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Genaues über den Antichrist
nach der Überlieferung,
der Hl. Schrift und
der Privat-Offenbarung

Neu herausgegeben von L. Kiser   © Copyright
Alle Rechte beim Herausgeber. Auch auszugsweise
Veröffentlichung in Presse, Funk und Fernsehen
nur nach schriftlicher Genehmigung.
Nihil obstat. Prag 1921

   
   




 

 

  
Inhaltsverzeichnis

Der Antichrist

Genaues über den Antichrist nach der Überlieferung, der Hl. Schrift und der Privat-Offenbarung
von Prof. Franz Spirago alias Konzionator

Neu herausgegeben von L. Kiser   © Copyright

Alle Rechte beim Herausgeber. Auch auszugsweise Veröffentlichung in Presse, Funk und Fernsehen nur nach schriftlicher Genehmigung. Nihil obstat. Prag 1921

 

Vorwort

Gleichwie die Juden zur Zeit Christi aus den Weissagungen der Propheten schließen konnten, wo und wann der Messias geboren werden wird, welche Wunder er wirken, welche Wirksamkeit er entfalten und welchen Todes er sterben wird, so wissen auch wir aus der Apokalypse des hl. Evangelisten Johannes und aus den Schriften der Propheten vieles über den Antichrist ganz genau, z.B. über sein Wirken, seine Wunder, seinen Untergang usw.
Die ersten Christen schienen aber über ihn noch mehr und genauere Daten von den Aposteln erfahren zu haben, wie aus dem Brief des hl. Paulus 2 Thess 2,7 zu entnehmen ist. Diese Daten sind offenbar durch mündliche Überlieferung den Schülern der Apostel und den hl. Kirchenvätern zur Kenntnis gekommen und von diesen niedergeschrieben worden. Beachtenswert ist es, daß diese Aussagen der hl. Väter in vielen Punkten miteinander übereinstimmen. Auch erklären die hl. Väter mitunter ausdrücklich, daß ihre Aussagen von den hl. Aposteln und deren Schüler stammen.
Es möge niemand sagen, die Abhandlung über den Antichrist sei überflüssig, weil wir uns angeblich noch nicht dem Weltende nähern. Über eine Lehre, die in der Hl. Schrift so oft und sogar ausführlich behandelt wird, eine Studie anzustellen, kann nie als überflüssig bezeichnet werden. Die hl. Apostel und die hl. Väter hätten nicht so oft auf den Antichrist hingewiesen, wenn diese Lehre für die Christen nicht sogar von besonderer Nützlichkeit wäre.
Den größten Nutzen wird eine ausführliche Kenntnis dieser Lehre jenen Christen bringen, die in den Zeiten des Antichrists leben werden. Diese werden sich dann nicht so leicht in Verwirrung bringen lassen und standhaft bleiben, wenn sie wissen, was nach Gottes Zulassung eintreten wird. Das Vorauswissen der Gefahren wird bei Ihnen auch die Schrecken vermindern.
Aus dem überstandenen Völkerkrieg (1. Weltkrieg), der Neugründung des jüdischen Staates, dem großen Abfall der Völker vom Glauben und aus vielen Privat-Offenbarungen vermuten viele, daß der Zeiger der Weltuhr immer mehr gegen Mitternacht hinaufrückt, wo der Bräutigam plötzlich erscheinen soll, um die Seinen zum Hochzeitsmahl mitzunehmen (siehe Mt 25,1f.). Unter diesen Umständen kann eine ausführliche Abhandlung über den Antichrist zeitgemäß genannt werden.

Nach Prof. Franz Spirago

Dieses Buch ist die Fortsetzung des Buches “Der kommende große Monarch und die unter ihm bevorstehende Friedenszeit”, das 1992 im Mediatrix Verlag neuauflegt wurde. Vieles läßt sich besser verstehen, wenn man jenes Buch zuerst liest. Dort finden Sie auch eine gute Einführung zum richtigen Verständnis der Prophezeiungen. Es gilt nicht alles absolut, Gott allein weiß alles, auch die ‘Bedingungen’, unter denen dies oder jenes kommen oder verhindert werden kann.
Die Prophetie und deren Auslegung sind zwei verschiedene Dinge. Was die Zukunft betrifft können wir manches vermuten, spekulieren, aber absolut läßt sich nur weniges genau sagen. Dazu gehört jedoch, daß der Antichrist kommen wird, daß es eine schreckliche Zeit sein und er schließlich von Christus durch den hl. Michael in den ewigen Abgrund gestürzt werden wird. Der liebe Gott möge uns vor dieser grausamen Zeit bewahren.
Der Herausgeber

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Kap. 1
Gegen das Ende der Welt wird der Antichrist kommen.

Manche vermuten, daß dies schon bald sein könnte.


Der Antichrist wird nicht etwa eine Gesellschaft, sondern eine bestimmte Person sein (hl. Bellarmin, Suarez). Er wird ein Menschsein, ausgerüstet mit der ganzen Macht Satans (hl. Johannes Chrysostomus). Der Antichrist wird nicht der Satan, sondern ein Mensch sein (Hl. Hildegard, Scivias). Er wird auch kein fleischgewordener Teufel, sondern ein wirklicher Mensch sein; er wird also nicht Teufel und Mensch zugleich sein (hl. Johannes von Damaskus). Er wird auch kein vom Satan besessener Mensch sein, denn er wird frei handeln können.

Der Antichrist kommt am Ende der Welt. Der Prophet Ezechiel, der auf den Antichrist (Gog) und dessen Kampf gegen das bekehrte Judenvolk in Palästina anspielt, sagt: "In den letzten Tagen wird deine Zeit sein" (Ez 38, 16; siehe auch Offb 20,7-9). Die hl. Hildegard sagt: "Der Sohn des Verderbens wird kommen, wenn bereits der Tag weicht und die Sonne untergeht, wenn nämlich schon die letzte Zeit eintritt und die Welt ihren Halt verliert" (Schmelzeis, hl. Hildegard, S.377).

Auf Grund von Privat-Offenbarungen schließen manche, der Antichrist werde noch in diesem Jahrhundert erscheinen. Auffallend ist insbesondere die Weissagung der ehrwürdigen Dienerin Gottes Bertina Bouquillion, geb. 1800 in St. Omer (
1850). Diese legte dort im Spital St. Louis als Hospitalschwester die Gelübde ab (1822), sie empfing die Wundmale Christi und hatte die Gabe der Weissagung. Unter anderem sagte sie: "Das Ende der Zeit rückt heran und der Antichrist wird nicht zögern zu kommen. Wir werden ihn nicht sehen, noch auch die uns folgen werden; aber die, welche danach kommen, werden unter seine Herrschaft fallen. Zur Zeit seiner Ankunft wird nichts im Haus geändert sein. Alles wird sich darin in gewöhnlicher Ordnung befinden. Die religiösen Übungen, die Arbeiten in den Krankensälen, alles wird, wie man es gewohnt ist, vor sich gehen, als unsere Schwestern werden inne werden, daß der Antichrist Meister ist" (Curique, voix prophétiques 1872, I. Bd., S.427).

Weiter sagte Sr. Bertina: "Der Beginn der letzten Periode der Welt wird noch nicht ins 19. Jh., wohl aber ins 20. Jh. fallen." Sollte Sr. Bertina richtig geweissagt haben, so müßte der Antichrist gegen Ende des 20. Jahrhunderts kommen. Rechnet man nämlich, daß die Mitschwestern von Bertina um das Jahr 1900 zum größten Teil gestorben waren, so fiele die nächste Generation der Schwestern, die den Antichrist noch nicht sehen werden, etwa in die Zeit von 1900 bis 1950. Die drittfolgende Generation der Schwestern fiele etwa in die Zeit von 1950 bis 2000; diese sollten schon zur Zeit der Herrschaft des Antichrists leben. [eher nach 2150]

Mit zeitlichen Angaben müssen wir vorsichtig sein. Berücksichtigen wir die Botschaft von La Salette, so kommt erst eine richtige Friedenszeit. Kurz: Erst der große Umbruch, der große Monarch und die Friedenszeit, dann der totale Abfall. Momentan ist der Glaubens- und Sittenzerfall etc. schon schlimm, aber noch nicht der Supergreuel, der einst kommen wird. (Anmerkung)

Um sich die Gewißheit zu verschaffen, daß das Kloster St. Louis, wo die ehrwürdige Dienerin Gottes Bertina Bouquillion vor 200 Jahren (1822) als Hospitalschwester Aufnahme gefunden hat, noch existiert, also in den verschiedensten französischen Kulturkämpfen von der Regierung nie aufgehoben wurde, wandte sich der Verfasser brieflich dahin und erhielt am 29. Aug. 1921 vom Kloster St. Louis in St. Omer folgende Nachricht:

Das Spital hat seit den Zeiten der Schwester Bertina immer bestanden. Nur wurden die Schwestern, da sie keinen Nachwuchs erhielten, im Jahr 1864 der Kongregation der "Augustinerinnen des kostbaren Blutes" mit dem Mutterhaus in Arras einverleibt. Der Brief schließt mit den Worten: "Wir haben immer noch eine große Verehrung für die hl. Ordensfrau und beten jeden Tag zu ihr, denn wir haben mit Mitschwestern von ihr zusammengelebt, die sie kannten und die ein großes Vertrauen zu ihr hatten." (Sr. Aimée de Jésus, Hospital St. Omer le 29.8.1921).

Bemerkenswert sind auch folgende Worte der sel. Anna Katharina Emmerich (
1824): "Ich hörte, daß Luzifer, wenn ich nicht irre, 50 oder 60 Jahre vor dem Jahr 2000 nach Christi Geburt wieder eine Zeit lang frei gelassen werden wird."

Nach der Papstprophetie des hl. Malachias, Erzbischofs von Armagh in Irland, (aus dem Jahr 1139) sollen auf Papst Benedikt XV. nur noch 8 Päpste folgen, was ebenfalls zu beachten wäre. Auffallend ist jedenfalls, daß schon Papst Pius X. in seiner ersten Enzyklika am 4. Okt. 1903, in der er auf den außergewöhnlich großen Abfall der Völker von Gott in der gegenwärtigen Zeit hinwies, die Befürchtung ausgesprochen hat, ob nicht etwa schon der Anfang der für das Ende der Welt angekündigten Übel vorhanden und sogar vielleicht bereits der Antichrist auf Erden
angekommen sei. Der hl. Papst Pius X. sagt wörtlich:

"Wir halten es für ausgeschlossen, daß ihr in Unkenntnis darüber seid, welch ein frevelhafter Kampf (Krieg) in unserer Zeit überall gegen Gott geführt wird. Fürwahr gegen ihren Schöpfer toben die Heiden und sinnen eitles die Völker. Der Gottesfeinde gemeinsamer Ruf ist fast nur der: Weiche von uns! In den meisten Menschen ist die Ehrfurcht vor dem ewigen Gott geschwunden und weder im öffentlichen noch im privaten Alltagsleben wird mehr auf Gott Rücksicht genommen. Man versucht sogar mit aller Macht und Schlauheit selbst die Erinnerung an Gott und den Gottesbegriff auszutilgen.

Wenn man diesen Umstand berücksichtigt, muß man tatsächlich befürchten, jene Schlechtigkeit der Menschen sei bereits der Beginn und Anfang jener Übel, die gegen das Weltende eintreten sollen, und daß der Sohn des Verderbens, von dem der Apostel spricht, bereits auf Erden verkehre."

Die bevorstehende Ankunft des Antichrists dürfte man nach der Äußerung der hl. Birgitta (
1373) daran erkennen, daß zuvor viele heidnische Völkerschaften zum Christentum übertreten werden; die Heilige sagt: "Bevor der Antichrist kommt, wird mehreren Heiden die Pforte des Glaubens geöffnet werden." Nach der Prophezeiung der hl. Hildegard ( 1179) wird zur Zeit der Geburt des Antichrists große Unordnung auf Erden herrschen; sie sagt: "Vom Zeitpunkt, wo der Antichrist geboren wird, werden viele Kriege sein und die rechte Ordnung auf Erden gestört sein. Die Gerechtigkeit wird schwinden und die Lieblosigkeit unter den Menschen überhand nehmen. Es werden Ketzereien wuchern und die Irrlehrer werden ihre Irrtümer offen und unbehelligt predigen. Unter den Christen wird dann Zweifel und Ungewißheit betreffs des katholischen Glaubens eintreten. Es werden auch viele Vorzeichen an Sonne, Mond und Sternen, am Wasser und den übrigen Elementen wie in einem Gemälde die kommenden Übel vorausverkünden."

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Kap. 2
Über den Antichrist haben die Propheten Daniel und Ezechiel und der hl. Evangelist Johannes in seiner Offenbarung geweissagt; dann besonders die hl. Hildegard.

Man lese bei Daniel im 7., 8., 11. und 12. Kapitel, bei Ezechiel im 38. und 39. Kapitel, wo von einem Feind des auserwählten Gottesvolkes in der "letzten Zeit" gesprochen wird, den der Prophet Ezechiel "Gog" (und dessen Anhänger die Gottesfeinde "Magog") nennt. Nach der einstimmigen Lehre der hl. Väter weissagt der hl. Evangelist Johannes im 11. Kapitel seiner Apokalypse auch vom Antichrist, ebenso im 13. und im 19. Kapitel, Vers 19-21. Bemerkenswert ist es, daß seine Prophezeiungen denen des Daniel ganz ähnlich sind.

Viel vom Antichrist hat die hl. Hildegard geweissagt. Diese stammte aus der Gegend von Bingen am Rhein, wo sie auch (am Rupertsberg) als Äbtissin 1179 im 82. Lebensjahr gestorben ist. Schon als dreijähriges Kind gab sie zu verstehen, daß sie Dinge schaue, die sonst niemand wahrnahm. Mit zunehmender geistiger Entwicklung wurden ihre Gesichte häufiger; sie empfing die Gesichte nicht im Schlaf, sondern im wachen Zustand mit offenen Augen bei hellem Tag. Da sie für die Freuden der Welt keinen Sinn hatte, trat sie in das Benediktinerinnenkloster ein. Im Jahr 1136 wurde sie Leiterin des Klosters. Nun befahl ihr eine Stimme, alles niederzuschreiben, was sie sieht und hört. Sie schrieb also ihre Visionen in deutscher Sprache nieder, worauf sie von ihrem Beichtvater in die lateinische Sprache übersetzt und dem Bischof von Mainz vorgelegt wurden.

Der hl. Bernhard, der mit ihr in Briefwechsel stand, bewog Papst Eugen III. (1145-1153) bei dessen Aufenthalt in Deutschland, die Schriften der hl. Hildegard durchzulesen. Der Papst tat das und sandte dann eine aus Bischöfen und Gelehrten bestehende Kommission zur hl. Hildegard nach Bingen, um ihren Charakter und ihre Sehergabe zu prüfen. Daraufhin bekam die Heilige ein eigenhändiges Schreiben vom Papst, der sie zum weiteren Aufschreiben aller ihrer Offenbarungen ermunterte. So kam es, daß die Heilige schon damals in der Christenheit großes Ansehen erlangte.

Verschiedene Päpste, Kaiser und Könige standen mit ihr im Briefwechsel, z.B. Papst Anastasius IV. (1153-54), Hadrian IV. (1154-59); auch König Konrad (1138-52) und Kaiser Barbarossa (1152-59). Ganz unerschrocken schrieb sie an Papst Anastasius IV.: "Du vernachlässigst die Gerechtigkeit!", an König Konrad: "Bessere dich!", an Barbarossa: "Lege die Habsucht ab!"

An ihrem Hauptwerk "Scivias, Wisse die Wege" arbeitete sie von 1147 an zehn Jahre lang. Das Buch enthält 26 Visionen in mystischen Bildern (z.B. die Kirche erscheint als Frau, Christus als deren Bräutigam, die Todsünden als Bestien und dgl.). In diesem Buch (3,11) wird auch ausführlich vom Antichrist geweissagt (Schmelzeis, Leben und Wirken der hl. Hildegard, 1879, Herder, S.375 f.). Sieben Jahre lang (1163-70) arbeitete sie am Werk "Divinorum Operum, Von den göttlichen Werken;" darin schildert sie das Zeitalter des Trostes und des Triumphes der Kirche. Auch in diesem Buch weissagt sie viel vom Antichrist (Schmelzeis, S.408 f.).

Hildegard beherrschte, wie aus ihren Büchern ersichtlich ist, gründlich die theologischen Wissenschaften und verstand die Hl. Schrift vortrefflich auszulegen. Die Heilige hat aber nicht nur als Schriftstellerin gewirkt, sondern auch als Reformatorin der Klöster (sie ging sehr vernünftig vor, indem sie hinsichtlich der Abtötung alles Absonderliche und jede Übertreibung vermied), als Ärztin (sie schrieb das Werk "Ursachen und Heilmittel der Krankheiten"), als Dichterin von mystischen Liedern und dramatischen Gesprächen, als Musikerin (ca. 70 Kompositionen stammen von ihr). Wenn man noch dazu bedenkt, daß die hl. Hildegard gebrechlich und oft ans Krankenbett gefesselt war, muß man über ihre vielseitige Tätigkeit staunen.

Viele Weissagungen über den Antichrist finden sich auch in den drei sibyllinischen Büchern, die der Königin Nischaula (oder Michalda) von Saba zugeschrieben werden. Diese Königin war angeblich eine Verehrerin des wahren Gottes und Wahrsagerin zukünftiger Dinge. Sie soll durch die arabische Wüste zum König Salomon nach Jerusalem gereist sein und im Gespräch mit Salomon viele zukünftige Dinge prophezeit haben. Salomon hat angeblich diese Prophezeiungen niederschreiben lassen (in der hl. Schrift wird die Königin erwähnt bei 3 Chr 9).

In der Zeit nach den Kreuzzügen kamen die drei Bücher dieser Prophezeiungen nach Europa und wurden hier weiter verbreitet. Es ist aus diesen Büchern unschwer zu erkennen, daß sie kein so hohes Alter haben, daß sie vielmehr ein Gemisch von sibyllinischen Prophezeiungen aus der Römerzeit und Weissagungen einzelner mit der Sehergabe ausgestatteter frommer Personen sind. Sie scheinen eher aus dem Jahr 1000 nach, als aus dem Jahr 1000 vor Christi Geburt zu stammen.

In den ersten christlichen Jahrhunderten haben über den Antichrist ausführlich geschrieben: Der hl. Kirchenlehrer Ephräm der Syrer ( 380) in einer Predigt über das Weltende; der hl. Bischof Cyrill von Jerusalem ( um 386), in seiner 15. Katechese und der hl. Bischof und Märtyrer Methodius.

Der hl. Methodius soll Bischof von Olympus in Lycien gewesen sein und lt. Dr. Alzog (Handbuch der Patrologie, Freiburg,1876, S.159 und 303) im Jahr 311 gemartert worden sein. Herders Kirchenlexikon (1. Aufl., Bd.7, S.133) gibt das Jahr 312 an. Das Todesjahr des hl. Methodius steht also nicht fest. Seine Offenbarungen tauchen erst zu Ende des 7. Jahrhunderts auf. Es existiert auch eine diesbezügliche Predigt vom hl. Märtyrer Hippolyt, der Priester in Rom war und 250 starb. Im Verlauf der Zeit scheinen die betreffenden Handschriften teilweise umgearbeitet worden zu sein. Auch bei vielen Kirchenlehrern (hl. Hieronymus, hl. Augustinus, hl. Chrysostomus usw.) finden sich klare und bestimmte Aussagen über den Antichrist.

Wilhelm Bousset, der die Lehre vom Antichrist gern als bloße Sage hinstellen möchte, muß in seiner Schrift "Antichrist" (Göttingen 1895) doch zugeben, daß in allen jenen Behauptungen über den Antichrist "Ordnung, Zusammenhang und System" vorhanden ist (S.14 f.), und daß diese Enthüllungen einerTradition entnommen sein mußten (S.17). Es scheint ursprünglich eine Geheimlehre über den Antichrist bestanden zu haben (S.18), noch zu den Zeiten des hl. Bischofs Martin von Tours ( 402), dessen mündliche Lehre über den Antichrist später von Sulpicius Severus (Hist. II, 14) niedergeschrieben wurde (S.19). Im Verlauf der Jahrhunderte änderte sich nichts an der Lehre vom Antichrist (S.19), was sehr auffallend ist.

In späterer Zeit finden wir Berichte über den Antichrist in den Schriften des Abtes Adso von Derby, die er um die Mitte des 10. Jahrhunderts (954) der Königin Gerberga, der Gemahlin Ludwigs des Autremer (so genannt, weil er in England
erzogen war, reg. 936-954) zusandte.

Sehr ausführlich hat über den Antichrist der Kapuzinerprediger im Rheinland, Dionysius von Lützenburg, in seinem 1682 verfaßten Buch "Leben Antichristi" geschrieben, das 50 Kapitel umfaßt und die Gutheißung des Bischofs von Mainz und des Ordensgenerales besitzt.

Dr. Friedrich Wilhelm Helle (1834-1901) hinterließ eine sehr beachtenswerte Dichtung über den "Antichrist", die jedoch infolge seines Todes unvollendet blieb, sie wurde 1903 und 1904 in der von den Benediktinern in Beuron herausgegebenen Zeitschrift "Gottesminne" veröffentlicht. (Helle wirkte als emsiger Redakteur katholischer Zeitungen in Koblenz, Saarlouis, Breslau, Salzburg usw., wurde in Preußen wegen Verteidigung der Freiheit der katholischen Kirche wiederholt zu Gefängnisstrafen verurteilt. Seine letzten Jahre verbrachte er in Dresden und dann in München, wo er starb. Er war auch ein seherisch veranlagter christlicher Dichter.

Einen berühmten Roman über den Antichrist veröffentlichte 1903 Robert Hugh Benson unter dem Titel "Der Herr der Welt" (Lord of the world). Er erschien deutsch bei Pustet. Benson (1871-1914), der Sohn des anglikanischen Erzbischofs von Canterbury, war anglikanischer Geistlicher, wurde 1903 katholisch und 1904 in Rom zum katholischen Priester geweiht. Sein Roman, worin er das am Ende der Welt bevorstehende Auftreten des Antichrist zu schildern versucht, wurde aus dem Englischen in sehr viele Sprachen übersetzt.

Auch in der Schrift von Josef Seeber, "Der ewige Jude" (Herder) werden die letzten Zeiten der antichristlichen Weltherrschaft und der Sturz des Antichrists in Gedichtform geschildert. Es ist auffallend, daß die Religionsfeinde gern auf den Antichrist hinweisen und ihn als ihre Hoffnung hinstellen. So verherrlicht Nietzsche in seinem Buch "Antichrist", worin er das Christentum als schmachvolle Sklavenreligion bezeichnet, den kommenden Antichrist als den ersehnten Erlöser der Menschheit von den Banden des Gewissens und vom angeblich eingebildeten Glauben an die Ewigkeit und an Gottes Gericht.

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Kap. 3
Der Antichrist kommt zur Strafe
für die gottlos gewordene Menschheit

Bekanntlich wurde zur Zeit der französischen Revolution im Jahr 1793 Gott von den Franzosen für abgesetzt erklärt, die Vernunft zur Gottheit der Franzosen bestellt und unter dem Symbol einer Schauspielerin auf den Altar gesetzt, wo ihr gehuldigt wurde. Damals blieb jedoch der Abfall von Gott nur auf Frankreich, also auf einen Teil der Welt beschränkt. Die Absicht des Satan, die ganze Menschheit in das Antichristentum hineinzutreiben, ist damals noch nicht erreichbar gewesen. Die Menschheit war offenbar für den Antichrist noch nicht reif. Es muß ein allgemeines Verderbnis der Menschheit eintreten; die ganze Menschheit muß Gott den Gehorsam aufkündigen und gegen ihn revoltieren. Dann ist der Zeitpunkt da, wo man nicht eine Schauspielerin, sondern den Antichrist für Gott erklären wird.

Der Dichter Dr. Friedrich Wilhelm Helle († 1901 in München) stellte die Frage, ob es möglich sei, daß ein allgemeines Verderbnis der Menschheit eintrete; er bejahte die Frage, indem er erklärte: "Weil das Verderbnis gleichsam längs der Eisenbahnschienen sich fortpflanzt, an Telegraphen- und Telephondrähten und im Kabel gleichsam mit Blitzesschnelle durch die Länder und Weltteile eilt und ein noch nie dagewesener Weltverkehr in 5 Jahren mehr Verderben und Verführung zu schaffen vermag, als dies früher in 50 Jahren möglich war. Wo sich alle Zerstörungskräfte vereinigen und die ganze Hölle losgelassen wird, ist die Reife der Bosheitssaaten eine viel raschere und die Ernte der Bosheit eine viel größere als jemals früher möglich war" (Gottesminne, 1904, S.138).

- Was wollen wir erst heute sagen, wo Internet, Fernseh-, Computer und Satellitentechnik die ganze Welt erobert und selbst in die entlegensten Täler Einzug gehalten haben. Die neuen Hausaltäre haben schon vielen Familien geschadet. -

Jetzt nach den beiden Weltkriegen ist die Menschheit für den Antichrist reifer geworden, sie scheint mit Riesenschritten dem Antichristentum zuzueilen. Der Weltkrieg war ein Weckruf Gottes an die Völker, Buße zu tun und sich zu bessern. Doch es schien sich vielmehr das Wort der Hl. Schrift zu erfüllen: "Sie lästerten den Gott des Himmels ob ihrer Schmerzen und Wunden und bekehrten sich nicht von ihren Werken" (Offb 16,11).

Die Glaubens- und Sittenlosigkeit, diese Wegbereiter für den Antichrist haben nach dem Weltkrieg fast in allen Staaten noch mehr zugenommen. In den besiegten Staaten kam zur äußeren Niederlage noch die innere. Noch nie war die Genußsucht so groß wie heutzutage; dazu kommen noch die vielen Raubmorde, Einbrüche und Betrügereien. Sinnreich erklärte der italienische Bischof Addeo von Nikosia in einem Hirtenbrief: "Die Friedensverträge, wie sie jüngst den besiegten Nationen auferlegt wurden, sind ein sprechender Beweis dafür, was die Welt ohne Gott zustande bringt."

Sehr beachtenswert ist auch der Umstand, daß die Sieger im (1.) Weltkrieg in keinem einzigen des viele Hunderte Paragraphen umfassenden Friedensvertrages des Namens Gottes Erwähnung getan haben! [Es waren ja Freimaurer am Werk.]

Pastor Essen, der in seiner Schrift "Wann kommt der Antichrist?" (Elberfeld 1919) auf alle diese Tatsachen hingewiesen hat, hat recht, wenn er schließlich behauptet: "Eine große Anzahl der führenden Männer und Frauen ist beseelt von einem ausgesprochenen Kirchen- und Christushaß. Darum ist die Frage nicht unberechtigt: Ist unser Volk nicht schon reif für das Offenbarwerden des Antichrists?" (S.15) Auch hat er recht, wenn er sagt: "Wenn auch Rußland und Deutschland und das frühere Österreich für den Antichrist reif wären, so genügt das noch nicht. Erst muß die sozialistische Revolution die ganze Welt ergriffen haben, dann ist, wie wir allerdings annehmen dürfen, seine Zeit gekommen" (S.16). Es ist jedenfalls mit großer Wahrscheinlichkeit anzunehmen, daß die Weltkriege die Ankunft des Antichrists beschleunigt haben.

Die hl. Birgitta († 1373) sagt auch: "Die Zeit des Antichrists wird sein, wenn die Ungerechtigkeit das Maß überfließen läßt und die Ruchlosigkeit ins Unermeßliche gewachsen sein wird. Wenn die Christen die Ketzereien lieben und wenn die Ungerechten die Geistlichkeit und die Gerechtigkeit mit Füßen treten, das wird ein offenbares Zeichen sein, daß der Antichrist kommt" (Klarus, Leben und Offenbarungen der hl. Birgitta, Regensburg 1888, III, S.168).

Der hl. Methodius, Bischof und Märtyrer, der im 4. Jh. gelebt hat, hat folgendes geweissagt: "Die Christen werden sich (in der Endperiode der Welt) zu wenig dankbar erweisen für die große Gnade, die ihnen zuteil geworden durch die Erweckung des großen Monarchen, durch die unter ihm lang andauernde herrliche Friedenszeit und Fruchtbarkeit der Erde; sie werden sich sogar wieder einem lasterhaften Leben hingeben: Der Hoffart, Eitelkeit, Unzucht, Leichtfertigkeit, dem Haß und Neid, der Unmäßigkeit im Essen und Trinken und anderen Lastern, so daß die Wunden ihrer Sünden vor Gott ärger als die Pest stinken werden. Es werden dann viele Menschen zu zweifeln anfangen, ob auch wirklich der christ-katholische Glaube der allein seligmachende sei; ob denn wirklich nicht vielleicht die Juden recht haben, wenn sie noch auf den Messias warten. Es werden deshalb Irrtümer entstehen und Verwirrung hervorrufen. Der gerechte Gott wird darüber so entrüstet sein, daß er dem Luzifer und allen Teufeln Gewalt geben wird, aus der Hölle auf die Erde zu kommen und die Gottlosen erst recht zu verführen" (Lützenburg, Leben des Antichrist, 1682, Kap. 7).

Der Dichter Friedrich Wilhelm Helle schreibt in seinem Epos "Antichrist", daß vor der Ankunft des Antichrists der Götzendienst neu aufleben werde, selbst in Rom, daß Kunst und Wissenschaft ganz im Dienst Satans stehen werden, daß die Priester der Entartung anheimfallen; die guten Priester werden verspottet und verhöhnt werden und sogar in den Klöstern, selbst unter Nonnen werde Zuchtlosigkeit herrschen. (Dies ist von der Muttergottes schon 1846 in La Salette angekündigt worden.)

Daß der Antichrist zur Strafe für die gottlose Menschheit kommen wird, ist in der Hl. Schrift wiederholt angedeutet. Der Prophet Daniel erklärt: Um der Sünde willen ward ihm Macht gegeben" (Dan 8,12). Und der hl. Paulus sagt: "Weil sie die Liebe zur Wahrheit nicht angenommen haben, um selig zu werden, deshalb wird Gott den Irrtum auf sie wirksam sein lassen, so daß sie der Lüge glauben" (2 Thess 2,10). Da also die Welt vom Geist des Evangeliums nichts mehr wissen will, bekommt sie zur Strafe jenen Geist zugeschickt, der mit der gottlosen Welt verwandt ist, den Geist des Antichrists. Durch ihn werden dann die Menschen noch mehr angetrieben werden, die Lüge für Wahrheit und die Wahrheit für Lüge zu halten und sich allen Lastern hinzugeben. "Und da die Menschen bereits durch ihre schlechten Werke vom Glauben abgefallen sind, wird der Antichrist keine große Mühe mehr haben, sie ganz an sich zu locken, weil sie schon im vornherein zum Verderben fertig sind" (Lützenburg, Kap. 27).

Der Antichrist wird die gottlos gewordenen Völker knechten und unter sein Sklavenjoch beugen, wie es schon seine Vorläufer, Nero, Diokletian und andere Tyrannen getan haben. Nach dem 1. Weltkrieg konnte man sich in Rußland, wo Lenin und Trotzki eine Schreckensherrschaft unter gleichzeitiger Verfolgung des Christentums aufrichteten, und in Ungarn der Jude Bela Khun das Gleiche tat, einen Begriff davon machen, was der Antichrist treiben wird. In den genannten Ländern waren auch schon viele Bewohner in ihrer Verzweiflung der Meinung, daß sie schon mit dem Antichrist zu tun hätten. Was zwischenzeitlich Nationalsozialismus, Kommunismus und sonstige Regime des 20. Jahrhunderts angerichtet haben, zeigt, daß die Bosheit immer raffinierter und grausamer wird.

Solange in den Staaten christliche Ordnung vorhanden war, die durch christlich gesinnte Regierungen aufrecht erhalten wurde, war das für das Erscheinen des Antichrist ein Hindernis. Deshalb wurden durch den 1. Weltkrieg die drei christlichen Kaiser in Wien, Berlin und Petersburg beseitigt.

In diesem Sinn legen manche die Worte des hl. Paulus an die Thessalonicher aus: "Nun wißt ihr, was ihn (den Antichrist) aufhält" (2 Thess 2,6). Andere legen wieder diese Worte des hl. Paulus anders aus und sagen: "Der Umstand, daß noch nicht eine Herde und ein Hirt ist, hält den Antichrist auf; es muß zuerst die Vereinigung aller Völker im Glauben eintreten!" Wie man sieht, wußten die ersten Christen über den Antichrist mehr als wir. Denn bei uns bestehen über jene Worte des hl. Paulus nur Vermutungen.

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Kap. 4
Der Antichrist hat diesen Namen, weil er der größte Feind Jesu Christi sein wird

Gleichwie ein Wettkämpfer am Ende des Kampfes alle seine Kräfte einsetzt, um schließlich doch noch den Sieg zu erlangen, so wird die widerchristliche Macht, die im Verlauf der Jahrhunderte in verschiedenen Formen als Gegner Christi aufgetreten ist, am Ende der Welt noch einmal alle Kräfte zusammennehmen, um zu siegen. Der Antichrist wird der letzte Trumpf sein, den die Hölle noch auf dieser sündenbefleckten Erde ausspielen wird.

Wie ein hoher Berg die Hügel überragt und diese vor ihm verschwinden und winzig klein erscheinen, so wird der Antichrist die verschiedenen, selbst erbittertsten Feinde Christi und der katholischen Kirche, die in den einzelnen Jahrhunderten gelebt haben, turmhoch überragen; diese werden sich ihm gegenüber wie Zwerge ausnehmen. Der Antichrist wird also Diokletian, Nero, Julian Apostata in den Schatten stellen.

Dies kommt daher, weil er sich die Ausrottung des Christentums zur Lebensaufgabe machen wird und weil er als Weltkaiser eine Macht ausüben wird, wie noch kein Herrscher vor ihm. Mit Recht sagt Pastor Karl Reimers: Die Kriegsjahre haben uns gezeigt, welche Macht der Staat hat. Er hat mit einer Rücksichtslosigkeit, die wir zuvor nicht für möglich gehalten haben, in unser Privatleben eingegriffen; er hat uns vorgeschrieben, was und wieviel wir essen durften, wann wir unsere Häuser beleuchten, wie lange wir die Straße betreten durften, was wir lesen und wann wir reisen durften. Wir erkennen jetzt mit Entsetzen, was werden mag, wenn einmal die "Staatsallmacht" der ganzen Welt, vereint in eines Einzelnen Hand, sich gegen das Christentum richten wird (Reimers, Stehen wir in den letzten Zeiten?, Hamburg, 1919).

Der Antichrist (vom griechischen anti = wider, gegen, und Christos, also der "Gegenchristus") hat seinen Namen davon, weil er der größte Feind und Gegner Jesu Christi sein wird. Der hl. Cyrill von Jerusalem sagt: "Er heißt Antichrist, weil er Christo dem Herrn in allen Dingen widersprechen wird."

Der Dichter F. W. Helle macht auch aufmerksam, daß der Antichrist ein persönlicher Nachäffer Christi sein wird in Empfängnis, Geburt, Leben und Wundern (Gottesminne 1904, S. 146). Wie der Teufel Gott in allem nachäfft, so der Antichrist Christus. Nach der Weissagung der hl. Hildegard wird die Mutter des Antichrist behaupten, ihren Sohn auf übernatürliche Weise empfangen zu haben. Auch wird der Antichrist bis zum 30. Lebensjahr in Verborgenheit leben und dann als Religionslehrer auftreten. Er wird sich durch zahlreiche Geschenke als Wohltäter der Menschheit erweisen wollen; er wird große und verführerische Wunder (Scheinwunder) wirken; er wird sich tot stellen und die Auferstehung von den Toten nachäffen; auch die Himmelfahrt Christ wird er nachzuahmen suchen und dabei den Tod finden. Er wird also ein teuflisches Gegenbild Christi sein.

Die Bezeichnung "Antichrist" stammt aus der Hl. Schrift und findet sich beim hl. Evangelisten Johannes ( 1 Jo 2,18; 4,3; 2 Jo 7). Außerdem legt die hl. Schrift dem Antichrist noch folgende Bezeichnungen bei: "Mensch der Sünde" und "Sohn des Verderbens" (2 Thess 2,3), was von Christus auch auf Judas angewendet wurde (Jo 17, 12).

Der Prophet Ezechiel (Kap. 38) nennt den Antichrist "Gog" und seine Heeresmacht (seine Anhänger) "Magog" (hl. Bellarmin). Die Bezeichnung "Gog" und "Magog" gebraucht auch die Apokalypse 20,7. Ein Sohn des Japhet hieß auch "Magog" (Gen 10,2), ebenso die Gegend, welche seine Nachkommen bewohnten.

Nach Allioli nannte man "Gog" die Regenten des barbarischen Reiches Magog, das in nördlicher Richtung von Palästina lag und den Israeliten (den Verehrern des wahren Gottes) feindlich gesinnt war. Houchedé sagt: "Wenn zur Bezeichnung des Heeres des Antichrists das Wort "Magog" gewählt wird, so kann man schließen, daß es aus den nördlichen Völkern bestehen wird, oder daß ein Kriegsheer die Unmenschlichkeit dieser barbarischen Nationen an sich haben wird" (Houchedé, Antichrist, S.26).

Nach Dionysius von Lützenburg bedeutet Gog und Magog soviel wie "Lug und Trug". Man darf aus allen diesen Daten wohl den Schluß ziehen, daß der Antichrist in der hl. Schrift deswegen mit dem den Juden wohlbekannten Wort "Gog" bezeichnet wird, weil er ein den Verehrern des wahren Gottes feindlicher Regent sein wird.

Der hl. Paulus nennt den Gegner Christi am Ende der Tage Belial, indem er sagt. "Was für Gemeinschaft hat Christus mit Belial?" (2 Kor 6,15). Belial bedeutet im Hebräischen "Schlechtigkeit" und wird auf den Urheber aller Schlechtigkeit, den Teufel, angewandt (Allioli). In den sibyllinischen Büchern (3, 63 f.) wird Belial als Herrscher in der letzten Zeit und Gegner des Messias geschildert (Bousset, Antichrist, Göttingen 1895, S.100). Aus all diesen Bezeichnungen ergibt sich, daß der Antichrist eine bestimmte Person und nicht etwa eine Gesellschaft sein wird.

Über den wirklichen Namen des Antichrists bestehen unsichere Vermutungen. Der hl. Evangelist Johannes gibt einen Anhaltspunkt an; er sagt: "Wer Scharfsinn hat, der rechne die Zahl des Tieres aus; denn es ist eines Menschen Zahl, und seine Zahl ist 666" (Offb 13,18). Da der hl. Johannes in griechischer Sprache schrieb, gebrauchte er die griechischen Zahlen für den Antichrist, nämlich X ξ ς (= 600+60+6). Da ist es nun auffallend, daß dieses Monogramm des Antichrists dem Monogramm Jesu Christi X k ς (Christos) ähnlich ist bis auf den mittleren Buchstaben, der beim Monogramm des Antichrists die Ähnlichkeit der Schlange hat. Bis heute haben sich viele bemüht, auf den Antichrist passende Worte mit dem Zahlenwert 666 ausfindig zu machen.

Erzbischof Dr. Krementz von Köln (†1899) macht aufmerksam, daß das hebräische Wort Soter, das in der aramäischen und zu Christi Zeit auch in der hebräischen Sprache Zerstörer hieß, den Zahlenwert 666 in sich enthält (s=60, o=6, t=400, r=200). In der griechischen Sprache drückt dasselbe Wort gerade das Gegenteil von dem aus, was es im Hebräischen bedeutet; es heißt nämlich im Griechischen Erlöser, Heiland, Salvator. Es sei nicht ausgeschlossen, daß sich der Antichrist das Wort "Soter" beilegen werde, da er sich als den Erlöser der vom Joch der christlichen Gebote gedrückten Menschheit ausgeben, in Wirklichkeit aber ein Zerstörer sein werde. In der Hl. Schrift kommt das Wort"Soter"nur einmal vor und zwar 1 Esr 5,12, wo es von Nabuchodonosor als dem Zerstörer des jüdischen Tempels gebraucht wird. Merkwürdig wäre es, wenn sich der Zerstörer und Verwüster der christlichen Gotteshäuser auch "Soter" nennen würde (Krementz, Offb. des hl. Johannes, Freiburg, 1883, S.130).

Andere machen aufmerksam, daß das griechische Wort Teitan (Sonne) die Zahl 666 in sich begreift (300, 5, 10, 300, 1, 50 = 666), auch das griechische Wort Maometis (Mohammed) enthält die Summe 666 (40, 1, 70, 40, 5, 300, 10, 200 = 666). [Hebräisch: 666 = vvv - www !]

Das Rätsel wird sich wohl erst lösen, wenn der Antichrist da sein wird. Dann wird die vom hl. Johannes angegebene Zahl ihren Zweck erfüllen, nämlich die Christen im Glauben stärken und sie vor dem Antichrist warnen. Der Neugierde halber ist in der Apokalypse, die ein Trostbuch für die Christen der letzten Zeit sein soll, der Name des Antichrists sicherlich nicht rätselhaft angedeutet worden; die genannte Offenbarung hat unstreitig einen wichtigen Zweck. Sehr bemerkenswert ist noch die Erklärung jener Stelle der Apokalypse durch den ehrwürdigen Diener Gottes Bartholomäus Holzhauser. Dieser sagt, die Zahl 666 bedeute das Alter des Antichrists; er werde nämlich 666 Monate, das ist 55 1/2 Jahre alt werden.

NB: Vielleicht deutet die wiederholte Zahl 6 - ‘sex’ auch auf sein abscheuliches Treiben hin. Der hl. Paulus bezeichnet ja Unzucht als Götzendienst (Eph 5,5).

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Kap. 5
Seine Feindschaft gegen Christus wird er auf folgende Weise kundtun:
Er wird Christus und dessen Kirche lächerlich machen und beschimpfen,
das Andenken an Christus austilgen, besonders durch Verhinderung des hl. Meßopfers, - und die Anhänger Christi blutig verfolgen.

Sobald der Antichrist das volle Mannesalter erreicht hat, wird er, wie die hl. Hildegard sagt, als Religionsprediger auftreten; er wird mit großer Beredsamkeit Christus einen Betrüger und die Lehre der katholischen Kirche Aberglauben nennen (siehe Kap. 7). Der hl. Hilarius erklärt: "Der Antichrist wird lehren, daß Jesus Christus nicht der Sohn Gottes, sondern unter allen Bösewichten der allerschlimmste gewesen sei" (de Trinitate 6).

Die hl. Hildegard sagt noch: "Der Antichrist wird mit höllischer Kunst Schriften gegen die Taufe und den christlichen Glauben unter den Menschen verbreiten." Insbesondere wird er, um die Menschen mehr für sich zu gewinnen, die christliche Sittenlehre als Tyrannei hinstellen und erklären, man soll sich schrankenlos ausleben und das Leben zu genießen suchen. Sie sagt weiter: "Er wird den Völkern vollkommene Freiheit von allen göttlichen und kirchlichen Geboten gewähren."

Um das Ansehen Christi und der Kirche herabzusetzen, wird er unter anderem darauf hinweisen, daß auf Erden unstreitig mehr böse als gerechte Menschen leben, und dann wird er höhnend ausrufen: "Wie wenig Menschen hat doch Christus durch seinen Opfertod gerettet!" Auch auf die verschiedenen Fehler und Mängel, die angeblich bei der Regierung der Kirche geschehen sind, wird er hinweisen und ausrufen: "Die Kirche soll nach den Worten des hl. Paulus ohne Makel und Runzeln sein, heilig und unbefleckt (Eph 5,27) und ich sehe sie voll von Blut und Kot!" (Parent, Le Pélerin 1914, S.195 f.).

Der Antichrist wird, wenn er zur Macht gelangt sein wird, jedes Andenken an Christus auszutilgen suchen. Zunächst wird er in Jerusalem und im gelobten Land alles niederreißen lassen, was an Jesus Christus erinnert (hl. Hippolyt), z.B. das Hl. Grab auf dem Kalvarienberg u.a.

Er wird noch schlimmer sein als die Türken, die nach Eroberung des Hl. Landes doch die hl. Orte verschonten. Auch die hl. Evangelien und die christlichen Bücher wird der Antichrist, sobald er zur Weltregierung gelangt sein wird, zu verbrennen befehlen; ferner wird er verordnen, daß kein Priester mehr die Hl. Schrift zugunsten Jesu auslegen dürfe (Bellarmin, de rom. Pontif. 3,14).

Dann werden die Anhänger des Antichrists wie Spürhunde in den Kirchen auf die Prediger aufpassen und in die Kirchen, Klöster, Bibliotheken und Häuser, wo sie christliche Bücher vermuten werden, eindringen, die Bücher beschlagnahmen und auf öffentlichen Plätzen verbrennen. (So weissagten auch der hl. Hippolyt und viele Kirchenlehrer.)

Er wird, wie Laktantius sagt, denen, welche die heiligen Bücher freiwillig abliefern, viel Geld ausbezahlen lassen. Warum wird wohl der Antichrist die hl. Evangelien und die christlichen Bücher zu beseitigen suchen? Hauptsächlich wohl aus dem Grund, damit die Priester nicht aus der Hl. Schrift den Beweis von der Gottheit Christi erbringen und nicht nachweisen können, daß der von den Juden als Messias gefeierte und durch Scheinwunder im Orient glänzende Jude, der durch Jahrtausende vorausverkündete Antichrist sei (Lützenburg, Kap. 36).

In den dreieinhalb Jahren, wo der Antichrist Weltkaiser sein wird (siehe Kap. 17), wird er unter Todesstrafe verbieten, die hl. Sakramente zu spenden oder das hl. Meßopfer darzubringen. Dann wird in den christlichen Kirchen des ganzen Erdkreises der christliche Gottesdienst aufhören. Die hl. Messe wird dann höchstens in Wäldern und an verborgenen Orten in größter Stille dargebracht werden, wie es in den ersten Zeiten des Christentums der Fall war (hl. Hippolyt, de consum. saeculi).

Nach der Weissagung des Propheten Daniel wird das tägliche Opfer 1290 Tage hindurch abgeschafft und im Heiligtum der Greuel der Verwüstung sein (Dan 12,11; 11,31). Der Antichrist wird dann befehlen, in der ganzen Welt die christlichen Altäre in den Kirchen zu zerstören sowie die Kruzifixe und Heiligenbilder in den Kirchen und außerhalb der Kirchen zu zerschlagen. Auch wird er die Geistlichen und Ordensleute aus ihren Wohnungen vertreiben lassen.

Dann wird man die Tabernakel mit den hl. Hostien schänden und die Kirchen sowie die Wohnungen der Geistlichen ausplündern. Die wertvollsten Gegenstände aus den Kirchen dürfte sich der Antichrist in seine Residenz nach Jerusalem bringen lassen; auch kann man mit großer Wahrscheinlichkeit annehmen, daß er den babylonischen König Balthasar (Dan 5) nachahmend die hl. Gefäße zum Spott benützen wird (Lützenburg, Kap. 36). Auf die Kirchen wird man dann die Wehklagen aus den Klageliedern des Propheten Jeremias anwenden können.

Die gläubigen Christen wird der Antichrist grausam verfolgen. Der Prophet Daniel sagt: "Er wird die Heiligen des Allerhöchsten (die wahren Verehrer Gottes) aufreiben... und sie werden in seine Hand gegeben werden" (Dan 7,25). "Siehe, dieses Horn führt Krieg wider die Heiligen (= Gläubigen) und war ihnen überlegen" (Dan 7,21) und der hl. Evangelist Johannes sagt: "Ihm (= dem Tier) ward Macht gegeben, Krieg zu führen mit den Heiligen und sie zu überwinden" (Offb 13,7).

Der Antichrist wird die gläubigen Christen zum Abfall zu bringen suchen. Die hl. Hildegard sagt: "Wenn der Antichrist die Christus Treugebliebenen weder durch Schmeicheleien noch durch Drohungen wird gewinnen können, so wird er befehlen, sie durch grausame Martern aufzureiben." Ferner sagt sie: "Der Sohn des Verderbens wird die Menschen zuerst freundlich und sanft zu verführen suchen, bis zu jener Zeit, wo er sie schon grausam zu brechen und niederzubeugen sich anschicken wird" (Schmelzeis, S.376).

Der hl. Augustinus weist darauf hin, daß man in den ersten Verfolgungen zu den Zeiten des Heidentums die Christen mit Gewalt zu den Götzenopfern zwingen wollte; bei den späteren Verfolgungen durch die Irrlehrer bediente man sich der Heuchelei und List. Viel gefährlicher werde die Verfolgung durch den Antichrist sein, denn da werde sich die Gewalt mit der List und Heuchelei verbinden (Aug. in Ps. 9).

Dionysius von Lützenburg erklärt: "Ich darf wohl keck sagen: Nimm die Christenverfolgungen des Kaisers Nero, Domitian, Trajan, Aurelius, Severus, Julian, Maximin, Dezius, Valerian, Gallienus, Diokletian, Maximinian zusammen, so wirst du nicht die halbe Verfolgung durch den Antichrist haben. Warum? Weil der im Antichrist wohnende Luzifer viele neue Marterwerkzeuge erdenken wird, die bis dahin keinem Menschen in den Sinn gekommen sind" (Kap. 40).

Die neuen Folterwerkzeuge werden an Grausamkeit alle bisherigen übertreffen. Die Grausamkeit des Antichrists ist angedeutet in der Apokalypse mit den Worten: "Und das Tier, das ich sah, war einem Panther gleich, seine Füße wie Bärenfüße, sein Mund wie ein Löwenmund" (Offb 13,2). Viele Christen werden sich durch die Flucht zu schützen suchen und sich in Wäldern und Wildnissen verbergen. (Angedeutet in der Apokalypse 12,6; 12,14, wo es heißt, daß die Frau, d.h. die Kirche, in die Wüste floh.) Auch viele Priester werden in die Wildnis eilen, wo sie die Gläubigen trösten und ihnen die hl. Sakramente spenden werden. Nachdem die Verfolgung vorüber sein wird, werden sie wiederkommen, um an der Bekehrung des Volkes zu wirken (Bernh. v. Busto, 2 ros. sermo II).

Viele eifrige Priester und Ordensleute werden in der Einöde oder Wildnis von Gott wunderbar erhalten werden (Th. Malvenda de Antichr. 6, 16). Einige von ihnen aber werden in der Christenheit herumreisen und die Christen zur Standhaftigkeit im Glauben ermahnen und ihr Leben aufopfern (Bernh. v. Busto).

Unter denen, die dem Antichrist widerstehen werden, dürften sich besonders die Benediktinermönche auszeichnen. Der hl. Benedikt soll von der Muttergottes fünf Verheißungen empfangen haben, von denen die beiden ersten lauten: "Der Orden wird bis ans Ende der Welt bestehen. In der letzten Zeit wird er der hl. Kirche die treuesten Dienste leisten und viele im Glauben bestärken.

Ferner wird Gott durch Henoch und Elias in den dreieinhalb Jahren der ärgsten antichristlichen Verfolgung der Christenheit zu Hilfe kommen (siehe Kap. 18). Dann wird auch der Papst in Rom, wie der ehrw. Holzhauser sagt, durch Rundschreiben und Glaubensboten die Gläubigen vor dem Antichrist warnen und vom Abfall abzuhalten suchen. Der Antichrist wird, wie Holzhauser und die Ordensschwester Nativitas erklären, den Papst töten lassen.

Man vermutet, dieser Papst werde wie der hl. Petrus den Kreuzestod sterben; da er in der Malachias-Weissagung Petrus II. genannt wird, dürfte er in seinen Lebensschicksalen mit dem hl. Petrus Ähnlichkeit haben (siehe Spirago, die Malachias- Weissagung, 3. Aufl. S.24). Für die Gerechten wird also die Verfolgung durch den Antichrist eine Gelegenheit sein, sich den Siegeskranz der ewigen Glorie zu erwerben durch Erduldung vieler Widerwärtigkeiten, ja sogar schwerer Martern (hl. Augustinus, de civ. Dei 20, 8). In jener Zeit der Verfolgung wird der Satan die unwürdigen Katholiken wie Spreu aus dem Weizen aussieben, gleichwie er einst den Judas aus der Schar der Apostel ausgesiebt hat (siehe die Worte Christi zu Petrus bei Lk 22,31).

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Kap. 6
Der Antichrist soll das uneheliche Kind einer orientalischen Jüdin und schon von seiner Geburt an ein Wunderkind sein

Die Mutter des Antichrists wird eine Jüdin aus der Gegend von Babylon sein, die ein unsittliches Leben führen und sich vor dem Volk für eine Heilige ausgeben wird. Viele heilige Väter sagen, der Antichrist werde ein Jude sein (hl. Irenäus, hl. Hieronymus, hl. Ambrosius, hl. Augustinus, hl. Gregor d. Gr., hl. Anselm) und in der Gegend von Babylon zur Welt kommen (hl. Hieronymus, hl. Anselm).

Der ehrw. Diener Gottes Barth. Holzhauser sagt, der Antichrist werde jüdischer Herkunft sein, aus dem Stamm Dan. Laut Bernardin von Busto († 1490) haben auch die heidnischen Sibyllen geweissagt, daß am Ende der Welt ein Fürst der Gottlosigkeit aus dem Stamm Dan aufstehen, große Zeichen und Wunder tun werde; er werde ein Meister des Irrtums sein und die Welt verdrehen.

Die hl. Hildegard sagt, die Mutter des Antichrists werde schon als Mädchen in teuflischen Künsten und Lastern bewandert sein; sie werde in der Wüste heranwachsen, indes ihre Eltern sie vermissen, und werde sich dort mit sittenlosen Männern abgeben; sie werde nicht wissen, von welchem Vater sie den Sohn des Verderbens empfangen habe. In der Meinung, ein Engel sei ihr erschienen und habe ihr schändliches Treiben gebilligt, werde sie ihre Unkeuschheit für ein heiliges Werk ansehen. Sie werde behaupten, daß ihr das Kind auf übernatürliche Weise geschenkt worden sei. Vom getäuschten Volk wird sie als Heilige verehrt werden (Schmelzeis, S.378).

Der hl. Johannes von Damaskus sagt, sie werde behaupten, daß sie ohne Zutun eines Mannes Mutter geworden sei. Weiter sagt die hl. Hildegard: "Eine unreine Frau wird einen unreinen Sohn empfangen. Die böse Schlange, die Adam verführt hat, wird jenes Kind derart besitzen, daß nichts Gutes in das Kind eingehen wird, noch eingehen kann." Dionysius von Lützenburg sagt in seiner 1682 herausgegebenen Schrift "Leben des Antichrists":

"Gleichwie der Hl. Geist über der Muttergottes schwebte im Augenblick der Empfängnis Christi und sie mit der Fülle seiner Gottheit durchdrang, so daß ihre Leibesfrucht heilig war, so wird auch der Luzifer im Augenblick der Empfängnis über der Mutter des Antichrists schweben und ihren Leib und ihre Seele mit seiner höllischen Kraft erfüllen, damit ihre Leibesfrucht ganz teuflisch sei.

Daher sagt der hl. Paulus: "Dessen Ankunft geschieht gemäß der Wirkung des Satans" (2 Thess 2,9). Der Satan wird daher auf den Antichrist von seiner Empfängnis Einfluß haben, aber nicht etwa ihn plagen wie einen Besessenen, sondern ihn ganz ruhig regieren, so daß jeder, der den Antichrist sehen wird, von innerlicher Liebe zu ihm angetrieben wird" (Lützenburg, Kap. 8). Auch der hl. Hieronymus sagt: "Der Satan wird Einfluß haben auf alle Kräfte des Antichrists, auf die leiblichen und auf die geistigen, nämlich auf den Willen, den Verstand und das Gedächtnis" (in Dan 7).

Über die Mutter des Antichrists sagt weiter Dionysius von Lützenburg: "Luzifer, der gleichsam der Affe Gottes ist und Gott alles nachmacht, wird dafür sorgen, daß die Empfängnis des Antichrists der Empfängnis Jesu irgendwie ähnlich sei. Deswegen wird er sich eine falsche Jungfrau, eine Heuchlerin, zur Mutter des Antichrists aussuchen (Kap. 8). Luzifer wird sich eine Jungfrau, die in der Zauberei nicht weniger als in der Unzucht bestens erfahren ist und bei allen Juden im höchsten Ansehen steht, zu seinem Werk auserwählen (Kap. 7). Die Mutter des Antichrists wird seit ihrer Kindheit der Zauberei und aller Gottlosigkeit ergeben sein; sie wird sich heilig stellen und behaupten, sie habe göttliche Erscheinungen. Sie wird wegen ihrer vermeintlichen Heiligkeit bei den Juden ein großes Ansehen genießen und sie durch Zauberei betören (Kap. 10).

Die hl. Birgitta sagt: "Wie aus einer geistigen Ehe Kinder Gottes geboren werden, so wird der Antichrist von einer verfluchten Frau abstammen, die vorgibt, ein geistiges Leben zu führen, und von einem verfluchten Mann, von denen mit Zulassung Gottes der Teufel sein Werk gestalten wird" (Klarus, hl. Birgitta, 1888 Regensburg, III. S.168).

Der Dichter Friedr. Wilh. Helle stellt der unbefleckten, makellosen Empfängnis der Mutter des Sohnes Gottes die makelreichste, lasterhafte Empfängnis der Mutter des Antichrists gegenüber und bemerkt: "Des Antichrists Mutter ist eine Dirne von Jugend an; der Teufel machte sie so schlecht als möglich. Sie wird sich angeblich in der Nähe des toten Meeres aufhalten. Der Teufel wird ihr huldigen und sie eine Königin nennen, weil ihr Sohn der Weltenherr und Jerusalem seine Herrscherstadt sein wird" (Gottesminne 1904, S.38 u. 147).

Der hl. Gregor der Große erklärt: "Die Mutter des Antichrists wird vor der Geburt des Kindes die Ankunft des Messias ankündigen, durch den der Menschheit großes Heil widerfahren wird" (23, 15). Über den Vater des Antichrists sagt Helle, er werde ein "Mietling" sein, der zuvor Mohammedaner war und dann zum Christentum übergetreten ist (S.380). Auch die Offenbarung von La Salette läßt auf einen "Mietling" schließen. (Siehe: La Salette und die nächste Zukunft, 1921, S.14.) ("Mietling" meint ein untreuer Hirte. Es könnte somit auch auf einen abgefallenen Bischof hindeuten.)

Daß der Antichrist ein Wunderkind sein wird, behauptet die Ordensschwester Nativitas (1731-1798) von Fugères in der Bretagne, deren Offenbarungen von französischen und englischen Bischöfen zur Förderung des Seelenheiles zu lesen sehr empfohlen wurden; sie sagt vom Antichrist: "Noch ehe er zehn Jahre alt sein wird, wird er schon mächtiger und gelehrter sein als andere und durch in die Augen springende Handlungen mehr Geist, Mut und Geschick an den Tag legen als andere. Die Fülle seiner Macht wird er erst im 30. Jahr entfalten, wo seine größten Heldentaten beginnen werden" (Hartmann, Leben und Offenbarung der Schwester von der Geburt, 1865 Heiligenstadt, S.807).

Die hl. Birgitta erklärte: "Luzifer wird den Antichrist schon vor seiner Geburt in Besitz nehmen, weshalb er schon als Wunderkind zur Welt kommen wird" (Offb 67). Der Kapuzinerprediger Dionysius von Lützenburg sagt: "Da das Leben des Antichrists durch teuflischen Einfluß eine Nachäffung des Lebens Christi sein wird, so wird ohne Zweifel auch schon bei seiner Geburt irgendwelches teuflische Wunderzeichen geschehen, da ja auch bei der Geburt Christi ein Licht auf Bethlehems Fluren erglänzte und ein wunderbarer Stern am Himmel erschien. Teuflische Wunderzeichen werden übrigens den Antichrist stets begleiten, gleichwie der Schatten dem Leib zu folgen pflegt (Kap. 11). Der Antichrist wird auch in seiner Jugend den Eindruck eines Wunderkindes machen.

Dionysius von Lützenburg sagt (Kap. 12) aufgrund der Aussprüche verschiedener Schriftsteller (Malvenda, hl. Anselm u.a.), daß der Antichrist ein Genie sein und große natürliche Gaben besitzen werde, vor allem einen eminenten Verstand und eine unbeschreibliche Rednergabe. Die besten Redner aller Zeiten werden angeblich ihm gegenüber nur Stümper sein; er wird sich ihnen gegenüber wie ein Riese unter Zwergen ausnehmen. Seine Beredsamkeit scheint angedeutet in der Hl. Schrift (Offb 13,2-6). Er wird die verschiedenen Wissenschaften und Sprachen (hebräisch, arabisch, chaldäisch, griechisch, lateinisch und die modernen Sprachen) sehr leicht erlernen, so daß sich die Rabbiner sehr verwundern werden.

Die Hl. Schrift wird er fast auswendig wissen (hl. Anselm), ebenso den Talmud und den Koran (Malvenda). Die verschiedenen philosophischen Systeme, die Aussprüche der Weltweisen, die Grundsätze der verschiedenen Religionen, also auch die Dogmen der kath. Kirche wird er sehr gut kennen. In allen möglichen Künsten wird er große Fortschritte machen, gleichwie er auch in die Geheimnisse der Magie und Zauberei eingeweiht sein wird. Äußerlich wird er desgleichen in jeder Beziehung imponieren, namentlich dann seine schöne Gestalt und sein einnehmendes Antlitz. Jedermann wird daher vermuten, das Kind sei mehr als ein gewöhnlicher Mensch. Schon mit sechs oder sieben Jahren wird er ein großes Ansehen genießen (Lützenburg, Kap. 12).

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Kap. 7
Der Antichrist wird im Alter von etwa 30 Jahren im Orient als Glaubensprediger auftreten und dann auch als Krieger

Der ehrw. Diener Gottes Bartholomäus Holzhauser erklärte, der Antichrist werde in einem Land aufstehen, das zwischen nahen Meeren liegt, und seine Tyrannei im Orient ausüben. Über die Jugend des Antichrists sagt die hl. Hildegard, seine Mutter werde ihn nur sehr selten den Menschen zeigen und unter gewissen Zauberkünsten bewirken, daß er vom Volk geliebt werde. Er wird an verschiedenen geheimen Orten aufgezogen und bis zu seinem Vollalter verborgen gehalten werden. Bis er dann zum vollen Mannesalter herangewachsen sein wird, wird er öffentlich eine religionsfeindliche Lehre verkünden.

"Er wird seinen Mund öffnen zur Lehre des Widerspruchs" (Schmelzeis, hl. Hildegard, S.409). Er wird sagen, Jesus von Nazareth sei nicht der menschgewordene Sohn Gottes, sondern ein Betrüger, der sich für Gott ausgegeben hat (hl. Cyrill v. Jer., cat. 15), und die von ihm gegründete Kirche lehre Aberglauben. Der wahre Christus sei in seiner Person gekommen. Er wird sagen: "Salvator mundi ego sum. - Der Erlöser der Welt bin ich" (Schmelzeis, S.378). Insbesondere wird er die Juden zu überzeugen suchen, daß er der von Gott gesandte Messias sei (Suarez). Die Juden werden ihn auch als solchen anerkennen (siehe Kap. 11).

Seine Glaubenslehren werden (nach Dionysius von Lützenburg) der jüdischen Religion entnommen sein und sich scheinbar von den Grundlehren des Christentums nicht viel unterscheiden. Denn er wird lehren, daß es einen Gott gibt, der die Welt erschaffen hat, der allwissend ist und selbst die Gedanken der Menschen kennt, der gerecht ist und die Befolger seiner Gebote belohnen und die Übertreter bestrafen wird, und der dereinst alle Menschen von den Toten auferwecken wird. Dieser Gott hat durch Moses und die Propheten geredet, weshalb die Vorschriften des mosaischen Gesetzes zu erfüllen sind, insbesondere die Beschneidung und die Sabbatheiligung (Lützenburg, Kap. 27). Durch seine Sittenlehre aber wird er alle bestehende Ordnung auf Erden umzukehren suchen. Deswegen heißt er in der Hl. Schrift (in der Septuaginta) der "Gesetzlose" (2 Thess 2,4).

Daniel sagt: "Er wird meinen, Zeit und Gesetz ändern zu können" (Dan 7,25). Er wird alle Gesetze, Sitten und religiöse Einrichtungen verwerfen und, um die Welt an sich zu locken, vollkommene Freiheit von allen göttlichen und kirchlichen Geboten gewähren und jedermann nach seinen Leidenschaften leben lassen. Dadurch wird er vor den Völkern als Befreier vom Joch, als Welt- und Volksbeglücker dastehen wollen. Die Religion wird er bequem machen. Er wird sagen, man nicht zu fasten brauche und sich durch Entsagung das Leben zu verbittern, wie es die Leute in den früheren Zeiten getan haben, wo sie angeblich von der Güte Gottes noch keinen Begriff hatten. Es genüge, wenn sie Gott lieben. Er wird die Leute nach Herzenslust schmausen lassen, so daß diese die unglücklichen Menschen der früheren Jahrhunderte bedauern werden, die sich durch Entsagung und Fasten das Leben verbittert haben (hl. Hildegard).

Es ist wohl auch anzunehmen, daß der Antichrist der freien Liebe das Wort reden und die heiligsten Bande des Familienlebens zerreißen wird. "Er wird alles Heilige verachten und die Gnadenmittel der Kirche mit teuflischem Spott begeifern" (hl. Hildegard). Er wird die Demut verdammen und hochmütige und grausame Lehren verbreiten. Er wird das, was Gott im Alten und Neuen Testament hat lehren lassen, niederreißen und behaupten, Sünde und Laster seien keine Sünden und keine Laster. Kurz er wird den Weg zur Hölle für den Weg zum Himmel ausgeben. (Diese Schilderung ist der hl. Hildegard entnommen). Mit Recht sagt Wilh. Faber: "Die Zeit des Antichrists wird also eine Zeit der tyrannisten Verweltlichung sein (Schöpfer und Geschöpf, 1858 Regensburg).

Es wird dem Antichrist leicht möglich sein, gegen das Christentum aufzutreten und die Welt zu betören, weil um diese Zeit die Menschheit ganz gottlos sein wird. Bernhard von Busto sagt: "Schon um jene Zeit, wo der Antichrist gegen 20 Jahre alt sein wird, wird die ganze Welt vom Glauben abgewichen sein." Auch der hl. Gregor d. Gr. meint, daß zu jener Zeit die meisten Menschen der Gottlosigkeit oder der Ketzerei verfallen und allen erdenklichen Lastern ergeben sein werden.

Laktantius Firmianus sagt, daß schon zu jener Zeit, in welche die Jugend des Antichrists fallen wird, alle Gerechtigkeit auf Erden geschwunden sein wird; man wird weder Gesetz noch Ordnung noch Zucht kennen. Fast jeder Mensch wird etwas besitzen, was er heimlich an sich gebracht hat. Nur Gottlosigkeit, Geiz, Begierlichkeit und Geilheit wird die Welt beherrschen. Außerdem werden sich alle Nationen untereinander verfolgen und bekriegen. Der ganze Erdboden wird einer Mord- und Räuberhöhle gleich verstört und beunruhigt sein (Lact. 7,15 f.). Sogar die Seelenhirten werden den Wölfen gleichen, den Gottesdienst vergessen und mit Frauen leben (Thomas Malvenda).

Der hl. Papst Gregor der Große sagt: "Die Kirchen werden um diese Zeit öde und verlassen sein wie verfallene Scheunen; die Seelsorger werden sich um ihre Schäflein wenig kümmern." Auch die frommen Leute werden sehr dünn gesät sein. Die hl. Kirchenväter (hl. Cyrill v. Jer., hl. Ephräm, hl. Gregor Naz., hl. Chrysostomus u.a.) finden nicht Worte genug, um den schlechten Zustand der Welt zu beschreiben, in der sie der zur Regierung kommende Antichrist finden wird.

Die Ordensschwester Nativitas († 1798) erklärte auch: "Wenn sich die Zeit, wo der Antichrist regieren wird, nähern wird, wird eine falsche Religion entstehen, welche der Einheit Gottes und seiner Kirche zuwider sein wird. Die Ketzerei wird eine derartige Verheerung anrichten, wie man zuvor noch keine gesehen hat." (Hartmann, Leben u. Offb. der Schwester von der Geburt, S.780.) Je mehr sich die Zeit der Regierung des Antichrists und das Weltende nähern werden, desto mehr werden sich auf Erden die Finsternisse des Satans verbreiten. Je näher man dem Weltende kommen wird, desto mehr wird sich die Zahl der Kinder des Verderbens mehren, dagegen wird im umgekehrten Verhältnis die Zahl der Gerechten abnehmen (ebenda S.784).

Auch als Krieger wird der Antichrist im Orient auftreten, seinem Vorbild Mohammed gleichend. Die Sr. Nativitas sagt: "Der Antichrist, der in der Kriegskunst vollkommen erfahren sein wird, wird ein unüberwindlicher Herrscher werden" (Hartmann, S.807). Die sel. Anna Kath. Emmerich erwähnt eine große Schlacht mit dem Antichrist, die gegen Weltende bei der Stadt Megiddo im nördlichen Israel stattfinden soll. (Siehe Kap. 17)

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Kap. 8
Der Antichrist wird dem Charakter nach der schlechteste Mensch sein, der je gelebt hat

Er wird schon von Geburt zu allen Schlechtigkeiten hinneigen. "Luzifer wird ihm bereits im Augenblick seiner Empfängnis die höllische Neigung zu allem Bösen einflößen, als ob nicht ein Mensch, sondern der Teufel sein Vater wäre. Gleichwie in Christus die Fülle der Kraft des Heiligen Geistes gewesen ist, so wird im Antichrist alle höllische Kraft und Stärke vereint sein" (Lützenburg, Kap. 8). Überdies wird der Antichrist durch seine Mutter vollständig verdorben werden, von der er ohnehin schon den Hang zur Gottlosigkeit und Zauberei ererbt haben wird.

Schon in seiner Jugend wird er (lt. Tertulian und hl. Irenäus) einen Bund oder Vertrag mit dem Teufel schließen und mit einem Eidschwur bekräftigen, gleichwie es angeblich seit jeher Zauberer getan haben. Die Folge davon wird sein, daß ihn nun sein hl. Schutzengel, den er (laut hl. Hieronymus und hl. Antonin) bis dahin hatte, verlassen wird. Von diesem Zeitpunkt an wird sich das Gewissen des Antichrists auch bei den größten Lastern nicht mehr rühren (Lützenburg, Kap. 12).

So wird es kommen, daß er schließlich "unverschämten Angesichtes" (Dan 8,23) öffentlich auftreten wird. Er wird daher, wie der hl. Thomas von Aquin sagt, dem Charakter nach die "vollendete Bosheit" sein, also von den schlechtesten Menschen der allerschlechteste. Thomas Malvenda sagt: "Alle Bösewichte, die vor ihm gelebt haben, wird er an Gottlosigkeit übertreffen."

Viele Heilige (hl. Hier., hl. Chrys., hl. Aug. u.a.) behaupten, der Antichrist werde durch den Einfluß so verschlagen und durchtrieben sein, daß man es unmöglich beschreiben kann. Vor allem wird er als Meister in der Verstellungskunst die bewunderungswürdige Geschicklichkeit besitzen, seine Verbrechen zu verbergen (hl. Cyrill v. Jer., cat. 15). Was Hochmut anbelangt, wird der Antichrist dem Luzifer nicht nachstehen. Manche meinen, er werde in der Hl. Schrift wiederholt mit "Tier" bezeichnet wegen seiner viehischen Triebe (Unsittlichkeit), die er sicherlich von seiner Mutter ererbt haben wird. Er "wird den Weibern nachjagen" (Dan 11,37). Lützenburg sagt, er werde viele Frauen zu sich nehmen, besonders Töchter von Königen und sie in einem Frauengemach halten, während seine eigentliche Frau eine Jüdin sein wird (Kap. 21).

Der hl. Hieronymus meint, an seinem Hof wird des Essens und Trinkens, des Schlemmens und Prassens, des Tanzens und Springens kein Ziel und kein Maß sein. (In Dan 11.) Der Antichrist wird, wie der hl. Gregor d. Gr. sagt, das Haupt aller Heuchler sein. Er wird alle möglichen Tugenden heucheln: Frömmigkeit, Ehrbarkeit, Aufrichtigkeit, Gutherzigkeit, Heiligkeit, wodurch er die Herzen aller Juden an sich ziehen wird (Lützenburg, Kap. 12). Insbesondere wird er große Liebenswürdigkeit und Güte heucheln um sich das Vertrauen der Menschen zu erwerben (hl. Cyrill v. Jer.).

Hierin wird er dem Teufel ähnlich sein, der gern als ein "Engel des Lichtes" auftritt und da viel gefährlicher wird, als wenn er sich in seiner wahren Gestalt zeigt "als brüllender Löwe, der umhergeht und sucht, wen er verschlingen könne" (1 Petr 5,8). Durch seine Hinterlist, mit der sich der Antichrist überall beliebt machen wird, wird er sich den Weg zum Thron ebnen (hl. Ephräm).

"Wenn er aber einmal zur Macht gelangt sein wird, wird er ein hochmütiges Wesen spüren lassen (hl. Ephräm) und wird beginnen, die Menschen grausam zu behandeln und unterdrücken (hl. Hildegard). Er wird dann über alle Maßen keck und unverschämt sein, so daß Daniels Worte "König eines unverschämten Angesichtes" (Dan 8,23) auf ihn passen werden. Dann werden die Worte Jobs Wahrheit: "Gott macht, daß wegen des Volkes Sünden ein Heuchler regiert" (Job 34,30)

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Kap. 9
Vor dem Antichrist werden die Apostel
der letzten Zeit auftreten

Die Apostel der letzten Zeiten werden wahrscheinlich heiligmäßige und apostolisch wirkende Missionare sein, welche die Aufgabe haben, das religiöse Leben im Volk zu heben und die bevorstehende Ankunft des Antichrists anzukündigen.

Der hl. Franz von Paula nennt sie Kreuzritter. Er schrieb am 13. Aug. 1469 an Simon von Limena, Herrn von Montalti, einen Brief, worin er den großen Monarchen, der in der Endperiode der Welt kommen soll, erwähnte und beifügte: " Es wird dann ein neuer Orden gegründet werden, der der Cruciferi (Kreuzträger), weil dessen Mitglieder auf ihren Fahnen das Kreuz haben werden. Dieser Orden wird aus drei Gruppen bestehen. Die erste Gruppe sind bewaffnete Reiter, die zweite Gruppe Priester und die dritte Pfleger. Die Kreuzritter werden die Mohammedaner, die Irrlehrer und die schlechten Christen Christus zuführen" (Cornelius a Lapide in Apok. 17,17). Dieser Orden sollte nach dem hl. Franz von Paula der letzte religiöse Orden sein, der in der Kirche entstehen wird.

Auch die Muttergottes erwähnte in La Salette am 19. Sept. 1846 in ihrem Geheimnis an Mélanie "die Apostel der letzten Zeiten" und übergab später der Mélanie eine Regel für diese Apostel. Papst Leo XIII. sandte 1878 die genannte Seherin auf den hl. Berg von La Salette, damit sie dort den von der Muttergottes gewünschten Orden gründe; doch traten Hindernisse ein, so daß der Orden nicht gegründet wurde. (Parent, Le Secret complet de La Salette, 1902, S.85.)

Auch Frau Marie Mesmin in Bordeaux, die jahrelang eine weinende und jüngst Wohlgerüche verbreitende Statue der Muttergottes besaß, teilte die seligste Jungfrau, als sie ihr fünfzehnmal in der Rosenkranzkapelle der Notre Dame Kirche in Bordeaux erschien (1909), die Regel für die Apostel der letzten Zeiten mit und eine Regel für die Waisenhäuser, worin jene Apostel herangebildet werden sollen. Diese zwei Regeln, durch die für eine neue Zukunft der Welt das Fundament gelegt werden und eine Erneuerung der Dinge herbeigeführt werden soll, sollte Frau Marie Mesmin der Kirche vorlegen. (Josef Serre, Le Prodige de Bordeaux, Selbstverlag Lyon Saint-Claire, S.6.)

Vielleicht beziehen sich auf die Apostel der letzten Zeiten auch die Worte Christi zur Nonne Benigna Consolata Ferrero († 1916) aus dem Kloster von Como in Italien: "Ich will, daß die menschliche Gesellschaft neu erstehe und diese Auferstehung soll das Werk meiner Liebe sein... Die Welt eilt dem Abgrund zu, aber ich werde sie durch eine kleine Schar großmütiger Seelen, die unter meiner Leitung kämpfen werden, in ihrem schwindelnden Lauf aufhalten. (Siehe "Vademecum, Fribourg, 1920.)

Der Vorläufer wird, wie Holzhauser sagt, die Ankunft des Antichrists, des angeblich kommenden Messias, ankündigen und in einem Land auftreten, das nahe am Meer liegt. Der hl. Irenäus, Bischof von Lyon († 202) sagt, der Vorläufer des Antichrists werde den Juden in der ganzen Welt die Ankunft ihres Messias offenbaren und sie auffordern, zu ihm zu reisen (Adv. haer. 5,28). Der Vorläufer wird die Menschen sogar zur Anbetung des Antichrists verführen, besonders durch Scheinwunder.

Der hl. Evangelist Johannes sagt: "Er machte, daß die Erde und ihre Bewohner das erste Tier (den Antichrist) anbeten" (Offb 13,12). "Er sagte den Bewohnern der Erde, daß sie sich ein Bild von dem Tier (Antichrist) machen sollten." "Er verführte die Bewohner der Erde durch Zeichen, die ihm zu tun gegeben sind" (Offb 13,14). "Und es (das Tier, nämlich der Lügenprophet) tat große Zeichen, so daß es sogar vor den Augen der Menschen Feuer vom Himmel auf die Erde fallen läßt" (Offb 13,13). Dadurch wird also der Vorläufer den hl. Propheten Elias nachäffen, auf dessen Wort ebenfalls Feuer vom Himmel herabfiel (2 Kg 1,10). Der Lügenprophet wird viele Apostel in die Welt aussenden. Der hl. Papst Gregor d. Gr. erklärt, ein ganzes Heer von Priestern werde dem Antichrist die Bahn brechen (lib. 5,18; lib. 9,68). Die hl. Hildegard sagt: "Falsche Lehrer werden die Irrtümer des Antichrists offen und frei verkünden. Dann wird die Ungewißheit im christlichen Glauben so groß sein, daß die Menschen in Zweifel geraten werden, wen sie als Gott anerkennen sollen."

Auch die Sr. Mechthild (13. Jh.) sagt, daß zur Zeit des Antichrists ein Predigerorden seine Wirksamkeit entfalten werde. Sie beschreibt dessen Mitglieder folgenderweise: “Sie tragen ein zweifaches Kleid; das untere ist weiß und das obere rot und von einem Gürtel umschlungen. Bart und Haare tragen sie ungeschoren. Sie gehen barfuß, außer wenn Frost herrscht; da tragen sie rote Fußbekleidung mit weißen Riemen. Sie haben keine eigene Wohnung, sondern sind überall Gäste, Sie haben keinen Besitz und dürfen Gold und Silber nicht behalten. Jeder von ihnen trägt überall, wo er sich befinden mag, einen Stab, der weiß und rot gefärbt ist und eine spannlange Krücke hat. Auf der einen Seite des Stabes ist das Leiden Christi, auf der anderen dessen Himmelfahrt dargestellt. Sie tragen den Stab stets vor sich umher wie ein Kreuz.

Auf weiten Wegen können sie einen Esel mitführen, den sie auch reiten dürfen. Sie sollen essen und trinken, was man ihnen gibt, außer Fleisch. Wenn man ihnen kein Brot gibt, sollen sie demütig darum bitten. Die Leute werden ihnen, wenn sie ihr heiliges Leben bemerken werden, willig alles geben, was zum Lebensunterhalt notwendig ist, sowohl Nahrung als auch Kleidung. Sie sollen bei keiner Witwe Herberge nehmen. Kein Mitglied soll jünger sein als 24 Jahre; sie sollen gesund sein und höhere Studien gemacht haben; sie sollen Priester, Beichtväter und gute Prediger sein. Wohin sie kommen, ist ihnen erlaubt, hl. Messe zu lesen, zu predigen und Beicht zu hören. Sie werden 30 Jahre lang in Frieden tätig sein; dann kommt der Antichrist.

Dieser wird durch bodenlos falsche List und mit Gold und Edelsteinen auf die weltlichen Fürsten Einfluß erlangen. Diese werden ihn für ihren Herrn und Gott ansehen. Sobald der Antichrist zur Weltherrschaft kommt, werden die Mitglieder schon mit Lebensgefahr ihr Amt verwalten.

Viele von jenen Menschen, mit denen diese frommen Leute verkehrt hatten, werden als hl. Märtyrer sterben. Manche Juden und Heiden werden von diesen Brüdern die hl. Taufe empfangen, was den Antichrist sehr ärgern wird; er wird streng verbieten, die Predigt dieser Brüder anzuhören. Sobald die Boten des Antichrists eintreffen, werden sie zuerst diese heiligen Prediger durchbohren. Aufgespießt werden sie diese Prediger herumtragen und sie aller Welt zeigen. Die Bösen werden lachen, die Guten weinen. Die Anhänger dieser hl. Männer wird man einfangen, ihnen die Augen verbinden und sie geißeln; dann wird man ihnen den Kopf abschlagen und sie ins Wasser werfen. Oder man wird sie auf dem Feld martern. (Morel, Offenbarung der Schwester Mechtildis v. Magdeburg, Regensburg 1869, S.208 f.)

Auch der hl. Vinzenz Ferrer (1350-1419) hat die Apostel der letzten Zeiten angekündigt; er erklärte, daß apostolische Männer kommen werden, arm, einfältig, sanftmütig und demütig, die nichts anderes auf ihren Lippen haben als Jesus den Gekreuzigten, die sich selbst vergessen, indem sie ununterbrochen die Ehre Gottes und der Heiligen im Auge haben.

Der hl. Ludwig Maria Grignion von Montfort (1673-1716), apostolischer Missionar in Frankreich und großer Verehrer der Muttergottes, prophezeite: "Die Bildung und Erziehung der großen Heiligen, die gegen das Ende der Welt auftreten werden, ist der Muttergottes vorbehalten. Diese großen Heiligen werden an Heiligkeit die Mehrzahl der anderen Heiligen übertreffen wie die Zedern des Libanon die niedrige Staude übertrifft. Diese großen Seelen, voll Gnade und Seeleneifer, werden erwählt, um sich den Feinden Gottes, die sich überall regen werden, zu widersetzen. Mit ihrem Wort und ihrem Beispiel werden diese Heiligen die ganze Welt zur wahren Verehrung Mariens bringen. Dies wird ihnen viele Feinde zuziehen, wird ihnen aber auch viel Segen eintragen" (Curicque, S.82 f.).

Die Mitteilung, daß die Muttergottes diese großen Heiligen erziehen werde, steht auffallenderweise im Einklang mit folgenden zwei Tatsachen: Der Seherin von La Salette, Mélanie, und der Frau Marie Mesmin in Bordeaux hat die Muttergottes in einer Regel für die Apostel der letzten Zeiten mitgeteilt, damit von ihnen diese Regel der kirchlichen Behörde vorgelegt werde.

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Kap. 10
Der Antichrist wird wie Christus einen Vorläufer haben

Wie Christus einen Vorläufer oder Wegbereiter hatte, nämlich Johannes den Täufer, so wird auch der Antichrist einen solchen haben. Der Vorläufer des Antichrists wird in der Hl. Schrift und zwar an mehreren Stellen der Apokalypse erwähnt: Offb 13,11f.; 16,13; 19,20; 20,10. Er heißt dort der falsche Prophet oder Lügenprophet, offenbar deswegen, weil er nicht heilig und aufrichtig, sondern gottlos und falsch sein wird, also ganz so wie der Antichrist selbst.

Vom Lügenprophet heißt es auch: "Es (das Tier) hatte zwei Hörner gleich einem Widder, redete aber wie der Drache" (Offb 13,11). Damit ist auf seine Ähnlichkeit mit der Schlange im Paradies, also auf seine Falschheit, angespielt. Der Vorläufer des Antichrists wird auch ein Tier genannt, das aus der Erde aufsteigt (Offb
13,11), offenbar wegen seiner irdischen (tierischen) Gesinnung und seiner Sinnlichkeit schmeichelnden Lehre. Manche vermuten, der Vorläufer des Antichrists werde ein abgefallener Bischof und angesehener Kirchenfürst sein, weil es heißt, er habe zwei Hörner wie ein Widder; und er werde wahrscheinlich als Gegenpapst auftreten und in der Christenheit Verwirrung anrichten. Die zwei Hörner bedeuten nämlich nach Holzhauser die geistliche und weltliche Gewalt, die der Papst nach der von der sel. Anna Maria Taigi vorausgesagten Wiederherstellung des Kirchenstaates neuerdings in sich vereinigen würde.

P. Houchedé sagt, dieser falsche Prophet werde weder ein König noch irgendein Fürst, sondern ein hervorragender Apostat sein, der mit der Würde eines Bischofs bekleidet ist. Aus einem Apostel des Evangeliums werde er der Hauptverkünder des falschen Messias werden. (Lehre vom Antichrist, Innsbruck 1878, S.24.)

Die Dominikanerin Rosa Colomba Asdente (1781-1847) von Taggia in Piemont (Italien), die viel geweissagt hat, was bereits genau eingetroffen ist, und deren Weissagungen im bischöflichen Archiv in Ventimiglia aufbewahrt sind, hat folgendes prophezeit: "Ein großer Feind der Kirche und Vorläufer des Antichrists wird sich den Titel "Erlöser" beilegen. Um diesen Vorläufer des Antichrists werden sich viele Irrlehrer vereinigen und ihren kirchenfeindlichen Grundsätzen mit dem Dolch Nachdruck geben. Ihre Verschlagenheit wird so groß sein, daß es ihnen sogar gelingen wird, rechtdenkende Männer an sich zu ziehen. Die Bischöfe im allgemeinen werden feststehen; kaum einer wird im Glauben wanken, aber alle werden wegen ihres Mutes und ihrer Treue gegen die hl. Kirche viel zu erdulden haben. (Curicque, Prophet. Stimmen, Luxemburg 1871, S.191.)

Die französische Sr. Nativitas (1731-1798), Klarissin in Fougères, weissagte ähnlich: "Ich sehe, daß bei Annäherung der letzten Ankunft Christi ein schlechter Priester der Kirche großes Leid bereiten wird." (Hartmann, Leben und Offenbarung der Schwester von der Geburt, S.754.)

Bemerkenswert ist die Prophezeiung der hl. Hildegard († 1179): "Die römische Kirche wird durch ein fürchterliches Schisma zerrissen werden, so daß alles zur Aufnahme des Antichrists vorbereitet werden wird."

In der Hl. Schrift ist angedeutet, daß der Antichrist zwei hervorragende Helfershelfer haben werde, nämlich den Satan und dann den Lügenprophet. In der Apokalypse heißt es: "Ich sah aus dem Mund des Drachen und aus dem Mund des Tieres und aus dem Mund des falschen Propheten drei unreine Geister hervorgehen wie Frösche" (Offb 16,13). Drache, Tier und falscher Prophet sind der Satan, der Antichrist, der Lügenprophet. Also wie bei der Erlösung drei göttliche Personen wirkten, so werden auch im Geheimnis der Bosheit drei zusammenwirken: Der Satan, der Antichrist und der falsche Prophet.

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Kap. 11
Der Antichrist wird zunächst König der Juden werden

Daniel sagt: "Heimlich wird er sich einschleichen und sein Reich durch List erlangen" (Dan 11,21). Wie eine Katze, wenn sie auf Fang ausgeht, sehr vorsichtig und leise auftritt, und sich bückt, dann aber, wenn sie bereits der Beute sicher zu sein hofft, einen Sprung macht und sie mit den Tatzen niederschlägt und sich mit den spitzigen Zähnen verbeißt, ebenso wird der Antichrist zu Beginn seines Auftretens zu Werke gehen. Er wird also nicht mit der Tür ins Haus fallen, etwa um die königliche Würde bewerben oder mit Waffengewalt diese zu erlangen suchen, sondern er wird als listiger Heuchler und Schlaukopf, der Schlange im Paradies gleichend, zunächst das Vertrauen und die Herzen des arglosen Volkes zu gewinnen suchen.

Der hl. Bischof und Märtyrer Methodius, der im 4. Jh. lebte, hat vorausgesagt: "Der Antichrist wird anfänglich gegen alle Menschen freundlich und leutselig und gegen die Armen barmherzig sein. Er wird den Reichtum nicht lieben, sondern alles Gold und Silber den Armen schenken. Er wird friedsam sein, und wenn zwei sich zanken, wird er sie zu versöhnen suchen. Er wird eingezogen und sittsam sein, die Unzucht und den Ehebruch verwerfen. Er wird jede Ungerechtigkeit hassen und Ehrabschneidung nicht anhören wollen. Er wird Götzendienst nicht dulden, Ehrfurcht zeigen gegen die Hl. Schrift; die Priester wird er ehren und das Alter achten. Dies alles wird er aus tückischer Verschlagenheit tun, damit er die Menschen an sich ziehe" (Lützenburg, 14. Kap.).

Der hl. Anselm sagt: "Der Antichrist wird durch seine große Freigiebigkeit und sein Mitleid die Herzen der Juden an sich ziehen, so daß sie ihn an allen Enden der Welt als einen Halbgott preisen werden." Er wird den Juden mit trauriger Miene klagen, wie schlecht es jetzt in der Welt zugeht, und wie höchst notwendig es sei, daß Gott einen König erwecke, der die Welt durch seine Geschicklichkeit zum wahren Dienst Gottes wieder zurückführe. Er wird vor allen Leuten mit aufgehobenen Händen zu Gott flehen, auf daß er bald einen solchen König sende, der die armen Untertanen aus den Händen der Tyrannen befreie und die ganze Welt wieder in den früheren glückseligen Zustand versetze (Malvenda).

Die Juden werden dann untereinander sprechen: "In unserem ganzen Geschlecht ist kein so guter, gerechter und weiser Mensch zu finden wie dieser. Er wäre sicher imstande, uns von allem Elend zu erlösen." Die Juden werden ihm dann nach vorausgegangenen öffentlichen Beratungen die Königskrone antragen. Doch der Antichrist wird sich weigern, aber nur aus dem Grund, damit man ihn desto mehr bitte (so die hl. Hippolyt und hl. Ephräm).

Es werden dann auch die Angehörigen anderer Völker, wie Türken, Tartaren, sogar Christen zu ihm kommen und ihn bitten, er möchte die königliche Würde annehmen. (So sagt der hl. Märtyrer Methodius.)

Schließlich werden die Vertreter der Juden, Türken und anderer Völker ihm eine kostbare Krone bringen und ein königliches Kleid; sie werden ihm das Kleid anziehen, die Krone aufs Haupt setzen und ein Zepter in seine Hand drücken und ihn zu ihrem freiwillig erwählten Königerklären (Malvenda).

Seine erste Sorge wird sein, ein gewaltiges Kriegsheer zusammenzustellen, Waffen anzufertigen und Lebensmittel in Magazinen anzuhäufen. Nicht ohne teuflisches Zutun wird ein gewaltiger Zulauf von Soldaten eintreten. Der hl. Hieronymus und andere hl. Väter sagen, der Antichrist werde zunächst in Babylon seine Residenz aufschlagen und sich dort einen königlichen Palast erbauen lassen. Dann werden sehr viele Juden, die in der Welt zerstreut leben, alsbald nach Babylon übersiedeln. Die Könige der Welt, die von der Krönung eines Königs der Juden und der Gründung seines neuen Königreiches erfahren werden, werden lachen und dieses "kleine Horn" (Dan 7,8) gar nicht beachten.

Allen Abgesandten der verschiedenen ihm umliegenden Völker, die von ihren Fürsten bedrückt werden und den Antichristen bitten, er möge sie vom tyrannischen Joch befreien, wird er sagen, er sei gekommen, sie zu erlösen und die ganze Welt zur Gerechtigkeit und Gottesfurcht zu zwingen (Lützenburg, Kap. 14).

Mit der Zeit wird sich der Antichrist auch für den Messias der Juden ausgeben. Die Juden werden also die ersten sein, die dem Antichrist anhangen werden; sie, die dereinst den wahren Messias verworfen und der Wahrheit nicht geglaubt haben, werden jetzt der Lüge glauben (siehe 2 Thess 2,9). Mit Recht hat also Christus zu den Juden gesagt: "Ich bin im Namen meines Vaters gekommen und ihr nehmt mich nicht auf; wenn ein anderer aber in seinem eigenen Namen kommen wird, den werdet ihr aufnehmen" (Jo 5,43).

Man vermutet, daß der Antichrist auch die Herrschaft des Islam wiederherstellen werde. Gegen das Ende der Welt soll ein großer Monarch kommen, der ein Nachkomme Ludwigs IX. des Heiligen sein und unter anderem das türkische Reich zerstören wird. So weissagte der hl. Franz von Paula († 1508) und auch andere Seher. (Siehe das Buch: Der kommende große Monarch.) Die vom großen Monarchen gebrochene Herrschaft des Islam soll der Antichrist wieder herstellen.

Bemerkenswert ist folgende türkische Weissagung aus dem 15. Jh.: "Wenn die Auferstehung naht, werden zehn Zeichen geschehen. In der Zeit, da die Moslem seiner bedürfen, wird der Mahdi (Antichrist) kommen und die zerstörten Orte wieder aufbauen. Vorher aber müssen unter den Menschen viele Übeltaten zur Erscheinung kommen. Die Moscheen werden zahlreich sein, aber wenige werden darin beten, und die darin beten, werden ohne Andacht sein. Die Frauen werden wie die Männer auf Pferden reiten; sie werden in die Basare gehen und bei den Fremden Einkäufe machen, Wein trinken und haufenweise auf der Straße herumgehen. Man wird angesehene hohe Gebäude errichten. Schließlich werden die Beni Asser (die Europäer) kommen und Rum (Konstantinopel?) erobern.

Vorher jedoch muß in Magkreb (Nordafrika) ein Krieg ausbrechen und diese Gegenden werden dem Islam verlorengehen. Die Weltherrschaft wird auf die "Ungläubigen" übergehen und 960.000 Christen werden den Islam überfallen. (Anspielung auf die Zeit des großen Monarchen?) Dann erst wird der heilige Mahdi (Antichrist) erscheinen und die Herrschaft des Islam wiederherstellen." (Aus den historisch-politischen Blättern, München 1913, 12, S.957.)

Wenn man bedenkt, daß der Islam der Sinnlichkeit schmeichelnde Lehren enthält (z.B. Vielweiberei) und er ein Todfeind des Christentums ist, so ist es gar nicht unwahrscheinlich, daß der Antichrist auch ein Beschützer der Mohammedaner sein wird. Der ehrw. Holzhauser hat auch erklärt, daß der Antichrist das vom großen Monarchen zerstörte Türkenreich, von dem noch ein kleiner Rest übrig sein wird, wiederherstellen werde (in Apok. 12,6).

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Kap. 12
Der Antichrist wird sich für den Messias der Juden und sogar für Gott ausgeben und sich göttliche Verehrung erweisen lassen

Die hl. Kirchenväter erklären einhellig, daß die Juden den Antichrist als den Messias aufnehmen und anerkennen werden. Der Vorwurf des Heilandes an die Juden scheint sich auf den Antichrist bezogen zu haben: "Ich bin im Namen meines Vaters gekommen und ihr habt mich nicht aufgenommen, ein anderer wird kommen in seinem Namen und ihr werdet ihn aufnehmen" (Joh. 5,43).

Dieser Ansicht sind der hl. Irenäus, hl. Hilarius, hl. Ambrosius, hl. Augustinus, hl. Hieronymus, hl. Johannes von Damaskus u.a. Der Antichrist wird die Juden dazu verführen, daß sie ihn für den Messias halten und ihn anbeten (hl. Irenäus adv. haer. 5,25). Er wird aus der Hl. Schrift nachzuweisen suchen, daß er der Messias sei (hl. Ambrosius in luc. 21). Auch wird er auf Wunsch der Juden viele Wunder, natürlich lauter Scheinwunder, verrichten zum Beweis, daß er der Messias sei. Den Juden wird er sagen, er sei gekommen, sein Volk aus der Zerstreuung unter den Völkern zu sammeln (ehrw. Holzhauser).

Und weil die Juden auf Grund der Weissagungen der Propheten seit jeher überzeugt sind, daß Jerusalem der Mittelpunkt des messianischen Weltreiches sein werde, so wird der Antichrist in den Besitz von Jerusalem zu kommen suchen und es tatsächlich einnehmen (siehe Kap. 14). Jerusalem wird er dann zu seinem Hauptsitz erwählen und dadurch zeigen wollen, daß er wirklich der Messias ist. Auch wird er Jerusalem neu erstehen lassen.

Dann werden die Juden der ganzen Welt massenhaft in ihre Heimat zurückwandern. Palästina wird neu aufblühen mit neuen Städten und Dörfern. Es wird sich dort Reichtum und Pracht entfalten und alle Welt wird auf Palästina schauen (Fr. W. Helle).

Dann wird die Weissagung des Propheten Isaias in Erfüllung gehen: "Er (Gott, der Herr) wird die Versprengten von Juda zusammenbringen und die zerstreuten Juden sammeln von den vier Enden der Erde" (Is. 11,12). Ebenso die Weissagung des Propheten Ezechiel: "Ich werde euch aus den Völkern wegnehmen und euch in euer Land zurückführen" (Ez. 36,24).

Der Antichrist wird sich auch für Gott ausgeben. Der hl. Paulus sagt: "Der Mensch der Sünde, der Sohn des Verderbens, der sich widersetzt und erhebt über alles, was Gott heißt und göttlich verehrt wird, so daß er sich in den Tempel Gottes setzt und sich für Gott ausgibt" (2 Thess 2,3-4).

Daniel sagt: "Er wird sich erheben und groß tun wider jeden Gott; und wider den Gott der Götter wird er groß sprechen und es wird ihm gelingen, bis das Maß des Zornesvoll ist" (Dan 11,36). "Er wird sich Gott nennen und wird sagen, er sei der Gott aller Götter, und wird gebieten, daß man ihn als wahren Gott verehre" (hl. Chrysostomus, hom. 40 in Jo.). Die hl. Hildegard erklärt: "Er wird sich den Glauben an seine Gottheit durch Gewalt und Todesschrecken erzwingen."

Der Antichrist wird auch Gott lästern. "Er wird Reden gegen den Allerhöchsten ausstoßen" (Dan 7,25; siehe auch Dan 7,8; 7,20 und Offb 13,5-6). "Das Tier tat seinen Mund auf zu Lästerungen wider Gott, zu lästern seinen Namen und sein Gezelt und die Bewohner des Himmels" (Offb 13,6). Der Antichrist wird besonders die Lehre von der hl. Dreifaltigkeit bekämpfen und den für einen Narren erklären, der glaubt, daß Gott einen Sohn habe (hl. Ambrosius in Apoc. 13; hl. Ephräm de Antichr.).

Er wird aber nicht nur Gott lästern, sondern auch die Verehrung Gottes auszutilgen suchen. Er wird daher in der weiten Welt keinen Altar und kein Bild, das an Gott und seine Heiligen erinnert, dulden (Lützenburg, Kap. 26). Auch den Götzendienst der Heiden wird er nicht dulden (hl. Hippolyt, hl. Cyrill v. Jer.), weshalb Daniel sagt: "Er wird sich erheben und großtun gegen jeden Gott" (Dan 11,36). Trotzdem er sich für Gott ausgeben wird, wird er doch einen Abgott verehren und um Hilfe anrufen. Daniel nennt diesen Abgott Maozim (Dan 11,38-39), d.h. Gott der Stärke oder den allerstärksten Gott (Bellarmin).

Der Antichrist wird also ein heimlicher Verehrer des Satans sein. Obzwar sich der Antichrist für Gott ausgeben wird, wird er doch innerlich überzeugt sein, daß er weder Gott noch Messias ist, es sei denn, daß er durch teuflische Verblendung sich so etwas einbildet (Suarez).

Der Antichrist wird sich auch im Tempel zur Anbetung niederlassen und verlangen, daß man ihn anbete. (Siehe oben die Worte des hl. Paulus, 2 Thess 2,4.) Gemeint ist der Tempel zu Jerusalem, den er neu aufbauen wird und wo er sich göttliche Ehre erweisen lassen wird (hl. Johannes v. Dam. 4,27; hl. Cyrill Jer. cat. 15; hl. Irenäus 5, 25; hl. Ephräm, hl. Ambrosius, hl. Anselm).

Die Juden werden ihm im Tempel Tieropfer darbringen und Weihrauch zu seiner Ehre anzünden (Corn. a Lap.). Im Allerheiligsten wird sein Bildnis aufgestellt werden, durch das zuweilen der Teufel reden und den Betenden die verlangte Antwort geben wird (hl. Viktorin, in Apoc.). Im Tempel wird der Vorläufer des Antichrists als Hoherpriester auftreten und Tier- und Rauchopfer darbringen, besonders morgens und abends. Der Antichrist wird in listiger Weise den Juden im Tempel ihre althergebrachte Gottesdienstordnung und ihre angestammten Zeremonien belassen (Lützenburg, Kap. 23).

Da mit der Zeit fast die ganze Welt zu den Anhängern des Antichrists gehören wird, so werden alle Bewohner der Erde mit Ausnahme weniger ihn anbeten. In der Apokalypse heißt es: "Und alle Bewohner der Erde beteten es (das Tier) an, deren Namen nicht geschrieben sind im Lebensbuch des Lammes" (Offb 13,8). "Und sie beteten das Tier an und sprachen: "Wer ist dem Tier gleich und wer kann mit ihm streiten?" (Offb 13,4). Viele Völker werden dann nach Jerusalem kommen, um den Antichrist als Gott und Messias zu verehren und anzubeten (Cornelius a Lap.).

Die hl. Hildegard sagt, der Antichrist werde die Masse des Volkes nach sich ziehen, so daß der wahre Sohn Gottes nur noch eine kleine Anzahl von Verehrern haben wird im Vergleich zur Menge der Anhänger des Antichrists. Weiter sagt sie auch, daß sich nach dem Antichrist seine Anhänger ebenso benennen werden, wie sich die Christen nach Christus benannt haben.

Allen Bewohnern der Erde wird dann befohlen werden, das Bild des Antichrists überall aufzustellen und anzubeten. Wer dieses Bild nicht anbeten wird, der wird getötet, beziehungsweise enthauptet werden (Offb 13,15; 20,4). Der Vorläufer des Antichrists wird sich in die Welt begeben (wahrscheinlich zu den Königen) und veranlassen, daß an allen Orten das Bild des Antichrists zur Anbetung aufgestellt werde; auch wird er durch teuflischen Einfluß bewirken, daß dieses Bild mit menschlicher Stimme zum Volk reden wird (siehe Offb 13,14-15). Dann wird man zu Ehren des Antichrists neue prächtige Kirchen bauen und darin auf kostbaren Altären das Bild des Antichrists aufstellen und anbeten (Cornelius a Lap. ad 2 Thess 2).

Auch in sämtlichen Kirchen, die vorher christlich waren, wird man auf den Altären das Bildnis des Antichrists aufstellen. Dann werden dessen Anhänger in die Kirchen laufen und dem Bild göttliche Ehre erweisen; sie werden auf die Knie niederfallen, Rauchwerk anzünden und dem Antichrist opfern. Das Bild wird zuweilen eine Stimme von sich geben und mit lieblichen Worten die Anwesenden segnen und ihnen alles Gute in dieser und in der jenseitigen Welt versprechen und sie wegen ihrer Frömmigkeit loben. Ähnliches kam ja auch schon bei den Heiden vor (Sebast. Barrad 3, in Evang. 9,7).

Zu jener Zeit werden die Worte Daniels wahr werden: "Im Tempel wird der Greuel der Verwüstung sein" (Dan 9,27). Von diesem "Greuel der Verwüstung am hl. Ort" weissagte auch Christus (Mt. 24,15). Das wird dann eine grausame Zeit sein, die, wenn sie nicht abgekürztwürde, auch die Auserwählten zu Fall brächte (hl. Aug. 20, de civ. D. 8; hl. Gregor d. Gr. 33 moral 13).

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Kap. 13
Der Antichrist wird Apostel in die Welt aussenden

Der Antichrist wird Boten in die Welt senden, damit sie überall seine Gottheit verkünden und die Menschen zu seiner Anbetung überreden. Diese Apostel des Antichrists werden (nach Dionysius v. Lützenburg) auf den Kanzeln folgendes lehren: Der christliche Glaube ist falsch, da Christus nicht der Messias, sondern ein Verführer der Menschheit war. Seine Gnadenmittel (Messe, Sakramente) sind lauter Erfindungen des Teufels. Der wahre von Moses und den Propheten angekündigte Messias und Heiland der Welt sei der jetzige König der Juden in Jerusalem. Dieser sei der Mensch gewordene Gott, also Mensch und Gott zugleich.

Die Apostel des Antichrists werden das Judentum über jeden anderen Glauben preisen und sich mit Vorliebe auf die Vorschriften Moses und des Talmud berufen, sie werden daher verlangen, daß sich alle der Beschneidung unterwerfen und den Samstag heiligen. Allen jenen, die sich weigern sollten, die Lehre über den Antichrist zu glauben und den Antichrist anzubeten, werden sie Qualen und einen grausamen Tod androhen (Lützenburg, Kap. 24, 27 u. 29).

Der hl. Hippolyt erklärt, daß die Apostel des Antichrists nicht eher ruhen werden, als bis die Christen die Erklärung abgeben: "Ich verleugne Christus und die Taufe und das Kreuzzeichen" (de consum. saeculi). Ähnlich äußern sich der hl. Augustinus (de civ. Dei 8) und der hl. Hieronymus (in Dan 11).

Gleichwie Christus seinen Aposteln die Macht gegeben, Kranke zu heilen, Tote aufzuwecken, Aussätzige zu reinigen, Teufel auszutreiben (Mt 10,8), so wird auch der Antichrist seinen Aposteln die Gewalt verleihen, ähnliche Scheinwunder zu wirken wie er selbst (Lützenburg, Kap. 24). Die Apostel des Antichrists werden daher Werke vollbringen, über die selbst die weisesten Menschen staunen werden. Doch nicht nur die Apostel des Antichrists werden die Blendwerke der Wunder anwenden können, sogar auch die Henkersknechte, die, wenn sie die armen Christen peinigen werden, gleichzeitig noch Scheinwunder verrichten werden (hl. Robert Bellarmin).

Mit Rücksicht darauf ruft der hl. Papst Gregor der Große aus: "Welch eine fürchterliche Versuchung für das Menschenherz! Siehe ein Märtyrer gibt sein Leben den Qualen hin und muß zuschauen, wie sein Henker Wunder wirkt" (Moral. 32,12). Oft werden auch jene, die den falschen Glauben annehmen, Wunder wirken
können, während unter den rechtgläubigen Christen nicht einer sein wird, der die Wunderkraft hätte (hl. Gregor d. Gr.).

Sogar Tote aufzuwecken werden die Apostel des Antichrists imstande sein. Sie werden auf die Friedhöfe gehen und bei irgendeinem Grab stehen bleiben und ein Gebet zum Antichrist verrichten; dann werden sie dem im Grab liegenden Leichnam im Namen des Antichrists gebieten, von den Toten aufzuerstehen. In diesem Augenblick wird sich der Grabstein heben und die auf dem Leichnam liegende Erde wird so schnell in die Höhe fliegen, als ob der Totengräber sie ausschaufeln würde, und dann wird ein Mensch in schöner Gestalt, ganz frisch und gesund aus dem Grab emporsteigen, die Umstehenden freundlich grüßen und mit lauter Stimme den Antichrist preisen. Der Auferstandene wird dann mit den Leuten herumgehen, mit ihnen essen und trinken und sie zur Annahme der Lehre des Antichrists ermahnen. So behaupten es Cornelius a Lapide, der hl. Irenäus und Bellarmin; ähnlich haben auch schon die Sibyllen geweissagt.

Doch werden derlei Totenerweckungen nur teuflisches Blendwerk sein; denn der Teufel wird es sein, der aus dem Grab emporsteigt und die Menschen irreführt. Geblendet durch diese Wunder, mit denen die Prediger des Antichrists ihre Lehre bekräftigen werden, werden viele Christen zu ihnen kommen und demütig um Aufnahme ins Judentum ersuchen (Cornelius a Lap., in 2. Th. 2).

Auf die Apostel des Antichrists beziehen sich offenbar die Worte Christi: "Es werden falsche Christus und falsche Propheten aufstehen; und sie werden große Zeichen und Wunder tun, so daß auch die Auserwählten, wenn es möglich wäre, in die Irre geführt würden" (Mt 24,24).

Es wird aber zwischen den Aposteln Jesu und den Aposteln des Antichrists ein gewaltiger Unterschied sein. Während die Apostel Jesu Christi bei Verkündigung des hl. Evangeliums viel Leiden und Entbehrungen auszustehen hatten, wird den Aposteln des Antichrists nichts mangeln; Geld und irdische Schätze werden sie im Überfluß haben, um jene, die ihre Lehre annehmen, zu beschenken (hl. Anselm).

Die Apostel des Antichrists werden ein heiliges Leben heucheln und sich ins Angesicht sehr freundlich stellen, als ob sie vom Himmel gefallene Engel wären (Lützenburg, Kap. 28). Das ganze Streben des Antichrists und seiner Apostel wird nämlich dahin gehen, daß sie einen guten Namen und hohes Ansehen beim Volk erlangen (hl. Johannes v. Dam., orth. fid. 4,27).

Mit Vorliebe werden sie darauf hinweisen, daß der Antichrist Weltkaiser ist und daher die Worte der Hl. Schrift an ihm in Erfüllung gegangen sind: "Er wird herrschen von einem Meer zum anderen und vom Fluß bis an die Enden der Erde... Es werden ihn alle Könige der Erde anbeten, alle Völker ihm dienen" (Ps 71, 8 u. 11). Dann werden sie ihm Jesus von Nazareth gegenüberstellen, der kein Königreich vom Jordan bis an die Grenzen der Erde gehabt hat, ja nicht einmal wußte, wo er sein Haupt hätte hinlegen können. Auch werden sie den Umstand gegen Christus auszunützen suchen, daß von ihm wohl die Zerstörung des Tempels zu Jerusalem vorausgesagt worden ist (Mt. 24,2), aber keineswegs dessen Wiedererbauung (Lützenburg, Kap. 25).

Die Apostel des Antichrists werden so zu sprechen verstehen, daß die Zuhörer glauben werden, die Welt habe noch nie eine so schöne Verkündigung des Wortes Gottes vernommen. Obzwar diese Apostel die Gebote, die Gott durch Moses gegeben hat, über alle Maßen preisen und rühmen werden, werden sie doch vieles den Anhängern des Antichrists erlauben, was gegen die zehn Gebote Gottes ist. Sie werden ihnen die Sünde der Unzucht erlauben; sie werden den Männern erlauben, so viel Frauen zu heiraten als ihnen gefällig ist, und den Frauen, nach Belieben den Mann zu verlassen und einem anderen anzuhangen (freie Liebe!).

Sie werden erlauben, die Christen ihres Besitzes zu berauben und sie zu erschlagen. Dadurch werden die Apostel des Antichrists alle unzüchtigen und habsüchtigen Menschen gleich als Anhänger haben. Wenn die Leute klug wären, müßten sie daraus sofort erkennen, daß sie es mit falschen Propheten zu tun haben (Lützenburg, Kap. 28). Unter allen Aposteln des Antichrists wird sich einer ganz besonders hervortun, nämlich der "Lügenprophet." (Siehe Kap. 10.)

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Kap. 14
Der Antichrist wird Jerusalem zum Mittelpunkt seines Weltreiches und sich Rom zu seiner zweiten Residenzstadt erwählen

Daß der Antichrist in Jerusalem herrschen wird, deutet der hl. Johannes in seiner Apokalypse an; denn in Jerusalem soll der Antichrist Henoch und Elias töten (Offb 11,7-8). Nicht ohne Bedeutung sind die Worte Daniels: "Er wird das Gezelt seines Palastes zwischen den Meeren (zwischen dem Mittelmeer und dem Toten Meer) auf dem heiligen und herrlichen Berg aufschlagen" (Dan 11,40).

Der hl. Irenäus sagt: "Der Antichrist wird zur Zeit seiner Herrschaft seinen Thron in Jerusalem aufschlagen." Der hl. Anselm sagt: "Da die Juden vom Messias erwarten, er werde Jerusalem in größter Herrlichkeit wiederherstellen, so wird der Antichrist Jerusalem herrlich erbauen lassen, daraus eine große Stadt machen, wie keine zweite auf der Welt sein wird und sich selbst wird er hier eine Residenz erbauen lassen."

Daß der Antichrist auch in Rom seinen Sitz aufschlagen wird, folgert man aus dem Kap. 17 der Apokalypse, wo gesprochen wird von einem Weib (einer großen Stadt), die auf sieben Hügeln sitzt und die Herrschaft hat über die Könige der Erde (Offb 17,9; 17,18). Der ehrwürdige Diener Gottes Bartholomäus Holzhauser († 1658) prophezeite, der Antichrist werde mit einem großen Heer ins päpstliche Gebiet einfallen, den letzten Papst töten und den Stuhl Petri einnehmen. Dasselbe sagte auch die als Seherin berühmte französische Sr. Nativitas († 1798); sie erklärte: "Die Verbündeten des Antichrists werden Rom mit Truppen umstellen, nachdem sie zuvor alle Landschaften um Rom herum erobert und verheert haben. Dann wird Rom unrettbar verloren sein, der Hl. Vater den Märtyrertod erleiden und seine Stelle wird der Antichrist einnehmen. (Hartmann, Leben und Offb. der Schwester von der Geburt, 1865, S.813.)

Kard. Manning († 1900) sagt, daß nach Mitteilung vieler Kirchenschriftsteller Rom in den letzten Zeiten der Welt von der katholischen Kirche abfallen und zum alten Götzendienst und zu seiner kaiserlichen Größe und Macht zurückkehren, den Papst vertreiben, die Kirche schrecklich verfolgen und das Blut der Märtyrer grausamer als je vergießen werde. Schließlich werde Rom zerstört und verbrannt werden zur Strafe für das viele vergossene Blut der Märtyrer (Manning, Der Antichrist).

Damit stimmt die Papstprophetie des hl. Erzbischofs Malachias (von 1139) überein, welche sagt, daß der letzte Papst - er wird Petrus II. genannt - in der Endzeit der Verfolgung unter vielfachen Leiden sein Hirtenamt verwalten werde, worauf die Siebenhügelstadt zerstört wird (Spirago, Die Malachias-Weissagung, S.24).

Rom dürfte also durch ein besonderes Strafgericht nach Art von Sodoma vom Erdboden verschwinden. Die Bezeichnung "ewige Stadt" für Rom ist also kaum richtig. Bereits Cornelius a Lapide hat darauf hingewiesen (in Apoc. 17). Beachtenswert ist, daß auch nach den Offenbarungen in La Salette (1846) Rom der Sitz des Antichrists und Jerusalem der Mittelpunkt seines Reiches werden soll.

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Kap. 15
Der Antichrist wird seinen Anhängern
ein Kennzeichen einprägen

Laktantius sagt: "Jene, die an ihn glauben oder zu ihm kommen, werden von ihm wie Vieh gezeichnet werden" (7,17). Das Malzeichen wird entweder an der Stirn oder rechten Hand eingedrückt werden (Offb 13,16; 19,20; 20,4). Solche Malzeichen waren schon im heidnischen Altertum üblich; Sklaven wurden zum Zeichen ihrer Hörigkeit an der Stirn und Soldaten an der Hand gezeichnet. Dr. Preuß sagt in seiner Schrift "Der Antichrist": "Einritzungen oder Stempelungen zu Ehren der Gottheit sind bei Kulturvölkern nichts Seltenes. Der Gläubige gehört zu Gott wie ein lebendes oder totes Besitzstück. In verfeinerter Art treffen wir dasselbe noch an bei der Stigmatisierung." (Berlin 1909, S.33.)

Die hl. Hildegard sagt: "Dieses Zeichen wird ein höllisches Zerrbild der Taufe sein, weil dadurch der Mensch zum Anhänger des Antichrists und deshalb auch des Satans gestempelt wird und sich dem satanischen Einfluß überliefert." Worin dieses Malzeichen bestehen wird, darüber bestehen nur Vermutungen. Manche meinen, es werde der Buchstabe N sein, d.h. Nego Christum, ich leugne Christum. Dieser Ansicht ist auch der hl. Märtyrer Hippolyt († 252), der sagt, das Malzeichen werde eine Verleugnung des Glaubens an Christus in sich schließen.

Der hl. Kirchenlehrer Ephräm der Syrer redet von einem Schlangenzeichen. Andere wieder meinen (wie der gelehrte Pater Viegas), das Malzeichen werde das Bildnis des Antichrists sein, oder (wie Pater Ribera) es werde das Bild eines Drachen sein. Erklärer, die sich auf Privat-Offenbarungen berufen, behaupten, das Zeichen werde dem griechischen Monogramm Christi* ähnlich sein, nämlich eine Verbindung der beiden ersten Buchstaben im Namen Christo, X (Ch) und P (k =r). [Vielleicht ist es auch das Waw ו, das ja 6 bedeutet, heute auf den Monsterdosen in Form einer Schlange.]

*(Bekanntlich hat Kaiser Konstantin der Große schon im Jahr 312 dieses Zeichen auf seine Kriegsfahne gesetzt. Viele folgende Kaiser haben dann dieses siegreiche Zeichen nicht nur auf Kriegsfahnen, sondern auch auf die Schilde, Schwerter und Panzer der Soldaten, ja auch auf Münzen und Kronen anbringen lassen, wie aus alten Gemälden zu ersehen ist.)

Der Benediktiner Ansberto, der viele Offenbarungen hatte, erklärt, das Malzeichen des Antichrists werde die ersten drei Buchstaben des Namens Christi (X k ι) ineinander gezogen, enthalten, weil sich der Antichrist für den wahren Christus (Messias) ausgeben wird. Wer dieses Zeichen des Antichrists nicht an sich tragen wird, der wird enthauptet werden (lt. Offb 20,4). Auch wird niemand kaufen oder verkaufen können, der dieses Zeichen nicht hat (Offb 13,17). Also jene Tätowierung wird gewissermaßen die Mitgliedskarte zum Weltkonsumverein sein! (Sind die elektronischen Warencodierungen nicht schon Vorzeichen, gerade die verschlüsselten Streifen, die ja die apokalyptische Zahl bezeichnen?)

Zur Zeit des großen Christenverfolgers und römischen Kaisers Diokletian war es bereits ähnlich. Denn damals durfte kein Christ kaufen oder verkaufen, auch nicht Wasser schöpfen oder mahlen oder in irgendein Haus gehen, wenn er nicht zuvor den heidnischen Gottheiten geopfert hatte; denn bei allen Kaufladen, Brunnen und auf allen Gassen neben den Häusern waren Götzenbilder aufgestellt und dabei standen Henkersknechte, welche die Leute nötigten, zuvor das Götzenbild anzubeten. Zur Zeit des Antichrists wird es ähnlich sein, ja noch schlimmer (Lützenburg, Kap. 40). Daraus folgt: Die gläubigen Christen werden sich auf öffentlichen Orten nicht blicken lassen dürfen; auch werden sie nirgends Lebensmittel zu kaufen bekommen.

Es wird ihnen also (wie Laktantius 7,17 sagt) nichts anderes übrig bleiben, als auf die Berge und in die Einöden zu fliehen oder des Hungertodes zu sterben. Auch die hl. Hildegard sagt: "Den Christen wird nur die Wahl bleiben zwischen Tod und schleuniger Flucht in die Wüste; denn wer sich weigern wird, das Zeichen des Antichrists zu tragen, wird sogleich hingerichtet werden." Doch auch in der Einöde werden die Christen nicht immer ganz sicher sein, da selbst dort auf Befehl des Antichrists zuweilen Streifzüge vorgenommen werden. Auch werden so manche in der Einöde frühzeitig an Entkräftung sterben.

Mit Recht sagt der hl. Evangelist Johannes: "Hier zeigt sich die Geduld der Heiligen (der gläubigen Christen), welche die Gebote Gottes und den Glauben an Jesus bewahren" (Offb 14,12). Fürwahr, große Geduld wird da auf Seiten der Gläubigen notwendig sein, um nicht vom Glauben abzufallen. Bernardin v. Busto († 1490 in Melignano im Mailändischen), der ein berühmter Theologe, Rechtsgelehrter, Philosoph und Prediger war, behauptete: "Doch wird auch Gott viele Priester auf wunderbare Weise erhalten, damit sie nach beendigter Verfolgung für die Bekehrung des Volkes wirken können."

Dionysius von Lützenburg bemerkt: "Jene, welche dieses Zeichen tragen, werden wie vom Teufel besessen sein; sie werden weder Tag noch Nacht Ruhe haben und nur danach trachten, daß alle, die jenes Zeichen noch nicht haben, umgebracht werden oder des Hungers sterben." (Leben Antichrist, Kap. 42.) Tatsächlich hat das der hl. Ev. Johannes angekündigt: "Es werden keine Ruhe haben Tag und Nacht, die das Tier anbeten und sein Bild, und wer das Malzeichen seines Namens annimmt" (Offb 14,11). Der Haß unter den Menschen wird dann selbst die heiligsten Bande lösen. Es werden sich die Worte Christi erfüllen: "Es wird aber der Bruder den Bruder dem Tod überliefern und der Vater das Kind. Die Kinder werden gegen die Eltern aufstehen und sie dem Tod überantworten" (siehe Mk 13,12). "Dann werden viele zu Fall kommen; sie werden einander verraten und einander hassen" (Mt 24,10).

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Kap. 16
Der Antichrist wird sich großen Anhang verschaffen durch Förderung der jüdischen Religion, durch Geschenke und Scheinwunder

Vor allem wird er sich die Juden zu Anhängern machen. Er wird deshalb verkünden, daß das Gesetz Moses noch immer in Kraft sei, und wird die Heiligung des Sabbats, die Beschneidung und die jüdischen Zeremonien wiedereinführen (siehe hl. Gregor d. Gr. ep. 11,3). Der hl. Kirchenlehrer Ephräm (auch der hl. Martin von Tours) sagt, der Antichrist werde befehlen, daß sich die Menschen der jüdischen Zeremonie der Beschneidung unterziehen sollen. Ebenso sagt die hl. Hildegard: "Er wird befehlen, die Beschneidung und die anderen jüdischen Zeremonien zu beobachten, dagegen die Gebote des Christentums wird er als unbedeutend hinstellen. Er wird die Taufe und die hl. Evangelien verwerfen und die Vorschriften der katholischen Kirche verlachen" (Schmelzeis, S.379).

Er wird Jerusalem und den Tempel neu aufbauen und den Juden mitteilen, daß er sich die ganze Erde unterwerfen werde. Da das mit den Träumen und Hoffnungen der Juden im Einklang steht, werden sie seine treuesten Anhänger werden. Allerdings wird sich das in späterer Zeit ändern. Der hl. Ephräm sagt: "Wenn der Antichrist zu wüten anfangen wird, werden selbst die Juden zweifeln, ob er wirklich der Messias sei. Dann wird er auch gegen die Juden ergrimmen, sie von ihren Stellen absetzen und viele von ihnen noch ärger als die Christen martern und töten lassen."

Der Antichrist wird die irdischen Güter als Köder benützen. Er wird viele Christen durch Geld und Gut zum Abfall bewegen (hl. Hieronymus in Dan 11), gleichwie einst sein Vorbild, König Antiochus Epiphanes von Syrien, mit Gold, Silber und Geschenken die Juden zum Abfall von ihrer Religion zu verführen versucht hat (siehe 1 Makk 2,18). Der Antichrist wird seinen Anhängern Reichtümer, Ehren und Macht verleihen. Auch Land wird er umsonst an sie austeilen (siehe Dan 11,39). "Er wird Gold und Silber im Überfluß und alle Kostbarkeiten Ägyptens besitzen" (Cyrill von Jerusalem, cat. 15).

Der hl. Anselm ist der Ansicht, daß der Teufel dem Antichrist alle verborgenen Schätze aufdecken werde (in Elucid). Dionysius von Lützenburg sagt unter Berufung auf verschiedene Gelehrte, es sei schon öfters vorgekommen, daß Zauberer durch Teufelsbeschwörung Kenntnis erhalten haben von vergrabenen oder im Meer liegenden Schätzen, doch seien ihnen nicht alle Schätze geoffenbart worden, weil diese angeblich für den am Ende der Welt auftretenden Antichrist vorbehalten seien. Mit diesen Schätzen werden dann für das Reich des Satans unvergleichlich größere Erfolge erzielt werden, als das in früheren Jahrhunderten der Fall gewesen wäre (Kap. 20). Wahrscheinlich wird auch der Antichrist die reichsten Städte der Welt ausplündern und deren Schätze in seine Residenzstadt Jerusalem überführen lassen (siehe Dan 11,24). Daß er auch die wertvollen goldenen und silbernen Gefäße aus den christlichen Gotteshäusern und die Wertsachen aus den Schatzkammern der Wallfahrtskirchen in seine Residenz nach Jerusalem schaffen lassen wird, sobald er als Weltmonarch den christlichen Gottesdienst verboten haben wird, ist wohl selbstverständlich (siehe Kap. 5).

Wenn schon zur Zeit des jüdischen Königs Salomon in Jerusalem ein solcher Überfluß von Silber war, daß man dieses den Steinen gleich für nichts achtete, und im Palast des Königs alles Hausgerät nur vom feinsten Gold und sogar das Geschirr, woraus der König trank, von Gold war (1 Kg 10,21f.), so kann man sich vorstellen, welch ein Überfluß von Gold und Silber zur Zeit des Antichrists in Jerusalem sein wird; denn der prachtliebende Salomon hat nur über das gelobte Land geherrscht, während der Antichrist Weltmonarch sein wird. Die Hl. Schrift sagt: "Alles gehorcht dem Geld" (Pred 10, 19). So werden also viele aus Liebe zum Geld und zu den Reichtümern Anhänger des Antichrists werden.

Die hl. Äbtissin Mechhtild von Magdeburg sagt: "Der Antichrist wird sich auch der weltlichen Fürsten mit Hilfe des Goldes bemächtigen; diese werden ihn dann als Herrn anerkennen." (Morel, Offb. der Schwester Mechthild, 1869, S.215.)

Der Antichrist wird Wunder wirken, doch werden diese nur Blendwerke und Betrug sein; denn er wird wie ein Taschenspieler die Sinne der Zuschauer täuschen. Diese werden sich einbilden, etwas zu sehen, was in der Wirklichkeit nicht geschieht und auch nicht existiert: Daher heißt es in der Hl. Schrift: "Es (das Tier) tat große Zeichen...vor den Augen der Menschen" (Offb 13,13). Also vor den Augen Gottes werden es keine Wunder sein.

Auch der hl. Paulus sagt vom Antichrist: "Dessen Ankunft geschieht gemäß der Wirkung des Satans mit allerlei Kraft, Zeichen und falschen Wundern" (2 Thess 2,9). Also mit Hilfe des Satans wird er Scheinwunder wirken. Die Hl. Schrift deutet auch an, daß gegen Ende der Welt der Satan "losgelassen werde auf eine kurze Zeit" (Offb 20,3), und daß er dann "die Völker an den vier Enden der Erde verführen wird" (Offb 20,7).

Es wird also dem Satan erlaubt sein, seine Macht mehr als sonst zu entfalten. Er wird dann den Antichrist als gefügiges Werkzeug gebrauchen, um durch ihn zu wirken. Doch wird, wie der hl. Irenäus sagt, der Antichrist nicht durch göttliche Kraft Wunder wirken, sondern nur durch Mithilfe der gefallenen Geister. Dadurch wird er die Menschen verführen (adv. haer. 25).

Der hl. Ephräm und andere Gottesgelehrte erklären, der Antichrist werde der allergrößte Hexenmeister sein, weil er innerlich mit der Kraft des Teufels erfüllt sein wird. Schon im heidnischen Altertum hat es Zauberer gegeben, wie Plinius (30, 1) berichtet; auch die Hl. Schrift erwähnt bei Moses die ägyptischen Zauberer und Simon den Zauberer aus Samaria (Apg 8, 9). Dieser soll nach geschichtlichen Berichten in die Luft emporgeflogen und wieder zur Erde herab gestiegen sein, sein Leib soll zuweilen in lauter Feuerflammen eingehüllt gewesen sein; er habe Statuen gehend und andere leblose Dinge lebendig gemacht, auch Steine in Brot verwandelt (Bousset, Der Antichrist, S.119).

Doch alle Zauberer zusammengenommen erscheinen dem Antichrist gegenüber nur wie Schuljungen vor ihrem Lehrer; er wird sie übertreffen wie der Satan die übrigen bösen Geister an Macht übertrifft (Lützenburg, Kap. 20). Außerdem wird man auch berücksichtigen müssen, daß der Antichrist, der in allen Künsten und Wissenschaften auf das vollkommenste erfahren sein wird, die bis dahin noch unbekannten Naturkräfte, insbesondere die unbekannte Kraft und Wirkung von manchen Pflanzen und Steinen genau kennen und ausnützen dürfte.

Nach den Worten der Hl. Schrift wird der Antichrist seine Auferstehung von den Toten heucheln und dadurch die Bewunderung der ganzen Welt erregen. In der Apokalypse heißt es: "Die Bewohner der Erde beteten das Tier an, dessen tödliche Wunde heil geworden war" (Offb 13,12); ferner: "Die tödliche Wunde ward heil, und die ganze Erde staunte über das Tier" (Offb 13, 3). "Und es werden sich verwundern die Bewohner der Erde..., wenn sie das Tier sehen, das war und nicht ist" (Offb 17,8).

Die hl. Hildegard sagt: "Der Antichrist wird sich stellen, als ob er zur Erlösung seines Volkes sterbe, und wird dann von den Toten auferstehen." Ferner sagt sie: Er wird seinen Freunden sagen, sie sollen ihn mit dem Schwert erschlagen und ihn nach dem Tod in ein reines Gewand einhüllen und ihn bis zum Tag seiner Auferstehung liegen lassen. Doch wird er die Leute durch seine Zauberkünste täuschen. In Wirklichkeit wird es nicht sein Leib sein, der getroffen niedersinkt, sondern nur ein trügerischer Schatten. Während man im Irrtum befangen ist, er sei wirklich an seinen Wunden gestorben, stellt er sich, als wäre er wieder erstanden, und verlangt, daß man ihn anbete. Darüber geraten alle Menschen in Staunen und Bewunderung. Sogar die frommen Christen werden über solche merkwürdige Wunderzeichen des Antichrists in Staunen und Schrecken geraten und in Klagen ausbrechen (Schmelzeis, S.379-380).

Der Antichrist wird ähnliche Wunderwerke verrichten wie Jesus Christus; vor allem wird er Kranke heilen. Cornelius a Lapide sagt: "Er wird Blinde, Taube, Stumme, Lahme, Aussätzige, Gichtbrüchige und andere heilen, daß die Welt in Staunen geraten wird" (in Mt 24). Aber er wird nicht früher den Kranken die Hände auflegen, bevor sie nicht Christus entsagt haben. Ein unglaublicher Zulauf von Kranken wird dann zum Antichrist stattfinden; viele werden weite Reisen zu ihm machen, um bei ihm Heilung zu erlangen (Lützenburg, in Kap. 32.).

Der hl. Hippolyt sagt: "Er wird Aussätzige reinigen, Lahme gehend machen, Teufel austreiben, Tote erwecken und die Zukunft voraussagen; er wird trockenen Fußes über das Meer wandeln, Feuer vom Himmel fallen lassen, Berge versetzen, die Stellung der Sonne am Himmel nach Belieben ändern und dadurch Tag in Nacht und Nacht in Tag verwandeln. Alle Elemente, die Erde, die Luft, das Wasser und das Feuer, werden ihm zu gehorchen scheinen" (oratio de con. saec). Durch seine Blendwerke wird also der Antichrist Christus den Herrn noch zu übertreffen und in den Schatten zu stellen suchen, besonders durch seine Wunderwerke an Sonne und Mond. Schon die heidnischen Sibyllen haben vorausgesagt, der Antichrist werde die Sonne nach Belieben am Himmel jagen können.

Der hl. Irenäus († 202) erklärte auch, der Antichrist werde durch seine Zauberei die Sonne zum Stillstand bringen. Der hl. Hippolyt sagt: "Wenn der Antichrist zur Sonne sprechen wird, sie soll unbeweglich still stehen, so wird sie still stehen und in ihrem Lauf innehalten, als ob sie Verstand hätte und ein vernünftiges Geschöpf wäre. Und wenn er sagen wird, sie soll wieder fortlaufen, so wird sie große Sprünge machen, daß sie in kurzer Zeit alles, was sie durch Stillstehen versäumt hat, einholt und dann ihren gewöhnlichen Lauf fortsetzt (orat. de con.s.). Oder wenn er der Sonne befiehlt, zurückzugehen, so wird sie, die z.B. im Mittag steht, sogleich gegen Sonnenaufgang laufen und sich unter dem Horizont verbergen, als ob sie noch nicht aufgegangen wäre, so daß finstere Nacht sein wird (Corn. a Lap., in 2 Thess).

Auch mit dem Mond wird er ähnlich umgehen. Nun sollte das alles wahr sein, was die Sibyllen und der hl. Hippolyt geweissagt haben, so würden trotzdem keine wirklichen Wunder vorliegen; denn der Teufel würde in diesen Fällen auf den Gesichtssinn der Leute einwirken, daß es ihnen scheinen würde, die Sonne oder der Mond bewegen sich oder stehen still (Massenhypnose bzw. -suggestion). In Wirklichkeit werden sowohl Sonne als auch Mond ihren gewöhnlichen Lauf zurücklegen. Die Wunder an Sonne oder Mond würden also nur in der Einbildung der Zuschauer sein. Ähnlich würde es sich verhalten mit dem Versetzen von Bergen
und Inseln, die der Antichrist angeblich bewirken wird.

Der hl. Ephräm († 380) sagt nämlich: "Der Antichrist wird Berge und Inseln vor aller Augen laufen machen;" ferner: "Dieser Bösewicht wird vor den versammelten Volksmassen zu einem Berg sprechen: "Berg, ich befehle dir, daß du sogleich übers Meer zu uns kommst" und der Berg wird sogleich übers Meer herüberkommen, als ob er Füße hätte, obzwar er in Wirklichkeit seinen Platz nicht verlassen wird. Ebenso wird er die Inseln im Meer von einem Platz zum anderen versetzen" (sermo de antichristo). Kard. Bellarmin sagt, daß zu derartigen Scheinwundern, wie Versetzung der Berge, fast alle Teufel helfen werden.


Großes Aufsehen wird der Antichrist durch seine Flüge in der Luft machen. Er wird sich nämlich mit Hilfe der bösen Geister gegen die Wolken emporschwingen und dabei gewaltigen Lichtschein verbreiten. Der hl. Ephräm sagt: "Er wird in den Wolken des Himmels von einem Ort zum anderen fliegen und einen solchen Lichtglanz von sich geben, als ob die Sonne am Firmament stünde."

Bernhard v. Busto erklärt: "Die Menschen werden ihn anstaunen, wenn sie ihn mit großer Herrlichkeit in den Lüften dahinfliegen sehen, und werden aufs Angesicht fallen und ihn anbeten. Selbst standhafte Christen werden verwirrt und im Glauben wankend werden. Der Antichrist wird über Städte und Dörfer dahinfliegen und zuweilen heruntersteigen und sich in der Nähe sehen lassen. Hierbei wird er der herbeieilenden Menge sein teuflisches Evangelium mit überaus zierlichen Worten verkünden." Insbesondere wird er erklären, daß er durch seinen Flug seine Gottheit beweise (Lützenburg, Kap. 31).

Bei einem solchen Aufstieg in die Luft wird ihm von Gott das Handwerk für immer gelegt werden. (Etwas Ähnliches wird von Simon dem Zauberer berichtet.) Weitere Scheinwunder, die der Antichrist in der Luft verrichten soll, sind: Er wird Hagel und Feuer auf die Erde fallen lassen und Schaden verursachen. (Das Herabfallen des Feuers vom Himmel ist bestätigt in der Offb 13,13.) Er wird einen fürchterlichen Sturmwind hervorbrechen lassen, daß man vermuten könnte, die Welt werde untergehen; hierbei werden Bäume entwurzelt und im Sturm entführt und Häuser eingerissen und dabei Menschen erschlagen werden, was schon durch Wirkung des Satans im Leben des Job vorkam (Jb 1,19). Selbstverständlich werden der Antichrist und seine Apostel derartige Naturerscheinungen sogleich ausnützen und den Christen nahelegen, daß sie die Gottheit des Antichrists anerkennen und Christus entsagen sollen (Lützenburg in Kap. 31).

Auch das Wasser wird dem Antichrist zu gehorchen scheinen. Der hl. Hippolyt sagt: "Er wird auf dem Meer herumspazieren oder das Meer in fürchterliche Wallung bringen, so daß die Zuschauer glauben werden, sie würden vom Meer überschwemmt und verschlungen; doch plötzlich wird er dem Meer Ruhe gebieten." Der hl. Ephräm sagt auch, das Wasser werde unter seinen Füßen wie ein harter Stein unbeweglich stehen bleiben. Angeblich wird er auch durch seinen Befehl bewirken, daß Bäche und Flüsse plötzlich eine Zeitlang ihren Lauf ändern und statt stromabwärts stromaufwärts fließen.

Dieses Zauberstück konnte nach dem Bericht Plinius (2,103) auch der römische Kaiser Nero verrichten; es sei angeblich vorgekommen, daß auf seinen Befehl die Gewässer sich erhoben oder einen umgekehrten Lauf eingeschlagen haben. Alle Schwarzkünste, welche die Zauberer des Altertums ausgeübt haben, wird auch der Antichrist verrichten können, jene sind z.B. im Feuer gesessen oder darin herumgegangen, haben hölzerne oder steinerne Bildsäulen durch ihren Befehl gehend gemacht, haben Steine in Brot verwandelt, verschlossene Türen geöffnet ohne Hand anzulegen, sind gleichzeitig an zwei Orten erschienen (indem am zweiten Ort der Teufel ihre Gestalt annahm) u. dgl. (siehe Clem. Alex. 2, recognitionum).

Dionysius von Lützenburg erklärt geradezu: "Wenn ich alles und jedes ordentlich beschreiben sollte, was der Antichrist durch seine Zauberei tun wird, so müßte ich nicht ein, sondern viele Bücher schreiben" (Kap. 25). Daß der Antichrist alle biblischen Wunder nachäffen wird, gilt wohl als selbstverständlich, da er weder hinter Moses und Elias, noch hinter Christus wird zurückstehen wollen. Er dürfte also auch Manna vom Himmel herabfallen lassen, aus dem Felsen frisches Wasser mit dem Stab herausschlagen, nachts eine Feuersäule und während des Tages eine Wolkensäule über den Häuptern der Seinen erscheinen lassen, Bäume augenblicklich verdorren lassen, so daß nicht ein einziges Blatt am Baum zurückbleibt u. dgl. (Lützenburg, Kap. 33).

Die hl. Hildegard bestätigt diese Vermutungen, indem sie erklärt: "Der Antichrist wird durch Zauberei die Wunder täuschend nachahmen; er wird die Luft bewegen, Feuer vom Himmel herab schleudern, dem Sturm gebieten, Blitze, Donner und Hagel hervorbringen, Berge versetzen, Flüsse austrocknen, den Wäldern ihr Grün nehmen und das welke Laub der Wälder augenblicklich wieder neu ergrünen lassen. Seine Täuschungen werden sich auf alle Ebenen ausdehnen, auf trockene und auf nasse. Hauptsächlich wird er seine höllische Macht auf die Menschen anwenden. Er wird (dem Schein nach) die Gesundheit nehmen oder geben, er wird sogar Tote wieder ins Leben rufen, doch werden seine Auferweckungen nur von kurzer Dauer sein, da er die Leichname nur durch die teuflische Macht in Unruhe versetzt. Viele werden, wenn sie solche Scheinwunder sehen, an ihn glauben und ihm volles Vertrauen schenken. Manche, die ihren christlichen Glauben bewahren, werden aber doch nach der Gunst dieses gottlosen Menschen trachten und seine Ungnade fürchten. Dann wird man an der Wahrheit der Lehre Christi zu zweifeln beginnen (siehe Schmelzeis, hl. Hildegard, S.378 f.).

Laktantius sagt: "Durch die falschen Wunderzeichnen wird auch der weiseste Mensch verführt werden und zur Anbetung des Antichrist angelockt werden" (Lact. Firmianus, 7,17).

Und gleichwie Christus sich auf seine Wunder berufen und gesagt hat: "Diese Werke, die ich tue, geben Zeugnis von mir, daß mich der Vater gesandt hat" (Jo 10,38), so wird auch der Antichrist sich stolz und aufgeblasen auf seine Zauberstücke berufen und, wie der hl. Hippolyt sagt, etwa folgenderweise zum Volk sprechen: "Schaut meine Gläubigen, und betrachtet meine große Stärke und Gewalt. Ist irgendein Fürst so mächtig wie ich? Meiner Allmacht kann niemand widerstehen. Unzählige Engel dienen mir. Ich heile Krankheiten, mache die Verstorbenen wieder lebendig, ich versetze Berge. Das wilde Meer gehorcht mir und es trägt mich, wie wenn es feste Erde wäre. Das Wasser der Flüsse bewegt sich auf meinen Wunsch nach rückwärts. Ich blitze und donnere und werfe Feuer vom Himmel, um die Ungläubigen damit zu verzehren. Sonne und Mond vollbringen meinen Willen. Wie sollte ich nicht der allmächtige Gott sein, wenn ich über die Geschöpfe herrsche und regiere?" (de cons. saec.).

Welch große Gewalt zuweilen der böse Geist mit Zulassung Gottes ausüben kann, ersieht man aus der mit bischöfl. Druckerlaubnis erschienen Schrift: "Die zwei besessenen Kinder von Illfurt", und der Schrift "Illustrator, Eine Teufelsgeschichte." Selbstverständlich werden viele Christen infolge dieser Wunder des Antichrists ganz verzagt und kleinmütig werden und nicht wissen, wie sie daran sind. Manche von ihnen werden zum Antichrist abfallen und seine Gottheit anerkennen und preisen (Lützenburg, Kap. 34).

Die hl. Hildegard sagt: "Wegen dieser Wunder, die der Antichrist wirken wird, werden auch die Säulen unter den Auserwählten mit großem Schrecken erfüllt werden und mit beklommener Brust tief aufseufzen." Doch ist zu erwarten, daß der liebe Gott seinen treuen Dienern Glaubensmut und Geduld verleihen wird, wie es in der Apokalypse heißt: "Hier ist die Geduld der Heiligen, welche die Gebote Gottes und den Glauben an Jesus Christus bewahren" (Offb 14,12).

Die frommen Christen werden nicht im unklaren sein, daß sie es mit dem Antichrist zu tun haben, weshalb Daniel sagt: "Alle Gottlosen werden es nicht verstehen, aber die Erleuchteten werden es verstehen" (Dan 12,10). Die treu gebliebenen Christen werden es dann schwer haben; man wird sie halsstarrige und verstockte Sünder nennen (Lützenburg, Kap. 34). Ja jeden, der nur den geringsten Zweifel gegen die Gottheit des Antichrists aussprechen wird, wird man für einen gottlosen Menschen halten. Ein so großes Ansehen wird der Antichrist durch seine Wunder beim Volk erlangen.

Wie verschiedene Schriftsteller aus früheren Zeiten behaupten, soll zur Zeit des Antichrists der Satan noch viele andere Wunderwerke verrichten, die geradezu unglaublich klingen. Der Satan wird angeblich Kruzifixe und Heiligenbilder sprechend machen und durch sie Gotteslästerungen ausstoßen.

Bernhard v. Busto sagt: "Wenn mancher fromme Christ in seinem Wohnzimmer vor einem Kruzifix zu Gott um Hilfe flehen wird, wird ihn der Satan im Gebet stören und in Schrecken versetzen. Er wird nämlich bewirken, daß vom Kruzifix herab die Stimme erschallt: ´Warum rufst du zu mir, da ich dir doch nicht helfen kann. Ich bin kein Gott und kein Erlöser der Welt, sondern vielmehr ein Zauberer, ein Aufwiegler und Verführer des Volkes und ein falscher Prophet gewesen und deswegen bin ich ins höllische Feuer verdammt worden. Rufe also nicht mehr zu mir und vermehre nicht durch dein Rufen die Pein, die ich in der Hölle ausstehe. Ich werde durch die Kraft des allmächtigen Gottes, dessen Glaube jetzt in der ganzen Welt verkündet wird, genötigt und gezwungen, dir die Wahrheit zu bekennen und dir zu offenbaren, daß ich nicht der Sohn Gottes, sondern der größte Zauberer der Welt gewesen bin und deswegen in alle Ewigkeit die schwersten Martern ausstehe ohne Hoffnung auf Erlösung.´

Auch die Bilder der Muttergottes werden zuweilen zu sprechen anfangen, wenn jemand davor beten wird, z.B.: ´Laß ab von deinen Anrufungen. Ich bin nicht die Muttergottes und vermag bei Gott nichts. Ich bin nur ein elendes Geschöpf. Nimm deine Zuflucht zur wahren Mutter des Allerhöchsten, dessen Lehre heute bei euch verkündet wird.´ Ähnlich werden die Bilder der Heiligen sprechen. Daß der Teufel es ist, der aus den Kruzifixen und Bildern gesprochen hat, werden wenige begreifen wollen. Im Gegenteil, viele werden ganz bestürzt zu den Aposteln des Antichrists laufen, um die neue Lehre anzunehmen. Auf Befehl dieser Apostel werden sie dann das Kruzifix und die Heiligenbilder mit Füßen treten und in Stücke schlagen" (Lützenburg, Kap. 31).

Der Teufel wird angeblich auch durch die Säuglinge und unmündigen Kinder sprechen. Bernhard v. Busto sagt: "In dem Augenblick, wo die Mutter den Säugling im Arm trägt oder in die Wiege legt, wird er auf einmal mit klarer und deutlicher Stimme zu sprechen anfangen, die Gottheit des Antichrists bekennen und die Mutter auffordern, von Christus endlich abzulassen und sich dem Antichrist zuzuwenden. Das Kind wird den Eltern Vorwürfe machen, daß sie trotz der vielen Wunder des Antichrists gottlos und halsstarrig geblieben sind. O wieviel Seelenangst werden solche Eltern ausstehen!" (Lützenburg, Kap. 32).

Doch viele Christen werden eingedenk dessen, was über den Antichrist bereits seit Jahrhunderten vorausgesagt worden ist, den Betrug des Satans erkennen und sich nicht verführen lassen, sondern standhaft bleiben und überdies die Kleinmütigen aufklären und trösten. Angenommen, es würde auch nur ein Teil von dem, was von verschiedenen Schriftstellern über die Wunder des Antichrists gesagt wurde, wahr sein, so werden jedenfalls schrecklichste Zeiten für die gläubigen Christen anbrechen. Daß aber tatsächlich große Wunder zur Verführung des christlichen Volkes geschehen werden, bestätigt Christus (Mt 24,24), auch der hl. Paulus (2 Thess 2,9) und der hl. Evangelist Johannes (Offb 13,13).

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Kap. 17
Der Antichrist wird dreieinhalb Jahre als Weltkaiser auf der Höhe seiner Macht stehen und in dieser Zeit am fürchterlichsten gegen die Christen wüten

Der Antichrist wird Weltkaiser werden. Der hl. Evangelist Johannes sagt: "Es ward ihm Macht gegeben über alle Stämme und Völker und Sprachen und Nationen" (Offb 13,7). Laktantius auf die Weltherrschaft des Antichrists anspielend sagt: "Die Herrschaft wird wieder Asien erhalten. Das Morgenland wird noch einmal herrschen und das Abendland wird zu seinen Füßen liegen" (Lact. 7,15).

Christliche Kaiser und Könige nannten sich "von Gottes Gnaden;" der Antichrist wird aber der Weltkaiser "von Teufels Gnaden" sein. Doch wird der Antichrist, um zur Weltmonarchie zu gelangen, zuerst mit den zehn Königen, unter die das ehemalige römische Reich geteilt ist, Krieg führen müssen. Es wird ihm gelingen, sich zunächst drei Königreiche zu unterwerfen: Ägypten, Libyen und Äthiopien. Dies ist vom Propheten Daniel 7,7-8; 7,20-24; 11,15; 11,40-43 geweissagt und vom hl. Evangelisten Johannes in der Apokalypse 17,12-13.

Daniel sieht ein Tier, das zehn Hörner hat (gemeint ist die glaubenslose Menschheit am Ende der Welt, die zehn große Reiche umfassen wird); zwischen den zehn Hörnern dieses Tieres sieht Daniel ein kleines (also elftes) Horn hervorkommen, das drei von den zehn Hörnern ausbricht (Dan 7,7-8; 7,20-24). Dieses kleine Horn ist nach Ansicht der hl. Väter der Antichrist, den Daniel den "König von Mitternacht" (Dan 11,15) oder auch "König des Nordens" (Dan 11, 40) nennt. In der Hl. Schrift pflegt der König von Babylon der "König von Mitternacht" genannt zu werden (hl. Hieronymus).

Weiter sagt Daniel: "Der König des Nordens wird wie ein Ungewitter gegen ihn (den König des Südens) herkommen mit Wagen und Reitern und großer Flotte und wird in die Länder fallen und sie verheeren und durchziehen... Und er wird seine Hand nach den Ländern ausstrecken und Ägypten wird nicht entrinnen. Er wird sich der Gold- und Silberschätze bemächtigen, sowie alles Kostbaren von Ägypten; auch Libyen und Äthiopien wird er durchziehen" (Dan 11,40-43.) Hierauf wird er in das gelobte Land eindringen und Jerusalem besetzen und dort seine Residenz aufschlagen (angedeutet bei Daniel 11, 44-45). Die Bewohner des gelobten Landes werden sich ohne Gegenwehr ergeben (hl. Irenäus 5, adv. haer.).

Jetzt werden endlich die Könige der Welt in Furcht geraten; sie werden schon erkennen, daß sie es mit dem Antichrist zu tun haben. Die Könige werden nun Armeen nach dem Heiligen Land senden; doch der Antichrist wird sie alle schlagen. Die sel. Anna Katharina Emmerich (Brentano, Leben Jesu, Regensburg 1858, S.62) erwähnt eine Schlacht gegen den Antichrist bei der Stadt Megiddo im nördlichen Palästina. (Mageddo ist der westliche Teil der großen, vom Karmelgebirge bis zum Jordan reichenden Ebene Jezrael; diese Ebene nannte man wegen der großen Fruchtbarkeit die Kornkammer Syriens (heute zu Israel gehörend).

Hier fanden oft Entscheidungsschlachten statt, z. B. zur Zeit der jüdischen Könige laut 2 Kg 23,29, zur Zeit der Römer, der Kreuzfahrer und unter Bonaparte.

Auch in der Apokalypse des hl. Evangelisten Johannes 16,16 wird der dereinstige Kampfplatz Armagedon erwähnt.) Darauf werden sich sieben weitere Könige der Welt aus lauter Furcht und Schrecken freiwillig dem Antichrist unterwerfen und ihm dadurch den Weg zur Weltmonarchie ebnen (hl. Hier. in Dan 2; hl. Iren., haer. 5). In der Apokalypse des hl. Evangelisten Johannes ist auch die Rede von zehn Hörnern (Königen), die ihre Kraft und Macht dem Tier (dem Antichrist) geben (Offb 17,12-13).

Der Antichrist wird wahrscheinlich von den Völkern des Abendlandes eine Niederlage zur See erleiden (Dan 11,30), die er aber wieder gut machen wird. Der hl. Hieronymus sagt: "Der Antichrist wird über die ganze Welt herrschen" (in Dan 11). Er wird eine Macht und Gewalt haben, wie noch nie ein König auf dieser Welt gehabt hat (hl. Cyrill Jer., cat. 15). Er wird unbeschreiblich mächtig und unüberwindlich sein, wie die Welt seinesgleichen noch nicht gesehen hat (hl. Iren., ad haer. 5,25).

Daß die Weltmacht in der Hand eines Einzelnen vereinigt sein kann, hat man deutlich gesehen zur Zeit des 1. Weltkrieges, wo der Präsident der Vereinigten Staaten von Nordamerika, Wilson, eine Zeitlang eine Art Alleinherrschaft ausübte, die in der Welt ihresgleichen noch nicht hatte. Auch zur Zeit des französischen Kaisers Napoleon I. war es fast auch so; denn lange Zeit hindurch übte Napoleon eine unumschränkte Gewalt über viele Nationen aus. Die menschlichen Erfindungen werden es ermöglichen, daß Einer Weltherrscher sein kann.

Der Dichter F. W. Helle sagt mit Recht: "Die eine Herrschaft über alle Völker wird unterstützt sein durch die Erfindungen der Menschen, die den Verkehr aller Völker miteinander in einer Weise erleichtern werden, daß von einer Entfernung nicht mehr die Rede sein wird" (Gottesminne 1904, S.144).

(Damals wußte man noch nichts von Satelliten, Internet, Videoüberwachung, Radar, Telekommunikation, GPS, Überschallflugzeugen etc.)

Im Verlauf der Jahrhunderte hat der Kampf gegen die Kirche nur in einzelnen Ländern stattgefunden, befand sich also gleichsam immer auf Wanderung. Dagegen wird der letzte Kampf ein allgemeiner, also über die ganze, vom Evangelium eroberte Erde verbreitet sein, da er von einem einzigen Herrscher, der Weltmonarch ist, ausgehen wird. Vermittels der Erfindungen der Neuzeit (drahtlose Telegraphie, Kabel) wird es ihm leicht sein, in wenigen Augenblicken der ganzen Welt seine Befehle mitzuteilen und despotisch aufzuzwingen" (S.136).

Auch der hl. Augustinus sagt: "Die Verfolgung durch den Antichrist wird die allerletzte sein, welche die hl. Kirche in der ganzen Welt vom Reich des Teufels zu erdulden haben wird" (de civ. dei. 11). Sollte sich jemand darüber wundern, daß ein Jude die Weltherrschaft an sich reißen werde, der bedenke, daß schon heute die Juden große Herrschaft auf der Erde ausüben; sie beherrschen den ganzen Weltmarkt (Banken), fast die gesamte Presse, führen die Arbeitermassen (Der Sozialismus ist eine jüdische Erfindung) und erklommen in vielen Ländern nach dem I. Weltkrieg die höchsten Stellen im Staat. Daß die Juden [die Zionisten, die sich als Juden tarnen] die Weltherrschaft anstreben, wird wohl heute niemand mehr leugnen wollen (Spirago). Alles geht letztlich gegen die Kirche Jesu.

Dreieinhalb Jahre lang wird der Antichrist als Weltkaiser gegen die Christenheit wüten dürfen, auffallenderweise gerade solange, als die Lehrtätigkeit Christi gedauert hat. Der Prophet Daniel sagt: "Sie (die Heiligen, d.h. die gläubigen Christen) werden in seine Hand gegeben werden bis auf eine Zeit (= ein Jahr) und zwei Zeiten und eine halbe Zeit" (Dan 7,25). Dieselbe Zeitbestimmung wiederholt Daniel im 12. Kapitel (Dan 12,7) und der hl. Evangelist Johannes im 12. Kapitel seiner Apokalypse (Offb 12,14), wo er von der Zeitdauer spricht, die die Frau (die Kirche) in der Wüste zubringen wird. (Anspielung auf die Flucht in die Einöden, wodurch sich viele Christen vor den Verfolgungen durch den Antichrist retten werden!) An einer anderen Stelle sagt er, die Frau (die Kirche) werde 1260 Tage in der Wüste ernährt werden (Offb 12,6), die hl. Stadt (die Kirche) werde 42 Monate zertreten werden (Offb 11,2); und dem Tier (dem Antichrist) werde 42 Monate lang Macht gegeben werden (Offb 13,5).

Die Zahl der Tage ist auch bei Daniel geoffenbart: "Von der Zeit aber, da das tägliche Opfer (das hl. Meßopfer) abgeschafft und der Greuel der Verwüstung aufgestellt worden, sind1290 Tage" (Dan 12,11). Gott hat die Dauer der Verfolgung durch den Antichrist als Weltkaiser wahrscheinlich deswegen genau ankündigen lassen, damit die Gläubigen zu jener Zeit nicht mutlos werden, und vielleicht auch, damit sie wissen, wie lange sie sich verbergen sollen. Kein Christ aber würde am Leben bleiben, wenn der Antichrist eine längere Regierungszeit hätte. Deshalb sagt Christus: "Und wenn diese Tage nicht abgekürzt würden, so würde kein Mensch gerettet werden; aber um der Auserwählten willen werden jene Tage abgekürzt werden" (Mt 24,22).

Der hl. Papst Gregor der Große (Moral 33,12) und der hl. Augustinus (de civ. Dei 10,8) vertreten die Ansicht: Wenn die Verfolgung länger als dreieinhalb Jahre dauern würde, würden viele Menschen, die sonst selig geworden wären, die ewige Seligkeit nicht erlangen. Der hl. Chrysostomus sagt: "Die Drangsale durch den Antichrist werden zwar überaus heftig, aber nicht von langer Dauer sein." In jenen dreieinhalb Jahren wird aber ein Elend sein, wie es auf Erden noch nie gewesen ist. Es werden sich Christi Worte erfüllen: "Es wird alsdann eine große Trübsal sein, dergleichen vom Anfang der Welt bis jetzt nicht gewesen ist, noch ferner sein wird" (Mt 24,21).

Auch Daniel hat verkündet: "Es wird eine Zeit kommen, dergleichen nicht gewesen, seit Völker waren bis zu jener Zeit" (Dan 12,1). "Die Zerstreuung der Macht des heiligen Volkes wird aufs höchste gestiegen sein" (Dan 12,7). Der Satan wird sich nämlich beeilen, weil es sein letzter Ansturm gegen das Gottesreich auf Erden ist und ihm nur wenig Zeit zur Verfügung steht. "Der Satan ist gekommen und hat großen Zorn, weil er weiß, daß er wenig Zeit hat" (Offb 12,12).

In diesen dreieinhalb Jahren der ärgsten Verfolgung werden sich viele Christen, Bischöfe und Priester durch die Flucht retten; das ist angedeutet in der Apokalypse, wo es heißt, daß die Frau (die Kirche) in die Wüste floh (Offb 12,6; 12,14).

Der ehrw. Diener Gottes Bartholomäus Holzhauser sagt (nachdem er erwähnt hatte, daß der Antichrist Rom einnehmen und den Papst töten werde): "Der Antichrist wird das Blut der Christen, insbesondere der Vorsteher der Kirche, wie Wasser vergießen in der Umgebung von Jerusalem. Die christliche Gemeinde wird in die Wüste, in die Einöde, in Wälder, auf Berge und in Felsenhöhlen fliehen und sich verbergen. Denn die Schafherde zerstreut sich, wenn der Hirte geschlagen ist" (Mt 26,3).

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Kap. 18
Gott wird den Antichrist während jener dreieinhalb Jahre durch die Propheten Henoch und Elias bekämpfen lassen

Gleichwie sich in den Zeiten des Königs Antiochus Epiphanes, der das jüdische Volk wegen der Verehrung des wahren Gottes auf das grausamste verfolgte (176-163 v. Chr.) und deswegen ein Vorbote und Vorbild des Antichrists war (siehe unter Kap. 23), Judas der Makkabäer mit mehreren mutigen Männern zum Widerstand gegen den grausamen König aufraffte und dessen Heer besiegte, so wird es auch am Ende der Welt sein; Gott wird tüchtige Männer erwecken, die den Antichrist bekämpfen und seine Gewalt zunichte machen werden (siehe auch Kap. 5).

Zu diesen Männern gehören in erster Linie Henoch und Elias, die 1260 Tage (Offb 11,3), also drei Jahre und fünfeinhalb Monate lang, wirken werden. In dieser Zeit werden sie unverletzlich sein (Offb 11,5). Hierin werden sie eine Ähnlichkeit mit dem Heiland haben, der auch während seiner dreieinhalbjährigen Lehrzeit unantastbar war. Bald wollte man ihn steinigen (Jo 8,59), bald von der Anhöhe eines Berges herabstürzen (Lk 4,29), bald ihn ergreifen (Jo 7,30). Doch konnte man gegen ihn nichts ausrichten, da seine Stunde noch nicht gekommen war. Erst als die von seinem himmlischen Vater bestimmte Zeit eingetreten war, übergab er sich freiwillig seinen Peinigern.

Über die beiden Männer, Henoch und Elias, erfahren wir aus der Hl. Schrift folgendes: Henoch, der siebte Patriarch, wurde im Alter von 365 Jahren wegen seines hl. Lebens ohne Tod von der Erde hinweggenommen (Gen 5,23f.; Hebr 11,5) und ins Paradies versetzt, und zwar um das Jahr 1000 nach Erschaffung Adams. Er wird wiederkommen, um die Völker zur Buße zu ermahnen (Sir 44,16).

Elias wurde nahebei Jericho (im Jahr 902 v. Chr.) in Gegenwart des Propheten Elisäus unter Lichterscheinung (eines feurigen Wagens mit feurigen Pferden) von der Erde hinweggenommen (2 Kg 2,11; Sir 48,9) und befindet sich nach einstimmiger Erklärung vieler Heiligen im Paradies (hl. Hildegard, hl. Augustinus, hl. Thomas von Aquin). Elias war bei der Verklärung Christi auf dem Berg Tabor gegenwärtig (Mt 17,3; Mk 9,3; Lk 9,30). Aus dem Paradies hat Elias (wahrscheinlich durch einen Propheten, dem er erschien) einen Brief an den König Joram gesandt, worin er ihn dringend zur Lebensbesserung ermahnte (2 Chr 21,12).

Der Prophet Malachias hat geweissagt, daß Elias vor dem Weltende wiederkommen werde, um die Juden zu bekehren (Mal 4,5; Sir 48,10). Auch Christus hat erklärt, Elias werde vor dem Weltgericht wiederkommen und alles wiederherstellen (Mt 17,11). Johannes der Täufer war ein Vorbild des Elias, weil er die erste Ankunft Christi ankündigte, gleichwie Elias die zweite Ankunft Christi vorzubereiten haben wird; deswegen sprach Christus: "Elias ist schon gekommen (Mt 17,12). Henoch und Elias werden ein Bußleben führen und Tod und allerlei Plagen über ihre Feinde verhängen können. Auf ihre Predigt hin werden sich viele vom Antichrist abkehren.

Schließlich wird der Antichrist die beiden Männer in Jerusalem töten und ihre Leichname unbeerdigt liegen lassen. Doch Gott wird sie nach dreieinhalb Tagen auferwecken, worauf sie vor den Augen ihrer Feinde gegen Himmel auffahren werden (in Offb 11,3-12). Der Antichrist wird Henoch und Elias nur 30 Tage überleben; denn seine Herrschaft wird nach Daniel 1290 Tage dauern (Dan 12,11), also um 30 Tage länger als die Predigt des Henoch und Elias, die nur 1260 Tage dauern wird (in Offb 11,3). Diese beiden Männer werden also den Worten der Hl. Schrift zufolge am Ende der Welt dieselbe Aufgabe haben wie einst Noe vor der Sündflut; sie werden die Menschen vor dem Weltuntergang zur Buße ermahnen. Sie werden erst auftreten, sobald der Antichrist das hl. Meßopfer abgeschafft hat und in den Kirchen der Greuel der Verwüstung vorhanden ist (Dan 12,11), indem daselbst das Bild des Antichrists zur Anbetung aufgerichtet worden ist.

Daß sich Henoch und Elias gegenwärtig im Paradies befinden, wurde von den Schülern der hl. Apostel gelehrt. Der hl. Irenäus, Bischof von Lyon († 202), erklärte: "Die Schüler der Apostel sagten, daß jene, welche lebendigen Leibes von der Welt hinweggenommen wurden, in ein irdisches Paradies versetzt worden sind und, daß sie dort bis zum Ende der Welt unversehrt erhalten werden" (4,30). Der hl. Augustinus sagt, daß die Lebensweise der beiden Männer im Paradies keine rein himmlische, aber auch keine rein irdische sei (de peccat. mer. 3).

Der hl. Hieronymus meint, daß ihre Leiber irgendwie vergeistigt sind (ep. ad Pammach). Der hl. Thomas von Aquin behauptet, daß Henoch und Elias im Paradies durch den Lebensbaum, der auch Adam einst Nahrung geboten hat, am Leben erhalten bleiben. P. Houchedé weist darauf hin, daß durch Anrufung des Elias schon mehrere Wunder geschehen sind, woraus sich entnehmen läßt, daß die beiden Propheten genau wissen, was auf der Erde vorgeht (Houchedé, Antichrist 1878, S.33).

Dionysius von Lützenburg sagt im 38. Kapitel seiner Schrift über den Antichrist: Henoch und Elias werden aus dem Paradies mit Blitzesschnelle auf feurigem Wagen nach Jerusalem entrückt werden. Dort werden sie sogleich dem Tempel zueilen und daselbst verkünden, daß jener gottlose Mensch, der im Tempel verehrt wird, der von den Propheten geweissagte Antichrist ist. Die beiden Propheten werden ihn öffentlich den größten Zauberer, den ärgsten Volksbetrüger und Lügner und den schlimmsten Bösewicht nennen. Da wird man alsbald die Henkersknechte holen, damit sie die beiden hl. Männer einfangen und martern. Doch sobald sich diese den hl. Männern nähern werden, werden in ihrer Nähe fürchterliche Naturerscheinungen eintreten, besonders Donner und Blitze, so daß die Henkersknechte vor Angst davonlaufen werden.

Beim Davonlaufen werden sie durch Feuer, das vom Himmel fallen wird, vertilgt werden. Vom Morgen bis zum Abend werden die beiden hl. Männer alle Gassen in Jerusalem durchwandern und überall predigen und den Leuten sagen, wer der Antichrist sei und wie schändlich die Menschen betrogen seien. Auch werden sie den nahen Untergang ankündigen. Sie werden sagen, daß sie Henoch und Elias seien, und werden aus der Hl. Schrift den Beweis erbringen, daß ihre Wiederkunft auf Erden von Gott versprochen worden sei.

Elias wird mehr den Juden predigen, Henoch mehr den Mohammedanern und anderen Völkern. Der Antichrist wird Leute gegen die beiden Männer schicken, doch sobald jemand Hand an sie legen will, wird er sogleich vom Feuer verzehrt werden (Bernh. v. Busto, ros. sermo 2,11).

Dieses Feuer wird zuweilen aus dem Mund der beiden Propheten hervorgehen, denn in der Apokalypse heißt es: "Und wenn jemand sie schädigen will, so wird Feuer aus ihrem Mund gehen und ihre Feinde verzehren" (Offb 11,5). Wir wissen übrigens aus der Lebensgeschichte des Elias, daß schon damals, als er das erstemal auf Erden wandelte, zweimal Männer, die ihm feindlich gegenübertraten, durch Feuer vom Himmel verzehrt wurden (siehe 2 Kg 1,10/12; auch Sir 48,3). Nachdem bereits mehrere Angreifer der beiden Propheten durch Feuerflammen ihr Leben eingebüßt haben, wird sich niemand mehr unterstehen, den beiden Männern irgendwie nahezutreten (Lützenburg, Kap. 38)

Auf ihren Reisen durch die Welt werden Elias und Henoch auch in die Kerker gehen, um die hier eingeschlossenen Christen zu trösten; sie werden ihnen sagen, daß sie Henoch und Elias seien und daß der Verfolger der Christenheit der "Antichrist" sei. Auch in den Einöden werden sie die dort verborgenen Christen aufsuchen und trösten (Kap. 43).

Die hl. Hildegard, Äbtissin in Rupertsberg in Bingen am Rhein († 1179 im 82. Lebensjahr), weissagt darüber: Henoch und Elias werden von Gott in geheimnisvoller Weise im Paradies unterrichtet; Gott zeigt ihnen die Werke der Menschen, als ob sie diese mit leiblichen Augen sehen würden. Die beiden Männer sind daher viel weiser als alle Weisen zusammen. Dieselbe Kraft, die Henoch und Elias von der Erde entrückt hat, wird zur Zeit, wo der Antichrist seine verkehrte Lehre verbreiten wird, im Sturmwind wieder zurückführen.

Solange sie unter den Menschen weilen werden, werden sie immer nach 40 Tagen erquickt werden. Sie haben von Gott den Auftrag, dem Antichrist zu widerstehen und die Irrenden auf den Weg des Heiles zurückzuführen. Die beiden, durch Alter und Gestalt ausgezeichneten Männer werden zu den Menschen sprechen: "Dieser Verfluchte ist vom Teufel geschickt, um die Menschen in Irrtum zu führen. Wir waren von Gott bewahrt an einem verborgenen Ort, wo wir den Kummer der Menschen nicht empfanden. Wir sind nun von Gott geschickt, um dem Irrtum dieses Verderbers entgegenzutreten. Schaut, ob wir euch an Gestalt und Alter ähnlich sind!" Und da das Zeugnis beider übereinstimmen wird, werden sie Glauben finden. Alle werden diesen beiden Greisen folgen und den Irrtum verlassen.

Sie werden alle Städte und Ortschaften durcheilen, wo zuvor der Antichrist seine Irrlehre ausgestreut hat, und werden durch die Kraft des Hl. Geistes echte Wunderwerke verrichten. Alles Volk wird sich über sie sehr wundern. Henoch und Elias werden mit Donnerschlägen den Anhang des Satans verwirren und zuschanden machen und die Christen im Glauben festigen. Daher werden die Christen zum Martertod, den ihnen der Sohn des Verderbens bereiten wird, wie zu einem Gastmahl eilen, so daß die Mörder überdrüssig werden, die Getöteten ihrer großen Zahl wegen zu zählen; denn ihr Blut wird wie Wasserbäche fließen." (Siehe hl. Hildegard: "Scivias - Wisse die Wege", wo viel vom Antichrist geweissagt ist.)

Die Sr. Mechthild von Magdeburg (im 13. Jh.), sagt von Henoch und Elias: Beide sind im Paradies, leben in Wonne und essen dieselben Speisen, die Adam einst gegessen hat. Auch sie müssen aus Gehorsam gegen Gott denselben Baum meiden, von dem Adam und Eva nicht essen sollten. Dieser Baum ist nicht groß; seine Frucht ist auswendig sehr schön und lieblich wie eine Rose, inwendig aber von Natur aus sauer, wodurch der bittere Schaden der Sünde angedeutet ist. Gott hat diese Frucht deswegen verboten, weil sie den Menschen sehr schädlich ist und noch jetzt als ein Gift gilt.

Ein Engel wird den Henoch und Elias aus dem Paradies geleiten. Die Klarheit und Wonne, die sie dort an ihrem Leib hatten, wird dann verschwinden und sie empfangen wieder den irdischen Schein und werden sterbliche Menschen sein. Sobald sie die Erde erblicken werden, werden sie erschrecken wie Leute, die das Meer erblicken und nicht wissen, wie sie da hinüberkommen können. Sie werden Honig essen und Feigen und Wasser mit Wein gemischt trinken, während ihr Geist von Gott genährt werden wird. Sie werden als Prediger in der letzten Zeit der Not, wo schon die meisten guten Menschen als Märtyrer gestorben sind, auftreten und das Volk noch lange trösten. Henoch und Elias werden den Antichrist in die Enge treiben; sie werden den Menschen sagen, wer er ist und durch wessen Macht er Wunder wirke, auf welche Weise er in die Welt gekommen sei und was für ein Ende er nehmen werde. Dann wird sich manche, die dem Antichrist gefolgt waren, bekehren. (Morel, Offenbarungen der Schwester Mechthild von Magdeburg, Regensburg 1869, S.218 f.)

In der dem hl. Malachias, Erzbischof von Armagh in Irland zugeschriebenen Papstprophetie aus dem Jahr 1139 scheint auch auf das Wirken der beiden Propheten Henoch und Elias angespielt zu sein, indem der vorletzte Papst den Denkspruch hat "De gloria olivae, Von der Herrlichkeit des Ölbaumes." In der Apokalypse des hl. Johannes werden die beiden Männer Henoch und Elias "die zwei Ölbäume" genannt (Offb 11,4), offenbar weil sie in besonderer Weise mit dem Öl der Gnade (mit der Erleuchtung und Kraft des Hl. Geistes) gesalbt sind. Hervorragende Personen, die ihren Mitmenschen zum Segen gereichen, werden in der Hl. Schrift gern mit Ölbäumen verglichen. (Siehe: Spirago, Die Malachias-Weissagung, S.24.)

Der ehrw. Holzhauser († 1658) sagt, daß Henoch und Elias viele Heiden und Juden bekehren werden. Die Tätigkeit des Henoch und Elias dürfte eine Ähnlichkeit mit dem Wirken der hl. Apostel Petrus und Paulus haben. Der hl. Petrus hatte den Auftrag, hauptsächlich den Juden zu predigen, der hl. Paulus aber den Heiden (Gal 2,7). So werden sich wahrscheinlich auch Henoch und Elias bei der Bekehrung der Menschen die Arbeit teilen. Elias wird "die Stimme Jakobs wiederherstellen" (Sir 48, 10) und Henoch mehr die anderen Nationen, d.h. "die Völker zur Buße ermahnen" (Sir 44,16).

In früheren Zeiten hat man die Meinung ausgesprochen, daß auch der Prophet Moses, der Prophet Jeremias und der hl. Evangelist Johannes nicht gestorben seien und am Ende der Welt wiederkommen werden. Doch dies ist falsch. Denn nach der Hl. Schrift ist Moses im Land Moab gestorben und wurde von den Juden 30 Tage lang betrauert (5 Mos 34,5-8).

Jeremias ist der Überlieferung zufolge in Ägypten gesteinigt worden, sein Grab wurde dort in hohen Ehren gehalten (hl. Hilarius in Mt. 20). Der hl. Evangelist Johannes ist auch gestorben; denn von den Reliquien seines Leibes sprechen das Konzil von Ephesus (11,14) im Jahr 431, der hl. Chrysostomus und Papst Cölestin. Obige Vermutung kam wahrscheinlich daher, weil Moses gleichzeitig mit Elias auf Tabor erschien und weil das Grab Moses unbekannt geblieben ist; ferner weil der Heiland vom Apostels Johannes gesagt hat: "Wenn ich will, daß er so bleibe, bis ich komme" (Jo 21,22), aus welchen Worten man damals schloß, daß Johannes überhaupt nicht sterben werde.

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Kap. 19
Die Predigt und die Wunder des Elias sowie die Auffindung der Bundeslade durch ihn wird die Folge haben, daß fast alle Juden in Palästina zum Christentum übertreten werden

Die beiden Propheten werden in der Apokalypse von Gott "meine zwei Zeugen" genannt (Offb 11,3), da sie der Wahrheit Zeugnis geben sollen nach dem Grundsatz: "Auf die Aussage zweier oder dreier Zeugen werde jede Sache bestätigt" (5 Mos
19,15). Sie werden durch ihre Worte und Wunder bezeugen, daß Jesus Christus infolge der Weissagungen der Propheten der wahre Erlöser der Welt und der wahre Sohn Gottes ist. Ferner werden sie (wie Johannes der Täufer Zeugnis gab von der ersten Ankunft Christi) Zeugnis ablegen, daß die zweite Ankunft Christi zum Gericht bevorstehe. Sie werden 1260 Tage hindurch predigen, angetan mit Säcken (Offb 11,3), d.h. mit rauhem Kleid, wodurch offenbar angedeutet werden soll, daß sie die Aufgabe haben, die Menschen zur Buße zu ermahnen. Die beiden Propheten werden die Wundergabe haben (Offb 11,6). Elias hat schon, als er das erstemal auf Erden wandelte, die Gewalt gehabt, Wunder zu wirken.

Erwähnt seien folgende Wunder des Elias: Als König Achab (923-902) seiner heidnischen Gemahlin Isebel zuliebe in seiner Hauptstadt Samaria dem Götzen Baal (Sonnengott) zu Ehren einen Altar und einen Tempel erbaut und selbst dem Baal geopfert hatte, meldete ihm Elias unter einem Schwur, daß in den folgenden Jahren weder Tau noch Regen fallen, also Hungersnot eintreten werde. Da der Baalsdienst eine Vergötterung der Sonne war, sollten also die Baalsverehrer durch die Sonnenglut gestraft werden (siehe 1 Kg 17,1f.; 16,31).

Nach der langen Dürre von dreieinhalb Jahren kam auf das Gebet des Elias wieder Regen (1 Kg 18,41f.). Während der Hungersnot geschah auf das Wort des Elias im Haus der Witwe von Sarepta das Mehl- und Ölwunder, indem das Mehl im Topf und das Öl im Krug nicht mehr abnahm bis zu dem Tag, da Gott es wieder regnen ließ (17,8 f.). Dieses Wunder wurde von Christus, als er in der Synagoge zu Nazareth lehrte, als geschichtliche Tatsache bestätigt (Lk 4,25).

Elias erweckte den toten Sohn der Witwe von Sarepta zum Leben, indem er sich dreimal über ihn hinlegte (1 Kg 17,19 f.). Auf dem Berg Karmel kam auf das Wort des Elias vor dem versammelten Volk und den Baalspriestern Feuer vom Himmel und verzehrte das Brandopfer und trocknete das Wasser rings um den Altar aus (siehe 1 Kg 18,38). Noch in zwei anderen Fällen kam auf das Wort des Elias Feuer vom Himmel, wodurch seine Angreifer getötet wurden (1 Kg 1,10 u. 12; Sir 48,3). Elias teilte durch Berührung mit seinem Mantel das Wasser des Jordan, so daß er mit Elisäus trockenen Fußes den Jordan durchqueren konnte (2 Kg 2,8).

Welche Wunder die beiden Propheten bei ihrer Wiederkunft wirken werden, ist angedeutet in der Apokalypse: "Wenn jemand sie verletzen will, so wird Feuer aus ihrem Mund gehen und ihre Feinde verzehren...Diese (die beiden Propheten) haben Macht, den Himmel zu schließen, daß es nicht regne in den Tagen ihrer Predigt, und haben Macht, das Wasser in Blut zu verwandeln, und die Erde zu schlagen mit jeder Plage, so oft sie wollen" (Offb 11,5-7). Wie die Hl. Schrift berichtet, ist es schon einmal zur Zeit Moses in Ägypten vorgekommen, daß zur Strafe Wasser in Blut verwandelt worden ist. (Ex 7,17-25).

Dieselbe Strafe wird Elias über jene Gegenden verhängen, wo durch Ermordung von Christen viel unschuldiges Blut vergossen worden ist. Den Christen wird es aber dann an Wasser ebensowenig mangeln, wie seinerzeit den Israeliten in Ägypten, als auf Befehl des Moses alles Wasser im Land in Blut verwandelt worden war (Dionysius v. Lützenburg, Kap. 44). Man beachte, daß auch die Apokalypse auf diese Strafe hindeutet mit den Worten: "Du bist gerecht, Herr!...Denn das Blut der Heiligen und der Propheten haben sie vergossen, und Blut hast du ihnen zu trinken gegeben; sie sind es wert" (Offb 16,5-6).

Nach Dionysius von Lützenburg wird auf das Wort des Elias der Himmel jenen Gegenden oder Ländern keine Feuchtigkeit, weder Regen noch Tau noch Schnee, spenden, wo sich die Bewohner den beiden Propheten halsstarrig zeigen werden und vom Antichrist nicht ablassen werden. Diese Strafe werden die Propheten sogleich im Anfang ihrer Tätigkeit über Jerusalem und das ganze jüdische Volk verhängen und auf diese Weise den Juden in Palästina handgreiflich zeigen, wie wenig der Antichrist, der als Gott und Messias verehrt wird, vermag; denn er wird dem Volk trotz aller Zauberei ohne den Willen der beiden Propheten auch nicht einen Tropfen Wasser verschaffen können. Vielleicht werden Henoch und Elias auch noch andere Landplagen verhängen, wie solche zur Zeit des Moses in Ägypten vorgekommen sind (Lützenburg, Kap. 44). Die erwähnten Strafen werden viele Anhänger des Antichrists zur Besinnung bringen.

Der hl. Märtyrer Hippolyt hat kurz vor seinem Tod gesagt: "In jener Zeit wird der Himmel keinen Tau, die Wolken kein Wasser und die Erde keine Früchte geben. Das Meer wird abscheulich stinken, weil die Flüsse ausgetrocknet sein werden und es daher von den Strömen keinen Zufluß bekommen wird. Um diese Zeit wird die Pest überhand nehmen und, da selten jemand für die Beerdigung der Leichen da sein wird, wird der Erdboden vielerorts mit toten Leibern bestreut sein. Alsdann wird ein Wehklagen, Heulen und Weinen ohne Trost überall entstehen. Die Menschen werden jene seligpreisen, die vor ihnen gestorben sind. Nun werden die Menschen beim Antichrist Hilfe suchen und, da er ihnen nicht helfen kann, werden sie einsehen, daß er nicht Gott ist. Sie werden jetzt bedauern, daß sie sich von ihm verführen ließen, und werden sich Jesus Christus zuwenden... Gold und Silber wird man von sich werfen und niemand wird es aufheben" (hl. Hippolyt, or. de cons. saeculi).

Den größten Eindruck auf die Juden wird der Umstand machen, daß Elias die Bundeslade entdecken wird. Diese ist seit dem Jahr 586 v. Chr. aus dem Tempel in Jerusalem verschwunden. Der Prophet Jeremias hatte sie infolge einer göttlichen Offenbarung vor der Zerstörung Jerusalems durch Nabuchodonosor zum Berg Nebo tragen lassen und sie samt dem Zelt und Räucheraltar daselbst in eine Höhle versteckt und den Eingang verstopft (2 Makk 2,5). Als dann einige Männer den Ort suchten, erklärte Jeremias: "Der Ort wird unbekannt bleiben, bis Gott sein Volk wieder sammeln und ihm gnädig sein wird" (2,7). "Dann wird der Herr dies offenbar machen und die Herrlichkeit des Herrn wird erscheinen und in einer Wolke zugegen sein" (2,8).

Dionysius v. Lützenburg sagt: Henoch und Elias werden nach Entdeckung der Bundeslade auf diese das hl. Altarsakrament stellen; dann wird auf dem Berg Nebo tatsächlich die Majestät Gottes erscheinen. Da die Bundeslade nicht beim Antichrist, sondern bei den zwei hl. Propheten sein wird, werden die Juden erkennen, daß Jesus Christus der wahre Messias ist. Infolge der Wunder des Elias werden sie vom Antichrist abfallen; sie werden zum Berg Nebo wallfahren und die Hartnäckigkeit ihrer Vorfahren beweinen. Es wird dann aus allen Ländern ein großer Zulauf der Juden zum Berg Nebo stattfinden.

Die Auffindung des Heiligtums der Bundeslade wird die Juden mehr zum christlichen Glauben bewegen, als alle Predigten und Wunderwerke der beiden Propheten (Kap. 39). Dann wird in Erfüllung gehen, was der Prophet Osea geweissagt hat: "Die Söhne Israels...werden sich in Furcht dem Herrn und seinen Gütern nahen in der letzten Zeit" (Os 3,4).

Ähnlich hat Moses dem jüdischen Volk geweissagt: "Du wirst zurückkehren in der letzten Zeit zu dem Herrn, deinem Gott, und seine Stimme hören" (5 Mos 4,30). Auch der hl. Paulus hat erklärt, "daß die Blindheit einem Teil von Israel zuteil geworden, bis die Fülle der Heiden (in die Kirche) eingegangen ist. Und so wird ganz Israel gerettet werden" (Röm 11,25-26). Daß bei der Wiederkunft des Henoch und Elias zur Zeit des Antichrists die Juden sich bekehren werden, haben auch Tertullian († 240, in de anima 1), der hl. Hieronymus (ep. 148 ad Marcellam), der hl. Augustinus (de civ. Dei 20, letztes Kap.) u.a. behauptet.

Der Antichrist, der bis dahin der Meinung war, er werde auf Erden ewig und unumschränkt regieren, wird nun sehr enttäuscht sein, wenn er hören wird, daß zwei Männer gegen ihn predigen und unverletzlich sind, und daß infolge dieser Predigt das Judenvolk von ihm abfällt und sich dem Christentum zuwendet. Nun wird er, wie der hl. Ephräm sagt, nicht mehr fröhlich und freundlich sein wie zuvor, sondern zornig und unbarmherzig.

Er wird, wie der hl. Cyrill v. Jerusalem sagt, nun auch diejenigen, die an ihn glauben, unmenschlich und schlecht behandeln und alle Bösewichte, die vor ihm lebten, im tyrannisieren übertreffen. Jetzt wird er, wie der hl. Hippolyt erklärt, alle Menschen, Christen, Juden und Mohammedaner verachten, hassen und verfolgen (de cons. saec.). Die größte Grausamkeit und Tyrannei wird er in der ganzen Welt gegen die Juden ausüben (hl. Cyrill Jer., cat. 15), namentlich gegen jene, die sich durch die Predigt des Elias zum Christentum bekehrt haben. Die hl. Hildegard ruft daher aus: "Ihr Gassen Jerusalems werdet dann im besten Gold durch das Blut der Heiligen glänzen." Auch der ehrw. Holzhauser sagt, der Antichrist werde das Blut der Christen wie Wasser in der Umgebung von Jerusalem vergießen.

Gleichzeitig wird der Antichrist seine Wunderzeichen zu vermehren suchen. Auch seine Henker werden mit Wunderzeichen prahlen, wenn sie die Christen peinigen werden, damit man meine, der Antichrist sei wahrhaft Gott (hl. Gregor der Große, Moral 33,12). Die Henker werden die Christen nicht so leicht zur himmlischen Krone gelangen lassen, sondern sie so lange zu peinigen suchen, bis sie den Glauben verleugnen, es sei denn, daß jemand aus besonderer Gnade während der Qualen stirbt (hl. Cyprian, de lapsu).

Dionysius v. Lützenburg sagt: "Dann wird man jene, ohne Rücksicht auf ihren Stand martern, insbesondere ans Kreuz schlagen, mit Ruten geißeln, an den Bratspieß anbinden und alle erdenklichen Qualen ausfindig machen; bei den Martern wird man sie eines langsamen und entsetzlichen Todes sterben lassen" (Kap.
40). Jene, welche lieber Qualen erdulden werden, als vom Glauben abzufallen, werden in der Apokalypse angeführt als "die 144.000, die den Namen des Lammes und seines Vaters auf ihrer Stirn geschrieben haben" (Offb 14,1) im Gegensatz zu jenen, die das Zeichen des Antichrists tragen werden. "Sie verleugneten ihren Glauben nicht, sondern sind ohne Makel vor dem Thron Gottes" (Offb 14,5).

Der Jude Eleazar (2 Makk 6,18 f.) und die sieben Makkabäischen Brüder mit ihrer Mutter (2 Makk 7), die zur Zeit des Königs Antiochus Epiphanes den Tod der Glaubensverleugnung vorgezogen haben, waren ein Vorbild jener Glaubenshelden und Märtyrer zur Zeit des Antichrists.

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Kap. 20
Der Antichrist wird die beiden Propheten Henoch und Elias mit eigener Hand in Jerusalem töten, worauf eine unerhörte Christenverfolgung losbricht

Der Antichrist selbst wird sie töten (siehe Offb 11,7) und zwar in Jerusalem. (Das folgt aus Offb 11,8.) Dionysius von Lützenburg sagt (Kap. 45): Die beiden Propheten werden, bis die dreieinhalb Jahre ihres Wirkens zu Ende sein werden, in Begleitung vieler Christen nach Jerusalem reisen, um hier ihr Leben für Christus hinzugeben. Während ihrer Reise werden sie große Wunder wirken und noch viele abgefallene Christen zum Glauben bekehren (Thom. Malvenda).

Sobald die beiden in Jerusalem mit vielen tausend Christen eingetroffen sein werden, wird der Antichrist in große Wut geraten und beschließen, sie zu töten. Da sich niemand dazu hergeben wird, gegen die beiden Männer loszugehen, weil jedermann fürchten wird, er werde sogleich durch Feuer getötet werden, wird der Antichrist den Entschluß fassen, mit eigener Hand die beiden Propheten zu töten. Zunächst wird er den mächtigsten aller Teufel, den Moazim, um Hilfe anrufen. (Siehe Kap. 12) "Er wird ihn (den Götzen Moazim) ehren mit Gold, Silber und Edelsteinen und köstlichen Dingen" (Dan 11,38)

Dann wird der Antichrist Henoch und Elias von den Seinen in weitem Kreis umzingeln lassen und nun wie ein rasender Löwe auf die beiden Propheten losspringen und unter unerhörten Gotteslästerungen gegen Jesus Christus auf sie einhauen, bis sie unter seinen Streichen zusammensinken und ihren Geist aufgeben werden. Da wird in Erfüllung gehen, was in der Apokalypse des hl. Johannes geweissagt ist: "Und wenn sie ihr Zeugnis vollendet haben, wird das Tier, das aus dem Abgrund heraufsteigt (der mit höllischer Macht ausgerüstete Antichrist), mit ihnen Krieg führen und sie überwinden und töten" (Offb 11,7).

Daraufhin wird der Antichrist bei Todesstrafe verbieten, die beiden Propheten zu begraben. Dadurch, daß die beiden Leichname recht lang dort liegen bleiben, wo sie vom Antichrist getötet worden sind, soll offenbar dessen große Macht allen Menschen um so einleuchtender zum Bewußtsein gebracht werden. In der Apokalypse heißt es: "Und ihre Leichname werden liegen bleiben auf den Gassen der großen Stadt, die da geistigerweise Sodoma und Ägypten genannt wird, wo auch ihr Herr gekreuzigt worden ist." (Offb 11,8)

Jerusalem wird mit Recht "Die große Stadt" genannt, weil sie als Metropole des Weltreiches des Antichrists ungemein bevölkert sein wird. Wegen der vielen Laster wird sie ein wahres "Sodoma" sein und mit Ägypten große Ähnlichkeit haben, wo sich Pharao gegen das Volk Gottes (die Israeliten, die Verehrer des wahren Gottes) trotz aller eingetretenen Plagen feindselig verhalten hat, gleichwie jetzt der Antichrist trotz aller von den beiden Propheten verhängten Plagen ein Feind der Christen blieb. Wie Pharao den Verehrern des wahren Gottes den Zutritt zum gelobten Land verwehrte, so verwehrt ihnen jetzt der Antichrist den Eingang in den Himmel.

Man kann sich denken, welch ein Jubel nach dem Tod der beiden Propheten in der ganzen Welt unter den Anhängern des Antichrists losbrechen wird. Es wird auch ein großer Zulauf neugieriger Leute aus allerhand Nationen nach Jerusalem stattfinden. Viele werden im Flugzeug nach Jerusalem reisen und den Leichnamen Schimpf antun. Man wird sprechen: "Da liegen die alten Zauberer, welche die Menschen so lange gequält haben." Die Anhänger des Antichrists werden in der Welt ihrer Freude dadurch Ausdruck geben, daß sie sich gegenseitig Geschenke geben und dem Antichrist Triumphbögen errichten werden. Es heißt daher in der Apokalypse: "Und einige von den Stämmen und Völkern und Sprachen und Nationen werden ihre Leichname sehen... Und die Bewohner der Erde werden sich erfreuen über sie und frohlocken und werden sich einander Geschenke senden, weil diese zwei Propheten die Bewohner der Erde gequält haben" (Offb 11,9-10).

Nach dem Tod der beiden Propheten wird der Antichrist die höchste Macht erreichen. Es mag nun den Anschein haben, als ob dem Fürsten der Gottlosigkeit alles gelinge (Dan 8,12). Alle werden auf Erden rufen: "Wer ist dem Tier gleich und wer kann mit ihm streiten?" (Offb 13,4). Der Antichrist wird jetzt schrecklich groß tun und prahlerische Reden führen (siehe in Dan 11,36); auch wird er seinen Mund auftun "zu Lästerungen gegen Gott, zu lästern seinen Namen" (Offb 13,6).

Man kann sich leicht denken, welch eine schreckliche Christenverfolgung gleich nach dem Tod der beiden Propheten auf der ganzen Erde losbrechen wird. Diese wird noch weit ärger sein, als in den vorausgegangenen dreieinhalb Jahren. Leider werden jetzt viele Christen, die sich zuvor in Einöden, Wäldern und auf Bergen versteckt hatten, leicht gefangen werden; denn sie waren, als in der ganzen Welt von den Wunderwerken des Henoch und Elias gesprochen wurde, aus ihrem Versteck hervorgekommen und in ihre Heimat zurückgekehrt, wo sie den Anhängern des Antichrists ernstlich ins Gewissen geredet und sie zur Buße angehalten hatten. Auch viele Priester waren mit ihnen wieder zum Vorschein gekommen und hatten unerschrocken gegen den Antichrist gepredigt (Lützenburg, in Kap. 44 u. 45). Besteht diese Gefahr nicht auch im ehemaligen Ostblock, falls die Kommunisten
nochmals zu Macht gelangen sollten?

Manche von diesen Christen und Priestern hatten wohl augenblicklich ihre Unerschrockenheit mit dem Tod büßen müssen, doch waren auch viele unbehelligt geblieben. Sobald aber Henoch und Elias vom Antichrist getötet sein werden, wird die Verfolgung auch gegen sie sogleich losbrechen. Auf Befehl des Antichrists werden Soldaten in den Städten und Dörfern erscheinen, um die Christen zur Anbetung des Antichrists zu zwingen und sie im Fall der Weigerung jämmerlich zu quälen und zu töten.

Am schlimmsten wird es den Priestern ergehen, besonders, wenn sie zuvor gegen den Antichrist gepredigt hatten. Alle Qualen, von denen man je gehört hat, werden wieder in Anwendung kommen. Manche Städte und Dörfer - offenbar jene, deren Bevölkerung ganz christlich sein wird - werden ganz niedergebrannt werden, so daß man oft viele Tage wird reisen müssen, ehe man wieder eine Stadt oder ein Dorf findet (Lützenburg, Kap. 42).

So wird in Erfüllung gehen, was Daniel geweissagt hat: "Siehe, dieses Horn führt Krieg wider die Heiligen und war ihnen überlegen" (Dan 7,21). "Seine Macht wird ihn stärken... Er wird alles unglaublicherweise verwüsten. Es wird ihm glücken. Er wird die Starken töten und das Volk der Heiligen nach seinem Wohlgefallen." (Dan 8,24 f.)

Daß nun die Christenverfolgung durch den Antichrist am allerschlimmsten sein wird, erklärt auch die hl. Äbtissin Mechthild († 1301); sie sagt: "Nachdem die beiden Propheten getötet worden sind, wird dem Antichrist die größte Gewalt auf Erden gegeben sein. Dann wird man auf den Straßen Pfannen mit siedendem Inhalt aufstellen und die Männer, die man als Christen erkennen wird, mit Frau und Kindern dazu treiben. Hier wird man ihnen sagen, sie sollen wählen entweder den Glauben an die Gottheit des Antichrists und dann behalten sie ihre Familien und gelangen zu Reichtum und Ehren; oder sie wählen den christlichen Glauben und mit ihm den Tod in der siedenden Pfanne.

Die Männer, die standhaft bleiben, wird man an Händen und Füßen binden und in die Pfanne werfen. Hierauf wird man die Frauen und Kinder, die sich bereit erklären, aus Liebe zu Jesus zu sterben, in eine Grube von Glut werfen und auf sie noch Feuer, Holz und Stroh schütten und sie also verbrennen." (Morel, Offb. der Schwester Mechthild v. Magdeburg, Regensburg 1869, S.220).

Das stimmt mit der Weissagung des Propheten Daniel überein, daß die Erleuchteten im Volk durch Schwert und Feuer fallen werden, daß einige geschmolzen, geschieden und gereinigt werden bis zur bestimmten Zeit (Dan 11,33 f.), bis das Maß des göttlichen Zornes voll ist (Dan 11,36) und der Antichrist vernichtet wird.

Nach dem Tod der beiden Propheten wird man sich einbilden, jetzt sei jegliche Gefahr geschwunden und nicht die mindeste ungünstige Überraschung mehr zu erwarten. Doch schon nach dreieinhalb Tagen wird eine große Enttäuschung erfolgen. Denn plötzlich werden sich die beiden Leichname der Propheten, während sie immer noch von beständig neu ankommenden Volksmassen begafft und verhöhnt werden, zu bewegen anfangen, sich erheben, die Umstehenden anschauen und Gott zu preisen beginnen. Gleichzeitig wird ein großes Erdbeben eintreten wie bei der Auferstehung Christi. Ein Teil von Jerusalem wird infolge des Erdbebens einstürzen und es werden viele tausend Familien ums Leben kommen.

Eine Stimme vom Himmel wird erschallen: "Steigt herauf!" wonach die beiden auferstandenen Propheten vor den Augen ihrer Feinde von einer Wolke (dem Sinnbild des Hl. Geistes) zum Himmel empor getragen werden. Die Folge davon wird sein, daß nun viele Christusfeinde in sich gehen und sich von ganzem Herzen zu Gott bekehren werden. Man kann sich leicht denken, in welch großen Schrecken die Zuschauer bei der Auferstehung und Himmelfahrt des Henoch und Elias geraten werden und welch grenzenlose Bestürzung hierauf in ganz Jerusalem unter den Christusfeinden eintreten wird (Lützenburg, Kap. 46).

Das alles ist in der Apokalypse geweissagt: "Aber nach drei und einem halben Tag fuhr der Geist des Lebens von Gott in sie, und sie standen auf ihren Füßen, und eine große Furcht überfiel die, welche sie sahen. Und sie hörten eine starke Stimme vom Himmel, die zu ihnen sagte: Steigt herauf! Und sie stiegen zum Himmel in einer Wolke, und es sahen sie ihre Feinde. und in derselben Stunde ward ein großes Erdbeben, und der zehnte Teil der Stadt fiel ein und im Erdbeben kamen 7000 Menschen um, die übrigen aber erschraken und gaben dem Gott des Himmels die Ehre" (Offb 11,11-13). Die Mehrzahl der hl. Kirchenväter, darunter der hl. Ambrosius, der hl. Gregor d. Gr., hl. Thomas v. Aquin, sind der Ansicht, daß hier ein geschichtliches Ereignis berichtet wird.

Infolge der Auferstehung und Himmelfahrt des Henoch und Elias werden die entmutigten Gläubigen Trost empfinden. Der Antichrist aber wird erschrecken; denn er wird befürchten, daß nun das Vertrauen der Völker in seine Macht erschüttert sein könnte. Deshalb wird er sich entschließen, demnächst durch eine feierliche Himmelfahrt vor den Augen des Volkes zu zeigen, was er vermöge. Doch wird ihm diesmal, da das Maß seiner Sünden bereits voll ist, sein Wagnis verhängnisvoll werden.

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Kap. 21
Der Antichrist wird bei seiner Nachäffung der Himmelfahrt herab geschleudert und umkommen

Mehrere Kirchenväter (z.B. hl. Ambrosius, hl. Hieronymus, hl. Thomas v. Aquin) sagen, der Antichrist wird sich auf dem Ölberg in Jerusalem niederlassen und von da den Versuch machen, sich zum Himmel emporzuschwingen. In La Salette (1846) hat die Muttergottes erklärt: Das Ungeheuer, das sich der Erlöser der Welt nennt, wird sich in seiner Hoffart in die Luft erheben, um bis zum Himmel zu gelangen.

Doch er wird durch den Hauch des Erzengels Michael erstickt werden, zur Erde niederfallen und mit seinen Anhängern von der Erde, die sich unter Feuerflammen spalten wird, verschlungen werden. (Nach Bischof Salvator Graf Zola 1879.)

Die hl. Hildegard sagt, der Antichrist werde einen Berg besteigen, um dort vor seinen versammelten Anhängern die Himmelfahrt Christi nachzuahmen. Dem auf dem Berg versammelten Volk wird er sagen, er werde sich in den Himmel begeben. Wenn er sich durch teuflische Kunst wird erhoben haben, wird er jedoch durch einen Blitz getroffen werden und im gewaltigen Sturz auf den Berg herabfallen und seinen Geist aufgeben. Ein abscheulicher Geruch wird dann die ganze Umgebung erfüllen. Die Zuschauer, die seinen Leichnam niederfallen und dann spurlos im Abgrund verschwinden sehen, werden vor Schrecken davoneilen. Nun werden sie erkennen, daß sie vom Antichrist getäuscht wurden. Mit Weinen und Klagen werden sie ihren Irrtum bekennen und viele der Irregeführten werden zur Wahrheit zurückkehren (Schmelzeis, S.381 f.).

Der ehrw. Diener Gottes Bartholomäus Holzhauser sagt, der Antichrist werde Henoch und Elias töten und unbeerdigt liegen lassen. Diese werden aber nach dreieinhalb Tagen auferweckt und im Angesicht ihrer Feinde in einer Wolke gegen den Himmel steigen (Offb 11,11). Dieses wunderbare Ereignis wird den Antichrist ganz verwirren. Damit die Völker nicht von ihm abfallen, wird er sich auf dem Ölberg mit großer Majestät in die Luft erheben, angeblich mit der Absicht, die zum Himmel emporgestiegenen Propheten herabzustürzen. Allein in diesem Augenblick wird ihn Christus niederschmettern.

Die Erde wird sich öffnen und ihn und seine Propheten lebendig verschlingen. Ein großer Teil von Jerusalem wird dabei durch Erdbeben in Trümmer fallen. Zu jener Zeit werden Zeichen an Sonne, Mond und Sternen geschehen, und große Angst und Schrecken wird unter den Völkern sein wegen des Rauschens des Meeres und der Fluten, so daß die Menschen verschmachten werden vor Furcht und Erwartung der Dinge, die über den Erdkreis kommen werden (Lk 21,25 f.).

Damit deckt sich die Weissagung, die einer Sibylle, der Königin Nachaula von Saba (auch Michalda genannt) zugeschrieben wird. Über den Antichrist hat die Sibylle folgendes angekündigt:

Da Henoch und Elias gegen den Antichrist predigen und viele dem Antichrist abwendig machen werden, wird er, sobald er den Schaden bemerken wird, nach Jerusalem ziehen, um dort zu beweisen, daß er der wahre Messias und Gott sei. Er wird die beiden Propheten in Jerusalem töten. Doch am vierten Tag werden sie auf eine Stimme am Himmel ("Henoch und Elias steigt auf!") lebendig werden und in einer Wolke zum Himmel fahren. Dann werden die Anhänger des Antichrists bedauern, daß sie ihm geglaubt haben, und ihre Sünde bereuen.

Daraufhin wird der Antichrist bekannt machen, daß er nach 15 Tagen auch zum Himmel auffahren werde, damit niemand an seiner Gottheit zweifle. Am genannten Tag wird er sich auf dem Ölberg vor einer ungeheueren Volksmenge majestätisch auf einen herrlichen Stuhl setzen und sich dann vor allem Volk durch Hilfe des Teufels zum Himmel erheben.

Doch da wird ihn der Erzengel Michael im Auftrag Gottes durch einen Blitzstrahl auf die Erde herab schleudern. (Buch der Prophezeiungen 1619).

Die Sr. Nativitas († 1798) sagt darüber: "Endlich wird der Tag der Vergeltung auch für den Antichrist hereinbrechen, der vom Geist Luzifers erfüllt in höchster Vermessenheit und Verblendung sich für einen Gott gehalten und in seinem Stolz mit seinen Anhängern unter großem Jubel und feierlichem Triumph gegen Himmel hatte fahren und bis zum Thron des Ewigen sich hatte erheben wollen...

Der Allmächtige hat bereits mit seiner Macht und Gerechtigkeit den hl. Michael ausgerüstet und ihn beauftragt, dem Übermütigen in der Höhe der Luft entgegenzutreten. In dem Augenblick, wo sich die Dämonenrotte mit dem Antichrist in der Mitte bis dahin erhoben hat, steigt eilig voll heiliger Entrüstung der hl. Michael von des Himmels Höhe herab und tritt ihnen entgegen. Bei seinem Erblicken durchzuckt ein allgemeiner Schrecken das stolze Heer. Eine fürchterliche Stimme erschallt aus seinem Mund, während sich zugleich die Erde auftut: "Wohin, ihr Verfluchten? Zurück, hinunter in den tiefsten Abgrund der Hölle!" Sogleich schießt ein Blitzstrahl aus der Wolke und schleudert den Antichrist mit seiner Umgebung... so blitzschnell und mit so großer Heftigkeit in den schrecklichen geöffneten Abgrund von Feuer und Flammen, daß die tiefsten Fundamente erbeben und die ganze Hölle erdröhnt.

Beim Sturz des Antichrists werden starke Erdbeben eintreten, dichte Finsternis wird sich über die Erde lagern, der Erdboden an tausend Stellen unter den Füßen der Bewohner sich spalten, Städte, Dörfer, Schlösser, unzählige Menschen werden in Erdschlünden begraben... Das Meer erhebt in furchtbarem Toben die schäumenden Wogen zum Himmel, durchbricht seine Ufer, droht die Erde zu überschwemmen. Alle diese furchtbaren Ereignisse sollen nur Schreckmittel sein für die übrigen, damit sie den Absichten der Gnade und Barmherzigkeit Gottes entgegenkommen." (Hartmann, Leben und Offenbarungen der Schwester von der Geburt, S.820-822.)

Dionysius von Lützenburg sagt (Kap. 47): Sobald der Antichrist erfahren wird, daß die beiden Propheten Henoch und Elias wunderbarerweise in den Himmel aufgefahren sind, wird er in Jerusalem ausrufen lassen, daß die Propheten durch Zauberei in den Himmel aufgefahren seien; er werde ihnen in den Himmel nachfolgen und sie herunterstoßen, damit die ganze Welt erkenne, daß die Zauberei gegen ihn nichts vermöge und er der Gott des Himmels und der Erde sei.

Er wird durch seine Minister eine große Volksmenge auf dem Ölberg versammeln lassen, damit diese zusehen, wie er gegen Himmel steigen werde. Zunächst wird der Antichrist eine Ansprache an das versammelte Volk halten und sich dann mit Hilfe des Satans wie ein Adler in die Lüfte emporschwingen. Alles Volk auf dem Ölberg wird auf die Knie niederfallen und dem Antichrist göttliche Ehre erweisen. Alle werden nun auf den Augenblick warten, bis die beiden Propheten vom Himmel herabfallen werden.

Doch auf einmal wird der Antichrist wie vom Donnerschlag getroffen in den Lüften zu purzeln anfangen, kopfüber zur Erde herabsausen und unter erbärmlichem Geschrei auf dem Ölberg niederfallen. Die dort kniende Volksmenge wird sich vor Staunen nicht fassen können und unter großem Geschrei vom Berg, der sich öffnen und Feuerflammen empor schleudern wird, davonlaufen. Der falsche Prophet, der zuvor auf dem Berg dem versammelten Volk gepredigt hatte, wird samt dem Antichrist von der Erde verschlungen werden.

Da werden sich die Worte des Propheten Daniel erfüllen: "Und ich sah, daß das Tier getötet war, und sein Leib umkam, und zum Verbrennen ins Feuer geworden ward; und daß auch die Gewalt der anderen Tiere weg war" (Dan 7,11 f.); ferner die Worte der Apokalypse: "Und das Tier ward ergriffen und mit ihm der falsche Prophet... Diese zwei wurden lebendig in den Feuerpfuhl geworfen" (Offb 19,20).

Bemerkenswert ist es, daß Simon der Zauberer, der in der Apostelgeschichte erwähnt wird, ein ähnliches Ende gefunden hat, wie vom Antichrist vorausgesagt ist. In der Apostelgeschichte heißt es, daß jener Zauberer in Samaria mit Hilfe des Satans große Wunderwerke verrichtet hat und deswegen von den Menschen als höchster Gott verehrt wurde (Apg 8,9 f.). Geschichtlichen Quellen zufolge soll er weite Entfernungen in der Luft zurückgelegt haben und an entfernten Orten erschienen sein. Einmal hat er verheißen, er werde zum Beweis seiner Gottheit vor dem versammelten Volk zum Himmel auffahren, was er tatsächlich, von Dämonen getragen, vollführte. Als das Volk ihn auffahren sah, fing es an seine Gottheit
zu preisen.

Doch auf das Gebot des hl. Apostels Petrus sei er dann herabgestürzt und jämmerlich umgekommen. (Siehe Wilhelm Bousset, Der Antichrist, Göttingen 1895, S.96, wo die betreffenden geschichtlichen Quellen angegeben sind.) Der Antichrist, gleichwie jener Simon der Zauberer, teilen also das Schicksal des Teufels
(des Drachen, lt. Apokalypse 12,7 f.), der vom Himmel herabgeworfen wurde, wie Christus sagt: "Ich sah den Satan wie einen Blitz vom Himmel fallen" (Lk 10,18). Dionysius v. Lützenburg (Kap. 47) meint mit Rücksicht auf eine Stelle in der Apokalypse (Offb 19,11 f.), der Antichrist werde nach seinem Aufstieg in die Lüfte in der Ferne Christus auf weißem Pferd erblicken. Christus, begleitet von weißgekleideten, auf weißen Pferden sitzenden himmlischen Heerscharen, werde ihm immer näher kommen. Infolge der Nähe Christi werde den höllischen Engeln, die den Antichrist in den Lüften tragen, die Kraft ausgehen und sie werden Reißaus nehmen.

Auf Befehl Christi wird nun der Erzengel Michael mit flammendem Schwert auf den Antichrist einhauen. Schon beim ersten Hieb wird die ganze Kraft des Luzifer von ihm weichen und er zur Erde herabfallen. Dies ist in der Apokalypse angedeutet (19,11-21): "Und ich sah den Himmel offen und siehe, ein weißes Pferd, und der darauf saß, hieß der Treue und Wahrhaftige, der da richtet und streitet mit Gerechtigkeit. Seine Augen waren wie Feuerflammen (erzürnt!) und auf seinem Haupt waren viele Kronen (König des Himmels und der Erde!)...

Er war angetan mit einem Kleid, das mit Blut besprengt war (Hinweis auf das blutige Versöhnungsopfer und das Blut der vom Antichrist getöteten Märtyrer!) und sein Name heißt: Wort Gottes. Und, die Heere, die im Himmel sind, folgten ihm nach auf weißen Pferden, gekleidet mit weißem reinem Byssus. Und aus seinem Mund geht ein scharfes zweischneidiges Schwert...Und das Tier ward ergriffen und mit ihm der falsche Prophet..."

Damit steht in Übereinstimmung, was der hl. Paulus sagt: "Der Herr Jesus wird ihn töten mit dem Hauch seines Mundes und zunichte machen durch den Glanz seiner Ankunft" (2 Thess 2,8). Das traurige Ende des Antichrists ist auch vom Propheten Daniel angedeutet: "Er wird sein Gezelt zwischen den Meeren auf dem heiligen und herrlichen Berg aufschlagen; es wird mit ihm aufs äußerste kommen und niemand wird ihm beistehen. Aber zur selben Zeit wird Michael der große Fürst sich erheben..." (Dan 11,45; 12,1). "Er (der Antichrist) wird sich wider den Fürsten der Fürsten auflehnen, aber schließlich niedergeschmettert werden ohne Menschenhand" (Dan 8,25), nämlich durch das unsichtbare Schwert des Erzengels Michael.

Auch in der Apokalypse (12,7) wird darauf hingewiesen, daß Michael und seine Engel mit dem losgelassenen Drachen und dessen Engeln kämpfen werden. Auf den Antichrist werden sich dann die Worte des Psalmisten anwenden lassen: "Ich sah einen Gottlosen überaus erhöht und hochgewachsen wie die Zedern des Libanon und ich ging vorüber und siehe, er war nicht mehr, ich suchte ihn, und sein Ort war nicht gefunden" (Ps 36,35f.).

Dionysius v. Lützenburg (Kap. 48) meint mit Rücksicht auf Kapitel 38 und 39 beim Propheten Ezechiel, daß nach dem Tod des Antichrists ein Fürst aus dem Norden (Gog) und seiner gewaltigen Heeresmacht (Magog) in Palästina einfallen werde (Ez 38,15-16), um die aus allen Ländern der Erde zurückgewanderten und in neu aufgebauten Häusern wohnenden (und zum Christentum bekehrten) Juden zu berauben (Ez 38,12) und wahrscheinlich an Stelle des Antichrists die Regierung an sich zu reißen. Doch durch Erdbeben und Naturereignisse und durch das Herabstürmen bewaffneter Juden von den Bergen, wird eine solche Verwirrung unter den Feinden eintreten, daß sie die Waffen gegen sich selbst kehren werden (Ez 38,19-21).

Die Leichen der feindlichen Krieger und Pferde werden den Raubvögeln zum Fraß dienen (Ez 39,17f.; siehe auch Offb 19,17-18. Der feindliche Fürst wird mit dem größten Teil seines Heeres in einem Tal beim galiläischen Meer sein Grab finden (Ez 39,11). Sieben Monate lang wird man zu tun haben, um alle Leichen der Feinde aufzufinden und zu begraben (Ez 39, 12-14). Die näheren Umstände dieser Weissagung des Ezechiel werden wohl erst dann volle Klarheit erlangen, bis sich die Ereignisse selbst abspielen werden.

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Kap. 22
Nach dem Sturz des Antichrists wird die Bekehrung der Völker eintreten, doch nicht sofort die Wiederkunft Christi erfolgen

Den Worten der Hl. Schrift zufolge wird sowohl das Erscheinen des Henoch und Elias, als auch der Sturz des Antichrists ein Vorzeichen des Weltuntergangs sein. Wie die Morgenröte den bevorstehenden Sonnenaufgang ankündet, so wird die Ankunft des Henoch und Elias für die Menschheit die Kunde sein, daß die Wiederkunft Christi nahe bevorsteht.

Weil der Prophet Daniel 1290 Tage für die Herrschaft des Antichrists angibt und hinzufügt: "Selig, wer ausharrt und das Ende von 1335 Tagen erreicht" (Dan 12,12), behaupten der hl. Hieronymus und andere, daß nach dem Sturz des Antichrists bis zur Wiederkunft Christi noch 45 Tage verfließen werden. Gott würde also den gottlosen Menschen noch eineinhalb Monate Zeit zur Bekehrung lassen. Doch dürfte diese Auslegung kaum richtig sein, weil man ja dann am Ende der Welt ganz genau den Tag der Ankunft Christi wüßte, der nach den Worten Christi (Mt 24,36) selbst den Engeln im Himmel verborgen ist. "Den Tag aber oder die Stunde weiß niemand" (Mk 13,32).

Auch die Behauptung einiger (z.B. des Seb. Barrab), Christus werde erst nach sieben Jahren kommen, ist eine willkürliche Annahme. Sr Nativitas erklärt vielmehr: "Nach dem Sturz des Antichrists und seiner Anhänger wird das Gericht nicht sogleich eintreten, obgleich die Gläubigen es ungeduldig herbeiwünschen werden... Es werden noch viele ungezählte Jahre vergehen, bis der Menschensohn kommt." (Hartmann, Leben und Offb. der Schwester v. d. Geburt, S.826.)

Diese Zwischenzeit soll offenbar zur Bekehrung der Anhänger des Antichrists dienen, zur Erholung der Gerechten und zur Vorbereitung auf die Ankunft des Weltenrichters. Nun wird den Völkern, die dem Antichrist ergeben waren, ein Licht aufgehen; sie werden durch Erleuchtung des Heiligen Geistes den wahren Gott erkennen. Das Feuer, das Gott laut Ezechiel 38,22 und Apokalypse 20,9 über Magog, d.h. die Gottesfeinde oder Anhänger des Antichrists, vom Himmel herabfallen lassen will, ist lt. hl. Augustinus (Civ. Dei 20) die Erleuchtung des Hl. Geistes. Es ist jenes Feuer, von dem Christus sagt: "Ich bin gekommen, Feuer auf die Erde zu senden, und was will ich anderes, als daß es brenne" (Lk 12,49). Gott sagt durch den Propheten mit Rücksicht auf dieses Feuer: "Dann wird man mich groß und heilig nennen; und ich werde kund vor den Augen vieler Völker und sie werden erfahren, daß ich der Herr bin" (Ez 38,23).

Auch vielen Juden, die bis dahin noch unbekehrt geblieben sind, werden nun die Augen aufgehen und sie werden sich dem Christentum zuwenden. Nun würde endlich ein Schafstall und ein Hirt sein wie Christus vorausgesagt hatte (Jo 10,16). Auf diese Bekehrung der Völker scheint Daniel angespielt zu haben, wenn er sagt: "Selig, wer harrt und das Ende von 1335 Tagen erreicht" (Dan 12,12). Der 1335. Tag ist der 45. Tag nach dem Tod des Antichrists. Um diese Zeit werden bereits die Christen samt den Bischöfen und Priestern aus der Einöde in ihre Häuser zurückgekehrt sein; auch das Bild des Antichrists wird aus den Kirchen beseitigt und die Kirchen neu eingeweiht sein.

Sr. Nativitas († 1798) sagt: "Von allen Seiten suchen nun alle wahren Büßer die hl. Kirche auf, die sie in ihren Schoß wieder aufnimmt... Die ganze Gemeinde der Gläubigen wird sich in dieser Zeit in Buß-, Lob-, Dank- und Jubelgesängen zu Ehren des Herrn ergießen" (Hartmann, S.823 f.).

Der Bekehrung der Völker dürfte eine neue Blütezeit der Kirche folgen. Die hl. Hildegard hat geweissagt: "Wenn dann der Sohn des Verderbens besiegt ist, wird der Menschensohn vor dem Ende der Welt im katholischen Glauben überaus glänzend und schön leuchten, so daß dann offen die Wahrheit durch ihn erkannt und die Falschheit des Sohnes des Verderbens durchaus verworfen werden wird" (siehe Schmelzeis, hl. Hildegard, S.376).

Gott hat der hl. Hildegard mitgeteilt: "Gegen das Ende der Welt wird die Braut meines Sohnes (die kath. Kirche), obzwar sie sowohl von den Vorläufern des Sohnes des Verderbens als auch vom Verderber selbst (vom Antichrist) in ihren Kindern viel heimgesucht werden wird, doch keineswegs vernichtet werden... Sie wird vielmehr am Ende der Zeiten kräftiger und mächtiger sich erheben und schöner und herrlicher sein." (Ebenda, S.375 zu Scivias III. 11.)

Es wird sich also auch zu den Zeiten des Antichrists, der die Kirche wohl bekämpfen, aber nicht besiegen konnte, das Wort des Heilandes erfüllen: "Die Pforten der Hölle werden sie (die Kirche) nicht überwältigen" (Mt 16,18). Die Kirche wird als Sieger über den Antichrist hervorgehen. Die Bekehrung der Völker und der Triumph der Kirche nach der dreieinhalbjährigen Verfolgung durch den Antichrist hat eine Ähnlichkeit mit der glorreichen Auferstehung Christi, die dem bitteren Leiden am Kreuz und der Grabesruhe nachfolgte.

Die Geschichte der Kirche hat eine große Ähnlichkeit mit dem Leben des Heilandes. Man denke nur an die Verfolgung des Jesuskindes durch König Herodes und an die Verfolgung der jungen Kirche durch die römischen Kaiser; an das ruhige Jugendleben Jesu in Ägypten und in Nazareth und an das ungestörte Wirken der Kirche im Mittelalter; an den Kampf Christi während seines Lehramtes mit den Pharisäern und an die Kämpfe der Kirche in der Neuzeit mit ihren verschiedenen Feinden; an den Triumphzug des Heilandes am Palmsonntag vor seinem Leiden und an den nach vielfachen Weissagungen angeblich bevorstehenden Triumph der Kirche unter einem großen Monarchen in der Zeit vor dem Antichrist. (Daß die Geschichte der Kirche ein Nachbild des Lebens Christi ist, hat Erzbischof Dr. Krementz von Köln († 1899), in mehreren Schriften nachgewiesen.)


Weil man nach dem Sturz des Antichrists mit voller Sicherheit wissen wird, daß bald der jüngste Tag anbrechen wird, werden sich nun die Menschen auf die Wiederkunft Christi vorbereiten; es wird unter ihnen kein Haß und Streit, sondern dauernder Friede sein (Dionysius v. Lützenburg, Kap. 49).

Doch alles in der Welt ist vergänglich. Auch dieser Eifer der bekehrten Menschen wird wieder nachlassen. Wenn man sehen wird, daß das Ende der Welt nicht sobald eintritt, werden viele wieder sorglos werden und sich einem genußsüchtigen Leben hingeben, so daß sich die Verheißung Christi erfüllen wird: "Gleichwie es aber in den Tagen des Noe war..., wie sie in den Tagen vor der Sündflut aßen und tranken, zur Ehe nahmen und zur Ehe gaben... und nicht achtsam waren, bis die Sündflut kam und alle hinweg nahm, also wird es auch bei der Ankunft des Menschensohnes sein" (Mt 24,37 f.).

Der ehrw. Dionysius der Karthäuser (1402-1471), ein berühmter Bußprediger und Schriftsteller (der 150 Bände geschrieben hat und dessen Zeigefinger und Daumen der rechten Hand noch heute gut erhalten sind) bemerkt in seinem Buch von den "Letzten Dingen": Indes wird doch eine gewisse Anzahl von Anhängern des Antichrists verstockten Herzens bleiben und in ihrer Bosheit verharren. Indem sie sehen, daß das Ende der Welt nicht gleich eintritt, werden sie frech und verwegen sprechen: "Wenn auch unser Haupt und unser Führer von uns hinweggenommen ist, so geht es uns doch noch immer gut und ist uns doch nichts Schlimmes widerfahren."

An diesen wird sich aber erfüllen, was der Apostel von den unbußfertigen Sündern sagt: "Wenn sie sagen Freude und Sicherheit, da wird sie plötzlich das Verderben überfallen." (Kap. 33, 4. Aufl., Missionshaus Steyl).

Es werden also nur wenige Gerechte, Christus nennt sie die "Auserwählten", der in Erfüllung gegangenen Anzeichen und Weissagungen Christi eingedenk, den fünf klugen Jungfrauen des Evangeliums gleichend stündlich die Wiederkunft Christi erwarten und darauf vorbereitet sein (Mt 25,1 f.). Ihr ganzer Wunsch läßt sich in Wortezusammenfassen: "Komm, Herr Jesu!" (Offb 22,20).

Sr. Nativitas († 1798) behauptet, daß die Hälfte der Überlebenden trotz des Sturzes des Antichrists und der damit verbundenen Katastrophen unbußfertig bleiben werde. Sie sagt: "Gleich einige Tage nach dem Sturz des Antichrists werden sie sich, abgesondert von den wahren Büßern, wieder in einer großen Stadt versammeln, dort neue Anhänger suchen, ihre gottlosen Grundsätze und ihre Freigeisterei fortspinnen, in Schmausereien und Trinkgelagen lustige Tage verleben und nur daran denken, wie sie ihr Gold und Silber, das sie im Überfluß haben, angenehm verwenden...

Die Neubekehrten werden ihre früheren Lastergefährten mit rührenden Bitten beschwören, ihr Leben zu ändern und, solange es noch Zeit ist, zu Gott zurückzukehren. Doch die Ruchlosen werden antworten: "Es ist wahr, wir sahen unseren angebeteten Gott stürzen. Dies ist aber für uns nur ein Grund, gar keinen Gott mehr anzunehmen, weil man jetzt nicht mehr weiß, an wen man sich halten soll. Unser Anführer mag rechts oder links gefallen sein, was kümmert uns das! Wir befinden uns hier wohl. Das Klügste ist immer, wir genießen die Gegenwart. Warum sollten wir uns unnötige Sorge machen um die Zukunft, die vielleicht gar nicht eintrifft." So werden diese Unsinnigen sprechen und beharren in Verblendung des Geistes und Verstocktheit des Herzens (Hartmann, Offb. der Schwester von der Geburt, S.824-826)

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Kap. 23
Der Antichrist hat im Verlauf der Jahrhunderte seine Vorläufer und Vorbilder

Schon zur Zeit der Apostel gab es solche Vorläufer; der hl. Ev. Johannes sagt: "Wie ihr gehört habt, wird der Antichrist kommen, ja schon jetzt sind viele Antichristen aufgetreten" (1 Jo 2,18). Der hl. Paulus sagt auch: "Das Geheimnis der Bosheit ist schon wirksam" (2 Thess 2,13).

Ein Vorbild des Antichrists war der syrische König, Antiochus IV, Epiphanes (176-163 v. Chr.), der Jerusalem dreieinhalb Jahre (nach Josephus Flavius drei Jahre, acht Monate) lang beherrschte. Während dieser Zeit ließ er wiederholt die Bewohner Jerusalems überfallen und hinmorden; er verhinderte im Tempel, den er seiner Kostbarkeiten beraubte, jedes Opfer und jeden Gottesdienst und entweihte den Tempel, indem er dort ein Götzenbild aufstellen und den gläubigen Juden zum Hohn Schweine schlachten ließ; er untersagte den Juden bei Todesstrafe die Befolgung des göttlichen Gesetzes und zwang sie durch Qualen, den Götzen zu opfern und gegen das Gesetz Schweinefleisch zu essen (man denke an die sieben makkabäischen Brüder und an Eleazar).

Er ließ ferner in allen Städten Judäas Götzenaltäre errichten (1. Makk. 1). Ähnlich wird der Antichrist am Ende der Welt gegen die christliche Religion und die Gläubigen wüten. Während Antiochus das alte Jerusalem verwüstete, den Tempel entweihte und das tägliche Opfer abschaffte, wird der Antichrist das neue Jerusalem, die von Christus gestiftete Weltkirche verwüsten, die Gotteshäuser entweihen und darin das tägliche hl. Meßopfer abschaffen (siehe Dan 11,31; 12,11), so daß dieses nunmehr im verborgenen dargebracht werden kann, wie einstens in den Katakomben. Antiochus verfolgte das Gottesvolk im Alten Bund, der Antichrist wird das Volk Gottes im Neuen Bund, die katholische Christenheit, verfolgen. Antiochus ging der ersten Ankunft Christi voraus, der Antichrist wird vor der zweiten Ankunft Christi
kommen.

Auch Mohammed (570-632) war ein Vorbild des Antichrists, denn er ging aus Niedrigkeit hervor und verbreitete eine der Sinnlichkeit schmeichelnde Lehre; der Islam bekämpfte und zerstörte die christlichen Reiche und gelangte zu ungeheuerer Macht.

Kaiser Napoleon I. († 1821) ist in mancher Hinsicht ein Vorbild des Antichrists, weil er aus Niedrigkeit vom einfachen Soldaten emporstieg, durch seine vielen Feldzüge fast die ganze Welt in Schrecken setzte und sich unterwarf, jahrelang das Oberhaupt der Kirche gefangen hielt und an der Ausübung seines hl. Amtes hinderte. Manche rechnen zu den Vorläufern des Antichrists auch die römischen Kaiser, die das Christentum zu vernichten suchten, wie Nero, Diokletian, Julian Apostata usw., ferner die religionsfeindlichen Schriftsteller wie Strauß, Voltaire, Renan, Nietzsche, dann die Irrlehrer, welche die katholische Kirche zu vernichten suchten oder die Führer der Kommunisten, die in verschiedenen Ländern wie Bela Khun in Ungarn, Lenin und Trotzki in Rußland, den römischen Tyrannen gleichend, das Christentum auszurotten suchten, indem sie Priester und Ordensleute ermorden ließen, die hl. Bücher verbrannten oder einstampften, den christlichen Gottesdienst verhinderten oder erschwerten und die christliche Religion auf allerlei Weise lächerlich machten (ebenso Hitler, Stalin, Mao u.v.a.m. )

Ganz besondere Wegbereiter für den Antichrist sind in der gegenwärtigen Zeit der Freidenkerbund, der Freimaurerbund, der Kommunismus, der Sozialismus und die theosophische Gesellschaft. (Spirago.)

Die Freidenker, die den Gottesglauben und speziell die katholische Kirche bekämpfen, erstreben die Zeit, wo die Menschen frei von allen Fesseln der Religion sein werden. "Diese von ihnen ersehnte neue Zeit wird aber das Ende der Zeit überhaupt sein" (Frh. v. Ow). Die Freimaurer streben eine Weltrepublik an, wo Thron und Altar gestürzt sein werden. Sie wollen durch die Weltrevolution zur freimaurerischen Weltrepublik gelangen. Der Weltkrieg war ihnen ein willkommenes Mittel zu ihrem Zweck. (Siehe "Dr. Friedr. Wichtl, Weltfreimaurerei, Weltrevolution, Weltrepublik", München 1919, S.157.)

Die Sozialdemokratie (Sozialismus) ist auch ein Wegbereiter für den Antichrist, weil sie ihren Mitgliedern teuflischen Haß gegen das Christentum einimpft. Ihr Schlagwort "Religion ist Privatsache" dient nur dazu, um Anhänger zu täuschen. Die von Sozialisten herausgegebenen Bücher und Zeitungen und die Reden ihrer Führer beweisen deutlich, daß die Sozialdemokratie ein Todfeind des Christentums ist.

Karl Marx, einer der Gründer der Sozialdemokratie, sagt: "Das Ziel des Sozialismus ist atheistisch und nicht seine letzte Aufgabe wird es sein, die Religion zu vernichten." Bebel sagt in seinem Buch ‘Die Frau’: "Christentum und Sozialismus stehen einander gegenüber wie Feuer und Wasser." Sozialdemokratische Führer und Zeitschriften erklärten oft: "Sozialist sein heißt Antichrist sein!" (Losinski in den Sozial. Monatsheften 1902). "Die sozialistische Weltanschauung ist der direkte Gegensatz der christlichen" (Neue Welt 1877). Das Ideal der Sozialdemokratie ist die Weltrevolution zum Zweck der Errichtung einer internationalen und antichristlichen Weltrepublik (Staatenbund) mit einem internationalen Oberhaupt.

Die Anhänger der Theosophie (heute New Age) erwarten die Ankunft eines großen Weltlehrers (des indischen Heilandes), den sie (offenbar mit Rücksicht auf die Worte der hl. Drei Könige bei Mt 2,2) "Stern im Orient" nennen, und suchen ihm bereits jetzt die Wege zu ebnen.

Die Theosophie ist ein Gemisch von indischen, angeblich aus der Urzeit der Menschheit herstammenden Geheimlehren, christlichen Irrlehren (Gnostizismus, Manichäismus usw.) Buddhismus, Islam, Pantheismus, Spiritismus und der Lehre neuer Philosophen (Hegel, Schelling, Nietzsche u.a.). Dieses Gemisch wurde ein christliches Mäntelchen umgehängt, indem nämlich vorgegeben wird, man strebe die Verbrüderung der Menschen an. Dieses christliche Mäntelchen soll wahrscheinlich die Feindschaft gegen das Christentum verdecken helfen.

Auch der Name Theosophie (Weisheit über Gott) scheint den Zweck zu haben, die Menschen irrezuführen. Denn die Theosophen kennen keinen persönlichen Gott, nach ihrer Ansicht ist das Ich im Menschen mit Gott einerlei und der Mensch verhält sich angeblich zu Gott wie der Tropfen zum Meer. (Das ist pantheistische Irrlehre!)

Auch an eine Seelenwanderung glauben die Theosophen und vertreten die Ansicht, daß Christus, die seligste Jungfrau Maria, Moses, König David, König Salomon, Johannes der Täufer, Buddha und andere neuerdings auf der Erde wandeln und unter uns umhergehen (!) und zwar in anderen Leibern. Die Theosophen bauen sich Gebetstempel, obzwar sie keine Gebete, sondern nur Betrachtungen oder "Meditationen" haben.

Wie diese beschaffen sind, zeigt folgender Fall: Sie bekommen z.B. folgende Themen zur Betrachtung: "Ich soll mich konzentrieren auf die Stirn. Ich soll verbinden dieses Zentrum mit der Weltenmutter." "Ich soll mich konzentrieren auf das Herz. Ich soll verbinden dieses Zentrum mit dem Erdenvater." "Ich soll mich konzentrieren auf beide Hände. Ich soll verbinden die linke Hand mit Christus. Ich soll verbinden die rechte mit Luzifer" (!). (Siehe: "Die Wahrheit über Dr. Steiner" von Pfarrer Kully in Arlesheim, Olten 1920, S.33.)

Solche unlogische Meditationen sind eher geeignet, die Menschen krank zu machen. Es ist daher nicht zu verwundern, wenn manche nervenkrank werden können. Die Theosophie soll angeblich eine Hochschule (!) geistigen Wissens und die Vermittlerin des reinen Lichtes und der vollen Wahrheit sein, während die verschiedenen Religionen nur gebrochene Farben und Teile der Wahrheit seien. Die Theosophen besitzen angeblich die höhere Weisheit und mehr Wissen als andere Sterbliche. Die Theosophie sei "Geisteswissenschaft" und das Eindringen in die Geheimnisse der Welt ohne Vermittlung der Sinne und ohne Zuhilfenahme des logischen Denkens; dieses Wissen werde ermittelt durch Hellsehen, durch Geister (Mahatmas), spiritistische Medien, Somnambulen und durch Eingeweihte und Erleuchtete, welche die geheime Wissenschaft durch Geheimschulung mitteilen. (Diese Geheimkrämerei nach Art der Freimaurer läßt vermuten, daß in der Theosophie so manches sein muß, was das Licht der Öffentlichkeit zu scheuen hat!)

Die göttliche Offenbarung wird von der Theosophie zurückgewiesen, weil sich jedermann selbst die Wahrheit suchen soll und weil über die sogenannten Weltenrätsel angeblich aus den von Tibet, Indien und Ägypten herkommenden Weisheitsbüchern bessere Erkenntnis erlangt wird, nämlich die Weisheit der Urwelt.

Also jene Quellen, die sichere Erkenntnis mitteilen, wie logisches Denken, göttliche Offenbarung, wissenschaftliche Forschung, werden von den Theosophen ignoriert und die Wahrheit wird lieber im Dunkeln gesucht. Ist das nicht Unverstand?

Und dabei unterstehen sich die Theosophen noch zu behaupten, die Theosophie sei die einzige Wahrheit und die Religion der Zukunft, während alle bestehenden Religionen nur Teile der Wahrheit seien. Von der Theosophie, die viel unbewiesene und unbeweisbare Behauptungen aufstellt, kann man eher sagen: "Etwas Wahrheit, viel Irrtum und wenig Klarheit!"

Sehr bemerkenswert sind die Worte des eingefleischten Schweizer Theosophen Dr. Steiner (geb. 1861 in Kraljewitz in Ungarn, seit 1902 Vertreter der Theosophie oder, wie er sagt, der Anthroposophie in der Schweiz, † 1925) aus dem Jahr 1897 (im Magazin für Literatur): "Ich rate jedem, der mit einem Theosophen zusammenkommt, sich zunächst vollständig gläubig zu stellen und zu versuchen, etwas von der Offenbarung zu hören, die ein solcher von morgenländischer Weisheit vollgesogener Erleuchteter in seinem Inneren erlebt hat. Man hört nämlich nichts als Redensarten, die den morgenländischen Schriften entlehnt sind, ohne eine Spur von Inhalt. Die inneren Erlebnisse sind nichts als Heuchelei!" ( "Das Geheimnis des Tempels von Dornach" von Pfarrer Kully, Basel 1920, S.30.) Steiner war ursprünglich mit Hitler zusammen, der ja mit dem Teufel im Bunde stand.

Die Theosophie verdankt ihre Gründung und Ausbreitung drei schwärmerischen Frauen, nämlich der Helene Blavatsky (1831-1891), einer geschiedenen Frau und Abenteuerin aus Rußland, welche sittliche und wissenschaftliche Wahrheiten mit Erzeugnissen ihrer Phantasie vermengte. Sie war mit fanatischem Haß gegen das Christentum erfüllt, wie auch ihr Buch "Die entschleierte Isis" beweist. Papst, Bischöfe und Missionare beschimpfte sie in gemeiner Weise; sie nennt sie z.B. eine Horde von Dummköpfen, Heuchlern, Bluthunden u. dgl.. Sie erklärte, daß sie an einem Ort in Tibet, wo noch kein Europäer war, in einem unterirdischen Gang ein Geheimbuch entdeckt habe und, daß sie von Geistern beauftragt worden sei, die theosophische Gesellschaft zu gründen. Nach ihrem Tod spaltete sich die Gesellschaft in mehrere Zweige und zwar:

1) Die indische theosophische Gesellschaft mit dem Hauptsitz in Adyar, geleitet von der Atheistin Annie Besant, die ihren Mann, einen anglikanischen Geistlichen, verlassen und in Indien den Buddhismus studiert hatte. In ihrem Buch, "Das esoterische Christentum" erklärte sie, die moderne Theosophie sei angeblich, da Christus reine Theosophie gelehrt habe, eine Wiedererneuerung des alten, echten Christentums, und das Christentum sei nur eine Vorstufe zur Theosophie. Nach ihrer Ansicht sei das indische Heidentum, der Buddhismus, vollkommener als das Christentum; auch erklärt sie: "Die Theosophie ist nur Buddhismus in einem modernen Gewand." Also doch Heidentum - Götzendienst!

Obzwar sie angeblich die Verbrüderung der Menschen anstrebt, ist sie eine Hauptfeindin des deutschen Volkes, das sie spöttisch "das auserwählte Volk Gottes" und "das neue Barbarentum" nennt. Deutschland ist das "Weltreich des bodenlosen Abgrunds der Hölle" für sie. (Ist es nicht eine Schande für Deutschland, daß dort ihre Schriften in Hunderttausenden Exemplaren verbreitet wurden!) 1913 brachte Annie Besant einen indischen Jüngling namens Krisnamurti nach Europa und gab ihn für das menschgewordene Wort Gottes, für Christus, aus.

Dieser junge Inder hat unter dem Namen Alcione die Schrift "Zu den Füßen des Meister" (Theosoph. Verlag Leipzig, 77 S.) herausgegeben. Darin heißt es z.B., es sei Nebensache, welcher Religion oder Rasse man angehört (er verlangt also Gleichgültigkeit gegen die Religion!), wichtig sei nur das Wissen, besonders des Weltenplaners Gottes mit den Menschen. Gott ist das Ideal im Menschen. (Also sei der Mensch selber Gott!) Man dürfe nicht eine Lehre deswegen für wahr halten, weil sie in einem für heilig gehaltenen Buch steht. (Seitenhieb auf die Hl. Schrift!)

Man müsse selbst urteilen, ob das oder jenes wahr ist. Man müsse sich vom Aberglauben befreien. (Seitenhieb gegen das Christentum!) Zeremonien seien überflüssig usw. Diese Schrift des jungen Inders wurde in alle Weltsprachen übersetzt und verbreitet. Die französische Zeitung Le Miroir in Paris brachte am 9. März
1913 das Portrait dieses Inders mit dem Beisatz: "Gott oder ein Prophet?" Der junge Inder wurde zum Oberhaupt des 1911 in Benares gegründeten "Ordens des Sternes" genannt, welcher Orden auf den angeblich aus dem Orient kommenden großen Lehrer und Weltheiland (Antichrist) vorbereiten soll.

2) die amerikanische theosophische Gesellschaft mit dem Hauptsitz in Point Loma in Kalifornien, gegründet von Katharina Tingley, die mehr auf sittliche Lehren Gewicht legte und in Point Loma eine theosophische Hochschule und einen Tempel gründete.

3) Die internationale theosophische Verbrüderung (I.T.B.) mit dem Hauptsitz in Leipzig, gegründet von einem Schüler der Blavatsky, dem Arzt Dr. Franz Hartmann (1838-1912), hatte in Leipzig ein theosophisches Verlagshaus und eine Zentralbuchhandlung. Die Anhänger dieser Richtung behaupten, sie seien die "Vertreter der Toleranz und Neutralität," welche Behauptung unwahr ist, wie ihre Kongresse, Bundestage und etwa 50 Zeitschriften deutlich beweisen. Wie weit es diese Theosophen mit ihrer höheren Weisheit schon gebracht haben, zeigen manche Aussprüche ihrer Vertreter.

Der theosophische Schriftsteller Hermann Rudolph, Volksschullehrer in Leipzig, erklärt z.B., ein Theosoph brauche die Lehre, die er vorträgt, selbst nicht zu glauben (denn in der Theosophie herrsche kein Zwang, vielmehr vollkommene Dogmenlosigkeit); ferner: "Wir haben kein Recht, den Mörder zu verurteilen, weil er aus Notwendigkeit handelt." (Also die Theosophen leugnen die Willensfreiheit!) Solch törichte Lehre, die mit dem gesunden Menschenverstand in hellem Widerspruch steht, soll das "reine Licht" sein? Die Lehre der Theosophie ist nur geeignet, die Menschen zum Hochmut und zur Selbstüberhebung zu erziehen und zur Feindschaft gegen das Christentum und gegen jedes tatsächliche Wissen. Die Theosophie mit ihrem Religionsersatz kann die Menschen eingebildet und aufgeblasen, aber nie innerlich zufrieden machen; letzteres vermag nur die Religion.

Da schon zu den Zeiten der hl. Apostel ähnliche Geheimlehrer die Menschen betörten, warnt der hl. Paulus die Christen: "Seht euch vor, daß euch niemand verführe durch Weltweisheit und leeren Trug nach menschlicher Überlieferung, nach den Kindheitslehren der Welt, statt euch zu lehren in Christus" (in Kol 2,8). "O Timotheus, bewahre das dir anvertraute Gut, meide die unheiligen Wortklaubereien und die strittigen Meinungen der fälschlich sogenannten Wissenschaft, zu der sich einige bekannten und so vom Glauben abfielen" (1 Tim 6,20).

Die Theosophie ist auch vom Papst verworfen worden. Benedikt XV. hat am 17. Juli 1919 ausdrücklich erklärt, daß die theosophische Lehre mit dem katholischen Glauben unvereinbar ist und es katholischen Christen nicht erlaubt ist, theosophischen Vereinen beizutreten, deren Versammlungen beizuwohnen oder deren Bücher, Zeitschriften und Veröffentlichungen zu lesen (hl. Offizium, 18.7.1919).

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Kap. 24
Um jene Zeit, wird die Sonne verfinstert werden

Gleichwie während des dreistündigen bitteren Leidens Christi am Kreuz eine Sonnenfinsternis eintrat, so wird auch am Ende der Welt, wenn die Kirche unter dem Antichrist ihr bitteres Leiden durchmachen wird, die Sonne verfinstert werden. Christus weissagte: "Sogleich nach der Trübsal jener Tage wird die Sonne verfinstert werden und der Mond seinen Schein nicht mehr geben" (Mt 24,29).

Auffallend ist es, daß in der Malachias-Weissagung vom Jahr 1139 der 5. Nachfolger Pius XI. ( Johannes Paul II.) mit dem Schlagwort "De labore solis" (von der Sonnenfinsternis; dreitägige Finsternis?) bezeichnet wird.

Auch in La Salette (1846) hat die Muttergottes, als sie von den Zeiten des Antichrists sprach, erklärt, die Gestirne werden ihre regelmäßigen Bahnen verlieren, die Jahreszeiten werden verändert werden, die Erde werde nur schlechte Früchte hervorbringen und der Mond nur blaßrotes Licht spenden.


Und der ehrw. Diener Gottes Bartholomäus Holzhauser († 1658) sagt, es werden sich an der Sonne, die auch am bitteren Leiden Christi teilgenommen hat, Vorzeichen geltend machen als Vorboten des nahenden Unheils.

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Kap. 25
Die hl. Kirchenväter waren der Ansicht, daß der Antichrist nach dem Untergang des römischen Reiches kommen werde

Betrachten wir das Traumgesicht des babylonischen Königs Nabuchodonosor, das ihm Daniel auslegte (Dan 2). Der König sah im Traum eine große Bildsäule mit goldenem Kopf (die babylonische Monarchie), silberner Brust (die persische Monarchie), Bauch und Lenden aus Erz (die griechische Weltmonarchie) und zwei eisernen Schenkeln und Füßen, die halb aus Töpferton und halb aus Eisen waren (die römische Weltmonarchie). Dann kam vom Berg ein Stein ins Rollen, stieß an die Füße der Bildsäule und zertrümmerte sie. Dieser Stein, der an der Bildsäule anstieß, wurde dann zu einem großen Berg und erfüllte die ganze Erde.

Die nähere Auslegung dieses Traumes ist folgende: Der persische König Cyrus hat der Figur den goldenen Kopf abgeschlagen, als er im Jahr 538 v. Chr. der babylonischen Monarchie den Garaus machte. Der griechische König Alexander der Große hat die silberne Brust der Statue zerschmettert, als er 330 das persische Reich zerstörte. Und der römische Kaiser Augustus hat den ehernen Bauch der Bildsäule zertrümmert, als er sich das griechische Reich unterwarf. Im Jahr 1453 hat der türkische Kaiser Mohammed II. durch die Einnahme Konstantinopels der Figur einen eisernen Schenkel samt Fuß abgerissen, indem er den östlichen Teil des römischen Reiches eroberte. (Er hat den zweiköpfigen römischen Adler in der Mitte entzwei gehauen.)

Vom römischen Reich, das teilweise stark wie Eisen, teilweise schwach wie Töpferton war, blieb noch der abendländische Teil übrig. Bis auch dieser Teil untergegangen sein wird, sollte nach der Ansicht der hl. Väter (hl. Ambrosius, hl. Augustinus) der Antichrist kommen. "Wenn das römische Reich zerstört sein wird, wird auch der Antichrist da sein" (hl. Chrysostomus). Bis auch der andere Schenkel mit dem dazugehörigen Fuß hin sein wird, naht sich die Zeit des Antichrists (Bellarmin). Schon Tertullian wünschte daher, man soll für das Heil des römischen Reiches beten, damit die Verfolgung durch den Antichrist noch recht lange ausbleibe.

Auch Dionysius von Lützenburg spricht 1682 mit Rücksicht auf das damalige römische Reich deutscher Nation: "Schon der Name des römischen Kaisers hält den Antichrist auf. Wenn auch dieser Name vernichtet sein wird, mag sich jeder bewußt sein, daß der Antichrist schon geboren und erwachsen sei" (Leben des Antichrist, S.16).

Die griechischen und lateinischen hl. Kirchenväter und Kirchenschriftsteller waren auf Grund der Tradition der Ansicht, der hl. Paulus habe im Brief an die Thessalonicher, wo er darüber schreibt, was den Antichrist aufhält (2 Thess 2,7), den Untergang des römischen Reiches im Auge gehabt und gemeint: Der Antichrist wird nicht früher kommen, als bis das römische Reich vernichtet sein wird. Es ist auffallend, daß der hl. Franz von Paula am 13. Aug. 1496 in seinem Brief an Simon von Limena, Herrn von Montalti, auch geschrieben hat, daß der Antichrist das römische Reich zerstören werde (Corn. a Lap., Apok. 17,17). Nun die Frage: "Ist das römische Reich bereits vernichtet?" Manche meinen, es sei im Jahr 1806 untergegangen, als Franz II. den Titel "römischer Kaiser" niederlegte.

Doch weissagt der ehrw. Diener Gottes Bartholomäus Holzhauser, daß der noch kommende große Monarch, der die neu gegründeten Republiken beseitigen und wieder Ordnung und Frieden in der Welt herstellen soll, römisch-deutscher Kaiser sein werde. (Siehe die lateinische Erklärung der Apokalypse von Holzhauser, Wien 1850, S.69 f.) Das römisch-deutsche Kaisertum soll also nochmals neu erstehen.

Nach dem Tod des großen Monarchen dürfte das römische Reich wieder zerfallen. Holzhauser sagt nämlich, daß die vom großen Monarchen errichtete Weltmonarchie nur bis zur Ankunft des Antichrists dauern werde (ebenda).

Bemerkenswert ist, was der hl. Chrystostomus sagt: "Gleichwie jene Monarchien, die vor dem römischen Reich gewesen sind, zerstört worden sind (die babylonische durch die Perser, die persische durch die Griechen, die griechische durch die Römer), so wird die römische Monarchie durch den Antichrist zerstört werden. Dies wird geschehen, wenn das römische Reich in zehn Königreiche zerteilt sein wird (hl. Chrysostomus in 2 Thess 2).

Auch der hl. Hieronymus sagt, daß am Ende der Welt zehn Könige das römische Reich unter sich teilen werden (hl. Hieron. in Dan 7).

In den Tagen dieser Königreiche soll zufolge (Dan 2,44) Gott ein Reich erwecken (das Reich des Messias), das alle diese Reiche vernichten und in Ewigkeit bestehen wird. Damit scheint auf den, dem Antichrist nachfolgenden Weltuntergang und die darauf folgende Errichtung des ewigen Gottesreiches angespielt zu sein. Das Reich des Messias ist jener Stein, der vom Berg herabrollte und die Bildsäule (die verschiedenen Königreiche) zertrümmerte und zu einem großen Berg wurde und die ganze Welt erfüllte.

Es läßt sich nicht leugnen, daß die Berichte über die Tätigkeit des Antichrists, die aus verschiedenen Quellen stammen, mehr oder weniger phantastisch klingen. Doch wird man beachten müssen, daß die Hl. Schrift selbst die größte Veranlassung bietet, den Antichrist als etwas Außergewöhnliches zu betrachten. Manche scheinen die Lehre vom Antichrist dadurch abtun zu wollen, daß sie den Antichrist in das Gebiet der Sage verweisen.

So spricht Wilhelm Bousset (in seiner Schrift "Der Antichrist", Göttingen 1895) von einer Sage vom Antichrist, die eine Vermenschlichung des alten Drachenmythos (siehe Offb 12,7-9) zu sein scheine. An Stelle des Drachen trete der mit Wunderkräften ausgerüstete Mensch, der sich Gott gleich stellt (Bousset. S.93).

Darauf läßt sich antworten: Die Hl. Schrift verbreitet keine Sagen, denn sie enthält das Wort Gottes und ist ganz ernst zu nehmen. Wohl aber ist das, was neben der Hl. Schrift und der vollgültigen Tradition nur einzelne Kirchenväter und die Privat-Offenbarungen über den Antichrist und seine Zeit sagen, kein Gegenstand des pflichtgemäßen Glaubens; darüber kann jeder seine freie Meinung haben, solange keine Entscheidung der katholischen Kirche vorliegt.

         Schlußwort aus den Worten des Herrn:

"Seht, ich habe es euch vorausgesagt!"

"Wer aber ausharrt bis ans Ende, der wird das Heil erlangen"
(Mt 25,25 u.13).

"Wachet und betet, denn ihr wißt nicht, wann die Zeit ist"
(Mk 13,37).

Unsere Hilfe ist im Namen des Herrn,
der Himmel und Erde erschaffen hat.

 

Inhaltsverzeichnis

  Vorwort
1. Gegen Ende der Welt wird der Antichrist kommen
2. Über den Antichrist haben die Propheten Daniel, Ezechiel und der hl. Evangelist Johannes in seiner Offenbarung geweissagt; dann besonders die hl. Hildegard
3. Der Antichrist kommt zur Strafe für die gottlos gewordene Menschheit
4. Der Antichrist hat diesen Namen, weil er der größte Feind Jesu Christi sein wird
5. Seine Feindschaft gegen Christus wird der Antichrist auf folgende Weise kundtun: Er wird Christus und dessen Kirche lächerlich machen und beschimpfen, das Andenken an Christus austilgen, besonders durch Verboz des hl. Meßopfers, und die Anhänger Christi blutig verfolgen
6. Der Antichrist soll das uneheliche Kind einer orientalischen Jüdin und schon von seiner Geburt an ein Wunderkind sein
7. Der Antichrist wird im Alter von etwa 30 Jahren im Orient als Glaubensprediger auftreten und dann auch als Krieger
8. Der Antichrist wird dem Charakter nach der schlechteste Mensch sein, der je gelebt hat
9. Vor dem Antichrist werden die Apostel der letzten Zeit auftreten
10. Der Antichrist wird wie Christus einen Vorläufer haben
11. Der Antichrist wird zunächst König der Juden werden
12. Der Antichrist wird sich für den Messias der Juden und sogar für Gott ausgeben und sich göttliche Verehrung erweisen lassen
13. Der Antichrist wird Apostel in die Welt aussenden
14. Der Antichrist wird Jerusalem zum Mittelpunkt seines Weltreiches und sich Rom zu seiner zweiten Residenzstadt erwählen
15. Der Antichrist wird seinen Anhängern ein Kennzeichen einprägen
16. Der Antichrist wird sich großen Anhang verschaffen durch Förderung der jüdischen Religion, durch Geschenke und Scheinwunder
17. Der Antichrist wird dreieinhalb Jahre als Weltkaiser auf der Höhe seiner Macht stehen und in dieser Zeit am fürchterlichsten gegen die Christen wüten
18. Gott wird den Antichrist während jener dreieinhalb Jahre durch die Propheten Henoch und Elias bekämpfen lassen
19. Die Predigt und die Wunder des Elias sowie die Auffindung der Bundeslade durch ihn wird die Folge haben, daß fast alle Juden in Palästina zum Christentum übertreten werden
20. Der Antichrist wird die beiden Propheten Henoch und Elias mit eigener Hand in Jerusalem töten, worauf eine unerhörte Christenverfolgung losbricht
21. Der Antichrist wird bei seiner Nachäffung der Himmelfahrt herab geschleudert und umkommen
22. Nach dem Sturz des Antichrists wird die Bekehrung der Völker eintreten, doch nicht sofort die Wiederkunft Christi erfolgen
23. Der Antichrist hat im Verlauf der Jahrhunderte seine Vorläufer und Vorbilder
24. Um jene Zeit, wird die Sonne verfinstert werden
25. Die hl. Kirchenväter waren der Ansicht, daß der Antichrist nach dem Untergang des römischen Reiches kommen werde

 

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