der Antichrist kommt am Ende der Welt. Der Prophet
Ezechiel, der auf den Antichrist (Gog) und dessen
Kampf gegen das bekehrte Judenvolk in Palästina
anspielt, sagt: "In den letzten Tagen wird deine Zeit
sein" (Ez 38, 16; siehe auch Offb 20,7-9). Die hl.
Hildegard sagt: "Der Sohn des Verderbens wird
kommen, wenn bereits der Tag weicht und die Sonne
untergeht, wenn nämlich schon die letzte Zeit eintritt
und die Welt ihren Halt verliert" (Schmelzeis, hl.
Hildegard, S.377).
Auf Grund von Privat-Offenbarungen schließen manche, der
Antichrist werde noch in diesem Jahrhundert erscheinen.
Auffallend ist insbesondere die Weissagung der
ehrwürdigen Dienerin Gottes Bertina Bouquillion,
geb. 1800 in St. Omer (†
1850). Diese legte dort im Spital St. Louis als
Hospitalschwester die Gelübde ab (1822), sie empfing die
Wundmale Christi und hatte die Gabe der Weissagung.
Unter anderem sagte sie: "Das Ende der Zeit rückt heran
und der Antichrist wird nicht zögern zu kommen. Wir
werden ihn nicht sehen, noch auch die uns folgen werden;
aber die, welche danach kommen, werden unter seine
Herrschaft fallen. Zur Zeit seiner Ankunft wird nichts
im Haus geändert sein. Alles wird sich darin in
gewöhnlicher Ordnung befinden. Die religiösen Übungen,
die Arbeiten in den Krankensälen, alles wird, wie man es
gewohnt ist, vor sich gehen, als unsere Schwestern
werden inne werden, daß der Antichrist Meister ist" (Curique,
voix prophétiques 1872, I. Bd., S.427).
Weiter sagte Sr. Bertina: "Der Beginn der letzten
Periode der Welt wird noch nicht ins 19. Jh., wohl aber
ins 20. Jh. fallen." Sollte Sr. Bertina richtig
geweissagt haben, so müßte der Antichrist gegen Ende des
20. Jahrhunderts kommen. Rechnet man nämlich, daß die
Mitschwestern von Bertina um das Jahr 1900 zum größten
Teil gestorben waren, so fiele die nächste Generation
der Schwestern, die den Antichrist noch nicht sehen
werden, etwa in die Zeit von 1900 bis 1950. Die
drittfolgende Generation der Schwestern fiele etwa in
die Zeit von 1950 bis 2000; diese sollten schon zur Zeit
der Herrschaft des Antichrists leben. [eher nach 2150]
Mit zeitlichen Angaben müssen wir vorsichtig sein.
Berücksichtigen wir die Botschaft von La Salette, so
kommt erst eine richtige Friedenszeit. Kurz: Erst der
große Umbruch, der große Monarch und die Friedenszeit,
dann der totale Abfall. Momentan ist der Glaubens- und
Sittenzerfall etc. schon schlimm, aber noch nicht der
Supergreuel, der einst kommen wird. (Anmerkung)
Um sich die Gewißheit zu verschaffen, daß das Kloster
St. Louis, wo die ehrwürdige Dienerin Gottes Bertina
Bouquillion vor 200 Jahren (1822) als Hospitalschwester
Aufnahme gefunden hat, noch existiert, also in den
verschiedensten französischen Kulturkämpfen von der
Regierung nie aufgehoben wurde, wandte sich der
Verfasser brieflich dahin und erhielt am 29. Aug. 1921
vom Kloster St. Louis in St. Omer folgende Nachricht:
Das Spital hat seit den Zeiten der Schwester Bertina
immer bestanden. Nur wurden die Schwestern, da sie
keinen Nachwuchs erhielten, im Jahr 1864 der
Kongregation der "Augustinerinnen des kostbaren Blutes"
mit dem Mutterhaus in Arras einverleibt. Der Brief
schließt mit den Worten: "Wir haben immer noch eine
große Verehrung für die hl. Ordensfrau und beten jeden
Tag zu ihr, denn wir haben mit Mitschwestern von ihr
zusammengelebt, die sie kannten und die ein großes
Vertrauen zu ihr hatten." (Sr. Aimée de Jésus, Hospital
St. Omer le 29.8.1921).
Bemerkenswert sind auch folgende Worte der sel. Anna
Katharina Emmerich (†
1824): "Ich hörte, daß Luzifer, wenn ich nicht irre, 50
oder 60 Jahre vor dem Jahr 2000 nach Christi Geburt
wieder eine Zeit lang frei gelassen werden wird."
Nach der Papstprophetie des hl. Malachias,
Erzbischofs von Armagh in Irland, (aus dem Jahr
1139) sollen auf Papst Benedikt XV. nur noch 8
Päpste folgen, was ebenfalls zu beachten wäre.
Auffallend ist jedenfalls, daß schon Papst Pius X.
in seiner ersten Enzyklika am 4. Okt. 1903, in der
er auf den außergewöhnlich großen Abfall der Völker von
Gott in der gegenwärtigen Zeit hinwies, die Befürchtung
ausgesprochen hat, ob nicht etwa schon der Anfang der
für das Ende der Welt angekündigten Übel vorhanden und
sogar vielleicht bereits der Antichrist auf Erden
angekommen sei. Der hl. Papst Pius X. sagt
wörtlich:
"Wir halten es für ausgeschlossen, daß ihr in Unkenntnis
darüber seid, welch ein frevelhafter Kampf (Krieg) in
unserer Zeit überall gegen Gott geführt wird. Fürwahr
gegen ihren Schöpfer toben die Heiden und sinnen eitles
die Völker. Der Gottesfeinde gemeinsamer Ruf ist fast
nur der: Weiche von uns! In den meisten Menschen ist die
Ehrfurcht vor dem ewigen Gott geschwunden und weder im
öffentlichen noch im privaten Alltagsleben wird mehr auf
Gott Rücksicht genommen. Man versucht sogar mit aller
Macht und Schlauheit selbst die Erinnerung an Gott und
den Gottesbegriff auszutilgen.
Wenn man diesen Umstand berücksichtigt, muß man
tatsächlich befürchten, jene Schlechtigkeit der Menschen
sei bereits der Beginn und Anfang jener Übel, die gegen
das Weltende eintreten sollen, und daß der Sohn des
Verderbens, von dem der Apostel spricht, bereits auf
Erden verkehre."
Die bevorstehende Ankunft des Antichrists dürfte man
nach der Äußerung der hl. Birgitta (†
1373) daran erkennen, daß zuvor viele heidnische
Völkerschaften zum Christentum übertreten werden; die
Heilige sagt: "Bevor der Antichrist kommt, wird mehreren
Heiden die Pforte des Glaubens geöffnet werden." Nach
der Prophezeiung der hl. Hildegard
(†
1179) wird zur Zeit der Geburt des Antichrists
große Unordnung auf Erden herrschen; sie sagt: "Vom
Zeitpunkt, wo der Antichrist geboren wird, werden viele
Kriege sein und die rechte Ordnung auf Erden gestört
sein. Die Gerechtigkeit wird schwinden und die
Lieblosigkeit unter den Menschen überhand nehmen. Es
werden Ketzereien wuchern und die Irrlehrer werden ihre
Irrtümer offen und unbehelligt predigen. Unter den
Christen wird dann Zweifel und Ungewißheit betreffs des
katholischen Glaubens eintreten. Es werden auch viele
Vorzeichen an Sonne, Mond und Sternen, am Wasser und den
übrigen Elementen wie in einem Gemälde die kommenden
Übel vorausverkünden."
Inhaltsverzeichnis
Kap. 2
Über den Antichrist haben die Propheten Daniel und
Ezechiel und der hl. Evangelist Johannes in seiner
Offenbarung geweissagt; dann besonders die hl.
Hildegard.
Man lese bei Daniel
im 7., 8., 11. und 12. Kapitel, bei Ezechiel
im 38. und 39. Kapitel, wo von einem Feind des
auserwählten Gottesvolkes in der "letzten Zeit"
gesprochen wird, den der Prophet Ezechiel "Gog"
(und dessen Anhänger die Gottesfeinde "Magog") nennt.
Nach der einstimmigen Lehre der hl. Väter weissagt der
hl. Evangelist Johannes im 11. Kapitel seiner
Apokalypse auch vom Antichrist, ebenso im 13. und im 19.
Kapitel, Vers 19-21. Bemerkenswert ist es, daß seine
Prophezeiungen denen des Daniel ganz ähnlich sind.
Viel vom Antichrist hat die hl. Hildegard
geweissagt. Diese stammte aus der Gegend von Bingen am
Rhein, wo sie auch (am Rupertsberg) als Äbtissin 1179 im
82. Lebensjahr gestorben ist. Schon als dreijähriges
Kind gab sie zu verstehen, daß sie Dinge schaue, die
sonst niemand wahrnahm. Mit zunehmender geistiger
Entwicklung wurden ihre Gesichte häufiger; sie empfing
die Gesichte nicht im Schlaf, sondern im wachen Zustand
mit offenen Augen bei hellem Tag. Da sie für die Freuden
der Welt keinen Sinn hatte, trat sie in das
Benediktinerinnenkloster ein. Im Jahr 1136 wurde sie
Leiterin des Klosters. Nun befahl ihr eine Stimme, alles
niederzuschreiben, was sie sieht und hört. Sie schrieb
also ihre Visionen in deutscher Sprache nieder, worauf
sie von ihrem Beichtvater in die lateinische Sprache
übersetzt und dem Bischof von Mainz vorgelegt wurden.
Der hl. Bernhard, der mit ihr in Briefwechsel
stand, bewog Papst Eugen III. (1145-1153) bei
dessen Aufenthalt in Deutschland, die Schriften der hl.
Hildegard durchzulesen. Der Papst tat das und sandte
dann eine aus Bischöfen und Gelehrten bestehende
Kommission zur hl. Hildegard nach Bingen, um
ihren Charakter und ihre Sehergabe zu prüfen. Daraufhin
bekam die Heilige ein eigenhändiges Schreiben vom Papst,
der sie zum weiteren Aufschreiben aller ihrer
Offenbarungen ermunterte. So kam es, daß die Heilige
schon damals in der Christenheit großes Ansehen
erlangte.
Verschiedene Päpste, Kaiser und Könige standen mit ihr
im Briefwechsel, z.B. Papst Anastasius IV.
(1153-54), Hadrian IV. (1154-59); auch König
Konrad (1138-52) und Kaiser Barbarossa
(1152-59). Ganz unerschrocken schrieb sie an Papst
Anastasius IV.: "Du vernachlässigst die Gerechtigkeit!",
an König Konrad: "Bessere dich!", an Barbarossa: "Lege
die Habsucht ab!"
An ihrem Hauptwerk "Scivias, Wisse die Wege" arbeitete
sie von 1147 an zehn Jahre lang. Das Buch enthält 26
Visionen in mystischen Bildern (z.B. die Kirche
erscheint als Frau, Christus als deren Bräutigam, die
Todsünden als Bestien und dgl.). In diesem Buch (3,11)
wird auch ausführlich vom Antichrist geweissagt (Schmelzeis,
Leben und Wirken der hl. Hildegard, 1879, Herder, S.375
f.). Sieben Jahre lang (1163-70) arbeitete sie am Werk "Divinorum
Operum, Von den göttlichen Werken;" darin schildert sie
das Zeitalter des Trostes und des Triumphes der Kirche.
Auch in diesem Buch weissagt sie viel vom Antichrist (Schmelzeis,
S.408 f.).
Hildegard beherrschte, wie aus ihren Büchern ersichtlich
ist, gründlich die theologischen Wissenschaften und
verstand die Hl. Schrift vortrefflich auszulegen. Die
Heilige hat aber nicht nur als Schriftstellerin gewirkt,
sondern auch als Reformatorin der Klöster (sie ging sehr
vernünftig vor, indem sie hinsichtlich der Abtötung
alles Absonderliche und jede Übertreibung vermied), als
Ärztin (sie schrieb das Werk "Ursachen und Heilmittel
der Krankheiten"), als Dichterin von mystischen Liedern
und dramatischen Gesprächen, als Musikerin (ca. 70
Kompositionen stammen von ihr). Wenn man noch dazu
bedenkt, daß die hl. Hildegard gebrechlich und oft ans
Krankenbett gefesselt war, muß man über ihre vielseitige
Tätigkeit staunen.
Viele Weissagungen über
den Antichrist finden sich auch in den drei
sibyllinischen Büchern, die der Königin Nischaula
(oder Michalda) von Saba zugeschrieben werden. Diese
Königin war angeblich eine Verehrerin des wahren Gottes
und Wahrsagerin zukünftiger Dinge. Sie soll durch die
arabische Wüste zum König Salomon nach Jerusalem
gereist sein und im Gespräch mit Salomon viele
zukünftige Dinge prophezeit haben. Salomon hat angeblich
diese Prophezeiungen niederschreiben lassen (in der hl.
Schrift wird die Königin erwähnt bei 3 Chr 9).
In der Zeit nach den Kreuzzügen kamen die drei Bücher
dieser Prophezeiungen nach Europa und wurden hier weiter
verbreitet. Es ist aus diesen Büchern unschwer zu
erkennen, daß sie kein so hohes Alter haben, daß sie
vielmehr ein Gemisch von sibyllinischen Prophezeiungen
aus der Römerzeit und Weissagungen einzelner mit der
Sehergabe ausgestatteter frommer Personen sind. Sie
scheinen eher aus dem Jahr 1000 nach, als aus dem Jahr
1000 vor Christi Geburt zu stammen.
In den ersten
christlichen Jahrhunderten haben über den Antichrist
ausführlich geschrieben: Der hl. Kirchenlehrer Ephräm
der Syrer (†
380) in einer Predigt über das Weltende; der hl.
Bischof Cyrill von Jerusalem (†
um 386), in seiner 15. Katechese und der hl. Bischof
und Märtyrer Methodius.
Der hl. Methodius soll
Bischof von Olympus in Lycien gewesen sein und lt.
Dr. Alzog (Handbuch der Patrologie, Freiburg,1876,
S.159 und 303) im Jahr 311 gemartert worden sein.
Herders Kirchenlexikon (1. Aufl., Bd.7, S.133) gibt das
Jahr 312 an. Das Todesjahr des hl. Methodius steht also
nicht fest. Seine Offenbarungen tauchen erst zu Ende des
7. Jahrhunderts auf. Es existiert auch eine
diesbezügliche Predigt vom hl. Märtyrer Hippolyt,
der Priester in Rom war und 250 starb. Im Verlauf der
Zeit scheinen die betreffenden Handschriften teilweise
umgearbeitet worden zu sein. Auch bei vielen
Kirchenlehrern (hl. Hieronymus, hl. Augustinus, hl.
Chrysostomus usw.) finden sich klare und bestimmte
Aussagen über den Antichrist.
Wilhelm Bousset,
der die Lehre vom Antichrist gern als bloße Sage
hinstellen möchte, muß in seiner Schrift "Antichrist"
(Göttingen 1895) doch zugeben, daß in allen jenen
Behauptungen über den Antichrist "Ordnung, Zusammenhang
und System" vorhanden ist (S.14 f.), und daß diese
Enthüllungen einerTradition entnommen sein mußten
(S.17). Es scheint ursprünglich eine Geheimlehre über
den Antichrist bestanden zu haben (S.18), noch zu den
Zeiten des hl. Bischofs Martin von Tours (†
402), dessen mündliche Lehre über den Antichrist später
von Sulpicius Severus (Hist. II, 14)
niedergeschrieben wurde (S.19). Im Verlauf der
Jahrhunderte änderte sich nichts an der Lehre vom
Antichrist (S.19), was sehr auffallend ist.
In späterer Zeit finden
wir Berichte über den Antichrist in den Schriften des
Abtes Adso von Derby, die er um die Mitte des 10.
Jahrhunderts (954) der Königin Gerberga, der
Gemahlin Ludwigs des Autremer (so genannt, weil
er in England
erzogen war, reg. 936-954) zusandte.
Sehr ausführlich hat über
den Antichrist der Kapuzinerprediger im Rheinland,
Dionysius von Lützenburg, in seinem 1682 verfaßten
Buch "Leben Antichristi" geschrieben, das 50 Kapitel
umfaßt und die Gutheißung des Bischofs von Mainz und des
Ordensgenerales besitzt.
Dr. Friedrich Wilhelm
Helle (1834-1901) hinterließ eine sehr
beachtenswerte Dichtung über den "Antichrist", die
jedoch infolge seines Todes unvollendet blieb, sie wurde
1903 und 1904 in der von den Benediktinern in Beuron
herausgegebenen Zeitschrift "Gottesminne"
veröffentlicht. (Helle wirkte als emsiger Redakteur
katholischer Zeitungen in Koblenz, Saarlouis, Breslau,
Salzburg usw., wurde in Preußen wegen Verteidigung der
Freiheit der katholischen Kirche wiederholt zu
Gefängnisstrafen verurteilt. Seine letzten Jahre
verbrachte er in Dresden und dann in München, wo er
starb. Er war auch ein seherisch veranlagter
christlicher Dichter.
Einen berühmten Roman
über den Antichrist veröffentlichte 1903 Robert Hugh
Benson unter dem Titel "Der Herr der Welt" (Lord of
the world). Er erschien deutsch bei Pustet. Benson
(1871-1914), der Sohn des anglikanischen Erzbischofs von
Canterbury, war anglikanischer Geistlicher, wurde 1903
katholisch und 1904 in Rom zum katholischen Priester
geweiht. Sein Roman, worin er das am Ende der Welt
bevorstehende Auftreten des Antichrist zu schildern
versucht, wurde aus dem Englischen in sehr viele
Sprachen übersetzt.
Auch in der Schrift von
Josef Seeber, "Der ewige Jude" (Herder) werden
die letzten Zeiten der antichristlichen Weltherrschaft
und der Sturz des Antichrists in Gedichtform
geschildert. Es ist auffallend, daß die Religionsfeinde
gern auf den Antichrist hinweisen und ihn als ihre
Hoffnung hinstellen. So verherrlicht Nietzsche in
seinem Buch "Antichrist", worin er das Christentum als
schmachvolle Sklavenreligion bezeichnet, den kommenden
Antichrist als den ersehnten Erlöser der Menschheit von
den Banden des Gewissens und vom angeblich eingebildeten
Glauben an die Ewigkeit und an Gottes Gericht.
Inhaltsverzeichnis
Kap. 3
Der
Antichrist kommt zur Strafe
für die
gottlos gewordene Menschheit
Bekanntlich wurde zur
Zeit der französischen Revolution im Jahr 1793 Gott von
den Franzosen für abgesetzt erklärt, die Vernunft zur
Gottheit der Franzosen bestellt und unter dem Symbol
einer Schauspielerin auf den Altar gesetzt, wo ihr
gehuldigt wurde. Damals blieb jedoch der Abfall von Gott
nur auf Frankreich, also auf einen Teil der Welt
beschränkt. Die Absicht des Satan, die ganze Menschheit
in das Antichristentum hineinzutreiben, ist damals noch
nicht erreichbar gewesen. Die Menschheit war offenbar
für den Antichrist noch nicht reif. Es muß ein
allgemeines Verderbnis der Menschheit eintreten; die
ganze Menschheit muß Gott den Gehorsam aufkündigen und
gegen ihn revoltieren. Dann ist der Zeitpunkt da, wo man
nicht eine Schauspielerin, sondern den Antichrist für
Gott erklären wird.
Der Dichter Dr. Friedrich Wilhelm Helle († 1901 in
München) stellte die Frage,
ob es möglich sei, daß ein allgemeines Verderbnis der
Menschheit eintrete; er bejahte die Frage, indem er
erklärte: "Weil das Verderbnis gleichsam längs der
Eisenbahnschienen sich fortpflanzt, an Telegraphen- und
Telephondrähten und im Kabel gleichsam mit
Blitzesschnelle durch die Länder und Weltteile eilt und
ein noch nie dagewesener Weltverkehr in 5 Jahren mehr
Verderben und Verführung zu schaffen vermag, als dies
früher in 50 Jahren möglich war. Wo sich alle
Zerstörungskräfte vereinigen und die ganze Hölle
losgelassen wird, ist die Reife der Bosheitssaaten eine
viel raschere und die Ernte der Bosheit eine viel
größere
als jemals früher möglich war" (Gottesminne, 1904,
S.138).
- Was wollen wir erst heute sagen, wo Internet,
Fernseh-, Computer und Satellitentechnik die ganze
Welt erobert und selbst in die entlegensten Täler Einzug
gehalten haben. Die neuen Hausaltäre haben schon vielen
Familien geschadet. -
Jetzt nach den beiden Weltkriegen ist die Menschheit für
den Antichrist reifer
geworden, sie scheint mit Riesenschritten dem
Antichristentum zuzueilen. Der Weltkrieg war ein Weckruf
Gottes an die Völker, Buße zu tun und sich zu bessern.
Doch es schien sich vielmehr das Wort der Hl. Schrift zu
erfüllen: "Sie lästerten den Gott des Himmels ob ihrer
Schmerzen und Wunden und bekehrten sich nicht von ihren
Werken" (Offb 16,11).
Die Glaubens- und Sittenlosigkeit, diese Wegbereiter für
den Antichrist haben nach dem Weltkrieg fast in allen
Staaten noch mehr zugenommen. In den besiegten Staaten
kam zur äußeren Niederlage noch die innere. Noch nie war
die Genußsucht so groß wie heutzutage; dazu kommen noch
die vielen Raubmorde, Einbrüche und Betrügereien.
Sinnreich erklärte der italienische Bischof Addeo von
Nikosia in einem Hirtenbrief: "Die Friedensverträge, wie
sie jüngst den besiegten Nationen auferlegt wurden, sind
ein sprechender Beweis dafür, was die Welt ohne Gott
zustande bringt."
Sehr beachtenswert ist auch der Umstand, daß die Sieger
im (1.) Weltkrieg
in keinem einzigen des viele Hunderte Paragraphen
umfassenden Friedensvertrages des Namens Gottes
Erwähnung getan haben! [Es waren ja Freimaurer am Werk.]
Pastor Essen, der in seiner Schrift "Wann kommt der
Antichrist?" (Elberfeld
1919) auf alle diese Tatsachen hingewiesen hat, hat
recht, wenn er schließlich behauptet: "Eine große Anzahl
der führenden Männer und Frauen ist beseelt von einem
ausgesprochenen Kirchen- und Christushaß. Darum ist die
Frage nicht unberechtigt: Ist unser Volk nicht schon
reif für das Offenbarwerden des Antichrists?" (S.15)
Auch hat er recht, wenn er sagt: "Wenn auch Rußland und
Deutschland und das frühere Österreich für den
Antichrist reif wären, so genügt das noch nicht. Erst
muß die sozialistische Revolution die ganze Welt
ergriffen haben, dann ist, wie wir allerdings annehmen
dürfen, seine Zeit gekommen" (S.16). Es ist jedenfalls
mit großer Wahrscheinlichkeit anzunehmen, daß die
Weltkriege die Ankunft des Antichrists beschleunigt
haben.
Die hl. Birgitta († 1373) sagt auch: "Die Zeit des
Antichrists wird sein, wenn
die Ungerechtigkeit das Maß überfließen läßt und die
Ruchlosigkeit ins Unermeßliche gewachsen sein wird. Wenn
die Christen die Ketzereien lieben und wenn die
Ungerechten die Geistlichkeit und die Gerechtigkeit mit
Füßen treten, das wird ein offenbares Zeichen sein, daß
der Antichrist kommt" (Klarus, Leben und Offenbarungen
der hl. Birgitta, Regensburg 1888, III, S.168).
Der hl. Methodius, Bischof und Märtyrer,
der im 4. Jh.
gelebt hat, hat folgendes geweissagt: "Die Christen
werden sich (in der Endperiode der Welt) zu wenig
dankbar erweisen für die große Gnade, die ihnen zuteil
geworden durch die Erweckung
des großen Monarchen, durch die unter ihm lang
andauernde herrliche Friedenszeit und Fruchtbarkeit der
Erde; sie werden sich sogar wieder einem lasterhaften
Leben hingeben: Der Hoffart, Eitelkeit, Unzucht,
Leichtfertigkeit, dem Haß und Neid, der Unmäßigkeit im
Essen und Trinken und anderen Lastern, so daß die Wunden
ihrer Sünden vor Gott ärger als die Pest stinken werden.
Es werden dann viele Menschen zu zweifeln anfangen, ob
auch wirklich der christ-katholische Glaube der allein
seligmachende sei; ob denn wirklich nicht vielleicht die
Juden recht haben, wenn sie noch auf den Messias warten.
Es werden deshalb Irrtümer entstehen und Verwirrung
hervorrufen. Der gerechte Gott wird darüber so entrüstet
sein, daß er dem Luzifer und allen Teufeln Gewalt geben
wird, aus der Hölle auf die Erde zu kommen und die
Gottlosen erst recht zu verführen" (Lützenburg, Leben
des Antichrist, 1682, Kap. 7).
Der Dichter Friedrich Wilhelm Helle schreibt in seinem
Epos "Antichrist", daß vor der Ankunft des Antichrists
der Götzendienst neu aufleben werde, selbst in Rom, daß
Kunst und Wissenschaft ganz im Dienst Satans stehen
werden, daß die Priester der Entartung anheimfallen; die
guten Priester werden verspottet und verhöhnt werden und
sogar in den Klöstern, selbst unter Nonnen werde
Zuchtlosigkeit herrschen. (Dies ist von der Muttergottes
schon 1846 in La Salette angekündigt worden.)
Daß der Antichrist zur Strafe für die gottlose
Menschheit kommen wird, ist in
der Hl. Schrift wiederholt angedeutet. Der Prophet
Daniel erklärt: Um der Sünde willen ward ihm Macht
gegeben" (Dan 8,12). Und der hl. Paulus sagt: "Weil sie
die Liebe zur Wahrheit nicht angenommen haben, um selig
zu werden, deshalb wird Gott den Irrtum auf sie wirksam
sein lassen, so daß sie der Lüge glauben" (2 Thess
2,10). Da also die Welt vom Geist des Evangeliums nichts
mehr wissen will, bekommt sie zur Strafe jenen Geist
zugeschickt, der mit der gottlosen Welt verwandt ist,
den Geist des Antichrists. Durch ihn werden dann die
Menschen noch mehr angetrieben werden, die Lüge für
Wahrheit und die Wahrheit für Lüge zu halten und sich
allen Lastern hinzugeben. "Und da die Menschen bereits
durch ihre schlechten Werke vom Glauben abgefallen sind,
wird der Antichrist keine große Mühe mehr haben, sie
ganz an sich zu locken, weil sie schon im vornherein zum
Verderben fertig sind" (Lützenburg, Kap. 27).
Der Antichrist wird die gottlos gewordenen Völker
knechten und unter sein
Sklavenjoch beugen, wie es schon seine Vorläufer, Nero,
Diokletian und andere Tyrannen getan haben. Nach dem 1.
Weltkrieg konnte man sich in Rußland, wo Lenin und
Trotzki eine Schreckensherrschaft unter gleichzeitiger
Verfolgung des Christentums aufrichteten, und in Ungarn
der Jude Bela Khun das Gleiche tat, einen Begriff davon
machen, was der Antichrist treiben wird. In den
genannten Ländern waren auch schon viele Bewohner in
ihrer Verzweiflung der Meinung, daß sie schon mit dem
Antichrist zu tun hätten. Was zwischenzeitlich Nationalsozialismus, Kommunismus und sonstige Regime des 20.
Jahrhunderts angerichtet
haben, zeigt, daß die Bosheit immer raffinierter und
grausamer wird.
Solange in den Staaten christliche Ordnung vorhanden
war, die durch christlich gesinnte Regierungen aufrecht
erhalten wurde, war das für das Erscheinen des
Antichrist ein Hindernis. Deshalb wurden durch den 1.
Weltkrieg die drei christlichen Kaiser in Wien, Berlin
und Petersburg beseitigt.
In diesem Sinn legen manche die Worte des
hl. Paulus an
die Thessalonicher aus: "Nun wißt ihr, was ihn (den
Antichrist) aufhält" (2 Thess 2,6). Andere legen wieder
diese Worte des hl. Paulus anders aus und sagen: "Der
Umstand, daß noch nicht eine Herde und ein Hirt ist,
hält den Antichrist auf; es muß zuerst die Vereinigung
aller Völker im Glauben eintreten!" Wie man sieht, wußten die ersten Christen über den Antichrist mehr als
wir. Denn bei uns bestehen über jene Worte des hl.
Paulus nur Vermutungen.
Inhaltsverzeichnis
Kap. 4
Der
Antichrist hat diesen Namen, weil er der größte
Feind Jesu Christi sein wird
Gleichwie ein Wettkämpfer
am Ende des Kampfes alle seine Kräfte einsetzt, um
schließlich doch noch den Sieg zu erlangen, so wird die
widerchristliche Macht, die im Verlauf der Jahrhunderte
in verschiedenen Formen als Gegner Christi aufgetreten
ist, am Ende der Welt noch einmal alle Kräfte
zusammennehmen, um zu siegen. Der Antichrist wird der
letzte Trumpf sein, den die Hölle noch auf dieser
sündenbefleckten Erde ausspielen wird.
Wie ein hoher Berg die Hügel überragt und diese vor ihm
verschwinden und winzig klein erscheinen, so wird der
Antichrist die verschiedenen, selbst erbittertsten
Feinde Christi und der katholischen Kirche, die in den
einzelnen Jahrhunderten gelebt haben, turmhoch
überragen; diese werden sich ihm gegenüber wie Zwerge
ausnehmen. Der Antichrist wird also Diokletian, Nero,
Julian Apostata in den Schatten stellen.
Dies kommt daher, weil er sich die
Ausrottung des
Christentums zur Lebensaufgabe machen wird und weil er
als Weltkaiser eine Macht ausüben wird, wie noch kein
Herrscher vor ihm. Mit Recht sagt Pastor Karl Reimers:
Die Kriegsjahre haben uns gezeigt, welche Macht der
Staat hat. Er hat mit einer Rücksichtslosigkeit, die wir
zuvor nicht für möglich gehalten haben, in unser
Privatleben eingegriffen; er hat uns vorgeschrieben, was
und wieviel wir essen durften, wann wir unsere Häuser
beleuchten, wie lange wir die Straße betreten durften,
was wir lesen und wann wir reisen durften. Wir erkennen
jetzt mit Entsetzen, was werden mag, wenn einmal die
"Staatsallmacht" der ganzen Welt, vereint in eines
Einzelnen Hand, sich gegen das Christentum richten wird
(Reimers, Stehen wir in den letzten Zeiten?, Hamburg,
1919).
Der Antichrist (vom griechischen anti = wider, gegen,
und Christos, also der
"Gegenchristus") hat seinen Namen davon, weil er der
größte Feind und Gegner Jesu Christi sein wird. Der hl.
Cyrill von Jerusalem sagt: "Er heißt Antichrist, weil er
Christo dem Herrn in allen Dingen widersprechen wird."
Der Dichter F. W. Helle macht auch aufmerksam, daß der
Antichrist ein persönlicher
Nachäffer Christi sein wird in Empfängnis, Geburt, Leben
und Wundern (Gottesminne
1904, S. 146). Wie der Teufel Gott in allem nachäfft, so
der Antichrist Christus. Nach der Weissagung der hl.
Hildegard wird die Mutter des Antichrist behaupten,
ihren Sohn auf übernatürliche Weise empfangen zu haben.
Auch wird der Antichrist bis zum 30. Lebensjahr in
Verborgenheit leben und dann als Religionslehrer
auftreten. Er wird sich durch zahlreiche Geschenke als
Wohltäter der Menschheit erweisen wollen; er wird große
und verführerische Wunder (Scheinwunder) wirken; er wird
sich tot stellen und die Auferstehung von den Toten
nachäffen; auch die Himmelfahrt Christ wird er
nachzuahmen suchen und dabei den Tod finden. Er wird
also ein teuflisches Gegenbild Christi sein.
Die Bezeichnung "Antichrist" stammt aus der Hl. Schrift
und findet sich beim hl. Evangelisten Johannes ( 1 Jo
2,18; 4,3; 2 Jo 7). Außerdem legt die hl. Schrift dem
Antichrist noch folgende Bezeichnungen bei: "Mensch der
Sünde" und "Sohn des Verderbens" (2 Thess 2,3), was von
Christus auch auf Judas angewendet wurde (Jo 17, 12).
Der Prophet Ezechiel (Kap. 38) nennt den Antichrist "Gog"
und seine Heeresmacht (seine Anhänger) "Magog" (hl.
Bellarmin). Die Bezeichnung "Gog" und "Magog" gebraucht
auch die Apokalypse 20,7. Ein Sohn des Japhet hieß auch
"Magog" (Gen 10,2), ebenso die Gegend, welche seine
Nachkommen bewohnten.
Nach Allioli nannte man "Gog" die Regenten des
barbarischen Reiches Magog, das in nördlicher Richtung
von Palästina lag und den Israeliten (den Verehrern des
wahren Gottes) feindlich gesinnt war. Houchedé sagt:
"Wenn zur Bezeichnung des Heeres des Antichrists das
Wort "Magog" gewählt wird, so kann man schließen, daß es
aus den nördlichen Völkern bestehen wird, oder daß ein
Kriegsheer die Unmenschlichkeit dieser barbarischen
Nationen an sich haben wird" (Houchedé, Antichrist,
S.26).
Nach Dionysius von Lützenburg bedeutet Gog und Magog
soviel wie "Lug und Trug". Man darf aus allen diesen
Daten wohl den Schluß ziehen, daß der Antichrist in der
hl. Schrift deswegen mit dem den Juden wohlbekannten
Wort "Gog" bezeichnet wird, weil er ein den Verehrern
des wahren Gottes feindlicher Regent sein wird.
Der hl. Paulus nennt den Gegner Christi am Ende der Tage
Belial, indem er sagt. "Was für Gemeinschaft hat
Christus mit Belial?" (2 Kor 6,15). Belial bedeutet im
Hebräischen "Schlechtigkeit" und wird auf den Urheber
aller Schlechtigkeit, den Teufel, angewandt (Allioli).
In den sibyllinischen Büchern (3, 63 f.) wird Belial als
Herrscher in der letzten Zeit und Gegner des Messias
geschildert (Bousset, Antichrist, Göttingen 1895,
S.100). Aus all diesen Bezeichnungen ergibt sich,
daß der Antichrist eine bestimmte Person und nicht etwa
eine Gesellschaft sein wird.
Über den wirklichen Namen des Antichrists bestehen
unsichere Vermutungen. Der hl. Evangelist Johannes gibt
einen Anhaltspunkt an; er sagt: "Wer Scharfsinn hat, der
rechne die Zahl des Tieres aus; denn es ist eines
Menschen Zahl, und seine Zahl ist 666" (Offb 13,18). Da
der hl. Johannes in griechischer Sprache schrieb,
gebrauchte er die griechischen Zahlen für den
Antichrist, nämlich X ξ ς (= 600+60+6). Da ist es nun
auffallend, daß dieses Monogramm des Antichrists dem
Monogramm Jesu Christi X k ς (Christos) ähnlich ist bis
auf den mittleren Buchstaben, der beim Monogramm des
Antichrists die Ähnlichkeit der Schlange hat. Bis heute
haben sich viele bemüht, auf den Antichrist passende
Worte mit dem Zahlenwert 666 ausfindig zu machen.
Erzbischof Dr. Krementz von Köln (†1899) macht
aufmerksam, daß das hebräische
Wort Soter, das in der aramäischen und zu Christi Zeit
auch in der hebräischen Sprache Zerstörer hieß, den
Zahlenwert 666 in sich enthält (s=60, o=6, t=400,
r=200). In der griechischen Sprache drückt dasselbe Wort
gerade das Gegenteil von dem aus, was es im Hebräischen
bedeutet; es heißt nämlich im Griechischen Erlöser,
Heiland, Salvator. Es sei nicht ausgeschlossen, daß sich
der Antichrist das Wort "Soter" beilegen werde, da er
sich als den Erlöser der vom Joch der christlichen
Gebote gedrückten Menschheit ausgeben, in Wirklichkeit
aber ein Zerstörer sein werde. In der Hl. Schrift kommt
das Wort"Soter"nur einmal vor und zwar 1 Esr 5,12, wo es
von Nabuchodonosor als dem Zerstörer des jüdischen
Tempels gebraucht wird. Merkwürdig wäre es, wenn sich
der Zerstörer und Verwüster der christlichen
Gotteshäuser auch "Soter" nennen würde (Krementz, Offb.
des hl. Johannes, Freiburg, 1883, S.130).
Andere machen aufmerksam, daß das griechische Wort
Teitan (Sonne) die Zahl 666 in sich begreift (300, 5,
10, 300, 1, 50 = 666), auch das griechische Wort
Maometis (Mohammed) enthält die Summe 666 (40, 1, 70,
40, 5, 300, 10, 200
= 666). [Hebräisch: 666 = vvv - www !]
Das Rätsel wird sich wohl erst lösen, wenn der
Antichrist da sein wird. Dann wird die vom hl. Johannes
angegebene Zahl ihren Zweck erfüllen, nämlich die
Christen im Glauben stärken und sie vor dem Antichrist
warnen. Der Neugierde halber ist in der Apokalypse, die
ein Trostbuch für die Christen der letzten Zeit sein
soll, der Name des Antichrists sicherlich nicht
rätselhaft angedeutet worden; die genannte Offenbarung
hat unstreitig einen wichtigen Zweck. Sehr bemerkenswert
ist noch die Erklärung jener Stelle der Apokalypse durch
den ehrwürdigen Diener Gottes Bartholomäus Holzhauser.
Dieser sagt, die Zahl 666 bedeute das Alter des
Antichrists; er werde nämlich 666 Monate, das ist 55 1/2
Jahre alt werden.
NB: Vielleicht deutet die wiederholte
Zahl 6 - ‘sex’ auch auf sein abscheuliches Treiben hin.
Der hl. Paulus bezeichnet ja Unzucht als Götzendienst (Eph
5,5).
Inhaltsverzeichnis
Kap. 5
Seine Feindschaft gegen Christus wird er auf
folgende Weise kundtun: |
-
|
Er wird
Christus und dessen Kirche lächerlich
machen und beschimpfen, |
-
|
das
Andenken an Christus austilgen,
besonders durch Verhinderung des hl.
Meßopfers, - und die Anhänger Christi
blutig verfolgen. |
|
Sobald der Antichrist das
volle Mannesalter erreicht hat, wird er, wie die hl.
Hildegard sagt, als Religionsprediger auftreten; er wird
mit großer Beredsamkeit Christus einen Betrüger und die
Lehre der katholischen Kirche Aberglauben nennen (siehe
Kap. 7). Der hl. Hilarius erklärt: "Der
Antichrist wird lehren, daß Jesus Christus nicht der
Sohn Gottes, sondern unter allen Bösewichten der
allerschlimmste gewesen sei" (de Trinitate 6).
Die hl. Hildegard
sagt noch: "Der
Antichrist wird mit höllischer Kunst Schriften gegen die
Taufe und den christlichen Glauben unter den Menschen
verbreiten."
Insbesondere wird er, um die Menschen mehr für sich zu
gewinnen, die christliche Sittenlehre als Tyrannei
hinstellen und erklären, man soll sich schrankenlos
ausleben und das Leben zu genießen suchen. Sie sagt
weiter: "Er
wird den Völkern vollkommene Freiheit von allen
göttlichen und kirchlichen Geboten gewähren."
Um das Ansehen Christi
und der Kirche herabzusetzen, wird er unter anderem
darauf hinweisen, daß auf Erden unstreitig mehr böse als
gerechte Menschen leben, und dann wird er höhnend
ausrufen: "Wie wenig Menschen hat doch Christus durch
seinen Opfertod gerettet!" Auch auf die verschiedenen
Fehler und Mängel, die angeblich bei der Regierung der
Kirche geschehen sind, wird er hinweisen und ausrufen:
"Die Kirche soll nach den Worten des hl. Paulus ohne
Makel und Runzeln sein, heilig und unbefleckt (Eph 5,27)
und ich sehe sie voll von Blut und Kot!" (Parent, Le
Pélerin 1914, S.195 f.).
Der Antichrist wird, wenn
er zur Macht gelangt sein wird, jedes Andenken an
Christus auszutilgen suchen. Zunächst wird er in
Jerusalem und im gelobten Land alles niederreißen
lassen, was an Jesus Christus erinnert (hl. Hippolyt),
z.B. das Hl. Grab auf dem Kalvarienberg u.a.
Er wird noch schlimmer
sein als die Türken, die nach Eroberung des Hl. Landes
doch die hl. Orte verschonten. Auch die hl. Evangelien
und die christlichen Bücher wird der Antichrist, sobald
er zur Weltregierung gelangt sein wird, zu verbrennen
befehlen; ferner wird er verordnen, daß kein Priester
mehr die Hl. Schrift zugunsten Jesu auslegen dürfe (Bellarmin,
de rom. Pontif. 3,14).
Dann werden die Anhänger
des Antichrists wie Spürhunde in den Kirchen auf die
Prediger aufpassen und in die Kirchen, Klöster,
Bibliotheken und Häuser, wo sie christliche Bücher
vermuten werden, eindringen, die Bücher beschlagnahmen
und auf öffentlichen Plätzen verbrennen. (So weissagten
auch der hl. Hippolyt und viele Kirchenlehrer.)
Er wird, wie
Laktantius sagt, denen, welche die heiligen Bücher
freiwillig abliefern, viel Geld ausbezahlen lassen.
Warum wird wohl der Antichrist die hl. Evangelien und
die christlichen Bücher zu beseitigen suchen?
Hauptsächlich wohl aus dem Grund, damit die Priester
nicht aus der Hl. Schrift den Beweis von der Gottheit
Christi erbringen und nicht nachweisen können, daß der
von den Juden als Messias gefeierte und durch
Scheinwunder im Orient glänzende Jude, der durch
Jahrtausende vorausverkündete Antichrist sei
(Lützenburg, Kap. 36).
In den dreieinhalb
Jahren, wo der Antichrist Weltkaiser sein wird (siehe
Kap. 17), wird er unter Todesstrafe verbieten, die
hl. Sakramente zu spenden oder das hl. Meßopfer
darzubringen. Dann wird in den christlichen Kirchen
des ganzen Erdkreises der christliche Gottesdienst
aufhören. Die hl. Messe wird dann höchstens in Wäldern
und an verborgenen Orten in größter Stille dargebracht
werden, wie es in den ersten Zeiten des Christentums der
Fall war (hl. Hippolyt, de consum. saeculi).
Nach der Weissagung des
Propheten Daniel wird das tägliche Opfer 1290
Tage hindurch abgeschafft und im Heiligtum der Greuel
der Verwüstung sein (Dan 12,11; 11,31). Der
Antichrist wird dann befehlen, in der ganzen Welt die
christlichen Altäre in den Kirchen zu zerstören sowie
die Kruzifixe und Heiligenbilder in den Kirchen und
außerhalb der Kirchen zu zerschlagen. Auch wird er
die Geistlichen und Ordensleute aus ihren Wohnungen
vertreiben lassen.
Dann wird man die
Tabernakel mit den hl. Hostien schänden und die Kirchen
sowie die Wohnungen der Geistlichen ausplündern. Die
wertvollsten Gegenstände aus den Kirchen dürfte sich der
Antichrist in seine Residenz nach Jerusalem bringen
lassen; auch kann man mit großer Wahrscheinlichkeit
annehmen, daß er den babylonischen König Balthasar (Dan
5) nachahmend die hl. Gefäße zum Spott benützen wird (Lützenburg,
Kap. 36). Auf die Kirchen wird man dann die
Wehklagen aus den Klageliedern des Propheten Jeremias
anwenden können.
Die gläubigen Christen
wird der Antichrist grausam verfolgen. Der Prophet
Daniel sagt: "Er wird die Heiligen des Allerhöchsten
(die wahren Verehrer Gottes) aufreiben... und sie werden
in seine Hand gegeben werden" (Dan 7,25). "Siehe, dieses
Horn führt Krieg wider die Heiligen (= Gläubigen) und
war ihnen überlegen" (Dan 7,21) und der hl.
Evangelist Johannes sagt: "Ihm (= dem Tier) ward
Macht gegeben, Krieg zu führen mit den Heiligen und sie
zu überwinden" (Offb 13,7).
Der Antichrist wird
die gläubigen Christen zum Abfall zu bringen suchen.
Die hl. Hildegard sagt: "Wenn der Antichrist die
Christus Treugebliebenen weder durch Schmeicheleien noch
durch Drohungen wird gewinnen können, so wird er
befehlen, sie durch grausame Martern aufzureiben."
Ferner sagt sie: "Der Sohn des Verderbens wird die
Menschen zuerst freundlich und sanft zu verführen
suchen, bis zu jener Zeit, wo er sie schon grausam zu
brechen und niederzubeugen sich anschicken wird" (Schmelzeis,
S.376).
Der hl. Augustinus
weist darauf hin, daß man in den ersten Verfolgungen zu
den Zeiten des Heidentums die Christen mit Gewalt zu den
Götzenopfern zwingen wollte; bei den späteren
Verfolgungen durch die Irrlehrer bediente man sich der
Heuchelei und List. Viel gefährlicher werde die
Verfolgung durch den Antichrist sein, denn da werde sich
die Gewalt mit der List und Heuchelei verbinden (Aug. in
Ps. 9).
Dionysius von
Lützenburg erklärt: "Ich darf wohl keck sagen: Nimm
die Christenverfolgungen des Kaisers Nero, Domitian,
Trajan, Aurelius, Severus, Julian, Maximin, Dezius,
Valerian, Gallienus, Diokletian, Maximinian zusammen, so
wirst du nicht die halbe Verfolgung durch den Antichrist
haben. Warum? Weil der im Antichrist wohnende Luzifer
viele neue Marterwerkzeuge erdenken wird, die bis dahin
keinem Menschen in den Sinn gekommen sind" (Kap. 40).
Die neuen Folterwerkzeuge
werden an Grausamkeit alle bisherigen übertreffen. Die
Grausamkeit des Antichrists ist angedeutet in der
Apokalypse mit den Worten: "Und das Tier, das ich sah,
war einem Panther gleich, seine Füße wie Bärenfüße, sein
Mund wie ein Löwenmund" (Offb 13,2). Viele Christen
werden sich durch die Flucht zu schützen suchen und sich
in Wäldern und Wildnissen verbergen. (Angedeutet in der
Apokalypse 12,6; 12,14, wo es heißt, daß die Frau, d.h.
die Kirche, in die Wüste floh.) Auch viele Priester
werden in die Wildnis eilen, wo sie die Gläubigen
trösten und ihnen die hl. Sakramente spenden werden.
Nachdem die Verfolgung vorüber sein wird, werden sie
wiederkommen, um an der Bekehrung des Volkes zu wirken (Bernh.
v. Busto, 2 ros. sermo II).
Viele eifrige Priester
und Ordensleute werden in der Einöde oder Wildnis von
Gott wunderbar erhalten werden (Th. Malvenda de Antichr.
6, 16). Einige von ihnen aber werden in der Christenheit
herumreisen und die Christen zur Standhaftigkeit im
Glauben ermahnen und ihr Leben aufopfern (Bernh. v.
Busto).
Unter denen, die dem
Antichrist widerstehen werden, dürften sich besonders
die Benediktinermönche auszeichnen. Der hl. Benedikt
soll von der Muttergottes fünf Verheißungen empfangen
haben, von denen die beiden ersten lauten: "Der Orden
wird bis ans Ende der Welt bestehen. In der letzten Zeit
wird er der hl. Kirche die treuesten Dienste leisten und
viele im Glauben bestärken.
Ferner wird Gott durch
Henoch und Elias in den dreieinhalb Jahren
der ärgsten antichristlichen Verfolgung der Christenheit
zu Hilfe kommen (siehe Kap. 18). Dann wird auch der
Papst in Rom, wie der ehrw. Holzhauser sagt,
durch Rundschreiben und Glaubensboten die Gläubigen
vor dem Antichrist warnen und vom Abfall abzuhalten
suchen. Der Antichrist wird, wie Holzhauser und die
Ordensschwester Nativitas erklären, den Papst töten
lassen.
Man vermutet, dieser
Papst werde wie der hl. Petrus den Kreuzestod
sterben; da er in der Malachias-Weissagung Petrus II.
genannt wird, dürfte er in seinen Lebensschicksalen mit
dem hl. Petrus Ähnlichkeit haben (siehe Spirago, die
Malachias- Weissagung, 3. Aufl. S.24). Für die Gerechten
wird also die Verfolgung durch den Antichrist eine
Gelegenheit sein, sich den Siegeskranz der ewigen Glorie
zu erwerben durch Erduldung vieler Widerwärtigkeiten, ja
sogar schwerer Martern (hl. Augustinus, de civ.
Dei 20, 8). In jener Zeit der Verfolgung wird der Satan
die unwürdigen Katholiken wie Spreu aus dem Weizen
aussieben, gleichwie er einst den Judas aus der Schar
der Apostel ausgesiebt hat (siehe die Worte Christi zu
Petrus bei Lk 22,31).
Inhaltsverzeichnis
Kap. 6
Der
Antichrist soll das uneheliche Kind einer
orientalischen Jüdin und schon von seiner Geburt
an ein Wunderkind sein
Die Mutter des
Antichrists wird eine Jüdin aus der Gegend von Babylon
sein, die ein unsittliches Leben führen und sich vor dem
Volk für eine Heilige ausgeben wird. Viele heilige Väter
sagen, der Antichrist werde ein Jude sein (hl. Irenäus,
hl. Hieronymus, hl. Ambrosius, hl. Augustinus, hl.
Gregor d. Gr., hl. Anselm) und in der Gegend von Babylon
zur Welt kommen (hl. Hieronymus, hl. Anselm).
Der ehrw.
Diener Gottes Barth. Holzhauser sagt, der Antichrist
werde jüdischer Herkunft sein, aus dem Stamm Dan. Laut Bernardin von Busto († 1490) haben auch die heidnischen
Sibyllen geweissagt, daß am Ende der Welt ein Fürst der
Gottlosigkeit aus dem Stamm Dan aufstehen, große Zeichen
und Wunder tun
werde; er werde ein Meister des Irrtums sein und die
Welt verdrehen.
Die hl. Hildegard sagt, die Mutter des Antichrists werde
schon als Mädchen in teuflischen Künsten und Lastern
bewandert sein; sie werde in der Wüste heranwachsen,
indes ihre Eltern sie vermissen, und werde sich dort mit
sittenlosen Männern abgeben; sie werde nicht wissen, von
welchem Vater sie den Sohn des Verderbens empfangen
habe. In der Meinung, ein Engel sei ihr erschienen und
habe ihr schändliches Treiben gebilligt, werde sie ihre
Unkeuschheit für ein heiliges Werk ansehen. Sie werde
behaupten, daß ihr das Kind auf übernatürliche Weise
geschenkt worden sei. Vom getäuschten Volk wird sie als
Heilige verehrt werden (Schmelzeis, S.378).
Der hl. Johannes von Damaskus sagt, sie werde behaupten, daß sie ohne Zutun eines Mannes Mutter geworden sei.
Weiter sagt die hl. Hildegard: "Eine unreine Frau wird
einen unreinen Sohn empfangen. Die böse Schlange, die
Adam verführt hat, wird jenes Kind derart besitzen, daß
nichts Gutes in das Kind eingehen wird, noch eingehen
kann." Dionysius von Lützenburg sagt in seiner 1682
herausgegebenen Schrift "Leben des Antichrists":
"Gleichwie der Hl. Geist über der Muttergottes schwebte
im Augenblick der
Empfängnis Christi und sie mit der Fülle seiner Gottheit
durchdrang, so daß ihre Leibesfrucht heilig war, so wird
auch der Luzifer im Augenblick der Empfängnis über der
Mutter des Antichrists schweben und ihren Leib und ihre
Seele mit seiner höllischen Kraft erfüllen, damit ihre
Leibesfrucht ganz teuflisch sei.
Daher sagt der hl. Paulus: "Dessen Ankunft geschieht
gemäß der Wirkung
des Satans" (2 Thess 2,9). Der Satan wird daher auf den
Antichrist von seiner Empfängnis Einfluß haben, aber
nicht etwa ihn plagen wie einen Besessenen, sondern ihn
ganz ruhig regieren, so daß jeder, der den Antichrist
sehen wird, von innerlicher Liebe zu ihm angetrieben
wird" (Lützenburg, Kap. 8). Auch der hl. Hieronymus
sagt: "Der Satan wird Einfluß haben auf alle Kräfte des
Antichrists, auf die leiblichen und auf die geistigen,
nämlich auf den Willen, den Verstand und das Gedächtnis"
(in Dan 7).
Über die Mutter des Antichrists sagt weiter
Dionysius
von Lützenburg: "Luzifer, der gleichsam der Affe Gottes
ist und Gott alles nachmacht, wird dafür sorgen, daß die
Empfängnis des Antichrists der Empfängnis Jesu irgendwie
ähnlich sei. Deswegen wird er sich eine falsche
Jungfrau, eine Heuchlerin, zur Mutter des Antichrists
aussuchen (Kap. 8). Luzifer wird sich eine Jungfrau, die
in der Zauberei nicht weniger als in der Unzucht bestens
erfahren ist und bei allen Juden im höchsten Ansehen
steht, zu seinem Werk auserwählen (Kap. 7). Die Mutter
des Antichrists wird seit ihrer Kindheit der Zauberei
und aller Gottlosigkeit ergeben sein; sie wird sich
heilig stellen und behaupten, sie habe göttliche
Erscheinungen. Sie wird wegen ihrer vermeintlichen
Heiligkeit bei den Juden ein großes Ansehen genießen und
sie durch Zauberei betören (Kap. 10).
Die hl. Birgitta sagt: "Wie aus einer geistigen Ehe
Kinder Gottes geboren werden, so wird der Antichrist von
einer verfluchten Frau abstammen, die vorgibt, ein
geistiges Leben zu führen, und von einem verfluchten
Mann, von denen mit Zulassung Gottes der Teufel sein
Werk gestalten wird" (Klarus, hl. Birgitta, 1888
Regensburg, III. S.168).
Der Dichter Friedr. Wilh. Helle stellt der unbefleckten,
makellosen Empfängnis der Mutter des Sohnes Gottes die
makelreichste, lasterhafte Empfängnis der Mutter des
Antichrists gegenüber und bemerkt: "Des Antichrists
Mutter ist eine Dirne von Jugend an; der Teufel machte
sie so schlecht als möglich. Sie wird sich angeblich in
der Nähe des toten Meeres aufhalten. Der Teufel wird ihr
huldigen und sie eine Königin nennen, weil ihr Sohn der
Weltenherr und Jerusalem seine Herrscherstadt sein wird"
(Gottesminne 1904, S.38 u. 147).
Der hl. Gregor der Große erklärt: "Die Mutter des
Antichrists wird vor der Geburt des Kindes die Ankunft
des Messias ankündigen, durch den der Menschheit großes
Heil widerfahren wird" (23, 15). Über den Vater des
Antichrists sagt Helle, er werde ein "Mietling" sein,
der zuvor Mohammedaner war und dann zum Christentum
übergetreten ist (S.380). Auch die Offenbarung von La Salette läßt auf einen "Mietling" schließen. (Siehe:
La Salette und die nächste Zukunft, 1921, S.14.)
("Mietling" meint ein untreuer Hirte. Es könnte somit
auch auf einen abgefallenen Bischof hindeuten.)
Daß der Antichrist ein Wunderkind sein wird, behauptet
die Ordensschwester Nativitas (1731-1798) von Fugères in
der Bretagne, deren Offenbarungen von französischen und
englischen Bischöfen zur Förderung des Seelenheiles zu
lesen
sehr empfohlen wurden; sie sagt vom Antichrist: "Noch
ehe er zehn Jahre alt sein wird, wird er schon mächtiger
und gelehrter sein als andere und durch in die Augen
springende Handlungen mehr Geist, Mut und Geschick an
den Tag legen als andere. Die Fülle seiner Macht wird er
erst im 30. Jahr entfalten, wo seine größten Heldentaten
beginnen werden" (Hartmann, Leben und Offenbarung der
Schwester von der Geburt, 1865 Heiligenstadt, S.807).
Die hl. Birgitta erklärte: "Luzifer wird den Antichrist
schon vor seiner Geburt in Besitz nehmen, weshalb er
schon als Wunderkind zur Welt kommen wird" (Offb 67).
Der Kapuzinerprediger Dionysius von Lützenburg sagt: "Da
das Leben des Antichrists durch teuflischen Einfluß eine
Nachäffung des Lebens Christi sein wird, so wird ohne
Zweifel auch schon bei seiner Geburt irgendwelches
teuflische Wunderzeichen geschehen, da ja auch bei der
Geburt Christi ein Licht auf Bethlehems Fluren erglänzte
und ein wunderbarer Stern am Himmel erschien. Teuflische
Wunderzeichen werden übrigens den Antichrist stets
begleiten, gleichwie der Schatten dem Leib zu folgen
pflegt (Kap. 11). Der Antichrist wird auch in seiner
Jugend den Eindruck eines Wunderkindes machen.
Dionysius von Lützenburg sagt (Kap. 12) aufgrund der
Aussprüche verschiedener Schriftsteller (Malvenda, hl.
Anselm u.a.), daß der Antichrist ein Genie sein und
große natürliche Gaben besitzen werde, vor allem einen
eminenten Verstand und eine unbeschreibliche Rednergabe.
Die besten Redner aller Zeiten werden angeblich ihm
gegenüber nur Stümper sein; er wird sich ihnen gegenüber
wie ein Riese unter Zwergen ausnehmen. Seine
Beredsamkeit scheint angedeutet in der Hl. Schrift (Offb
13,2-6). Er wird die verschiedenen Wissenschaften und
Sprachen (hebräisch, arabisch, chaldäisch, griechisch,
lateinisch und die modernen Sprachen) sehr leicht
erlernen, so daß sich die Rabbiner sehr verwundern
werden.
Die Hl. Schrift wird er fast auswendig wissen
(hl. Anselm), ebenso den Talmud und den Koran (Malvenda).
Die verschiedenen philosophischen Systeme, die
Aussprüche der Weltweisen, die Grundsätze der
verschiedenen Religionen, also auch die Dogmen der kath.
Kirche wird er sehr gut kennen. In allen möglichen
Künsten wird er große Fortschritte machen, gleichwie er
auch in die Geheimnisse der Magie und Zauberei
eingeweiht sein wird. Äußerlich wird er desgleichen in
jeder Beziehung imponieren, namentlich dann seine schöne
Gestalt und sein einnehmendes Antlitz. Jedermann wird
daher vermuten, das Kind sei mehr als ein gewöhnlicher
Mensch. Schon mit sechs oder sieben Jahren wird er ein
großes
Ansehen genießen (Lützenburg, Kap. 12).
Inhaltsverzeichnis
Kap. 7
Der
Antichrist wird im Alter von etwa 30 Jahren im
Orient als Glaubensprediger auftreten und dann
auch als Krieger
Der ehrw. Diener Gottes
Bartholomäus Holzhauser erklärte, der Antichrist
werde in einem Land aufstehen, das zwischen nahen Meeren
liegt, und seine Tyrannei im Orient ausüben. Über die
Jugend des Antichrists sagt die hl. Hildegard,
seine Mutter werde ihn nur sehr selten den Menschen
zeigen und unter gewissen Zauberkünsten bewirken, daß er
vom Volk geliebt werde. Er wird an verschiedenen
geheimen Orten aufgezogen und bis zu seinem Vollalter
verborgen gehalten werden. Bis er dann zum vollen
Mannesalter herangewachsen sein wird, wird er öffentlich
eine religionsfeindliche Lehre verkünden.
"Er wird seinen Mund
öffnen zur Lehre des Widerspruchs" (Schmelzeis, hl.
Hildegard, S.409). Er wird sagen, Jesus von Nazareth sei
nicht der menschgewordene Sohn Gottes, sondern ein
Betrüger, der sich für Gott ausgegeben hat (hl.
Cyrill v. Jer., cat. 15), und die von ihm gegründete
Kirche lehre Aberglauben. Der wahre Christus sei in
seiner Person gekommen. Er wird sagen: "Salvator
mundi ego sum. - Der Erlöser der Welt bin ich" (Schmelzeis,
S.378). Insbesondere wird er die Juden zu überzeugen
suchen, daß er der von Gott gesandte Messias sei (Suarez).
Die Juden werden ihn auch als solchen anerkennen (siehe
Kap. 11).
Seine Glaubenslehren
werden (nach Dionysius von Lützenburg) der
jüdischen Religion entnommen sein und sich scheinbar von
den Grundlehren des Christentums nicht viel
unterscheiden. Denn er wird lehren, daß es einen Gott
gibt, der die Welt erschaffen hat, der allwissend ist
und selbst die Gedanken der Menschen kennt, der gerecht
ist und die Befolger seiner Gebote belohnen und die
Übertreter bestrafen wird, und der dereinst alle
Menschen von den Toten auferwecken wird. Dieser Gott hat
durch Moses und die Propheten geredet, weshalb die
Vorschriften des mosaischen Gesetzes zu erfüllen sind,
insbesondere die Beschneidung und die Sabbatheiligung
(Lützenburg, Kap. 27). Durch seine
Sittenlehre aber wird er alle bestehende Ordnung auf
Erden umzukehren suchen. Deswegen heißt er in der Hl.
Schrift (in der Septuaginta) der "Gesetzlose" (2 Thess
2,4).
Daniel sagt: "Er
wird meinen, Zeit und Gesetz ändern zu können" (Dan
7,25). Er wird alle Gesetze, Sitten und religiöse
Einrichtungen verwerfen und, um die Welt an sich zu
locken, vollkommene Freiheit von allen göttlichen und
kirchlichen Geboten gewähren und jedermann nach seinen
Leidenschaften leben lassen. Dadurch wird er vor den
Völkern als Befreier vom Joch, als Welt- und
Volksbeglücker dastehen wollen. Die Religion wird er
bequem machen. Er wird sagen, man nicht zu fasten
brauche und sich durch Entsagung das Leben zu
verbittern, wie es die Leute in den früheren Zeiten
getan haben, wo sie angeblich von der Güte Gottes noch
keinen Begriff hatten. Es genüge, wenn sie Gott lieben.
Er wird die Leute nach Herzenslust schmausen lassen, so
daß diese die unglücklichen Menschen der früheren
Jahrhunderte bedauern werden, die sich durch Entsagung
und Fasten das Leben verbittert haben (hl.
Hildegard).
Es ist wohl auch
anzunehmen, daß der Antichrist der freien Liebe das
Wort reden und die heiligsten Bande des
Familienlebens zerreißen wird. "Er wird alles Heilige
verachten und die Gnadenmittel der Kirche mit
teuflischem Spott begeifern" (hl. Hildegard). Er
wird die Demut verdammen und hochmütige und grausame
Lehren verbreiten. Er wird das, was Gott im Alten und
Neuen Testament hat lehren lassen, niederreißen und
behaupten, Sünde und Laster seien keine Sünden und keine
Laster. Kurz er wird den Weg zur Hölle für den Weg zum
Himmel ausgeben. (Diese Schilderung ist der hl.
Hildegard entnommen). Mit Recht sagt Wilh. Faber:
"Die Zeit des Antichrists wird also eine Zeit der
tyrannisten Verweltlichung sein (Schöpfer und Geschöpf,
1858 Regensburg).
Es wird dem Antichrist
leicht möglich sein, gegen das Christentum aufzutreten
und die Welt zu betören, weil um diese Zeit die
Menschheit ganz gottlos sein wird. Bernhard von Busto
sagt: "Schon um jene Zeit, wo der Antichrist gegen 20
Jahre alt sein wird, wird die ganze Welt vom Glauben
abgewichen sein." Auch der hl. Gregor d. Gr.
meint, daß zu jener Zeit die meisten Menschen der
Gottlosigkeit oder der Ketzerei verfallen und allen
erdenklichen Lastern ergeben sein werden.
Laktantius Firmianus
sagt, daß schon zu jener Zeit, in welche die Jugend des
Antichrists fallen wird, alle Gerechtigkeit auf Erden
geschwunden sein wird; man wird weder Gesetz noch
Ordnung noch Zucht kennen. Fast jeder Mensch wird etwas
besitzen, was er heimlich an sich gebracht hat. Nur
Gottlosigkeit, Geiz, Begierlichkeit und Geilheit wird
die Welt beherrschen. Außerdem werden sich alle Nationen
untereinander verfolgen und bekriegen. Der ganze
Erdboden wird einer Mord- und Räuberhöhle gleich
verstört und beunruhigt sein (Lact. 7,15 f.). Sogar
die Seelenhirten werden den Wölfen gleichen, den
Gottesdienst vergessen und mit Frauen leben (Thomas
Malvenda).
Der hl. Papst Gregor
der Große sagt: "Die Kirchen werden um diese Zeit
öde und verlassen sein wie verfallene Scheunen; die
Seelsorger werden sich um ihre Schäflein wenig kümmern."
Auch die frommen Leute werden sehr dünn gesät sein. Die
hl. Kirchenväter (hl. Cyrill v. Jer., hl. Ephräm, hl.
Gregor Naz., hl. Chrysostomus u.a.) finden nicht Worte
genug, um den schlechten Zustand der Welt zu
beschreiben, in der sie der zur Regierung kommende
Antichrist finden wird.
Die Ordensschwester Nativitas († 1798) erklärte auch:
"Wenn sich die Zeit,
wo der Antichrist regieren wird, nähern wird, wird eine
falsche Religion entstehen, welche der Einheit Gottes
und seiner Kirche zuwider sein wird. Die Ketzerei wird
eine derartige Verheerung anrichten, wie man zuvor noch
keine gesehen hat." (Hartmann, Leben u. Offb. der
Schwester von der Geburt, S.780.) Je mehr sich die Zeit
der Regierung des Antichrists und das Weltende nähern
werden, desto mehr werden sich auf Erden die
Finsternisse des Satans verbreiten. Je näher man dem
Weltende kommen wird, desto mehr wird sich die Zahl der
Kinder des Verderbens mehren, dagegen wird im
umgekehrten Verhältnis die Zahl der Gerechten abnehmen
(ebenda S.784).
Auch als Krieger wird der Antichrist im Orient
auftreten, seinem Vorbild Mohammed
gleichend. Die Sr. Nativitas sagt: "Der Antichrist, der
in der Kriegskunst vollkommen erfahren sein wird, wird
ein unüberwindlicher Herrscher werden" (Hartmann,
S.807). Die sel. Anna Kath. Emmerich erwähnt eine große
Schlacht mit dem Antichrist, die gegen Weltende bei der
Stadt Megiddo im nördlichen Israel stattfinden soll.
(Siehe Kap. 17)
Inhaltsverzeichnis
Kap. 8
Der
Antichrist wird dem Charakter nach der
schlechteste Mensch sein, der je gelebt hat
Er wird schon von
Geburt zu allen Schlechtigkeiten hinneigen. "Luzifer
wird ihm bereits im Augenblick seiner Empfängnis die
höllische Neigung zu allem Bösen einflößen, als ob
nicht ein Mensch, sondern der Teufel sein Vater
wäre. Gleichwie in Christus die Fülle der Kraft des
Heiligen Geistes gewesen ist, so wird im Antichrist
alle höllische Kraft und Stärke vereint sein" (Lützenburg,
Kap. 8). Überdies wird der Antichrist durch seine
Mutter vollständig verdorben werden, von der er
ohnehin schon den Hang zur Gottlosigkeit und
Zauberei ererbt haben wird.
Schon in seiner
Jugend wird er (lt. Tertulian und hl.
Irenäus) einen Bund oder Vertrag mit dem Teufel
schließen und mit einem Eidschwur bekräftigen,
gleichwie es angeblich seit jeher Zauberer getan
haben. Die Folge davon wird sein, daß ihn nun sein
hl. Schutzengel, den er (laut hl. Hieronymus
und hl. Antonin) bis dahin hatte, verlassen
wird. Von diesem Zeitpunkt an wird sich das Gewissen
des Antichrists auch bei den größten Lastern nicht
mehr rühren (Lützenburg, Kap. 12).
So wird es kommen,
daß er schließlich "unverschämten Angesichtes" (Dan
8,23) öffentlich auftreten wird. Er wird daher, wie
der hl. Thomas von Aquin sagt, dem Charakter
nach die "vollendete Bosheit" sein, also von den
schlechtesten Menschen der allerschlechteste.
Thomas Malvenda sagt: "Alle Bösewichte, die vor
ihm gelebt haben, wird er an Gottlosigkeit
übertreffen."
Viele Heilige (hl.
Hier., hl. Chrys., hl. Aug. u.a.) behaupten, der
Antichrist werde durch den Einfluß so verschlagen
und durchtrieben sein, daß man es unmöglich
beschreiben kann. Vor allem wird er als Meister in
der Verstellungskunst die bewunderungswürdige
Geschicklichkeit besitzen, seine Verbrechen zu
verbergen (hl. Cyrill v. Jer., cat. 15). Was
Hochmut anbelangt, wird der Antichrist dem Luzifer
nicht nachstehen. Manche meinen, er werde in der Hl.
Schrift wiederholt mit "Tier" bezeichnet wegen
seiner viehischen Triebe (Unsittlichkeit),
die er sicherlich von seiner Mutter ererbt haben
wird. Er "wird den Weibern nachjagen" (Dan 11,37).
Lützenburg sagt, er werde viele Frauen zu
sich nehmen, besonders Töchter von Königen und sie
in einem Frauengemach halten, während seine
eigentliche Frau eine Jüdin sein wird (Kap. 21).
Der hl. Hieronymus
meint, an seinem Hof wird des Essens und Trinkens,
des
Schlemmens und Prassens,
des Tanzens und Springens kein Ziel und kein Maß sein.
(In Dan 11.) Der Antichrist wird, wie der hl. Gregor d.
Gr. sagt, das Haupt aller Heuchler sein. Er wird alle
möglichen Tugenden heucheln: Frömmigkeit, Ehrbarkeit,
Aufrichtigkeit, Gutherzigkeit, Heiligkeit, wodurch er
die Herzen aller Juden an sich ziehen wird (Lützenburg,
Kap. 12). Insbesondere wird er große Liebenswürdigkeit
und Güte heucheln um sich das Vertrauen der Menschen zu
erwerben (hl. Cyrill v. Jer.).
Hierin wird er dem Teufel
ähnlich sein, der gern als ein "Engel des Lichtes"
auftritt und da viel gefährlicher wird, als wenn er sich
in seiner wahren Gestalt zeigt "als brüllender Löwe, der
umhergeht und sucht, wen er verschlingen könne" (1 Petr
5,8). Durch seine Hinterlist, mit der sich der
Antichrist überall beliebt machen wird, wird er sich den
Weg zum Thron ebnen (hl. Ephräm).
"Wenn er aber einmal zur
Macht gelangt sein wird, wird er ein hochmütiges Wesen spüren lassen
(hl. Ephräm) und wird beginnen, die Menschen grausam zu
behandeln und unterdrücken (hl. Hildegard). Er wird dann
über alle Maßen keck und unverschämt sein, so daß Daniels
Worte "König eines unverschämten Angesichtes"
(Dan 8,23) auf ihn passen werden. Dann werden die Worte
Jobs Wahrheit: "Gott macht, daß wegen des Volkes Sünden
ein Heuchler regiert" (Job 34,30)
Inhaltsverzeichnis
Kap. 9
Vor dem Antichrist werden die Apostel
der letzten Zeit auftreten
Die Apostel der letzten
Zeiten werden wahrscheinlich heiligmäßige und
apostolisch wirkende Missionare sein, welche die Aufgabe
haben, das religiöse Leben im Volk zu heben und die
bevorstehende Ankunft des Antichrists anzukündigen.
Der hl. Franz von Paula
nennt sie Kreuzritter. Er schrieb am 13. Aug. 1469 an
Simon von Limena, Herrn von Montalti, einen Brief, worin
er den großen Monarchen, der in der Endperiode der Welt
kommen soll, erwähnte und beifügte: " Es wird dann
ein
neuer Orden gegründet werden, der der Cruciferi
(Kreuzträger), weil dessen Mitglieder auf ihren Fahnen
das Kreuz haben werden. Dieser Orden wird aus drei
Gruppen bestehen. Die erste Gruppe sind bewaffnete
Reiter, die zweite Gruppe Priester und die dritte
Pfleger. Die Kreuzritter werden die Mohammedaner, die
Irrlehrer und die schlechten Christen Christus zuführen"
(Cornelius a Lapide in Apok. 17,17). Dieser Orden sollte
nach dem hl. Franz von Paula
der letzte religiöse Orden sein, der in der Kirche
entstehen wird.
Auch die Muttergottes
erwähnte in La Salette am 19. Sept. 1846 in ihrem
Geheimnis an Mélanie "die Apostel der letzten Zeiten"
und übergab später der Mélanie eine Regel für diese
Apostel. Papst Leo XIII. sandte 1878 die genannte
Seherin auf den hl. Berg von La Salette, damit sie dort
den von der Muttergottes gewünschten Orden gründe; doch
traten Hindernisse ein, so daß der Orden nicht gegründet
wurde. (Parent, Le Secret complet de La Salette, 1902,
S.85.)
Auch Frau Marie Mesmin in Bordeaux, die jahrelang eine
weinende und jüngst Wohlgerüche verbreitende Statue der
Muttergottes besaß, teilte die seligste Jungfrau, als
sie ihr fünfzehnmal in der Rosenkranzkapelle der Notre
Dame Kirche in Bordeaux erschien (1909), die Regel für
die Apostel der letzten Zeiten mit und eine Regel für
die Waisenhäuser, worin jene Apostel herangebildet
werden sollen. Diese zwei Regeln, durch die für eine
neue Zukunft der Welt das Fundament gelegt werden und
eine Erneuerung der Dinge herbeigeführt werden soll,
sollte Frau Marie Mesmin der Kirche vorlegen. (Josef
Serre, Le Prodige de Bordeaux, Selbstverlag Lyon
Saint-Claire, S.6.)
Vielleicht beziehen sich
auf die Apostel der letzten Zeiten auch die Worte
Christi zur Nonne Benigna Consolata Ferrero († 1916) aus
dem Kloster von Como in Italien: "Ich will, daß die
menschliche Gesellschaft neu erstehe und diese
Auferstehung soll das Werk meiner Liebe sein... Die Welt
eilt dem Abgrund zu, aber ich werde sie durch eine
kleine Schar großmütiger Seelen, die unter meiner
Leitung kämpfen werden, in ihrem schwindelnden Lauf
aufhalten. (Siehe "Vademecum, Fribourg, 1920.)
Der Vorläufer wird, wie
Holzhauser sagt, die Ankunft des Antichrists, des
angeblich kommenden Messias, ankündigen und in einem
Land auftreten, das nahe am Meer liegt. Der hl. Irenäus,
Bischof von Lyon († 202) sagt, der Vorläufer des
Antichrists werde den Juden in der ganzen Welt die
Ankunft ihres Messias offenbaren und sie auffordern, zu
ihm zu reisen (Adv. haer. 5,28). Der Vorläufer wird die
Menschen sogar zur Anbetung des Antichrists verführen,
besonders durch Scheinwunder.
Der hl. Evangelist
Johannes sagt: "Er machte, daß die Erde und ihre
Bewohner das erste Tier (den Antichrist) anbeten" (Offb
13,12). "Er sagte den Bewohnern der Erde, daß sie sich
ein Bild von dem Tier (Antichrist) machen sollten." "Er
verführte die Bewohner der Erde durch Zeichen, die ihm
zu tun gegeben sind" (Offb 13,14). "Und es (das Tier,
nämlich der Lügenprophet) tat große Zeichen, so daß es
sogar vor den Augen der Menschen Feuer vom Himmel auf
die Erde fallen läßt" (Offb
13,13). Dadurch wird also der Vorläufer den hl.
Propheten Elias nachäffen, auf dessen Wort ebenfalls
Feuer vom Himmel herabfiel (2 Kg 1,10). Der Lügenprophet
wird viele Apostel in die Welt aussenden. Der hl. Papst
Gregor d. Gr. erklärt, ein ganzes Heer von Priestern
werde dem Antichrist die Bahn brechen (lib. 5,18; lib.
9,68). Die hl. Hildegard sagt: "Falsche Lehrer werden
die Irrtümer des Antichrists offen und frei verkünden.
Dann wird die Ungewißheit im christlichen Glauben so
groß sein, daß die Menschen in Zweifel geraten werden,
wen sie als Gott anerkennen sollen."
Auch die Sr. Mechthild
(13. Jh.) sagt, daß zur Zeit des
Antichrists ein Predigerorden seine Wirksamkeit
entfalten werde. Sie beschreibt dessen Mitglieder
folgenderweise: “Sie tragen ein zweifaches Kleid; das
untere ist weiß und das obere rot und von einem Gürtel
umschlungen. Bart und Haare tragen sie ungeschoren. Sie
gehen barfuß, außer wenn Frost herrscht; da tragen sie
rote Fußbekleidung mit weißen
Riemen. Sie haben keine eigene Wohnung, sondern sind
überall Gäste, Sie haben keinen Besitz und dürfen Gold
und Silber nicht behalten. Jeder von ihnen trägt
überall, wo er sich befinden mag, einen Stab, der weiß
und rot gefärbt ist und eine spannlange Krücke hat. Auf
der einen Seite des Stabes ist das Leiden Christi, auf
der anderen dessen Himmelfahrt dargestellt. Sie tragen
den Stab stets vor sich umher wie ein Kreuz.
Auf weiten Wegen können sie einen Esel mitführen, den
sie auch reiten dürfen. Sie sollen essen und trinken,
was man ihnen gibt, außer Fleisch. Wenn man ihnen kein
Brot gibt, sollen sie demütig darum bitten. Die Leute
werden ihnen, wenn sie ihr heiliges Leben bemerken
werden, willig alles geben, was zum Lebensunterhalt
notwendig ist, sowohl Nahrung als auch Kleidung. Sie
sollen bei keiner Witwe Herberge nehmen. Kein Mitglied
soll jünger sein als 24 Jahre; sie sollen gesund sein
und höhere Studien gemacht haben; sie sollen Priester,
Beichtväter und gute Prediger sein. Wohin sie kommen,
ist ihnen erlaubt, hl. Messe zu lesen, zu predigen und
Beicht zu hören. Sie werden 30 Jahre lang in Frieden
tätig sein; dann kommt der Antichrist.
Dieser wird durch bodenlos falsche List und mit Gold und
Edelsteinen auf die weltlichen Fürsten Einfluß erlangen.
Diese werden ihn für ihren Herrn und Gott ansehen.
Sobald der Antichrist zur Weltherrschaft kommt, werden
die Mitglieder schon mit Lebensgefahr ihr Amt verwalten.
Viele von jenen Menschen, mit denen diese frommen Leute
verkehrt hatten, werden als hl. Märtyrer sterben. Manche
Juden und Heiden werden von diesen Brüdern die hl. Taufe
empfangen, was den Antichrist sehr ärgern wird; er wird
streng verbieten, die Predigt dieser Brüder anzuhören.
Sobald die Boten des Antichrists eintreffen, werden sie
zuerst diese heiligen Prediger durchbohren. Aufgespießt
werden sie diese Prediger herumtragen und sie aller Welt
zeigen. Die Bösen werden lachen, die Guten weinen. Die
Anhänger dieser hl. Männer wird man einfangen, ihnen die
Augen verbinden und sie geißeln; dann wird man ihnen den
Kopf abschlagen und sie ins Wasser werfen. Oder man wird
sie auf dem Feld martern. (Morel, Offenbarung der
Schwester Mechtildis v. Magdeburg, Regensburg 1869,
S.208 f.)
Auch der hl. Vinzenz Ferrer
(1350-1419) hat
die Apostel der letzten Zeiten angekündigt; er erklärte,
daß apostolische Männer kommen werden, arm, einfältig,
sanftmütig und demütig, die nichts anderes auf ihren
Lippen haben als Jesus den Gekreuzigten, die sich selbst
vergessen, indem sie ununterbrochen die Ehre
Gottes und der Heiligen im Auge haben.
Der hl. Ludwig Maria Grignion von Montfort (1673-1716),
apostolischer Missionar in Frankreich und großer
Verehrer der Muttergottes, prophezeite: "Die Bildung und
Erziehung der großen Heiligen, die gegen das Ende der
Welt auftreten werden, ist der Muttergottes vorbehalten.
Diese großen Heiligen werden an Heiligkeit die Mehrzahl
der anderen Heiligen übertreffen wie die Zedern des
Libanon die niedrige Staude übertrifft. Diese großen
Seelen, voll Gnade und Seeleneifer, werden erwählt,
um sich den Feinden Gottes, die sich überall regen
werden, zu widersetzen. Mit ihrem Wort und ihrem
Beispiel werden diese Heiligen die ganze Welt zur wahren
Verehrung Mariens bringen. Dies wird ihnen viele Feinde
zuziehen, wird ihnen aber auch viel Segen eintragen" (Curicque,
S.82 f.).
Die Mitteilung, daß die Muttergottes diese großen
Heiligen erziehen werde, steht
auffallenderweise im Einklang mit folgenden zwei
Tatsachen: Der Seherin von La Salette, Mélanie, und der
Frau Marie Mesmin in Bordeaux hat die Muttergottes in
einer Regel für die Apostel der letzten Zeiten
mitgeteilt, damit von ihnen diese Regel der kirchlichen
Behörde vorgelegt werde.
Inhaltsverzeichnis
Kap. 10
Der
Antichrist wird wie Christus einen Vorläufer
haben
Wie Christus einen
Vorläufer oder Wegbereiter hatte, nämlich Johannes
den Täufer, so wird auch der Antichrist einen
solchen haben. Der Vorläufer des Antichrists wird in der
Hl. Schrift und zwar an mehreren Stellen der Apokalypse
erwähnt: Offb 13,11f.; 16,13; 19,20; 20,10. Er heißt
dort der falsche Prophet oder Lügenprophet, offenbar
deswegen, weil er nicht heilig und aufrichtig, sondern
gottlos und falsch sein wird, also ganz so wie der
Antichrist selbst.
Vom Lügenprophet heißt es
auch: "Es (das Tier) hatte zwei Hörner gleich einem
Widder, redete aber wie der Drache" (Offb 13,11). Damit
ist auf seine Ähnlichkeit mit der Schlange im Paradies,
also auf seine Falschheit, angespielt. Der Vorläufer
des Antichrists wird auch ein Tier genannt, das aus
der Erde aufsteigt (Offb
13,11), offenbar wegen seiner irdischen (tierischen)
Gesinnung und seiner Sinnlichkeit schmeichelnden Lehre.
Manche vermuten, der Vorläufer des Antichrists werde
ein abgefallener Bischof und angesehener
Kirchenfürst sein, weil es heißt, er habe zwei Hörner
wie ein Widder; und er werde wahrscheinlich als
Gegenpapst auftreten und in der Christenheit Verwirrung
anrichten. Die zwei Hörner bedeuten nämlich nach
Holzhauser die geistliche und weltliche Gewalt, die
der Papst nach der von der sel. Anna Maria Taigi
vorausgesagten Wiederherstellung des Kirchenstaates
neuerdings in sich vereinigen würde.
P. Houchedé sagt,
dieser falsche Prophet werde weder ein König noch
irgendein Fürst, sondern ein hervorragender Apostat
sein, der mit der Würde eines Bischofs bekleidet ist.
Aus einem Apostel des Evangeliums werde er der
Hauptverkünder des falschen Messias werden. (Lehre vom
Antichrist, Innsbruck 1878, S.24.)
Die Dominikanerin Rosa
Colomba Asdente (1781-1847) von Taggia in Piemont
(Italien), die viel geweissagt hat, was bereits genau
eingetroffen ist, und deren Weissagungen im
bischöflichen Archiv in Ventimiglia aufbewahrt sind, hat
folgendes prophezeit: "Ein großer Feind der Kirche und
Vorläufer des Antichrists wird sich den Titel "Erlöser"
beilegen. Um diesen Vorläufer des Antichrists werden
sich viele Irrlehrer vereinigen und ihren
kirchenfeindlichen Grundsätzen mit dem Dolch Nachdruck
geben. Ihre Verschlagenheit wird so groß sein, daß es
ihnen sogar gelingen wird, rechtdenkende Männer an sich
zu ziehen. Die Bischöfe im allgemeinen werden
feststehen; kaum einer wird im Glauben wanken, aber alle
werden wegen ihres Mutes und ihrer Treue gegen die hl.
Kirche viel zu erdulden haben. (Curicque, Prophet.
Stimmen, Luxemburg 1871, S.191.)
Die französische Sr.
Nativitas (1731-1798), Klarissin in Fougères,
weissagte ähnlich: "Ich sehe, daß bei Annäherung der
letzten Ankunft Christi ein schlechter Priester der
Kirche großes Leid bereiten wird." (Hartmann, Leben und
Offenbarung der Schwester von der Geburt, S.754.)
Bemerkenswert ist die
Prophezeiung der hl. Hildegard († 1179): "Die
römische Kirche wird durch ein fürchterliches Schisma
zerrissen werden, so daß alles zur Aufnahme des
Antichrists vorbereitet werden wird."
In der Hl. Schrift ist angedeutet, daß der Antichrist
zwei hervorragende Helfershelfer
haben werde, nämlich den Satan und dann den
Lügenprophet. In der Apokalypse heißt es: "Ich sah aus
dem Mund des Drachen und aus dem Mund des Tieres und aus
dem Mund des falschen Propheten drei unreine Geister
hervorgehen wie Frösche" (Offb 16,13). Drache, Tier und
falscher Prophet sind der Satan, der Antichrist, der
Lügenprophet. Also wie bei der Erlösung drei göttliche
Personen wirkten, so werden auch im Geheimnis der
Bosheit drei zusammenwirken: Der Satan, der Antichrist
und der falsche Prophet.
Inhaltsverzeichnis
Kap. 11
Der
Antichrist wird zunächst König der Juden werden
Daniel sagt:
"Heimlich wird er sich einschleichen und sein Reich
durch List erlangen" (Dan 11,21). Wie eine Katze, wenn
sie auf Fang ausgeht, sehr vorsichtig und leise
auftritt, und sich bückt, dann aber, wenn sie bereits
der Beute sicher zu sein hofft, einen Sprung macht und
sie mit den Tatzen niederschlägt und sich mit den
spitzigen Zähnen verbeißt, ebenso wird der Antichrist zu
Beginn seines Auftretens zu Werke gehen. Er wird also
nicht mit der Tür ins Haus fallen, etwa um die
königliche Würde bewerben oder mit Waffengewalt diese zu
erlangen suchen, sondern er wird als listiger Heuchler
und Schlaukopf, der Schlange im Paradies gleichend,
zunächst das Vertrauen und die Herzen des arglosen
Volkes zu gewinnen suchen.
Der hl. Bischof und
Märtyrer Methodius, der im 4. Jh. lebte, hat
vorausgesagt: "Der Antichrist wird anfänglich gegen alle
Menschen freundlich und leutselig und gegen die Armen
barmherzig sein. Er wird den Reichtum nicht lieben,
sondern alles Gold und Silber den Armen schenken. Er
wird friedsam sein, und wenn zwei sich zanken, wird er
sie zu versöhnen suchen. Er wird eingezogen und sittsam
sein, die Unzucht und den Ehebruch verwerfen. Er wird
jede Ungerechtigkeit hassen und Ehrabschneidung nicht
anhören wollen. Er wird Götzendienst nicht dulden,
Ehrfurcht zeigen gegen die Hl. Schrift; die Priester
wird er ehren und das Alter achten. Dies alles wird er
aus tückischer Verschlagenheit tun, damit er die
Menschen an sich ziehe" (Lützenburg, 14. Kap.).
Der hl. Anselm
sagt: "Der Antichrist wird durch seine große
Freigiebigkeit und sein Mitleid die Herzen der Juden an
sich ziehen, so daß sie ihn an allen Enden der Welt als
einen Halbgott preisen werden." Er wird den Juden mit
trauriger Miene klagen, wie schlecht es jetzt in der
Welt zugeht, und wie höchst notwendig es sei, daß Gott
einen König erwecke, der die Welt durch seine
Geschicklichkeit zum wahren Dienst Gottes wieder
zurückführe. Er wird vor allen Leuten mit aufgehobenen
Händen zu Gott flehen, auf daß er bald einen solchen
König sende, der die armen Untertanen aus den Händen der
Tyrannen befreie und die ganze Welt wieder in den
früheren glückseligen Zustand versetze (Malvenda).
Die Juden werden dann
untereinander sprechen: "In unserem ganzen Geschlecht
ist kein so guter, gerechter und weiser Mensch zu finden
wie dieser. Er wäre sicher imstande, uns von allem Elend
zu erlösen." Die Juden werden ihm dann nach
vorausgegangenen öffentlichen Beratungen die Königskrone
antragen. Doch der Antichrist wird sich weigern, aber
nur aus dem Grund, damit man ihn desto mehr bitte (so
die hl. Hippolyt und hl. Ephräm).
Es werden dann auch die
Angehörigen anderer Völker, wie Türken, Tartaren, sogar
Christen zu ihm kommen und ihn bitten, er möchte die
königliche Würde annehmen. (So sagt der hl. Märtyrer
Methodius.)
Schließlich werden die
Vertreter der Juden, Türken und anderer Völker ihm eine
kostbare Krone bringen und ein königliches Kleid; sie
werden ihm das Kleid anziehen, die Krone aufs Haupt
setzen und ein Zepter in seine Hand drücken und ihn zu
ihrem freiwillig erwählten Königerklären (Malvenda).
Seine erste Sorge wird
sein, ein gewaltiges Kriegsheer zusammenzustellen,
Waffen anzufertigen und Lebensmittel in Magazinen
anzuhäufen. Nicht ohne teuflisches Zutun wird ein
gewaltiger Zulauf von Soldaten eintreten. Der hl.
Hieronymus und andere hl. Väter sagen, der
Antichrist werde zunächst in Babylon seine Residenz
aufschlagen und sich dort einen königlichen Palast
erbauen lassen. Dann werden sehr viele Juden, die in der
Welt zerstreut leben, alsbald nach Babylon übersiedeln.
Die Könige der Welt, die von der Krönung eines Königs
der Juden und der Gründung seines neuen Königreiches
erfahren werden, werden lachen und dieses "kleine Horn"
(Dan 7,8) gar nicht beachten.
Allen Abgesandten der
verschiedenen ihm umliegenden Völker, die von ihren
Fürsten bedrückt werden und den Antichristen bitten, er
möge sie vom tyrannischen Joch befreien, wird er sagen,
er sei gekommen, sie zu erlösen und die ganze Welt zur
Gerechtigkeit und Gottesfurcht zu zwingen (Lützenburg,
Kap. 14).
Mit der Zeit wird sich
der Antichrist auch für den Messias der Juden
ausgeben. Die Juden werden also die ersten sein, die
dem Antichrist anhangen werden; sie, die dereinst den
wahren Messias verworfen und der Wahrheit nicht geglaubt
haben, werden jetzt der Lüge glauben (siehe 2 Thess
2,9). Mit Recht hat also Christus zu den Juden gesagt:
"Ich bin im Namen meines Vaters gekommen und ihr nehmt
mich nicht auf; wenn ein anderer aber in seinem eigenen
Namen kommen wird, den werdet ihr aufnehmen" (Jo 5,43).
Man vermutet, daß der
Antichrist auch die Herrschaft des Islam
wiederherstellen werde. Gegen das Ende der Welt soll
ein großer Monarch kommen, der ein Nachkomme
Ludwigs IX. des Heiligen sein und unter anderem das
türkische Reich zerstören wird. So weissagte der hl.
Franz von Paula († 1508) und auch andere Seher.
(Siehe das Buch: Der kommende große Monarch.) Die vom
großen Monarchen gebrochene Herrschaft des Islam soll
der Antichrist wieder herstellen.
Bemerkenswert ist
folgende türkische Weissagung aus dem 15. Jh.: "Wenn die
Auferstehung naht, werden zehn Zeichen geschehen. In der
Zeit, da die Moslem seiner bedürfen, wird der Mahdi
(Antichrist) kommen und die zerstörten Orte wieder
aufbauen. Vorher aber müssen unter den Menschen viele
Übeltaten zur Erscheinung kommen. Die Moscheen werden
zahlreich sein, aber wenige werden darin beten, und die
darin beten, werden ohne Andacht sein. Die Frauen werden
wie die Männer auf Pferden reiten; sie werden in die
Basare gehen und bei den Fremden Einkäufe machen, Wein
trinken und haufenweise auf der Straße herumgehen. Man
wird angesehene hohe Gebäude errichten. Schließlich
werden die Beni Asser
(die Europäer) kommen und Rum (Konstantinopel?) erobern.
Vorher jedoch muß in Magkreb (Nordafrika) ein Krieg
ausbrechen und diese Gegenden werden dem Islam
verlorengehen. Die Weltherrschaft wird auf die
"Ungläubigen" übergehen und 960.000 Christen werden den
Islam überfallen. (Anspielung auf die Zeit des großen
Monarchen?) Dann erst wird der heilige Mahdi
(Antichrist) erscheinen und die Herrschaft des Islam
wiederherstellen." (Aus den historisch-politischen
Blättern, München 1913, 12, S.957.)
Wenn man bedenkt, daß der Islam der Sinnlichkeit
schmeichelnde Lehren enthält (z.B. Vielweiberei) und er
ein Todfeind des Christentums ist, so ist es gar nicht
unwahrscheinlich, daß der Antichrist auch ein Beschützer
der Mohammedaner sein wird. Der ehrw. Holzhauser hat
auch erklärt, daß der Antichrist das vom großen
Monarchen zerstörte Türkenreich, von dem noch ein
kleiner Rest übrig sein wird, wiederherstellen werde (in
Apok. 12,6).
Inhaltsverzeichnis
Kap. 12
Der
Antichrist wird sich für den Messias der Juden
und sogar für Gott ausgeben und sich göttliche
Verehrung erweisen lassen
Die hl.
Kirchenväter erklären einhellig, daß die Juden den
Antichrist als den Messias aufnehmen und anerkennen
werden. Der Vorwurf des Heilandes an die Juden
scheint sich auf den Antichrist bezogen zu haben: "Ich
bin im Namen meines Vaters gekommen und ihr habt mich
nicht aufgenommen, ein anderer wird kommen in seinem
Namen und ihr werdet ihn aufnehmen" (Joh. 5,43).
Dieser Ansicht sind der hl. Irenäus, hl. Hilarius,
hl. Ambrosius, hl. Augustinus, hl. Hieronymus, hl.
Johannes von Damaskus u.a. Der Antichrist wird die
Juden dazu verführen, daß sie ihn für den Messias halten
und ihn anbeten (hl. Irenäus adv. haer. 5,25). Er wird
aus der Hl. Schrift nachzuweisen suchen, daß er der
Messias sei (hl. Ambrosius in luc. 21). Auch wird
er auf Wunsch der Juden viele Wunder, natürlich lauter
Scheinwunder, verrichten zum Beweis, daß er der Messias
sei. Den Juden wird er sagen, er sei gekommen, sein Volk
aus der Zerstreuung unter den Völkern zu sammeln (ehrw.
Holzhauser).
Und weil die
Juden auf Grund der Weissagungen der Propheten seit
jeher überzeugt sind, daß Jerusalem der Mittelpunkt des
messianischen Weltreiches sein werde, so wird der
Antichrist in den Besitz von Jerusalem zu kommen suchen
und es tatsächlich einnehmen (siehe Kap. 14).
Jerusalem wird er dann zu seinem Hauptsitz erwählen
und dadurch zeigen wollen, daß er wirklich der Messias
ist. Auch wird er Jerusalem neu erstehen lassen.
Dann werden
die Juden der ganzen Welt massenhaft in ihre Heimat
zurückwandern. Palästina wird neu aufblühen mit neuen
Städten und Dörfern. Es wird sich dort Reichtum und
Pracht entfalten und alle Welt wird auf Palästina
schauen (Fr. W. Helle).
Dann wird
die Weissagung des Propheten Isaias in Erfüllung
gehen: "Er (Gott, der Herr) wird die Versprengten von
Juda zusammenbringen und die zerstreuten Juden sammeln
von den vier Enden der Erde" (Is. 11,12). Ebenso die
Weissagung des Propheten Ezechiel: "Ich werde
euch aus den Völkern wegnehmen und euch in euer Land
zurückführen" (Ez. 36,24).
Der
Antichrist wird sich auch für Gott ausgeben. Der hl.
Paulus sagt: "Der Mensch der Sünde, der Sohn des
Verderbens, der sich widersetzt und erhebt über alles,
was Gott heißt und göttlich verehrt wird, so daß er sich
in den Tempel Gottes setzt und sich für Gott ausgibt" (2
Thess 2,3-4).
Daniel
sagt: "Er wird sich erheben und groß tun wider jeden
Gott; und wider den Gott der Götter wird er groß
sprechen und es wird ihm gelingen, bis das Maß des
Zornesvoll ist" (Dan 11,36). "Er wird sich Gott nennen
und wird sagen, er sei der Gott aller Götter, und wird
gebieten, daß man ihn als wahren Gott verehre" (hl.
Chrysostomus, hom. 40 in Jo.). Die hl. Hildegard
erklärt: "Er wird sich den Glauben an seine Gottheit
durch Gewalt und Todesschrecken erzwingen."
Der
Antichrist wird auch Gott lästern. "Er wird Reden gegen
den Allerhöchsten ausstoßen" (Dan 7,25; siehe auch Dan
7,8; 7,20 und Offb 13,5-6). "Das Tier tat seinen Mund
auf zu Lästerungen wider Gott, zu lästern seinen Namen
und sein Gezelt und die Bewohner des Himmels" (Offb
13,6). Der Antichrist wird besonders die Lehre von der
hl. Dreifaltigkeit bekämpfen und den für einen Narren
erklären, der glaubt, daß Gott einen Sohn habe (hl.
Ambrosius in Apoc. 13; hl. Ephräm de Antichr.).
Er wird aber
nicht nur Gott lästern, sondern auch die Verehrung
Gottes auszutilgen suchen. Er wird daher in der weiten
Welt keinen Altar und kein Bild, das an Gott und seine
Heiligen erinnert, dulden (Lützenburg, Kap. 26).
Auch den Götzendienst der Heiden wird er nicht dulden (hl.
Hippolyt, hl. Cyrill v. Jer.), weshalb Daniel
sagt: "Er wird sich erheben und großtun gegen jeden
Gott" (Dan 11,36). Trotzdem er sich für Gott ausgeben
wird, wird er doch einen Abgott verehren und um Hilfe
anrufen. Daniel nennt diesen Abgott Maozim (Dan
11,38-39), d.h. Gott der Stärke oder den allerstärksten
Gott (Bellarmin).
Der
Antichrist wird also ein heimlicher Verehrer des Satans
sein. Obzwar sich der Antichrist für Gott ausgeben wird,
wird er doch innerlich überzeugt sein, daß er weder Gott
noch Messias ist, es sei denn, daß er durch teuflische
Verblendung sich so etwas einbildet (Suarez).
Der
Antichrist wird sich auch im Tempel zur Anbetung
niederlassen und verlangen, daß man ihn anbete. (Siehe
oben die Worte des hl. Paulus, 2 Thess 2,4.) Gemeint ist
der Tempel zu Jerusalem, den er neu aufbauen wird und wo
er sich göttliche Ehre erweisen lassen wird (hl.
Johannes v. Dam. 4,27; hl. Cyrill Jer. cat.
15; hl. Irenäus 5, 25; hl. Ephräm, hl.
Ambrosius, hl. Anselm).
Die Juden
werden ihm im Tempel Tieropfer darbringen und Weihrauch
zu seiner Ehre anzünden (Corn. a Lap.). Im
Allerheiligsten wird sein Bildnis aufgestellt werden,
durch das zuweilen der Teufel reden und den Betenden
die verlangte Antwort geben wird (hl. Viktorin,
in Apoc.). Im Tempel wird der Vorläufer des Antichrists
als Hoherpriester auftreten und Tier- und Rauchopfer
darbringen, besonders morgens und abends. Der Antichrist
wird in listiger Weise den Juden im Tempel ihre
althergebrachte Gottesdienstordnung und ihre
angestammten Zeremonien belassen (Lützenburg,
Kap. 23).
Da mit der
Zeit fast die ganze Welt zu den Anhängern des
Antichrists gehören wird, so werden alle Bewohner der
Erde mit Ausnahme weniger ihn anbeten. In der Apokalypse
heißt es: "Und alle Bewohner der Erde beteten es (das
Tier) an, deren Namen nicht geschrieben sind im
Lebensbuch des Lammes" (Offb 13,8). "Und sie beteten
das Tier an und sprachen: "Wer ist dem Tier gleich und
wer kann mit ihm streiten?" (Offb 13,4). Viele Völker
werden dann nach Jerusalem kommen, um den Antichrist als
Gott und Messias zu verehren und anzubeten (Cornelius
a Lap.).
Die hl.
Hildegard sagt, der Antichrist werde die Masse des
Volkes nach sich ziehen, so daß der wahre Sohn Gottes
nur noch eine kleine Anzahl von Verehrern haben wird im
Vergleich zur Menge der Anhänger des Antichrists. Weiter
sagt sie auch, daß sich nach dem Antichrist seine
Anhänger ebenso benennen werden, wie sich die Christen
nach Christus benannt haben.
Allen
Bewohnern der Erde wird dann befohlen werden, das Bild
des Antichrists überall aufzustellen und anzubeten. Wer
dieses Bild nicht anbeten wird, der wird getötet,
beziehungsweise enthauptet werden (Offb 13,15; 20,4).
Der Vorläufer des Antichrists wird sich in die Welt
begeben (wahrscheinlich zu den Königen) und veranlassen,
daß an allen Orten das Bild des Antichrists zur Anbetung
aufgestellt werde; auch wird er durch teuflischen
Einfluß bewirken, daß dieses Bild mit menschlicher
Stimme zum Volk reden wird (siehe Offb 13,14-15). Dann
wird man zu Ehren des Antichrists neue prächtige Kirchen
bauen und darin auf kostbaren Altären das Bild des
Antichrists aufstellen und anbeten (Cornelius a Lap.
ad 2 Thess 2).
Auch in
sämtlichen Kirchen, die vorher christlich waren, wird
man auf den Altären das Bildnis des Antichrists
aufstellen. Dann werden dessen Anhänger in die
Kirchen laufen und dem Bild göttliche Ehre erweisen; sie
werden auf die Knie niederfallen, Rauchwerk anzünden und
dem Antichrist opfern. Das Bild wird zuweilen
eine Stimme von sich geben und mit lieblichen Worten die
Anwesenden segnen und ihnen alles Gute in dieser und in
der jenseitigen Welt versprechen und sie wegen ihrer
Frömmigkeit loben. Ähnliches kam ja auch schon bei den
Heiden vor (Sebast. Barrad 3, in Evang. 9,7).
Zu jener
Zeit werden die Worte Daniels wahr werden: "Im
Tempel wird der Greuel der Verwüstung sein" (Dan
9,27). Von diesem "Greuel der Verwüstung am hl. Ort"
weissagte auch Christus (Mt. 24,15). Das wird dann eine
grausame Zeit sein, die, wenn sie nicht abgekürztwürde,
auch die Auserwählten zu Fall brächte (hl. Aug.
20, de civ. D. 8; hl. Gregor d. Gr. 33 moral 13).
Inhaltsverzeichnis
Kap. 13
Der Antichrist wird Apostel in die Welt aussenden
Der Antichrist wird Boten
in die Welt senden, damit sie überall seine Gottheit
verkünden und die Menschen zu seiner Anbetung überreden.
Diese Apostel des Antichrists werden (nach Dionysius
v. Lützenburg) auf den Kanzeln folgendes lehren: Der
christliche Glaube ist falsch, da Christus nicht der
Messias, sondern ein Verführer der Menschheit war. Seine
Gnadenmittel (Messe, Sakramente) sind lauter Erfindungen
des Teufels. Der wahre von Moses und den Propheten
angekündigte Messias und Heiland der Welt sei der
jetzige König der Juden in Jerusalem. Dieser sei der
Mensch gewordene Gott, also Mensch und Gott zugleich.
Die Apostel des
Antichrists werden das Judentum über jeden anderen
Glauben preisen und sich mit Vorliebe auf die
Vorschriften Moses und des Talmud berufen, sie werden
daher verlangen, daß sich alle der Beschneidung
unterwerfen und den Samstag heiligen. Allen jenen,
die sich weigern sollten, die Lehre über den Antichrist
zu glauben und den Antichrist anzubeten, werden sie
Qualen und einen grausamen Tod androhen (Lützenburg,
Kap. 24, 27 u. 29).
Der hl. Hippolyt
erklärt, daß die Apostel des Antichrists nicht eher
ruhen werden, als bis die Christen die Erklärung
abgeben: "Ich verleugne Christus und die Taufe und das
Kreuzzeichen" (de consum. saeculi). Ähnlich äußern sich
der hl. Augustinus (de civ. Dei 8) und der hl.
Hieronymus (in Dan 11).
Gleichwie Christus seinen
Aposteln die Macht gegeben, Kranke zu heilen, Tote
aufzuwecken, Aussätzige zu reinigen, Teufel auszutreiben
(Mt 10,8), so wird auch der Antichrist seinen
Aposteln die Gewalt verleihen, ähnliche Scheinwunder zu
wirken wie er selbst (Lützenburg, Kap. 24).
Die Apostel des Antichrists werden daher Werke
vollbringen, über die selbst die weisesten Menschen
staunen werden. Doch nicht nur die Apostel des
Antichrists werden die Blendwerke der Wunder anwenden
können, sogar auch die Henkersknechte, die, wenn sie die
armen Christen peinigen werden, gleichzeitig noch
Scheinwunder verrichten werden (hl. Robert Bellarmin).
Mit Rücksicht darauf ruft
der hl. Papst Gregor der Große aus: "Welch eine
fürchterliche Versuchung für das Menschenherz! Siehe ein
Märtyrer gibt sein Leben den Qualen hin und muß
zuschauen, wie sein Henker Wunder wirkt" (Moral. 32,12).
Oft werden auch jene, die den falschen Glauben annehmen,
Wunder wirken
können, während unter den rechtgläubigen Christen nicht
einer sein wird, der die Wunderkraft hätte (hl.
Gregor d. Gr.).
Sogar Tote aufzuwecken
werden die Apostel des Antichrists imstande sein.
Sie werden auf die Friedhöfe gehen und bei irgendeinem
Grab stehen bleiben und ein Gebet zum Antichrist
verrichten; dann werden sie dem im Grab liegenden
Leichnam im Namen des Antichrists gebieten, von den
Toten aufzuerstehen. In diesem Augenblick wird sich der
Grabstein heben und die auf dem Leichnam liegende Erde
wird so schnell in die Höhe fliegen, als ob der
Totengräber sie ausschaufeln würde, und dann wird ein
Mensch in schöner Gestalt, ganz frisch und gesund aus
dem Grab emporsteigen, die Umstehenden freundlich grüßen
und mit lauter Stimme den Antichrist preisen. Der
Auferstandene wird dann mit den Leuten herumgehen, mit
ihnen essen und trinken und sie zur Annahme der Lehre
des Antichrists ermahnen. So behaupten es Cornelius a
Lapide, der hl. Irenäus und Bellarmin;
ähnlich haben auch schon die Sibyllen geweissagt.
Doch werden derlei
Totenerweckungen nur teuflisches Blendwerk sein; denn
der Teufel wird es sein, der aus dem Grab emporsteigt
und die Menschen irreführt. Geblendet durch diese
Wunder, mit denen die Prediger des Antichrists ihre
Lehre bekräftigen werden, werden viele Christen zu ihnen
kommen und demütig um Aufnahme ins Judentum ersuchen (Cornelius
a Lap., in 2. Th. 2).
Auf die Apostel des
Antichrists beziehen sich offenbar die Worte Christi:
"Es werden falsche Christus und falsche Propheten
aufstehen; und sie werden große Zeichen und Wunder tun,
so daß auch die Auserwählten, wenn es möglich wäre, in
die Irre geführt würden" (Mt 24,24).
Es wird aber zwischen den
Aposteln Jesu und den Aposteln des Antichrists ein
gewaltiger Unterschied sein. Während die Apostel Jesu
Christi bei Verkündigung des hl. Evangeliums viel Leiden
und Entbehrungen auszustehen hatten, wird den Aposteln
des Antichrists nichts mangeln; Geld und irdische
Schätze werden sie im Überfluß haben, um jene, die ihre
Lehre annehmen, zu beschenken (hl. Anselm).
Die Apostel des
Antichrists werden ein heiliges Leben heucheln und sich
ins Angesicht sehr freundlich stellen, als ob sie vom
Himmel gefallene Engel wären (Lützenburg, Kap.
28). Das ganze Streben des Antichrists und seiner
Apostel wird nämlich dahin gehen, daß sie einen guten
Namen und hohes Ansehen beim Volk erlangen (hl.
Johannes v. Dam., orth. fid. 4,27).
Mit Vorliebe werden sie
darauf hinweisen, daß der Antichrist Weltkaiser ist und
daher die Worte der Hl. Schrift an ihm in Erfüllung
gegangen sind: "Er wird herrschen von einem Meer zum
anderen und vom Fluß bis an die Enden der Erde... Es
werden ihn alle Könige der Erde anbeten, alle Völker ihm
dienen" (Ps 71, 8 u. 11). Dann werden sie ihm Jesus von
Nazareth gegenüberstellen, der kein Königreich vom
Jordan bis an die Grenzen der Erde gehabt hat, ja nicht
einmal wußte, wo er sein Haupt hätte hinlegen können.
Auch werden sie den Umstand gegen Christus auszunützen
suchen, daß von ihm wohl die Zerstörung des Tempels zu
Jerusalem vorausgesagt worden ist (Mt. 24,2), aber
keineswegs dessen Wiedererbauung (Lützenburg,
Kap. 25).
Die Apostel des
Antichrists werden so zu sprechen verstehen, daß die
Zuhörer glauben werden, die Welt habe noch nie eine so
schöne Verkündigung des Wortes Gottes vernommen. Obzwar
diese Apostel die Gebote, die Gott durch Moses gegeben
hat, über alle Maßen preisen und rühmen werden, werden
sie doch vieles den Anhängern des Antichrists erlauben,
was gegen die zehn Gebote Gottes ist. Sie werden
ihnen die Sünde der Unzucht erlauben; sie werden den
Männern erlauben, so viel Frauen zu heiraten als ihnen
gefällig ist, und den Frauen, nach Belieben den Mann zu
verlassen und einem anderen anzuhangen (freie Liebe!).
Sie werden erlauben,
die Christen ihres Besitzes zu berauben und sie zu
erschlagen. Dadurch werden die Apostel des
Antichrists alle unzüchtigen und habsüchtigen Menschen
gleich als Anhänger haben. Wenn die Leute klug wären,
müßten sie daraus sofort erkennen, daß sie es mit
falschen Propheten zu tun haben (Lützenburg, Kap.
28). Unter allen Aposteln des Antichrists wird sich
einer ganz besonders hervortun, nämlich der
"Lügenprophet." (Siehe Kap. 10.)
Inhaltsverzeichnis
Kap. 14
Der
Antichrist wird Jerusalem zum Mittelpunkt seines
Weltreiches und sich Rom zu seiner zweiten
Residenzstadt erwählen
Daß der Antichrist in
Jerusalem herrschen wird, deutet der hl. Johannes
in seiner Apokalypse an; denn in Jerusalem soll der
Antichrist Henoch und Elias töten (Offb
11,7-8). Nicht ohne Bedeutung sind die Worte Daniels:
"Er wird das Gezelt seines Palastes zwischen den Meeren
(zwischen dem Mittelmeer und dem Toten Meer) auf dem
heiligen und herrlichen Berg aufschlagen" (Dan 11,40).
Der hl. Irenäus
sagt: "Der Antichrist wird zur Zeit seiner Herrschaft
seinen Thron in Jerusalem aufschlagen." Der hl.
Anselm sagt: "Da die Juden vom Messias erwarten, er
werde Jerusalem in größter Herrlichkeit
wiederherstellen, so wird der Antichrist Jerusalem
herrlich erbauen lassen, daraus eine große Stadt machen,
wie keine zweite auf der Welt sein wird und sich selbst
wird er hier eine Residenz erbauen lassen."
Daß der Antichrist auch
in Rom seinen Sitz aufschlagen wird, folgert man aus dem
Kap. 17 der Apokalypse, wo gesprochen wird von einem
Weib (einer großen Stadt), die auf sieben Hügeln sitzt
und die Herrschaft hat über die Könige der Erde (Offb
17,9; 17,18). Der ehrwürdige Diener Gottes
Bartholomäus Holzhauser († 1658) prophezeite, der
Antichrist werde mit einem großen Heer ins päpstliche
Gebiet einfallen, den letzten Papst töten und den Stuhl
Petri einnehmen. Dasselbe sagte auch die als Seherin
berühmte französische Sr. Nativitas († 1798); sie
erklärte: "Die Verbündeten des Antichrists werden Rom
mit Truppen umstellen, nachdem sie zuvor alle
Landschaften um Rom herum erobert und verheert haben.
Dann wird Rom unrettbar verloren sein, der Hl. Vater den
Märtyrertod erleiden und seine Stelle wird der
Antichrist einnehmen. (Hartmann, Leben und Offb. der
Schwester von der Geburt, 1865, S.813.)
Kard. Manning († 1900)
sagt, daß nach Mitteilung vieler Kirchenschriftsteller
Rom in den letzten Zeiten der Welt von der katholischen
Kirche abfallen und zum alten Götzendienst und zu seiner
kaiserlichen Größe und Macht zurückkehren, den Papst
vertreiben, die Kirche schrecklich verfolgen und das
Blut der Märtyrer grausamer als je vergießen werde.
Schließlich werde Rom zerstört und verbrannt werden zur
Strafe für das viele vergossene Blut der Märtyrer (Manning,
Der Antichrist).
Damit stimmt die Papstprophetie des
hl.
Erzbischofs Malachias (von 1139) überein, welche sagt,
daß der letzte Papst - er wird Petrus II. genannt - in
der Endzeit der Verfolgung unter vielfachen Leiden sein
Hirtenamt verwalten werde, worauf die Siebenhügelstadt
zerstört wird (Spirago, Die Malachias-Weissagung,
S.24).
Rom dürfte also durch ein besonderes Strafgericht nach
Art von Sodoma vom Erdboden verschwinden. Die
Bezeichnung "ewige Stadt" für Rom ist also kaum richtig.
Bereits Cornelius a Lapide hat darauf hingewiesen (in
Apoc. 17). Beachtenswert ist, daß auch nach den
Offenbarungen in La Salette (1846) Rom der Sitz des
Antichrists und Jerusalem der Mittelpunkt seines Reiches
werden soll.
Inhaltsverzeichnis
Kap. 15
Der Antichrist wird seinen Anhängern
ein Kennzeichen einprägen
Laktantius
sagt: "Jene, die an ihn glauben oder zu ihm kommen,
werden von ihm wie Vieh gezeichnet werden"
(7,17). Das Malzeichen wird entweder an der Stirn
oder rechten Hand eingedrückt werden (Offb 13,16; 19,20;
20,4). Solche Malzeichen waren schon im heidnischen
Altertum üblich; Sklaven wurden zum Zeichen ihrer
Hörigkeit an der Stirn und Soldaten an der Hand
gezeichnet. Dr. Preuß sagt in seiner Schrift "Der
Antichrist": "Einritzungen oder Stempelungen zu Ehren
der Gottheit sind bei Kulturvölkern nichts Seltenes. Der
Gläubige gehört zu Gott wie ein lebendes oder totes
Besitzstück. In verfeinerter Art treffen wir dasselbe
noch an bei der Stigmatisierung." (Berlin 1909, S.33.)
Die hl. Hildegard
sagt: "Dieses Zeichen wird ein höllisches Zerrbild der
Taufe sein, weil dadurch der Mensch zum Anhänger des
Antichrists und deshalb auch des Satans gestempelt wird
und sich dem satanischen Einfluß überliefert." Worin
dieses Malzeichen bestehen wird, darüber bestehen nur
Vermutungen. Manche meinen, es werde der Buchstabe N
sein, d.h. Nego Christum, ich leugne Christum. Dieser
Ansicht ist auch der hl. Märtyrer Hippolyt (†
252), der sagt, das Malzeichen werde eine Verleugnung
des Glaubens an Christus in sich schließen.
Der hl. Kirchenlehrer Ephräm der Syrer redet von einem Schlangenzeichen.
Andere wieder meinen (wie der gelehrte Pater Viegas),
das Malzeichen werde das Bildnis des Antichrists sein,
oder (wie Pater Ribera) es werde das Bild eines Drachen
sein. Erklärer, die sich auf Privat-Offenbarungen
berufen, behaupten, das Zeichen werde dem griechischen
Monogramm Christi* ähnlich sein, nämlich eine Verbindung
der beiden ersten Buchstaben im Namen Christo, X (Ch)
und P (k =r). [Vielleicht ist es auch das Waw ו, das ja
6 bedeutet, heute auf den Monsterdosen in Form einer
Schlange.]
*(Bekanntlich hat Kaiser Konstantin der Große schon im
Jahr 312 dieses Zeichen auf seine Kriegsfahne gesetzt.
Viele folgende Kaiser haben dann dieses siegreiche
Zeichen nicht nur auf Kriegsfahnen, sondern auch auf die
Schilde, Schwerter und Panzer der Soldaten, ja auch auf
Münzen und Kronen anbringen lassen, wie aus alten
Gemälden zu ersehen ist.)
Der Benediktiner Ansberto, der viele Offenbarungen
hatte, erklärt, das Malzeichen des Antichrists werde die
ersten drei Buchstaben des Namens Christi (X k ι)
ineinander gezogen, enthalten, weil sich der Antichrist
für den wahren Christus (Messias) ausgeben wird. Wer
dieses Zeichen des Antichrists nicht an sich tragen
wird, der wird enthauptet werden (lt. Offb 20,4). Auch
wird niemand kaufen oder verkaufen können, der dieses
Zeichen nicht hat (Offb 13,17). Also jene Tätowierung
wird gewissermaßen die Mitgliedskarte zum
Weltkonsumverein sein! (Sind die elektronischen
Warencodierungen nicht schon Vorzeichen, gerade die
verschlüsselten Streifen, die ja die apokalyptische Zahl
bezeichnen?)
Zur Zeit des großen Christenverfolgers und römischen
Kaisers Diokletian war
es bereits ähnlich. Denn damals durfte kein Christ
kaufen oder verkaufen, auch nicht Wasser schöpfen oder
mahlen oder in irgendein Haus gehen, wenn er nicht zuvor
den heidnischen Gottheiten geopfert hatte; denn bei
allen Kaufladen, Brunnen und auf allen Gassen neben den
Häusern waren Götzenbilder aufgestellt und dabei standen
Henkersknechte, welche die Leute nötigten, zuvor das
Götzenbild anzubeten. Zur Zeit des Antichrists wird es
ähnlich sein, ja noch schlimmer
(Lützenburg, Kap. 40). Daraus folgt: Die gläubigen
Christen werden sich auf öffentlichen Orten nicht
blicken lassen dürfen; auch werden sie nirgends
Lebensmittel zu kaufen bekommen.
Es wird ihnen also (wie
Laktantius 7,17 sagt) nichts
anderes übrig bleiben, als auf die Berge und in die
Einöden zu fliehen oder des Hungertodes zu sterben. Auch
die hl. Hildegard sagt: "Den Christen wird nur die Wahl
bleiben zwischen Tod und schleuniger Flucht in die
Wüste; denn wer sich weigern wird, das Zeichen des
Antichrists zu tragen, wird sogleich hingerichtet
werden." Doch auch in der Einöde werden die Christen
nicht immer ganz sicher sein, da selbst dort auf Befehl
des Antichrists zuweilen Streifzüge vorgenommen werden.
Auch werden so manche in der Einöde frühzeitig an
Entkräftung sterben.
Mit Recht sagt der hl. Evangelist Johannes: "Hier zeigt
sich die Geduld der Heiligen (der gläubigen Christen),
welche die Gebote Gottes und den Glauben an Jesus
bewahren" (Offb 14,12). Fürwahr, große Geduld wird da
auf Seiten der Gläubigen notwendig sein, um nicht vom
Glauben abzufallen. Bernardin v. Busto († 1490 in
Melignano im Mailändischen), der ein berühmter Theologe,
Rechtsgelehrter, Philosoph und Prediger war, behauptete:
"Doch wird auch Gott viele Priester auf wunderbare Weise
erhalten, damit sie nach beendigter Verfolgung für die
Bekehrung des Volkes wirken können."
Dionysius von Lützenburg bemerkt:
"Jene, welche dieses
Zeichen tragen, werden wie vom Teufel besessen sein; sie
werden weder Tag noch Nacht Ruhe haben und nur danach
trachten, daß alle, die jenes Zeichen noch nicht haben,
umgebracht werden oder des Hungers sterben." (Leben
Antichrist, Kap. 42.) Tatsächlich hat das der hl. Ev.
Johannes angekündigt: "Es werden keine Ruhe haben Tag
und Nacht, die das Tier anbeten und sein Bild, und wer
das Malzeichen seines Namens annimmt" (Offb 14,11). Der
Haß unter den Menschen wird dann selbst die heiligsten
Bande lösen. Es werden sich die Worte Christi erfüllen:
"Es wird aber der Bruder den Bruder dem Tod überliefern
und der Vater das Kind. Die Kinder werden gegen die
Eltern aufstehen und sie dem Tod überantworten" (siehe
Mk 13,12). "Dann werden viele zu Fall kommen; sie werden
einander verraten und einander hassen" (Mt 24,10).
Inhaltsverzeichnis
Kap. 16
Der
Antichrist wird sich großen Anhang verschaffen
durch Förderung der jüdischen Religion, durch
Geschenke und Scheinwunder
Vor allem wird er sich
die Juden zu Anhängern machen. Er wird deshalb
verkünden, daß das Gesetz Moses noch immer in Kraft sei,
und wird die Heiligung des Sabbats, die Beschneidung und
die jüdischen Zeremonien wiedereinführen (siehe hl.
Gregor d. Gr. ep. 11,3). Der hl. Kirchenlehrer Ephräm
(auch der hl. Martin von Tours) sagt, der Antichrist
werde befehlen, daß sich die Menschen der jüdischen
Zeremonie
der Beschneidung unterziehen sollen. Ebenso sagt die hl.
Hildegard: "Er wird befehlen, die Beschneidung und die
anderen jüdischen Zeremonien zu beobachten, dagegen die
Gebote des Christentums wird er als unbedeutend
hinstellen. Er wird die Taufe und die hl. Evangelien
verwerfen und die Vorschriften der katholischen Kirche
verlachen" (Schmelzeis, S.379).
Er wird Jerusalem und den
Tempel neu aufbauen und den
Juden mitteilen, daß er sich die ganze Erde unterwerfen
werde. Da das mit den Träumen und Hoffnungen der Juden
im Einklang steht, werden sie seine treuesten Anhänger
werden. Allerdings wird sich das in späterer Zeit
ändern. Der hl. Ephräm sagt: "Wenn der Antichrist zu
wüten anfangen wird, werden selbst die Juden zweifeln,
ob er wirklich der Messias sei. Dann wird er auch gegen
die Juden ergrimmen, sie von ihren Stellen absetzen und
viele von ihnen noch ärger als die Christen martern und
töten lassen."
Der Antichrist wird die irdischen Güter als Köder
benützen. Er wird viele Christen
durch Geld und Gut zum Abfall bewegen (hl. Hieronymus in
Dan 11), gleichwie einst sein Vorbild, König Antiochus
Epiphanes von Syrien, mit Gold, Silber und Geschenken
die Juden zum Abfall von ihrer Religion zu verführen
versucht hat (siehe 1 Makk 2,18). Der Antichrist wird
seinen Anhängern Reichtümer, Ehren und Macht verleihen.
Auch Land wird er umsonst an sie austeilen (siehe Dan
11,39). "Er wird Gold und Silber im Überfluß und alle
Kostbarkeiten Ägyptens
besitzen" (Cyrill von Jerusalem, cat. 15).
Der hl. Anselm ist der Ansicht, daß der Teufel dem
Antichrist alle verborgenen Schätze aufdecken werde (in
Elucid). Dionysius von Lützenburg sagt unter Berufung
auf verschiedene Gelehrte, es sei schon öfters
vorgekommen, daß Zauberer durch Teufelsbeschwörung
Kenntnis erhalten haben von vergrabenen oder im Meer
liegenden Schätzen, doch seien ihnen nicht alle Schätze
geoffenbart worden, weil diese angeblich für den am Ende
der Welt auftretenden Antichrist vorbehalten seien. Mit
diesen Schätzen werden dann für das Reich des Satans
unvergleichlich größere Erfolge erzielt werden, als das
in früheren Jahrhunderten der Fall gewesen wäre (Kap.
20). Wahrscheinlich wird auch der Antichrist die
reichsten Städte der Welt ausplündern und deren Schätze
in seine Residenzstadt Jerusalem überführen lassen
(siehe Dan 11,24). Daß er auch die wertvollen goldenen
und silbernen Gefäße aus den christlichen Gotteshäusern
und die Wertsachen aus den Schatzkammern der
Wallfahrtskirchen in seine Residenz nach Jerusalem
schaffen lassen wird, sobald er als Weltmonarch den
christlichen Gottesdienst verboten haben wird, ist wohl
selbstverständlich (siehe Kap. 5).
Wenn schon zur Zeit des jüdischen
Königs Salomon in
Jerusalem ein solcher Überfluß von Silber war, daß man
dieses den Steinen gleich für nichts achtete, und im
Palast des Königs alles Hausgerät nur vom feinsten Gold
und sogar das Geschirr, woraus der König trank, von Gold
war (1 Kg 10,21f.), so kann man sich vorstellen, welch
ein Überfluß von Gold und Silber zur Zeit des
Antichrists in Jerusalem
sein wird; denn der prachtliebende Salomon hat nur über
das gelobte Land geherrscht, während der Antichrist
Weltmonarch sein wird. Die Hl. Schrift sagt: "Alles
gehorcht dem Geld" (Pred 10, 19). So werden also
viele aus Liebe zum Geld und zu den Reichtümern Anhänger
des Antichrists werden.
Die hl. Äbtissin Mechhtild von Magdeburg sagt: "Der
Antichrist wird sich auch der weltlichen Fürsten mit
Hilfe des Goldes bemächtigen; diese werden ihn dann als
Herrn anerkennen." (Morel, Offb. der Schwester
Mechthild, 1869, S.215.)
Der Antichrist wird Wunder wirken, doch werden diese nur
Blendwerke und Betrug
sein; denn er wird wie ein Taschenspieler die Sinne der
Zuschauer täuschen. Diese werden sich einbilden, etwas
zu sehen, was in der Wirklichkeit nicht geschieht und
auch nicht existiert: Daher heißt es in der Hl. Schrift:
"Es (das Tier) tat große Zeichen...vor den Augen der
Menschen" (Offb 13,13). Also vor den Augen Gottes werden
es keine Wunder sein.
Auch der hl. Paulus sagt vom Antichrist: "Dessen Ankunft
geschieht gemäß der Wirkung des Satans mit allerlei
Kraft, Zeichen und falschen Wundern" (2 Thess
2,9). Also mit Hilfe des Satans wird er Scheinwunder
wirken. Die Hl. Schrift deutet
auch an, daß gegen Ende der Welt der Satan "losgelassen
werde auf eine kurze Zeit" (Offb 20,3), und daß er dann
"die Völker an den vier Enden der Erde verführen wird" (Offb
20,7).
Es wird also dem Satan erlaubt sein, seine Macht mehr
als sonst zu entfalten. Er wird dann den Antichrist als
gefügiges Werkzeug gebrauchen, um durch ihn zu wirken.
Doch wird, wie der hl. Irenäus sagt, der Antichrist
nicht durch göttliche Kraft Wunder wirken, sondern nur
durch Mithilfe der gefallenen Geister. Dadurch wird er
die Menschen verführen (adv. haer. 25).
Der hl. Ephräm und andere Gottesgelehrte erklären,
der
Antichrist werde der allergrößte Hexenmeister sein, weil
er innerlich mit der Kraft des Teufels erfüllt sein
wird. Schon im heidnischen Altertum hat es Zauberer
gegeben, wie Plinius (30, 1) berichtet; auch die Hl.
Schrift erwähnt bei Moses die ägyptischen Zauberer und
Simon den Zauberer aus Samaria (Apg 8, 9). Dieser soll
nach geschichtlichen Berichten in die Luft emporgeflogen
und wieder zur Erde herab gestiegen sein, sein Leib soll
zuweilen in lauter Feuerflammen eingehüllt gewesen sein;
er habe Statuen gehend und andere leblose Dinge lebendig
gemacht, auch Steine in Brot verwandelt (Bousset, Der
Antichrist, S.119).
Doch alle Zauberer zusammengenommen erscheinen dem
Antichrist gegenüber
nur wie Schuljungen vor ihrem Lehrer; er wird sie
übertreffen wie der Satan die übrigen bösen Geister an
Macht übertrifft (Lützenburg, Kap. 20). Außerdem wird
man auch berücksichtigen müssen, daß der Antichrist, der
in allen Künsten und Wissenschaften auf das
vollkommenste erfahren sein wird, die bis dahin noch
unbekannten Naturkräfte, insbesondere die unbekannte
Kraft und Wirkung von manchen Pflanzen und Steinen genau
kennen und ausnützen dürfte.
Nach den Worten der Hl. Schrift wird der Antichrist
seine Auferstehung von den
Toten heucheln und dadurch die Bewunderung der ganzen
Welt erregen. In der Apokalypse heißt es: "Die Bewohner
der Erde beteten das Tier an, dessen tödliche Wunde heil
geworden war" (Offb 13,12); ferner: "Die tödliche Wunde
ward heil, und die ganze Erde staunte über das Tier" (Offb
13, 3). "Und es werden sich verwundern die Bewohner der
Erde..., wenn sie das Tier sehen, das war und nicht ist"
(Offb 17,8).
Die hl. Hildegard sagt: "Der Antichrist wird sich
stellen, als ob er zur Erlösung seines Volkes sterbe,
und wird dann von den Toten auferstehen." Ferner sagt
sie: Er wird seinen Freunden sagen, sie sollen ihn mit
dem Schwert erschlagen und ihn nach dem Tod in ein
reines Gewand einhüllen und ihn bis zum Tag seiner
Auferstehung liegen lassen. Doch wird er die Leute durch
seine Zauberkünste täuschen. In Wirklichkeit wird es
nicht sein Leib sein, der getroffen niedersinkt, sondern
nur ein trügerischer Schatten. Während man im Irrtum
befangen ist, er sei wirklich an seinen Wunden
gestorben, stellt er sich, als wäre er wieder erstanden,
und verlangt, daß man ihn anbete. Darüber geraten alle
Menschen in Staunen und Bewunderung. Sogar die frommen
Christen werden über solche merkwürdige Wunderzeichen
des Antichrists in Staunen und Schrecken geraten und in
Klagen ausbrechen (Schmelzeis, S.379-380).
Der Antichrist wird ähnliche Wunderwerke verrichten wie
Jesus Christus; vor allem wird er Kranke heilen.
Cornelius a Lapide sagt: "Er wird Blinde, Taube, Stumme,
Lahme, Aussätzige, Gichtbrüchige und andere heilen, daß
die Welt in Staunen geraten wird" (in Mt 24). Aber er
wird nicht früher den Kranken die Hände auflegen, bevor
sie nicht Christus entsagt haben. Ein unglaublicher
Zulauf von Kranken wird dann zum Antichrist stattfinden;
viele werden weite Reisen zu ihm machen, um bei ihm
Heilung zu erlangen (Lützenburg, in Kap. 32.).
Der hl. Hippolyt sagt: "Er wird Aussätzige reinigen,
Lahme gehend machen, Teufel austreiben, Tote erwecken
und die Zukunft voraussagen; er wird trockenen Fußes
über das Meer wandeln, Feuer vom Himmel fallen lassen,
Berge versetzen, die Stellung der Sonne am Himmel nach
Belieben ändern und dadurch Tag in Nacht und Nacht in
Tag verwandeln. Alle Elemente, die Erde, die Luft, das
Wasser und das Feuer, werden ihm zu gehorchen scheinen"
(oratio de con. saec). Durch seine Blendwerke wird also
der Antichrist Christus den Herrn noch zu übertreffen
und in den Schatten zu stellen suchen, besonders durch
seine Wunderwerke an Sonne und Mond. Schon die
heidnischen Sibyllen haben vorausgesagt, der Antichrist
werde die Sonne nach Belieben am Himmel jagen können.
Der hl. Irenäus († 202) erklärte auch, der Antichrist
werde durch seine Zauberei
die Sonne zum Stillstand bringen. Der hl. Hippolyt sagt:
"Wenn der Antichrist zur Sonne sprechen wird, sie soll
unbeweglich still stehen, so wird sie still stehen und
in ihrem Lauf innehalten, als ob sie Verstand hätte und
ein vernünftiges Geschöpf wäre. Und wenn er sagen wird,
sie soll wieder fortlaufen, so wird sie große Sprünge
machen, daß sie in kurzer Zeit alles, was sie durch
Stillstehen versäumt hat, einholt
und dann ihren gewöhnlichen Lauf fortsetzt (orat. de
con.s.). Oder wenn er der Sonne befiehlt, zurückzugehen,
so wird sie, die z.B. im Mittag steht, sogleich gegen
Sonnenaufgang laufen und sich unter dem Horizont
verbergen, als ob sie noch nicht aufgegangen wäre, so
daß finstere Nacht sein wird (Corn. a Lap., in 2 Thess).
Auch mit dem Mond wird er ähnlich umgehen. Nun sollte
das alles wahr sein, was die Sibyllen und der hl.
Hippolyt geweissagt haben, so würden trotzdem keine
wirklichen Wunder vorliegen; denn der Teufel würde in
diesen Fällen auf den Gesichtssinn der Leute einwirken, daß es ihnen scheinen würde, die Sonne oder der Mond
bewegen sich oder stehen still (Massenhypnose bzw. -suggestion).
In Wirklichkeit werden sowohl Sonne als auch Mond ihren
gewöhnlichen Lauf zurücklegen. Die Wunder an Sonne oder
Mond würden also nur in der Einbildung der Zuschauer
sein. Ähnlich würde es sich verhalten mit dem Versetzen
von Bergen
und Inseln, die der Antichrist angeblich bewirken wird.
Der hl. Ephräm († 380) sagt nämlich: "Der Antichrist
wird Berge und Inseln vor aller Augen laufen machen;"
ferner: "Dieser Bösewicht wird vor den versammelten
Volksmassen zu einem Berg sprechen: "Berg, ich befehle
dir, daß du sogleich übers Meer zu uns kommst" und der
Berg wird sogleich übers Meer herüberkommen, als ob er
Füße hätte, obzwar er in Wirklichkeit seinen Platz nicht
verlassen wird. Ebenso wird er die Inseln im Meer von
einem Platz zum anderen versetzen" (sermo de antichristo).
Kard. Bellarmin sagt, daß zu derartigen Scheinwundern,
wie Versetzung der Berge, fast alle Teufel helfen
werden.
Großes Aufsehen wird der Antichrist durch seine Flüge in
der Luft machen. Er
wird sich nämlich mit Hilfe der bösen Geister gegen die
Wolken emporschwingen und dabei gewaltigen Lichtschein
verbreiten. Der hl. Ephräm sagt: "Er wird in den Wolken
des Himmels von einem Ort zum anderen fliegen und einen
solchen Lichtglanz von sich geben, als ob die Sonne am
Firmament stünde."
Bernhard v. Busto erklärt: "Die Menschen werden ihn
anstaunen, wenn sie ihn mit großer Herrlichkeit in den
Lüften dahinfliegen sehen, und werden aufs Angesicht
fallen und ihn anbeten. Selbst standhafte Christen
werden verwirrt und im Glauben wankend werden. Der
Antichrist wird über Städte und Dörfer dahinfliegen und
zuweilen heruntersteigen und sich in der Nähe sehen
lassen. Hierbei wird er der herbeieilenden Menge sein
teuflisches Evangelium mit überaus zierlichen Worten
verkünden." Insbesondere wird er erklären, daß er durch
seinen Flug seine Gottheit beweise (Lützenburg, Kap.
31).
Bei einem solchen Aufstieg in die Luft wird ihm von Gott
das Handwerk für immer gelegt werden. (Etwas Ähnliches
wird von Simon dem Zauberer berichtet.) Weitere
Scheinwunder, die der Antichrist in der Luft verrichten
soll, sind: Er wird Hagel und Feuer auf die Erde fallen
lassen und Schaden verursachen. (Das Herabfallen des
Feuers vom Himmel ist bestätigt in der Offb 13,13.) Er
wird einen fürchterlichen Sturmwind hervorbrechen
lassen, daß man vermuten könnte, die Welt werde
untergehen; hierbei werden Bäume entwurzelt und im Sturm
entführt und Häuser
eingerissen und dabei Menschen erschlagen werden, was
schon durch Wirkung des Satans im Leben des Job vorkam (Jb
1,19). Selbstverständlich werden der Antichrist und
seine Apostel derartige Naturerscheinungen sogleich
ausnützen und den Christen nahelegen, daß sie die
Gottheit des Antichrists anerkennen und Christus
entsagen sollen (Lützenburg in Kap. 31).
Auch das Wasser wird dem Antichrist zu gehorchen
scheinen. Der hl. Hippolyt sagt: "Er wird auf dem Meer
herumspazieren oder das Meer in fürchterliche Wallung
bringen, so daß die Zuschauer glauben werden, sie würden
vom Meer überschwemmt und verschlungen; doch plötzlich
wird er dem Meer Ruhe gebieten." Der hl. Ephräm sagt
auch, das Wasser werde unter seinen Füßen wie ein harter
Stein unbeweglich stehen bleiben. Angeblich wird er auch
durch seinen Befehl bewirken, daß Bäche und Flüsse
plötzlich eine Zeitlang ihren Lauf ändern und statt
stromabwärts stromaufwärts fließen.
Dieses Zauberstück konnte nach dem Bericht
Plinius
(2,103) auch der römische Kaiser Nero verrichten; es sei
angeblich vorgekommen, daß auf seinen Befehl die
Gewässer sich erhoben oder einen umgekehrten Lauf
eingeschlagen haben. Alle Schwarzkünste, welche die
Zauberer des Altertums ausgeübt haben, wird auch der
Antichrist verrichten können, jene sind z.B. im Feuer
gesessen oder darin herumgegangen, haben hölzerne oder
steinerne Bildsäulen durch ihren Befehl gehend gemacht,
haben Steine in Brot verwandelt, verschlossene Türen
geöffnet ohne Hand anzulegen, sind gleichzeitig an zwei
Orten erschienen (indem am zweiten Ort der Teufel ihre
Gestalt annahm) u. dgl. (siehe Clem. Alex. 2,
recognitionum).
Dionysius von Lützenburg
erklärt geradezu: "Wenn ich
alles und jedes ordentlich beschreiben sollte, was der
Antichrist durch seine Zauberei tun wird, so müßte ich
nicht ein, sondern viele Bücher schreiben" (Kap. 25).
Daß der Antichrist alle biblischen Wunder nachäffen
wird, gilt wohl als selbstverständlich, da er weder
hinter Moses und Elias, noch hinter Christus wird
zurückstehen wollen. Er dürfte also auch Manna vom
Himmel herabfallen lassen, aus dem Felsen frisches
Wasser mit dem Stab herausschlagen, nachts eine
Feuersäule und während des Tages eine Wolkensäule über
den Häuptern der Seinen erscheinen lassen, Bäume
augenblicklich verdorren lassen, so daß nicht ein
einziges Blatt am Baum zurückbleibt u. dgl. (Lützenburg,
Kap. 33).
Die hl. Hildegard bestätigt diese Vermutungen, indem sie
erklärt: "Der Antichrist wird durch Zauberei die Wunder
täuschend nachahmen; er wird die Luft bewegen, Feuer vom
Himmel herab schleudern, dem Sturm gebieten, Blitze,
Donner und Hagel hervorbringen, Berge versetzen, Flüsse
austrocknen, den Wäldern ihr Grün nehmen und das welke
Laub der Wälder augenblicklich wieder neu ergrünen
lassen. Seine Täuschungen werden sich auf alle Ebenen
ausdehnen, auf trockene und auf nasse. Hauptsächlich
wird er seine höllische Macht auf die Menschen anwenden.
Er wird (dem Schein nach) die Gesundheit nehmen oder
geben, er
wird sogar Tote wieder ins Leben rufen, doch werden
seine Auferweckungen nur von kurzer Dauer sein, da er
die Leichname nur durch die teuflische Macht in Unruhe
versetzt. Viele werden, wenn sie solche Scheinwunder
sehen, an ihn glauben und ihm volles Vertrauen schenken.
Manche, die ihren christlichen Glauben bewahren, werden
aber doch nach der Gunst dieses gottlosen Menschen
trachten und seine Ungnade fürchten. Dann wird man an
der Wahrheit der Lehre Christi zu zweifeln beginnen
(siehe Schmelzeis, hl. Hildegard, S.378 f.).
Laktantius sagt: "Durch die falschen Wunderzeichnen wird
auch der weiseste Mensch verführt werden und zur
Anbetung des Antichrist angelockt werden" (Lact.
Firmianus, 7,17).
Und gleichwie Christus sich auf seine Wunder berufen und
gesagt hat: "Diese
Werke, die ich tue, geben Zeugnis von mir, daß mich der
Vater gesandt hat" (Jo
10,38), so wird auch der Antichrist sich stolz und
aufgeblasen auf seine Zauberstücke berufen und, wie der
hl. Hippolyt sagt, etwa folgenderweise zum Volk
sprechen: "Schaut meine Gläubigen, und betrachtet meine
große Stärke und Gewalt. Ist irgendein Fürst so mächtig
wie ich? Meiner Allmacht kann niemand widerstehen.
Unzählige Engel dienen mir. Ich heile Krankheiten, mache
die Verstorbenen wieder lebendig, ich versetze Berge.
Das wilde Meer gehorcht mir und es trägt mich, wie wenn
es feste Erde wäre. Das Wasser der Flüsse bewegt sich
auf meinen Wunsch nach rückwärts. Ich blitze und donnere
und werfe Feuer vom Himmel, um die Ungläubigen damit zu
verzehren. Sonne und Mond vollbringen meinen Willen. Wie
sollte ich nicht der allmächtige Gott sein, wenn ich
über die Geschöpfe herrsche und regiere?" (de cons. saec.).
Welch große Gewalt zuweilen der böse Geist mit Zulassung
Gottes ausüben
kann, ersieht man aus der mit bischöfl. Druckerlaubnis
erschienen Schrift: "Die zwei besessenen Kinder von
Illfurt", und der Schrift "Illustrator, Eine
Teufelsgeschichte." Selbstverständlich werden viele
Christen infolge dieser Wunder des Antichrists ganz
verzagt und kleinmütig werden und nicht wissen, wie sie
daran sind. Manche von ihnen werden zum Antichrist
abfallen und seine Gottheit anerkennen und
preisen (Lützenburg, Kap. 34).
Die hl. Hildegard sagt: "Wegen dieser Wunder, die der
Antichrist wirken wird, werden auch die Säulen unter den
Auserwählten mit großem Schrecken erfüllt werden und mit beklommener Brust tief aufseufzen." Doch ist zu
erwarten, daß der liebe Gott seinen treuen Dienern
Glaubensmut und Geduld verleihen wird, wie es in der
Apokalypse heißt: "Hier ist die Geduld der Heiligen,
welche die Gebote Gottes und den Glauben an Jesus
Christus bewahren" (Offb 14,12).
Die frommen Christen werden nicht im unklaren sein, daß
sie es mit dem Antichrist
zu tun haben, weshalb Daniel sagt: "Alle Gottlosen
werden es nicht verstehen, aber die Erleuchteten werden
es verstehen" (Dan 12,10). Die treu gebliebenen Christen
werden es dann schwer haben; man wird sie halsstarrige
und verstockte Sünder nennen (Lützenburg, Kap. 34). Ja
jeden, der nur den geringsten Zweifel
gegen die Gottheit des Antichrists aussprechen wird,
wird man für einen gottlosen Menschen halten. Ein so
großes Ansehen wird der Antichrist durch seine Wunder
beim Volk erlangen.
Wie verschiedene Schriftsteller aus früheren Zeiten
behaupten, soll zur Zeit des Antichrists der Satan noch
viele andere Wunderwerke verrichten, die geradezu
unglaublich klingen. Der Satan wird angeblich Kruzifixe
und Heiligenbilder sprechend machen und durch sie
Gotteslästerungen ausstoßen.
Bernhard v. Busto sagt: "Wenn mancher fromme Christ in
seinem Wohnzimmer vor einem Kruzifix zu Gott um Hilfe
flehen wird, wird ihn der Satan im Gebet stören und in
Schrecken versetzen. Er wird nämlich bewirken, daß vom
Kruzifix herab die Stimme erschallt: ´Warum rufst du zu
mir, da ich dir doch nicht helfen kann. Ich bin kein
Gott und kein Erlöser der Welt, sondern vielmehr ein
Zauberer, ein Aufwiegler und Verführer des Volkes und
ein falscher Prophet gewesen und deswegen bin ich ins
höllische Feuer verdammt worden. Rufe also nicht mehr zu
mir und vermehre nicht durch dein Rufen die Pein, die
ich in der Hölle ausstehe. Ich werde durch die Kraft des
allmächtigen Gottes, dessen Glaube jetzt in der ganzen
Welt verkündet wird, genötigt und gezwungen, dir die
Wahrheit zu bekennen und dir zu offenbaren, daß ich
nicht der Sohn Gottes, sondern der größte Zauberer der
Welt gewesen bin und deswegen in alle Ewigkeit die
schwersten Martern ausstehe ohne Hoffnung auf Erlösung.´
Auch die Bilder der Muttergottes werden zuweilen zu
sprechen anfangen, wenn jemand davor beten wird, z.B.: ´Laß
ab von deinen Anrufungen. Ich bin nicht die Muttergottes
und vermag bei Gott nichts. Ich bin nur ein elendes
Geschöpf. Nimm deine Zuflucht zur wahren Mutter des
Allerhöchsten, dessen Lehre heute bei euch verkündet
wird.´ Ähnlich werden die Bilder der Heiligen sprechen.
Daß der Teufel es ist, der aus den Kruzifixen und
Bildern gesprochen hat, werden wenige begreifen wollen.
Im Gegenteil, viele werden ganz bestürzt zu den Aposteln
des Antichrists laufen, um die neue Lehre anzunehmen.
Auf Befehl dieser Apostel werden sie dann das Kruzifix
und die Heiligenbilder mit Füßen treten und in Stücke
schlagen" (Lützenburg, Kap. 31).
Der Teufel wird angeblich auch durch die Säuglinge und
unmündigen Kinder sprechen. Bernhard v. Busto sagt: "In
dem Augenblick, wo die Mutter den Säugling im Arm trägt
oder in die Wiege legt, wird er auf einmal mit klarer
und deutlicher Stimme zu sprechen anfangen, die Gottheit
des Antichrists bekennen und die Mutter auffordern, von
Christus endlich abzulassen und sich dem Antichrist
zuzuwenden. Das Kind wird den Eltern Vorwürfe machen,
daß sie trotz der vielen Wunder des Antichrists gottlos
und halsstarrig geblieben sind. O wieviel Seelenangst
werden solche Eltern ausstehen!" (Lützenburg, Kap. 32).
Doch viele Christen werden eingedenk dessen, was über
den Antichrist bereits seit Jahrhunderten vorausgesagt
worden ist, den Betrug des Satans erkennen und sich
nicht verführen lassen, sondern standhaft bleiben und
überdies die
Kleinmütigen aufklären und trösten. Angenommen, es würde
auch nur ein Teil von dem, was von verschiedenen
Schriftstellern über die Wunder des Antichrists gesagt
wurde, wahr sein, so werden jedenfalls schrecklichste
Zeiten für die gläubigen Christen anbrechen. Daß aber
tatsächlich große Wunder zur Verführung des christlichen
Volkes geschehen werden, bestätigt Christus (Mt 24,24),
auch der hl. Paulus (2 Thess 2,9) und der hl. Evangelist
Johannes (Offb 13,13).
Inhaltsverzeichnis
Kap. 17
Der Antichrist wird dreieinhalb Jahre als
Weltkaiser auf der Höhe seiner Macht stehen und
in dieser Zeit am fürchterlichsten gegen die
Christen wüten
Der Antichrist wird
Weltkaiser werden. Der hl. Evangelist Johannes
sagt: "Es ward ihm Macht gegeben über alle Stämme und
Völker und Sprachen und Nationen" (Offb 13,7).
Laktantius auf die Weltherrschaft des Antichrists
anspielend sagt: "Die Herrschaft wird wieder Asien
erhalten. Das Morgenland wird noch einmal herrschen und
das Abendland wird zu seinen Füßen liegen" (Lact. 7,15).
Christliche Kaiser und
Könige nannten sich "von Gottes Gnaden;" der Antichrist
wird aber der Weltkaiser "von Teufels Gnaden"
sein. Doch wird der Antichrist, um zur Weltmonarchie zu
gelangen, zuerst mit den zehn Königen, unter die das
ehemalige römische Reich geteilt ist, Krieg führen
müssen. Es wird ihm gelingen, sich zunächst drei
Königreiche zu unterwerfen: Ägypten, Libyen und
Äthiopien. Dies ist vom Propheten Daniel 7,7-8;
7,20-24; 11,15; 11,40-43 geweissagt und vom hl.
Evangelisten Johannes in der Apokalypse 17,12-13.
Daniel sieht ein
Tier, das zehn Hörner hat (gemeint ist die glaubenslose
Menschheit am Ende der Welt, die zehn große Reiche
umfassen wird); zwischen den zehn Hörnern dieses Tieres
sieht Daniel ein kleines (also elftes) Horn
hervorkommen, das drei von den zehn Hörnern ausbricht
(Dan 7,7-8; 7,20-24). Dieses kleine Horn ist nach
Ansicht der hl. Väter der Antichrist, den Daniel
den "König von Mitternacht" (Dan 11,15) oder auch "König
des Nordens" (Dan 11, 40) nennt. In der Hl. Schrift
pflegt der König von Babylon der "König von Mitternacht"
genannt zu werden (hl. Hieronymus).
Weiter sagt Daniel:
"Der König des Nordens wird wie ein Ungewitter gegen ihn
(den König des Südens) herkommen mit Wagen und Reitern
und großer Flotte und wird in die Länder fallen und sie
verheeren und durchziehen... Und er wird seine Hand nach
den Ländern ausstrecken und Ägypten wird nicht
entrinnen. Er wird sich der Gold- und Silberschätze
bemächtigen, sowie alles Kostbaren von Ägypten; auch
Libyen und Äthiopien wird er durchziehen" (Dan
11,40-43.) Hierauf wird er in das gelobte Land
eindringen und Jerusalem besetzen und dort seine
Residenz aufschlagen (angedeutet bei Daniel 11, 44-45).
Die Bewohner des gelobten Landes werden sich ohne
Gegenwehr ergeben (hl. Irenäus 5, adv. haer.).
Jetzt werden endlich die
Könige der Welt in Furcht geraten; sie werden schon
erkennen, daß sie es mit dem Antichrist zu tun haben.
Die Könige werden nun Armeen nach dem Heiligen Land
senden; doch der Antichrist wird sie alle schlagen. Die
sel. Anna Katharina Emmerich (Brentano, Leben
Jesu, Regensburg 1858, S.62) erwähnt eine Schlacht gegen
den Antichrist bei der Stadt Megiddo im nördlichen
Palästina. (Mageddo ist der westliche Teil der großen,
vom Karmelgebirge bis zum Jordan reichenden Ebene
Jezrael; diese Ebene nannte man wegen der großen
Fruchtbarkeit die Kornkammer Syriens (heute zu Israel
gehörend).
Hier fanden oft
Entscheidungsschlachten statt, z. B. zur Zeit der
jüdischen Könige laut 2 Kg 23,29, zur Zeit der Römer,
der Kreuzfahrer und unter Bonaparte.
Auch in der Apokalypse
des hl. Evangelisten Johannes 16,16 wird der
dereinstige Kampfplatz Armagedon erwähnt.) Darauf
werden sich sieben weitere Könige der Welt aus lauter
Furcht und Schrecken freiwillig dem Antichrist
unterwerfen und ihm dadurch den Weg zur Weltmonarchie
ebnen (hl. Hier. in Dan 2; hl. Iren., haer.
5). In der Apokalypse des hl. Evangelisten Johannes
ist auch die Rede von zehn Hörnern (Königen), die ihre
Kraft und Macht dem Tier (dem Antichrist) geben (Offb
17,12-13).
Der Antichrist wird
wahrscheinlich von den Völkern des Abendlandes eine
Niederlage zur See erleiden (Dan 11,30), die er aber
wieder gut machen wird. Der hl. Hieronymus sagt:
"Der Antichrist wird über die ganze Welt herrschen" (in
Dan 11). Er wird eine Macht und Gewalt haben, wie noch
nie ein König auf dieser Welt gehabt hat (hl. Cyrill
Jer., cat. 15). Er wird unbeschreiblich mächtig und
unüberwindlich sein, wie die Welt seinesgleichen noch
nicht gesehen hat (hl. Iren., ad haer. 5,25).
Daß die Weltmacht in der
Hand eines Einzelnen vereinigt sein kann, hat man
deutlich gesehen zur Zeit des 1. Weltkrieges, wo der
Präsident der Vereinigten Staaten von Nordamerika,
Wilson, eine Zeitlang eine Art Alleinherrschaft ausübte,
die in der Welt ihresgleichen noch nicht hatte. Auch zur
Zeit des französischen Kaisers Napoleon I. war es fast
auch so; denn lange Zeit hindurch übte Napoleon eine
unumschränkte Gewalt über viele Nationen aus. Die
menschlichen Erfindungen werden es ermöglichen, daß
Einer Weltherrscher sein kann.
Der Dichter F. W.
Helle sagt mit Recht: "Die eine Herrschaft über alle
Völker wird unterstützt sein durch die Erfindungen der
Menschen, die den Verkehr aller Völker miteinander in
einer Weise erleichtern werden, daß von einer Entfernung
nicht mehr die Rede sein wird" (Gottesminne 1904,
S.144).
(Damals wußte man noch
nichts von Satelliten, Internet, Videoüberwachung,
Radar, Telekommunikation, GPS, Überschallflugzeugen
etc.)
Im Verlauf der
Jahrhunderte hat der Kampf gegen die Kirche nur in
einzelnen Ländern stattgefunden, befand sich also
gleichsam immer auf Wanderung. Dagegen wird der letzte
Kampf ein allgemeiner, also über die ganze, vom
Evangelium eroberte Erde verbreitet sein, da er von
einem einzigen Herrscher, der Weltmonarch ist, ausgehen
wird. Vermittels der Erfindungen der Neuzeit (drahtlose
Telegraphie, Kabel) wird es ihm leicht sein, in wenigen
Augenblicken der ganzen Welt seine Befehle mitzuteilen
und despotisch aufzuzwingen" (S.136).
Auch der hl.
Augustinus sagt: "Die Verfolgung durch den
Antichrist wird die allerletzte sein, welche die hl.
Kirche in der ganzen Welt vom Reich des Teufels
zu erdulden haben wird" (de civ. dei. 11). Sollte sich
jemand darüber wundern, daß ein Jude die Weltherrschaft
an sich reißen werde, der bedenke, daß schon heute die
Juden große Herrschaft auf der Erde ausüben; sie
beherrschen den ganzen Weltmarkt (Banken), fast die
gesamte Presse, führen die Arbeitermassen (Der
Sozialismus ist eine jüdische Erfindung) und erklommen
in vielen Ländern nach dem I. Weltkrieg die höchsten
Stellen im Staat. Daß die Juden [die Zionisten, die sich
als Juden tarnen] die Weltherrschaft anstreben, wird
wohl heute niemand mehr leugnen wollen (Spirago). Alles
geht letztlich gegen die Kirche Jesu.
Dreieinhalb Jahre
lang wird der Antichrist als Weltkaiser gegen die
Christenheit wüten dürfen, auffallenderweise gerade
solange, als die Lehrtätigkeit Christi gedauert hat. Der
Prophet Daniel sagt: "Sie (die Heiligen, d.h. die
gläubigen Christen) werden in seine Hand gegeben werden
bis auf eine Zeit (= ein Jahr) und zwei Zeiten und eine
halbe Zeit" (Dan 7,25). Dieselbe Zeitbestimmung
wiederholt Daniel im 12. Kapitel (Dan 12,7) und
der hl. Evangelist Johannes im 12. Kapitel seiner
Apokalypse (Offb 12,14), wo er von der Zeitdauer
spricht, die die Frau (die Kirche) in der Wüste
zubringen wird. (Anspielung auf die Flucht in die
Einöden, wodurch sich viele Christen vor den
Verfolgungen durch den Antichrist retten werden!) An
einer anderen Stelle sagt er, die Frau (die Kirche)
werde 1260 Tage in der Wüste ernährt werden (Offb 12,6),
die hl. Stadt (die Kirche) werde 42 Monate zertreten
werden (Offb 11,2); und dem Tier (dem Antichrist) werde
42 Monate lang Macht gegeben werden (Offb 13,5).
Die Zahl der Tage ist
auch bei Daniel geoffenbart: "Von der Zeit
aber, da das tägliche Opfer (das hl. Meßopfer)
abgeschafft und der Greuel der Verwüstung aufgestellt
worden, sind1290 Tage" (Dan 12,11). Gott hat die
Dauer der Verfolgung durch den Antichrist als Weltkaiser
wahrscheinlich deswegen genau ankündigen lassen, damit
die Gläubigen zu jener Zeit nicht mutlos werden, und
vielleicht auch, damit sie wissen, wie lange sie sich
verbergen sollen. Kein Christ aber würde am Leben
bleiben, wenn der Antichrist eine längere Regierungszeit
hätte. Deshalb sagt Christus: "Und wenn diese Tage nicht
abgekürzt würden, so würde kein Mensch gerettet werden;
aber um der Auserwählten willen werden jene Tage
abgekürzt werden" (Mt 24,22).
Der hl. Papst Gregor
der Große (Moral 33,12) und der hl. Augustinus
(de civ. Dei 10,8) vertreten die Ansicht: Wenn die
Verfolgung länger als dreieinhalb Jahre dauern würde,
würden viele Menschen, die sonst selig geworden wären,
die ewige Seligkeit nicht erlangen. Der hl.
Chrysostomus sagt: "Die Drangsale durch den
Antichrist werden zwar überaus heftig, aber nicht von
langer Dauer sein." In jenen dreieinhalb Jahren wird
aber ein Elend sein, wie es auf Erden noch nie gewesen
ist. Es werden sich Christi Worte erfüllen: "Es wird
alsdann eine große Trübsal sein, dergleichen vom Anfang
der Welt bis jetzt nicht gewesen ist, noch ferner sein
wird" (Mt 24,21).
Auch Daniel hat
verkündet: "Es wird eine Zeit kommen, dergleichen
nicht gewesen, seit Völker waren bis zu jener Zeit" (Dan
12,1). "Die Zerstreuung der Macht des heiligen Volkes
wird aufs höchste gestiegen sein" (Dan 12,7). Der Satan
wird sich nämlich beeilen, weil es sein letzter Ansturm
gegen das Gottesreich auf Erden ist und ihm nur wenig
Zeit zur Verfügung steht. "Der Satan ist gekommen und
hat großen Zorn, weil er weiß, daß er wenig Zeit hat" (Offb
12,12).
In diesen dreieinhalb
Jahren der ärgsten Verfolgung werden sich viele
Christen, Bischöfe und Priester durch die Flucht retten;
das ist angedeutet in der Apokalypse, wo es heißt, daß
die Frau (die Kirche) in die Wüste floh (Offb 12,6;
12,14).
Der ehrw. Diener Gottes
Bartholomäus Holzhauser sagt (nachdem er erwähnt
hatte, daß der Antichrist Rom einnehmen und den Papst
töten werde): "Der Antichrist wird das Blut der
Christen, insbesondere der Vorsteher der Kirche, wie
Wasser vergießen in der Umgebung von Jerusalem. Die
christliche Gemeinde wird in die Wüste, in die Einöde,
in Wälder, auf Berge und in Felsenhöhlen fliehen und
sich verbergen. Denn die Schafherde zerstreut sich, wenn
der Hirte geschlagen ist" (Mt 26,3).
Inhaltsverzeichnis
Kap. 18
Gott wird
den Antichrist während jener dreieinhalb Jahre
durch die Propheten Henoch und Elias bekämpfen
lassen
Gleichwie sich in den
Zeiten des Königs Antiochus Epiphanes, der das jüdische
Volk wegen der Verehrung des wahren Gottes auf das
grausamste verfolgte (176-163 v. Chr.) und deswegen ein
Vorbote und Vorbild des Antichrists war (siehe unter
Kap. 23), Judas der Makkabäer mit mehreren
mutigen Männern zum Widerstand gegen den grausamen König
aufraffte und dessen Heer besiegte, so wird es auch am
Ende der Welt sein; Gott wird tüchtige Männer erwecken,
die den Antichrist bekämpfen und seine Gewalt zunichte
machen werden (siehe auch Kap. 5).
Zu diesen Männern gehören
in erster Linie Henoch und Elias, die 1260 Tage (Offb
11,3), also drei Jahre und fünfeinhalb Monate lang,
wirken werden. In dieser Zeit werden sie unverletzlich
sein (Offb 11,5). Hierin werden sie eine Ähnlichkeit mit
dem Heiland haben, der auch während seiner
dreieinhalbjährigen Lehrzeit unantastbar war. Bald
wollte man ihn steinigen (Jo 8,59), bald von der Anhöhe
eines Berges herabstürzen (Lk 4,29), bald ihn ergreifen
(Jo 7,30). Doch konnte man gegen ihn nichts ausrichten,
da seine Stunde noch nicht gekommen war. Erst als die
von seinem himmlischen Vater bestimmte Zeit eingetreten
war, übergab er sich freiwillig seinen Peinigern.
Über die beiden Männer,
Henoch und Elias, erfahren wir aus der Hl.
Schrift folgendes: Henoch, der siebte Patriarch, wurde
im Alter von 365 Jahren wegen seines hl. Lebens ohne Tod
von der Erde hinweggenommen (Gen 5,23f.; Hebr 11,5) und
ins Paradies versetzt, und zwar um das Jahr 1000 nach
Erschaffung Adams. Er wird wiederkommen, um die Völker
zur Buße zu ermahnen (Sir 44,16).
Elias wurde
nahebei Jericho (im Jahr 902 v. Chr.) in Gegenwart des
Propheten Elisäus unter Lichterscheinung (eines
feurigen Wagens mit feurigen Pferden) von der Erde
hinweggenommen (2 Kg 2,11; Sir 48,9) und befindet sich
nach einstimmiger Erklärung vieler Heiligen im Paradies
(hl. Hildegard, hl. Augustinus, hl. Thomas von Aquin).
Elias war bei der Verklärung Christi auf dem Berg Tabor
gegenwärtig (Mt 17,3; Mk 9,3; Lk 9,30). Aus dem Paradies
hat Elias (wahrscheinlich durch einen Propheten, dem er
erschien) einen Brief an den König Joram gesandt, worin
er ihn dringend zur Lebensbesserung ermahnte (2 Chr
21,12).
Der Prophet Malachias
hat geweissagt, daß Elias vor dem Weltende wiederkommen
werde, um die Juden zu bekehren (Mal 4,5; Sir 48,10).
Auch Christus hat erklärt, Elias werde vor dem
Weltgericht wiederkommen und alles wiederherstellen (Mt
17,11). Johannes der Täufer war ein Vorbild des
Elias, weil er die erste Ankunft Christi ankündigte,
gleichwie Elias die zweite Ankunft Christi vorzubereiten
haben wird; deswegen sprach Christus: "Elias ist schon
gekommen (Mt 17,12). Henoch und Elias werden ein
Bußleben führen und Tod und allerlei Plagen über ihre
Feinde verhängen können. Auf ihre Predigt hin werden
sich viele vom Antichrist abkehren.
Schließlich wird der
Antichrist die beiden Männer in Jerusalem töten und ihre
Leichname unbeerdigt liegen lassen. Doch Gott wird sie
nach dreieinhalb Tagen auferwecken, worauf sie vor den
Augen ihrer Feinde gegen Himmel auffahren werden (in
Offb 11,3-12). Der Antichrist wird Henoch und Elias nur
30 Tage überleben; denn seine Herrschaft wird nach
Daniel 1290 Tage dauern (Dan 12,11), also um 30 Tage
länger als die Predigt des Henoch und Elias, die nur
1260 Tage dauern wird (in Offb 11,3). Diese beiden
Männer werden also den Worten der Hl. Schrift zufolge am
Ende der Welt dieselbe Aufgabe haben wie einst Noe vor
der Sündflut; sie werden die Menschen vor dem
Weltuntergang zur Buße ermahnen. Sie werden erst
auftreten, sobald der Antichrist das hl. Meßopfer
abgeschafft hat und in den Kirchen der Greuel der
Verwüstung vorhanden ist (Dan 12,11), indem daselbst das
Bild des Antichrists zur Anbetung aufgerichtet worden
ist.
Daß sich Henoch und Elias
gegenwärtig im Paradies befinden, wurde von den Schülern
der hl. Apostel gelehrt. Der hl. Irenäus, Bischof von
Lyon († 202), erklärte: "Die Schüler der Apostel
sagten, daß jene, welche lebendigen Leibes von der Welt
hinweggenommen wurden, in ein irdisches Paradies
versetzt worden sind und, daß sie dort bis zum Ende der
Welt unversehrt erhalten werden" (4,30). Der hl.
Augustinus sagt, daß die Lebensweise der beiden
Männer im Paradies keine rein himmlische, aber auch
keine rein irdische sei (de peccat. mer. 3).
Der hl. Hieronymus
meint, daß ihre Leiber irgendwie vergeistigt sind (ep.
ad Pammach). Der hl. Thomas von Aquin behauptet,
daß Henoch und Elias im Paradies durch den Lebensbaum,
der auch Adam einst Nahrung geboten hat, am Leben
erhalten bleiben. P. Houchedé weist darauf hin,
daß durch Anrufung des Elias schon mehrere Wunder
geschehen sind, woraus sich entnehmen läßt, daß die
beiden Propheten genau wissen, was auf der Erde vorgeht
(Houchedé, Antichrist 1878, S.33).
Dionysius von
Lützenburg sagt im 38. Kapitel seiner Schrift über
den Antichrist: Henoch und Elias werden aus dem Paradies
mit Blitzesschnelle auf feurigem Wagen nach Jerusalem
entrückt werden. Dort werden sie sogleich dem Tempel
zueilen und daselbst verkünden, daß jener gottlose
Mensch, der im Tempel verehrt wird, der von den
Propheten geweissagte Antichrist ist. Die beiden
Propheten werden ihn öffentlich den größten Zauberer,
den ärgsten Volksbetrüger und Lügner und den schlimmsten
Bösewicht nennen. Da wird man alsbald die Henkersknechte
holen, damit sie die beiden hl. Männer einfangen und
martern. Doch sobald sich diese den hl. Männern nähern
werden, werden in ihrer Nähe fürchterliche Naturerscheinungen eintreten, besonders Donner und Blitze, so daß die Henkersknechte vor Angst davonlaufen werden.
Beim Davonlaufen werden
sie durch Feuer, das vom Himmel fallen wird, vertilgt
werden. Vom Morgen bis zum Abend werden die beiden
hl. Männer alle Gassen in Jerusalem durchwandern und
überall predigen und den Leuten sagen, wer der
Antichrist sei und wie schändlich die Menschen betrogen
seien. Auch werden sie den nahen Untergang
ankündigen. Sie werden sagen, daß sie Henoch und Elias
seien, und werden aus der Hl. Schrift den Beweis
erbringen, daß ihre Wiederkunft auf Erden von Gott
versprochen worden sei.
Elias wird mehr den Juden
predigen, Henoch mehr den Mohammedanern und anderen
Völkern. Der Antichrist wird Leute gegen die beiden
Männer schicken, doch sobald jemand Hand an sie legen
will, wird er sogleich vom Feuer verzehrt werden (Bernh.
v. Busto, ros. sermo 2,11).
Dieses Feuer wird
zuweilen aus dem Mund der beiden Propheten hervorgehen,
denn in der Apokalypse heißt es: "Und wenn jemand sie
schädigen will, so wird Feuer aus ihrem Mund gehen und
ihre Feinde verzehren" (Offb 11,5). Wir wissen übrigens
aus der Lebensgeschichte des Elias, daß schon damals,
als er das erstemal auf Erden wandelte, zweimal Männer,
die ihm feindlich gegenübertraten, durch Feuer vom
Himmel verzehrt wurden (siehe 2 Kg 1,10/12; auch Sir
48,3). Nachdem bereits mehrere Angreifer der beiden
Propheten durch Feuerflammen ihr Leben eingebüßt haben,
wird sich niemand mehr unterstehen, den beiden Männern
irgendwie nahezutreten (Lützenburg, Kap. 38)
Auf ihren Reisen durch
die Welt werden Elias und Henoch auch in die Kerker
gehen, um die hier eingeschlossenen Christen zu trösten;
sie werden ihnen sagen, daß sie Henoch und Elias seien
und daß der Verfolger der Christenheit der "Antichrist"
sei. Auch in den Einöden werden sie die dort verborgenen
Christen aufsuchen und trösten (Kap. 43).
Die hl. Hildegard,
Äbtissin in Rupertsberg in Bingen am Rhein († 1179
im 82. Lebensjahr), weissagt darüber: Henoch und Elias
werden von Gott in geheimnisvoller Weise im Paradies
unterrichtet; Gott zeigt ihnen die Werke der Menschen,
als ob sie diese mit leiblichen Augen sehen würden. Die
beiden Männer sind daher viel weiser als alle Weisen
zusammen. Dieselbe Kraft, die Henoch und Elias von der
Erde entrückt hat, wird zur Zeit, wo der Antichrist
seine verkehrte Lehre verbreiten wird, im Sturmwind
wieder zurückführen.
Solange sie unter den Menschen weilen werden, werden sie
immer nach 40
Tagen erquickt werden. Sie haben von Gott den Auftrag,
dem Antichrist zu widerstehen und die Irrenden auf den
Weg des Heiles zurückzuführen. Die beiden, durch Alter
und Gestalt ausgezeichneten Männer werden zu den
Menschen sprechen: "Dieser Verfluchte ist vom Teufel
geschickt, um die Menschen in Irrtum zu führen. Wir
waren von Gott bewahrt an einem verborgenen Ort, wo wir
den Kummer der Menschen nicht empfanden. Wir sind nun
von Gott geschickt, um dem Irrtum dieses Verderbers
entgegenzutreten. Schaut, ob wir euch an Gestalt und
Alter ähnlich sind!" Und da das Zeugnis beider
übereinstimmen wird, werden sie Glauben finden. Alle
werden diesen beiden Greisen folgen und den Irrtum
verlassen.
Sie werden alle Städte und Ortschaften durcheilen, wo
zuvor der Antichrist seine
Irrlehre ausgestreut hat, und werden durch die Kraft des
Hl. Geistes echte Wunderwerke verrichten. Alles Volk
wird sich über sie sehr wundern. Henoch und Elias werden
mit Donnerschlägen den Anhang des Satans verwirren und
zuschanden machen und die Christen im Glauben festigen.
Daher werden die Christen zum Martertod, den ihnen der
Sohn des Verderbens bereiten wird, wie zu einem Gastmahl
eilen, so daß die Mörder überdrüssig werden, die
Getöteten ihrer großen Zahl wegen zu zählen; denn ihr
Blut wird wie Wasserbäche fließen." (Siehe hl.
Hildegard: "Scivias - Wisse die Wege", wo viel vom
Antichrist geweissagt ist.)
Die Sr. Mechthild von Magdeburg
(im 13. Jh.), sagt von Henoch und Elias: Beide sind im Paradies, leben in Wonne
und essen dieselben Speisen, die Adam einst gegessen
hat. Auch sie müssen aus Gehorsam gegen Gott denselben
Baum meiden, von dem Adam und Eva nicht essen sollten.
Dieser Baum ist nicht groß; seine Frucht ist auswendig
sehr schön und lieblich wie eine Rose, inwendig aber von
Natur aus sauer, wodurch der bittere Schaden der Sünde
angedeutet ist. Gott hat diese Frucht deswegen verboten,
weil sie den Menschen sehr schädlich ist und noch jetzt
als ein Gift gilt.
Ein Engel wird den Henoch und Elias aus dem Paradies
geleiten. Die Klarheit und Wonne, die sie dort an ihrem
Leib hatten, wird dann verschwinden und sie empfangen
wieder den irdischen Schein und werden sterbliche
Menschen sein. Sobald sie die Erde erblicken werden,
werden sie erschrecken wie Leute, die das Meer erblicken
und nicht wissen, wie sie da hinüberkommen können. Sie
werden Honig essen und Feigen und Wasser mit Wein
gemischt trinken, während ihr Geist von Gott genährt
werden wird. Sie werden als Prediger in der letzten Zeit
der Not, wo schon die meisten guten Menschen als
Märtyrer gestorben sind, auftreten und das Volk noch
lange trösten. Henoch und Elias werden den Antichrist in
die Enge treiben; sie werden den Menschen sagen, wer er
ist und durch wessen Macht er Wunder wirke, auf welche
Weise er in die Welt gekommen sei und was für ein Ende
er nehmen werde. Dann wird sich manche, die dem
Antichrist gefolgt waren, bekehren. (Morel,
Offenbarungen der Schwester Mechthild von Magdeburg,
Regensburg 1869, S.218 f.)
In der dem hl. Malachias, Erzbischof von Armagh in
Irland zugeschriebenen Papstprophetie aus dem Jahr 1139
scheint auch auf das Wirken der beiden Propheten Henoch
und Elias angespielt zu sein, indem der vorletzte Papst
den Denkspruch hat "De gloria olivae, Von der
Herrlichkeit des Ölbaumes." In der Apokalypse des
hl.
Johannes werden die beiden Männer Henoch und Elias "die
zwei Ölbäume" genannt (Offb 11,4), offenbar weil sie in
besonderer Weise mit dem Öl der Gnade (mit der
Erleuchtung und Kraft des Hl. Geistes) gesalbt sind.
Hervorragende Personen, die ihren Mitmenschen zum Segen
gereichen, werden in der Hl. Schrift gern mit Ölbäumen
verglichen. (Siehe: Spirago, Die Malachias-Weissagung,
S.24.)
Der ehrw. Holzhauser († 1658) sagt, daß Henoch und Elias
viele Heiden und
Juden bekehren werden. Die Tätigkeit des Henoch und
Elias dürfte eine Ähnlichkeit mit dem Wirken der hl.
Apostel Petrus und Paulus haben. Der hl. Petrus hatte
den Auftrag, hauptsächlich den Juden zu predigen, der
hl. Paulus aber den Heiden (Gal 2,7). So werden sich
wahrscheinlich auch Henoch und Elias bei der Bekehrung
der Menschen die Arbeit teilen. Elias wird "die Stimme
Jakobs wiederherstellen" (Sir 48, 10) und Henoch mehr
die anderen Nationen, d.h. "die Völker zur Buße
ermahnen" (Sir 44,16).
In früheren Zeiten hat man die Meinung ausgesprochen,
daß auch der Prophet Moses, der Prophet Jeremias und der
hl. Evangelist Johannes nicht gestorben seien und am
Ende der Welt wiederkommen werden. Doch dies ist falsch.
Denn nach der Hl. Schrift ist Moses im Land Moab
gestorben und wurde von den Juden
30 Tage lang betrauert (5 Mos 34,5-8).
Jeremias ist der Überlieferung zufolge in Ägypten
gesteinigt worden, sein Grab wurde dort in hohen Ehren
gehalten (hl. Hilarius in Mt. 20). Der hl. Evangelist
Johannes ist auch gestorben; denn von den Reliquien
seines Leibes sprechen das Konzil von Ephesus (11,14) im
Jahr 431, der hl. Chrysostomus und Papst Cölestin. Obige
Vermutung kam wahrscheinlich daher, weil Moses
gleichzeitig mit Elias auf Tabor erschien und weil das
Grab Moses unbekannt geblieben ist; ferner weil der
Heiland vom Apostels Johannes gesagt hat: "Wenn ich
will, daß er so bleibe, bis ich komme" (Jo 21,22), aus
welchen Worten man damals schloß, daß Johannes überhaupt
nicht sterben werde.
Inhaltsverzeichnis
Kap. 19
Die
Predigt und die Wunder des Elias sowie die
Auffindung der Bundeslade durch ihn wird die
Folge haben, daß fast alle Juden in Palästina
zum Christentum übertreten werden
Die beiden Propheten
werden in der Apokalypse von Gott "meine zwei Zeugen"
genannt (Offb 11,3), da sie der Wahrheit Zeugnis geben
sollen nach dem Grundsatz: "Auf die Aussage zweier oder
dreier Zeugen werde jede Sache bestätigt" (5 Mos
19,15). Sie werden durch ihre Worte und Wunder bezeugen,
daß Jesus Christus infolge der Weissagungen der
Propheten der wahre Erlöser der Welt und der wahre Sohn
Gottes ist. Ferner werden sie (wie Johannes der Täufer
Zeugnis gab von der ersten Ankunft Christi) Zeugnis
ablegen, daß die zweite Ankunft Christi zum Gericht
bevorstehe. Sie werden 1260 Tage hindurch predigen,
angetan mit Säcken (Offb 11,3), d.h. mit rauhem Kleid,
wodurch offenbar angedeutet werden soll, daß sie die
Aufgabe haben, die Menschen zur Buße zu ermahnen. Die
beiden Propheten werden die Wundergabe haben (Offb
11,6). Elias hat schon, als er das erstemal auf Erden
wandelte, die Gewalt gehabt, Wunder zu wirken.
Erwähnt seien folgende
Wunder des Elias: Als König Achab (923-902) seiner
heidnischen Gemahlin Isebel zuliebe in seiner Hauptstadt
Samaria dem Götzen Baal (Sonnengott) zu Ehren einen
Altar und einen Tempel erbaut und selbst dem Baal
geopfert hatte, meldete ihm Elias unter einem Schwur,
daß in den folgenden Jahren weder Tau noch Regen fallen,
also Hungersnot eintreten werde. Da der Baalsdienst eine
Vergötterung der Sonne war, sollten also die
Baalsverehrer durch die Sonnenglut gestraft werden
(siehe 1 Kg 17,1f.; 16,31).
Nach der langen Dürre von
dreieinhalb Jahren kam auf das Gebet des Elias wieder
Regen (1 Kg 18,41f.). Während der Hungersnot geschah auf
das Wort des Elias im Haus der Witwe von Sarepta das
Mehl- und Ölwunder, indem das Mehl im Topf und das Öl im
Krug nicht mehr abnahm bis zu dem Tag, da Gott es wieder
regnen ließ (17,8 f.). Dieses Wunder wurde von Christus,
als er in der Synagoge zu Nazareth lehrte, als
geschichtliche Tatsache bestätigt (Lk 4,25).
Elias erweckte den
toten Sohn der Witwe von Sarepta zum Leben, indem er
sich dreimal über ihn hinlegte (1 Kg 17,19 f.). Auf dem
Berg Karmel kam auf das Wort des Elias vor dem
versammelten Volk und den Baalspriestern Feuer vom
Himmel und verzehrte das Brandopfer und trocknete das
Wasser rings um den Altar aus (siehe 1 Kg 18,38). Noch
in zwei anderen Fällen kam auf das Wort des Elias Feuer
vom Himmel, wodurch seine Angreifer getötet wurden (1 Kg
1,10 u. 12; Sir 48,3). Elias teilte durch Berührung mit
seinem Mantel das Wasser des Jordan, so daß er mit
Elisäus trockenen Fußes den Jordan durchqueren
konnte (2 Kg 2,8).
Welche Wunder die beiden
Propheten bei ihrer Wiederkunft wirken werden, ist
angedeutet in der Apokalypse: "Wenn jemand sie verletzen
will, so wird Feuer aus ihrem Mund gehen und ihre Feinde
verzehren...Diese (die beiden Propheten) haben Macht,
den Himmel zu schließen, daß es nicht regne in den Tagen
ihrer Predigt, und haben Macht, das Wasser in Blut zu
verwandeln, und die Erde zu schlagen mit jeder Plage, so
oft sie wollen" (Offb 11,5-7). Wie die Hl. Schrift
berichtet, ist es schon einmal zur Zeit Moses in Ägypten
vorgekommen, daß zur Strafe Wasser in Blut verwandelt
worden ist. (Ex 7,17-25).
Dieselbe Strafe wird
Elias über jene Gegenden verhängen, wo durch Ermordung
von Christen viel unschuldiges Blut vergossen worden
ist. Den Christen wird es aber dann an Wasser
ebensowenig mangeln, wie seinerzeit den Israeliten in
Ägypten, als auf Befehl des Moses alles Wasser im Land
in Blut verwandelt worden war (Dionysius v.
Lützenburg, Kap. 44). Man beachte, daß auch die
Apokalypse auf diese Strafe hindeutet mit den Worten:
"Du bist gerecht, Herr!...Denn das Blut der Heiligen und
der Propheten haben sie vergossen, und Blut hast du
ihnen zu trinken gegeben; sie sind es wert" (Offb
16,5-6).
Nach Dionysius von
Lützenburg wird auf das Wort des Elias der Himmel
jenen Gegenden oder Ländern keine Feuchtigkeit, weder
Regen noch Tau noch Schnee, spenden, wo sich die
Bewohner den beiden Propheten halsstarrig zeigen werden
und vom Antichrist nicht ablassen werden. Diese Strafe
werden die Propheten sogleich im Anfang ihrer Tätigkeit
über Jerusalem und das ganze jüdische Volk verhängen und
auf diese Weise den Juden in Palästina handgreiflich
zeigen, wie wenig der Antichrist, der als Gott und
Messias verehrt wird, vermag; denn er wird dem Volk
trotz aller Zauberei ohne den Willen der beiden
Propheten auch nicht einen Tropfen Wasser verschaffen
können. Vielleicht werden Henoch und Elias auch noch
andere Landplagen verhängen, wie solche zur Zeit des
Moses in Ägypten vorgekommen sind (Lützenburg,
Kap. 44). Die erwähnten Strafen werden viele Anhänger
des Antichrists zur Besinnung bringen.
Der hl. Märtyrer
Hippolyt hat kurz vor seinem Tod gesagt: "In jener
Zeit wird der Himmel keinen Tau, die Wolken kein Wasser
und die Erde keine Früchte geben. Das Meer wird
abscheulich stinken, weil die Flüsse ausgetrocknet
sein werden und es daher von den Strömen keinen
Zufluß bekommen wird. Um diese Zeit wird die Pest
überhand nehmen und, da selten jemand für die Beerdigung
der Leichen da sein wird, wird der Erdboden
vielerorts mit toten Leibern bestreut sein. Alsdann wird
ein Wehklagen, Heulen und Weinen ohne Trost überall
entstehen. Die Menschen werden jene seligpreisen, die
vor ihnen gestorben sind. Nun werden die Menschen beim
Antichrist Hilfe suchen und, da er ihnen nicht helfen
kann, werden sie einsehen, daß er nicht Gott ist. Sie
werden jetzt bedauern, daß sie sich von ihm verführen
ließen, und werden sich Jesus Christus zuwenden... Gold
und Silber wird man von sich werfen und niemand wird es
aufheben" (hl. Hippolyt, or. de cons. saeculi).
Den größten Eindruck auf
die Juden wird der Umstand machen, daß Elias die
Bundeslade entdecken wird. Diese ist seit dem Jahr
586 v. Chr. aus dem Tempel in Jerusalem verschwunden.
Der Prophet Jeremias hatte sie infolge einer
göttlichen Offenbarung vor der Zerstörung Jerusalems
durch Nabuchodonosor zum Berg Nebo tragen lassen und sie
samt dem Zelt und Räucheraltar daselbst in eine Höhle
versteckt und den Eingang verstopft (2 Makk 2,5). Als
dann einige Männer den Ort suchten, erklärte
Jeremias: "Der Ort wird unbekannt bleiben, bis Gott
sein Volk wieder sammeln und ihm gnädig sein wird"
(2,7). "Dann wird der Herr dies offenbar machen und die
Herrlichkeit des Herrn wird erscheinen und in einer
Wolke zugegen sein" (2,8).
Dionysius v.
Lützenburg sagt: Henoch und Elias werden nach
Entdeckung der Bundeslade auf diese das hl.
Altarsakrament stellen; dann wird auf dem Berg Nebo
tatsächlich die Majestät Gottes erscheinen. Da die
Bundeslade nicht beim Antichrist, sondern bei den zwei
hl. Propheten sein wird, werden die Juden erkennen, daß
Jesus Christus der wahre Messias ist. Infolge der
Wunder des Elias werden sie vom Antichrist abfallen; sie
werden zum Berg Nebo wallfahren und die
Hartnäckigkeit ihrer Vorfahren beweinen. Es wird dann
aus allen Ländern ein großer Zulauf der Juden zum Berg
Nebo stattfinden.
Die Auffindung des
Heiligtums der Bundeslade wird die Juden mehr zum
christlichen Glauben bewegen, als alle Predigten und
Wunderwerke der beiden Propheten (Kap. 39). Dann wird in
Erfüllung gehen, was der Prophet Osea geweissagt
hat: "Die Söhne Israels...werden sich in Furcht dem
Herrn und seinen Gütern nahen in der letzten Zeit" (Os
3,4).
Ähnlich hat Moses
dem jüdischen Volk geweissagt: "Du wirst zurückkehren in
der letzten Zeit zu dem Herrn, deinem Gott, und seine
Stimme hören" (5 Mos 4,30). Auch der hl. Paulus
hat erklärt, "daß die Blindheit einem Teil von Israel
zuteil geworden, bis die Fülle der Heiden (in die
Kirche) eingegangen ist. Und so wird ganz Israel
gerettet werden" (Röm 11,25-26). Daß bei der Wiederkunft
des Henoch und Elias zur Zeit des Antichrists die Juden
sich bekehren werden, haben auch Tertullian (†
240, in de anima 1), der hl. Hieronymus (ep. 148
ad Marcellam), der hl. Augustinus (de civ. Dei
20, letztes Kap.) u.a. behauptet.
Der Antichrist, der bis
dahin der Meinung war, er werde auf Erden ewig und
unumschränkt regieren, wird nun sehr enttäuscht sein,
wenn er hören wird, daß zwei Männer gegen ihn predigen
und unverletzlich sind, und daß infolge dieser Predigt
das Judenvolk von ihm abfällt und sich dem Christentum
zuwendet. Nun wird er, wie der hl. Ephräm sagt, nicht
mehr fröhlich und freundlich sein wie zuvor, sondern
zornig und unbarmherzig.
Er wird, wie der hl. Cyrill v. Jerusalem sagt, nun auch
diejenigen, die an ihn glauben, unmenschlich und
schlecht behandeln und alle Bösewichte, die vor ihm
lebten, im tyrannisieren übertreffen. Jetzt wird er, wie
der hl. Hippolyt erklärt, alle Menschen, Christen, Juden
und Mohammedaner verachten, hassen und verfolgen (de cons. saec.). Die größte Grausamkeit und Tyrannei wird
er in der ganzen Welt gegen die Juden ausüben (hl.
Cyrill Jer., cat. 15), namentlich gegen jene, die sich
durch die Predigt des Elias zum Christentum bekehrt
haben. Die hl. Hildegard ruft daher aus: "Ihr Gassen
Jerusalems werdet dann im besten
Gold durch das Blut der Heiligen glänzen." Auch der ehrw.
Holzhauser sagt, der Antichrist werde das Blut der
Christen wie Wasser in der Umgebung von Jerusalem vergießen.
Gleichzeitig wird der Antichrist seine Wunderzeichen zu
vermehren suchen.
Auch seine Henker werden mit Wunderzeichen prahlen, wenn
sie die Christen peinigen werden, damit man meine, der
Antichrist sei wahrhaft Gott (hl. Gregor der Große,
Moral 33,12). Die Henker werden die Christen nicht so
leicht zur himmlischen Krone gelangen lassen, sondern
sie so lange zu peinigen suchen, bis sie den Glauben
verleugnen, es sei denn, daß jemand aus besonderer Gnade
während der Qualen stirbt (hl. Cyprian, de lapsu).
Dionysius v. Lützenburg sagt: "Dann wird man jene, ohne
Rücksicht auf ihren Stand martern, insbesondere ans
Kreuz schlagen, mit Ruten geißeln, an den Bratspieß
anbinden und alle erdenklichen Qualen ausfindig machen;
bei den Martern wird man sie eines langsamen und
entsetzlichen Todes sterben lassen" (Kap.
40). Jene, welche lieber Qualen erdulden werden, als vom
Glauben abzufallen, werden in der Apokalypse angeführt
als "die 144.000, die den Namen des Lammes und seines
Vaters auf ihrer Stirn geschrieben haben" (Offb 14,1) im
Gegensatz zu jenen, die das Zeichen des Antichrists
tragen werden. "Sie verleugneten ihren Glauben nicht,
sondern sind ohne Makel vor dem Thron Gottes" (Offb
14,5).
Der Jude Eleazar (2 Makk 6,18 f.) und die
sieben Makkabäischen Brüder mit ihrer Mutter (2 Makk 7), die
zur Zeit des Königs Antiochus Epiphanes den Tod der
Glaubensverleugnung vorgezogen haben, waren ein Vorbild
jener Glaubenshelden und Märtyrer zur Zeit des
Antichrists.
Inhaltsverzeichnis
Kap. 20
Der
Antichrist wird die beiden Propheten Henoch und
Elias mit eigener Hand in Jerusalem töten,
worauf eine unerhörte Christenverfolgung
losbricht
Der Antichrist selbst
wird sie töten (siehe Offb 11,7) und zwar in Jerusalem.
(Das folgt aus Offb 11,8.) Dionysius von Lützenburg
sagt (Kap. 45): Die beiden Propheten werden, bis die
dreieinhalb Jahre ihres Wirkens zu Ende sein werden, in
Begleitung vieler Christen nach Jerusalem reisen, um
hier ihr Leben für Christus hinzugeben. Während ihrer
Reise werden sie große Wunder wirken und noch viele
abgefallene Christen zum Glauben bekehren (Thom.
Malvenda).
Sobald die beiden in
Jerusalem mit vielen tausend Christen eingetroffen sein
werden, wird der Antichrist in große Wut geraten und
beschließen, sie zu töten. Da sich niemand dazu hergeben
wird, gegen die beiden Männer loszugehen, weil jedermann
fürchten wird, er werde sogleich durch Feuer getötet
werden, wird der Antichrist den Entschluß fassen, mit
eigener Hand die beiden Propheten zu töten. Zunächst
wird er den mächtigsten aller Teufel, den Moazim, um
Hilfe anrufen. (Siehe Kap. 12) "Er wird ihn (den Götzen
Moazim) ehren mit Gold, Silber und Edelsteinen und
köstlichen Dingen" (Dan 11,38)
Dann wird der Antichrist
Henoch und Elias von den Seinen in weitem Kreis
umzingeln lassen und nun wie ein rasender Löwe auf die
beiden Propheten losspringen und unter unerhörten
Gotteslästerungen gegen Jesus Christus auf sie einhauen,
bis sie unter seinen Streichen zusammensinken und ihren
Geist aufgeben werden. Da wird in Erfüllung gehen, was
in der Apokalypse des hl. Johannes geweissagt
ist: "Und wenn sie ihr Zeugnis vollendet haben, wird das
Tier, das aus dem Abgrund heraufsteigt (der mit
höllischer Macht ausgerüstete Antichrist), mit ihnen
Krieg führen und sie überwinden und töten" (Offb 11,7).
Daraufhin wird der
Antichrist bei Todesstrafe verbieten, die beiden
Propheten zu begraben. Dadurch, daß die beiden Leichname
recht lang dort liegen bleiben, wo sie vom Antichrist
getötet worden sind, soll offenbar dessen große Macht
allen Menschen um so einleuchtender zum Bewußtsein
gebracht werden. In der Apokalypse heißt es: "Und ihre
Leichname werden liegen bleiben auf den Gassen der
großen Stadt, die da geistigerweise Sodoma und Ägypten
genannt wird, wo auch ihr Herr gekreuzigt worden
ist." (Offb 11,8)
Jerusalem wird mit
Recht "Die große Stadt" genannt, weil sie als Metropole
des Weltreiches des Antichrists ungemein bevölkert sein
wird. Wegen der vielen Laster wird sie ein wahres "Sodoma"
sein und mit Ägypten große Ähnlichkeit haben, wo sich
Pharao gegen das Volk Gottes (die Israeliten, die
Verehrer des wahren Gottes) trotz aller eingetretenen
Plagen feindselig verhalten hat, gleichwie jetzt der
Antichrist trotz aller von den beiden Propheten
verhängten Plagen ein Feind der Christen blieb. Wie
Pharao den Verehrern des wahren Gottes den Zutritt zum
gelobten Land verwehrte, so verwehrt ihnen jetzt der
Antichrist den Eingang in den Himmel.
Man kann sich denken,
welch ein Jubel nach dem Tod der beiden Propheten in der
ganzen Welt unter den Anhängern des Antichrists
losbrechen wird. Es wird auch ein großer Zulauf
neugieriger Leute aus allerhand Nationen nach Jerusalem
stattfinden. Viele werden im Flugzeug nach Jerusalem
reisen und den Leichnamen Schimpf antun. Man wird
sprechen: "Da liegen die alten Zauberer, welche die
Menschen so lange gequält haben." Die Anhänger des
Antichrists werden in der Welt ihrer Freude dadurch
Ausdruck geben, daß sie sich gegenseitig Geschenke geben
und dem Antichrist Triumphbögen errichten werden. Es
heißt daher in der Apokalypse: "Und einige von den
Stämmen und Völkern und Sprachen und Nationen werden
ihre Leichname sehen... Und die Bewohner der Erde werden
sich erfreuen über sie und frohlocken und werden sich
einander Geschenke senden, weil diese zwei Propheten die
Bewohner der Erde gequält haben" (Offb 11,9-10).
Nach dem Tod der beiden
Propheten wird der Antichrist die höchste Macht
erreichen. Es mag nun den Anschein haben, als ob dem
Fürsten der Gottlosigkeit alles gelinge (Dan 8,12). Alle
werden auf Erden rufen: "Wer ist dem Tier gleich und wer
kann mit ihm streiten?" (Offb 13,4). Der Antichrist wird
jetzt schrecklich groß tun und prahlerische Reden führen
(siehe in Dan 11,36); auch wird er seinen Mund auftun
"zu Lästerungen gegen Gott, zu lästern seinen Namen" (Offb
13,6).
Man kann sich leicht
denken, welch eine schreckliche Christenverfolgung
gleich nach dem Tod der beiden Propheten auf der
ganzen Erde losbrechen wird. Diese wird noch weit ärger
sein, als in den vorausgegangenen dreieinhalb Jahren.
Leider werden jetzt viele Christen, die sich zuvor in
Einöden, Wäldern und auf Bergen versteckt hatten, leicht
gefangen werden; denn sie waren, als in der ganzen Welt
von den Wunderwerken des Henoch und Elias gesprochen
wurde, aus ihrem Versteck hervorgekommen und in ihre
Heimat zurückgekehrt, wo sie den Anhängern des
Antichrists ernstlich ins Gewissen geredet und sie zur
Buße angehalten hatten. Auch viele Priester waren mit
ihnen wieder zum Vorschein gekommen und hatten
unerschrocken gegen den Antichrist gepredigt
(Lützenburg, in Kap. 44 u. 45). Besteht diese Gefahr
nicht auch im ehemaligen Ostblock, falls die Kommunisten
nochmals zu Macht gelangen sollten?
Manche von diesen
Christen und Priestern hatten wohl augenblicklich ihre
Unerschrockenheit mit dem Tod büßen müssen, doch waren
auch viele unbehelligt geblieben. Sobald aber Henoch und
Elias vom Antichrist getötet sein werden, wird die
Verfolgung auch gegen sie sogleich losbrechen. Auf
Befehl des Antichrists werden Soldaten in den Städten
und Dörfern erscheinen, um die Christen zur Anbetung des
Antichrists zu zwingen und sie im Fall der Weigerung
jämmerlich zu quälen und zu töten.
Am schlimmsten wird es
den Priestern ergehen, besonders, wenn sie zuvor
gegen den Antichrist gepredigt hatten. Alle Qualen, von
denen man je gehört hat, werden wieder in Anwendung
kommen. Manche Städte und Dörfer - offenbar jene, deren
Bevölkerung ganz christlich sein wird - werden ganz
niedergebrannt werden, so daß man oft viele Tage wird
reisen müssen, ehe man wieder eine Stadt oder ein Dorf
findet (Lützenburg, Kap. 42).
So wird in Erfüllung
gehen, was Daniel geweissagt hat: "Siehe, dieses Horn
führt Krieg wider die Heiligen und war ihnen überlegen"
(Dan 7,21). "Seine Macht wird ihn stärken... Er wird
alles unglaublicherweise verwüsten. Es wird ihm glücken.
Er wird die Starken töten und das Volk der Heiligen nach
seinem Wohlgefallen." (Dan 8,24 f.)
Daß nun die
Christenverfolgung durch den Antichrist am
allerschlimmsten sein wird, erklärt auch die hl.
Äbtissin Mechthild († 1301); sie sagt: "Nachdem die
beiden Propheten getötet worden sind, wird dem
Antichrist die größte Gewalt auf Erden gegeben sein.
Dann wird man auf den Straßen Pfannen mit siedendem
Inhalt aufstellen und die Männer, die man als Christen
erkennen wird, mit Frau und Kindern dazu treiben. Hier
wird man ihnen sagen, sie sollen wählen entweder den
Glauben an die Gottheit des Antichrists und dann
behalten sie ihre Familien und gelangen zu Reichtum und
Ehren; oder sie wählen den christlichen Glauben und mit
ihm den Tod in der siedenden Pfanne.
Die Männer, die standhaft
bleiben, wird man an Händen und Füßen binden und in die
Pfanne werfen. Hierauf wird man die Frauen und Kinder,
die sich bereit erklären, aus Liebe zu Jesus zu sterben,
in eine Grube von Glut werfen und auf sie noch Feuer,
Holz und Stroh schütten und sie also verbrennen." (Morel,
Offb. der Schwester Mechthild v. Magdeburg, Regensburg
1869, S.220).
Das stimmt mit der
Weissagung des Propheten Daniel überein, daß die
Erleuchteten im Volk durch Schwert und Feuer fallen
werden, daß einige geschmolzen, geschieden und gereinigt
werden bis zur bestimmten Zeit (Dan 11,33 f.), bis das
Maß des göttlichen Zornes voll ist (Dan 11,36) und der
Antichrist vernichtet wird.
Nach dem Tod der beiden
Propheten wird man sich einbilden, jetzt sei jegliche
Gefahr geschwunden und nicht die mindeste ungünstige
Überraschung mehr zu erwarten. Doch schon nach
dreieinhalb Tagen wird eine große Enttäuschung erfolgen.
Denn plötzlich werden sich die beiden Leichname der
Propheten, während sie immer noch von beständig neu
ankommenden Volksmassen begafft und verhöhnt werden, zu
bewegen anfangen, sich erheben, die Umstehenden
anschauen und Gott zu preisen beginnen. Gleichzeitig
wird ein großes Erdbeben eintreten wie bei der
Auferstehung Christi. Ein Teil von Jerusalem wird
infolge des Erdbebens einstürzen und es werden viele
tausend Familien ums Leben kommen.
Eine Stimme vom Himmel
wird erschallen: "Steigt herauf!" wonach die beiden
auferstandenen Propheten vor den Augen ihrer Feinde von
einer Wolke (dem Sinnbild des Hl. Geistes) zum
Himmel empor getragen werden. Die Folge davon wird
sein, daß nun viele Christusfeinde in sich gehen und
sich von ganzem Herzen zu Gott bekehren werden. Man kann
sich leicht denken, in welch großen Schrecken die
Zuschauer bei der Auferstehung und Himmelfahrt des
Henoch und Elias geraten werden und welch
grenzenlose Bestürzung hierauf in ganz Jerusalem unter
den Christusfeinden eintreten wird (Lützenburg,
Kap. 46).
Das alles ist in der
Apokalypse geweissagt: "Aber nach drei und einem halben
Tag fuhr der Geist des Lebens von Gott in sie, und sie
standen auf ihren Füßen, und eine große Furcht überfiel
die, welche sie sahen. Und sie hörten eine starke Stimme
vom Himmel, die zu ihnen sagte: Steigt herauf! Und sie
stiegen zum Himmel in einer Wolke, und es sahen sie ihre
Feinde. und in derselben Stunde ward ein großes
Erdbeben, und der zehnte Teil der Stadt fiel ein
und im Erdbeben kamen 7000 Menschen um, die übrigen aber
erschraken und gaben dem Gott des Himmels die Ehre" (Offb
11,11-13). Die Mehrzahl der hl. Kirchenväter, darunter
der hl. Ambrosius, der hl. Gregor d. Gr., hl.
Thomas v. Aquin, sind der Ansicht, daß hier ein
geschichtliches Ereignis berichtet wird.
Infolge der Auferstehung
und Himmelfahrt des Henoch und Elias
werden die entmutigten Gläubigen Trost empfinden. Der
Antichrist aber wird erschrecken; denn er wird
befürchten, daß nun das Vertrauen der Völker in seine
Macht erschüttert sein könnte. Deshalb wird er sich
entschließen, demnächst durch eine feierliche
Himmelfahrt vor den Augen des Volkes zu zeigen, was er
vermöge. Doch wird ihm diesmal, da das Maß seiner Sünden
bereits voll ist, sein Wagnis verhängnisvoll werden.
Inhaltsverzeichnis
Kap. 21
Der
Antichrist wird bei seiner Nachäffung der
Himmelfahrt herab geschleudert und umkommen
Mehrere Kirchenväter
(z.B. hl. Ambrosius, hl. Hieronymus, hl. Thomas v.
Aquin) sagen, der Antichrist wird sich auf dem
Ölberg in Jerusalem niederlassen und von da den Versuch
machen, sich zum Himmel emporzuschwingen. In La
Salette (1846) hat die Muttergottes erklärt: Das
Ungeheuer, das sich der Erlöser der Welt nennt, wird
sich in seiner Hoffart in die Luft erheben, um bis zum
Himmel zu gelangen.
Doch er wird durch den
Hauch des Erzengels Michael erstickt werden, zur
Erde niederfallen und mit seinen Anhängern von der Erde,
die sich unter Feuerflammen spalten wird, verschlungen
werden. (Nach Bischof Salvator Graf Zola 1879.)
Die hl. Hildegard
sagt, der Antichrist werde einen Berg besteigen, um dort
vor seinen versammelten Anhängern die Himmelfahrt
Christi nachzuahmen. Dem auf dem Berg versammelten Volk
wird er sagen, er werde sich in den Himmel begeben. Wenn
er sich durch teuflische Kunst wird erhoben haben, wird
er jedoch durch einen Blitz getroffen werden und im
gewaltigen Sturz auf den Berg herabfallen und seinen
Geist aufgeben. Ein abscheulicher Geruch wird dann die
ganze Umgebung erfüllen. Die Zuschauer, die seinen
Leichnam niederfallen und dann spurlos im Abgrund
verschwinden sehen, werden vor Schrecken davoneilen. Nun
werden sie erkennen, daß sie vom Antichrist getäuscht
wurden. Mit Weinen und Klagen werden sie ihren Irrtum
bekennen und viele der Irregeführten werden zur Wahrheit
zurückkehren (Schmelzeis, S.381 f.).
Der ehrw. Diener Gottes
Bartholomäus Holzhauser sagt, der Antichrist
werde Henoch und Elias töten und
unbeerdigt liegen lassen. Diese werden aber nach
dreieinhalb Tagen auferweckt und im Angesicht ihrer
Feinde in einer Wolke gegen den Himmel steigen (Offb
11,11). Dieses wunderbare Ereignis wird den Antichrist
ganz verwirren. Damit die Völker nicht von ihm abfallen,
wird er sich auf dem Ölberg mit großer Majestät in die
Luft erheben, angeblich mit der Absicht, die zum Himmel
emporgestiegenen Propheten herabzustürzen. Allein in
diesem Augenblick wird ihn Christus niederschmettern.
Die Erde wird sich öffnen
und ihn und seine Propheten lebendig verschlingen.
Ein großer Teil von Jerusalem wird dabei durch Erdbeben
in Trümmer fallen. Zu jener Zeit werden Zeichen an
Sonne, Mond und Sternen geschehen, und große Angst und
Schrecken wird unter den Völkern sein wegen des
Rauschens des Meeres und der Fluten, so daß die Menschen
verschmachten werden vor Furcht und Erwartung der Dinge,
die über den Erdkreis kommen werden (Lk 21,25 f.).
Damit deckt sich die
Weissagung, die einer Sibylle, der Königin
Nachaula von Saba (auch Michalda genannt)
zugeschrieben wird. Über den Antichrist hat die Sibylle
folgendes angekündigt:
Da Henoch und
Elias gegen den Antichrist predigen und viele dem
Antichrist abwendig machen werden, wird er, sobald er
den Schaden bemerken wird, nach Jerusalem ziehen, um
dort zu beweisen, daß er der wahre Messias und Gott sei.
Er wird die beiden Propheten in Jerusalem töten. Doch am
vierten Tag werden sie auf eine Stimme am Himmel ("Henoch
und Elias steigt auf!") lebendig werden und in einer
Wolke zum Himmel fahren. Dann werden die Anhänger des
Antichrists bedauern, daß sie ihm geglaubt haben, und
ihre Sünde bereuen.
Daraufhin wird der
Antichrist bekannt machen, daß er nach 15 Tagen auch zum
Himmel auffahren werde, damit niemand an seiner Gottheit
zweifle. Am genannten Tag wird er sich auf dem Ölberg
vor einer ungeheueren Volksmenge majestätisch auf einen
herrlichen Stuhl setzen und sich dann vor allem Volk
durch Hilfe des Teufels zum Himmel erheben.
Doch da wird ihn der
Erzengel Michael im Auftrag Gottes durch einen
Blitzstrahl auf die Erde herab schleudern. (Buch der
Prophezeiungen 1619).
Die Sr. Nativitas (†
1798) sagt darüber: "Endlich wird der Tag der Vergeltung
auch für den Antichrist hereinbrechen, der vom Geist
Luzifers erfüllt in höchster Vermessenheit und
Verblendung sich für einen Gott gehalten und in seinem
Stolz mit seinen Anhängern unter großem Jubel und
feierlichem Triumph gegen Himmel hatte fahren und bis
zum Thron des Ewigen sich hatte erheben wollen...
Der Allmächtige hat bereits mit seiner Macht und
Gerechtigkeit den hl. Michael ausgerüstet und ihn
beauftragt, dem Übermütigen in der Höhe der Luft
entgegenzutreten. In dem Augenblick, wo sich die
Dämonenrotte mit dem Antichrist in der Mitte bis dahin
erhoben hat, steigt eilig voll heiliger Entrüstung der
hl. Michael von des Himmels Höhe herab und tritt ihnen
entgegen. Bei seinem Erblicken durchzuckt ein
allgemeiner Schrecken das stolze Heer. Eine
fürchterliche Stimme erschallt aus seinem Mund, während
sich zugleich die Erde auftut: "Wohin, ihr Verfluchten?
Zurück, hinunter in den tiefsten Abgrund der Hölle!"
Sogleich schießt ein Blitzstrahl aus der Wolke und
schleudert den Antichrist mit seiner Umgebung... so
blitzschnell und mit so großer Heftigkeit in den
schrecklichen geöffneten Abgrund von Feuer und Flammen,
daß die tiefsten Fundamente erbeben und die ganze Hölle
erdröhnt.
Beim Sturz des Antichrists werden
starke
Erdbeben eintreten, dichte Finsternis wird sich über die
Erde lagern, der Erdboden an tausend Stellen unter den
Füßen der Bewohner sich spalten, Städte, Dörfer,
Schlösser, unzählige Menschen werden in Erdschlünden
begraben... Das Meer erhebt in furchtbarem Toben die
schäumenden Wogen zum Himmel, durchbricht seine Ufer,
droht die Erde zu überschwemmen. Alle diese furchtbaren
Ereignisse sollen nur Schreckmittel sein für die
übrigen, damit sie den Absichten der Gnade und
Barmherzigkeit Gottes entgegenkommen." (Hartmann, Leben
und Offenbarungen der Schwester von
der Geburt, S.820-822.)
Dionysius von Lützenburg sagt (Kap. 47): Sobald der
Antichrist erfahren wird, daß die beiden Propheten
Henoch und Elias wunderbarerweise in den Himmel
aufgefahren sind, wird er in Jerusalem ausrufen lassen, daß die Propheten durch Zauberei in den Himmel
aufgefahren seien; er werde ihnen in den Himmel
nachfolgen und sie herunterstoßen, damit die ganze Welt
erkenne, daß die Zauberei gegen ihn nichts vermöge und
er der Gott des Himmels und der Erde sei.
Er wird durch seine Minister eine große Volksmenge auf
dem Ölberg versammeln
lassen, damit diese zusehen, wie er gegen Himmel steigen
werde. Zunächst wird der Antichrist eine Ansprache an
das versammelte Volk halten und sich dann mit Hilfe des
Satans wie ein Adler in die Lüfte emporschwingen. Alles
Volk auf dem Ölberg wird auf die Knie niederfallen und
dem Antichrist göttliche Ehre erweisen. Alle werden nun
auf den Augenblick warten, bis die beiden Propheten vom
Himmel herabfallen werden.
Doch auf einmal wird der Antichrist wie vom Donnerschlag
getroffen in den Lüften zu purzeln anfangen, kopfüber
zur Erde herabsausen und unter erbärmlichem Geschrei auf
dem Ölberg niederfallen. Die dort kniende Volksmenge
wird sich vor Staunen nicht fassen können und unter
großem Geschrei vom Berg, der sich öffnen und
Feuerflammen empor schleudern wird, davonlaufen. Der
falsche Prophet, der zuvor auf dem Berg dem versammelten
Volk gepredigt hatte, wird samt dem Antichrist von der
Erde verschlungen werden.
Da werden sich die Worte des
Propheten Daniel erfüllen:
"Und ich sah, daß das Tier getötet war, und sein Leib
umkam, und zum Verbrennen ins Feuer geworden ward; und
daß auch die Gewalt der anderen Tiere weg war" (Dan 7,11
f.); ferner die Worte der Apokalypse: "Und das Tier ward
ergriffen und mit ihm der falsche Prophet... Diese zwei
wurden lebendig in den Feuerpfuhl geworfen" (Offb
19,20).
Bemerkenswert ist es, daß
Simon der Zauberer,
der in der Apostelgeschichte erwähnt wird, ein ähnliches
Ende gefunden hat, wie vom Antichrist vorausgesagt ist.
In der Apostelgeschichte heißt es, daß jener Zauberer in
Samaria mit Hilfe des Satans große Wunderwerke
verrichtet hat und deswegen von den Menschen als
höchster Gott verehrt wurde (Apg 8,9 f.).
Geschichtlichen Quellen zufolge soll er weite
Entfernungen in der Luft zurückgelegt haben und an
entfernten Orten erschienen sein. Einmal hat er
verheißen, er werde zum Beweis seiner Gottheit vor dem
versammelten Volk zum Himmel auffahren, was er
tatsächlich, von Dämonen getragen, vollführte. Als das
Volk ihn auffahren sah, fing es an seine Gottheit
zu preisen.
Doch auf das Gebot des hl. Apostels Petrus sei er dann
herabgestürzt und jämmerlich umgekommen. (Siehe Wilhelm Bousset, Der Antichrist, Göttingen
1895, S.96, wo die betreffenden geschichtlichen Quellen
angegeben sind.) Der
Antichrist, gleichwie jener Simon der Zauberer, teilen
also das Schicksal des Teufels
(des Drachen, lt. Apokalypse 12,7 f.), der vom Himmel
herabgeworfen wurde,
wie Christus sagt: "Ich sah den Satan wie einen Blitz
vom Himmel fallen" (Lk 10,18). Dionysius v. Lützenburg
(Kap. 47) meint mit Rücksicht auf eine Stelle in der
Apokalypse (Offb 19,11 f.), der Antichrist werde nach
seinem Aufstieg in die Lüfte in der Ferne Christus auf
weißem Pferd erblicken. Christus, begleitet von
weißgekleideten, auf weißen Pferden sitzenden
himmlischen Heerscharen, werde ihm immer näher kommen.
Infolge der Nähe Christi werde den höllischen Engeln,
die den Antichrist in den Lüften tragen, die Kraft
ausgehen und sie werden Reißaus nehmen.
Auf Befehl Christi wird nun der
Erzengel Michael mit
flammendem Schwert auf den Antichrist einhauen. Schon
beim ersten Hieb wird die ganze Kraft des Luzifer von
ihm weichen und er zur Erde herabfallen. Dies ist in der
Apokalypse angedeutet (19,11-21): "Und ich sah den
Himmel offen und siehe, ein weißes Pferd, und der darauf
saß, hieß der Treue und Wahrhaftige, der da richtet und
streitet mit Gerechtigkeit. Seine Augen waren wie
Feuerflammen (erzürnt!) und auf seinem Haupt waren viele
Kronen (König des Himmels und der Erde!)...
Er war angetan mit einem Kleid, das mit Blut besprengt
war (Hinweis auf das
blutige Versöhnungsopfer und das Blut der vom Antichrist
getöteten Märtyrer!) und sein Name heißt: Wort Gottes.
Und, die Heere, die im Himmel sind, folgten ihm nach auf
weißen Pferden, gekleidet mit weißem reinem Byssus. Und
aus seinem Mund geht ein scharfes zweischneidiges
Schwert...Und das Tier ward ergriffen und mit ihm der
falsche Prophet..."
Damit steht in Übereinstimmung, was der
hl. Paulus sagt:
"Der Herr Jesus wird ihn töten mit dem Hauch seines
Mundes und zunichte machen durch den Glanz seiner
Ankunft" (2 Thess 2,8). Das traurige Ende des
Antichrists ist auch vom Propheten Daniel angedeutet:
"Er wird sein Gezelt zwischen den Meeren auf dem
heiligen und herrlichen Berg aufschlagen; es wird mit
ihm aufs äußerste kommen und niemand wird ihm beistehen.
Aber zur selben Zeit wird Michael der große Fürst sich
erheben..." (Dan 11,45; 12,1). "Er (der Antichrist) wird
sich wider den Fürsten der Fürsten auflehnen, aber
schließlich niedergeschmettert werden ohne Menschenhand"
(Dan 8,25), nämlich durch das unsichtbare Schwert des
Erzengels Michael.
Auch in der Apokalypse (12,7) wird darauf hingewiesen,
daß Michael und seine Engel mit dem losgelassenen
Drachen und dessen Engeln kämpfen werden. Auf den
Antichrist werden sich dann die Worte des Psalmisten
anwenden lassen: "Ich sah einen Gottlosen überaus erhöht
und hochgewachsen wie die Zedern des Libanon und ich
ging vorüber und siehe, er war nicht mehr, ich suchte
ihn, und sein Ort war nicht gefunden" (Ps 36,35f.).
Dionysius v. Lützenburg (Kap. 48) meint mit Rücksicht
auf Kapitel 38 und
39 beim Propheten Ezechiel, daß nach dem Tod des
Antichrists ein Fürst aus dem Norden (Gog) und seiner
gewaltigen Heeresmacht (Magog) in Palästina einfallen
werde (Ez 38,15-16), um die aus allen Ländern der Erde
zurückgewanderten
und in neu aufgebauten Häusern wohnenden (und zum
Christentum bekehrten) Juden zu berauben (Ez 38,12) und
wahrscheinlich an Stelle des Antichrists die Regierung
an sich zu reißen. Doch durch Erdbeben und
Naturereignisse und durch das Herabstürmen bewaffneter
Juden von den Bergen, wird eine solche Verwirrung unter
den Feinden eintreten, daß sie die Waffen gegen sich
selbst kehren werden (Ez 38,19-21).
Die Leichen der feindlichen Krieger und Pferde werden
den Raubvögeln zum Fraß dienen (Ez 39,17f.; siehe auch
Offb 19,17-18. Der feindliche Fürst wird mit dem
größten Teil seines Heeres in einem Tal beim
galiläischen Meer sein Grab finden (Ez 39,11). Sieben
Monate lang wird man zu tun haben, um alle Leichen der
Feinde aufzufinden und zu begraben (Ez 39, 12-14). Die
näheren Umstände dieser Weissagung des Ezechiel werden
wohl erst dann volle Klarheit erlangen, bis sich die
Ereignisse selbst abspielen werden.
Inhaltsverzeichnis
Kap. 22
Nach dem
Sturz des Antichrists wird die Bekehrung der Völker
eintreten, doch nicht sofort die Wiederkunft Christi
erfolgen
Den Worten der Hl.
Schrift zufolge wird sowohl das Erscheinen des Henoch
und Elias, als auch der Sturz des Antichrists ein
Vorzeichen des Weltuntergangs sein. Wie die Morgenröte
den bevorstehenden Sonnenaufgang ankündet, so wird die
Ankunft des Henoch und Elias für die Menschheit die
Kunde sein, daß die Wiederkunft Christi nahe bevorsteht.
Weil der Prophet Daniel 1290 Tage für die Herrschaft des
Antichrists angibt und hinzufügt: "Selig, wer ausharrt
und das Ende von 1335 Tagen erreicht" (Dan
12,12), behaupten der hl. Hieronymus und andere, daß
nach dem Sturz des Antichrists bis zur Wiederkunft
Christi noch 45 Tage verfließen werden. Gott würde also
den gottlosen Menschen noch eineinhalb Monate Zeit zur
Bekehrung lassen. Doch dürfte diese Auslegung kaum
richtig sein, weil man ja dann am Ende der Welt ganz
genau den Tag der Ankunft Christi wüßte, der nach den
Worten Christi (Mt 24,36) selbst den Engeln im Himmel
verborgen ist. "Den Tag aber oder die Stunde weiß
niemand" (Mk 13,32).
Auch die Behauptung einiger (z.B. des Seb. Barrab),
Christus werde erst nach sieben Jahren kommen, ist eine
willkürliche Annahme. Sr Nativitas erklärt vielmehr:
"Nach dem Sturz des Antichrists und seiner Anhänger wird
das Gericht nicht sogleich eintreten, obgleich die
Gläubigen es ungeduldig herbeiwünschen werden... Es
werden noch viele ungezählte Jahre vergehen, bis der
Menschensohn kommt." (Hartmann, Leben und Offb. der
Schwester v. d. Geburt, S.826.)
Diese Zwischenzeit soll offenbar zur Bekehrung der
Anhänger des Antichrists
dienen, zur Erholung der Gerechten und zur Vorbereitung
auf die Ankunft des
Weltenrichters. Nun wird den Völkern, die dem Antichrist
ergeben waren, ein Licht
aufgehen; sie werden durch Erleuchtung des Heiligen
Geistes den wahren Gott erkennen. Das Feuer, das Gott
laut Ezechiel 38,22 und Apokalypse 20,9 über Magog, d.h.
die Gottesfeinde oder Anhänger des Antichrists, vom
Himmel herabfallen lassen will, ist lt. hl. Augustinus (Civ.
Dei 20) die Erleuchtung des Hl. Geistes. Es ist jenes
Feuer, von dem Christus sagt: "Ich bin gekommen, Feuer
auf die Erde zu senden, und was will ich anderes, als
daß es brenne" (Lk 12,49). Gott sagt durch den Propheten
mit Rücksicht auf dieses Feuer: "Dann wird man mich groß
und heilig nennen; und ich werde kund vor den Augen
vieler Völker und sie werden erfahren, daß ich der Herr
bin" (Ez 38,23).
Auch vielen Juden, die bis dahin noch unbekehrt
geblieben sind, werden nun
die Augen aufgehen und sie werden sich dem Christentum
zuwenden. Nun würde endlich ein Schafstall und ein Hirt
sein wie Christus vorausgesagt hatte (Jo 10,16). Auf
diese Bekehrung der Völker scheint Daniel angespielt zu
haben, wenn er sagt: "Selig, wer harrt und das Ende von
1335 Tagen erreicht" (Dan 12,12). Der
1335. Tag ist der 45. Tag nach dem Tod des Antichrists.
Um diese Zeit werden
bereits die Christen samt den Bischöfen und Priestern
aus der Einöde in ihre Häuser zurückgekehrt sein; auch
das Bild des Antichrists wird aus den Kirchen beseitigt
und die Kirchen neu eingeweiht sein.
Sr. Nativitas († 1798) sagt: "Von allen Seiten suchen
nun alle wahren Büßer
die hl. Kirche auf, die sie in ihren Schoß wieder
aufnimmt... Die ganze Gemeinde der Gläubigen wird sich
in dieser Zeit in Buß-, Lob-, Dank- und Jubelgesängen zu
Ehren des Herrn ergießen" (Hartmann, S.823 f.).
Der Bekehrung der Völker dürfte eine neue Blütezeit der
Kirche folgen. Die hl. Hildegard hat geweissagt: "Wenn
dann der Sohn des Verderbens besiegt ist, wird der
Menschensohn vor dem Ende der Welt im katholischen
Glauben überaus glänzend und schön leuchten, so daß dann
offen die Wahrheit durch ihn erkannt und die Falschheit
des Sohnes des Verderbens durchaus verworfen werden
wird" (siehe Schmelzeis, hl. Hildegard, S.376).
Gott hat der hl. Hildegard mitgeteilt: "Gegen das Ende
der Welt wird die Braut
meines Sohnes (die kath. Kirche), obzwar sie sowohl von
den Vorläufern des Sohnes des Verderbens als auch vom
Verderber selbst (vom Antichrist) in ihren Kindern viel
heimgesucht werden wird, doch keineswegs vernichtet
werden... Sie wird vielmehr am Ende der Zeiten kräftiger
und mächtiger sich erheben und schöner und herrlicher
sein." (Ebenda, S.375 zu Scivias III. 11.)
Es wird sich also auch zu den Zeiten des Antichrists,
der die Kirche wohl bekämpfen, aber nicht besiegen
konnte, das Wort des Heilandes erfüllen: "Die Pforten
der Hölle werden sie (die Kirche) nicht überwältigen" (Mt
16,18). Die Kirche wird als Sieger über den Antichrist
hervorgehen. Die Bekehrung der Völker und der Triumph
der Kirche nach der dreieinhalbjährigen Verfolgung durch
den Antichrist hat eine Ähnlichkeit mit der glorreichen
Auferstehung Christi, die dem bitteren Leiden am Kreuz
und der Grabesruhe nachfolgte.
Die Geschichte der Kirche hat eine große Ähnlichkeit mit
dem Leben des Heilandes. Man denke nur an die Verfolgung
des Jesuskindes durch König Herodes und an die
Verfolgung der jungen Kirche durch die römischen Kaiser;
an das ruhige Jugendleben Jesu in Ägypten und in
Nazareth und an das ungestörte Wirken der Kirche im
Mittelalter; an den Kampf Christi während seines
Lehramtes mit den Pharisäern und an die Kämpfe der
Kirche in der Neuzeit mit ihren verschiedenen Feinden;
an den Triumphzug des Heilandes am Palmsonntag vor
seinem Leiden und an den nach vielfachen Weissagungen
angeblich bevorstehenden Triumph der Kirche unter einem
großen Monarchen in der Zeit vor dem Antichrist. (Daß
die Geschichte der Kirche ein Nachbild des Lebens
Christi ist, hat Erzbischof Dr. Krementz von Köln (†
1899), in mehreren Schriften nachgewiesen.)
Weil man nach dem Sturz des Antichrists mit voller
Sicherheit wissen wird, daß
bald der jüngste Tag anbrechen wird, werden sich nun die
Menschen auf die Wiederkunft Christi vorbereiten; es
wird unter ihnen kein Haß und Streit, sondern dauernder
Friede sein (Dionysius v. Lützenburg, Kap. 49).
Doch alles in der Welt ist vergänglich.
Auch dieser
Eifer der bekehrten Menschen wird wieder nachlassen. Wenn man sehen wird, daß das Ende der Welt nicht sobald
eintritt, werden viele wieder sorglos werden und sich
einem genußsüchtigen Leben hingeben, so daß sich die
Verheißung Christi erfüllen wird: "Gleichwie es aber in
den Tagen des Noe war..., wie sie in den Tagen vor der
Sündflut aßen und tranken, zur Ehe nahmen und zur Ehe
gaben... und nicht achtsam waren, bis die Sündflut kam
und alle hinweg nahm, also wird es auch bei der Ankunft
des Menschensohnes sein" (Mt 24,37 f.).
Der ehrw. Dionysius der Karthäuser (1402-1471), ein
berühmter Bußprediger und Schriftsteller (der 150 Bände
geschrieben hat und dessen Zeigefinger und Daumen der
rechten Hand noch heute gut erhalten sind) bemerkt in
seinem Buch von den "Letzten Dingen": Indes wird doch
eine gewisse Anzahl von Anhängern des Antichrists
verstockten Herzens bleiben und in ihrer Bosheit
verharren. Indem sie sehen, daß das Ende der Welt nicht
gleich eintritt, werden sie frech und verwegen sprechen:
"Wenn auch unser Haupt und unser Führer von uns
hinweggenommen ist, so geht es uns doch noch immer gut
und ist uns doch nichts Schlimmes widerfahren."
An diesen wird sich aber erfüllen, was der Apostel von
den unbußfertigen Sündern sagt: "Wenn sie sagen Freude
und Sicherheit, da wird sie plötzlich das Verderben
überfallen." (Kap. 33, 4. Aufl., Missionshaus Steyl).
Es werden also nur wenige Gerechte, Christus nennt sie
die "Auserwählten", der in Erfüllung gegangenen
Anzeichen und Weissagungen Christi eingedenk, den fünf
klugen Jungfrauen des Evangeliums gleichend stündlich
die Wiederkunft Christi erwarten und darauf vorbereitet
sein (Mt 25,1 f.). Ihr ganzer Wunsch läßt sich in
Wortezusammenfassen: "Komm, Herr Jesu!" (Offb 22,20).
Sr. Nativitas († 1798) behauptet, daß die Hälfte der
Überlebenden trotz des
Sturzes des Antichrists und der damit verbundenen
Katastrophen unbußfertig bleiben werde. Sie sagt:
"Gleich einige Tage nach dem Sturz des Antichrists
werden sie sich, abgesondert von den wahren Büßern,
wieder in einer großen Stadt versammeln, dort neue
Anhänger suchen, ihre gottlosen Grundsätze und ihre
Freigeisterei fortspinnen, in Schmausereien und
Trinkgelagen lustige Tage verleben und nur daran denken,
wie sie ihr Gold und Silber, das sie im Überfluß haben,
angenehm verwenden...
Die Neubekehrten werden ihre früheren Lastergefährten
mit rührenden Bitten beschwören, ihr Leben zu ändern
und, solange es noch Zeit ist, zu Gott zurückzukehren.
Doch die Ruchlosen werden antworten: "Es ist wahr, wir
sahen unseren angebeteten Gott stürzen. Dies ist aber
für uns nur ein Grund, gar keinen Gott mehr anzunehmen,
weil man jetzt nicht mehr weiß, an wen man sich halten
soll. Unser Anführer mag rechts oder links gefallen
sein, was kümmert uns das! Wir befinden uns hier wohl.
Das Klügste ist immer, wir genießen die Gegenwart. Warum
sollten wir uns unnötige Sorge machen um die Zukunft,
die vielleicht gar nicht eintrifft." So werden diese
Unsinnigen sprechen und beharren in Verblendung des
Geistes und Verstocktheit des Herzens (Hartmann, Offb.
der Schwester von der Geburt, S.824-826)
Inhaltsverzeichnis
Kap. 23
Der
Antichrist hat im Verlauf der Jahrhunderte seine
Vorläufer und Vorbilder
Schon zur Zeit der
Apostel gab es solche Vorläufer; der hl. Ev. Johannes
sagt: "Wie ihr gehört habt, wird der Antichrist kommen,
ja schon jetzt sind viele Antichristen aufgetreten" (1
Jo 2,18). Der hl. Paulus sagt auch: "Das
Geheimnis der Bosheit ist schon wirksam" (2 Thess 2,13).
Ein Vorbild des
Antichrists war der syrische König, Antiochus IV,
Epiphanes (176-163 v. Chr.), der Jerusalem
dreieinhalb Jahre (nach Josephus Flavius drei
Jahre, acht Monate) lang beherrschte. Während dieser
Zeit ließ er wiederholt die Bewohner Jerusalems
überfallen und hinmorden; er verhinderte im Tempel, den
er seiner Kostbarkeiten beraubte, jedes Opfer und jeden
Gottesdienst und entweihte den Tempel, indem er dort ein
Götzenbild aufstellen und den gläubigen Juden zum Hohn
Schweine schlachten ließ; er untersagte den Juden bei
Todesstrafe die Befolgung des göttlichen Gesetzes und
zwang sie durch Qualen, den Götzen zu opfern und gegen
das Gesetz Schweinefleisch zu essen (man denke an die
sieben makkabäischen Brüder und an Eleazar).
Er ließ ferner in allen
Städten Judäas Götzenaltäre errichten (1. Makk. 1).
Ähnlich wird der Antichrist am Ende der Welt gegen die
christliche Religion und die Gläubigen wüten. Während
Antiochus das alte Jerusalem verwüstete, den Tempel
entweihte und das tägliche Opfer abschaffte, wird der
Antichrist das neue Jerusalem, die von Christus
gestiftete Weltkirche verwüsten, die Gotteshäuser
entweihen und darin das tägliche hl. Meßopfer abschaffen
(siehe Dan 11,31; 12,11), so daß dieses nunmehr im
verborgenen dargebracht werden kann, wie einstens in den
Katakomben. Antiochus verfolgte das Gottesvolk im Alten
Bund, der Antichrist wird das Volk Gottes im Neuen Bund,
die katholische Christenheit, verfolgen. Antiochus ging
der ersten Ankunft Christi voraus, der Antichrist wird
vor der zweiten Ankunft Christi
kommen.
Auch Mohammed
(570-632) war ein Vorbild des Antichrists, denn er ging
aus Niedrigkeit hervor und verbreitete eine der
Sinnlichkeit schmeichelnde Lehre; der Islam bekämpfte
und zerstörte die christlichen Reiche und gelangte zu
ungeheuerer Macht.
Kaiser Napoleon I. (†
1821) ist in mancher Hinsicht ein Vorbild des
Antichrists,
weil er aus Niedrigkeit vom einfachen Soldaten
emporstieg, durch seine vielen Feldzüge fast die ganze
Welt in Schrecken setzte und sich unterwarf, jahrelang
das Oberhaupt der Kirche gefangen hielt und an der
Ausübung seines hl. Amtes hinderte. Manche rechnen zu
den Vorläufern des Antichrists auch die römischen
Kaiser, die das Christentum zu vernichten suchten, wie
Nero, Diokletian, Julian Apostata usw., ferner die
religionsfeindlichen Schriftsteller wie Strauß,
Voltaire, Renan, Nietzsche, dann die Irrlehrer, welche
die katholische Kirche zu vernichten suchten oder die
Führer der Kommunisten, die in verschiedenen Ländern wie
Bela Khun in Ungarn, Lenin und Trotzki in Rußland, den
römischen Tyrannen gleichend, das Christentum
auszurotten suchten, indem sie Priester und Ordensleute
ermorden ließen, die hl. Bücher verbrannten oder
einstampften, den christlichen Gottesdienst verhinderten
oder erschwerten und die christliche Religion auf
allerlei Weise lächerlich machten (ebenso Hitler,
Stalin, Mao u.v.a.m. )
Ganz besondere Wegbereiter für den Antichrist sind in
der gegenwärtigen Zeit
der Freidenkerbund, der Freimaurerbund, der Kommunismus,
der Sozialismus und die theosophische Gesellschaft. (Spirago.)
Die Freidenker, die den Gottesglauben und speziell die
katholische Kirche bekämpfen, erstreben die Zeit, wo die
Menschen frei von allen Fesseln der Religion sein
werden. "Diese von ihnen ersehnte neue Zeit wird aber
das Ende der Zeit überhaupt sein" (Frh. v. Ow). Die
Freimaurer streben eine Weltrepublik an, wo Thron und
Altar gestürzt sein werden. Sie wollen durch die
Weltrevolution zur freimaurerischen Weltrepublik
gelangen. Der Weltkrieg war ihnen ein willkommenes
Mittel zu ihrem Zweck. (Siehe "Dr. Friedr. Wichtl,
Weltfreimaurerei, Weltrevolution, Weltrepublik", München
1919, S.157.)
Die Sozialdemokratie (Sozialismus) ist auch ein
Wegbereiter für den Antichrist,
weil sie ihren Mitgliedern teuflischen Haß gegen das
Christentum einimpft. Ihr Schlagwort "Religion ist
Privatsache" dient nur dazu, um Anhänger zu täuschen.
Die von Sozialisten herausgegebenen Bücher und Zeitungen
und die Reden ihrer Führer beweisen deutlich, daß die
Sozialdemokratie ein Todfeind des Christentums ist.
Karl Marx, einer der Gründer der Sozialdemokratie, sagt:
"Das Ziel des Sozialismus
ist atheistisch und nicht seine letzte Aufgabe wird es
sein, die Religion zu vernichten." Bebel sagt in seinem
Buch ‘Die Frau’: "Christentum und Sozialismus stehen
einander gegenüber wie Feuer und Wasser."
Sozialdemokratische Führer und Zeitschriften erklärten
oft: "Sozialist sein heißt Antichrist sein!" (Losinski
in den Sozial. Monatsheften 1902). "Die sozialistische
Weltanschauung ist der direkte Gegensatz der
christlichen" (Neue Welt 1877). Das Ideal der
Sozialdemokratie ist die Weltrevolution zum Zweck der
Errichtung einer internationalen und antichristlichen
Weltrepublik (Staatenbund) mit einem internationalen
Oberhaupt.
Die Anhänger der Theosophie (heute New Age) erwarten die
Ankunft eines großen Weltlehrers (des indischen
Heilandes), den sie (offenbar mit Rücksicht auf die
Worte der hl. Drei Könige bei Mt 2,2) "Stern im Orient"
nennen, und suchen ihm bereits jetzt die Wege zu ebnen.
Die Theosophie ist ein Gemisch von indischen, angeblich
aus der Urzeit der Menschheit herstammenden
Geheimlehren, christlichen Irrlehren (Gnostizismus, Manichäismus usw.) Buddhismus, Islam, Pantheismus,
Spiritismus und der Lehre neuer Philosophen (Hegel,
Schelling, Nietzsche u.a.). Dieses Gemisch wurde ein
christliches Mäntelchen umgehängt, indem nämlich
vorgegeben wird, man strebe die Verbrüderung der
Menschen an. Dieses christliche Mäntelchen soll
wahrscheinlich die Feindschaft gegen das Christentum
verdecken helfen.
Auch der Name Theosophie (Weisheit über Gott) scheint
den Zweck zu haben, die Menschen irrezuführen. Denn die
Theosophen kennen keinen persönlichen Gott, nach ihrer
Ansicht ist das Ich im Menschen mit Gott einerlei und
der Mensch verhält sich angeblich zu Gott wie der
Tropfen zum Meer. (Das ist pantheistische Irrlehre!)
Auch an eine Seelenwanderung glauben die Theosophen und
vertreten die Ansicht, daß Christus, die seligste
Jungfrau Maria, Moses, König David, König Salomon,
Johannes der Täufer, Buddha und andere neuerdings auf
der Erde wandeln und unter uns umhergehen (!) und zwar
in anderen Leibern. Die Theosophen bauen sich
Gebetstempel, obzwar sie keine Gebete, sondern nur
Betrachtungen oder "Meditationen" haben.
Wie diese beschaffen sind, zeigt folgender Fall: Sie
bekommen z.B. folgende Themen zur Betrachtung: "Ich soll
mich konzentrieren auf die Stirn. Ich soll verbinden
dieses Zentrum mit der Weltenmutter." "Ich soll mich
konzentrieren auf das Herz. Ich soll verbinden dieses
Zentrum mit dem Erdenvater." "Ich soll mich
konzentrieren auf beide Hände. Ich soll verbinden die
linke Hand mit Christus. Ich soll verbinden die rechte
mit Luzifer" (!). (Siehe: "Die Wahrheit über Dr.
Steiner" von Pfarrer Kully in Arlesheim, Olten 1920,
S.33.)
Solche unlogische Meditationen sind eher geeignet, die
Menschen krank zu machen. Es ist daher nicht zu
verwundern, wenn manche nervenkrank werden können. Die
Theosophie soll angeblich eine Hochschule (!) geistigen
Wissens und die Vermittlerin des reinen Lichtes und der
vollen Wahrheit sein, während
die verschiedenen Religionen nur gebrochene Farben und
Teile der Wahrheit seien. Die Theosophen besitzen
angeblich die höhere Weisheit und mehr Wissen als andere
Sterbliche. Die Theosophie sei "Geisteswissenschaft" und
das Eindringen in die Geheimnisse der Welt ohne
Vermittlung der Sinne und ohne Zuhilfenahme des
logischen Denkens; dieses Wissen werde ermittelt durch
Hellsehen, durch Geister (Mahatmas), spiritistische
Medien, Somnambulen und durch Eingeweihte und
Erleuchtete, welche die geheime Wissenschaft durch
Geheimschulung mitteilen. (Diese Geheimkrämerei nach Art
der Freimaurer läßt vermuten, daß in der Theosophie so
manches sein muß, was das Licht der Öffentlichkeit zu
scheuen hat!)
Die göttliche Offenbarung wird von der Theosophie
zurückgewiesen, weil sich jedermann selbst die Wahrheit
suchen soll und weil über die sogenannten Weltenrätsel
angeblich aus den von Tibet, Indien und Ägypten
herkommenden Weisheitsbüchern bessere Erkenntnis erlangt
wird, nämlich die Weisheit der Urwelt.
Also jene Quellen, die sichere Erkenntnis mitteilen, wie
logisches Denken, göttliche Offenbarung,
wissenschaftliche Forschung, werden von den Theosophen
ignoriert und die Wahrheit wird lieber im Dunkeln
gesucht. Ist das nicht Unverstand?
Und dabei unterstehen sich die Theosophen noch zu
behaupten, die Theosophie sei die einzige Wahrheit und
die Religion der Zukunft, während alle bestehenden
Religionen nur Teile der Wahrheit seien. Von der
Theosophie, die viel unbewiesene und unbeweisbare
Behauptungen aufstellt, kann man eher sagen: "Etwas
Wahrheit, viel Irrtum und wenig Klarheit!"
Sehr bemerkenswert sind die Worte des eingefleischten
Schweizer Theosophen Dr. Steiner (geb. 1861 in Kraljewitz in Ungarn, seit
1902 Vertreter der Theosophie oder, wie er sagt, der
Anthroposophie in der Schweiz, † 1925) aus dem Jahr 1897
(im Magazin für Literatur): "Ich rate jedem, der mit
einem Theosophen zusammenkommt, sich zunächst
vollständig gläubig zu stellen und zu versuchen, etwas
von der Offenbarung zu hören, die ein solcher von
morgenländischer Weisheit vollgesogener Erleuchteter in
seinem Inneren erlebt hat. Man hört nämlich nichts als
Redensarten, die den morgenländischen Schriften entlehnt
sind, ohne eine Spur von Inhalt. Die inneren Erlebnisse
sind nichts als Heuchelei!" ( "Das Geheimnis des Tempels
von Dornach" von Pfarrer Kully, Basel 1920, S.30.)
Steiner war ursprünglich mit Hitler zusammen, der ja mit
dem Teufel im Bunde stand.
Die Theosophie verdankt ihre Gründung und Ausbreitung
drei schwärmerischen Frauen, nämlich der Helene Blavatsky (1831-1891), einer geschiedenen Frau und
Abenteuerin aus Rußland, welche sittliche und
wissenschaftliche Wahrheiten mit Erzeugnissen ihrer
Phantasie vermengte. Sie war mit fanatischem Haß gegen
das Christentum erfüllt, wie auch ihr Buch "Die
entschleierte Isis" beweist. Papst, Bischöfe und
Missionare beschimpfte sie in gemeiner Weise; sie nennt
sie z.B. eine Horde von Dummköpfen, Heuchlern,
Bluthunden u. dgl.. Sie erklärte, daß sie an einem Ort
in Tibet, wo noch kein Europäer war, in einem
unterirdischen Gang ein Geheimbuch entdeckt habe und,
daß sie von Geistern beauftragt worden
sei, die theosophische Gesellschaft zu gründen. Nach
ihrem Tod spaltete sich die Gesellschaft in mehrere
Zweige und zwar:
1) Die indische theosophische Gesellschaft mit dem
Hauptsitz in Adyar, geleitet von der Atheistin Annie Besant, die ihren Mann, einen anglikanischen
Geistlichen, verlassen und in Indien den Buddhismus
studiert hatte. In ihrem Buch, "Das esoterische
Christentum" erklärte sie, die moderne Theosophie sei
angeblich, da Christus reine Theosophie gelehrt habe,
eine Wiedererneuerung des alten, echten Christentums,
und das Christentum sei nur eine Vorstufe zur
Theosophie. Nach ihrer Ansicht sei das indische
Heidentum, der Buddhismus, vollkommener als das
Christentum; auch erklärt sie: "Die Theosophie ist nur
Buddhismus in einem modernen Gewand." Also doch
Heidentum - Götzendienst!
Obzwar sie angeblich die Verbrüderung der Menschen
anstrebt, ist sie eine
Hauptfeindin des deutschen Volkes, das sie spöttisch
"das auserwählte Volk Gottes" und "das neue Barbarentum"
nennt. Deutschland ist das "Weltreich des bodenlosen
Abgrunds der Hölle" für sie. (Ist es nicht eine Schande
für Deutschland, daß dort ihre Schriften in
Hunderttausenden Exemplaren verbreitet wurden!) 1913
brachte Annie Besant einen indischen Jüngling namens
Krisnamurti nach Europa und gab ihn für das
menschgewordene Wort Gottes, für Christus, aus.
Dieser junge Inder hat unter dem Namen Alcione die
Schrift "Zu den Füßen
des Meister" (Theosoph. Verlag Leipzig, 77 S.)
herausgegeben. Darin heißt es z.B., es sei Nebensache,
welcher Religion oder Rasse man angehört (er verlangt
also Gleichgültigkeit gegen die Religion!), wichtig sei
nur das Wissen, besonders des Weltenplaners Gottes mit
den Menschen. Gott ist das Ideal im Menschen. (Also sei
der Mensch selber Gott!) Man dürfe nicht eine Lehre
deswegen für wahr halten, weil sie in einem für heilig
gehaltenen Buch steht. (Seitenhieb auf die Hl. Schrift!)
Man müsse selbst urteilen, ob das oder jenes wahr ist.
Man müsse sich vom Aberglauben befreien. (Seitenhieb
gegen das Christentum!) Zeremonien seien überflüssig
usw. Diese Schrift des jungen Inders wurde in alle
Weltsprachen übersetzt und verbreitet. Die französische
Zeitung Le Miroir in Paris brachte am 9. März
1913 das Portrait dieses Inders mit dem Beisatz: "Gott
oder ein Prophet?" Der junge Inder wurde zum Oberhaupt
des 1911 in Benares gegründeten "Ordens des Sternes"
genannt, welcher Orden auf den angeblich aus dem Orient
kommenden großen Lehrer und Weltheiland (Antichrist)
vorbereiten soll.
2) die amerikanische theosophische Gesellschaft mit dem
Hauptsitz in Point Loma in Kalifornien, gegründet von
Katharina Tingley, die mehr auf sittliche Lehren Gewicht
legte und in Point Loma eine theosophische Hochschule
und einen Tempel gründete.
3) Die internationale theosophische Verbrüderung (I.T.B.)
mit dem Hauptsitz in Leipzig, gegründet von einem
Schüler der Blavatsky, dem Arzt Dr. Franz Hartmann
(1838-1912), hatte in Leipzig ein theosophisches
Verlagshaus und eine Zentralbuchhandlung. Die Anhänger dieser Richtung behaupten,
sie seien die "Vertreter der Toleranz und Neutralität,"
welche Behauptung unwahr ist, wie ihre Kongresse,
Bundestage und etwa 50 Zeitschriften deutlich beweisen.
Wie weit es diese Theosophen mit ihrer höheren Weisheit
schon gebracht haben, zeigen manche Aussprüche ihrer
Vertreter.
Der theosophische Schriftsteller
Hermann Rudolph,
Volksschullehrer in Leipzig, erklärt z.B., ein Theosoph
brauche die Lehre, die er vorträgt, selbst nicht zu
glauben (denn in der Theosophie herrsche kein Zwang,
vielmehr vollkommene Dogmenlosigkeit); ferner: "Wir
haben kein Recht, den Mörder zu verurteilen, weil er aus
Notwendigkeit handelt." (Also die Theosophen leugnen die
Willensfreiheit!) Solch törichte Lehre, die mit dem
gesunden Menschenverstand in hellem Widerspruch steht,
soll das "reine Licht" sein? Die Lehre der Theosophie
ist nur geeignet, die Menschen zum Hochmut und zur
Selbstüberhebung zu erziehen und zur Feindschaft gegen
das Christentum und gegen jedes tatsächliche Wissen. Die
Theosophie mit ihrem Religionsersatz kann die Menschen
eingebildet und aufgeblasen, aber nie innerlich
zufrieden machen; letzteres vermag nur die Religion.
Da schon zu den Zeiten der hl. Apostel ähnliche
Geheimlehrer die Menschen
betörten, warnt der hl. Paulus die Christen: "Seht euch
vor, daß euch niemand verführe durch Weltweisheit und
leeren Trug nach menschlicher Überlieferung, nach den
Kindheitslehren der Welt, statt euch zu lehren in
Christus" (in Kol 2,8). "O Timotheus, bewahre das dir
anvertraute Gut, meide die unheiligen Wortklaubereien
und die strittigen Meinungen der fälschlich sogenannten
Wissenschaft, zu der sich einige bekannten und so vom
Glauben abfielen" (1 Tim 6,20).
Die Theosophie ist auch vom Papst verworfen worden.
Benedikt XV. hat am
17. Juli 1919 ausdrücklich erklärt, daß die
theosophische Lehre mit dem katholischen Glauben
unvereinbar ist und es katholischen Christen nicht
erlaubt ist, theosophischen Vereinen beizutreten, deren
Versammlungen beizuwohnen oder deren Bücher,
Zeitschriften und Veröffentlichungen zu lesen (hl. Offizium,
18.7.1919).
Inhaltsverzeichnis
Kap. 24
Um jene
Zeit, wird die Sonne verfinstert werden
Gleichwie während des
dreistündigen bitteren Leidens Christi am Kreuz eine
Sonnenfinsternis eintrat, so wird auch am Ende der Welt,
wenn die Kirche unter dem Antichrist ihr bitteres Leiden
durchmachen wird, die Sonne verfinstert werden. Christus
weissagte: "Sogleich nach der Trübsal jener Tage wird
die Sonne verfinstert werden und der Mond seinen Schein
nicht mehr geben" (Mt 24,29).
Auffallend ist es, daß in
der Malachias-Weissagung vom Jahr 1139 der 5.
Nachfolger Pius XI. ( Johannes Paul II.) mit dem
Schlagwort "De labore solis" (von der Sonnenfinsternis;
dreitägige Finsternis?) bezeichnet wird.
Auch in La Salette (1846) hat die Muttergottes,
als sie von den Zeiten des Antichrists sprach, erklärt,
die Gestirne werden ihre regelmäßigen Bahnen verlieren,
die Jahreszeiten werden verändert werden, die Erde werde
nur schlechte Früchte hervorbringen und der Mond nur
blaßrotes Licht spenden.
Und der ehrw. Diener Gottes Bartholomäus Holzhauser
(† 1658) sagt, es werden sich an der Sonne, die auch am
bitteren Leiden Christi teilgenommen hat, Vorzeichen
geltend machen als Vorboten des nahenden Unheils.
Inhaltsverzeichnis
Kap. 25
Die hl.
Kirchenväter waren der Ansicht, daß der
Antichrist nach dem Untergang des römischen
Reiches kommen werde
Betrachten wir das
Traumgesicht des babylonischen Königs Nabuchodonosor,
das ihm Daniel auslegte (Dan 2). Der König sah im
Traum eine große Bildsäule mit goldenem Kopf (die
babylonische Monarchie), silberner Brust (die persische
Monarchie), Bauch und Lenden aus Erz (die griechische
Weltmonarchie) und zwei eisernen Schenkeln und Füßen,
die halb aus Töpferton und halb aus Eisen waren (die
römische Weltmonarchie). Dann kam vom Berg ein Stein ins
Rollen, stieß an die Füße der Bildsäule und zertrümmerte
sie. Dieser Stein, der an der Bildsäule anstieß, wurde
dann zu einem großen Berg und erfüllte die ganze Erde.
Die nähere Auslegung
dieses Traumes ist folgende: Der persische König
Cyrus hat der Figur den goldenen Kopf abgeschlagen,
als er im Jahr 538 v. Chr. der babylonischen Monarchie
den Garaus machte. Der griechische König Alexander
der Große hat die silberne Brust der Statue
zerschmettert, als er 330 das persische Reich zerstörte.
Und der römische Kaiser Augustus hat den ehernen
Bauch der Bildsäule zertrümmert, als er sich das
griechische Reich unterwarf. Im Jahr 1453 hat der
türkische Kaiser Mohammed II. durch die Einnahme
Konstantinopels der Figur einen eisernen Schenkel samt
Fuß abgerissen, indem er den östlichen Teil des
römischen Reiches eroberte. (Er hat den zweiköpfigen
römischen Adler in der Mitte entzwei gehauen.)
Vom römischen Reich, das
teilweise stark wie Eisen, teilweise schwach wie
Töpferton war, blieb noch der abendländische Teil übrig.
Bis auch dieser Teil untergegangen sein wird, sollte
nach der Ansicht der hl. Väter (hl. Ambrosius, hl.
Augustinus) der Antichrist kommen. "Wenn das
römische Reich zerstört sein wird, wird auch der
Antichrist da sein" (hl. Chrysostomus). Bis auch
der andere Schenkel mit dem dazugehörigen Fuß hin sein
wird, naht sich die Zeit des Antichrists (Bellarmin).
Schon Tertullian wünschte daher, man soll für das
Heil des römischen Reiches beten, damit die Verfolgung
durch den Antichrist noch recht lange ausbleibe.
Auch Dionysius von
Lützenburg spricht 1682 mit Rücksicht auf das
damalige römische Reich deutscher Nation: "Schon der
Name des römischen Kaisers hält den Antichrist auf. Wenn
auch dieser Name vernichtet sein wird, mag sich jeder
bewußt sein, daß der Antichrist schon geboren und
erwachsen sei" (Leben des Antichrist, S.16).
Die griechischen und
lateinischen hl. Kirchenväter und Kirchenschriftsteller
waren auf Grund der Tradition der Ansicht, der hl.
Paulus habe im Brief an die Thessalonicher, wo er
darüber schreibt, was den Antichrist aufhält (2 Thess
2,7), den Untergang des römischen Reiches im Auge gehabt
und gemeint: Der Antichrist wird nicht früher kommen,
als bis das römische Reich vernichtet sein wird. Es ist
auffallend, daß der hl. Franz von Paula am 13.
Aug. 1496 in seinem Brief an Simon von Limena, Herrn
von Montalti, auch geschrieben hat, daß der
Antichrist das römische Reich zerstören werde (Corn.
a Lap., Apok. 17,17). Nun die Frage: "Ist das
römische Reich bereits vernichtet?" Manche meinen, es
sei im Jahr 1806 untergegangen, als Franz II. den
Titel "römischer Kaiser" niederlegte.
Doch weissagt der ehrw.
Diener Gottes Bartholomäus Holzhauser, daß der
noch kommende große Monarch, der die neu gegründeten
Republiken beseitigen und wieder Ordnung und Frieden in
der Welt herstellen soll, römisch-deutscher Kaiser sein
werde. (Siehe die lateinische Erklärung der Apokalypse
von Holzhauser, Wien 1850, S.69 f.) Das römisch-deutsche
Kaisertum soll also nochmals neu erstehen.
Nach dem Tod des großen
Monarchen dürfte das römische Reich wieder zerfallen.
Holzhauser sagt nämlich, daß die vom großen
Monarchen errichtete Weltmonarchie nur bis zur Ankunft
des Antichrists dauern werde (ebenda).
Bemerkenswert ist, was
der hl. Chrystostomus sagt: "Gleichwie jene
Monarchien, die vor dem römischen Reich gewesen sind,
zerstört worden sind (die babylonische durch die Perser,
die persische durch die Griechen, die griechische durch
die Römer), so wird die römische Monarchie durch den
Antichrist zerstört werden. Dies wird geschehen, wenn
das römische Reich in zehn Königreiche zerteilt sein
wird (hl. Chrysostomus in 2 Thess 2).
Auch der hl.
Hieronymus sagt, daß am Ende der Welt zehn Könige
das römische Reich unter sich teilen werden (hl.
Hieron. in Dan 7).
In den Tagen dieser
Königreiche soll zufolge (Dan 2,44) Gott ein Reich
erwecken (das Reich des Messias), das alle diese Reiche
vernichten und in Ewigkeit bestehen wird. Damit scheint
auf den, dem Antichrist nachfolgenden Weltuntergang und
die darauf folgende Errichtung des ewigen Gottesreiches
angespielt zu sein. Das Reich des Messias ist jener
Stein, der vom Berg herabrollte und die Bildsäule (die
verschiedenen Königreiche) zertrümmerte und zu einem
großen Berg wurde und die ganze Welt erfüllte.
Es läßt sich nicht
leugnen, daß die Berichte über die Tätigkeit des
Antichrists, die aus verschiedenen Quellen stammen, mehr
oder weniger phantastisch klingen. Doch wird man
beachten müssen, daß die Hl. Schrift selbst die größte
Veranlassung bietet, den Antichrist als etwas
Außergewöhnliches zu betrachten. Manche scheinen die
Lehre vom Antichrist dadurch abtun zu wollen, daß sie
den Antichrist in das Gebiet der Sage verweisen.
So spricht Wilhelm Bousset (in seiner Schrift
"Der Antichrist", Göttingen 1895) von einer Sage vom
Antichrist, die eine Vermenschlichung des alten
Drachenmythos (siehe Offb 12,7-9) zu sein scheine. An
Stelle des Drachen trete der mit Wunderkräften
ausgerüstete Mensch, der sich Gott gleich stellt (Bousset.
S.93).
Darauf läßt sich
antworten: Die Hl. Schrift verbreitet keine Sagen,
denn sie enthält das Wort Gottes und ist ganz ernst zu
nehmen. Wohl aber ist das, was neben der Hl. Schrift und
der vollgültigen Tradition nur einzelne Kirchenväter und
die Privat-Offenbarungen über den Antichrist und seine
Zeit sagen, kein Gegenstand des pflichtgemäßen Glaubens;
darüber kann jeder seine freie Meinung haben, solange
keine Entscheidung der katholischen Kirche vorliegt.
Schlußwort aus den Worten des Herrn:
"Seht, ich habe es euch
vorausgesagt!"
"Wer aber ausharrt bis ans Ende, der wird das Heil
erlangen"
(Mt 25,25 u.13).
"Wachet und betet, denn ihr wißt nicht, wann die Zeit
ist"
(Mk 13,37).
Unsere Hilfe ist im Namen des Herrn,
der Himmel und Erde erschaffen hat.
Inhaltsverzeichnis
|
Vorwort |
1.
|
Gegen Ende der
Welt wird der Antichrist kommen |
2.
|
Über den
Antichrist haben die Propheten Daniel, Ezechiel
und der hl. Evangelist Johannes in seiner
Offenbarung geweissagt; dann besonders die hl.
Hildegard |
3.
|
Der Antichrist
kommt zur Strafe für die gottlos gewordene
Menschheit |
4.
|
Der
Antichrist hat diesen Namen, weil er der größte
Feind Jesu Christi sein wird |
5.
|
Seine
Feindschaft gegen Christus wird der Antichrist
auf folgende Weise kundtun: Er wird Christus und
dessen Kirche lächerlich machen und beschimpfen,
das Andenken an Christus austilgen, besonders
durch Verboz des hl. Meßopfers, und die Anhänger
Christi blutig verfolgen |
6.
|
Der
Antichrist soll das uneheliche Kind einer
orientalischen Jüdin und schon von seiner Geburt
an ein Wunderkind sein |
7.
|
Der
Antichrist wird im Alter von etwa 30 Jahren im
Orient als Glaubensprediger auftreten und dann
auch als Krieger |
8.
|
Der
Antichrist wird dem Charakter nach der
schlechteste Mensch sein, der je gelebt hat |
9.
|
Vor dem
Antichrist werden die Apostel der letzten Zeit
auftreten |
10. |
Der
Antichrist wird wie Christus einen Vorläufer
haben |
11. |
Der
Antichrist wird zunächst König der Juden werden |
12. |
Der
Antichrist wird sich für den Messias der Juden
und sogar für Gott ausgeben und sich göttliche
Verehrung erweisen lassen |
13. |
Der
Antichrist wird Apostel in die Welt aussenden |
14. |
Der
Antichrist wird Jerusalem zum Mittelpunkt seines
Weltreiches und sich Rom zu seiner zweiten
Residenzstadt erwählen |
15. |
Der
Antichrist wird seinen Anhängern ein Kennzeichen
einprägen |
16. |
Der
Antichrist wird sich großen Anhang verschaffen
durch Förderung der jüdischen Religion, durch
Geschenke und Scheinwunder |
17. |
Der Antichrist wird dreieinhalb Jahre als
Weltkaiser auf der Höhe seiner Macht stehen und
in dieser Zeit am fürchterlichsten gegen die
Christen wüten |
18. |
Gott wird
den Antichrist während jener dreieinhalb Jahre
durch die Propheten Henoch und Elias bekämpfen
lassen |
19. |
Die
Predigt und die Wunder des Elias sowie die
Auffindung der Bundeslade durch ihn wird die
Folge haben, daß fast alle Juden in Palästina
zum Christentum übertreten werden |
20. |
Der
Antichrist wird die beiden Propheten Henoch und
Elias mit eigener Hand in Jerusalem töten,
worauf eine unerhörte Christenverfolgung
losbricht |
21. |
Der
Antichrist wird bei seiner Nachäffung der
Himmelfahrt herab geschleudert und umkommen |
22. |
Nach dem
Sturz des Antichrists wird die Bekehrung der
Völker eintreten, doch nicht sofort die
Wiederkunft Christi erfolgen |
23. |
Der
Antichrist hat im Verlauf der Jahrhunderte seine
Vorläufer und Vorbilder |
24. |
Um jene
Zeit, wird die Sonne verfinstert werden |
25. |
Die hl.
Kirchenväter waren der Ansicht, daß der
Antichrist nach dem Untergang des römischen
Reiches kommen werde |
|