Der hl. Rosenkranz
Das wunderbare Geheimnis der Bekehrung
und des Heiles
vom hl. Ludwig Maria Grignion von Montfort
neu herausgegeben von Klemens Kiser
Leicht überarbeitet, ohne
lateinische Zitate und ergänzt von Klemens Kiser
Imprimatur 1929
Inhalt
Vorwort
Der hl. Rosenkranz, das wunderbare Geheimnis der Belehrung und des Heils
Die weiße Rose - für die Priester
Die rote Rose - für die Sünder
Der mystische Rosenstrauch - für die frommen Seelen
Die Rosenknospe - für die kleinen Kinder
Erster Zehner - Vortrefflichkeit des hl. Rosenkranzes in
seinem Ursprung und Namen
1. Rose - Die Gebete des Rosenkranzes
2. Rose - Ursprung des Rosenkranzes
3. Rose - Der hl. Dominikus und der Rosenkranz
4. Rose - Der hl. Alanus de Rupe und der Rosenkranz
5. Rose - Die Rosenkranzbruderschaft
6. Rose - Der Psalter Mariens
7. Rose - Der Psalter, ein Kranz von Rosen
8. Rose - Die Wunder des Rosenkranzes
9. Rose - Die Feinde des Rosenkranzes
10. Rose - Durch den Rosenkranz erlangte Wunder
Zweiter Zehner - Vortrefflichkeit des hl.
Rosenkranzes in den Gebeten, aus denen er besteht
11. Rose - Vortrefflichkeit des Credo
12. Rose - Das Vaterunser, das Gebet des Herrn
13. Rose - Das Vaterunser, die Verherrlichung der
Vollkommenheiten Gottes
14. Rose - Das Vaterunser, die vortrefflichste Übung der
christlichen Tugenden
15. Rose - Vortrefflichkeit des Ave Maria
16. Rose - Schönheiten des Ave Maria
17. Rose - Wunderbare Früchte des Ave Maria
18. Rose - Die Segnungen des Ave Maria
19. Rose - Glücklicher Tausch!
20. Rose - Kurze Erklärung des Ave Maria
Dritter Zehner - Vortrefflichkeit des hl.
Rosenkranzes in der Betrachtung des Lebens und Leidens
unseres Herrn Jesus Christus
21. Rose - Die fünfzehn Geheimnisse des Rosenkranzes
22. Rose - Die Betrachtung der hl. Geheimnisse macht uns
Jesu gleichförmig
23. Rose - Der Rosenkranz als Gedächtnis des Lebens und
Sterbens Jesu Christi
24. Rose - Die Betrachtung der Geheimnisse des
Rosenkranzes ist ein großes
Mittel, zur Vollkommenheit zu gelangen
25. Rose - Reichtümer der Heiligung, die im Gebete und
in der Betrachtung des Rosenkranzes eingeschlossen sind
26. Rose - Der Rosenkranz, ein erhabenes Gebet
27. Rose - Wohltaten und Wirkungen des Rosenkranzes
28. Rose - Heilsame Früchte, die durch die Betrachtung
des Leidens Christi hervorgerufen werden
29. Rose - Der Rosenkranz als Seelenretter
30. Rose - Geistige Vorteile der Rosenkranzbruderschaft
Vierter Zehner - Vortrefflichkeit des hl.
Rosenkranzes in den Wundem, die Gott zu seinen Gunsten
gewirkt hat
31. Rose - Die hl. Blanka von Kastilien, Alfons
VIII.
32. Rose - Don Perez
33. Rose - Ein besessener Albigenser
34. Rose - Simon von Montfort, Alanus von Lanvallay,
Othère
35. Rose - Der Kardinal Petrus
36. Rose - Eine Frau von Antwerpen wird aus den Ketten
des Teufels befreit
37. Rose - Ein Kloster wird durch den Rosenkranz geistig
erneuert
38. Rose - Die Andacht eines spanischen Bischofs zum
Rosenkranz
39. Rose - Heiligung einer Pfarrgemeinde durch den
Rosenkranz
40. Rose - Wunderbare Wirkungen des Rosenkranzes
Fünfter Zehner - Die Art und Weise, den Rosenkranz zu
beten
41. Rose - Reinheit des Herzens
42. Rose - Man muß den Rosenkranz mit Andacht beten
43. Rose - Man muß die Zerstreuungen mutig bekämpfen
44. Rose - Wie man den Rosenkranz beten soll. Beispiel
45. Rose Wie man auch die äußere Ehrfurcht wahren soll
46. Rose - Den Rosenkranz gemeinschaftlich und in zwei
Chören beten
47. Rose - Den Rosenkranz täglich mit Glauben, Demut und
Vertrauen beten
48. Rose - Laßt uns in der Andacht des hl. Rosenkranzes
ausharren!
49. Rose - Bemerkungen über die Ablässe
50. Rose - Art und Weise, den hl. Rosenkranz zu beten
Art und Weise, den hl. Rosenkranz zu beten und die
Gnaden des Lebens, Leidens und der Verherrlichung Jesu
und Mariens auf sich herabzuziehen
1. Methode
2. Kürzere Methode
Kraft
und Würde des Rosenkranzes
Kraft und Würde des Ave Maria
Der marianische Rosenkranz
Das Leben
des sel. Alanus de Rupe
Die fünfzehn
Verheißungen
Erscheinung der Rosenkranzkönigin in Pompeji
Lebensbeschreibung des hl. Ludwig Maria Grignion von
Monfort
Der goldene
Rosenkranz
Vorwort von 1929
Die Aufgabe großer, von Gott gesandter Männer
und Frauen ist mit ihrem Tod nicht vollendet, sondern sie erstreckt sich oft auf
viele Jahrhunderte, ja bis ans Ende der Zeiten. Die einen leben und wirken weiter
durch ihre Stiftungen, andere durch ihre Schriften. Für einige aus ihnen beginnt
ihre eigentliche Aufgabe auf Erden erst nach ihrem Tod, wie die1897 verstorbene
hl. Theresia vom Kinde Jesus von sich selbst voraussagte. Zu diesen gehörte der
hl. Ludwig Maria Grignion von Montfort* (†
28. April 1716). So Großes und Gewaltiges er auch an der
Wende vom 17. zum 18. Jh. zum Heil der Seelen gewirkt, so war er doch nur der Apostel
seiner engeren Heimat. * Wurde1947 heiliggesprochen.
Erst mit der Auffindung seines Manuskriptes
"Abhandlung über die vollkommene Andacht zu Maria" am Anfang des 19. Jahrhunderts
begann er in der ganzen katholischen Kirche sein wunderbares Apostolat, das, getragen
von der höchsten Autorität der Päpste Pius X. und Benedikt XV., sich immer weiter
ausdehnt und immer tiefer greift, so daß die Zeit zu kommen scheint, von welcher
er vorausgesagt: "Wann wird jene glückliche Zeit kommen, in der Maria als Herrin
und Königin in den Herzen herrschen wird, um sie gänzlich der Herrschaft ihres großen
und einzigen Jesus zu unterwerfen? Wann werden die Seelen ebensosehr Maria atmen,
wie die Körper die Luft atmen? Dann werden wunderbare Dinge hienieden geschehen,
wenn der Hl. Geist seine geliebte Braut in den Seelen gleichsam wiedergebildet finden
und deshalb in reichster Fülle über sie kommen und sie mit seinen Gaben, besonders
mit der Gabe der Weisheit erfüllen wird, um Wunder der Gnade zu wirken. Mein lieber
Bruder, wann wird jene glückliche Zeit, jenes Zeitalter Mariä kommen, da manche
Seelen, welche die Gottesmutter erwählt und vom Allerhöchsten erwirkt hat, sich
selbst im Abgrund des Inneren Mariens verlieren und so
lebendige
Abbilder der Allerseligsten Jungfrau werden, um Jesus Christus
zu lieben und zu verherrlichen? Diese Zeit wird erst dann kommen, wenn man die Andacht,
die ich lehre, kennen und üben wird."
Die Bedingung ist nun erfüllt, die vollkommene
Andacht, die er gelehrt, ist von den Päpsten nicht nur gutgeheißen, sondern auf
das eindringlichste empfohlen, sie wird von den Päpsten selbst und von Tausenden
wahrer Katholiken geübt, so muß sich nun auch die Prophezeiung erfüllen, das glückselige
Zeitalter Mariä muß also vor der Türe stehen. Doch sagt der große Marienapostel
an einer anderen Stelle seiner Schrift klar und bestimmt voraus,
daß jene großen, auserwählten Seelen nur unter schwerstem Kampf
das Reich Mariä aufrichten werden. Zum Kampf braucht man
Waffen. Aber auch die siegreichen Waffen, mit denen sie "das Reich Mariens über
das Reich der Gottlosen, der Götzendiener und Mohammedaner aufrichten werden", nennt
uns der Marienapostel von Montfort. "Sie werden das zweischneidige Schwert des Wortes
Gottes im Mund führen, auf ihren Schultern die blutige Fahne des Kreuzes, das Kruzifix
in der Rechten, den Rosenkranz in der Linken, die hl. Namen Jesu und Mariä auf ihrem
Herzen und die Bescheidenheit und Abtötung Jesu Christi in ihrem ganzen Wesen tragen."
Zur Waffenausrüstung gehört also als wesentlicher
Bestandteil der hl. Rosenkranz. Über Würde und Wert des
Rosenkranzgebetes sowie über den Gebrauch dieser himmlischen Waffe kann uns niemand
besser belehren, als Ludwig Maria Grignion von Montfort.
Nachdem die glorreiche Gottesmutter selbst dem hl.
Dominikus (†
1221) diese erhabene Gebetsweise geoffenbart und ihn beauftragt
hatte, sie in der ganzen Kirche zu predigen, geriet die anfangs so blühende
Andacht in argen Verfall. Abermals ward ein Jünger des hl. Dominikus, der sel. Alanus
de Rupe (de la Roche,
†
1475), um die Mitte des 15. Jahrhunderts von Gott und seiner
allerheiligsten Mutter beauftragt, das göttliche Werk zu erneuern.
Doch die menschliche Unbeständigkeit ist gar
zu groß, und zum drittenmal erwählte Maria einen Apostel, der den Eifer für den
ihr so teuren Rosenkranz in der Kirche beleben sollte: Der hl. Ludwig Maria Grignion
von Montfort (1673 -1716). Während seines Lebens
erneuerte
er die ganze Bretagne und Vendée durch das Rosenkranzgebet.
(Diese Gebiete waren auch die tapfersten in der franz. Revolution.) In unserer Zeit
wurde Leo XIII. durch das Beispiel des Dieners Gottes, das durch den Seligsprechungsprozeß
dem großen Papst vor Augen trat, angeregt, die Völker zum Rosenkranzgebet anzueifern.
Es ist auffällig und entspricht offenbar einem göttlichen
Plan, daß die großen Apostel des hl. Rosenkranzes in einer Zeitenfolge von je zwei
Jahrhunderten auftraten, wie aus folgender Zusammenstellung ersichtlich ist.
Der hl. Dominikus lebte von 1170
- 1221
Der sel. Alanus lebte von 1428 - 1475
Der hl. Ludwig Maria Grignion von Montfort lebte von 1673 -1716
Papst Leo XIII. regierte von 1878 - 1903.
Nun aber ist der Augenblick gekommen, daß der von
Maria erwählte Nachfolger des hl. Dominikus und des sel. Alanus durch sein Buch
zu allen Christen des ganzen Erdkreises reden soll. Allen soll es gegönnt sein,
seine Stimme zu hören, seine Worte zu vernehmen. Gestützt auf die Autorität des
Rosenkranzpapstes, Leos XIII., wird seine Stimme bei allen wahren und treuen Kindern
des Papstes freudigen Widerhall finden.
In seiner "Abhandlung über die vollkommene Andacht
zu Maria" hat Grignion nicht eine neue Lehre verkündet, sondern eine Jahrhunderte
alte Übung zunächst auf ein felsenfestes theologisches Fundament gestellt und
das große Gnadengeheimnis, das nur wenige auserwählte
Seelen kannten, allen Gläubigen, die wahrhaft guten Willens
sind, in volkstümlicher Form zugänglich gemacht. Nicht anders verhält es sich mit
seiner Schrift "Der hl. Rosenkranz". Was andere vor ihm gelehrt, mühsam in Büchern
niedergeschrieben, das hat Ludwig Maria Grignion von Montfort in klarer und lieblicher
Weise zusammengetragen, indem er sich dabei nicht scheute, einzelne schöne Stellen
jenen Werken zu entnehmen. Doch auch so bleibt das Ganze sein eigenstes Werk, denn
der ganze Plan, der Aufbau und die Durchführung ist durchaus seine persönliche Arbeit.
Das Werk gleicht einem herrlichen Diadem aus Perlen in Goldfassung, das
der glühende Marienverehrer seiner geliebtesten Herrin aufs Haupt setzt. Er selbst
bereitete mit kunstfertiger Hand die kostbare Fassung, indem er dabei die herrlichen
Perlen, sei es dem eigenen Herzen, sei es anderen liebeglühenden Herzen entnahm,
um die gemeinsame Mutter zu schmücken. Wertvolle Steine, die sonst im Dunkel der
Vergessenheit verborgen geblieben wären, sind auf diese Weise gerettet und Gemeingut
aller Marienkinder geworden. Das ist das besondere Verdienst des eifrigen Apostels
Ludwig Maria Grignion von Montfort.
Im Sommer 1924 hatten wir das unschätzbare Glück,
in Saint-Laurent sur Sèvre alle Handschriften des Dieners Gottes durchzusehen und
genau mit der gedruckten Ausgabe zu vergleichen. Somit entspricht die vorliegende
Ausgabe in ihrem Text genau der Handschrift.
Desgleichen waren schon in der ersten französischen
Ausgabe den einzelnen Rosen Titel beigegeben worden, die in der Handschrift fehlen.
Für die lateinischen Zitaten wurde die deutsche Übersetzung* eingefügt, obwohl sie
der hl. Ludwig Maria nicht immer übersetzt hat.
Beginnt nun, liebe Kinder Mariä, mit dem andächtigen
Lesen des Euch von Euerer himmlischen Mutter gesandten Buches, und wenn Ihr es aufmerksam
gelesen habt, so bleibet nicht auf halbem Wege stehen, sondern fasset den festen
Vorsatz, alle Tage den ganzen Psalter, und falls es Euch durchaus unmöglich, wenigstens
einen Rosenkranz zu beten.
Leo Gommenginger - * Klemens Kiser
Der hl. Rosenkranz, das wunderbare Geheimnis
der
Bekehrung und des Heils
Die weiße Rose - für die Priester
Diener des Allerhöchsten, Prediger der Wahrheit,
Verkünder des Evangeliums, erlaubt mir, euch die weiße Rose dieses Büchleins darzureichen,
um die Wahrheiten, welche einfach und ungeschminkt darin niedergelegt sind, euch
ins Herz und in den Mund zu legen. In euer Herz, damit ihr die hl. Übung des Rosenkranzes
annehmen und ihre Früchte verkosten mögt. In euern Mund, damit ihr die Vorzüglichkeit
dieser hl. Übung predigt und sie durch dieses Mittel bekehren mögt.
Hütet euch wohl, diese Übung als klein und unbedeutend
zu betrachten, wie die gedankenlose Masse und selbst manche
stolze Gelehrte es tun; sie ist wahrhaft groß, erhaben und göttlich.
Der Himmel selbst hat sie euch gegeben;
er gab sie euch, um die verstocktesten Sünder und hartnäckigsten Irrlehrer zu bekehren.
Gott hat die Gnade in diesem Leben und die Glorie in der
Ewigkeit daran geknüpft. Die Heiligen haben sie geübt, und
von den Päpsten wurde sie gutgeheißen.
O wie glücklich ist ein Priester und Seelenführer,
dem der Hl. Geist dieses den meisten Menschen unbekannte oder nur oberflächlich
bekannte Geheimnis geoffenbart! Hat er einmal die praktische Kenntnis dieses Geheimnisses
erlangt, so wird er selbst den Rosenkranz täglich beten und andere anleiten,
ihn täglich zu beten. Gott und seine heiligste Mutter werden die Gnade im Überfluß
in seine Seele ergießen, um ihn zu einem Werkzeug ihrer Ehre zu machen; und er wird
durch sein, wenn auch einfaches Wort, in einem Monat mehr Früchte zeitigen als die
übrigen Prediger in mehreren Jahren.
Begnügen wir uns also nicht damit, meine lieben
Mitbrüder, das Rosenkranzgebet anderen anzuraten,
wir müssen
es selbst pflegen. Wir können innerlich von der Vortrefflichkeit
des hl. Rosenkranzes überzeugt sein, aber solange wir ihn nicht beten, wird man
sich sehr wenig Mühe geben, zu tun, was wir raten, denn niemand gibt, was er nicht
hat. Jesus begann zu tun und zu lehren (Apg 1,1). Ahmen wir Jesus nach, der damit
begonnen hat, zu tun, was er lehrte. Ahmen wir den Apostel nach, der nichts kannte
und predigte als Jesus, den Gekreuzigten (1 Kor 2,2). Das werdet ihr tun, indem
ihr den hl. Rosenkranz predigt, der, wie ihr nachher sehen werdet, nicht nur eine
Zusammensetzung des Vaterunsers und Ave Maria ist, sondern
eine göttliche Zusammenfassung der Geheimnisse des Lebens, Leidens
und Sterbens und der Verherrlichung Jesu und Mariä.
Wenn
ich glaubte, die Erfahrung, die mir Gott von der Wirksamkeit der Verkündigung des
hl. Rosenkranzes für die Bekehrung der Sünder gegeben hat, könnte euch bestimmen,
trotz der gegenteiligen Gewohnheit der Prediger den Rosenkranz zu verkünden, so
würde ich euch von den wunderbaren Bekehrungen erzählen, welche ich bei der Predigt
des Rosenkranzes mit eigenen Augen geschaut; aber ich begnüge mich, euch in diesem
Überblick einige alte und wohlbezeugte Beispiele anzuführen. Nur euretwegen habe
ich mehrere Stellen bewährter Autoren eingefügt, die beweisen, was ich dem Volk in seiner Sprache
erkläre.
Die rote Rose - für die Sünder
Euch, ihr armen Sünder und Sünderinnen, bietet
ein noch größerer Sünder eine vom Blut Jesu Christi gerötete Rose dar, um euch damit
zu schmücken und euch zu retten.
Die Gottlosen und die unbußfertigen Sünder rufen
täglich: "Bekränzen wir uns mit Rosen! (Wsh 2,8)" Singen auch wir: "Bekränzen wir
uns mit den Rosen des hl. Rosenkranzes!" O wie verschieden sind ihre Rosen von den
unsrigen!
Ihre Rosen sind fleischliche Vergnügen, eitle
Ehren und vergängliche Reichtümer, die bald verwelken und verfaulen; die unsrigen
aber, nämlich unsere andächtigen Vaterunser vereint mit unseren Bußwerken, werden
nie verwelken noch verblühen, und ihre Pracht wird in hundert Jahren ebenso glänzend
sein wie jetzt.
Ihre angeblichen Rosen sind nur Scheinrosen,
im Grund sind sie nichts als in diesem Leben stechende Dornen der Gewissensbisse,
im Tod durchbohrende Dornen der Reue, und durch die ganze Ewigkeit hindurch brennende
Dornen der Wut und Verzweiflung.
Wenn unsere Rosen Domen haben, so sind es Dornen
Jesu Christi, der sie in Rosen verwandelt. Wenn unsere Rosen stechen, so stechen
sie nur eine Zeit lang, und dann nur, um uns von der Sünde zu heilen
und uns zu retten. Bekränzen wir uns denn um die Wette mit solchen Paradiesesrosen,
indem wir täglich einen Psalter beten, d.h. drei Rosenkränze
von je fünf Zehnern, oder drei Blumenkronen:
1. um die drei Kronen Jesu und Mariä zu ehren:
die Gnadenkrone Jesu in seiner Menschwerdung, seine Dornenkrone im Leiden und seine
Strahlenkrone im Himmel sowie die dreifache Krone, die Maria von der heiligsten
Dreifaltigkeit im Himmel empfangen hat;
2. um von Jesus und Maria drei Kronen zu empfangen,
nämlich die Krone der Verdienste im Leben, die Krone des Friedens im Sterben und
die Krone der Herrlichkeit im Himmel.
Wenn ihr trotz der Größe eurer Sünden treu in
diesem Gebet bis zum Tod fromm verharrt, so werdet ihr, glaubt es mir, eine unverwelkliche
Krone der Herrlichkeit empfangen. (1 Petr 5,4). Stündest du schon am Rand des Abgrundes,
und hättest du schon einen Fuß in der Hölle, oder hättest du wie ein Zauberer deine
Seele dem Teufel verkauft, wärst du ein verhärteter, wie ein Dämon verstockter Irrlehrer,
so wirst du dich früher oder später bekehren und gerettet werden, vorausgesetzt,
ich wiederhole es, und beobachte gut die Worte und Ausdrücke meines Ratschlages,
daß du bis zum Tod jeden Tag andächtig den Rosenkranz betest, um die Wahrheit zu
erkennen und die Reue und Verzeihung deiner Sünden zu erlangen.
Ihr werdet in diesem Buch viele Beispiele von
großen Sündern sehen, die durch die Kraft des hl. Rosenkranzgebetes bekehrt wurden.
Lest und betrachtet sie aufmerksam! - Gott allein!
Der mystische Rosenstrauch - für die frommen Seelen
Ihr werdet es mir nicht verargen, ihr frommen
und vom Hl. Geist erleuchteten Seelen, daß ich euch einen vom Himmel stammenden
mystischen Rosenstrauch überreiche, um ihn in den Garten eurer Seele zu pflanzen.
Er wird ja die duftenden Blumen eurer Betrachtungen nicht schädigen. Er ist sehr
wohlriechend und ganz göttlich und wird in der Ordnung eurer Gartenbeete nichts
verderben. Er ist sehr rein und wohlgeordnet und bringt in alles Ordnung und Feinheit.
Wenn man ihn jeden Tag sorgfältig begießt und pflegt, wächst er in solch wunderbare
Höhe und breite, daß er nicht nur alle anderen Andachtsübungen nicht hindert, sondern
sie sogar unterstützt und vervollkommnet.
Da ihr innerliche Seelen seid, versteht ihr mich
wohl: der Rosenstrauch ist Jesus und Maria im Leben, im Tod und in der Ewigkeit.
Die grünen Blätter dieses mystischen Rosenstrauches
drücken die freudenreichen Geheimnisse Jesu und Mariä aus, die Domen die schmerzhaften,
die Blumen die glorreichen.
Die Rosenknospen bedeuten die Kindheit Jesu und
Mariä, die offenen Rosen stellen Jesus und Maria im Leiden dar, die ganz entfalteten
Rosen zeigen Jesus und Maria in ihrer Verherrlichung.
Die Rose erfreut durch ihre Schönheit: so Jesus
und Maria in den freudenreichen Geheimnissen; sie sticht mit ihren Dornen: das sind
ihre schmerzhaften Geheimnisse; sie erfreut durch die Süßigkeit ihres Duftes: So
Jesus und Maria in ihren glorreichen Geheimnissen!
Verschmäht also meine so liebliche und göttliche
Pflanze nicht, pflanzt sie selbst in eure Seele, indem ihr den Entschluß faßt, euren
Psalter zu beten, pflegt und begießt sie, indem ihr ihn treu jeden Tag betet und
gute Werke übt, und ihr werdet sehen, wie das Samenkorn, das jetzt so klein scheint,
mit der Zeit ein großer Baum wird, wo die Vögel des Himmels, d.h. die auserwählten
und in der Betrachtung erhabenen Seelen, ihre Nester oder Gezelte bauen werden,
um unter dem Schatten seiner Blätter von der Glut der Sonne beschirmt, durch seine
Höhe vor den wilden Tieren der Erde geschützt, und endlich, um köstlich ernährt
zu werden von seiner Frucht, welche keine andere ist, als der anbetungswürdige Jesus,
dem Ruhm und Ehre sei in alle Ewigkeit. Amen. - Gott allein!
Die Rosenknospe - für die kleinen Kinder
Euch, meine kleinen Freunde, biete ich eine
schöne Rosenknospe dar. Es ist ein kleines Korn eures Rosenkranzes, das in euren
Augen als etwas so Geringfügiges erscheint. Wie kostbar ist dieses Korn! O wie wunderbar
ist diese Knospe! Wie schön wird sie sich entfalten, wenn ihr andächtig euer Ave
Maria betet! Es wäre zu viel verlangt, euch für jeden Tag einen ganzen Psalter anzuraten.
So betet wenigstens täglich andächtig euren Rosenkranz, den ihr als einen kleinen
Kranz von Rosen Jesu und Maria auf das Haupt setzt. Glaubt mir, hört die schöne
Geschichte und behaltet sie gut.
Zwei kleine Schwestern
saßen an der Türe ihrer Wohnung und beteten andächtig den Rosenkranz.
Da erschien ihnen eine schöne Frau, näherte sich dem jüngeren Kind, das nur sechs
bis sieben Jahre zählte, nahm es bei der Hand und führte es mit sich. Die ältere
Schwester war ganz überrascht und suchte ihr Schwesterlein, und da sie es nicht
finden konnte, kam sie ganz trostlos nach Hause und sagte, man habe ihre Schwester
fortgeführt. Vater und Mutter suchten drei Tage lang umsonst. Am Schluß des dritten
Tages fanden sie das Kind mit ganz fröhlichem und freudigem Antlitz in der Tür.
Sie fragten es, woher es komme. Es antwortete, die Dame, zu der es den Rosenkranz
gebetet habe, habe es an einen schönen Ort geführt und ihm viele gute Sachen zu
essen gegeben, sie habe ihm ein schönes, kleines Kind in die Arme gelegt, das es
oft küssen durfte. Die Eltern, die erst kürzlich zum Glauben bekehrt worden waren,
ließen den Jesuitenpater kommen, der sie im Glauben und in der Andacht zum Rosenkranz
unterrichtet hatte, und erzählten ihm, was vorgefallen war. Von ihm selbst habe
ich es erfahren. Es ist dies in Paraguay geschehen.
Ahmt, liebe Kinder, diesen kleinen Mädchen nach
und betet täglich euren Rosenkranz, und ihr werdet dadurch verdienen, in den Himmel
zu kommen und Jesus und Maria zu schauen, wenn nicht in diesem Leben, so doch wenigstens
nach dem
Tod die ganze Ewigkeit hindurch. Amen.
Mögen also Gelehrte und Ungelehrte, Gerechte und
Sünder, Große und Kleine Tag und Nacht mit dem hl. Rosenkranz Jesus und Maria loben
und grüßen!. "Grüßt Maria, welche sich für euch so sehr abgemüht hat (Röm 16,6)."
Erster Zehner
Vortrefflichkeit des hl. Rosenkranzes in seinem
Ursprung und Namen
1. Rose - Die Gebete des Rosenkranzes
Der Rosenkranz schließt zwei Dinge in sich, das
betrachtende und mündliche Gebet.
Das betrachtende Gebet
des hl. Rosenkranzes ist nichts anderes als die Betrachtung
der wichtigsten Geheimnisse des Lebens, des Todes und der Verherrlichung Jesu Christi und seiner heiligsten Mutter.
Das mündliche Gebet
des Rosenkranzes
besteht darin, daß man je zehn Ave Maria und ein Vaterunser fünfzehnmal wiederholt
und dabei betrachtet, indem man die fünfzehn Haupttugenden, welche Jesus und Maria
in den fünfzehn Geheimnissen des hl. Rosenkranzes geübt haben, sich vor Augen stellt.
Im ersten Teil des Rosenkranzes, der fünf Zehner
umfaßt, verehrt und betrachtet man die fünf freudenreichen, im zweiten Teil die
fünf schmerzhaften und im dritten Teil die fünf glorreichen Geheimnisse.
So ist der hl. Rosenkranz eine heilige Verbindung des betrachtenden
und mündlichen Gebetes zur Verehrung und Nachahmung der
Geheimnisse des Lebens und Sterbens, des Leidens und der Verherrlichung Jesu und
Mariä.
2. Rose - Ursprung des Rosenkranzes
Insofern der Rosenkranz in seinem Grund und Wesen
aus dem Gebet Jesu Christi und dem Engelsgruß zusammengesetzt ist, d.h. aus dem
Vaterunser und Ave Maria, und aus der Betrachtung der Geheimnisse Jesu und Mariä,
ist dies ohne Zweifel das erste Gebet und die erste Andacht der Gläubigen.
In der Form und Methode aber, wie er jetzt gebetet
wird, ist der hl. Rosenkranz erst im Jahr 1214 der Kirche geoffenbart und von der
allerseligsten Jungfrau dem hl. Dominikus zur Bekehrung der häretischen Albigenser
und der Sünder gegeben worden, und zwar auf die Art und Weise, wie ich erzählen
werde nach dem Bericht des sel. Alanus de Rupe in seinem berühmten Buch: Von der
Würde des Psalters.
Als der
hl. Dominikus
sah, daß die Verbrechen der Menschen der Bekehrung der Albigenser
ein Hindernis setzten, ging er in einen nahen Wald bei Toulouse und verbrachte dort
drei Tage und drei Nächte in fortwährender Gebets- und Bußübung; er hörte nicht
auf, zu seufzen und zu weinen und seinen Körper durch Geißelschläge zu kasteien,
um den Zorn Gottes zu beschwichtigen, bis er schließlich halbtot umfiel. Da
erschien ihm die Allerseligste Jungfrau
in Begleitung dreier Himmelsfürsten und sagte zu ihm: "Weißt du, mein lieber
Dominikus, welcher Waffe die heiligste Dreifaltigkeit sich bedient hat, um das Heil
der Welt wiederherzustellen?" - "O meine Herrin!" antwortete er, "Du weißt es besser
als ich, denn nach Deinem Sohn Jesus Christus bist Du das vorzüglichste Werkzeug
unseres Heils gewesen." Sie fügte bei: "Wisse, daß die hauptsächlichste Waffe der
Psalter des Rosenkranzes war, welcher das Fundament des neuen Testamentes ist.
Wenn du deshalb jene verstockten Herzen für Gott gewinnen
willst, so predige meinen Rosenkranz."
Der Heilige erhob
sich ganz getröstet, und ganz von Eifer für das Heil dieser Völker entflammt, trat
er in die Kathedrale ein. Sofort läuteten die Glocken, von
Engelshand gezogen, um die Einwohner zu versammeln. Bei
Beginn der Predigt erhob sich ein schreckliches Gewitter; die Erde erzitterte, die
Sonne verfinsterte sich; der unaufhörliche Donner und die gewaltigen Blitzschläge
bewirkten, daß alle Zuhörer erbleichten und zitterten. Ihr Schrecken steigerte sich
noch, als sie sahen, wie ein Marienbild, das vor aller Augen
ausgestellt war, dreimal die Arme gegen Himmel erhob, um
die Rache Gottes über sie herabzurufen, falls sie sich nicht bekehren und unter
den Schutz der Gottesmutter flüchten wollten. Der Himmel wollte durch dieses Wunder
die neue Andacht des hl. Rosenkranzes vermehren und verbreiten. Das Gewitter hörte
endlich durch dir Fürbitte des hl. Dominikus auf. Er fuhr in seiner Rede weiter
und erklärte mit solchem Eifer und solcher Kraft die Vortrefflichkeit des hl. Rosenkranzes,
daß fast alle Bewohner der Stadt ihn annahmen und ihren Irrtümern widersagten. Nach
kurzer Zeit nahm man eine große Veränderung in den Sitten und im
Leben der Stadt wahr.
3. Rose - Der hl. Dominikus und der Rosenkranz
Diese wunderbare Einführung des hl. Rosenkranzes,
die etwas Ähnlichkeit hat mit der Art, wie Gott auf dem Berg Sinai der Welt das
Gesetz gegeben, zeigt augenscheinlich die Vortrefflichkeit dieser himmlischen Übung.
Auch predigte der hl. Dominikus, vom Hl. Geist erleuchtet und von der allerseligsten
Jungfrau und durch seine eigene Erfahrung belehrt, sein ganzes übriges Leben hindurch
den Rosenkranz mit Wort und Beispiel in Stadt und Land, vor Groß und Klein, Gelehrt
und Ungelehrt, vor Katholiken und Irrgläubigen.
Der Psalter,
den er täglich betete, war seine Vorbereitung vor der Predigt
und sein Gebet nach der Predigt.
Als der Heilige einmal am Fest des hl. Evangelisten
Johannes in der Kirche Notre-Dame zu Paris
sich in einer Kapelle hinter dem Hochaltar befand, um sich durch
das Rosenkranzgebet auf die Predigt vorzubereiten, erschien ihm die liebe Gottesmutter
und sprach: "Dominikus, obschon die Predigt, die du vorbereitet hast, gut ist, so
bringe ich dir dennoch hier eine viel bessere." Der hl. Dominikus empfing aus ihrer
Hand das Buch, worin diese Predigt stand, las es, verstand es und dankte Maria dafür.
Als die Zeit der Predigt gekommen, stieg er auf die
Kanzel und sagte zum Lob des hl. Evangelisten Johannes nichts anderes, als daß er
verdient habe, der Beschützer der Himmelskönigin zu sein. Darauf erklärte er der
ganzen Versammlung der vornehmen und gelehrten Zuhörer, die nur seltene
und glänzende Reden gewohnt waren, er werde nicht mit gelehrten Worten menschlicher
Weisheit zu ihnen sprechen, sondern in der Einfachheit und Kraft des Hl. Geistes.
Dann predigte der hl. Dominikus den hl. Rosenkranz und erklärte ihnen Wort für Wort
wie kleinen Kindern den Gruß des Engels, indem er sich der sehr einfachen Vergleiche
bediente, die er in dem von der Allerseligsten Jungfrau erhaltenen Buch gelesen
hatte. Ich lasse die eigenen Worte des gelehrten Karthagena folgen, die er dem Buch
des sel. Alanus de Rupe, betitelt: ‘De dignitate psalterii’, entnommen hat:
Der hl. Vater Dominikus berichtet über die Offenbarung:
‘Predige Sohn, aber hüte dich nicht mehr das menschliche Lob als das Heil der Seelen
zu suchen.’ Höre, was mir in Paris geschah. Ich mußte in der größten Kirche Mariens
predigen, und wollte nicht wegen der Angeberei, sondern wegen des Können und Ansehens.
Als ich nach meiner Gewohnheit in der Stunde vor der Predigt den Psalter in der
Kapelle hinter dem Altar betete, wurde ich plötzlich entrückt. Ich sah meine Freundin
die Gottesgebärerin mir ein Büchlein bringen und sagen:
Dominikus, auch wenn du gut vorbereitet bist zu predigen, habe ich dir eine weit
bessere Predigt gebracht. Freudig nahm ich das Buch, las
es genau und sagte dafür Dank. Als die Stunde der Predigt kam, war die ganze Universität
von Paris da und eine Anzahl großer Herren. Sie hörten und sahen große Zeichen,
die der Herr durch mich wirkte. Daher stieg ich zur Kanzel. (Es war das Fest des
hl. Johannes des Evangelisten.) Von ihm sagte ich nichts außer, daß er verdient
hat der Beschützer der Königin des Himmels zu sein. Dann sprach ich zu den Zuhörern:
Vorzügliche Herren und Magister die Ohren euerer Ehren sind gewohnt sorgfältige
Predigten zu hören und zu lauschen. Nun werde ich nicht in gelehrten Worten menschlicher
Weisheit sondern in Zeichen des Geistes und der Kraft sprechen. Dann sagt Karthagena
nach dem sel. Alanus: Erklärte ihnen Dominkus den englischen Gruß durch familiäre
Vergleiche.
Wie derselbe Karthagena nach dem sel. Alanus
berichtet, erschienen der göttliche Heiland und die allerseligste Jungfrau dem hl.
Dominikus noch öfters, um ihn zu drängen und mehr und mehr zu ermuntern, den hl.
Rosenkranz zu predigen, um dadurch die Sünde zu überwinden und die Sünder und Irrlehrer
zu bekehren.
Er schreibt an einer Stelle:
Der sel. Alanus sagt, daß ihm von der seligen
Jungfrau geoffenbart wurde, daß nach ihr Jesus dem hl. Dominikus erschien und selbst
sagte: Dominkus, ich freue mich, daß du nicht in deine Weisheit vertraust, sondern
in Demut mehr das Heil der Seelen als den eitlen Menschen gefallen willst.
Viele Prediger wollen sofort gegen die schwersten Sünden
drohen, vergessen aber, daß starke Medizin Vorbereitung braucht, damit sie nicht
vergebens und unnütz ist. Daher müssen die Menschen zum
Gebet und besonders meinem englischen Psalter geführt werden; denn alle die diesem
beginnen zu beten, darin besteht kein Zweifel, und darin ausharren, werden die Gnade
meiner göttlichen Milde erlangen.
Predige daher meinen Rosenkranz!"
Der sel. Alanus sagt an einer anderen Stelle:
"Alle Prediger beten mit den Gläubigen bei Beginn der Predigt den Engelsgruß, um
die göttliche Gnade zu erflehen. Der Grund davon liegt in einer Offenbarung der
Allerseligsten Jungfrau an den hl. Dominikus, dem sie sagte: "Mein Sohn,
sei nicht erstaunt über den Mißerfolg deiner Predigten!
Du bearbeitest nämlich ein Erdreich, das nicht vom Regen begossen wurde. Wisse denn,
als Gott beschloß, die Welt zu erneuern, schickte er den Regen des Englischen Grußes
voraus, und so wurde die Welt erneuert.
Lade deshalb gleichfalls
die Menschen in deinen Predigten ein, meinen Rosenkranz zu beten, und du wirst große
Früchte für die Seelen daraus ernten." Dies führte der hl.
Dominikus durch und erzielte so für die Seelen reiche Früchte." (Dies ist enthalten
in dem in italienischen Buch der Wunder des hl. Rosenkranzes, und in der 243. Rede
Justins.)
Ich habe absichtlich die (lateinischen) Stellen
dieser angesehenen Autoren wörtlich anführen wollen zugunsten jener Prediger und
Gelehrten, welche die wunderbare Kraft des hl. Rosenkranzes bezweifeln könnten.
Solange die Prediger nach dem Beispiele des hl. Dominikus die Andacht zum hl. Rosenkränze
predigten, blühten Frömmigkeit und Tugendeifer in den religiösen Orden, welche diese
Andacht pflegten, und in der christlichen Welt; aber
seitdem
man dieses Himmelsgeschenk vernachlässigt, sieht man allüberall nur noch Sünde und
Unordnung.
4. Rose - Der sel. Alanus de Rupe und der Rosenkranz
Da alle, selbst die heiligsten Dinge,
besonders wenn sie vom Willen der Menschen abhängen,
dem
Wandel unterworfen sind, so muß man sich nicht wundern,
wenn die Bruderschaft des hl. Rosenkranzes nach ihrer Gründung nur ungefähr hundert
Jahre lang in ihrem ersten Eifer fortbestand. So kam es, daß sie bald beinahe ganz
der Vergessenheit anheimfiel. Außerdem hat die Bosheit und der Neid des Teufels
ohne Zweifel viel zur Vernachlässigung des hl. Rosenkranzes beigetragen, um den
göttlichen Gnadenströmen, welche diese Andacht auf die Welt herabzog, Einhalt zu
tun.
In der Tat suchte die göttliche Gerechtigkeit
1349 alle Länder Europas durch die schrecklichste
Pest
heim, die je erlebt worden war. Sie verbreitete sich von
Osten her über Italien, Deutschland, Frankreich, Polen und Ungarn und verheerte
fast alle diese Länder, denn von hundert Personen blieb kaum eine am Leben. Drei
Jahre lang wütete die Seuche und entvölkerte die Städte, Flecken, Dörfer und Klöster
fast gänzlich. Dieser Geißel Gottes folgten zwei weitere: die Irrlehre der Geißelbrüder
und im Jahr 1376 ein unglückseliges Schisma.
Nachdem durch die Barmherzigkeit Gottes dieses
Elend aufgehört hatte, befahl die Gottesmutter dem sel.
Alanus de Rupe, einem berühmten Gelehrten und Prediger aus
dem Orden des hl. Dominikus im Kloster Dinan in der Bretagne, die Bruderschaft des
hl. Rosenkranzes zu erneuern, damit diese berühmte Bruderschaft, die in jener Provinz
den Ursprung genommen hatte, von einem Ordensmann aus derselben Provinz wieder hergestellt
werde. Der Selige begann im Jahr 1460 an dem großen Werke zu arbeiten, besonders
nachdem noch der göttliche Heiland Jesus Christus, wie der Selige selbst berichtet,
ihm eines Tages beim hl. Meßopfer folgendes sagte, um ihn zum Predigen des hl. Rosenkranzes
anzueifern:
"Wie",
sprach Jesus,
"Du kreuzigst mich von neuem?" - "Wieso, Herr?" antwortete der sel. Alanus ganz
entsetzt. - "Deine Sünden sind es, die mich kreuzigen", erwiderte ihm Jesus Christus,
"und ich möchte lieber noch einmal gekreuzigt werden, als meinen Vater durch deine
früheren Sünden beleidigt zu sehen. Und
du kreuzigst mich
noch jetzt, denn du besitzt die Wissenschaft und die Eigenschaften, den Rosenkranz
meiner Mutter zu predigen und durch dieses Mittel viele Seelen zu belehren und der
Sünde zu entreißen. Du würdest sie retten und große Übel
verhüten; da du es aber nicht tust, bist du für die Sünden
verantwortlich, die jene begehen." Diese schrecklichen
Vorwürfe brachten den sel. Alanus zum Entschluß, unaufhörlich den Rosenkranz zu
predigen.
Um ihn mehr und mehr zu ermuntern, den hl. Rosenkranz
zu predigen, sprach auch die göttliche Mutter eines Tages
zu ihm: "Du warst in deiner Jugend ein großer Sünder, aber
ich habe dir von meinem Sohn die Bekehrung erlangt; ich habe für dich gebetet, und
wenn es möglich gewesen wäre, hätte ich gerne Leiden jeder Art erduldet, um dich
zu retten, weil die bekehrten Sünder mein Ruhm sind, und um dich würdig zu machen,
überall meinen Rosenkranz zu predigen."
Der hl. Dominikus
zeigte
ihm die großen Früchte, die er selbst durch das fortwährende Predigen dieser schönen
Andacht unter dem Volk hervorgebracht hatte, und
sprach
zu ihm: "Siehe, welche Früchte ich durch die Predigt des
hl. Rosenkranzes hervorgebracht habe. Tut desgleichen, du und alle, die Maria lieben,
damit ihr durch die hl. Übung des Rosenkranzes alle Völker zur wahren Wissenschaft
der Tugenden führt."
Das ist nun in kurzen Zügen die Geschichte der
Einführung des hl. Rosenkranzes durch den hl. Dominikus und seiner Erneuerung durch
den sel. Alanus de Rupe.
5. Rose - Die Rosenkranzbruderschaft
Es gibt im Grunde genommen nur eine Rosenkranzbruderschaft;
ihre Mitglieder beten den Psalter von 150 Ave Maria - Gegrüßt seist Du Maria.
Aber in bezug auf den Eifer der verschiedenen
Personen, die ihn beten, unterscheidet man drei Gruppen nämlich: den gewöhnlichen
Rosenkranz, den ewigen Rosenkranz und den täglichen Rosenkranz.
Die Bruderschaft des gewöhnlichen Rosenkranzes
schreibt vor, den Psalter jede Woche einmal zu beten.
Die Bruderschaft des ewigen Rosenkranzes verlangt
nur einen Psalter im Jahr.
Die Bruderschaft des täglichen Rosenkranzes aber schreibt
vor, daß man ihn täglich ganz, d.h. 150 Ave Maria bete.
Keine dieser Vorschriften jedoch verpflichtet unter
Sünde, nicht einmal unter läßlicher Sünde, denn diese Verpflichtung ist freiwillig.
Aber man soll sich nicht in die Bruderschaft einschreiben lassen, wenn man
nicht den festen Willen hat, ihn so zu beten, wie die Bruderschaft es verlangt und
soweit man es kann, ohne gegen die Standespflichten zu verstoßen.
Wenn z.B. das Beten des Rosenkranzes eine Handlung
verhindern würde, die Standespflicht wäre, so müßte man jene Handlung dem Rosenkranz
vorziehen, so heilig er auch ist. Wenn man in der Krankheit ihn weder ganz noch
teilweise beten kann, ohne das Übel zu vermehren, ist man nicht dazu verpflichtet.
Wenn man durch rechtmäßigen Gehorsam oder durch
ungewolltes Vergessen, oder durch ein dringend notwendiges Werk verhindert ist,
ihn zu beten, ist dies keine, nicht einmal eine läßliche Sünde. Man hört dann nicht
auf, an den Gnaden und Verdiensten der Mitbrüder und Mitschwestern der Rosenkranzbruderschaft
in der ganzen Welt teilzunehmen.
Christen, wenn ihr sogar aus reiner Nachlässigkeit,
ohne eine förmliche Verachtung, den hl. Rosenkranz zu beten unterlaßt, auch dann,
streng genommen, sündigt ihr nicht,
doch verliert ihr den
Anteil an den Gebeten und guten Werken und den Verdiensten
der Bruderschaft, und durch eure Untreue in kleinen Dingen und in den Andachtsübungen
werdet ihr unmerklich in die Untreue in großen Dingen und
in wesentlichen Verpflichtungen fallen, denn: "Wer das Kleine
gering achtet, geht nach und nach zugrunde" (Sir 19,1).
6. Rose - Der Psalter Mariens.
Seit der Zeit, da der hl. Dominikus diese Andacht
einführte, bis zum Jahr 1460, wo sie der sel. Alanus de Rupe durch himmlischen Befehl
erneuerte, nennt man sie den Psalter Jesu und Mariä, weil er ebenso oft den Engelsgruß
enthält als der Psalter Davids Psalmen, und weil die einfachen und unwissender Leute
den Psalter Davids nicht beten können, finden sie im Beten des hl. Rosenkranzes
eine ebenso große, ja noch eine viel reichere Frucht als beim Beten der Psalmen
Davids: (Die 150 Psalmen werden Psalter genannt, ebenso die 150 Ave Maria.)
1. Weil der Psalter Mariä eine edlere Frucht besitzt,
nämlich das menschgewordene Wort, während der Psalter Davids dieses nur ankündigt.
2. Wie die Wahrheit das Vorbild und der Körper den
Schatten, so übertrifft der Psalter Mariä den Psalter Davids,
der nur dessen Schatten und Vorbild war.
3. Weil die heiligste Dreifaltigkeit den Psalter
Mariens oder den aus dem Vaterunser und Ave Maria bestehenden Rosenkranz unmittelbar
verfaßt hat.
Vernimm, was der gelehrte Johannes von Karthago
hierzu bemerkt:
Der weise Lehrer von Aix-la-Chapelle schreibt
im Buch über den Rosenkranz an Kaiser Maximilian: "Maria zu grüßen, ist keine neue
Erfindung, denn dies hat sich mit der Kirche selbst verbreitet. So beteten in den
Anfängen der Kirche die gebildeten Gläubigen die dreimal fünfzig Psalmen Davids
um beständig das Lob Gottes zu feiern. Die ungebildeten Gläubigen aber, die dem
göttlichen Gebet nicht obliegen konnten, strebten dem nachzueifern... Sie fanden,
daß im himmlischen Psalter (des Rosenkranzes) alle göttlichen Geheimnisse
der Psalmen enthalten sind. Gerade, da die Psalmen den Kommenden besingen, während
dieses Gebet den grüßt, der schon gekommen ist. So begannen sie die dreimal fünfzig
Grüße Psalter Mariens zu nennen, wobei sie jedem Zehner das Gebet des Herrn voranstellten,
so wie sie es bei den Psalmenbetern beobachtet hatten."
Der Psalter oder Rosenkranz Mariens ist in drei
Rosenkränze von je fünf Gesetzen eingeteilt:
1. um die drei Personen der heiligsten Dreifaltigkeit
zu ehren;
2. um das Leben, den Tod und die Verherrlichung Jesu
Christi zu ehren;
3. um die triumphierende Kirche nachzuahmen, der
streitenden Kirche zu helfen und die leidende zu unterstützen;
4. um die drei Teile des Psalters nachzuahmen,
deren erster sich auf das Leben der Reinigung, der zweite auf das Leben der Erleuchtung
und der dritte auf das Leben der Vereinigung bezieht; (Die drei Stufen des geistliche
Lebens.)
5. um uns während des Lebens mit Gnaden, im Tod
mit Frieden und in der Ewigkeit mit Glorie zu erfüllen.
7. Rose - Der Psalter, ein Kranz von Rosen
Seit der sel. Alanus de Rupe diese Andacht erneuert
hat, gab ihr die Stimme des Volkes, welches die Stimme Gottes ist, den Namen Rosenkranz.
Das bedeutet, daß man jedesmal, so man den Psalter gut betet, auf das Haupt Jesu
und Mariä einen aus 153 weißen und sechzehn roten himmlischen Rosen bestehenden
Kranz setzt, welcher nie seine Schönheit noch den Glanz verlieren wird.
Die liebe Gottesmutter hat den Namen des Rosenkranzes
gebilligt und bestätigt, indem sie mehreren Personen offenbarte,
sie bringen ihr ebenso viele liebliche Rosen dar, als sie Ave Maria zu ihrer Ehre
beten, und ebenso viele Kränze von Rosen, als sie Rosenkränze beten.
Der hl. Bruder Alphons Rodriguez
aus der Gesellschaft Jesu betete seinen Rosenkranz mit solchem
Eifer, daß er oft bei jedem Vaterunser eine purpurne Rose aus seinem Mund hervorsprießen
sah und bei jedem Ave eine weiße, den andern an Schönheit und Duft ebenbürtig und
nur in der Farbe verschieden.
Die Chronik des hl. Franziskus berichtet,
ein junger Ordensmann
hat die lobenswerte
Gewohnheit geübt, täglich vor der Mahlzeit den Rosenkranz zu beten. Eines Tages
unterließ er es durch irgendeinen Zufall. Als es zum Mittagessen geläutet hatte,
bat er den Obern, den Rosenkranz beten zu dürfen, ehe er zu Tisch komme. Mit dieser
Erlaubnis zog er sich auf sein Zimmer zurück. Als er jedoch zu lange ausblieb, schickte
der Obere einen Religiösen, um ihn zu rufen. Dieser fand den Betenden in seinem
Zimmer ganz von himmlischem Lichtglanz umflossen und in Gesellschaft der Allerseligsten
Jungfrau und zweier Engel. So oft er ein Ave Maria betete, kam eine schöne Rose
aus seinem Mund; die Engel aber nahmen eine Rose nach der anderen und setzten sie
auf das Haupt Mariens, welche große Freude daran zeigte. Zwei andere Brüder, die
der Obere nachgesandt hatte, um sich nach der Ursache des Verweilens der anderen
zu erkundigen, sahen das ganze Wunder, und die Mutter Gottes verschwand erst, als
der Rosenkranz fertig gebetet war.
Der Psalter ist somit eine große Krone,
und der dritte Teil des Psalters ist ein kleiner Blumenkranz oder ein kleiner Kranz
aus himmlischen Rosen, den man Jesus und Maria auf das Haupt setzt.
Die Rose ist die Königin der Blumen, so auch der Rosenkranz unter
den Andachtsübungen.
8. Rose - Die Wunder des Rosenkranzes
Es ist unmöglich, auszudrücken, wie sehr Maria
den Rosenkranz über alle Andachten schätzt und wie überschwenglich sie jene belohnt,
die daran arbeiten, ihn zu predigen, einzuführen und zu pflegen, wie schrecklich
sie aber gegen jene ist, die sich dagegen auflehnen.
Dem
hl. Dominikus
lag während seines Lebens nichts so sehr am Herzen, als
die seligste Jungfrau zu loben, ihre Größe zu predigen und alle anzueifern, Maria
durch den Rosenkranz zu verehren.
Die mächtige Himmelskönigin hörte nicht auf,
ihren Segen mit vollen Händen über den Heiligen auszugießen. Sie krönte seine Werke
mit tausend Wundern, und nie hat er etwas von Gott erbeten, was er nicht durch die
Fürbitte der Allerseligsten Jungfrau erlangt hätte.
Als höchste Gunstbezeigung verlieh sie ihm den
Sieg über die Irrlehre der Albigenser
und machte
ihn zum Vater und Patriarchen eines großen Ordens. Was soll ich sagen vom
sel. Alanus, dem Erneuerer dieser Andacht?
Maria ehrte ihn öfters mit ihren Besuchen, um
ihn zu belehren, wie er sein Heil wirken, ein guter Priester, ein vollkommener Ordensmann
und Nachahmer Jesu Christi werden könne. Während der schrecklichen Versuchungen
und Verfolgungen der bösen Geister, die ihn in einen Zustand äußerster Traurigkeit
und fast der Verzweiflung versetzten, tröstete sie ihn und zerstreute durch ihre
liebliche Gegenwart alle Wolken und Finsternisse.
Sie lehrte ihn die Art und Weise, den Rosenkranz
zu beten, zeigte ihm dessen Vortrefflichkeit und Früchte;
sie verlieh ihm den glorreichen Titel ihres mystischen Bräutigams,
und als Unterpfand ihrer keuschen Liebe steckte sie ihm einen Ring an den Finger,
legte ihm eine aus ihren Haaren geflochtene Kette um den Hals und gab ihm einen
Rosenkranz. Der Abt Trithemius, der berühmte Karthagena, der gelehrte Martin Navarra
und andere sprechen davon mit Lob.
Nachdem er mehr als 100.000 Seelen für die Rosenkranzbruderschaft
gewonnen hatte, starb er zu Zwolle in Flandern am 8. Sept. 1475.
Der
sel. Thomas vom hl.
Johannes, der berühmte Prediger des hl. Rosenkranzes, erregte
durch die großen Erfolge, die er durch diese Andacht erreichte, so sehr den Neid
des Teufels, daß dieser ihn durch seine Mißhandlungen in eine lange und schmerzliche
Krankheit stürzte, in der er von den Ärzten aufgegeben wurde. Während einer Nacht,
als er unfehlbar zu sterben glaubte, erschien ihm der Teufel unter einer schrecklichen Gestalt. Aber während
Thomas Auge und Herz andächtig zu einem Marienbild in der Nähe seines Bettes erhob,
rief er aus allen Kräften: "Hilf mir, beschütze mich, o meine süßeste Mutter!" Kaum
hatte er die Worte beendet, so reichte ihm die heiligste Jungfrau die Hand aus dem
hl. Bild, erfaßte seinen Arm und sprach: "Fürchte nichts, mein Sohn Thomas, siehe
ich komme, dich zu beschützen; erhebe dich und fahre fort, die Andacht zu meinem
Rosenkranz zu predigen, wie du begonnen hast. Ich werde dich gegen alle deine Feinde
verteidigen." Bei diesen Worten Mariens ergriff der Teufel die Flucht. Der Kranke
erhob sich in vollkommener Gesundheit, dankte seiner guten Mutter unter einem Strom
von Tränen und fuhr fort, den Rosenkranz mit wunderbarem Erfolg zu predigen.
Die Mutter Gottes fördert nicht nur die Prediger
des Rosenkranzes, sondern belohnt auch jene, die durch ihr Beispiel andere zu dieser
Andacht aneifern.
Alphons, König von Leon und Galizien
wünschte, daß alle seine Diener die seligste Jungfrau durch den
Rosenkranz verehren, und um sie durch sein Beispiel zu ermuntern, kam er auf den
Gedanken, einen großen Rosenkranz an der Seite zu tragen, was alle seine Hofleute
bewog, ihn andächtig zu beten. Er selber jedoch betete ihn nicht.
Nun wurde der König todkrank, und während man
ihn bereits tot glaubte, wurde er im Geist vor den Richterstuhl Jesu Christi entrückt.
Er sah die Teufel, welche ihn aller Verbrechen anklagten, die er begangen hatte,
und der Richter war eben im Begriff, ihn zu den ewigen Qualen zu verdammen, als
die Gottesmutter sich ihrem Sohn zu seinen Gunsten vorstellte. Man brachte eine
Waage, legte in die eine Schale alle Sünden des Königs, die allerseligste Jungfrau
aber legte in die andere Schale den großen Rosenkranz, den er zu ihrer Ehre getragen
und alle Rosenkränze, die er durch sein Beispiel veranlaßt hatte, was viel mehr
wog als alle seine Sünden zusammen. Dann sprach sie zu ihm, indem sie ihn liebevoll
anblickte: "Als Erkenntnis für den kleinen Dienst, den du mir mit dem Tragen des
Rosenkranzes geleistet hast, habe ich von meinem Sohn die Verlängerung deines Lebens
um mehrere Jahre erlangt. Benütze sie gut und tue Buße!"
Wieder zu sich gekommen, rief der König aus:
"O glückseliger Rosenkranz der Allerseligsten Jungfrau, durch den ich vor der ewigen
Verdammnis bewahrt worden bin!" Nachdem er die Gesundheit wieder erlangt hatte,
verharrte er sein übriges Leben hindurch in der Andacht des hl. Rosenkranzes und
betete ihn täglich.
O daß doch die Maria liebenden Seelen suchten,
möglichst viele Gläubige für die Bruderschaft des hl. Rosenkranzes zu gewinnen nach
dem Beispiele dieser Heiligen und dieses Königs! Dadurch würden sie ihr Wohlwollen
hienieden und das ewige Leben gewinnen. "Die mich verherrlichen, erhalten das ewige
Leben" (Sir 24,31).
9. Rose - Die Feinde des Rosenkranzes
Laßt uns nun sehen, welche Ungerechtigkeit es
ist, die Verbreitung der Bruderschaft des hl. Rosenkranzes zu behindern und mit
welchen Strafen Gott mehrere Unselige gezüchtigt hat, welche diese hl. Bruderschaft verachteten
und sie zerstören wollten.
Obwohl die Andacht des hl. Rosenkranzes vom Himmel durch
mehrere Wunder bestätigt und von der Kirche durch mehrere päpstliche Bullen gutgeheißen
wurde, so finden sich in unserer Zeit nur zu
viele Sitten-
und Gottlose und sogenannte Aufgeklärte, die versuchen,
die Bruderschaft entweder in Verruf zu bringen, oder wenigstens die Gläubigen davon
abzuhalten. Es ist leicht zu erkennen, daß ihre Zungen von höllischem Gift träufeln
und daß sie unter dem Einfluß des bösen Geistes handeln, denn kein Mensch kann die
Andacht des hl. Rosenkranzes mißbilligen, ohne daß er dadurch das Wesen der christlichen
Religion verdammt, nämlich: das Gebet des Herrn, den Englischen Gruß, die Geheimnisse
des Lebens, des Todes und der Glorie Jesu Christi und seiner
heiligsten Mutter.
Jene Freigeister, die es nicht leiden können,
daß man den Rosenkranz betet, fallen oft, ohne es zu merken, in die verworfene Lehre
der Irrlehrer, welche Rosenkranz und Psalter verabscheuen.
Es heißt, sich von Gott und der wahren Frömmigkeit
entfernen, wenn man die Bruderschaften verabscheut, da doch Jesus Christus uns versichert,
daß Er sich inmitten derer befinde, die in seinem Namen beisammen sind (Mt 18,20).
Das heißt kein guter Katholik sein, wenn man so viele und so große Ablässe vernachlässigt,
die die Kirche den Bruderschaften gewährt.
Es heißt endlich,
ein Feind des Seelenheils sein, wenn man den Gläubigen abrät, den Rosenkranz andächtig
zu beten, da sie doch durch dieses Mittel sich von der Sünde
lossagen und der Frömmigkeit zu wenden. Wenn der
hl. Bonaventura
recht hat, indem er sagt, wer die
heiligste Jungfrau nicht verehrt, werde in seiner Sünde sterben
und der Verdammnis anheimfallen; welche Strafen müssen denn nicht
jenen warten, welche die andern von ihren Andachtsübungen abwendig machen!...
10. Rose - Durch den Rosenkranz erlangte Wunder
Als der
hl. Dominikus
in Carcassonne diese Andacht predigte, zog
ein Irrlehrer
die Wunder und die fünfzehn
Geheimnisse des hl. Rosenkranzes ins Lächerliche, was die Bekehrung der Irrgläubigen
verhinderte. Um diesen Gottlosen zu strafen, ließ Gott zu, daß
fünfzehntausend Teufel seinen Körper in Besitz nahmen.
Seine Familie aber führte ihn vor den Heiligen, damit er ihn von den bösen Geistern
befreie. Er begann zu beten und ermahnte die Versammelten, mit ihm laut den Psalter
zu beten, und siehe da, bei jedem Ave Maria bewirkte die heiligste Jungfrau, daß
je hundert Teufel in Form von glühenden Kohlen den Körper des Irrlehrers verließen.
Nachdem er befreit war, schwur er seinen Irrtümern ab, bekehrte sich und ließ sich
in die Bruderschaft des hl. Rosenkranzes aufnehmen samt mehreren seiner Partei,
die angesichts dieser Strafe und der Kraft des hl. Rosenkranzes bekehrt worden waren.
Der gelehrte Karthagena vom Orden des hl. Franziskus
sowie mehrere andere Autoren berichten folgendes. Als im Jahr 1475 der ehrwürdige
Prior Jakob Sprenger O.P. und seine Ordensgenossen mit großem Eifer an der Wiederherstellung
der Rosenkranzbruderschaft in Köln arbeiteten,
versuchten zwei berühmte Prediger
aus Eifersucht
über die großen Erfolge, die Andacht des hl. Rosenkranzes
in ihren Predigten herabzusetzen. Und weil sie begabt waren
und großes Ansehen genossen, hielten sie viele Leute davon ab, in die Bruderschaft
einzutreten.
Der eine dieser Prediger
bereitete eine eigene Predigt vor, um das Ziel seines verderblichen
Planes besser zu erreichen, und kündigte sie auf einen Sonntag an. Als die Stunde
gekommen war, erschien kein Prediger; man wartete, suchte ihn und fand ihn schließlich;
er war ohne Beistand plötzlich gestorben.
Der andere Prediger
redete
sich ein, dieser Unfall sei ganz natürlich und entschloß sich, an seiner Stelle
alles aufzubieten, um die Rosenkranzbruderschaft abzuschaffen. Als der Tag und die
Stunde der Predigt gekommen war, schlug Gott diesen Prediger mit einer
Lähmung, die ihm den Gebrauch der Sprache
raubte.
Er erkannte seine Schuld und die seines Genossen,
nahm in seinem Herzen Zuflucht zur seligsten Jungfrau und versprach ihr, mit derselben
Kraft allüberall den Rosenkranz zu predigen, wie er ihn bisher bekämpft hatte. Er
bat sie, ihm dafür die Gesundheit und die Sprache wieder zu verleihen, was die gütigste
Mutter ihm gewährte, und plötzlich geheilt, erhob er sich wie ein zweiter Saulus,
aus einem Verfolger in einen Verteidiger des hl. Rosenkranzes
umgewandelt. Er leistete öffentliche Genugtuung für seine
Schuld und predigte mit großem Eifer und Beredsamkeit die Vortrefflichkeit des hl.
Rosenkranzes.
Ich zweifle nicht daran, daß die Freigeister
und Kritiker unserer Zeit, welche die Erzählungen dieser kleinen Abhandlung lesen
werden, sie in Zweifel ziehen, wie sie es immer getan haben, obwohl ich nichts anderes
tat, als sie zum Teil von sehr bewährten Autoren unserer Zeit und zum Teil aus einem
Buch zu übernehmen, das vor kurzem von P. Antonius Thomas O.P. unter dem Titel
"Der geheimnisvolle Rosenstrauch"
herausgegeben wurde.
Wie bekannt, gibt es drei verschiedene Arten,
einem Bericht Glauben zu schenken. Den Erzählungen der Hl. Schrift schulden wir
göttlichen Glauben; den Profan- geschichten, die der Vernunft nicht widersprechen
und von zuverlässigen Schriftstellern geschrieben sind, menschlichen Glauben; den
frommen Erzählungen, die von bewährten Autoren berichtet werden und auf keine Weise
weder der Vernunft, noch dem Glauben, noch den Sitten widersprechen, wären sie auch
manchmal außerordentlich, frommen Glauben.
Ich gestehe,
daß man
weder zu leichtgläubig noch zu kritisch sein darf
und in
allem den Mittelweg enthalten muß, um den Kern der Wahrheit und der Tugend zu finden;
aber ich weiß auch, daß, gleichwie die Liebe alles, was dem Glauben und den Sitten
nicht zuwider ist, leicht glaubt: "Die Liebe glaubt alles" (1 Kor 13,7).
So neigt der Stolz dazu, fast alle noch so sehr begründeten Geschichten
zu leugnen, unter dem Vorwand, sie stehen nicht in der Hl.
Schrift.
Es ist dies der Fallstrick Satans, in den die
Irrlehrer gefallen sind, welche die Überlieferung leugnen, und in den die Kritiker
unserer Zeit alle unbemerkt fallen, indem sie nicht glauben, was sie nicht verstehen
oder was ihnen nicht einleuchtet, ohne irgendeinen anderen Grund dafür zu haben, als
den Stolz und Dünkel ihres Geistes. (Der Heilige nennt damit ein Merkmal, woran
man erkennt, ob eine Seele vom Geist Gottes oder vom bösen oder menschlichen Geist
geleitet ist.)
Zweiter Zehner
Vortrefflichkeit des hl. Rosenkranzes
in den Gebeten, aus denen er besteht.
11. Rose - Vortrefflichkeit des Credo.
Das Credo oder
Apostolische
Glaubensbekenntnis, das man am Kreuz des Rosenkranzes betet,
ist als heiliger Überblick und Zusammenfassung der christlichen Wahrheiten ein sehr
verdienstliches Gebet, weil der Glaube der Grund und das Fundament und der Anfang
aller christlichen Tugenden, aller ewigen Tugenden und aller Gott wohlgefälligen
Gebete ist. "Denn wer zu Gott kommen will, muß glauben, daß er ist" (Hebr 11,6).
Wer sich Gott im Gebet nähern will, muß mit dem Glauben beginnen, und je mehr Glauben
er hat, desto mehr Kraft und Verdienst wird sein Gebet in sich selber haben und
umso mehr Gott verherrlichen.
Ich halte mich nicht dabei auf, die Worte des
Apostolischen Glaubensbekenntnisses zu erläutern; aber ich kann nicht umhin zu erklären,
daß die drei ersten Worte: "Credo in Deum - Ich glaube an Gott", welche die Akte
der drei göttlichen Tugenden, Glaube, Hoffnung und Liebe in sich schließen, eine
wunderbare Wirksamkeit besitzen, die Seele zu heiligen und die Dämonen niederzuschmettern.
Mit diesen Worten haben manche Heilige die Versuchungen überwunden, besonders jene
gegen den Glauben, die Hoffnung und die Liebe, sei es während des Lebens, sei es
in der Todesstunde. Das waren die letzten Worte, die der hl. Märtyrer Petrus von
Verona so gut es ging, mit dem Finger in den Sand schrieb, nachdem ihm ein Irrlehrer
mit einem Säbelhieb den Kopf gespalten hatte und er in den letzten Zügen lag.
Da der Glaube der einzige Schlüssel ist, der
zu den im Rosenkranz eingeschlossenen Geheimnissen Jesu und Mariens Eintritt gewährt,
muß man ihn mit dem aufmerksamen und andächtigen Beten des Credo beginnen, und je
lebendiger und stärker unser Glaube ist, umso verdienstlicher wird auch der Rosenkranz
sein.
Dieser Glaube muß lebendig
und von der Liebe beseelt sein, d.h. um den Rosenkranz gut zu beten,
muß man im Stand der heiligmachenden Gnade sein oder sich wenigstens um Erlangung
des Gnadenstandes bemühen.
Der Glaube muß stark und beharrlich sein,
d.h. man muß in der Übung des hl. Rosenkranzes nicht nur fühlbare geistliche Tröstungen
suchen, mit anderen Worten, man darf ihn nicht unterlassen, weil man eine Menge
unfreiwilliger Zerstreuungen im Geist, einen unerklärlichen Widerwillen in der
Seele, eine niederdrückende Unlust und fast immerwährende Schläfrigkeit im Körper
fühlt. Weder fühlbare Tröstungen noch Seufzer noch Gefühlsausbrüche, weder Tränen
noch fortwährende Anstrengung der Einbildungskraft sind erfordert, um seinen Rosenkranz
gut zu beten. Der reine Glaube und die gute Meinung genügen:
Sola fides sufficit.
12. Rose - Das Vaterunser, das Gebet des Herrn.
Das Vaterunser
- das
Gebet des Herrn empfängt seinen ersten Vorzug von seinem Urheber; denn nicht ein
Engel oder ein Mensch ist sein Urheber, sondern der König der Engel und Menschen,
Jesus Christus selbst.
Es war notwendig, sagt der
hl. Cyprian, daß jener, der gekommen war,
uns als Erlöser das Leben der Gnade zu geben, uns als himmlischer Lehrmeister die
Art und Weise zu beten lehre. Die Weisheit dieses himmlischen Lehrers erhellt aus
der Ordnung, der Lieblichkeit, der Kraft und Klarheit dieses göttlichen Gebetes;
es ist kurz, aber reich an Unterweisung, leicht faßbar für die Einfachen und voll
der Geheimnisse für die Gelehrten.
Das Vaterunser enthält alle Aufgaben, die wir
Gott gegenüber zu erfüllen haben, die Akte aller Tugenden und die Bitten für alle
unsere geistigen und leiblichen Bedürfnisse. Es enthält, sagt Tertullian, den Abriß
des Evangeliums. Es übersteigt, sagt Thomas von Kempen, alle Wünsche der Heiligen;
es enthält im Auszug alle lieblichen Lehren der Psalmen und Gesänge; es
bittet um alles, was uns nötig ist; es lobt Gott auf vorzügliche
Weise; es erhebt die Seele von der Erde zum Himmel und vereinigt
sie innigst mit Gott.
Der
hl. Chrysostomus
sagt, wer nicht so bete, wie der göttliche Meister gebetet
und zu beten gelehrt, sei nicht sein Schüler, und Gott der Vater höre die die Gebete
nicht gern, die der menschliche Geist ersonnen, wohl aber jene, die sein Sohn uns
gelehrt.
Wir müssen das Gebet des Herrn mit der Gewißheit
verrichten, daß der ewige Vater es erhören wird, weil es das Gebet seines Sohnes
ist, den er immer erhört, und weil wir dessen Glieder sind; denn was könnte ein
so gütiger Vater auf ein Bittgesuch hin verweigern, das so gut abgefaßt ist und
sich auf die Verdienste und die Empfehlung eines so würdigen Sohnes stützt?
Der
hl. Augustinus
versichert, ein gut verrichtetes Vaterunser tilge die läßlichen
Sünden. Der Gerechte fällt siebenmal des Tages (Spr 24,16). Das Gebet des Herrn
enthält sieben Bitten, durch die er seine Fälle wiedergutmachen und sich gegen seine
Feinde stärken kann. Es ist kurz und leicht, damit wir gebrechliche und vielerlei
Elend unterworfene Menschen umso raschere Hilfe finden, je öfter und andächtiger
wir es beten.
Täuscht euch also nicht, ihr frommen Seelen,
die ihr das Gebet vernachlässigt, welches der eingeborene Sohn Gottes verfaßt und
allen seinen Gläubigen vorgeschrieben hat, die ihr nur jene Gebete schätzt, die
von Menschen verfaßt sind, als ob der Mensch, selbst der erleuchtetste, besser als
Jesus Christus wüßte, wie wir beten sollen.
Ihr sucht in den Büchern der Menschen die Art,
Gott zu loben und zu bitten, als ob ihr euch schämen würdet, euch jener zu bedienen,
die sein Sohn uns vorgeschrieben.
Ihr bildet euch ein,
die
Gebete in den Büchern seien für die Gelehrten und die Reichen, und
der Rosenkranz sei nur für die Frauen, die Kinder und das Volk,
als ob die Lobeserhebungen und Bitten, die ihr lest, schöner und Gott angenehmer
wären als jene, die im Gebet des Herrn enthalten sind.
Es ist eine gefährliche Versuchung, sich das
Gebet verleiden zu lassen, das uns Jesus Christus anempfohlen hat, um dafür von
Menschen verfaßte Gebete zu gebrauchen.
Wir mißbilligen keineswegs jene Gebete, welche
die Heiligen verfaßten, um die Menschen zum Lob Gottes anzueifem, wir können nur
nicht zulassen, daß man sie jenem Gebet vorziehe, das aus dem Mund der menschgewordenen
Weisheit hervorgegangen ist; daß man die Quelle verlasse, um den Bächen nachzulaufen,
das klare Wasser verschmähe, um das getrübte zu trinken. Denn
der Rosenkranz, aus dem Gebet des Herrn
und dem Engelsgruß zusammengesetzt,
ist das klare und immerwährende
Wasser, das aus der Gnadenquelle strömt, während die übrigen
Gebete, die man in den Büchern sucht, nichts sind als kleine Bächlein, die davon
abgeleitet werden.
Wir können jenen glücklich preisen, der, das
Gebet des Herrn verrichtend, jedes Wort aufmerksam erwägt; dort findet er, was er
nötig hat, alles, was er wünschen kann.
Wenn wir dieses bewunderungswürdige Gebet verrichten,
gewinnen wir zuallererst das Herz Gottes, indem wir ihn mit dem süßen Namen Vater
anrufen:
Vater unser, du, der zärtlichste aller Väter,
allmächtig in der Schöpfung, ganz bewunderungswürdig in der Erhaltung, ganz liebenswürdig
in der Vorsehung, ganz gütig, unendlich gut in der Erlösung. Gott ist unser Vater,
wir alle sind Brüder, der Himmel ist unsere Heimat, unser Erbe. Ist das nicht genug,
um uns zugleich die Liebe zu Gott, die Liebe zum Nächsten und Losschälung von allen
irdischen Dingen einzuflößen? Lieben wir also einen solchen Vater und sagen wir
ihm tausend- und abertausendmal: (Hier
wurde die alte Version gelassen.)
Vater unser, der du bist im Himmel.
Der du den Himmel und die Erde durch die Unermeßlichkeit deines Wesens erfüllst,
allgegenwärtig, der du in den heilig bist mit deiner Herrlichkeit, in den Verdammten
mit deiner Gerechtigkeit, in den Gerechten durch deine Gnade, in den Sündern durch
deine Geduld, mit der du sie erträgst, bewirke, daß wir uns immer unseres himmlischen
Ursprungs erinnern, immer als deine wahren Kinder leben, und daß wir mit aller Glut
unserer Wünsche nach dir hinstreben.
Geheiligt werde dein Name. "Der Name des Herrn
ist heilig und fruchtbar", sagt der königliche Prophet (Ps 110,9), und nach Isaias
widerhallt der Himmel vom Lob, das die Seraphim der Heiligkeit des Herrn der Heerscharen
unaufhörlich dar bringen (Is 6,2-4). In dieser Bitte verlangen wir, daß die ganze
Erde die Eigen- schaften des so großen und so hl. Gottes erkenne und anbete: daß
er erkannt, geliebt und angebetet werde von den Heiden, Türken, Juden, Barbaren
und allen Ungläubigen, daß alle Menschen ihm dienen und ihn verherrlichen durch
lebendigen Glauben, feste Hoffnung, feurige Liebe und durch
die Abwendung von allem Irrtum: mit einem Wort, daß alle Menschen heilig seien,
weil er selbst heilig ist.
Zu uns komme dein Reich.
Mögest du in diesem Leben durch deine Gnade in unseren Seelen herrschen, damit wir
verdienen, nach unserem Tod mit dir in deinem Reich zu herrschen, denn das ist die
höchste und ewige Glückseligkeit, an die wir glauben, auf die wir hoffen, und die
wir erwarten, jene Glückseligkeit, die uns durch die Güte das Vaters versprochen,
durch die Verdienste des Sohnes erworben, und durch das Licht des hl. Geistes geoffenbart
worden ist.
Dein Wille geschehe wie im Himmel, also auch
auf Erden. Ohne Zweifel kann sich nichts den Absichten der
göttlichen Vorsehung entziehen, die alles vorausgesehen, alles schon vor dem Eintreffen
angeordnet hat; nichts kann sie vom Ziel abbringen, das sie sich gesetzt. Wenn wir
daher Gott bitten, daß sein Wille geschehe, so tun wir das nicht, sagt Tertullian,
weil wir fürchten, es könnte sich jemand der Ausführung seiner Absichten wirksam
widersetzen, sondern weil wir uns demütig allen seinen Anordnungen unterwerfen wollen,
sodaß wir immer und in allem seinen heiligsten Willen, der uns aus seinen Geboten
bekannt ist, mit jener Bereitwilligkeit, Liebe und Beharrlichkeit erfüllen, mit
welcher ihm die Engel und hl. im Himmel gehorchen.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Jesus Christus lehrt uns, Gott um alles zu bitten, was uns für das Leben des Leibes
und der Seele notwendig ist. Durch diese Worte des Vaterunsers legen wir das demütige
Geständnis unseres Elendes ab und ehren die göttliche Vorsehung, indem wir erklären,
daß wir glauben, von Gottes Güte alle unsere zeitlichen Güter zu erhalten.
Mit dem Wort Brot bitten wir für heute, d.h.
wir beschränken all unsere Sorge auf den heutigen Tag und überlassen uns für den
morgigen der Vorsehung (Mt 6,25/34).
Wir bitten um das tägliche Brot und gestehen dadurch,
daß unsere Bedürfnisse täglich wiederkehren und bezeugen so unsere fortwährende
Abhängigkeit vom Schutze und der Hilfe Gottes.
Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben
unseren Schuldigern. Unsere Sünden, sagen der hl. Augustinus
und Tertullian, sind ebensoviele Schulden, die wir uns Gott gegenüber aufladen,
und seine Gerechtigkeit fordert die Bezahlung bis auf den letzten Heller. Wir alle
haben diese traurigen Schulden. Trotz der großen Zahl unserer Sünden wollen wir
uns also vertrauensvoll ihm nahen und mit wahrer Reue zu ihm sprechen: Vater unser,
der du bist in dem Himmel, verzeihe uns die Sünden unseres Herzens und der Zunge,
die Sünden, die wir durch Tat oder durch Unterlassung des Guten begangen haben und
die uns in den Augen deiner Gerechtigkeit unendlich schuldig machen. Als Kinder
eines gütigen und barmherzigen Vaters verzeihen auch wir aus Gehorsam und Liebe
denen, die uns beleidigt haben.
Und führe uns nicht in Versuchung.
Gestatte nicht, daß wir wegen unserer Untreue gegen deine Gnaden den Versuchungen
der Welt, des Teufels und des Fleisches unterliegen.
Sondern erlöse uns vom Übel,
nämlich der Sünde, von dem Übel der zeitlichen und ewigen Strafen, die wir verdient
haben.
Amen. Ein trostreiches
Wort, wie der hl. Hieronymus sagt, welches gleichsam das Siegel ist, das Gott an
den Schluß unserer Bittschriften setzt, um uns zu versichern, daß er uns erhört
hat. Es ist, als wenn Gott selbst sagte: Amen! Wie ihr gebeten, so soll es geschehen,
ihr habt es in Wahrheit empfangen; denn das ist die Bedeutung des Wortes. Amen.
13. Rose - Das Vaterunser,
die Verherrlichung der Vollkommenheiten Gottes.
Wir ehren bei jedem Wort des Vaterunsers die
Vollkommenheiten Gottes. Durch den Namen Vater ehren wir seine Fruchtbarkeit. Vater,
der du von Ewigkeit her einen Sohn erzeugst, der Gott ist wie du, ewig, wesensgleich,
der mit dir die gleiche Wesenheit, die gleiche Macht, die gleiche Güte, die gleiche
Weisheit ist! Vater und Sohn, die ihr, indem ihr euch liebt, den Hl. Geist hervorbringt,
der Gott ist wie ihr! Drei anbetungswürdige Personen, die ihr nur ein Gott seid!
Vater unser! Das heißt
Vater der Menschen durch die Schöpfung, Erhaltung und Erlösung, ein barmherziger
Vater gegen die Sünder, Vater, liebevoll gegen die Gerechten, Vater, herrlich und
glorreich für die Seligen.
Der du bist. Durch diese
Worte bewundern wir die Unendlichkeit, Größe und Fülle der Wesenheit Gottes, der
sich in Wahrheit nennt: "Derjenige, der da ist", d.h. der wesentlich, notwendig
und ewig existiert, das Wesen der Wesen, die Ursache aller Dinge; der auf hervorragende
Weise in sich selbst die Vollkommenheiten aller Wesen einschließt, der durch seine
Wesenheit, seine Gegenwart und seine Macht in allen ist, ohne darin eingeschlossen
zu sein.
Wir ehren
seine Erhabenheit,
Glorie und Majestät mit den Worten: Der du bist im Himmel, d.h. wie auf deinem Thron
sitzend, auf dem du deine Herrschaft über alle Menschen ausübst.
Wir beten
seine Heiligkeit
an, indem wir wünschen, daß sein Name geheiligt werde. Wir
anerkennen seine Oberhoheit und die Gerechtigkeit seiner Satzungen, indem wir verlangen,
daß sein Reich kommen möge, und daß die Menschen auf Erden ihm ebenso gehorchen
möchten, wie die Engel im Himmel ihm gehorchen.
Wir glauben an
seine Vorsehung, wenn wir beten, er möge
uns unser tägliches Brot geben.
Wir rufen
seine Barmherzigkeit
an, da wir ihn um Vergebung unserer Sünden bitten.
Wir nehmen Zuflucht zu
seiner Macht, indem wir ihn bitten, er
möge uns in der Versuchung nicht fallen lassen.
Der Sohn Gottes hat immer in seinen Werken den
Vater verherrlicht. Er kam in diese Welt, damit die Menschen den Vater verherrlichen.
Er lehrte sie die Art und Weise, wie sie ihn ehren könnten, indem er sich würdigte,
dieses Gebet selbst zu verfassen. Deshalb sollen wir es oft beten und mit derselben
Gesinnung, in der er es verfaßt hat.
14. Rose - Das Vaterunser,
die vortrefflichste Übung der christlichen Tugenden.
Wenn wir dieses göttliche Gebet andächtig verrichten,
erwecken wir ebensoviele Akte der vornehmsten Tugenden, als wir Worte aussprechen.
Bei den Worten: Vater unser, der du bist in dem
Himmel, üben wir Akte des Glaubens, der Anbetung und der Demut.
Durch den Wunsch, daß sein Name geheiligt und verherrlicht
werde, zeigen wir einen glühenden Eifer für seine Ehre.
Bei der Bitte um den Besitz seines Reiches erwecken
wir einen Akt der Hoffnung.
Indem wir wünschen, daß sein Wille auf Erden wie im
Himmel erfüllt werde, zeigen wir den Geist vollkommenen Gehorsams.
Bitten wir um unser tägliches Brot, so üben wir
die Armut im Geiste und die Losschälung von den Gütern der Welt.
Wenn wir Gott bitten, uns unsere Sünden zu verzeihen,
so erwecken wir einen Akt der Reue.
Und indem wir jenen verzeihen, die uns beleidigt
haben, üben wir auf das vollkommenste die Barmherzigkeit.
Wenn wir ihn um Hilfe in den Versuchungen bitten,
erwecken wir Akte der Demut, Klugheit und des Starkmutes.
Indem wir erwarten, daß er uns vom Übel erlöse,
üben wir die Geduld.
Da wir endlich dies alles nicht nur für uns, sondern
auch für unseren Nächsten und für alle Glieder der Kirche erbitten, erfüllen wir
die Aufgabe als wahre Kinder Gottes, ahmen wir ihn in seiner Liebe nach, die alle
Menschen umfaßt und bringen das Gebot der Nächstenliebe zur Ausübung.
Wir verabscheuen alle Sünden und halten alle
Gebote Gottes, wenn sich bei diesem Gebet unser Herz mit der Zunge vereint und wir
keine dem Sinn dieser göttlichen Worte widersprechenden Absichten haben.
Denn wenn wir darüber nachdenken, daß Gott im
Himmel ist, d.h. unendlich über uns erhaben durch die Größe seiner Majestät, so
werden wir mit der Gesinnung der tiefsten Ehrfurcht von seiner Gegenwart erfüllt;
ganz von hl. Furcht durchdrungen fliehen wir den Stolz und erniedrigen uns bis ins
Nichts.
Indem wir den Namen des Vaters aussprechen und
uns daran erinnern, daß wir von Gott durch die Vermittlung der Eltern das Dasein,
sowie durch unsere Lehrer den Unterricht empfangen haben, so fühlen wir uns verpflichtet,
sie oder vielmehr Gott in ihrer Person zu ehren, und wir hüten uns wohl, sie zu
verachten oder zu betrüben; denn als seine lebendigen Abbilder sind sie für uns
seine Stellvertreter hienieden. Wenn wir das Himmelreich als unser Erbe betrachten,
entsagen wir all unserer Anhänglichkeit an die Güter dieser Welt.
Wenn wir aufrichtig für unseren Nächsten dieselben
Güter erbitten, wie für uns selbst, so widersagen wir dem Haß, der Uneinigkeit und
dem Neid.
Indem wir Gott um das tägliche Brot bitten, verabscheuen
wir die Unmäßigkeit und Wollust, die sich vom Überfluß nähren.
Während wir Gott wahrhaft bitten, uns zu verzeihen,
wie auch wir denen verzeihen, die uns beleidigt haben, unterdrücken wir unseren
Zorn und die Rachsucht, erweisen wir Gutes für das Böse und lieben wir unsere Feinde.
Wenn wir Gott bitten, im Augenblick der Versuchung
uns nicht in die Sünde fallen zu lassen, zeigen wir, daß wir die Trägheit fliehen,
und daß wir die Mittel suchen, um die Laster zu bekämpfen und unser Heil zu wirken.
Indem wir Gott bitten, uns vom Übel zu befreien,
fürchten wir seine Gerechtigkeit und sind glücklich, denn die Furcht des Herrn ist
der Anfang der Weisheit (Ps 110,10); durch die Furcht Gottes vermeidet jeder
Mensch die Sünde.
15. Rose - Vortrefflichkeit des Ave Maria.
Das Ave Maria ist so hoch, so erhaben, daß der
sel. Alanus glaubte, kein Geschöpf könne es verstehen, und
nur Jesus Christus, geboren aus Maria der Jungfrau, könne es erklären.
Es erhält seinen hohen Wert hauptsächlich von der Allerseligsten Jungfrau, an die
es gerichtet war, vom Zweck der Menschwerdung des Wortes, zu welchem Zweck es vom
Himmel gesandt wurde, und vom Erzengel Gabriel, der es zuerst ausgesprochen hat.
Der Engelsgruß faßt mit größter Kürze die ganze
christliche Theologie über die Gottesmutter zusammen. Man findet darin das Lob und
die Anrufung. Das Lob schließt alles in sich ein, was die wahre Größe Mariens ausmacht;
die Anrufung enthält alles, um was wir sie bitten sollen und was wir von ihrer Güte
für uns erwarten dürfen.
Die heiligste Dreifaltigkeit hat den ersten Teil
geoffenbart: "Gegrüßt seist du, voll der Gnade! Der Herr ist mit dir." (Lk 1,28)),
die hl. Elisabeth hat, vom Hl. Geist erleuchtet, den zweiten Teil beigefügt: "Du
bist gebenedeit unter den Frauen und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes." (Lk
1,42)); und die Kirche fügte auf dem ersten Konzil von Ephesus im Jahr 431 den Schluß
hinzu, nachdem sie die Irrlehre des Nestorius verurteilt und definiert hatte, daß
die Allerseligste Jungfrau in Wahrheit Gottesgebärerin sei. Das Konzil verordnete,
daß man die Allerseligste Jungfrau unter diesem glorreichen Titel mit folgenden
Worten anrufe: Hl. Maria, Mutter Gottes, bitte für uns Sünder, jetzt und in der
Stunde unseres Todes.
Die Allerseligste Jungfrau war es, der dieser
göttliche Gruß dargebracht wurde, um die größte und wichtigste Angelegenheit der
Welt zu erledigen, die Menschwerdung des ewigen Wortes, die Versöhnung Gottes mit
den Menschen und die Erlösung des Menschengeschlechtes. Der Gesandte dieser glücklichen
Botschaft war der Erzengel Gabriel, einer der obersten Fürsten des himmlischen Hofes.
Der Engelsgruß enthält den Glauben und die Hoffnung
der Patriarchen, Propheten und Apostel. Er ist die Ausdauer und Stärke der Märtyrer,
die Wissenschaft der Gelehrten, die Beharrlichkeit der Bekenner und das Leben der
Ordensleute. Er ist das neue Hohelied des Gesetzes der Gnade, die Freude der Engel
und Menschen, der Schrecken und die Beschämung der Dämonen.
Durch das Ave Maria wurde Gott Mensch, eine Jungfrau
Gottesmutter, wurden die Seelen der Gerechten aus der Vorhölle
befreit, die Verluste des Himmels wiederhergestellt, die leeren Throne besetzt,
wurde die Sünde vergeben, die Gnade aufs neue geschenkt, wurden die Kranken geheilt,
die Toten erweckt, die Verbannten zurückgerufen, wurde die allerheiligste Dreifaltigkeit
besänftigt und die Menschen erhielten das ewige Leben. Endlich ist der Engelsgruß
der Regenbogen, das Zeichen der Milde und Gnade, die Gott der Welt angedeihen ließ.
16. Rose - Schönheiten des Ave Maria.
Obgleich es nichts Erhabeneres gibt als die göttliche
Majestät, nichts Erbärmlicheres als der Mensch, insofern er Sünder ist, so verschmäht
trotzdem diese höchste Majestät unsere Huldigungen nicht, sondern wird geehrt, wenn
wir ihr Lob singen. Und der Gruß des Engels ist einer der schönsten Lobgesänge,
die wir dem Allerhöchsten darbringen können.
Ein neues Lied
will ich dir singen! (Ps 143,9) Dieses neue Lied, von dem
David vorausgesagt hat, man werde es bei der Ankunft des Messias singen, ist der
Gruß des Erzengels.
Es gibt einen alten und einen neuen Lobgesang.
Der alte ist jener, den die Israeliten zum Dank für die Schöpfung, die Erhaltung,
die Befreiung aus ihrer Gefangenschaft, für den Durchgang durch das rote Meer, für
das Manna und für alle übrigen Wohltaten des Himmels gesungen haben.
Das neue Lied hingegen ist jenes, das die Christen
singen zum Dank für die Menschwerdung und für die Erlösung. Gleichwie diese Geheimnisse
durch den Gruß des Engels verwirklicht wurden, so wiederholen wir denselben Gruß,
um der allerheiligsten Dreifaltigkeit für diese unschätzbaren Wohltaten zu danken.
Wir loben Gott den Vater, weil er die Welt so sehr geliebt, daß er ihr seinen eingeborenen
Sohn als Erlöser hingegeben (Jo 3,16). Wir preisen den Sohn, weil er vom Himmel
auf die Erde herabgestiegen ist, Mensch geworden und uns erkauft hat. Wir verherrlichen
den Hl. Geist, weil er im Schoß der Allerseligsten Jungfrau den reinsten Leib gebildet
hat, der das Opferlamm für unsere Sünden geworden ist. In diesem Geist der Dankbarkeit
sollen wir den Englischen Gruß beten, indem wir Akte des Glaubens, der Hoffnung,
der Liebe und des Dankes für die Wohltat unseres Heils erweckt.
Obwohl sich das neue Lied unmittelbar an die
Mutter Gottes richtet und ihr Lob enthält, ist es dennoch sehr glorreich für die
heiligste Dreifaltigkeit, weil alle Ehre, die wir Maria
erweisen, auf Gott als auf die Ursache aller ihrer Vollkommenheiten und Tugenden
zurückstrahlt. Gott der Vater wird verherrlicht, indem wir
das vollkommenste aller seiner Geschöpfe ehren. Der Sohn wird verherrlicht, weil
wir seine reinste Mutter loben. Der Hl. Geist wird verherrlicht, indem wir die Gnaden-
schätze bewundern, mit denen er seine Braut ausgestattet hat.
Wie die heiligste Jungfrau durch ihren schönen
Gesang, das Magnifikat, auf Gott die Lobpreisungen bezog, die ihr die hl. Elisabeth
wegen ihrer ausgezeichneten Würde als Mutter des Herrn dar brachte, so gibt sie
sofort Gott das Lob zurück, das wir durch das Ave Maria ihr darbringen.
Nicht nur gereicht der Englische Gruß der heiligsten
Dreifaltigkeit zur Verherrlichung, sondern er ist auch das vollkommenste Lob, das
wir Maria spenden können.
Als die
hl. Mechthild
(Aus dem Orden des hl. Benedikt,
†
1294) einmal
wissen wollte, auf welche Weise sie der Mutter Gottes die
Zärtlichkeit ihrer Verehrung besser bezeigen könnte, fiel sie in Verzückung, und
es erschien ihr die Allerseligste Jungfrau. Sie trug auf ihrer Brust den Englischen
Gruß in goldenen Buchstaben und sprach zu ihr: "Wisse, meine Tochter, daß niemand
mich mit einem angenehmeren Gruß ehren kann als mit jenem, den mir die heiligste
Dreifaltigkeit darbringen ließ und durch den sie mich zur Würde der Gottesmutter
erhoben hat.
Durch das Wort "Ave",
das der umgekehrte Name "Eva" ist, erfuhr ich, daß Gott durch seine Allmacht mich
vor der Sünde und vor allem Elend bewahrt hatte, dem die erste Frau unterworfen
wurde.
Der Name "Maria",
der bedeutet "Frau des Lichtes", versinnbildet, daß Gott mich wie einen leuchtenden
Stern mit Weisheit und Licht erfüllt hat, um Himmel und Erde zu erleuchten.
Die Worte "Voll der Gnade"
halten mir vor Augen, daß der Hl. Geist mich mit so vielen Gnaden überhäuft hat,
daß ich davon überreichlich jenen mitteilen kann, die durch meine Vermittlung darum
bitten.
Durch die Worte: "Der
Herr ist mit Dir" erneuert man in mir die unaussprechliche
Freude, die ich empfand, als das Ewige Wort in meinem Schoß Fleisch annahm.
Wenn
man mir sagt: "Du bist gebenedeit unter den Frauen",
so lobe ich die göttliche Barmherzigkeit, die mich bis zu dieser hohen Würde erhoben
hat. Bei den Worten: "Gebenedeit ist die Frucht Deines Leibes,
Jesus", freut sich der ganze Himmel mit mir, daß mein Sohn
Jesus angebetet und verherrlicht wird, weil er die Menschen erlöst hat."
17. Rose - Wunderbare Früchte des Ave Maria.
Unter den wunderbaren Dingen, die Maria dem sel.
Alanus offenbarte, (und wir wissen, daß dieser große Marienverehrer seine Offenbarungen
durch einen Eid bekräftigt hat) sind drei besonders beachtenswert.
Erstens: Es ist ein wahrscheinliches und nächstes
Zeichen der ewigen Verwerfungen, wenn man Nachlässigkeit, Überdruß, Scheu und Abneigung
gegen den Englischen Gruß, der die ganze Welt wiederhergestellt hat, empfindet.
Zweitens: Jene, die gegen diesen göttlichen Gruß
Verehrung tragen, besitzen ein großes Zeichen der Auserwählung.
Drittens: Jene, die vom Himmel die Gnade erhalten
haben, die Allerseligste Jungfrau zu lieben und ihr mit Hingebung zu dienen, müssen
äußerst sorgfältig fortfahren, sie zu lieben und ihr zu dienen, bis diese gute Mutter
sie durch ihren Sohn in den Himmel, in jenen Grad der Glorie aufnimmt, der ihren
Verdiensten entspricht.
Alle Irrlehrer, die alle Kinder des Teufels sind
und die augenscheinliche Kennzeichen der Verwerfung an sich
tragen, haben Abscheu vor dem Ave Maria;
sie lernen noch das Vaterunser, nicht aber das Ave Maria; ja sie würden lieber eine
Schlange bei sich tragen, als einen Rosenkranz.
Jene Katholiken, welche das Zeichen der Verdammung
an sich tragen, kümmern sich wenig um den Rosenkranz; sie unterlassen es, ihn zu
beten oder beten ihn nur lau und flüchtig. Selbst wenn ich den Offenbarungen des
sel. Alanus nicht frommen Glauben schenken würde, so genügte meine Erfahrung, um
von dieser schrecklichen und doch so tröstlichen Wahrheit überzeugt zu sein. Ich
weiß nicht und verstehe auch nicht mit voller Klarheit, wie eine dem Anschein nach
so kleine Andacht das unfehlbare Zeichen der Verwerfung sein kann. Und doch ist
nichts gewisser: wir sehen ja, wie die neuen Irrlehrer unserer Tage, die von der
Kirche verurteilt worden sind, trotz all ihrer scheinbaren Frömmigkeit die Andacht
des hl. Rosenkranzes sehr vernachlässigen und sie oft jenen aus dem Sinn und Herzen
rauben, mit denen sie verkehren, und zwar unter den schönsten Vorwänden. Sie hüten
sich wohl, den Rosenkranz und das Skapulier offen zu verurteilen, wie die Protestanten,
aber die Art ihres Vorgehens ist umso verderblicher, je feiner sie ist. Wir werden
in der Folge davon sprechen.
Mein Ave Maria, der Psalter oder Rosenkranz ist
mein Gebet und mein sicherster Prüfstein, um jene, die vom Geist Gottes geführt
werden, zu unterscheiden von denen, die sich in der Täuschung des bösen Geistes
befinden. Ich habe Seelen gekannt, die scheinbar wie Adler durch ihre erhabene Beschauung
sich bis zu den Wolken erhoben, und die indessen unglücklicherweise durch den Teufel
betrogen waren, und ich habe ihre Täuschung nicht anders auf decken können als durch
das Ave Maria und den Rosenkranz, den sie zurückwiesen, als ob sie darüber erhaben
wären.
Das Ave Maria ist ein himmlischer und göttlicher
Tau, welcher der Seele des Auserwählten, wenn er auf sie niederfällt, eine wunderbare
Fruchtbarkeit verleiht, um alle Arten von Tugenden hervorzubringen, und je mehr
die Seele von diesem Gebete begossen wird, desto erleuchteter wird sie im Geist,
desto glühender im Herzen und desto stärker gegen alle ihre Feinde.
Das Ave Maria ist ein scharfer und feuriger Pfeil,
der, in Verbindung mit dem Worte Gottes, dem Prediger
die
Kraft verleiht, die härtesten Herzen zu durch- dringen,
zu rühren und zu bekehren, wenn auch ein Priester wenig natürliches Talent zum Predigen
besäße.
Das war der geheimnisvolle Schachzug, den die
Himmelskönigin, wie ich schon gesagt habe, den hl. Dominikus und den sel. Alanus
gelehrt, um die Irrlehrer und Sünder zu bekehren.
Daher kommt auch der Gebrauch der Prediger,
bei Beginn der Predigt ein Ave Maria zu beten, wie
der hl. Antoninus (von Florenz) versichert.
18. Rose - Die Segnungen des Ave Maria.
Dieser göttliche Gruß zieht auf uns den überreichlichen
Segen Jesu und Mariä herab, denn es ist ein unfehlbarer Grundsatz, daß Jesus und
Maria diejenigen herrlich belohnen, die sie verherrlichen. Sie vergelten hundertfach
die Lobpreisungen, die man ihnen spendet.
Laut rufen es Jesus und Maria uns zu:
"Wir lieben jene, die uns lieben, wir bereichern sie und füllen
ihre Vorratskammern!" (Spr 8,17/ 21) "Wer in Segensfülle
sät, wird auch in Segensfülle ernten" (2 Kor 9,6). Heißt das aber nicht Jesus und
Maria lieben, lobpreisen und verherrlichen, wenn man den Engelsgruß andächtig betet?
Mit jedem Ave Maria bringt man Jesus und Maria
zwei Segenswünsche dar. "Du bist gebenedeit unter den Frauen, und gebenedeit ist
die Frucht deines Leibes, Jesus."
Mit jedem Ave Maria erweist du Maria dieselbe
Ehre, die Gott ihr durch den Gruß des Erzengels Gabriel erwies. Wer möchte glauben,
daß Jesus und Maria, die oftmals denen Gutes tun, die ihnen fluchen, mit Fluch jene
beladen könnten, die sie durch das Ave Maria benedeien und ehren?
Die Himmelskönigin, sagt der hl. Bernhard mit
dem hl. Bonaventura, ist nicht weniger dankbar und edel als die wohlgebildeten vornehmen
Personen dieser Welt; sie übertrifft sie sogar in dieser Tugend wie in allen anderen
Vollkommenheiten; sie wird also niemals zugeben, daß wir sie mit Hochachtung ehren,
ohne es uns hundertfach zu vergelten.
Maria, sagt der hl. Bonaventura, grüßt uns mit
der Gnade, wenn wir sie mit dem Ave Maria grüßen. Wer könnte
die Gnaden und Segnungen begreifen, die der Gruß und der huldvolle Blick dieser
süßen Mutter in uns bewirken?
In dem Augenblick, da die hl. Elisabeth den Gruß
der Gottesmutter hörte, wurde sie vom Hl. Geist erfüllt, und das Kind, das sie in
ihrem Schoß trug, hüpfte auf vor Freude (Lk 1,41). Wenn wir uns des Gegengrußes
der Allerseligsten Jungfrau würdig machen, werden wir ohne Zweifel mit Gnade erfüllt
und ein Strom von geistlichen Tröstungen wird in unsere Seelen fließen.
19. Rose - Glücklicher Tausch!
Es steht geschrieben: "Gebt,
so wird euch gegeben werden" (Lk 6,38). Nehmen wir den Vergleich
des sel. Alanus: Wenn ich dir täglich 150 Diamanten schenkte, würdest du mir nicht
verzeihen, selbst wenn du mein Feind wärst? Würdest du mir nicht wie einem Freunde
alles Gute erweisen, das in deiner Macht stünde?
Willst du dich mit Gütern der Gnade
und Glorie bereichern, dann grüße die Aller- seligste Jungfrau, ehre deine gute
Mutter. Gleich einem, der Schätze sammelt, so ist der Mensch, der seine Mutter,
die allerseligste Jungfrau Maria, ehrt. (Sir 3,5)
Bringe
ihr wenigstens täglich fünfzig Ave Maria dar, wovon jedes fünfzehn Edelsteine enthält,
die ihr angenehmer sind als alle Reichtümer der Welt. Was
kannst du von ihrer Freigebigkeit nicht alles erwarten? Sie ist ja unsere Mutter.
Sie ist die Kaiserin des Weltalls, die uns mehr liebt,
als alle Mütter und Königinnen zusammen
je einen sterblichen
Menschen geliebt haben, denn, sagt der hl. Augustinus, die Liebe der Jungfrau Maria
übersteigt jede natürliche Liebe aller Menschen und Engel.
Eines Tages erschien der göttliche Heiland der
hl. Gertrud, indem er Goldstücke
zählte. Sie hatte die Kühnheit, zu fragen, was er zähle. "Ich zähle", sagte Jesus
Christus, "deine Ave Maria: das ist die Münze, mit der man
mein Paradies kauft."
Der fromme und gelehrte
Suarez
aus der Gesellschaft Jesu schätzte
das Verdienst des Englischen Grußes so hoch, daß er sagte, er hätte gern seine ganze
Wissenschaft um den Preis eines gut gebeteten Ave Maria hingegeben.
"O, daß doch jeder, der dich liebt, o göttliche
Mutter", sagt der sel. Alanus zu ihr, "höre und verkoste:
Es freut sich der Himmel, es staunt die Erde, wenn
ich bete Ave Maria.
Es flüchtet sich Satan, es erbebt die
Hölle, wenn ich bete Ave Maria.
Fern blüht von der Welt
Lust Gotteslieb' in der Brust, wenn ich bete Ave Maria.
Meine Ängsten vergehen,
Leidenschaften verwehen, wenn ich bete Ave Maria.
Meine
Trauer zerstreut sich, und die Freude erneut sich, wenn
ich bete Ave Maria.
Es wächst meine Sammlung, ich finde Zerknirschung,
wenn ich bete Ave Maria.
Meine Hoffnung belebt sich, die Tröstung erhebt mich, wenn
ich bete Ave Maria.
Die Seele erholt sich, in Tugend erstarkt das Kummerherz fühlt
sich, wenn ich bete Ave Maria."
Denn die Süßigkeit dieses gesegneten Grußes
ist so groß, daß man keinen Ausdruck dafür findet, um ihn würdig zu erklären; und
nachdem man Wunderbares von ihm gesagt hat, bleibt er so verborgen und so tief,
daß kein Geschöpf ihn ergründen kann. Dieses heilbringende Gebet ist klein an Worten,
aber groß an Geheimnissen, (kurz in der Rede, aber von hoher Kraft); dieser Gruß
ist süßer als Honig und kostbarer als Gold. Man muß ihn immer im Herzen haben, um
ihn zu betrachten, und häufig im Mund, um ihn zu beten und andächtig zu wiederholen."
Derselbe Alanus erzählt,
eine
dem
Rosenkranz sehr ergebene Klosterfrau
sei nach dem Tod einer ihrer Mitschwestern erschienen und habe
gesagt: "Wenn ich in meinen Leib zurückkehren dürfte, um nur ein einziges Ave Maria,
selbst ohne besonderen Eifer, zu beten und das Verdienst dieses Gebetes zu erhalten,
würde ich gerne alle Qualen von neuem ertragen, die ich vor meinem Tod gelitten."
Es ist zu beachten, daß sie einige Jahre lang in ihrem Bett furchtbare Schmerzen gelitten hatte.
Michael von Lille, Erzbischof von Salubre,
Jünger und Mitarbeiter des sel. Alanus in der Erneuerung des hl. Rosenkranzes, sagt,
der Engelsgruß sei das Heilmittel gegen alle Übel,
die uns bedrängen, wenn wir ihn zu Ehren der Allerseligsten Jungfrau andächtig beten.
20. Rose - Kurze Erklärung des Ave Maria.
Leidest du unter dem Elend der Sünde, so rufe
die göttliche Mutter an und sage ihr: "Ave", d.h. "Gegrüßt seist du in tiefster
Ehrfurcht, o Maria, die du ganz selig bist." Sie wird dich aus dem Übel deiner Sünden
befreien.
Bist du in der Finsternis der Unwissenheit oder
des Irrtums befangen, so gehe zu Maria und sage ihr: "Ave Maria, ganz durchleuchtet
von den Strahlen der Sonne der Gerechtigkeit", und sie wird dir von ihrem Lichte
mitteilen.
Bist du vom Weg des Himmels abgewichen, rufe
Maria an, den Stern des Meeres, den Polarstern, der unsere Schifffahrt durch diese
Welt leitet, sie wird dich in den Hafen des ewigen Heiles führen.
Bist du in der Trübsal, nimm deine Zuflucht zu
Maria, dem bitteren Meer, das in dieser Welt von Bitterkeit erfüllt war, jetzt aber
in ein Meer reinster Süßigkeit im Himmel verwandelt ist, sie wird deine Traurigkeit
in Freude und deine Betrübnis in Trost verwandeln.
Hast du die Gnade verloren, so ehre das Übermaß
der Gnaden, womit Gott die Allerseligste Jungfrau erfüllt hat und sage ihr: "Du
voll der Gnade und aller Gaben des Hl. Geistes", und sie
wird dich an ihren Gnadenschätzen Anteil nehmen lassen.
Bist du allein, des Schutzes Gottes beraubt,
dann gehe zu Maria und sage: "Der Herr ist mit dir viel erhabener und inniger, als
in den Gerechten und heiligen, denn du bist eins mit ihm. Da er dein Sohn ist, so
ist sein Fleisch dein Fleisch, du bist mit dem Herrn durch vollkommenste Ähnlichkeit
und durch gegenseitige Liebe; du bist ja seine Mutter." Sage ihr endlich: "Die
ganze heiligste Dreifaltigkeit ist mit dir, deren kostbarer Tempel du bist",
und sie wird dich hinwieder unter den Schutz und Schirm Gottes stellen.
Bist du Gegenstand des göttlichen Fluches geworden,
so sprich: "Du bist gebenedeit unter den Frauen
und unter allen Geschlechtern wegen deiner
Reinheit und Fruchtbarkeit; du hast den Fluch Gottes in Segen verwandelt", und sie wird dich segnen.
Hast du Hunger nach dem Brot der Gnade und des Lebens, dann gehe zu ihr, die das
lebendige Brot getragen, das vom Himmel herabgekommen ist, und sage ihr: "Gebenedeit
ist die Frucht deines Leibes, die du ohne irgendwelchen
Verlust der Jungfräulichkeit empfangen, ohne Mühe getragen und ohne Schmerzen geboren
hast. Gebenedeit sei Jesus, der die gefesselte Menschheit erlöst, die kranke Welt
geheilt, den toten Menschen zum Leben erweckt, den verbannten Menschen zurückgeführt,
den schuldigen Menschen gerechtfertigt, den verdammten Menschen gerettet hat." Ohne
Zweifel wird deine Seele mit dem Brot der Gnade in diesem Leben und mit der ewigen Glorie im anderen Leben
gesättigt werden. Amen.
Beschließe dein Gebet mit der Kirche und sprich: “Hl. Maria,
heilig an Leib und Seele, heilig durch eine einzigartige und ewige
Hingabe an den Dienst Gottes, heilig als Mutter des Gottes, der dich mit der höchsten,
dieser Würde entsprechenden Heiligkeit ausgestattet hat.
Mutter Gottes, die du auch
unsere Mutter, unsere Fürsprecherin und Mittlerin bist, die Schatzmeisterin und Ausspenderin der Gnaden
Gottes, erlange uns bald die Verzeihung unserer Sünden und unsere Versöhnung mit
der göttlichen Majestät.
Bitte für uns Sünder,
die du so viel Mitleid mit den Elenden hast, die du die Sünder
weder verachtest noch abweisest, ohne welche du gar nicht Mutter des Erlösers geworden wärest.
Bitte für uns
jetzt,
in der Zeit dieses vergänglichen und elenden Lebens; jetzt, denn wir besitzen mit
Sicherheit nur diesen gegenwärtigen Augenblick; jetzt, da wir Tag und Nacht von
mächtigen und grausamen Feinden angegriffen und umgeben sind.
Und in der Stunde unseres Todes,
in dieser so schrecklichen und gefährlichen Stunde, wo unsere Kräfte erschöpft,
Geist und Körper durch Angst und Schmerz niedergedrückt sein werden; in der Todesstunde,
wo Satan seine Kräfte verdoppelt, um uns für ewig zu verderben; in jener Stunde,
welche entscheidend sein wird für unser glückliches oder unglückliches Los in alle
Ewigkeit. Komme deinen armen Kindern zu Hilfe. O barmherzige Mutter, o Fürsprecherin
und Zuflucht der Sünder, vertreibe von uns in der Todesstunde die Teufel, unsere
Ankläger und Feinde, deren entsetzlicher Anblick uns in Schrecken versetzt. Komm
und erleuchte uns in den Finsternissen des Todes. Führe uns, begleite uns zum Richterstuhl
unseres Richters, deines Sohnes; lege Fürsprache für uns ein, daß er uns verzeihe
und unter die Zahl deiner Auserwählten, in den Wohnsitz der ewigen Glorie aufnehme.
Amen
- So sei es."
Wer bewundert nicht die Vortrefflichkeit des
hl. Rosenkranzes, der aus diesen beiden ganz göttlichen Gebeten besteht: dem Gebet
des Herrn und dem Gruß des Engels? Gibt es Gebete, die Gott und der Allerseligsten
Jungfrau wohlgefälliger, für die Menschen aber leichter, lieblicher und heilsamer
wären? Sie seien darum immer in unserem Herzen und in unserem Munde, um die allerheiligste
Dreifaltigkeit, unseren Erlöser Jesus Christus und seine allerheiligste Mutter zu
ehren!
Ferner ist es gut, am Schluß jedes Zehners beizufügen:
Die Ehre sei dem Vater, dem Sohn
und dem Hl. Geist, wie es war im Anfang, so jetzt und allezeit und in Ewigkeit.
Amen.
Dritter Zehner
Vortrefflichkeit des hl. Rosenkranzes in der Betrachtung des
Lebens und Leidens unseres Herrn Jesus Christus.
21. Rose - Die fünfzehn Geheimnisse des Rosenkranzes.
Ein Geheimnis ist eine heilige und schwer verständliche
Sache. Die Werke Jesu Christi sind alle heilig und göttlich,
weil er Gott und Mensch zugleich ist. Jene der Allerseligsten Jungfrau sind sehr
heilig, denn sie ist das vollkommenste aller bloßen Geschöpfe. Mit Recht nennt man
die Werke Jesu und Marias Geheimnisse, denn sie sind voll von Wundern, Vollkommenheiten
und hohen und erhabenen Lehren, die der hl. Geist den demütigen und einfachen Seelen,
welche sie verehren, offenbart. Man kann die Werke Jesu und Marias auch
wunderbare Blumen nennen, deren Duft und Schönheit nur jenen bekannt sind, die sich
ihnen nähern, ihren Duft einatmen und ihre Blüten durch aufmerksame und ernste Betrachtung
erschließen.
Der hl. Dominikus hat das Leben Jesu und Mariens
in fünfzehn Geheimnisse eingeteilt, die uns ihre Tugenden
und ihre hauptsächlichsten Taten wie in fünfzehn Bildern darstellen, deren einzelne
Züge uns für unsere Lebensführung Richtschnur und Beispiel sein sollen. Es sind
fünfzehn hellstrahlende Leuchten, die unsere Schritte in dieser Welt lenken sollen;
fünfzehn Brennspiegel, um Jesus und Maria und uns selbst kennenzulemen und das Feuer
ihrer Liebe in unseren Herzen zu entzünden; fünfzehn Glutöfen, um uns in ihren himmlischen
Flammen gänzlich zu verzehren.
Die Allerseligste Jungfrau hat den hl. Dominikus
diese vortreffliche Gebets- weise gelehrt und ihm befohlen, sie zu predigen,
um die Frömmigkeit der Christen zu wecken und die Liebe Jesu Christi in ihren Herzen
wieder zu beleben. Sie lehrte dieselbe auch den sel. Alanus de Rupe.
"Es ist ein sehr nützliches Gebet, sagte sie
zu ihm, ein Dienst, der mir sehr angenehm ist, einhundertfünfzigmal den Engelsgruß
zu beten. Er ist es mir noch mehr, und man tut noch viel besser daran, wenn man
ihn unter Betrachtung des Lebens, Leidens und der Glorie Jesu Christi betet, denn
die Betrachtung ist die Seele dieser Gebete."
In der Tat wäre der Rosenkranz ohne die Betrachtung
der hl. Geheimnisse unseres Heiles fast wie ein Körper ohne Seele,
eine vortreffliche Materie ohne ihre Form, durch die sie von den übrigen Andachtsübungen
sich unterscheidet.
Der erste Teil des Rosenkranzes enthält fünf Geheimnisse:
1. Die Verkündigung durch den Erzengel Gabriel.
2. Die Heimsuchung Mariens bei Elisabeth.
3. Die Geburt Jesu Christi.
4. Die Darstellung Jesu im Tempel und die Reinigung
Mariens.
5. Die Auffindung Jesu im Tempel unter den Gelehrten.
Man nennt diese Geheimnisse
die freudenreichen
wegen der Freude, die
sie der ganzen Welt bereitet haben. Die Allerseligste Jungfrau und die Engel wurden
in dem Augenblick von Freude erfüllt, da der Sohn Gottes Fleisch annahm.
Die hl. Elisabeth und der hl. Johannes der Täufer
waren voll Freude über den Besuch Jesu und Mariens.
Himmel und Erde freuten sich bei der Geburt des Erlösers.
Simeon wurde getröstet und mit Trost erfüllt,
als er Jesus in seine Arme empfing.
Die Gelehrten waren von Bewunderung entzückt,
als sie die Antworten Jesu vernahmen; und wer will die Freude beschreiben, die Maria
und Josef empfanden, als sie Jesus nach dreitägigem Verluste wiederfanden?
Der zweite Teil des Rosenkranzes besteht auch aus
fünf Geheimnissen, die man die schmerzensreichen
nennt, weil sie uns Jesus Christus von Traurigkeit niedergedrückt,
mit Wunden bedeckt, mit Schmach beladen, voll Schmerzen und Qual vor Augen stellen.
1. Jesu Gebet und Todesangst im Ölgarten.
2. Die Geißelung Jesu.
3. Die Dornenkrönung Jesu.
4. Der Kreuzweg Jesu.
5. Die Kreuzigung Jesu und sein Tod auf Kalvaria.
Der dritte Teil des Rosenkranzes enthält fünf andere Geheimnisse, die man
die glorreichen
nennt, weil wir darin Jesus und Maria im
Triumph und in der Glorie betrachten.
1. Die Auferstehung Jesu Christi.
2. Die Himmelfahrt Jesu.
3. Die Herabkunft des Hl. Geistes auf die Apostel.
4. Die Aufnahme Mariens in den Himmel.
5. Die Krönung Mariens im Himmel.
Das sind also die fünfzehn duftenden Blüten des mystischen
Rosenstrauches, auf die sich die frommen Seelen gleich klugen Bienlein niederlassen,
um daraus den wunderbaren Saft zu saugen und den Honig echter Andacht zu bereiten.
22. Rose - Die Betrachtung der hl. Geheimnisse
macht uns Jesu
gleichförmig.
Die Hauptsorge der christlichen Seele ist, nach
der Vollkommenheit zu streben. Seid getreue Nachahmer Gottes, als seine vielgeliebten
Kinder (Eph 5,1), sagt der große Apostel. Diese Verpflichtung ist im ewigen Ratschluß
unserer Vorherbestimmung enthalten als das einzige Mittel, um zur ewigen Seligkeit
zu gelangen.
Der hl. Gregor von Nyssa
sagt so zart, wir seien wie Maler. Unsere Seele ist die leere Leinwand,
auf welcher wir den Pinsel führen müssen; die Tugenden sind die Farben, die ihren
Glanz erhöhen sollen, und das Original, das wir kopieren müssen, ist Jesus Christus,
das lebendige und vollkommene Abbild des Ewigen Vaters. Wie also ein Maler, um ein
natürliches Gemälde zu erhalten, sein Modell vor sich hat und bei jedem Pinselstrich
beobachtet, so muß auch der Christ das Leben und die Tugenden Jesu Christi vor Augen
haben, um ja nichts zu sagen, zu denken oder zu tun, was ihm nicht gleichförmig
wäre.
Um uns bei dem wichtigen Werk der Auserwählung zu
helfen, hat die Allerseligste Jungfrau dem hl. Dominikus befohlen, den Gläubigen,
die den Rosenkranz beten, die hl. Geheimnisse des Lebens Jesu Christi vor Augen
zu stellen, nicht nur, damit sie ihn anbeten und verherrlichen, sondern hauptsächlich,
damit sie ihr Leben und ihre Handlungen nach seinen Tugenden einrichten.
Wie aber die Kinder ihre Eltern nachahmen, indem
sie diese sehen und mit ihnen verkehren; wie sie deren Sprache lernen, indem sie
diese reden hören; wie ein Lehrling seine Kunst erlernt, indem er den Meister arbeiten
sieht: so werden die treuen Mitglieder der Rosenkranzbruderschaft mit Hilfe der
göttlichen Gnade und durch die Fürbitte Mariens dem göttlichen Lehrmeister ähnlich,
indem sie die Tugenden Jesu Christi in den fünfzehn Geheimnissen seines
Lebens aufmerksam und fromm betrachten.
Wenn Moses im Namen Gottes selber dem hebräischen
Volk befahl, die göttlichen Wohltaten,
womit es überhäuft
worden war, nie zu vergessen, so
kann mit viel größerem Recht der Sohn Gottes uns befehlen, die Geheimnisse seines
Lebens, seines Leidens und seiner Herrlichkeit in unser Herz einzuprägen und sie
unaufhörlich vor Augen zu haben, weil dies ebensoviele Wohltaten sind, mit denen
er uns begünstigt und durch die er uns das Übermaß seiner Liebe für unser Seelenheil
gezeigt hat. "O ihr alle, die ihr des Weges vorüberzieht", sagt er, "schaut und
seht, ob ein Schmerz gleich sei meinem Schmerz (Klgl 1,12), den ich aus Liebe zu
euch erdulde. Erinnert euch meiner Armut und meiner Erniedrigungen, denkt an den
Essig und an die Galle, die ich in meinem Leiden für euch verkostet."
Diese und ähnliche Worte, die man anführen könnte,
überzeugen uns zur Genüge von der Pflicht, uns nicht damit zufrieden zu geben, den
Rosenkranz zu Ehren Jesu Christi und seiner heiligsten Mutter nur mündlich zu beten,
sondern unter Betrachtung der hl. Geheimnisse.
23. Rose - Der Rosenkranz als Gedächtnis
des Lebens und Sterbens
Jesu Christi.
Jesus Christus, der göttliche Bräutigam unserer
Seele, unser süßester Freund Jesus wünscht, daß wir uns seiner Wohltaten erinnern
und sie über alles schätzen; er empfindet eine außerwesentliche (akzidentelle) Freude,
gleichwie auch Maria und alle hl. des Himmels, wenn wir andächtig und mit Liebe
über die hl. Geheimnisse des Rosenkranzes betrachten, welche die ausgeprägtesten
Wirkungen seiner Liebe zu uns sind und die reichsten Geschenke, die er uns machen
kann, durch solche Geschenke die Himmelskönigin selbst und alle Heiligen sich
der Glorie erfreuen.
Die
sel. Angela von Foligno
bat einmal den göttlichen Heiland, sie zu lehren, durch
welche Übung sie ihn am meisten ehre. Er erschien ihr ans Kreuz geheftet und sagte:
"Meine Tochter, betrachte meine Wunden!"
Sie vernahm von ihrem liebenswürdigsten Erlöser, daß ihm nichts angenehmer sei,
als die Betrachtung seiner Leiden. Darauf enthüllte er ihr die Wunden seines Hauptes
und mehrere Umstände seiner Martern und sprach zu ihr: "Alles das habe ich für dein
Heil gelitten, was könntest du tun, das meiner Liebe zu dir gleich käme?"
Das hl. Meßopfer ehrt unendlich die allerheiligste
Dreifaltigkeit, weil es das Leiden Jesu Christi darstellt und wir darin die Verdienste
seines Gehorsams, seiner Leiden und seines Blutes aufopfern. Auch der ganze himmlische
Hof erhält einen Zuwachs an außerwesentlicher Glorie und zwar aus demselben Grund,
sagen uns mehrere Gelehrte mit dem hl. Thomas, wie er sich über die Kommunion der
Gläubigen freut, nämlich weil das heiligste Sakrament das Gedächtnis des Leidens
und Sterbens Jesu Christi ist und weil die Menschen durch dieses Gnadenmittel an
den Früchten des Kreuzesopfers teilnehmen und in ihrem Heilswerke
voranschreiten.
Nun aber ist der Rosenkranz, wenn er unter Betrachtung
der hl. Geheimnisse gebetet wird, ein Gott dargebrachtes Lobopfer
für die Wohltat unserer Erlösung und ein frommes Andenken an die
Leiden, den Tod und die Glorie Jesu Christi. Es ist also wahr, daß der Rosenkranz
ein Zuwachs von außerwesentlicher Glorie und Freude ist für Jesus Christus, für
Maria und für alle Heiligen, denn sie wünschen nichts sehnlicher zu unserem ewigen
Glück, als uns mit einer Übung beschäftigt zu sehen, die für unseren Erlöser so
glorreich und für uns so heilsam ist.
Das Evangelium versichert uns, daß ein Sünder,
der sich bekehrt und Buße tut, allen Engeln Freude bereitet (Lk 15,7). Wenn es eine
Freude für die Engel ist, daß ein Sünder seine Sünden verlasse und Buße tue, welche
Freude, welcher Jubel wird es für den ganzen himmlischen Hof sein, welche Ehre für
Jesus Christus selbst, zu sehen, wie wir auf Erden andächtig und mit Liebe seine
Erniedrigungen, seine Qualen, seinen grausamen und schmählichen Tod betrachten?
Gibt es etwas Wirksameres, uns zu rühren und zu aufrichtiger Buße zu führen?
Der Christ, der die Geheimnisse des Rosenkranzes
nicht betrachtet, zeigt eine große Undankbarkeit gegen Jesus Christus
und Geringschätzung gegen alles, was der göttliche Erlöser für
das Heil der Welt gelitten hat. Sein Betragen scheint zu sagen, daß ihm das Leben
Jesu Christi fremd ist, daß er sich wenig darum bemühe, kennenzulernen, was er getan
und gelitten hat, um uns zu erlösen. Da ein solcher Christ Jesus Christus nicht
gekannt oder vergessen hat, muß er sehr befürchten, daß ihn der göttliche Heiland
am Tag des Gerichtes mit dem Vorwurf von sich stoße: "Wahrlich, wahrlich sage ich
dir, ich kenne dich nicht" (Mt 25,12).
Betrachten wir also im hl. Rosenkranz das Leben
und die Leiden des Erlösers, lernen wir ihn gut kennen und seine Wohltaten anerkennen,
damit er uns am Tag des Gerichtes als seine Kinder und Freunde anerkenne.
24. Rose - Die Betrachtung der Geheimnisse des
Rosenkranzes ist ein großes Mittel, zur Vollkommenheit zu gelangen.
Die Heiligen nahmen das Leben Jesu Christi zum
hauptsächlichsten Gegenstand ihres Studiums. Sie betrachteten seine Tugenden und
Leiden und gelangten dadurch zur christlichen Vollkommenheit.
Der hl. Bernhard
hat
mit dieser Übung begonnen und sie immer fortgesetzt. "Vom Beginn meiner Bekehrung
an, sagte er, wand ich mir ein Myrrhensträußchen aus den Schmerzen meines Erlösers.
Ich legte dieses Sträußchen auf mein Herz, indem ich an die Geißeln, an die Domen
und an die Nägel seines Leidens dachte. Ich richtete die ganze Aufmerksamkeit meines
Geistes darauf, täglich über diese Geheimnisse zu betrachten."
Das war die Übung der hl. Märtyrer.
Wir staunen, wie sie über die grausamsten Qualen triumphiert haben. Woher konnte
diese wunderbare Standhaftigkeit der Märtyrer kommen, fragt der hl. Bernhard, wenn
nicht von den Wunden Jesu Christi, über welche sie ihre häufigste Betrachtung anstellten?
Wo war die Seele jener heldenmütigen Streiter, während ihr Blut floß und ihr Körper
von den Schmerzen zermalmt war? Ihre Seele verweilte in den Wunden Jesu Christi,
und diese Wunden machten sie unüberwindlich.
Die heiligste Mutter des Erlösers hat sich in
ihrem ganzen Leben mit nichts anderem beschäftigt, als mit der Betrachtung der Tugenden
und Leiden ihres Sohnes. Als sie bei seiner Geburt die Engel
ihren Jubelgesang singen hörte, als sie die Hirten ihn in der Krippe anbeten sah,
wurde ihr Geist von Bewunderung erfüllt, und sie betrachtete all diese wunderbaren
Begebenheiten. Sie verglich die Herrlichkeiten des menschgewordenen Wortes mit seiner
tiefen Erniedrigung; das Stroh und die Krippe mit dem Thron und dem Schoß seines
Vaters; die Macht eines Gottes mit der Schwachheit eines Kindes; seine Weisheit
mit seiner Einfalt.
Die Allerseligste Jungfrau sagte eines Tages
zur hl. Brigitta: "Wenn ich die Schönheit,
Bescheidenheit und Weisheit meines Sohnes betrachtete, war meine Seele wonnetrunken,
und wenn ich seine Hände und Füße anschaute, die einst von Nägeln durchbohrt werden
sollten, vergoß ich einen Strom von Tränen, mein Herz brach vor Traurigkeit und Schmerz."
Nach der Himmelfahrt Jesu brachte Maria, die
Gottesmutter, den Rest ihres Lebens damit zu, die Orte zu besuchen, welche der göttliche
Erlöser durch seine Gegenwart und durch seine Leiden geheiligt hatte. Dort betrachtete
sie das Übermaß seiner Liebe und die Größe seines Leidens.
Das war auch die fortwährende Übung der hl. Maria
Magdalena während der dreißig Jahre, die sie in der hl. Grotte von Sainte Baume
bei Marseille lebte.
Endlich sagt der hl. Hieronymus, das sei die
Andacht der ersten Gläubigen gewesen. Von allen Ländern der Erde zogen sie in das
hl. Land, um durch den Anblick der Orte und Gegenstände, die der göttliche Heiland
durch seine Geburt, seine Arbeiten, seine Leiden und seinen Tod geheiligt hatte,
die Liebe und das Andenken an den Erlöser der Menschen tiefer in ihre Herzen einzuprägen.
Alle Christen haben nur einen Glauben,
beten nur einen Gott an, erhoffen alle dieselbe Seligkeit im Himmel; sie kennen
nur einen Mittler, nämlich Jesus Christus; alle müssen dieses göttliche Vorbild
nachahmen und zu diesem Zweck die Geheimnisse seines Lebens,
seiner Tugenden und seiner Herrlichkeit
betrachten.
Es ist ein Irrtum, sich einzubilden, die Betrachtung
der Glaubenswahrheiten und der Geheimnisse des Lebens Jesu Christi sei nur Sache
der Priester, der Ordensleute und jener, die sich vom Getriebe der Welt zurückgezogen
haben. Wenn die Ordensleute und Geistlichen verpflichtet sind, die großen Geheimnisse
unserer hl. Religion zu betrachten, um ihrem Beruf würdig zu entsprechen, sind die
Weltleute mindestens ebensosehr dazu verpflichtet wegen der Gefahren, in denen sie
sich täglich befinden, verloren zu gehen. Sie müssen sich also mit der häufigen Erinnerung
an das Leben, die Tugenden und Leiden des Erlösers wappnen, die uns in den 15 Geheimnissen
des Rosenkranzes vor Augen treten.
25. Rose - Reichtümer der Heiligung, die im Gebet
und in der Betrachtung des Rosenkranzes eingeschlossen sind.
Niemals wird jemand die wunderbaren Reichtümer
der Heiligung begreifen, die in den Gebeten und Geheimnissen des hl. Rosenkranzes
enthalten sind. Diese Betrachtung der Geheimnisse des Lebens und des Todes unseres
Herrn Jesu Christi ist für alle, die sich diese zunutze machen, die Quelle der wunderbarsten
Wirkungen.
Heute will man Dinge, die auffallen, die Gemüter
bewegen, die in der Seele tiefe Eindrücke hervorrufen. Was gibt es auf Erden Rührenderes
als die wunderbare Geschichte unseres Erlösers, die sich in fünfzehn Bildern vor
unseren Augen entrollt und uns die großartigen Szenen des Lebens, des Todes und
der Glorie des Welterlösers vorführt?
Welche Gebete sind vorzüglicher und erhabener
als das Gebet des Herrn und der Gruß des Engels?
Darin sind
alle unsere Wünsche, unsere Bedürfnisse eingeschlossen.
Die Betrachtung der Geheimnisse und der Gebete
des Rosenkranzes ist die leichteste von allen, weil die Mannigfaltigkeit der Tugenden
und Gesinnung Jesu Christi, die man betrachtet, den Geist wunderbar erfrischt und
stärkt und die Zerstreuungen verhindert.
Die Gelehrten finden in diesen Formeln die tiefgründigste
Lehre und die Kleinen die einfachsten Unterweisungen. Man muß durch diese leichte
Betrachtungsweise hindurchgehen, bevor man sich bis zum höchsten Grad der Beschauung
erhebt. Das ist der Gedanke des hl. Thomas von Aquin und der Rat, den er uns gibt,
wenn er sagt, wir müssen zuerst wie auf einem Kampffeld uns durch die Erwerbung
aller Tugenden üben, deren vollkommenes Vorbild wir in den Geheimnissen des Rosenkranzes
besitzen; denn dort, sagt der gelehrte Cajetan, erwerben wir uns die innige Vereinigung
mit Gott, ohne welche die Beschauung nur eine Täuschung ist, durch welche die Seelen
leicht irregeführt werden.
Wenn die falschen Mystiker unserer Tage oder
Quietisten diesen Rat befolgt hätten, so wären sie nicht so schrecklich tief gefallen,
noch hätten sie solches Ärgernis in der Frömmigkeit verursacht. Es ist eine besondere
Täuschung des Teufels, zu glauben, man könne erhabenere Gebete verrichten als das
Vaterunser und Ave Maria.
Widmet man sich diesen göttlichen Gebeten, so
ist es, ich gestehe es, nicht immer notwendig, sie mündlich zu verrichten,
das innerliche Gebet ist in gewissem Sinn vollkommener denn
das mündliche, aber ich behaupte auch, daß es sehr gefährlich
ist, um nicht zu sagen verderblich, auf eigenen Antrieb das mündliche Gebet des
Rosenkranzes unter dem Vorwand vollkommener Vereinigung mit Gott zu unterlassen.
Die von feinem Stolz und vom Teufel getäuschte
Seele, die innerlich alles tut, was sie kann, um sich zu dem erhabenen Grad der
Beschauung der hl. zu erheben, verachtet und verläßt dafür ihre alten Gebetsweisen,
die nur für gewöhnliche Seelen gut seien. Sie verschließt ihr Ohr eigenmächtig den
Gebeten und dem Gruße eines Engels, ja selbst dem Gebet, das ein Gott verfaßt, geübt
und empfohlen hat: So sollt ihr beten: Vater unser... (Mt 6,9) und dadurch fällt
sie von einer Täuschung in die andere und von Abgrund zu Abgrund.
Glaube mir, mein lieber Mitbruder, wenn du zu
einer hohen Stufe des betrachtenden Gebetes gelangen willst, ohne dich selbst zu
täuschen oder in die Täuschungen des Teufels zu fallen, die für die mystischen Seelen
so häufig sind, so bete jeden Tag, wenn du kannst, den ganzen
Psalter, oder wenigstens den Rosenkranz. -
Spätere Fußnote des hl. Ludwig:
Wer immer,
ob gerecht oder Sünder, mit frommer Ehrfurcht zu Maria seine Zuflucht nimmt, wird
vom höllischen Feind weder betrogen noch verschlungen werden. Der
hl. Katharina von Siena
wurde geoffenbart:
"Wer immer, ob Gerechter oder Sünder, mit frommer Ehrfurcht zu ihr seine Zuflucht
nimmt, wird vom höllischen Feinde weder betrogen noch verschlungen werden."
Bist
du aber bereits durch die Gnade Gottes dahin gelangt, so bleibe der Übung des hl.
Rosenkranzes treu, wenn du dich auf dieser Stufe erhalten und durch die Demut darin
höher steigen willst; denn niemals wird eine Seele, die
ihren Rosenkranz täglich betet, in eine formelle Irrlehre fallen,
noch vom Teufel getäuscht werden; das ist eine Behauptung, die ich mit meinem Blut
unterschreiben würde.
Wenn aber Gott in seiner großen Barmherzigkeit mitten
im Rosenkranz dich ebenso mächtig an sich zieht wie viele Heilige, so lasse dich
von ihm ziehen, lasse Gott in dir wirken und beten und auf seine Weise den Rosenkranz
verrichten und lasse es für diesen Tag bei diesem Rosenkranz bewenden.
Wenn du aber nur in der tätigen Beschauung oder
im gewöhnlichen Gebet der Ruhe, der Gegenwart Gottes und der Liebe bist, so hast
du noch weniger Grund, den Rosenkranz aufzugeben, und weit entfernt, durch dieses
Gebet in der Betrachtung und in der Tugend zurückzuschreiten, wird es dir im Gegenteil
eine wunderbare Hilfe und die wahre Jakobsleiter mit fünfzehn
Sprossen sein, auf denen du von Tugend zu Tugend, von Licht
zu Licht emporsteigen und ohne Täuschung leicht zum Vollalter Jesu Christi gelangen
wirst.
26. Rose - Der Rosenkranz, ein erhabenes Gebet.
Hüte dich wohl, den Eigensinn jener
frommen Seele von Rom
nachzuahmen, deren
Geschichte
so oft erzählt wird.
Es war eine so fromme und eifrige Person, daß sie durch ihr hl. Leben die strengsten
Ordensleute der Kirche Gottes beschämte. Als sie den hl. Dominikus um Rat fragen
wollte und bei ihm gebeichtet hatte, legte er ihr als Buße einen einzigen Psalter
auf und gab ihr den Rat, ihn täglich zu beten. Sie entschuldigte sich und sagte,
sie habe ihre wohlgeordneten Übungen, gewinne täglich die Stationsablässe von Rom,
trage das härene Bußkleid, das Zilizium, geißle sich mehrmals in der Woche, faste
soviel und verrichte noch andere Bußwerke. Der hl. Dominikus drängte und drängte
sie, seinen Rat zu befolgen, sie aber wollte nichts davon wissen. So verließ sie
den Beichtstuhl und nahm beinahe Ärgernis am Vorgehen des neuen Seelenführers, der ihr eine
Andacht beibringen wollte, an der sie keinen Geschmack finden konnte.
Plötzlich ward sie im Gebet entrückt und sah ihre Seele vor dem
höchsten Richter erscheinen.
Der hl. Erzengel Michael legte in die eine Waagschale
alle ihre Bußwerke und anderen Gebete und in die andere Schale alle ihre Sünden
und Unvollkommenheiten. Er hob die Schale in die Höhe: die Waagschale mit den guten
Werken schnellte empor und konnte die Schale mit den Sünden und Unvollkommenheiten
nicht aufwiegen. Ganz erschrocken rief sie um Erbarmen und wandte sich an die Himmelskönigin, ihre Fürsprecherin, welche in die Schale mit den guten Werken den einzigen
Psalter fallen ließ, den sie als Buße gebetet hatte, und dieser war so schwer, daß
er sowohl all ihren Sünden, wie auch allen ihren guten Werken das Gleichgewicht
hielt. Gleichzeitig wurde sie von Maria getadelt, daß sie sich geweigert habe, dem
Rat ihres Dieners Dominikus zu folgen und den Psalter täglich zu beten. Wieder zu
sich gekommen, ging sie und warf sich dem Heiligen zu Füßen, erzählte ihm, was ihr
begegnet, bat ihn um Verzeihung wegen ihrer Ungläubigkeit, versprach, den Psalter
jeden Tag zu beten und gelangte dadurch zur christlichen Vollkommenheit und zur
ewigen Glorie.
Lernt daraus, mystische Seelen, die Kraft, den Preis
und die Wichtigkeit dieser Andacht des Rosenkranzes mit Betrachtung der
hl. Geheimnisse erkennen.
Wer ist im Gebet höher emporgestiegen als die
hl. Maria Magdalena, welche siebenmal des Tages von den Engeln in den Himmel
entrückt wurde und die in der Schule Jesu Christi und seiner heiligsten Mutter selbst
gewesen war? Und doch, als sie eines Tages Gott um ein besonderes Mittel bat, um
in seiner Liebe zu wachsen und zur höchsten Vollkommenheit zu gelangen, kam der
hl. Erzengel Michael von Gott gesandt zu ihr, um ihr zu sagen, er wisse kein anderes
Mittel, als vor einem Kreuz, das er ihr vor die Höhle pflanzte, die schmerzhaften
Geheimnisse zu betrachten, deren Verwirklichung sie einst mit eigenen Augen geschaut
hatte.
Möge dich das Beispiel des
hl. Franz von Sales,
dieses großen Seelenführers seines Jahrhunderts, der bei all seiner großen Heiligkeit
sich durch ein Gelübde verpflichtete, alle Tage seines Lebens den Rosenkranz zu
beten, zum Beitritt in die Rosenkranzbruderschaft bewegen!
Der
hl. Karl Borromäus betete
ihn auch täglich und empfahl seinen Priestern und Klerikern
in den Seminarien, sowie dem ganzen Volk die Andacht sehr.
Der
hl. Pius V.,
einer der größten Päpste, die die Kirche regiert haben,
betete den Rosenkranz jeden Tag.
Der hl. Thomas von Villanova, Erzbischof von
Valencia, der hl. Ignatius von Loyola, der hl. Franz Xaver, der hl. Franz Borgias,
die hl. Theresia, der hl. Philipp Neri und mehrere andere große Männer, die ich
übergehe, haben sich durch diese Andacht ausgezeichnet. Folgt ihrem Beispiel, eure
Seelenführer werden sich darüber freuen, und wenn sie sehen, welche Früchte ihr
daraus zieht, so werden sie die ersten sein, die euch dazu ermuntern.
27. Rose - Wohltaten und Wirkungen des Rosenkranzes.
Um euch noch mehr zu dieser Andacht der großen
Seelen zu ermuntern, füge ich noch bei, daß der unter Betrachtung der hl. Geheimnisse
gebetete Rosenkranz:
1. uns unmerklich zur vollkommenen Erkenntnis Jesu
Christi führt;
2. unsere Seelen von der Sünde reinigt;
3. uns über alle unsere Feinde siegreich macht;
4. uns die Übung der Tugenden leicht macht;
5. uns mit der Liebe Jesu Christi entflammt;
6. uns mit Gnaden und Verdiensten bereichert;
7. uns ein Mittel an die Hand gibt, um alle unsere
Schulden gegen Gott
und die Menschen zu zahlen; und endlich
8. uns von Gott alle Arten von Gnaden erlangt.
Die Kenntnis Jesu Christi ist die Wissenschaft der
Christen und die Wissenschaft des Heils. Sie übersteigt,
sagt der hl. Paulus (Phil 3,8), alle menschlichen Wissenschaften an Wert und Vortrefflichkeit:
1. wegen der Würde ihres Gegenstandes, nämlich
eines Gottmenschen, vor dem das ganze Weltall nichts ist als ein Tautropfen oder
ein Sandkorn;
2. wegen ihrer Nützlichkeit; die menschlichen
Wissenschaften erfüllen uns nur mit leerem Dünkel und eitlem Stolz (1 Kor 8,1);
3. wegen ihrer Notwendigkeit; denn man kann nicht
gerettet werden ohne die Erkenntnis Jesu Christi, und einer, der alle anderen Wissenschaften
nicht kennt, wird gerettet werden, wenn er nur mit der Wissenschaft Jesu Christi
erleuchtet ist.
Glückseliger Rosenkranz, der uns diese Wissenschaft
und Erkenntnis Jesu Christi vermittelt, indem er uns anleitet, das Leben, das Leiden,
den Tod und die Glorie Jesu Christi zu betrachten! Als die Königin von Saba die
Weisheit Salomons bewunderte, rief sie aus: "Glückselig sind deine Leute und glückselig
deine Diener, die immerdar vor dir stehen und deine Weisheit hören" (1 Kg 10,8).
Doch glücklicher jene Gläubigen, die aufmerksam das Leben, die Tugenden, die Leiden
und die Glorie des Erlösers betrachten, denn sie erwerben sich dadurch die vollkommene
Erkenntnis, worin das ewige Leben besteht. (Jo 17,3).
Die Allerseligste Jungfrau offenbarte
dem sel. Alanus, daß die verhärteten Sünder gerührt wurden und
ihre Missetaten bitter beweinten, sobald der hl. Dominikus den Rosenkranz predigte.
Kleine Kinder sogar taten unglaubliche Bußwerke; der Eifer war so groß, daß überall,
wo er predigte, die Sünder das Leben änderten und alles mit ihren Bußwerken und
der Besserung ihres Lebens erbauten. Wenn du dein Gewissen von Sünden belastet fühlst,
so nimm deinen Rosenkranz und bete einen Teil davon zu Ehren einiger Geheimnisse
des Lebens, Leidens oder der Glorie Jesu Christi und sei überzeugt, daß Jesus Christus
dem Vater im Himmel, während du diese Geheimnisse ehrst und betrachtest, seine hl.
Wunden zeigt. Er wird Fürbitte für dich einlegen und dir Reue und die Verzeihung
deiner Sünden erlangen.
Eines Tages sagte
der
göttliche Heiland zum sel. Alanus: "Wenn jene unglücklichen
Sünder den Rosenkranz oft beteten, so würden sie an den Verdiensten meines Leidens
teilnehmen und ich würde als ihr Fürsprecher die göttliche Gerechtigkeit besänftigen."
Dieses Leben ist ein fortwährender Kampf und
eine beständige Versuchung; denn wir haben nicht den Kampf wider Fleisch und Blut
zu führen, sondern wider die Mächte und Gewalten, wider die Weltbeherrscher dieser
Finsternis, wider die Geister der Bosheit (Eph 6,12). Welche bessere Waffe werden
wir ergreifen, um sie zu bekämpfen, als das Gebet, das unser großer Feldherr uns
gelehrt, als den Engelsgruß, der die Teufel vertrieben, die Sünde zerstört und die
Welt wieder erneuert hat, als die Betrachtung des Lebens und Leidens Jesu Christi?
Mit diesem Gedanken müssen wir uns wappnen, wie der hl. Petrus befiehlt, um uns
gegen dieselben Feinde zu verteidigen, die er besiegt hat, und die auch uns täglich
angreifen (1 Petr 4,1).
"Seit der Teufel", sagt der Kard. Hugo, "durch
die Demut und das Leiden Jesu Christi besiegt worden ist, kann er gleichsam einer
Seele nichts mehr anhaben, die mit der Betrachtung seiner Geheimnisse ausgerüstet
ist, oder wenn er sie angreift, so wird er schmählich besiegt."
Zieht also diese Waffenrüstung Gottes an (Eph
6,11), den hl. Rosenkranz, und ihr werdet das Haupt des
Teufels zertreten und in allen seinen Versuchungen standhaft bleiben.
Daher kommt es, daß selbst der materielle Rosenkranz
dem Teufel so schrecklich ist und daß die Heiligen sich desselben bedient haben,
um den bösen Feind in die Flucht zu schlagen und aus dem Körper der Besessenen zu
vertreiben, wovon mehrere Geschichten Zeugnis ablegen.
Ein Mensch, sagt der sel. Alanus, der vergeblich
alle Arten von Andachtsübungen versucht hatte, um von einem bösen Geist, von dem
er besessen war, befreit zu werden, geriet auf den Einfall, sich einen Rosenkranz
um den Hals zu legen, was ihm Erleichterung brachte. Da er nun gemerkt hatte, daß
der Teufel ihn sofort heftig quälte, sobald er den Rosenkranz vom Hals wegnahm,
beschloß er, den Rosenkranz Tag und Nacht zu tragen,
wodurch der Teufel, der eine solch schreckliche Kette nicht ertragen konnte, für
immer vertrieben wurde. Der sel. Alanus bezeugte, er habe eine große Zahl Besessener
dadurch befreit, daß er ihnen so den Rosenkranz um den Hals legte.
Als P. Johann Amat aus dem Orden des hl. Dominikus
im Königreich Aragonien die Fastenpredigten hielt, führte man
ein vom Teufel besessenes Mädchen
zu ihm.
Nachdem er den Exorzismus mehrmals vergeblich angewandt hatte, legte er ihr seinen
Rosenkranz um den Hals, und sogleich fing sie an, ein schreckliches Geschrei und
Geheul auszustoßen, indem sie sagte: "Fort, fort mit diesen Körnern, die mich quälen!"
endlich nahm ihr der Vater aus Mitleid mit seiner armen Tochter den Rosenkranz vom
Hals.
In der folgenden Nacht, als sich der Pater zur Ruhe
begeben hatte, kamen dieselben Dämonen, von denen das Mädchen besessen war, wutschäumend
zu ihm, um sich seiner zu bemächtigen; doch mit seinem Rosenkranz, den er fest in
der Hand hielt, schlug er sie trotz ihrer Anstrengungen, ihm denselben zu entreißen,
wunderbar in die Flucht, indem er sprach: " Hl. Maria, unsere Liebe Frau vom hl.
Rosenkranz, hilf mir!" (Es ist hilfreich nachts den Rosenkranz um die Hand zu wickeln.)
Als er am folgenden Morgen zur Kirche ging, begegnete
er jenem armen Mädchen, das noch besessen war. Einer der Teufel, die in ihr waren,
fing an, sich über ihn lustig zu machen, indem er sagte: "Nicht wahr, Bruder, wenn
du deinen Rosenkranz nicht gehabt hättest, hätten wir dich schön hergerichtet!"
Dann warf der Pater unversehens seinen Rosenkranz um den Hals des Mädchens, indem
er sprach: "Durch die heiligsten Namen Jesu und Mariens, seiner hl. Mutter, und
durch die Kraft des heiligsten Rosenkranzes befehle ich
euch, unreine Geister, sofort aus diesem Körper zu fahren!"
Augenblicklich waren sie gezwungen, zu gehorchen, und das Mädchen war befreit.
Diese Erzählungen zeigen uns, wie groß die Macht
des hl. Rosenkranzes ist, um alle Arten von Versuchungen und Sünden zu besiegen,
weil die geweihten Körner des Rosenkranzes sie verscheuchen.
28. Rose - Heilsame Früchte, die durch die Betrachtung
des Leidens Christi hervorgerufen werden.
Der hl. Augustinus versichert, es gebe keine
für das Seelenheil wirksamere und nützlichere Übung, als oft an die Leiden unseres
Heilandes zu denken.
Dem hl. Albert dem Großen, dem Lehrer des hl.
Thomas, wurde geoffenbart, daß die bloße Erinnerung oder
Betrachtung des Leidens Jesu Christi für den Christen verdienstlicher sei, als ein
Jahr lang jeden Freitag bei Wasser und Brot zu fasten
oder
alle Wochen sich bis aufs Blut zu geißeln oder jeden Tag das Psalterium (die 150
Psalmen) zu beten. Wie groß ist infolgedessen das Verdienst des Rosenkranzes, der
das Gedächtnis des ganzen Lebens und Leidens unseres Herrn in sich schließt!
Die Gottesmutter offenbarte eines Tages dem sel.
Alanus, daß es nach dem hl. Meßopfer,
welches die erste und lebendigste Gedächtnisfeier des Leidens Jesu Christi ist,
keine ausgezeichnetere und verdienstlichere Andacht als
den Rosenkranz gebe, der gleichsam eine zweite Gedächtnisfeier
und eine zweite Darstellung des Lebens und Leidens Jesu Christi ist.
P. Dorland berichtet, die Mutter Gottes habe
eines Tages dem ehrwürdigen Kartäuser P. Dominikus, einem Verehrer des Rosenkranzes
in Trier, im Jahr 1481 gesagt: "Jedesmal, wenn ein Gläubiger im Gnadenstand den
Rosenkranz mit Betrachtung der Geheimnisse des Lebens und Leidens Jesu Christi betet,
erhält er die volle und ganze Nachlaß aller seiner Sünden."
Sie sagte auch zum sel. Alanus: "Wisse, obschon
meinem Rosenkranz so viele Ablässe verliehen sind,
so werde
ich doch für jeden Rosenkranz noch viel mehr hinzufügen für jene, die ihn ohne schwere
Sünde andächtig auf den Knien beten, und wer immer
in der Andacht zum hl. Rosenkranz verharrt, dem werde ich in seiner Todesstunde
zur Belohnung für diesen treuen Dienst volle Vergebung aller seiner Sündenstrafen
und aller seiner Sündenschuld erlangen. Und das soll dir nicht unglaubwürdig erscheinen;
es ist mir leicht, denn ich bin die Mutter des Königs der Himmel und heiße voll
der Gnade, und da ich voll der Gnade bin, werde ich sie über meine geliebten Kinder
reichlich ausgießen."
Der hl. Dominikus war so sehr von der Wirksamkeit
und dem Verdienst des hl. Rosenkranzes überzeugt, daß er seinen Beichtkindern fast
keine andere Buße auferlegte, wie wir in der obigen Erzählung von jener frommen
Frau zu Rom gehört haben, welcher er einen einzigen Psalter zur Buße gab.
Um sicher in den Fußstapfen dieses großen
Heiligen
zu wandeln, sollten die Beichtväter ihren Beichtkindern viel mehr den Rosenkranz
mit Betrachtung der hl. Geheimnisse auferlegen als andere Bußwerke, die nicht so
verdienstlich sind, nicht so gottgefällig, den Seelen zum Fortschritt in der Tugend
weniger behilflich, und weniger wirksam, sie vor dem Rückfall in die Sünde zu bewahren.
Überdies gewinnt man durch den Rosenkranz eine Menge von Ablässen, die nicht mit
vielen anderen Andachtsübungen verbunden sind.
"Gewiß", sagt der ehrwürdige
Blosius, "ist der Rosenkranz mit den Betrachtungen
des Lebens und Leidens Jesu Christi dem göttlichen Heiland und seiner heiligsten
Mutter sehr wohlgefällig, und sehr wirksam, alle Gnaden zu erlangen. Wir können
ihn sowohl für uns als auch für jene, die uns empfohlen wurden, und für die ganze
Kirche beten. Nehmen wir doch Zuflucht zur Andacht des hl. Rosenkranzes in allen
unseren Bedürfnissen, und wir werden unfehlbar erlangen, was wir von Gott für unser
Seelenheil erbitten."
29. Rose - Der Rosenkranz als Seelenretter.
Nach dem hl. Dionysius gibt es nichts Göttlicheres,
nichts Erhabeneres noch Gottgefälligeres, als am Heil der Seelen mitzuwirken und
die Machenschaften des Teufels, der an ihrem Verderben arbeitet, zu vereiteln. Dafür
ist der Sohn Gottes auf die Erde herabgestiegen. Durch die Gründung der Kirche hatte
er das Reich Satans zerstört, aber dieser Tyrann hatte durch die Irrlehre der Albigenser,
durch Haß, Uneinigkeit und durch die abscheulichen Laster, in die er die Welt des
elften Jahrhunderts stürzte, seine Kraft wieder gefunden und über die Seelen eine
grausame Herrschaft ausgeübt.
Wo war nun das Heilmittel für diese Unordnung?
Wie konnte man die Kraft Satans brechen? Die Allerseligste Jungfrau, die Beschützerin
der Kirche, hat kein wirksameres Mittel gegeben, um den Zorn ihres Sohnes zu besänftigen,
die Irrlehre auszurotten und die Sitten der Christen zu verbessern, als die Rosenkranzbruderschaft.
Wie der Erfolg bewies, hat der Rosenkranz die Liebe zu Gott
und den häufigen Empfang der Sakramente wie in den ersten goldenen Zeiten der Kirche
erneuert und die Sitten der Christen verbessert, beteten,
welche diese Andacht pflegten. Er sah auch unzählige Kronen aus sehr schönen und
duftenden Blumen, die für die andächtigen Beter des Rosenkranzes bereit waren
und erkannte, daß sie sich, so oft sie den Rosenkranz beten, eine Krone flechten,
womit sie im Himmel eines Tages geschmückt werden.
Die Vision dieses frommen Kartäusers ist jener
des Liebesjüngers ähnlich, wo er eine unzählbare Menge von Engeln und Heilige sah,
welche Jesus Christus lobten und für alles priesen, was er auf dieser Welt für unser
Heil getan und gelitten hat (Offb 4-5). Und was tun die frommen Mitglieder der Rosenkranzbruderschaft
anderes?
Man darf sich aber nicht einbilden, der Rosenkranz
sei nur für die Frauen, Kleinen und Unwissenden; er ist auch für die Männer, selbst
für die größten Männer.
Sobald der hl. Dominikus dem
Papst Innozenz III.
den vom Himmel erhaltenen
Befehl, diese hl. Bruderschaft zu errichten, mitgeteilt hatte, approbierte sie der
hl. Vater, ermahnte den hl. Dominikus, sie zu verkünden, und wollte selbst auf genommen
werden. Selbst die Kardinäle schlossen sich mit großem Eifer an, sodaß Lopez behauptet:
Kein Geschlecht, kein Alter, kein Stand entzog sich der Andacht des Rosenkranzes.
So finden wir in dieser Bruderschaft Personen
aller Stände: Herzoge, Fürsten, Könige ebensogut wie Prälaten, Kardinäle, Päpste,
deren Aufzählung für diesen Abriß zu lang wäre; und, lieber Leser, durch deinen
Beitritt zu dieser Bruderschaft hast du an ihrer Andacht Anteil, an ihren Gnaden
auf Erden und an ihrer Glorie im Himmel.
30. Rose - Geistige Vorteile der Rosenkranzbruderschaft.
Wenn die geistigen Vorteile, die Gnaden und Ablässe
eine Bruderschaft empfehlenswert machen, so kann man sagen, daß die des hl. Rosenkranzes
die empfehlenswerteste aller kirchlichen Bruderschaften ist, denn sie ist am meisten
mit Ablässen bereichert. Seit ihrer Entstehung gab es beinahe keinen Papst, der
nicht zu ihren Gunsten die Schätze der Kirche geöffnet hätte, um sie zu bereichern.
Und weil das Beispiel mehr noch als Worte und Wohltaten hinreißt, haben die Päpste
auf keine bessere Weise ihre Hochschätzung für diese hl. Bruderschaft bekunden können,
als indem sie selber ihr angehören wollten.
[Hier wurde die alte Ablaßordnung erwähnt, die
aber geändert wurde. Früher konnte man theoretisch an einem Tag mehrere vollkommene
Ablässe gewinnen; doch praktisch ist kaum jemand so losgelöst von allem Irdischen,
daß er überhaupt einen erhalten kann. Denn wer ist so geduldig, daß er bei einem
Unglück, Verlust seines Besitzes wie der hl. Job beten kann: Gott hat es gegeben,
Gott hat es genommen, gepriesen sei der Name des Herrn! ? Als der hl. Pius X. einmal
den päpstlichen Segen gab, durfte er sehen, daß nur drei Personen von 100.000 den
vollkommenen Ablaß erhielten. Hüten wir uns vor dem Gebetsmaterialismus. Beten wir
lieber einfach mit ganzem Herzen: Gott sei mir Sünder gnädig.]
Vierter Zehner
Vortrefflichkeit des hl. Rosenkranzes
in den Wundem, die Gott zu seinen Gunsten gewirkt hat.
31. Rose - Die hl. Blanka von Kastilien. Alfons
VIII.
Als der hl. Dominikus die
Königin Blanka
von Frankreich besuchte,
welche zu ihrer größten Betrübnis
12 Jahre lang kinderlos
war, gab er ihr den Rat, täglich den Psalter zu beten, um
die Gnade des Kindersegens vom Himmel zu erlangen. Sie tat es und gebar 1213 ihren
Erstgeborenen, den sie Philipp nannte. Als aber das Kind noch in der Wiege vom Tod
hinweggerafft wurde, nahm die fromme Königin mehr denn je ihre Zuflucht zur lieben
Gottesmutter und ließ eine Menge Rosenkränze am ganzen Hof und in mehreren Städten
des Königreiches verteilen, damit Gott ihr einen ganzen Segen schenke. Was auch
geschah, denn im Jahr 1215 wurde der hl. König Ludwig IX.
(1226 -1270), der Ruhm Frankreichs und das Vorbild der christlichen Könige geboren.
Alfons VIII., König von
Aragonien und Kastilien, wurde von Gott wegen seiner Sünden vielfach bestraft, und
er wurde gezwungen, sich in die Stadt eines Verbündeten zurückzuziehen. Es traf
sich, daß der hl. Dominikus am Weihnachtstag in derselben Stadt weilte und nach
seiner Gewohnheit über den Rosenkranz und die Gnaden predigte, welche man von Gott
durch diese Andacht erlange. Er sagte unter anderem, daß alle, die ihn andächtig
beten, den Sieg über ihre Feinde davontragen und alles zurückerhalten, was sie verloren
haben.
Der König merkte sich diese Worte wohl, ließ
den hl. Dominikus rufen und fragte ihn, ob das, was er vom Rosenkranz gepredigt
habe, auch wirklich wahr sei. Der Heilige antwortete, man dürfe nicht daran zweifeln,
und versprach ihm, wenn er diese Andacht pflegen wolle und sich in die Bruderschaft
einschreiben lasse, werde er den Erfolg selbst sehen. Der König entschloß sich,
täglich den Psalter zu beten und fuhr damit ein Jahr lang fort.
Und wieder am Weihnachtstag erschien ihm, nachdem
er den Psalter beendigt hatte, die Allerseligste Jungfrau und sprach: "Alfons, seit
einem Jahr nun dienst du mir fromm durch meinen Rosenkranz, nun komme ich, dich
zu belohnen. Wisse, daß ich von meinem Sohn die Verzeihung
all deiner Sünden erlangt habe. Siehe, ich gebe dir einen
Rosenkranz; trage ihn bei dir, und keiner deiner Feinde wird dir jemals etwas anhaben
können." Sie verschwand und ließ den König sehr getröstet zurück.
Er ging mit dem empfangenen Rosenkranz in der
Hand nach Hause und erzählte freudig der Königin die Gnade, die er soeben von der
Himmelskönigin empfangen hatte. Als er ihr mit dem Rosenkranz die Augen berührte,
erhielt sie das Augenlicht wieder zurück, das sie verloren hatte.
Einige Zeit nachher griff der König, der mit
Hilfe der Verbündeten einige Truppen wieder gesammelt hatte, seine Feinde mutig
an und zwang sie, ihm seine Länder zurückzugeben und die Schäden gutzumachen. Er
vertrieb sie vollständig und hatte im Krieg solchen Erfolg, daß ihm von allen Seiten
Soldaten zuströmten, um unter seinen Fahnen zu kämpfen, an die der Sieg
geheftet schien. Man darf sich darüber nicht wundern, denn
er führte keine Schlacht, ohne vorher den Psalter auf den Knien
zu beten; er ließ seinen ganzen Hof in die Bruderschaft
aufnehmen und verpflichtete seine Offiziere und Diener, den Rosenkranz zu beten.
Auch die Königin ließ sich aufnehmen, und beide verharrten im Dienst der Allerseligsten
Jungfrau und lebten in großer Frömmigkeit.
32. Rose - Don Perez
Der hl. Dominikus hatte einen Vetter namens Don
Perez oder Pedro, der ein sehr ausschweifendes Leben führte.
Als er von den wunderbaren Predigten des Heiligen und von den dadurch bewirkten
Bekehrungen vernommen, sprach er: "Ich hatte die Hoffnung auf mein Heil aufgegeben,
aber nun fange ich an, Mut zu schöpfen, ich muß diesen Gottesmann hören."
Er kam also eines Tages zur Predigt des hl. Dominikus.
Als der Heilige ihn sah, verdoppelte er seinen Eifer, um gegen die Laster zu donnern,
und er bat Gott in seinem Herzen, die Augen seines Vetters zu öffnen und ihm seinen
elenden Seelenzustand zu zeigen. Don Perez war zuerst etwas erschrocken; aber er
entschloß sich nicht, sich zu bekehren.
Ein anderes Mal kam er wieder zur Predigt. Weil
der Heilige aber sah, daß dieses verstockte Herz sich nicht ohne irgendein außerordentliches
Ereignis bekehren würde, rief er ganz laut: "O Herr Jesus, zeige dieser ganzen Zuhörerschaft
den Zustand desjenigen, der soeben in dein Haus eingetreten ist."
Alsdann sah das ganze Volk Don Perez von einer
Schar Teufel in der Gestalt schrecklicher Tiere umgeben, die ihn mit eisernen Ketten
gebunden hielten. Alle flohen ganz entsetzt, die einen hierhin,
die andern dorthin: er selbst war noch mehr darüber entsetzt, sich als Gegenstand
des Abscheus aller zu sehen.
Der Heilige befahl allen, stehenzubleiben, und
sagte zum Edelmann: "Erkenne, Unglücklicher, den beweinenswerten Zustand, in dem
du dich befindest; wirf dich der Zuflucht der Sünder zu Füßen! (Er übergab ihm einen
Rosenkranz.) Nimm diesen Rosenkranz, bete ihn mit Andacht und Reue über deine Sünden
und fasse den Entschluß, dein Leben zu ändern."
Der Sünder warf sich auf die Knie und betete
den Rosenkranz; dann fühlte er sich gedrängt, zu beichten,
was er mit großer Zerknirschung tat. Der Heilige befahl ihm, den hl. Rosenkranz
täglich zu beten, was er zu tun versprach. Darauf schrieb er sich eigenhändig in
die Bruderschaft ein. Sein Antlitz, das vorher alle in Schrecken
versetzt hatte, erschien beim Verlassen der Kirche leuchtend,
wie das eines Engels. Er verharrte in der Andacht zum hl. Rosenkranz, führte ein
sehr erbauliches Leben und starb selig.
33. Rose - Ein besessener Albigenser
Als der
hl. Dominikus
in der Nähe von Carcassonne den hl. Rosenkranz predigte, führte man ihm einen vom Teufel
besessenen Albigenser
zu. Der Heilige sprach
in Gegenwart einer großen Volksmenge den Exorzismus über ihn; man schätzte die Zahl
der Zuhörer auf mehr als 12.000 Personen.
Die Dämonen, von denen der Unglückliche besessen
war, wurden vom Heiligen gezwungen, gegen ihren Willen zu gestehen:
1. daß sie 15.000 an Zahl im Körper dieses Unglücklichen
seien, weil er die fünfzehn Geheimnisse des Rosenkranzes angegriffen habe;
2. daß Dominikus mit dem hl. Rosenkranz die ganze
Hölle in Schrecken versetze und daß sie ihn am meisten von allen Menschen haßten,
weil er ihnen durch die Rosenkranzandacht die Seelen raube.
3. Offenbarten sie ihm mehrere andere Einzelheiten.
Dann legte der hl. Dominikus den Rosenkranz um den
Hals des Besessenen und fragte, wen von allen Heiligen des Himmels sie am meisten
fürchteten und wer am meisten von den Menschen geliebt und geehrt werden müsse.
Bei dieser Frage stießen sie ein so fürchterliches Geheul aus, daß der größte Teil
der Zuhörer von Schrecken ergriffen zu Boden fiel. Alsdann weinten und lamentierten
die bösen Geister, um nicht antworten zu müssen, auf eine so erbarmungswürdige und
rührende Weise, daß mehrere der Anwesenden aus natürlichem Mitleid weinten.
Die Dämonen sagten durch den Mund des Besessenen
mit kläglicher Stimme: "Dominikus, Dominikus, habe Erbarmen mit uns, wir versprechen
dir, daß wir dir niemals schaden werden. Du, der du mit den Sündern und Unglücklichen
so viel Mitleid hast, erbarme dich über uns Elende. Ach, wir leiden so sehr, warum
findest du Vergnügen daran, unsere Qualen zu vermehren? Begnüge dich mit den Peinen,
die wir ausstehen. Erbarmen! Erbarmen! Erbarmen!"
Ohne sich durch die ergreifenden Worte dieser
unglückseligen Geister rühren zu lassen, antwortete ihnen der Heilige, er werde
nicht aufhören, sie zu quälen, bis sie seine Fragen beantwortet hätten. Die Teufel
erwiderten nun, sie wollten ihm darauf antworten, aber im geheimen und nicht vor
allen Leuten.
Der Heilige bestand darauf und befahl ihnen,
zu antworten und laut zu sprechen. Doch die Teufel wollten kein Wort mehr sagen,
wie sehr er ihnen auch befahl.
Da kniete er nieder und richtete folgendes Gebet
an Maria: "O erhabenste Jungfrau Maria, durch die Kraft
des Psalters und Rosenkranzes befiehl diesen Feinden des Menschengeschlechtes, meine Frage zu beantworten."
Nach diesem Gebet brach eine Feuerflamme aus den
Ohren, der Nase und dem Mund des Besessenen hervor, welche alle erzittern machte,
ohne jedoch jemand Schaden zuzufügen. Dann schrieen die Teufel:
"Dominikus, durch das Leiden Jesu Christi und
durch die Verdienste seiner hl. Mutter und aller Heiligen bitten wir dich, gestatte
uns, aus diesem Körper zu weichen, ohne etwas zu sagen; denn, wenn du willst, werden
es dir ja die Engel offenbaren. Sind wir denn nicht Lügner? Warum willst du uns
glauben? Quäle uns nicht noch mehr, habe Mitleid mit uns."
"Ihr Elenden, ihr seid unwürdig, erhört zu werden",
entgegnete der hl. Dominikus.
Er warf sich wieder auf die Knie und betete:
"O Du würdigste Mutter der Weisheit, ich bitte Dich
für das hier gegenwärtige Volk, das in der Art und Weise, den Rosenkranz zu beten
bereits unterrichtet ist. Zwinge Deine Feinde, öffentlich die volle und aufrichtige
Wahrheit darüber zu verkünden!"
Kaum hatte er das Gebet vollendet, so sah er
die Himmelskönigin von einer Menge von Engeln umgeben. Sie hielt einen goldenen
Stab in der Hand, womit sie den Besessenen schlug, und sprach: "Antworte meinem
Diener Dominikus auf seine Frage!" (Nur der hl. Dominikus sah und hörte die Allerseligste
Jungfrau, nicht aber das Volk.) Dann fingen die Teufel an zu schreien und sagten:
"O Du unsere Feindin, o Du unsere Verderbnis,
Du unsere Beschämung! Warum bist Du vom Himmel herabgestiegen, um uns so zu quälen?
Du, die du die Hölle leerst und als mächtige
Anwältin für die Sünder bittest, o sicherster und gefahrlosester
Weg zum Himmel, sollen wir gezwungen sein, gegen unseren
Willen die volle Wahrheit zu sagen; müssen wir wirklich vor aller Welt bekennen,
welches die Ursache unserer Beschämung ist und wodurch wir zuschanden werden? Weh
uns und ewiger Fluch unseren Fürsten der Finsternis!
Hört
also, ihr Christen!
Diese Mutter Christi ist die allmächtigste,
um zu verhindern, daß ihre Diener in unseren höllischen Abgrund stürzen. Sie ist
es, die wie eine Sonne die Finsternis all unserer Anschläge und Listen zerstreut
(und schwächt). Sie ist es, die unsere Fallstricke aufdeckt, unsere Schlingen zerreißt
und all unsere Versuchungen zunichte macht. Gezwungenerweise gestehen wir,
daß niemand, der in ihrem hl. Dienst und frommen Hingabe
verharrt, mit uns verdammt wird. Ein einziger ihrer Seufzer,
den sie der allerheiligsten Dreifaltigkeit darbringt, übersteigt und übertrifft
alle Gebete aller Heiligen (all ihre frommen und heiligen Wünsche und jegliches
Verlangen). Wir fürchten sie mehr als alle Heiligen des Paradieses und wir vermögen
ihren treuen Dienern nichts anzuhaben.
Bekannt ist euch, daß viele Christen, die sie
in ihrer Todesstunde anrufen, durch ihre Dazwischenkunft gegen unsere Rechte gerettet
werden. Wenn nicht diese Marietta (so nannten sie sie in ihrer Wut) uns widerstanden
und unsere Anstrengungen vereitelt hätte, so hätten wir schon lange die ganze Kirche
gestürzt und ausgerottet und alle ihre Stände und Orden vom Glauben abfallen lassen..
Durch Gewalt und Zwang genötigt, bekennen wir
überdies, daß keiner, der in der Übung des Rosenkranzes
(oder des Psalters)
ausharrt, verdammt
wird. Denn sie erlangt ihren ergebenen Dienern eine wahre
Reue über ihre Sünden, wodurch sie deren Nachlaß erlangen."
Nachher ließ der hl. Dominikus das ganze Volk
langsam und andächtig den Rosenkranz beten und (o Wunder!) bei jedem Ave Maria,
das der Heilige mit dem Volk betete, verließ eine große Menge von Teufeln den Leib
des Unglücklichen in Gestalt feuriger Kohlen. Nachdem die Teufel ihn alle verlassen
hatten und der Irrlehrer ganz befreit war, gab die Allerseligste Jungfrau, obgleich
unsichtbar, dem ganzen Volk den Segen, den die Anwesenden freudig
empfanden. Das Wunder aber bewirkte, daß eine große Zahl
Irrgläubiger sich bekehrte und sich in die Rosenkranzbruderschaft
aufnehmen ließ.
34. Rose - Simon von Montfort. Alanus von Lanvallay.
Othère.
Wer könnte die Siege zählen, die
Graf Simon von Montfort
über die Albigenser
unter dem Schutz Unserer Lieben Frau vom hl. Rosenkranz davongetragen? Sie sind
so großartig, daß die Welt kaum je Ähnliches erlebt hat.
Einmal schlug er mit 500 Mann 10.000 Häretiker,
ein andermal blieb er mit dreißig Mann Sieger über dreitausend, darauf schlug er
mit 800 Reitern und 1.000 Mann Infanterie die Armee des Königs von Aragonien, welche
aus 100.000 Mann bestand, wobei er nicht mehr als einen einzigen Reiter und acht
von seinen Soldaten verlor.
Aus welchen Gefahren hat Maria nicht den
Alanus von Lanvallay
befreit, einen
bretonischen Ritter, der für den Glauben gegen die Albigenser kämpfte! Als er eines
Tages von allen Seiten von seinen Feinden umgeben war, ließ die Allerseligste Jungfrau
hundertfünfzig Steine auf sie niederfallen und befreite ihn aus ihren Händen.
Ein
andermal, als er Schiffbruch erlitt und sein Schiff am Versinken war, da ließ diese
gute Mutter hundertfünfzig kleine Hügel erscheinen, auf denen er in die Bretagne
gelangte. Zum Andenken an die Wunder, die die Gottesmutter zu seinen Gunsten wegen
des Rosenkranzes wirkte, den er jeden Tag betete, errichtete er in Dinan ein Kloster
für die Ordensbrüder des hl. Dominikus, und, nachdem er selbst Ordensmann geworden, starb er in Orléans
eines hl. Todes.
Othère, auch ein bretonischer
Soldat aus Vaucouleurs, trug den Rosenkranz am Arm und am Säbelknauf und
schlug dadurch oft ganze Kompanien von Häretikern und Räubern in
die Flucht. Die von ihm besiegten Feinde gestanden ihm,
sein Schwert ganz leuchtend gesehen zu haben,
und ein andermal erblickten sie einen Schild an seinem Arm, auf welchem Jesus Christus,
Maria und die Heiligen abgebildet waren, welche ihn unsichtbar machten und ihm die
Kraft gaben, heftig anzugreifen.
Einmal schlug er mit zehn Kompanien 20.000 Häretiker,
ohne einen einzigen von den Seinigen zu verlieren, was den
General der häretischen Truppen
so sehr
ergriff, daß er Othère aufsuchte,
seiner Irrlehre abschwur
und erklärte, er habe ihn im Kampf von feurigen Waffen gedeckt
gesehen.
35. Rose - Der Kardinal Petrus
Der sel. Alanus berichtet, Kard. Petrus mit dem
Titel Sancta Maria jenseits des Tibers, habe, von seinem intimen Freund, dem hl.
Dominikus, über die Andacht zum hl. Rosenkranz belehrt, diese so lieb gewonnen,
daß er ihr Lobredner wurde und sie allen anempfahl. Der Kardinal ward als
Legat ins hl. Land
zu den Christen gesandt,
welche einen Kreuzzug gegen die Sarazenen unternommen hatten. Dort überzeugte er
die christliche Armee so sehr von der Wirksamkeit des Rosenkranzes, daß alle diese Andachtsübung annahmen,
um den Schutz des Himmels zu erflehen in einem Kampf, in dem sie
nur 3.000 Mann waren, über 100.000 Feinde siegten.
Wie wir gesehen haben, fürchten die Teufel den Rosenkranz
überaus. Der hl. Bernhard sagt, der Engelsgruß schlage sie in die Flucht und mache
die ganze Hölle erbeben. Der sel. Alanus versichert, er habe mehrere Personen gesehen,
die die Taufe und Jesus Christus verleugnet und sich dem Teufel mit Leib und Seele
übergeben hatten und die später aus seiner Gewalt befreit wurden, nachdem sie sich
der Andacht des hl. Rosenkranzes zugewandt hatten.
36. Rose - Eine Frau von Antwerpen wird
aus den Ketten
des Teufels befreit
Im Jahr 1578 hatte sich
eine Frau von Antwerpen dem Teufel durch einen mit ihrem Blut unterzeichneten
Zettel verschrieben. Einige Zeit nachher empfand sie schmerzliche
Reue darüber und ein heftiges Verlangen, das Übel wiedergutzumachen. Sie suchte
deshalb einen klugen und liebevollen Beichtvater, um zu erfahren, durch welches
Mittel sie wieder aus der Gewalt des Teufels befreit werden könnte. Sie fand einen
weisen und frommen Priester, der ihr den Rat gab, den Pater Heinrich, Direktor der
Bruderschaft des hl. Rosenkranzes aus dem Kloster des hl. Dominikus aufzusuchen,
um sich von ihm aufnehmen zu lassen und bei ihm zu beichten.
Sie ließ ihn rufen,
aber anstatt des Paters fand sie den Teufel in Gestalt eines Ordensmannes, der sie
strenge tadelte und zu ihr sagte, sie habe von Gott keine Gnade mehr zu erhoffen
und es gebe auch kein Mittel, das zurückzunehmen, was sie unterschrieben habe, was
sie sehr betrübte. Doch verlor sie nicht alle Hoffnung auf die Barmherzigkeit Gottes,
sondern kehrte noch einmal zurück, um den Pater aufzusuchen, und sie fand wieder
den Teufel, der sie wie zuvor zurückwies.
Sie aber kehrte zum dritten Mal zurück
und fand durch göttliche Fügung den Pater Heinrich, den sie suchte, und der sie
liebevoll aufnahm, sie ermahnte, auf die Güte Gottes zu vertrauen und eine gute
Beichte abzulegen. Er nahm sie in die Bruderschaft auf und befahl ihr, oft den Rosenkranz
zu beten. Während der hl. Messe, die der Pater eines Tages für sie las,
zwang die Allerseligste Jungfrau den Teufel, der Frau den Zettel
zurückzugeben, den sie unterschrieben hatte; und auf diese
Weise wurde sie durch die Macht Mariens und durch die Andacht zum hl. Rosenkränze befreit.
37. Rose - Ein Kloster wird durch den Rosenkranz
geistig erneuert.
Ein Edelmann, der mehrere Kinder hatte, schickte
eine seiner Töchter in ein Kloster, aus dem alle Disziplin geschwunden war und in
dem die Klosterfrauen nur nach Eitelkeit und Vergnügen trachteten. Der Beichtvater,
ein eifriger und der Andacht des hl. Rosenkranzes ergebener Priester, wünschte die
junge Ordensfrau von Anfang an in die Übung eines hl. Lebens einzuführen und befahl
ihr deshalb, täglich den Rosenkranz zu Ehren der Gottesmutter zu beten und dabei
das Leben, Leiden und die Glorie Jesu Christi zu betrachten.
Sie nahm diese Andacht sehr gern an. Nach und nach empfand sie Abscheu vor der Regellosigkeit
ihrer Mitschwestern; sie begann, das Stillschweigen und die Betrachtung zu lieben
trotz der Verachtung und der Spötteleien der anderen, die sie als Betschwester behandelten.
Zu derselben Zeit kam ein hl. Abt zur Visitation in jenes Kloster. Während er in Betrachtung war, hatte er ein seltsames Gesicht.
Es schien ihm, als sehe er eine Klosterfrau in ihrem Zimmer im Gebet versunken vor
einer herrlichen Frau von wunderbarer Schönheit und von einer Engelschar umgeben.
Die Engel verjagten mit feurigen Pfeilen eine ganze Menge Teufel, die einzudringen
suchten, und diese bösen Geister flohen in die Zellen der übrigen Klosterfrauen
in Gestalt unreiner Tiere, um sie zur Sünde zu reizen, was ihnen bei vielen gelang.
Durch dieses Gesicht erkannte der Abt den traurigen
Zustand des Klosters und vermeinte vor Traurigkeit zu sterben. Er ließ die junge
Nonne zu sich kommen und ermahnte sie zur Beharrlichkeit. Indem er über die Vortrefflichkeit
des Rosenkranzes nachdachte, faßte er den Plan, durch diese Andacht die Klosterfrauen
geistig zu erneuern. Er kaufte schöne Rosenkränze, die er
allen Schwestern gab, und überredete sie, ihn jeden Tag zu beten,
wobei er versprach, sie niemals zur Reform zu zwingen, wenn sie diesen Rat befolgen
würden.
Sie nahmen die Rosenkränze gern an und versprachen,
ihn unter dieser Bedingung zu beten. Nach und nach gaben sie ihre Eitelkeiten auf,
wandten sich dem Stillschweigen und der Sammlung zu, und
in weniger als einem Jahr verlangten alle von selbst die Reform.
Der Rosenkranz wirkte mehr auf ihre Herzen ein, als der Abt durch seine Ermahnungen
und seine Autorität hätte erreichen können.
38. Rose - Die Andacht eines spanischen Bischofs
zum Rosenkranz.
Eine spanische Gräfin, die vom hl. Dominikus in der
Andacht des hl. Rosenkranzes unterwiesen worden war, betete ihn täglich mit wunderbarem
Fortschritt in der Tugend. Da sie nur nach der Vollkommenheit trachtete, bat sie
eines Tages einen Prälaten und berühmten Prediger, ihr einige Übungen der Vollkommenheit
anzugeben. Der Prälat sagte zu ihr, zuerst müsse sie ihm den Zustand ihrer Seele
und ihre Andachtsübung mitteilen. Sie antwortete, ihre hauptsächlichste Übung sei
der Rosenkranz, den sie täglich bete, indem sie die freudenreichen, die schmerzhaften
und die glorreichen Geheimnisse mit großem geistlichen Vorteil für ihre Seele betrachte.
Der Bischof,
ganz entzückt
darüber, die seltenen Unterweisungen erklären zu hören, die in den Geheimnissen
eingeschlossen sind, versetzte: "Seit zwanzig Jahren bin ich Doktor der Theologie,
ich habe eine Menge ausgezeichneter Andachtsübungen gelesen, habe aber keine gefunden,
die fruchtbarer wäre und dem Christentum besser entspräche. Ich will Sie nachahmen;
von nun an werde ich den Rosenkranz predigen."
Er tat es mit so glücklichem Erfolg,
daß er in kurzer Zeit eine große Sittenänderung in seiner Diözese,
mehrere Bekehrungen, Wiedererstattungen und Aussöhnungen wahrnahm. Sittenlosigkeit, Luxus und Spiel hörten
auf; in die Familien kehrte der Friede ein, die Frömmigkeit und Nächstenliebe begann
zu blühen. Das war eine umso wunderbarere Veränderung, als der Bischof vorher sehr
eifrig, aber mit wenig Erfolg an der Reform seiner Diözese gearbeitet hatte.
Um die Andacht des Rosenkranzes besser zu verbreiten,
trug er einen schönen Rosenkranz an seiner Seite und sagte, indem er ihn den Zuhörern
zeigte: "Wißt, meine Brüder, der Rosenkranz der Allerseligsten Jungfrau ist so vortrefflich,
daß ich, euer Bischof, Doktor der Theologie und beider Rechte, mir eine Ehre daraus
mache, ihn als das vornehmste Zeichen meiner Bischofswürde und meines Doktorates
zu tragen."
39. Rose - Heiligung einer Pfarrgemeinde durch
den Rosenkranz.
Ein Pfarrer aus Dänemark
erzählte oft zur
größeren Ehre Gottes und mit großer Freude seiner Seele, er habe in seiner Pfarrei
eine ähnliche Frucht der Andacht zum hl. Rosenkranz gesehen wie jener Bischof in
seiner Diözese. "Ich hatte", so erzählte er, "über die wichtigsten und fruchtbarsten
Wahrheiten gepredigt, aber ohne jeden Erfolg; ich nahm in meiner Gemeinde gar keine
Besserung wahr. Schließlich faßte ich den Entschluß, den hl. Rosenkranz zu predigen.
Ich erklärte dessen Vortrefflichkeit und Übung, und ich beteuere feierlich: nachdem
ich erreicht hatte, daß diese Andacht beim Volk beliebt war, sah ich in einem halben
Jahr eine offenkundige Veränderung. So wahr ist es, daß dieses göttliche Gebet eine
ganz göttliche Salbung besitzt, um die Herzen zu rühren und ihnen den Abscheu vor
der Sünde und die Liebe zur Tugend einzuflößen."
Die Himmelskönigin sagte eines Tages zum sel.
Alanus: "Wie Gott für die Menschwerdung seines Wortes und die Erlösung der Menschen
den Englischen Gruß gewählt hat, so müssen auch jene, welche die Sitten der Völker
verbessern und in Jesus Christus erneuern wollen, mich mit demselben Gruß ehren
und grüßen. Ich bin
- fügte sie
bei - der Weg, auf dem Gott zu den Menschen gekommen ist,
und nach Jesus Christus müssen sie die Gnade und die Tugenden durch mich erlangen."
Ich selbst, der ich dies schreibe, habe aus eigener
Erfahrung die Kraft dieses Gebetes zur Bekehrung der verstocktesten Herzen kennengelernt.
Ich habe solche gefunden, auf welche die schrecklichsten Wahrheiten, die man in
einer Mission predigt, keinen Eindruck machten; aber nachdem sie auf meinen Rat
hin die Übung des täglichen Rosenkranzes angenommen, bekehrten sie sich und gaben
sich ganz Gott hin. Ich habe einen gewaltigen Unterschied
der Sitten zwischen den einzelnen Pfarreien, in denen ich die Missionen gehalten
hatte, gesehen, denn die einen haben die Übung des Rosenkranzes
wieder aufgegeben und sind in ihre Sünden zurückgefallen; die anderen aber, welche
ihm treugeblieben sind, haben in der Gnade Gottes ausgeharrt und nahmen von Tag
zu Tag in der Tugend zu.
40. Rose - Wunderbare Wirkungen des Rosenkranzes.
Der sel. Alanus de Rupe, P. Johann vom Berg,
P. Thomas, die Chroniken des hl. Dominikus und andere Autoren, die oft Augenzeugen
waren, berichten eine Menge wunderbarer Bekehrungen von Sündern und Sünderinnen,
die seit zwanzig, dreißig und vierzig Jahren in den größten Sünden gelebt hatten
und durch nichts bekehrt werden konnten, aber schließlich durch diese wunderbare
Andacht gebessert wurden. Ich will sie nicht anführen, um nicht zu lang zu werden.
Nicht einmal jene will ich berichten, die ich selbst mit eigenen Augen gesehen habe,
ich übergehe sie aus mehreren Gründen mit Stillschweigen.
Lieber Leser, wenn du diese Andacht übst und
predigst, wirst du aus eigener Erfahrung mehr daraus lernen, als aus irgendeinem
Buch, und du wirst mit Freuden die Wirkungen der Verheißungen
erfahren, welche Maria dem hl. Dominikus und dem sel. Alanus und allen jenen gemacht
hat, welche eine Andacht verbreiten, die ihr so wohlgefällig ist, die die Völker
in den Tugenden ihres Sohnes und in den ihrigen unterweist, die zum betrachtenden
Gebet, zur Nachfolge Christi, zum häufigen Empfang der Sakramente, zur echten Übung
der Tugenden und aller Arten guter Werke anleitet, die uns so viele und so große
Ablässe vermittelt, welche sonst dem Volk unbekannt bleiben, weil die Prediger dieser
Andacht fast nie davon sprechen und sich oft damit begnügen, eine landläufige Rosenkranzpredigt
zu halten, die nur Bewunderung erregt, aber keine tiefgründige Belehrung vermittelt.
Ich begnüge mich mit dem sel. Alanus zu sagen, daß der hl. Rosenkranz eine Quelle und Vorratskammer aller Güter ist.
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1. Den Sündern verleiht er die Bußfertigkeit.
2. Den Dürstenden bietet er Sättigung.
3. Den Gefesselten bringt er Erlösung.
4. Den Trauernden bringt er Freude.
5. Den Versuchten gibt er die Ruhe.
6. Den Armen nimmt er die Dürftigkeit.
7. Die Ordensleute erweckt er zu neuem Eifer.
8. Die Unwissenden erfüllt er mit Verstand.
9. Den Lebenden verleiht er Sieg über die Eitelkeiten.
10. Den Toten bringt er fürbittweise Erleichterung.
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"Ich will", sagte
die Allerseligste
Jungfrau eines Tages zum sel. Alanus, "daß die Verehrer
meines Rosenkranzes im Leben, im Tod und nach dem Tod Segen, Gnadenfülle und Freiheit
haben und frei seien von Verblendung und Verhärtung, von Mangel und Knechtschaft."
Könige sollen sie sein mit der Krone auf dem Haupt, dem Zepter in der Hand und teilhaftig
der ewigen Glorie. Amen.
Fünfter Zehner
Die Art und Weise, den Rosenkranz
zu beten.
41. Rose - Reinheit des Herzens
Es ist nicht so sehr die lange Dauer, als vielmehr
die Inbrunst des Gebetes, die Gott gefällt und sein Herz gewinnt.
Ein einziges gut gebetetes Ave Maria ist von größerem Verdienst
als hundertfünfzig schlecht gebetete.
Fast alle katholischen Christen beten den Psalter,
den Rosenkranz oder wenigstens einige Gesetze davon. Warum also gibt es so wenige,
die sich von ihren Sünden abwenden und in der Tugend fortschreiten, wenn nicht deshalb,
weil sie diese Gebete nicht auf die rechte Art und Weise verrichten?
Betrachten wir also, wie man sie verrichten muß,
um Gott zu gefallen und heiliger zu werden.
1. Wer den hl. Rosenkranz betet, muß
im Stand der Gnade sein
oder wenigstens
entschlossen, sich aus dem Stand der Sünde zu erheben, denn die ganze Theologie
lehrt uns, daß die Gebete und guten Werke, die man im Stand der Todsünde verrichtet,
tote Werke sind, die weder Gott Wohlgefallen, noch das ewige Leben verdienen können.
In diesem Sinne steht geschrieben: "Im Mund des Sünders findet sich kein liebliches
Lob" (Sir 15,9).
2. Das Lob und der Gruß des Engels und selbst
das Gebet Jesu Christi aus dem Mund eines unbußfertigen Sünders ist Gott nicht angenehm:
"Dieses Volk ehrt mich nur mit den Lippen, sein Herz jedoch ist fern von mir" (Mk
7,6).
Jene, (sagt Jesus Christus), die in meine Bruderschaften
eintreten und täglich den Rosenkranz ohne irgendwelche Reue über ihre Sünden beten,
ehren mich mit den Lippen, aber ihr Herz ist fern von mir.
Ich habe vorhin gesagt: oder wenigstens entschlossen
sein, sich aus dem Stand der Sünde zu erheben, denn:
1. Wenn es absolut notwendig wäre, in der Gnade
Gottes zu sein, um Gott wohlgefällige Gebete zu verrichten, so würde daraus folgen,
daß jene, die sich in der Todsünde befinden, überhaupt nicht beten müßten, obwohl
sie es notwendiger haben als die Gerechten. Das ist aber ein von der Kirche verurteilter
Irrtum, denn auf diese Weise könnte man einem Sünder nie raten, den Rosenkranz zu
beten, weil er ihm ja nichts nützen würde.
2. Wenn man sich mit dem Willen, in der Sünde
zu bleiben, ohne jede Absicht der Besserung in eine Bruderschaft Mariä aufnehmen
ließe, in der man den Rosenkranz oder den Psalter oder andere Gebete verrichtet,
so würde man zu der Zahl der falschen Marienverehrer gehören, d.h. der vermessenen
und unbußfertigen, welche unter dem Deckmantel der seligsten Jungfrau, mit dem Skapulier
auf dem Herzen und dem Rosenkranz in der Hand rufen: Heiligste Jungfrau, liebste
Jungfrau Maria, ich grüße dich! und unterdessen Jesus Christus durch ihre Sünden
grausam kreuzigen und zerfleischen und deshalb unglücklicherweise mitten aus den
heiligsten Bruderschaften der Gottesmutter in die tiefsten Flammen der Hölle stürzen.
Wir raten allen, den Rosenkranz zu beten: den Gerechten,
damit sie in der Gnade Gottes ausharren und darin zunehmen, den Sündern,
um sich aus ihren Sünden zu erheben.
Aber Gott verhüte, daß wir einen Sünder aufmuntern,
aus dem Schutzmantel der Mutter Gottes einen Deckmantel der Verbrechen zur Verdammnis
zu machen, und den Rosenkranz, der ein Heilmittel für alle Übel ist, in ein verhängnisvolles
und tödliches Gift zu verwandeln.
Die Verderbnis des Besten
ist die schlimmste. Man muß ein Engel an Reinheit sein,
sagt der gelehrte Kard- Hugo, um sich der Gottesmutter zu nahen und den Englischen
Gruß zu beten.
Eines Tages zeigte Maria einem unzüchtigen Menschen,
der regelmäßig jeden Tag den hl. Rosenkranz betete, schöne Früchte in einem mit
Kot beschmutzten Gefäße. Als er dabei erschauderte, sprach sie: "Siehe da, wie du
mir dienst, du reichst mir schöne Rosen in einem schmutzigen
und unreinen Gefäß. Urteile selbst, ob ich sie mit Wohlgefallen annehmen kann!"
42. Rose - Man muß den Rosenkranz mit Andacht beten.
Um gut zu beten, genügt es nicht, unsere Bitten
durch die vorzüglichste aller Gebetsweisen, nämlich den Rosenkranz, vorzubringen,
sondern man muß auch große Andacht darauf verwenden, weil Gott mehr auf die Stimme
des Herzens, als auf die Stimme des Mundes hört.
Mit freiwilligen Zerstreuungen zu Gott beten
wäre eine große Unehrerbietigkeit, die unsere Rosenkränze unfruchtbar machen und
uns mit Sünden beladen würde. Wie dürfte man Gott bitten, er möge uns anhören, wenn
wir uns selbst nicht einmal hören, und während wir diese furchtbare Majestät, die
alles erzittern macht, um etwas bitten, uns freiwillig damit aufhalten, einem Schmetterlinge
nachzulaufen? So wenden wir den Segen dieses großen Herrn von uns ab und verwandeln
ihn in den Fluch, der gegen jene ausgesprochen ist, die das Werk Gottes mit Nachlässigkeit
vollbringen: "Verflucht sei, wer das Werk des Herrn nachlässig vollbringt! "Jer 48,10)
Du kannst in Wahrheit den Rosenkranz nicht ohne irgendwelche unfreiwillige Zerstreuungen
beten; es ist sogar schwer, ein Ave Maria zu beten, ohne daß deine stets bewegliche
Einbildungskraft dir etwas von der Aufmerksamkeit raube; aber du kannst ihn ohne
freiwillige Zerstreuung beten, und du mußt allerlei Mittel anwenden, um die unfreiwilligen zu vermindern und deine Phantasie
zu fesseln.
Versetze dich zu diesem Zweck in die Gegenwart Gottes,
glaube daran, daß Gott und seine hl. Mutter dich sehen, daß dein guter hl. Schutzengel
zu deiner Rechten die gut verrichteten Ave Maria als ebensoviele Rosen nimmt, um
daraus für Jesus und Maria einen Kranz zu flechten, und daß der Teufel hingegen
zu deiner Linken dir auflauert, um deine Ave Maria zu verschlingen und in sein Buch
des Todes aufzuzeichnen, wenn du sie nicht mit Aufmerksamkeit, Andacht und Bescheidenheit
betest. Vergiß vor allem nicht die Aufopferung der Zehner zu Ehren der Geheimnisse
vorzunehmen und dir in deiner Phantasie den göttlichen Heiland und seine heiligste
Mutter in dem betreffenden Geheimnisse vorzustellen.
Man liest folgendes im Leben des
hl. Hermann
aus dem Orden der Prämonstratenser. Als er den Rosenkranz aufmerksam und
andächtig unter Betrachtung der hl. Geheimnisse betete, erschien ihm die Mutter
Gottes ganz von Lichtglanz umflossen in entzückender Schönheit und Majestät. Später
aber, nachdem seine Andacht erkaltete, erschien sie ihm mit Runzeln im Antlitz,
ganz traurig und unfreundlich. Da Hermann über diese Veränderung erstaunt war, sprach
Maria zu ihm: "Ich erscheine so vor deinen Augen, wie ich jetzt in deiner Seele
bin, denn du behandelst mich nur noch als eine niedere und verächtliche Person.
Wo ist die Zeit, da du mich mit Ehrerbietung und Aufmerksamkeit grüßtest in Betrachtung
meiner Geheimnisse und voll Bewunderung über meine Größe?"
43. Rose - Man muß die Zerstreuungen mutig bekämpfen.
Wie es kein für die Seele verdienstreicheres
Gebet gibt, als den gut gebeteten Rosenkranz, so bietet auch kein Gebet mehr Schwierigkeit,
es gut zu verrichten und darin auszuharren, besonders wegen der Zerstreuungen, die
bei einer so häufigen Wiederholung desselben Gebetes von selber kommen.
Wenn man die Tagzeiten der Allerseligsten Jungfrau
oder die sieben Bußpsalmen oder andere Gebete als den Rosenkranz betet, so fesselt
die Abwechslung oder die Verschiedenheit der Ausdrücke, mit der die Gebete abgefaßt
sind, die Phantasie und regt den Geist an, und infolgedessen bieten sie der Seele
mehr Leichtigkeit, sie gut zu verrichten.
Aber weil man im Rosenkranz immer dieselben
Vaterunser und Gegrüßt seist Du Maria usw. zu beten und dieselbe Form einzuhalten
hat, ist es sehr schwer, sich dabei nicht zu langweilen, und man gibt ihn leicht
auf, um sich anderen, anregenderen und weniger langweiligen Gebeten zuzuwenden.
Es braucht deshalb viel mehr Andacht, um im Rosenkranz auszuharren, als in irgendeinem
anderen Gebet, selbst im Psalterium Davids.
Was die Schwierigkeiten erhöht, ist
unsere Phantasie, die so flüchtig ist,
daß sie fast keinen Augenblick ruhig bleibt, und die Bosheit des Teufels, der unermüdlich
uns zu zerstreuen und am Gebet zu hindern sucht. Was tut dieser böse Geist nicht
alles gegen uns, während wir eben unseren Rosenkranz beten, um ihn zu bekämpfen?
Er erhöht unsere natürliche Trägheit und Nachlässigkeit. Bevor wir noch mit dem
Gebet beginnen, vermehrt er unseren Überdruß, unsere Zerstreuungen, unsere Niedergeschlagenheit.
Während wir beten, belästigt er uns von allen Seiten, und, nachdem wir mit großer
Mühe und vielen Zerstreuungen zu Ende gekommen sind, flüstert er uns zu: "Was du
gebetet hast, ist ganz wertlos; dein Rosenkranz ist nichts wert, du würdest besser
tun, zu arbeiten und deine Geschäfte zu besorgen; du verlierst deine Zeit mit so
vielen mündlichen und unandächtigen Gebeten; eine halbstündige Betrachtung oder
eine geistliche Lesung wäre viel besser. Morgen, wenn du weniger schläfrig bist,
wirst du andächtiger beten, verspare den Rest deines Rosenkranzes auf morgen."
Durch solche Listen erzielt
der Teufel
oft, daß jemand den Rosenkranz
ganz oder teilweise aufgibt, oder ihn gegen andere Gebete vertauscht oder ihn verschiebt.
Glaube ihm nicht, mein lieber Mitbruder, und
fasse Mut, wenn auch deine Phantasie während des ganzen Rosenkranzes von abschweifenden
Gedanken erfüllt war, wenn du nur, sobald du es bemerktest, versucht hast, sie so
gut als möglich auszuschlagen.
Dein Rosenkranz ist umso besser,
je verdienstreicher er ist; er ist umso verdienstreicher,
je beschwerlicher er ist; er ist umso beschwerlicher, je weniger er der Seele natürlicherweise
angenehm und je mehr er von diesen erbärmlichen kleinen Fliegen und Ameisen belästigt
ist, die gegen unseren Willen in der Phantasie hin und herlaufen und der Seele keine
Zeit lassen, das Gebet zu kosten und in Frieden zu ruhen.
Wenn du während deines ganzen Rosenkranzes gegen
die anstürmenden Zerstreuungen kämpfen mußt, so kämpfe tapfer, mit den Waffen in
der Hand, d.h. setze deinen Rosenkranz fort, wenn auch ohne jeden fühlbaren geistlichen
Trost. Es ist das ein mühseliger, aber für die treue Seele heilsamer Kampf.
Wenn du die Waffen streckst, d.h. den Rosenkranz
aufgibst, dann bist du besiegt, und der Teufel, der deine Standhaftigkeit überwunden
hat, wird dich für den Augenblick in Ruhe lassen, um am Tag des Gerichtes dir deinen
Kleinmut und deine Untreue vorzuhalten. "Wer im Geringsten treu ist, der ist auch
im Größeren treu" (Lk 16,10). Wer treu ist, die kleinsten Zerstreuungen auch beim
geringsten Teil seiner Gebete zu bekämpfen, der wird auch in den größten Dingen
treu sein. Nichts ist so gewiß, wie dies; denn der Hl. Geist selbst hat es gesagt.
Mut also, getreue Diener und Dienerinnen Jesu
Christi und seiner heiligsten Mutter, die ihr den Entschluß gefaßt habt, den Rosenkranz
täglich zu beten! Die Menge der Fliegen, so nenne ich die
Zerstreuungen, die während des Gebetes gegen euch ankämpfen,
sollen es nicht zustande bringen, daß ihr die Gesellschaft
Jesu und Mariä, in der ihr euch während des Rosenkranzgebetes
befindet, feige verlaßt. (Ich werde
weiter unten die Mittel angeben, um die Zerstreuungen zu verhüten; siehe 50. Rose).
44. Rose - Wie man den Rosenkranz beten soll - Beispiel
Nachdem du den Hl. Geist um seinen Beistand angerufen
hast, um den Rosenkranz gut zu beten, versetze dich einen Augenblick in die Gegenwart
Gottes und mache die Aufopferung, wie sie weiter unten angegeben wird (siehe 50.
Rose).
Vor jedem Gesetz halte einen Augenblick inne,
länger oder kürzer, je nachdem es dir die Zeit gestattet, erwäge das Geheimnis,
das du im folgenden Zehner verehrst und erbitte immer durch dieses Geheimnis und
die Fürbitte der Mutter aller Gnaden eine Tugend, die in dem Geheimnisse am meisten
hervorleuchtet, oder die du am notwendigsten hast.
Hüte dich vor allem vor den
zwei gewöhnlichen Fehlern, welche fast
alle Rosenkranzbeter begehen.
Der erste Fehler besteht darin, daß sie mit dem
Rosenkranzgebet keine bestimmte Meinung
verbinden, und wenn
man sie dann fragt, wozu sie den Rosenkranz beten, können sie keine Antwort darauf geben. Habe
deshalb immer, wenn du den Rosenkranz betest, einige Gnaden im Auge, die du erflehen,
irgendeine Tugend, die du nachahmen, oder eine Sünde, die du ausrotten willst.
Der zweite Fehler, den man gewöhnlich beim Beten
des Rosenkranzes begeht, hegt darin, daß man beim Beginn keine andere Absicht hat,
als möglichst bald damit fertig zu werden.
Das kommt daher, daß man den Rosenkranz als eine Bürde empfindet, die schwer auf
den Schultern lastet, solange man ihn nicht gebetet hat, besonders wenn man sich
eine Gewissenssache daraus gemacht oder wenn man ihn als Buße und gleichsam gegen
seinen Willen bekommen hat.
Es ist erbärmlich, zu sehen, wie die meisten
ihren Rosenkranz beten. Sie beten ihn mit einer unbegreiflichen Eilfertigkeit und
überhasten dabei einen Teil der Worte. Nicht einmal dem niedrigsten Menschen wollte
man eine Höflichkeitsbezeugung auf so lächerliche Weise darbringen, und man glaubt,
Jesus und Maria würden dadurch geehrt werden! Muß man sich nachher wundem, wenn
die heiligsten Gebete der christlichen Religion fast fruchtlos bleiben, und wenn
man nach tausend und zehntausend hergesagten Rosenkränzen nicht heiliger ist?
Lieber Mitbruder, halte mit deiner natürlichen
Übereilung beim Gebet ein und mache im Vaterunser und im Ave Maria eine längere
Pause in der Mitte und eine kleinere nach den Worten, die ich nachstehend mit einem
Sternchen bezeichne:
Vater unser, der Du bist im Himmel * geheiligt werde Dein Name
* zu komme uns Dein Reich * Dein Wille geschehe wie im Himmel, also auch auf Erden*.
- Gib uns heute unser tägliches Brot * und vergib uns unsere Schuld * wie auch wir
vergeben unsem Schuldigem * und führe uns nicht in Versuchung * sondern erlöse uns von dem Übel. * Amen.
Gegrüßt seist Du, Maria, * voll der Gnade * der
Herr ist mit Dir * Du bist gebenedeit unter den Frauen * und gebenedeit ist die
Frucht Deines Leibes * Jesus. * - Hl. Maria, Mutter Gottes * bitte für uns arme
Sünder* jetzt und in der Stunde unseres Todes.* Amen.
Zuerst wird es dir wegen deiner schlechten Gewohnheit,
hastig zu beten, Mühe bereiten, diese Zwischenpausen zu machen; dafür aber wird
ein so bedächtig gebetetes Gesetz auch viel verdienstlicher sein als Tausende von
Rosenkränzen, die in der Eile, ohne Nachdenken und Anhalten gebetet werden.
Der sel. Alanus de Rupe und andere Schriftsteller,
wie z.B. der hl. Robert Bellarmin, erzählen folgendes
Beispiel.
Ein frommer Priester riet einmal drei Schwestern, die seine Beichtkinder waren,
ein Jahr lang jeden Tag ohne Ausnahme andächtig den Rosenkranz zu beten, um der
Allerseligsten Jungfrau ein schönes Ehrenkleid daraus zu bereiten, und er fügte
bei, es sei dies ein Geheimnis, welches er vom Himmel erhalten habe. Alle drei Schwestern
beteten den Rosenkranz ein Jahr lang.
Am Vorabend des Festes Mariä Reinigung, als sich
alle drei zur Ruhe begeben hatten, trat die Gottesmutter in ihr Zimmer, von der
hl. Katharina und der hl. Agnes begleitet, angetan mit einem von Lichtglanz blendenden
Kleid, auf welchem an allen Seiten in goldenen Buchstaben geschrieben
stand: Ave Maria gratia plena. Die Himmelskönigin näherte sich dem Lager der ältesten
Schwester und sprach zu ihr: "Ich grüße dich, meine Tochter, die du mich so oft
und so andächtig gegrüßt hast. Ich komme, um dir für das schöne Gewand zu danken,
das du mir verfertigt hast." Die beiden hl. Jungfrauen, die sie begleiteten, dankten
ihr ebenfalls, und die Erscheinung verschwand.
Eine Stunde später trat die Gottesmutter mit
ihren zwei Begleiterinnen wieder ins Zimmer, mit einem grünen Gewand bekleidet,
aber ohne Gold und ohne Lichtglanz, näherte sich dem Bett der zweiten Schwester,
und dankte ihr für dieses Kleid, das sie ihr mit dem Rosenkranzgebet geschenkt habe.
Aber da die zweite Schwester gesehen hatte, daß die Allerseligste Jungfrau der älteren
Schwester viel glänzender erschienen war, fragte sie nach der Ursache. Maria antwortete:
"Sie hat mir schönere Kleider verfertigt, da sie ihren Rosenkranz besser betete
als du."
Ungefähr eine Stunde nachher erschien Maria ein
drittes Mal der jüngsten Schwester, bekleidet mit einem schmutzigen und zerrissenen
Gewand und sprach zu ihr: "O meine Tochter, so hast du mich gekleidet, ich danke
dir dafür."
Voll Beschämung rief das Mädchen aus: "Wie! meine
Herrin, so schlecht habe ich dich gekleidet! O, ich bitte dich um Verzeihung! Gib
mir noch Zeit, und ich werde dir ein schöneres Kleid machen, indem ich meinen Rosenkranz
besser bete!"
Nachdem die Erscheinung verschwunden war und die jüngste Schwester
tiefbetrübt alles dem Beichtvater erzählt hatte, was sich zugetragen, munterte er
sie auf, den Rosenkranz ein Jahr lang vollkommener als bisher zu beten, was sie
tat. Am Ende des Jahres erschien ihnen die Allerseligste Jungfrau wieder am Fest
Mariä Reinigung gegen Abend, mit einem wunderbaren Gewand angetan und in Begleitung
der hl. Katharina und Agnes, welche Kronen trugen, und sprach zu ihnen: "Meine Töchter,
seid des Himmelreiches gewiß, morgen werdet ihr mit großem Jubel in dasselbe eingehen!"
Alle drei antworteten darauf: "Unser Herz ist bereit, o unsere teure Herrin, unser Herz ist bereit." Die Erscheinung
verschwand.
In derselben Nacht wurden die drei Schwestern
krank, ließen den Beichtvater rufen, empfingen die Sterbesakramente und dankten
ihm für die hl. Übung, die er sie gelehrt hatte. Nach der Komplet erschien ihnen
die Mutter Gottes, von einer großen Zahl von Jungfrauen begleitet, ließ die drei
Schwestern mit weißen Gewändern kleiden, worauf alle drei verschieden, während die
Engel sangen: "Kommt, ihr Bräute Jesu Christi und empfangt die Kronen, die euch
in der Ewigkeit bereitet sind."
Lerne aus dieser Erzählung mehrere Wahrheiten:
1. wie wichtig es ist, einen guten Seelenführer
zu haben, der zu hl. Andachtsübungen und besonders zum hl. Rosenkranz anleitet;
2.
wie wichtig es ist,
den Rosenkranz mit Aufmerksamkeit und Andacht zu beten;
3. wie gütig und barmherzig die Mutter Gottes
gegen jene ist, die das Frühere bereuen und den Vorsatz fassen, sich zu bessern;
4. wie freigebig sie im Leben, im Tod und in
der Ewigkeit die kleinen Dienste belohnt, die man ihr treu und beharrlich erweist.
45. Rose - Wie man auch die äußere Ehrfurcht wahren
soll.
Ich füge bei, daß man den Rosenkranz auch
mit äußerer Ehrfurcht
beten soll,
d.h. wenn möglich auf den Knien
mit dem Rosenkranz in der gefalteten Hand. Jedoch, wenn man krank ist, kann man
ihn auch im Bett verrichten; ist man auf der Reise, so betet man ihn im Gehen oder
Fahren; wenn man aus Kränklichkeit nicht knien kann, darf man ihn stehend oder sitzend
verrichten.
Man darf ihn sogar während der Arbeit beten,
wenn man die Arbeit nicht verlassen kann, ohne die Standespflichten zu verletzen,
denn die Handarbeit ist dem mündlichen Gebet nicht immer
hinderlich. Ich gestehe, daß unsere Seele, die nur von beschränkter
Fähigkeit ist, der Geistestätigkeit, z.B. dem Gebet, weniger Aufmerksamkeit schenken
kann, während sie auf die Handarbeit achtet; im Notfälle indessen hat dieses Gebet
seinen Wert in den Augen Mariens, die mehr den guten Willen des Herzens als das
äußere Werk belohnt.
Ich rate dir, den Psalter in drei Rosenkränze
einzuteilen oder ihn zu drei verschiedenen Tageszeiten zu beten. Es ist besser,
ihn so zu verteilen, als ihn auf einmal ganz zu beten.
Wenn du nicht genug Zeit finden kannst, fünf
Gesetze nacheinander zu beten, so bete einen Zehner da, einen Zehner dort. Auf diese
Weise kannst du trotz aller deiner Beschäftigungen deinen Psalter vor dem Schlafengehen
vollendet haben. Ahme hierin die Treue des hl. Franz von
Sales nach. Auf einer Visitationsreise hatte er eines Tages
bis in die späte Nacht hinein keine Zeit gefunden, seinen Rosenkranz zu vollenden.
Kurz vor Mitternacht erinnerte er sich, daß ihm noch einige Gesetze seines Psalters
zu beten übrig blieben. Gleich kniete er nieder und betete sie vor dem Schlafengehen,
trotzdem sein Hofkaplan, der ihn so ermüdet sah, ihm zuredete, den Rest seines Gebetes
auf den folgenden Tag zu verschieben.
Ahmt auch die Treue, die Ehrfurcht und die
Andacht jenes hl. Ordensmannes nach, von dem die Chroniken des hl. Franziskus sprechen,
und der die Gewohnheit hatte, vor dem Mittagessen mit großer Andacht und Ehrfurcht
einen Rosenkranz zu beten. Ich habe weiter oben davon gesprochen.
46. Rose - Wie man den Rosenkranz gemeinschaftlich
und in zwei Chören (Gruppen) beten soll.
Von allen Arten, den hl. Rosenkranz zu beten,
gereicht keine Gott mehr zur Ehre, der Seele mehr zum Nutzen und dem Teufel mehr
zum Schrecken als das öffentliche, chorweise Beten.
(Abwechselnd links - rechts)
Gott liebt die Versammlungen. Alle Engel und
Heiligen, die im Himmel versammelt sind, singen unaufhörlich sein Lob. Die auf Erden
in verschiedenen Genossenschaften und Gemeinden versammelten Gerechten beten gemeinsam
Tag und Nacht. Der göttliche Heiland hat diese Übung seinen Aposteln
und Jüngern ausdrücklich anbefohlen und ihnen versprochen, wo immer wenigstens zwei
oder drei in seinem Namen versammelt seien, da befinde er sich mitten unter ihnen
(Mt 18,20). Welches Glück, Jesus Christus in seiner Gesellschaft zu haben! Um ihn
zu besitzen, braucht man sich nur zum Rosenkranz zu versammeln.
Aus diesem Grund versammelten sich die ersten
Christen so oft zum gemeinsamen Gebet trotz der Verfolgungen der Kaiser, die ihnen
die Zusammenkünfte verboten. Lieber wollten sie sich dem Tod aussetzen als die Versammlung
unterlassen, weil sie die Gesellschaft Jesu Christi haben wollten.
Diese Art zu beten gereicht der Seele zu größerem
Nutzen:
1. Weil der Geist gewöhnlich beim öffentlichen Gebet
aufmerksamer ist als beim Einzelgebet.
2. Wenn man gemeinschaftlich betet, werden die
Gebete jedes einzelnen Gemeingut der ganzen Versammlung und bilden zusammen nur
ein einziges Gebet. Wenn daher der eine nicht so gut betet, so tritt ein anderer
aus der Versammlung, der besser betet, für ihn ein; der Starke unterstützt den Schwachen,
der Eifrige entflammt den Lauen, der Reiche bereichert den Armen, der Schlechte
verschwindet unter den Guten. Wie kann man ein Maß Unkraut verkaufen? Man mischt
es zu diesem Zweck einfach unter vier oder fünf Scheffel Weizen, und dann ist beides
verkauft. (Der hl. Ludwig Maria Grignion will hier nicht zu einer unerlaubten Handlungsweise
anleiten, sondern lediglich einen Vergleich brauchen, den er dem täglichen Leben
und der Handlungsweise der Weltkinder entnimmt.)
3. Eine Person, die den Rosenkranz ganz allein
betet, hat nur das Verdienst eines einzigen Rosenkranzes; wenn man ihn aber mit
dreißig Personen gemeinsam betet, hat man das Verdienst von dreißig Rosenkränzen.
Das sind die Gesetze des öffentlichen Gebetes.
4. Papst Urban VIII. war über die Andacht des
hl. Rosenkranzes, den man an mehreren Orten Roms, besonders im Kloster zu Minerva
in zwei Chören betete, so sehr zufrieden, daß er für das gemeinschaftliche chorweise
Beten 100 Tage Ablaß verlieh: Toties-quoties. Das ist der Ausdruck, den er in seinem
Breve vom Jahr 1626 gebraucht und das mit den Worten Ad perpetuam rei memoriam beginnt.
5. Das öffentliche Beten ist mächtiger, um den
Zorn Gottes zu besänftigen und seine Barmherzigkeit herabzuflehen, als das Einzelgebet,
und die vom Hl. Geist geleitete Kirche hat sich dessen zu allen Zeiten der Not und
des allgemeinen Elendes bedient. Papst Gregor XIII. erklärt durch seine Bulle ("Monet Apostolus" vom 1. April 1573), man müsse fromm glauben, daß die öffentlichen Gebete
und Prozessionen der Mitglieder der hl. Rosenkranzbruderschaft viel dazu beigetragen
haben, um von Gott am ersten Sonntag im Oktober 1571 den großen
Sieg der Christen am Golf von Lepanto über die Flotte der Türken
zu erlangen.
Als
Ludwig der Gerechte
(König Ludwig XIII. (1610-43), glücklichen Angedenkens,
einst La Rochelle belagerte, wo die aufrührerischen Häretiker sich verschanzt hatten,
schrieb er an seine Mutter, die Königin, sie möge für das Glück seiner
Waffen öffentliche Gebete verrichten lassen. Die
Königin beschloß, den Rosenkranz öffentlich in der Dominikanerkirche der Vorstadt
Saint Honoré von Paris beten zu lassen, was durch Vermittlung des Erzbischofs ausgeführt
wurde. Man begann diese Andacht am 20. Mai 1628. Die Königin-Mutter und die regierende
Königin nahmen daran teil, sowie der Herzog von Orléans, die Kardinäle de la Rochefaucauld
und de Berulle, mehrere Prälaten, der ganze Hof und eine unzählbare Volksmenge.
Der Erzbischof las mit lauter Stimme die Betrachtungen über die Geheimnisse des
Rosenkranzes vor und begann hierauf das Vaterunser und Ave Maria eines jeden Zehners,
während die Ordensleute und übrigen Anwesenden antworteten.
Nach dem Rosenkranz
trug man das Bild der Gottesmutter in Prozession unter dem Gesang der Lauretanischen
Litanei umher. Man wiederholte diese Andacht jeden Samstag mit bewundernswertem
Eifer und sichtlichem Segen des Himmels, denn
der König
siegte bei der Insel Ré über die Engländer
und zog am Allerheiligenfest desselben Jahres siegreich in La Rochelle ein. Hieraus kann man die Macht des öffentlichen Gebetes ersehen.
6. Endlich gereicht der gemeinschaftliche Rosenkranz
dem Teufel viel mehr zum Schrecken, denn auf diese Weise bildet man ein ganzes Armeekorps,
um ihn anzugreifen. Manchmal triumphiert er gar leicht über das Gebet eines einzelnen;
wenn es aber mit dem Gebet der anderen vereinigt ist, so kann er nur sehr schwer
dagegen aufkommen. Es ist leicht, einen einzigen Stab zu zerbrechen; aber wenn man
ihn mit mehreren anderen vereinigt und ein Bündel daraus macht, so kann man ihn
nicht mehr leicht brechen. Vereinte Kraft macht stark!
Die Soldaten vereinigen sich zu Armeekorps,
um den Feind zu schlagen; die Schlechten versammeln sich oft, um ihren Lastern und
Tänzen zu fröhnen; selbst die Teufel vereinigen sich, um uns zu verderben. Warum
sollten sich also nicht auch die Christen versammeln, um in Gesellschaft Jesu Christi
zu sein, um den Zorn Gottes zu besänftigen, seine Gnade und sein Erbarmen herabzuziehen
und um die Teufel machtvoller zu besiegen und niederzuschmettem?
Liebe Mitglieder der Rosenkranzbruderschaft in
der Stadt und auf dem Land, wenn ihr in der Nähe der Pfarrkirche oder einer Kapelle
wohnt, so begebt euch wenigstens jeden Abend dahin, um mit Erlaubnis des Vorstehers
jener Kirche und im Verein mit allen, die daran teilnehmen wollen, den Rosenkranz
in zwei Chören zu beten. Tut dasselbe in euerem Hause oder in einem anderen Privathause
des Ortes, wenn ihr keine Kirche oder Kapelle in der Nähe habt.
Es ist dies ein hl. Brauch, den Gott durch seine
Barmherzigkeit dort eingeführt hat, wo ich Missionen gehalten habe, um deren Frucht
zu bewahren und zu vermehren und um die Sünde zu verhindern.
Bevor der Rosenkranz in diesen Städten und Dörfern eingeführt war,
sah man dort nichts als Tanz, Ausschweifung, Unsittlichkeit, Fluchen, Zank und Spaltung;
man hörte dort nichts als unanständige Lieder und zweideutige Reden. Jetzt hört
man nur noch das Lied der Lieder und die Psalmodie des Vaterunsers und Ave Maria;
man sieht nur noch hl. Gesellschaften von zwanzig, dreißig, hundert und mehr Personen,
die wie Ordensleute das Lob Gottes zu bestimmter Stunde singen. Es gibt selbst
Orte, wo man jeden Tag den Rosenkranz zu drei verschiedenen Tageszeiten gemeinschaftlich
betet. Welcher Segen des Himmels!
Da es überall Verworfene gibt, so zweifelt nicht
daran, daß es auch an eurem Wohnort einige schlechte Menschen geben wird, die nicht
zum Rosenkranz kommen, die vielleicht sogar darüber spotten und alles in Bewegung
setzen, durch boshafte Reden und durch ihr schlechtes Beispiel euch von dieser hl.
Übung abwendig zu machen. Haltet jedoch stand; da diese Unglückseligen in der Hölle
auf ewig von Gott und seinem Himmel getrennt sein sollen, so müssen sie sich schon
hienieden im voraus von der Gesellschaft Jesu Christi und seiner Diener und Dienerinnen
ausscheiden.
47. Rose - Man soll den Rosenkranz täglich
mit Glauben,
Demut und Vertrauen beten.
Trennt euch von den Bösen, auserwählte Seelen,
und um euch aus der Mitte jener zu retten, die wegen ihrer Gottlosigkeit, Unandacht
und Trägheit verlorengehen, verliert keine Zeit und betet oft den hl. Rosenkranz
mit Glauben, mit Demut, Vertrauen und Beharrlichkeit.
Wer ernstlich an das Gebot Jesu Christi denkt,
daß man immer beharrlich beten soll, wie er uns das Beispiel gegeben hat; wer bedenkt,
wie sehr wir das Gebet notwendig haben wegen unserer Finsternis, Unwissenheit und
Schwachheit und wegen der Menge unserer Feinde, der wird sich gewiß nicht damit
zufriedengeben, den Psalter jährlich einmal zu beten, wie die Bruderschaft des ewigen
Rosenkranzes verlangt, oder allwöchentlich, wie es Vorschrift ist in der gewöhnlichen
Rosenkranzbruderschaft, sondern er wird ihn jeden Tag ohne Ausnahme beten, wie
die Bruderschaft des täglichen Rosenkranzes vorschreibt, obschon er dazu keine
andere Verpflichtung hat als die, sein Heil zu wirken.
Erstens.
Man muß immer beten und nicht nachlassen,
zu beten (Lk 18,1)! Das sind ewig gültige Worte Jesu Christi, die man glauben und
üben muß unter Strafe der Verdammnis. Erklärt sie, wie ihr wollt, wenn ihr sie nur
nicht im Sinn und Geiste der Welt erklärt, um sie dann auch im Sinn und Geist der
Welt zu üben. Jesus Christus hat uns die wahre Erklärung im Beispiel gegeben, das
er uns hinterlassen: "Ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit auch ihr so tut,
wie ich getan habe." (Jo 13,15). Als ob ihm der Tag nicht genügt hätte,
verwandte er auch noch die Nacht zum Gebet:
"Er verbrachte die ganze Nacht im Gebet zu Gott." (Lk 6,12).
Seinen Aposteln wiederholte er oft die zwei Worte:
Wacht und betet, damit ihr nicht in Versuchung fallt!
Der Geist ist zwar willig, das Fleisch aber ist schwach (Mt 26,41), die Versuchung
nahe und andauernd; wenn ihr nicht immer betet, werdet ihr unterliegen. Sie glaubten
offenbar, was der göttliche Heiland ihnen sagte, sei nur ein Rat, sie legten seine
Worte falsch aus, und darum fielen sie in Versuchung und Sünde, obwohl sie in der
persönlichen Gesellschaft Jesu Christi waren.
Lieber Mitbruder,
wenn
du nach der allgemein herrschenden Ansicht und Gewohnheit leben willst, nämlich
von Zeit zu Zeit in die Todsünde fallen
und dann wieder
beichten gehen, die groben und auffallenden Sünden meiden und die "anständigen"
behalten, dann brauchst du nicht so viele Gebete, so viele Rosenkränze; ein kleines
Gebetlein morgens und abends, einige Rosenkränze, die du als Buße bekommen, einige
Gesetze an einem zierlichen Rosenkranz, wenn dir gerade die Laune kommt, mehr braucht
es nicht, um als rechtschaffener Mensch zu leben. Wenn du weniger tätest, würde
man dich für einen Freidenker halten, würdest du aber mehr hm, so würde man dich
der Sonderlichkeit und Frömmelei zeihen.
Willst du jedoch wie ein wahrer Christ,
der in Wahrheit seine Seele retten und in den Fußstapfen der hl. wandeln will, in
gar keine schwere Sünde fallen, alle Schlingen des Teufels zerreißen und alle seine
giftigen Pfeile unwirksam machen, dann mußt du immer beten, wie Jesus Christus gelehrt
und befohlen hat. So mußt du wenigstens jeden Tag deinen
Rosenkranz oder einige gleichwertige Gebete verrichten.
Ich sage wenigstens, denn das ist alles, was du mit dem täglichen Rosenkranz erreichen
kannst, nämlich alle Todsünden vermeiden und alle Versuchungen überwinden inmitten
der Ströme der Bosheit dieser Welt, die oft die Tugendhaftesten mitreißen, inmitten
der dichten Finsternis, die oft die Erleuchtetsten blendet, inmitten der bösen Geister,
die erfahrener als je und wohl wissend, daß ihnen wenig Zeit bleibt (Offb 12,12),
mit größerer Schlauheit und mehr Erfolg die Seelen versuchen.
O welches Gnadenwunder des hl. Rosenkranzes,
wenn du der Welt, dem Teufel, dem Fleisch und der Sünde entrinnst und in den Himmel
kommst! Wenn du nicht meiner Behauptung glauben willst,
so glaube doch deiner eigenen Erfahrung. Ich frage dich,
ob du zu jener Zeit, da du nur wenige Gebete nach Art der Welt und nach der gewöhnlichen
Weise übtest, dich vor schweren Fehlern hüten konntest und vor schweren Sünden,
die dir nur infolge deiner Verblendung als leicht vorkamen?
Öffne also die Augen
und bete immer, und um in Heiligkeit ohne Sünde, wenigstens ohne Todsünde zu leben
und zu sterben, bete ohne Unterlaß. Bete deinen Psalter täglich, wie es alle Mitglieder
bei der Gründung der Rosenkranzbruderschaft taten.
Als
die
Allerseligste Jungfrau dem hl. Dominikus den Rosenkranz
übergab, befahl
sie ihm, denselben
täglich zu beten und beten zu lassen.
Auch nahm der Heilige niemand in die Bruderschaft auf, der nicht den Entschluß gehabt
hätte, ihn täglich ganz zu beten. Wenn man jetzt in der gewöhnlichen Rosenkranzbruderschaft
nur noch einen Psalter in der Woche verlangt, so geschieht das nur, weil der Eifer
vermindert und die Liebe erkaltet ist. Man sucht zu erreichen, was man von einem lässigen Beter erreichen kann. "Im Anfang war es
nicht so." (Mt 19,18).
Drei Dinge sind noch zu beachten.
1. Wenn du Mitglied der Bruderschaft des täglichen
Rosenkranzes sein und an den Gebeten und Verdiensten ihrer Mitglieder Anteil haben
willst, genügt es nicht, in die gewöhnliche Rosenkranzbruderschaft
eingeschrieben zu sein oder nur einfach den Vorsatz zu fassen, jeden Tag den Psalter
zu beten, sondern man muß überdies jemandem, der die Vollmacht hat, seinen Namen
zum Einschreiben geben. Es geziemt sich, in dieser Meinung zu beichten und zu kommunizieren.
Der Grund für das soeben Gesagte ist der, weil der gewöhnliche Rosenkranz den täglichen
nicht umfaßt, wohl aber der tägliche den wöchentlichen.
2. Streng genommen ist es keine Sünde, nicht
einmal eine läßliche, wenn man den Rosenkranz nicht jeden Tag oder nicht jede Woche
oder selbst nicht jedes Jahr betet.
3. Wenn du wegen Krankheit oder wegen Erfüllung
einer Standespflicht oder aus Notwendigkeit oder selbst aus unfreiwilliger Vergeßlichkeit
den Rosenkranz nicht beten kannst, so verlierst du dadurch weder das Verdienst noch
die Teilnahme an den Rosenkränzen der übrigen Mitglieder. Es ist somit nicht unbedingt
nötig, daß du am folgenden Tag zwei Rosenkränze betest, um den einen zu ersetzen,
den du ohne Schuld, wie ich voraussetze, unterlassen hast. Wenn dir indessen die
Krankheit erlaubt, wenigstens einen Teil deines Rosenkranzes zu beten, dann mußt
du dies tun.
"Glückselig, die immer vor Dir stehen." (1 Kg
10,8) "Glückselig, die in Deinem Hause wohnen, allezeit loben sie Dich." (Ps 83,5)
Glücklich, o Herr Jesus, die Mitglieder der Rosenkranzbruderschaft, die dich täglich
umgeben, sei es in deinem kleinen Häuschen zu Nazareth, sei es am Kreuz auf Kalvaria,
sei es auf deinem Himmelsthron, in Erwägung und Betrachtung deiner freudenreichen,
schmerzensreichen und glorreichen Geheimnisse! O wie glücklich sind sie auf Erden
wegen der besonderen Gnaden, die du ihnen mitteilst, und wie glückselig werden sie
im Himmel sein, wo sie dich auf besondere Weise loben werden von Ewigkeit zu Ewigkeit!
Zweitens
muß man den
Rosenkranz mit Glauben beten, nach
den Worten Jesu Christi: Glaubt, daß ihr alles, was ihr immer im Gebet erbittet,
erhalten werdet, so wird es euch werden! (Mk 11,24) Er wird zu dir sagen: Wie du
geglaubt hast, geschehe dir (Mt 8,13). Wenn es einem an Weisheit gebricht, so erbitte
er sie von Gott im Glauben, ohne zu zweifeln (Jak 1,6), indem er seinen Rosenkranz
betet, und sie wird ihm gegeben werden.
Drittens
muß man
mit Demut beten wie der Zöllner;
er kniete mit beiden Knien auf dem Boden und nicht mit dem einen in der Luft oder
auf der Bank wie die stolzen Weltleute; er befand sich ganz hinten im Tempel und
nicht im Heiligtum wie der Pharisäer; er hatte die Augen zu Boden gesenkt und wagte
nicht, zum Himmel zu blicken, er schaute nicht erhobenen Hauptes hin und her wie
der Pharisäer. Er schlug an die Brust, bekannte sich als Sünder und bat um Verzeihung:
Sei mir armem Sünder gnädig! (Lk 18,13) Und nicht wie der Pharisäer, der sich mit
seinen guten Werken brüstete und die anderen in seinen Gebeten verachtete. Hüte
dich vor dem stolzen Gebet des Pharisäers, das ihn verstockter und schlechter machte;
ahme dafür die Demut des Zöllners in seinem Gebete nach, wodurch er die Verzeihung
seiner Sünden erlangte.
Hüte dich vor dem Wunsch nach dem Außergewöhnlichen,
nach außerordentlicher Erkenntnis, nach Gesichten, Offenbarungen und andern wunderbaren
Gnaden, die Gott den Heiligen manchmal beim Rosenkranzgebet verliehen hat. Der Glaube
allein genügt. Jetzt, da das Evangelium und alle Andachten und Übungen der Frömmigkeit
fest genug begründet sind, genügt der Glaube allein.
In Trockenheit, Widerwillen und innerer Verlassenheit
unterlasse nie den geringsten Teil deines Rosenkranzes; das wäre ein Zeichen von
Stolz und Untreue. Als wackerer Kämpfer Jesu und Mariens bete vielmehr ganz trocken,
ohne etwas zu sehen, zu fühlen, noch zu kosten, dein Vaterunser und Ave Maria, indem
du die Geheimnisse so gut als möglich betrachtest.
Wünsche dir nicht Süßigkeiten zu deinem täglichen
Brot, wie die Kinder; verlängere vielmehr manchmal deinen Rosenkranz, wenn du viel
Mühe hast, ihn zu beten, um dadurch Jesus Christus in seiner Todesangst vollkommener
nachzuahmen; auf daß man von dir sagen könne, was von Jesus Christus geschrieben
steht, als er in der Todesangst betete: Da betete er noch inständiger. (Lk 22,43)
Viertens bete mit viel Vertrauen,
das sich auf die unendliche Güte und Freigebigkeit Gottes und auf die Verheißungen
Jesu Christi stützt. Gott ist eine Quelle des lebendigen Wassers, das unaufhörlich
in das Herz der Betenden fließt.
Jesus Christus ist die Brust des Ewigen Vaters,
ganz erfüllt von der Milch der Gnade und Wahrheit. Der Ewige Vater hat für uns Menschen
kein sehnlicheres Verlangen, als uns die heilbringenden Wasser seiner Gnade und
seines Erbarmens mitzuteilen, und er ruft: "Kommt zum Wasser,
ihr Durstigen alle!" (Is 55,1) Kommt, trinkt durch das Gebet
von meinen Wassern! Und wenn man ihn nicht bittet, so beklagt er sich, daß man ihn
verläßt: "Mich, den Quell lebendigen Wassers, haben sie verlassen" (Jer 2,13).
Man bereitet Jesus Christus eine große Freude,
wenn man ihn um seine Gnade bittet, ja eine größere Freude, als das Kind der Mutter
bereitet, wenn es an ihrer vollen Mutterbrust trinkt.
Das
Gebet ist der Kanal der Gnade Gottes
und die Brust Jesu
Christi. Wenn man nicht, wie alle Kinder Gottes es tun sollen, durch das Gebet daraus
trinkt, so beklagt er sich ganz liebreich: Bis jetzt habt ihr mich um nichts gebeten.
(Jo 16,24) Bittet mich und ich werde geben, sucht bei mir und ihr werdet finden;
klopft an meine Tür, und ich werde euch öffnen! (Mt 7,7) Um dir noch mehr Vertrauen
zum Gebet einzuflößen, hat er sein Wort darauf gegeben, daß der Ewige Vater uns
alles gewähren werde, um was wir ihn in seinem Namen bitten werden (Jo 16,23).
48. Rose - Laßt uns in der Andacht
des hl. Rosenkranzes
ausharren!
Zum Vertrauen fügen wir
fünftens die Beharrlichkeit
im Gebet hinzu.
Nur wer ausharrt im Beten, im Suchen und Anklopfen, wird empfangen, finden und Einlaß
erhalten. Es genügt nicht, während einem Monat, ein Jahr, ja zehn, zwanzig Jahre
lang Gott um eine Gnade zu bitten, man darf es sich nicht verdrießen lassen, und
nicht nachlassen (Lk 18,1), man muß bis zum Tod bitten und entschlossen sein, entweder die Gnade, die man zu seinem Heil erbittet,
zu erlangen oder zu sterben, ja man muß selbst den Tod mit der Beharrlichkeit im
Gebet und mit dem Vertrauen auf Gott verbinden und sagen: Selbst wenn er mich tötet,
werde ich auf ihn hoffen (Job 13,15) und von ihm erwarten, um was ich ihn bitte!
Die Freigebigkeit der Großen und Reichen dieser
Welt gewinnt an Großmut, wenn sie durch ihre Wohltaten den Dürftigen zuvorkommt,
selbst ehe sie darum bitten. Gott im Gegenteil zeigt sich umso herrlicher, je länger
er die Gnaden, die er verleihen will, suchen und erbitten läßt; und
je kostbarer die zu verleihende Gnade ist, desto länger zögert
er, sie zu gewähren:
1. um sie dadurch noch zu vermehren;
2. um der Person, die sie empfangen soll, eine
hohe Achtung davor einzuflößen;
3. damit sie sich recht hüte, die empfangene Gnade
wieder zu verlieren, denn, was man in einem Augenblick und mit wenig Mühe erhalten
hat, schätzt man gering.
Sei also beharrlich, lieber Mitbruder, Gott durch den hl.
Rosenkranz um alle zeitlichen und geistlichen Gnaden zu bitten, deren du bedarfst,
und insbesondere um die göttliche Weisheit, die ein unerschöpflicher
Schatz für die Menschen ist (Wsh 7,14), und du wirst sie früher oder später unfehlbar
erhalten unter der Bedingung, daß du den Rosenkranz niemals aufgibst und nicht mitten
auf dem Weg den Mut verlierst. Denn
ein weiter Weg steht
dir noch bevor (1 Kg 19,7), noch manches Ungewitter hast
du zu überstehen, noch viele Schwierigkeiten zu überwinden, noch viele Feinde niederzuringen,
bevor du genug Schätze für die Ewigkeit gesammelt, genug Vaterunser und Ave Maria
gebetet hast, um den Himmel zu erkaufen und die schöne Krone zu gewinnen, die eines
treuen Rosenkranzverehrers harrt.
"Niemand soll dir deine Krone rauben!" (Offb
3,11) Gib acht, daß nicht ein anderer, der im täglichen Rosenkranzgebet treuer ist
als du, sie dir wegnehme. Deine Krone gehört dir, Gott hat sie für dich bereitet,
du hattest sie durch deine gut gebeteten Rosenkränze schon halb gewonnen, und weil
du auf dem besten Weg stehen geblieben bist, auf dem du so gut vorwärts geschritten
warst, (Gal 5,7), ist ein anderer, der dich überholte, vor dir angelangt, ein anderer,
der eifriger und treuer war, hat durch seine Rosenkränze und guten Werke den Preis
für diese Krone verdient und erlegt. Wer hat dich aufgehalten (Gal 5,7), die Krone
des hl. Rosenkranzes zu erlangen?
Ach,
die Feinde des Rosenkranzes,
die so zahlreich sind! Glaube mir, nur die Starken reißen
sie mit Gewalt an sich (Mt 11,12). Diese Kronen sind nicht für jene Furchtsamen,
welche den Spott und die Drohungen der Welt fürchten; sie sind auch nicht für jene
Trägen, die ihren Rosenkranz nur nachlässig beten oder hastig oder nur so obenhin
oder von Zeit zu Zeit, je nach ihrer Laune. Diese Kronen sind nicht für jene Feiglinge,
die das Herz verlieren und die Waffen strecken, wenn sie die ganze Hölle gegen ihren Rosenkranz
entfesselt sehen.
Wenn du, lieber Mitbruder, es unternehmen willst,
Jesu und Maria durch den täglichen Rosenkranz zu dienen,
bereite deine Seele auf die Versuchung vor:
"Willst du dich dem Dienst Gottes ergeben, so mache dich auf Anfechtungen gefaßt."
(Sir 2,1) Die Irrlehrer, die Freigeister, die sogenannten rechtschaffenen Weltmenschen, die Halbfrommen und falschen Propheten im Verein
mit deiner verderbten Natur und der ganzen Hölle, werden dir schreckliche Kämpfe
bereiten, um dich von dieser Andacht abwendig zu machen.
Um dich gegen die Angriffe nicht so sehr der
Irrlehrer und erklärten Freigeister, als vielmehr der rechtschaffenen Leute im Sinn
der Welt, und selbst der frommen Seelen, denen diese Übung nicht gefällt, zu wappnen,
will ich dir einen Auszug ihrer Denkweise und Redensarten anführen:
"Was will dieser Schwätzer sagen?" (Apg 17,18)
"Laßt uns diesen armen Gerechten unterdrücken,... denn er ist uns unnütz und steht
unseren Werken entgegen." (Wsh 2,10f.) Was leiert denn dieser Mensch immer Rosenkränze
her? Welcher Müßiggang! Er tut nichts als Rosenkränze hersagen, er täte wohl besser
daran, zu arbeiten, anstatt sich mit solchen Frömmlereien abzugeben! Ja freilich!
Man muß nur den Rosenkranz beten, und es werden einem die gebratenen Tauben in den
Mund fliegen! Der Rosenkranz gibt uns kein Brot! Das Sprichwort sagt: Hilf dir selbst,
so hilft dir Gott! Warum aber sich mit so vielen Gebeten belasten? Ein kurzes Gebet
dringt durch die Wolken. Ein gut gebetetes Vaterunser und Gegrüßt seist du... ist
genug. Der liebe Gott hat uns den Rosenkranz recht befohlen; der ist gut, wenn man
Zeit dazu hat, aber man kann auch ohne das selig werden. Wie viele Heilige haben
ihn nie gebetet und sind doch heilig geworden!"
"Es gibt immer Leute,
die verlangen, daß die ganze Welt sich nach ihnen richte.
Es gibt Überspannte, die alles übertreiben, es gibt Skrupulanten, die dort Sünden
sehen, wo keine sind; sie sagen, alle werden verdammt, welche nicht ihren Rosenkranz
beten. Den Rosenkranz beten, das ist für die unwissenden Frauen, die nicht lesen
können. Den Rosenkranz beten! Ist es nicht besser, das
Offizium der Allerseligsten Jungfrau oder die sieben Bußpsalmen zu beten?
Gibt es etwas Schöneres als diese Psalmen, die der Hl. Geist selber
eingegeben hat? Du willst täglich einen ganzen Psalter beten? Strohfeuer ist das,
das hält nicht lange an! Ist es nicht besser, weniger zu unternehmen und dafür treuer
zu sein?"
"Ach was, glaube mir, mein Lieber, verrichte
ein gutes Morgen- und Abendgebet und arbeite tagsüber für den lieben Gott, Gott
verlangt nicht mehr von uns. Wenn du nicht deinen Lebensunterhalt verdienen müßtest,
meinetwegen, dann könntest du dich verpflichten, deinen Psalter zu beten. Du kannst
ihn an Sonn- und Feiertagen ganz nach Muße beten, nicht aber an den Werktagen, dann
mußt du arbeiten."
"Was? Einen so großen Rosenkranz bei sich tragen? Oder den Rosenkranz
gar am Gürtel tragen? Welche Scheinheiligkeit! Ich rate dir, ihn um den Hals zu
hängen, wie es die Spanier machen. Das sind noch eifrige Rosenkranzbeter, die tragen
einen großen Rosenkranz in der einen Hand, während sie in der andern einen Dolch
haben, um damit den Verräterstich zu führen. Laß doch diese äußerlichen Andachten, die wahre Andacht ist im Herzen, usw.
usw."
Manche sonst ganz tüchtige Männer und große Gelehrte,
die jedoch in ihrem Stolz alles kritisieren, werden dir den Rosenkranz kaum anraten.
Sie werden dich eher dazu veranlassen, die sieben Bußpsalmen oder einige andere
Gebete zu verrichten. Wenn irgendein guter Beichtvater dir
zur Buße einen Psalter gegeben hat, den du vierzehn Tage oder einen Monat lang beten
sollst, dann brauchst du nur zu einem jener Herren zur Beicht zu gehen, und deine
Buße wird in einige andere Gebete, Fasten, Messen oder Almosen umgewandelt werden.
Selbst wenn du solche fromme Personen in der
Welt, die die Vortrefflichkeit des Rosenkranzes nicht aus eigener Erfahrung kennen,
um Rat fragst, so wirst du finden, daß sie nicht nur ihn niemand anraten, sondern
sie werden noch die anderen davon abhalten, um sie zur Beschauung anzuhalten, als
ob der Rosenkranz und die Beschauung unvereinbar wären, als ob so viele hl. Rosenkranzverehrer
nicht in der höchsten Beschauung gelebt hätten.
Deine inneren Feinde werden dich umso grausamer
angreifen, je mehr du mit ihnen verbunden bist. Ich meine
die Fähigkeiten deiner Seele und die Sinne deines Körpers, die Zerstreuungen des
Geistes, der Überdruß des Willens, die Trockenheit des Herzens, die Beschwerden
und Krankheiten des Leibes. All dies im Verein mit den bösen Geistern, die sich
einmischen, wird dir Zurufen: Laß ab von deinem Rosenkranz, er ist es, der dir Kopfweh
verursacht; laß ab von deinem Rosenkranz, es ist ja keine Verpflichtung unter Sünde;
bete wenigstens nur einen Teil davon, deine Leiden sind ein Anzeichen, daß Gott
nicht will, daß du ihn betest, du kannst ihn morgen beten, wenn du besser dazu aufgelegt
bist, usw. usw.
Der tägliche Rosenkranz hat endlich soviele Feinde,
daß ich es als einen der ausgezeichnetesten Gnadenerweise Gottes betrachte, darin
bis zum Tod auszuharren. Verharre darin, und du wirst die wunderbare Krone erlangen,
die deiner Treue im Himmel bereitet ist: "Sei getreu bis in den Tod, und ich werde
dir die Krone geben." (Offb 2,10)
49. Rose - Die Ablässe.
Damit du beim Beten deines Rosenkranzes die den
Mitgliedern der Rosenkranzbruderschaft gewährten Ablässe gewinnest, ist es angezeigt,
einige Anmerkungen über die Ablässe beizufügen.
Der Ablaß im allgemeinen ist eine Nachlaß der
zeitlichen Strafen für begangene Sünden durch Zuwendung der überfließenden Genugtuungen
Jesu Christi, seiner heiligsten Mutter und aller Heiligen, welche Genugtuungen im
Kirchenschatz enthalten sind.
Der vollkommene Ablaß ist ein Nachlaß aller Sündenstrafen;
der unvollkommene, z.B. von 100 Tagen, ist die Nachlaß so vieler Strafen, als man
in 100 Tagen getilgt hätte, wenn man eine Buße von entsprechender Dauer nach den
alten kirchlichen Satzungen erhalten hätte. Nun schrieben aber diese Satzungen für
eine einzige Todsünde sieben und manchmal zehn und fünfzehn Jahre Buße vor, sodaß
eine Person, die zwanzig Todsünden begangen hatte, wenigstens zwanzigmal sieben
Jahre Buße hätte leisten müssen, und so weiter.
Damit die Mitglieder der Bruderschaft die Ablässe
gewinnen, müssen sie:
1. wahrhaft bußfertig sein und die hl. Sakramente
empfangen, wie die Ablaßbullen es vorschreiben;
2. dürfen sie
keine Anhänglichkeit
an irgendeine läßliche Sünde haben, weil mit der bleibenden
Anhänglichkeit an die Sünde die Schuld bleibt, die Strafe aber nicht nachgelassen
wird, solange die Schuld vorhanden ist;
3. müssen sie die Gebete und anderen guten Werke
verrichten, die vorgeschrieben sind. Wenn man nach der Meinung der Päpste einen
unvollkommenen Ablaß, z.B. von 100 Tagen gewinnen kann (heute Teilablaß), ist der
Empfang der Sakramente nicht immer notwendig, wie z.B. bei den Ablässen, die mit
dem Gebet des Rosenkranzes verbunden sind, mit den Prozessionen, den geweihten
Rosenkränzen usw. Vernachlässige diese Ablässe nicht!
Flamin und viele andere Schriftsteller berichten,
eine Dame aus vornehmer Familie,
namens Alexandra, die wunderbar bekehrt und vom hl. Dominikus in die Rosenkranzbruderschaft
aufgenommen worden war, sei ihm nach ihrem Tod erschienen und habe zu ihm gesagt,
sie sei zu 700 Jahren Fegfeuer verurteilt
worden wegen mehrerer Sünden, die sie durch ihre weltlichen Eitelkeiten
begangen habe, und sie bat ihn, er möge ihr helfen und durch die Gebete der Mitglieder
der Rosenkranzbruderschaft Hilfe zukommen lassen, was er auch tat. Vierzehn Tage
darauf erschien sie dem hl. Dominikus leuchtender als eine Sonne, denn so rasch
war sie durch die Gebete erlöst worden, welche die Mitglieder der Bruderschaft für
sie verrichtet hatten. Sie sagte ihm ferner, die Armen Seelen im Fegfeuer lassen
ihn bitten, mit der Predigt des hl. Rosenkranzes fortzufahren und Sorge zu tragen,
daß ihre Verwandten sie an ihrem Rosenkranz teilnehmen lassen, wofür sie dieselben
überreichlich belohnen würden, wenn sie einmal in die Glorie eingegangen wären.
Ablaßordnung seit 1968
Der Rosenkranz erhält einen vollkommenen Ablaß,
wenn er in einer Kirche öffentlichen Kapelle, in der Familie oder in Gemeinschaft
verrichtet wird; sonst einen Teilablaß.
D.h. sog. unvollkommene Ablässe mit Jahresangaben
gibt es nicht mehr. Auch den Toties-quoties, d.h. mehrere vollkommene Ablässe an
einem Tag nicht mehr.
Für die Erlangung des vollkommenen Ablasses gilt:
a) Man muß im Stand der Gnade sein. - daher auch
die Beichte.
b) Ein Vollablaß kann nur einmal am Tag gewonnen werden.
c) Für den Vollablaß müssen folgende Bedingungen
erfüllt sein:
- Beichte innerhalb von 8 Tagen- genügt für mehrere
Ablässe
- Die hl. Kommunion am selben Tag
- Ein Gebet nach der Meinung des hl. Vaters - z.B:
ein Vater unser und Ave Maria
- Freisein von jegliche Anhänglichkeit an irgendwelche
Sünde. - Das ist das Schwierigste. Sonst ist der Ablaß nur ein teilweiser.
Die Ablässe kann man auch den Armen Seelen zu wenden.
1. Es genügt das Beten eines Rosenkranzes, jedoch
müssen diese 5 Gesetze ohne Unterbrechung gesprochen werden.
2. Das mündliche Gebet muß von der Betrachtung
des entsprechenden Geheimnisses begleitet sein.
50. Rose - Art und Weise den hl. Rosenkranz zu
beten
Um die Übung des hl. Rosenkranzes zu erleichtern,
gebe ich nachstehend mehrere Methoden an, um ihn auf hl. Weise zu beten unter Betrachtung
der freudenreichen, schmerzhaften und glorreichen Geheimnisse Jesu und Mariens.
Du wirst dich derjenigen bedienen, welche dir am meisten zusagt, kannst dir aber
auch eine andere bilden, wie ja besonders manche hl. es getan haben.
Art und Weise
den hl. Rosenkranz zu beten und die Gnaden der
Geheimnisse des Lebens, Leidens und der Verherrlichung Jesu und Mariens auf sich
herabzuziehen.
1. Methode:
Komm, Hl. Geist...
Allgemeine Aufopferung de Rosenkranzes
Ich vereinige mich mit allen Heiligen im Himmel,
mit allen Gerechten auf Erden, ich vereinige mich mit dir, o mein Jesus, um deine
hl. Mutter und dich in ihr und durch sie würdig zu loben. Ich widersage allen Zerstreuungen,
die mir während dieses Rosenkranzes kommen könnten.
Wir opfern dir auf, o allerseligste Jungfrau,
dieses Glaubensbekenntnis, um deinen Glauben auf Erden zu verehren und dich zu bitten,
uns Anteil daran nehmen zu lassen. Wir opfern dir auf, o Herr, dieses Vaterunser,
um dich in deiner Einheit anzubeten und dir als dem Anfang und Ende unsere Anerkennung
zu zollen. Wir opfern dir, o Heiligste Dreifaltigkeit, diese drei Ave Maria auf,
um dir für alle Gnaden zu danken, die du in Maria gewirkt und uns durch ihre Fürbitte
geschenkt hast.
†
Kreuzzeichen, Ich glaube an Gott...,
Vater unser...,
3 Gegrüßt seist du, Maria...
um Glaube Hoffnung und Liebe,
Ehre sei dem Vater...
Die 5 freudenreichen Geheimnisse
1. Geheimnis: Verkündigung des Engels an Maria
Wir opfern dir auf, Herr Jesus Christus, dieses
erste Gesetz zu Ehren deiner Menschwerdung, und bitten dich durch dieses Geheimnis
und die Fürsprache deiner heiligsten Mutter um eine tiefe Demut des Herzens.
Vaterunser, 10 Ave Maria, Ehre sei.
Die Gnaden des Geheimnisses der Menschwerdung
mögen in meine Seele herabsteigen und sie wahrhaft demütig machen.
2. Geheimnis: Maria besucht Elisabeth
Wir opfern dir auf, Herr Jesus Christus, das
zweite Gesetz zu Ehren deiner Mutter bei ihrer Base Elisabeth, und bitten dich durch
dieses Geheimnis und die Fürsprache Mariens um die vollkommene Liebe zu unseren
Nächsten.
Vaterunser, 10 Ave Maria, Ehre sei.
Die Gnaden des Geheimnisses der Heimsuchung mögen
in meine Seele herniedersteigen und sie wahrhaft liebenswürdig machen.
3. Geheimnis: Geburt Jesu in Bethlehem
Wir opfern dir auf, o göttliches Kind Jesus,
dieses dritte Gesetz zu Ehren deiner hl. Geburt, und bitten dich durch dieses Geheimnis
und die Fürsprache deiner heiligsten Mutter um die Losschälung von den Gütern der
Welt, um die Liebe zur Armut und zu den Armen. - Vaterunser, 10 Ave Maria, Ehre
sei.
Die Gnaden des Geheimnisses der Geburt Jesu mögen
in meine Seele herniedersteigen und sie wahrhaft arm im Geist machen.
4. Geheimnis: Aufopferung Jesu im Tempel
Wir opfern dir auf, Herr Jesus, dieses vierte
Gesetz zu Ehren deiner Darstellung im Tempel durch die Hände Mariens, und bitten
dich durch dieses Geheimnis und die Fürsprache deiner heiligsten Mutter um die Gabe
der Weisheit und der Reinheit des Herzens und des Leibes. - Vaterunser, 10 Ave Maria,
Ehre sei.
Die Gnaden des Geheimnisses der Reinigung Mariens
mögen in meine Seele herniedersteigen und sie wahrhaft weise und rein machen.
5. Geheimnis: Die Suche nach Jesu
Wir opfern dir auf, Herr Jesus, dieses fünfte
Gesetz zu Ehren deiner Wiederauffindung durch Maria inmitten der Gelehrten, nachdem
sie dich verloren hatte, und bitten dich durch dieses Geheimnis und die Fürsprache
deiner heiligsten Mutter um unsere Bekehrung und diejenige der Sünder, die in Irrglauben,
Trennung und Unglauben leben. - Vaterunser, 10 Ave Maria, Ehre sei.
Die Gnaden des Geheimnisses der Auffindung Jesu
im Tempel mögen in meine Seele herniedersteigen und sie wahrhaft bekehren.
Die 5 schmerzhaften Geheimnisse
1. Geheimnis: Das Blutschwitzen Jesu am Ölberg
Wir opfern dir auf, Herr Jesus, dieses sechste
Gesetz zu Ehren deiner Todesangst am Ölberg, und bitten dich durch dieses Geheimnis
und die Fürsprache deiner heiligsten Mutter um eine wahre Reue über unsere Sünden
und vollkommene Gleichförmigkeit mit deinem hl. Willen. - 1 Vaterunser, 10 Ave Maria,
Ehre sei. Die Gnaden des Geheimnisses der Todesangst Jesu mögen in meine Seele herniedersteigen
und sie wahrhaft zerknirscht und dem Willen Gottes gleichförmig machen.
2. Geheimnis: Die Geißelung Jesu
Wir opfern dir auf, Herr Jesus, dieses siebte
Gesetz zu Ehren deiner blutigen Geißelung, und bitten dich durch dieses Geheimnis
und die Fürsprache deiner heiligsten Mutter um vollkommene Abtötung unserer Sinne.
Vaterunser, 10 Ave Maria, Ehre sei.
Die Gnaden des Geheimnisses der Geißelung Jesu
mögen in meine Seele herniedersteigen und ihr wahre Abtötung verleihen.
3. Geheimnis: Die Dornenkrönung Jesu
Wir opfern dir auf, Herr Jesus, dieses achte
Gesetz zu Ehren deiner grausamen Dornenkrönung, und bitten dich durch dieses Geheimnis
und die Fürsprache deiner heiligsten Mutter um eine große Verachtung der Welt.
Vaterunser, 10 Ave Maria, Ehre sei.
Die Gnaden des Geheimnisses der Dornenkrönung
mögen in meine Seele herniedersteigen und ihr die wahre Weltverachtung verleihen.
4. Geheimnis: Der Kreuzweg Jesu
Wir opfern die auf, Herr Jesus, dieses neunte
Gesetz zu Ehren deiner Kreuztragung, und bitten dich durch dieses Geheimnis und
die Fürsprache deiner heiligsten Mutter um große Geduld, dir unser Kreuz nachzutragen
alle Tage unseres Lebens.
Vaterunser, 10 Ave Maria, Ehre sei.
Die Gnaden des Geheimnisses der Kreuztragung
mögen in meine Seele herniedersteigen und ihr die wahre Geduld verleihen.
5. Geheimnis: Die Kreuzigung Jesu auf Golgotha
Wir opfern dir auf, Herr Jesus, dieses zehnte
Gesetz zu Ehren deiner Kreuzigung auf dem Kalvarienberg, und bitten dich durch dieses
Geheimnis und die Fürsprache deiner heiligsten Mutter um eine große Abscheu vor
der Sünde, um Liebe zum Kreuz und um einen guten Tod für uns und alle jetzt Sterbenden.
Vaterunser, 10 Ave Maria, Ehre sei.
Die Gnaden des Geheimnisses des Leidens und Sterbens
Jesu Christi mögen in meine Seele herniedersteigen und sie wahrhaft heiligen.
Die 5 glorreichen Geheimnisse
1. Geheimnis: Die Auferstehung Jesu an Ostern
Wir opfern dir auf, Herr Jesus, dieses elfte
Gesetz zu Ehren deiner glorreichen Auferstehung, und bitten dich durch dieses Geheimnis
und die Fürsprache deiner heiligsten Mutter um einen lebendigen Glauben, Liebe Jesu
und apostolischen Eifer.
Vaterunser, 10 Ave Maria, Ehre sei.
Die Gnaden des Geheimnisses der Auferstehung
mögen in meine Seele herniedersteigen und sie wahrhaft gläubig und liebeglühend
machen.
2. Geheimnis: Die glorreiche Himmelfahrt Jesu
Wir opfern dir auf, Herr Jesus, dieses zwölfte
Gesetz zu Ehren deiner glorreichen Himmelfahrt, und bitten dich durch dieses Geheimnis
und die Fürsprache deiner heiligsten Mutter um eine feste Hoffnung und ein brennendes
Verlangen nach dem Himmel.
Vaterunser, 10 Ave Maria, Ehre sei.
Die Gnaden des Geheimnisses der Himmelfahrt Jesu
Christi mögen in meine Seele herniedersteigen und sie wahrhaft himmlisch
machen.
3. Geheimnis: Pfingsten - Dei Herabkunft des Hl.
Geistes
Wir opfern dir auf, Hl. Geist, dieses dreizehnte
Gesetz zu Ehren deines Pfingstgeheimnisses, und bitten dich durch dieses Geheimnis
und die Fürsprache Mariens, deiner getreuen Braut, um die göttliche Weisheit, damit
wir die Wahrheit erkennen, verkosten und üben und alle Menschen Anteil daran erlangen.
Vaterunser, 10 Ave Maria, Ehre sei.
Die Gnaden des Pfingstgeheimnisses mögen in meine
Seele herniedersteigen und sie wahrhaft weise in den Augen Gottes machen.
4. Geheimnis: Maria wird in den Himmel aufgenommen
Wir opfern dir auf, Herr Jesus, dieses vierzehnte
Gesetz zu Ehren der Unbefleckten Empfängnis und der Aufnahme des Leibes und der
Seele deiner heiligsten Mutter in den Himmel, und bitten dich durch diese beiden
Geheimnisse und die Fürsprache Mariens um eine wahre Andacht zu ihr, auf daß wir
gut leben und sterben.
Vaterunser, 10 Ave Maria, Ehre sei.
Die Gnaden der Unbefleckten Empfängnis und der
Aufnahme Mariens in den Himmel mögen in meine Seele herniedersteigen und ihr eine
vollkommene Hingabe an Maria verleihen.
5. Geheimnis: Maria wird im Himmel gekrönt
Wir opfern dir auf, Herr Jesus, dieses fünfzehnte
Gesetz zu Ehren der glorreichen Krönung deiner heiligsten Mutter im Himmel, und
bitten dich durch dieses Geheimnis und ihre Fürsprache um die Beharrlichkeit und
den Fortschritt in der Tugend bis zum Tod und die Krone der Ewigkeit, die uns bereitet
ist. Die gleiche Gnade erflehen wir für alle Gerechten, alle unsere Wohltäter und
alle, die sich unserem Gebet empfohlen haben und für die wir zu beten schuldig sind.
Vaterunser, 10 Ave Maria, Ehre sei.
Wir bitten dich, Herr Jesus, durch die 15 Geheimnisse
deines Lebens, Leidens und Sterbens, durch deine Herrlichkeit und die Verdienste
deiner heiligsten Mutter, du wollest die Sünder bekehren, den Sterbenden beistehen,
die Seelen im Fegfeuer befreien und uns allen die Gnade verleihen, heilig zu leben,
gut zu sterben und endlich im Himmel dich von Angesicht zu Angesicht zu schauen
und dich in Ewigkeit zu lieben. Amen. - Gott allein!
2. Kürzere Methode,
um im Rosenkranzgebet das Leben, den Tod und
die Glorie Jesu und Mariens zu ehren und die Zerstreuungen der Einbildungskraft
zu vermindern.
Dazu kann man in jedem Ave Maria das Geheimnis
der einzelnen Gesetze einfügen, welches man eben betrachtet; und zwar fügt man dies
nach dem Wort Jesus in der Mitte des Ave Maria ein:
... Und gebenedeit ist die Frucht Deines Leibes,
Jesus...
(In den romanischen Ländern erwähnt man das Geheimnis
vor dem Gesetz.)
Bei den ersten drei Ave:
1. Der in uns den Glauben vermehre.
2. Der in uns die Hoffnung stärke.
3. Der in uns die göttliche Liebe entzünde.
Die freudenreichen Geheimnisse:
1. Den Du, o Jungfrau, vom Hl. Geist empfangen hast.
2. Den Du, o Jungfrau, zu Elisabeth getragen hast.
3. Den Du, o Jungfrau, (zu Bethlehem) geboren hast.
4. Den Du, o Jungfrau, im Tempel aufgeopfert hast.
5. Den Du, o Jungfrau, im Tempel gefunden hast.
Die schmerzhaften Geheimnisse:
6. Der für uns Blut geschwitzt hat.
7. Der für uns ist gegeißelt worden.
8. Der für uns ist mit Domen gekrönt worden.
9. Der für uns das schwere Kreuz getragen hat.
10. Der für uns ist gekreuzigt worden.
Die glorreichen Geheimnisse:
11. Der von den Toten auferstanden ist.
12. Der in den Himmel aufgefahren ist.
13. Der uns den Hl. Geist gesandt hat.
14. Der Dich, o Jungfrau, in den Himmel aufgenommen
hat.
15. Der Dich, o Jungfrau, im Himmel gekrönt hat.
[Inzwischen gibt es noch andere Rosenkränze,
aber das sind die klassischen Geheimnisse, für die es auch viele Ablässe gibt. Die
153 Ave Maria entsprechen genau den Fischen, die Petrus im See Genezareth gefangen
hat!]
Der hl .Ludwig Maria Grignion bittet darum, sich
in die Rosenkranzbruderschaft aufnehmen zu lassen, einen geweihten Rosenkranz bei
sich zu tragen, ihn täglich zu beten, monatlich zu beichten und zu kommunizieren.
Kraft und Würde des Rosenkranzes
"Durch den Rosenkranz wurden große Sünder beiderlei
Geschlechtes in kurzer Zeit zu einem hl. Leben bekehrt; mit vielen Seufzern und
Tränen wurden die Sünden beweint; unglaubliche Bußwerke wurden in Kraft dieses Psalters
sogar von Knaben und Mädchen verrichtet. Durch ihn blühte der Andachtseifer zu mir
und zu meinem Sohn so sehr, daß man hätte meinen können, es leben Engel auf Erden.
Auch der Glaube wurde so sehr gestärkt, daß sehr viele sehnlichst verlangten, für
denselben zu sterben und gegen die Irrlehrer zu kämpfen. So wurden durch meinen
geliebtesten Diener Dominikus und durch die Kraft dieses Rosenkranzes die Länder
der Irrlehre wieder der Kirche unterworfen: durch die Kraft dieses Rosenkranzes
geschahen viele Almosen, wurden Kirchen gegründet und Spitäler gebaut, führte man
ein keusches und tugendhaftes Leben, und viele große Wunderwerke wurden vollbracht.
Höchste Heiligkeit und Weltverachtung, die Ehre Gottes und die Gerechtigkeit der
Fürsten, Friede unter den Bürgern und Tugendhaftigkeit in den Ordensgemeinden standen
in hoher Blüte. Sogar die Handwerker gingen nicht an ihre Arbeit, bevor sie mich
durch meinen Rosenkranz gegrüßt, und gingen nicht zur Ruhe, bevor sie mir kniend
in Andacht diesen Dienst erwiesen hatten. Wenn sie sich schon zur Ruhe gelegt hatten
und sich zufällig erinnerten, daß sie meinen Rosenkranz noch nicht gebetet, erhoben
sie sich sofort wieder und von Reue getrieben, grüßten sie mich umso andächtiger.
So groß war der gute Ruf des Rosenkranzes, daß
man von allen, die überhaupt fromm lebten, sogleich vermutete, sie seien Mitglieder
dieser Bruderschaft. War aber irgendwo ein öffentlicher Sünder oder Gotteslästerer,
so ging von ihm das Wort: Dieser gehört nicht zu den Brüdern des hl. Dominikus.
Auch will ich nicht verschweigen, wie große Zeichen
und Wunder ich durch den Rosenkranz in den verschiedenen Weltgegenden getan habe.
Allgemeine Seuchen habe ich durch ihn aufgehalten, schreckliche Kriege beigelegt,
Fieber und jede Art von Krankheit geheilt. Gewiß erfreute sich damals die Welt meiner
Gnadengaben. Die Engel des Himmels erfreuten sich an eueren Rosenkränzen, die ganze
Dreifaltigkeit fand daran ihr Wohlgefallen, mein Sohn empfand an solchem Lob hohe
Freude, und ich fand darin eine Wonne, die jede Vorstellung übersteigt. Der Rosenkranz
ist mir nach der hl. Messe das Angenehmste von allem, was in der Kirche geschieht."
So sprach die Allerseligste Jungfrau Maria
in einer Erscheinung zum sel.Alanus.
"Durch die Ermahnungen des hl. Dominikus dienten
mir und meinem Sohn alle Brüder und Schwestern seines Ordens unaufhörlich mit unaussprechlichem
Eifer und höchster Andacht durch das Rosenkranzgebet, sodaß jeder Bruder täglich
wenigstens einen ganzen Psalter verrichtete; und wenn einer diesen Psalter an irgendeinem
Tag unterließ, hielt er den ganzen Tag für verloren. So groß war die Andacht zum
Rosenkranz, daß die Brüder des hl. Dominikus sich eher in der Kirche oder im Chor
einfanden, um den Psalter zu beten, als im Schlafgemach oder beim Studium. So sehr
verbreitete sich der Ruf des Psalters im Predigerorden, daß man zu einem Mitbruder, der irgendwie durch Nachlässigkeit
fehlte, im Vertrauen sagte: "Bruder, sicherlich betest du den Rosenkranz Mariens
nicht oder nur unandächtig!" (Justin Miewokow).
(1955 wurde Österreich durch den Rosenkranzsühnekreuzzug
des P. Petrus Pavlicek von den Russen wieder freigegeben!)
Kraft und Würde des Ave Maria.
"Die hl. Engel bringen im Himmel der Allerseligsten
Jungfrau Maria dieses heilbringende Gebet, d.h. den Engelsgruß dar, nicht mit dem
Mund, sondern im Geist. Sie wissen nämlich, daß dadurch der Fall der Engel wiedergutgemacht,
Gott Mensch geworden und die Welt erneuert worden ist." (Sel. Alanus).
---
"Ich selbst habe, nachdem ich die Kraft dieser
Verkündigung des Herrn an Maria erkannte, diesen Gruß andächtiger gebetet. Ja, ich,
der ich noch in der Ordnung der menschlichen Natur lebe, habe Maria in der göttlichen
Ordnung der Gnade und Glorie angefleht." (Alanus).
---
Dasselbe bestätigt die
Vision der hl. Gertrud, wo man folgendes liest:
"Während
in den Metten (an Mariä Verkündigung) das Invitatorium "Ave Maria" gesungen wurde, sah sie drei mächtig sprudelnde
Bächlein, vom Vater, vom Sohn und vom Hl. Geist ausgehend, das Herz der jungfräulichen
Mutter mit beseligender Gewalt durchdringen und daraus ebenso wieder nach ihrem
Ursprung zurückströmen; dadurch wurde der seligsten Jungfrau dies Geschenk zuteil,
daß sie die Mächtigste nach dem Vater, die Weiseste nach
dem Sohn und die Gütigste nach dem Hl. Geist ist. Auch erkannte
Gertrud, daß, so oft der Engelsgruß von den Gläubigen auf Erden mit Andacht gebetet
wird, dieselben Bächlein mit großer Gewalt überfließen und die seligste Jungfrau
umströmen, um von der anderen Seite sich in ihr heiligstes Herz zu ergießen und
von da mit Freude ihre Quelle wieder zu suchen. Aus diesem Hin- und Herströmen werden
Freude und Wonne und ewiges Heil auf alle Engel und Heiligen und auch über jene
ergossen, welche auf Erden diesen Gruß beten; und hierdurch wird ihnen all das Gute
erneuert, das sie je durch die heilbringende Menschwerdung des Sohnes erlangt haben."
---
"Als eine gewisse Frau, Mitglied der Rosenkranzbruderschaft,
einmal nachts auf ihrem Lager ruhte, sah sie die Allerseligste Jungfrau vor sich
stehen, welche zu ihr sagte: "Meine Tochter, fürchte nicht deine milde Mutter, der
du in Andacht jeden Tag dienst, sondern ich ermahne dich vielmehr, auszuharren.
Und wisse, daß mir dieser Gruß eine so große Freude bereitet,
daß kein Mensch dafür einen Ausdruck finden kann." (Wilh. Pepin im "Goldenen Rosenkranz")
---
Einmal sprach
Maria zur
hl. Mechthild: "Dieser Gruß wurde nie von einem Menschen
übertroffen, noch wird mich jemand auf süßere Weise grüßen können als der,
welcher mich mit jener Ehrfurcht grüßt, mit der
Gott Vater mich durch dieses Wort gegrüßt hat."
---
"Siehe, alle deine Ave sind auf diesen Mantel
geschrieben. Wenn dieser Teil noch mit Ave ausgefüllt sein wird, so werde ich dich
in das Reich meines geliebtesten Sohnes aufnehmen." Der
sel. Dionysius der Kartäuser erzählt, so habe Maria in einer
Erscheinung zu einer ihm bekannten Person gesprochen.
---
"Man muß die Mutter Gottes nicht nur mit dem
Mund, sondern mit dem Herzen und in der Tat grüßen, damit sie nicht mit Recht antworten
kann: Dieses Volk ehrt mich mit den Lippen, aber ihr Herz ist weit von mir."
---
Folgendes sind die Gründe, auf welche gestützt
die Kirche den Predigten und öffentlichen Vorträgen den Engelsgruß vorausschickt.
1. Das Beispiel des Engels.
Die streitende Kirche ahmt, soweit sie kann, das Leben der Engel
nach. Bevor der Engel Maria die frohe Botschaft brachte
und ihr sagte: "Siehe, Du wirst empfangen und einen Sohn gebären", grüßte er sie
ehrfurchtsvoll: Gegrüßt seist Du, voll der Gnade. Es ziemt sich also, daß die Kirche
das Beispiel des Engels nachahmt und den Engelsgruß mit der Anrufung Mariens vorausschickt,
ehe sie die frohe Botschaft, das Evangelium, verkündet.
2. Damit die Zuhörer aus dem Wort Gottes Frucht
empfangen. Die Prediger vertreten die Stelle des Engels;
damit aber die Zuhörer Christus durch den Glauben empfangen können, müssen sie von
der jungfräulichen Mutter Maria, die ihn geboren, diese Gnade erlangen und so gleichsam
Mutter des Wortes Gottes werden, denn ohne Maria kann Jesus Christus nicht in ihnen
geboren werden.
3. Um den Beistand der Allerseligsten Jungfrau
zu erlangen. Wie wirksam der Gruß des Engels war, geht aus dem Evangelium hervor.
4. Um die sehr großen Gefahren des Predigtamtes
zu vermeiden, erleuchtet Maria, die Erleuchterin, die Prediger.
5. Damit die Zuhörer das Wort Gottes aufmerksamer
anhören und nicht nur mit den Ohren des Leibes, sondern nach dem Beispiel der jungfräulichen
Gottesgebärerin mit den Ohren des Geistes es erfassen, behalten, bewahren.
6. Damit der Teufel, der Feind des Menschengeschlechtes
und der grimmige Bekämpfer der Verkündigung des Evangeliums ferngehalten werde,
denn es steht geschrieben: "Hierauf kommt der Teufel und nimmt das Wort aus ihrem
Herzen, damit sie nicht glauben und selig werden" (Lk 8,12).
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Nachdem der hl. Vater Dominikus in den Himmel
eingegangen und die von ihm eingeführte Rosenkranzandacht in argen Verfall geraten
und beinahe ganz ausgestorben war, begann eine
schreckliche
Pest verschiedene Gegenden zu verwüsten. Die ratlosen Menschen
nahmen ihre Zuflucht zu einem hl. Einsiedler, der in der Einöde ein sehr strenges
Leben führte, und drangen in ihn, daß er sie im Gebet Gott empfehlen möge. Der fromme Mann flehte
inbrünstig die Gottesmutter an, daß sie als Fürsprecherin der Sünder ihnen gnädigst
zu Hilfe komme.
Maria erschien ihm und sprach: "Sie
haben mein Lob verlassen, und darum kam dieses Übel über sie. Sie sollen ihre frühere
Andacht wieder aufnehmen und werden dann meinen Schutz erfahren.
Ich werde die Pest von ihnen nehmen. Wenn sie mich mit dem Rosenkranz grüßen und
in dieser Andacht verharren, werde ich für ihr Heil sorgen, denn an dieser Gebetsweise
finde ich sehr großes Wohlgefallen." Die Leute kamen diesem Befehl nach und verfertigten
sich Rosenkränze aus Zweiglein und Waldfrüchten und begannen mit großem Eifer, diese
Gebetsweise zu üben.
Der marianische Rosenkranz
aus Die großen Gnadenangebote unserer himmlischen
Mutter
Die Muttergottes hat ihn in schweren Zeiten dem
hl. Dominikus
als Mittel zur Bekehrung der Katharer gegeben. Das war
die erste große Volksmission.
Der
hl. Dominikus predigte 10 Jahre fast ohne Erfolg, da betete er inständig in einer Höhle bei Toulouse zur Muttergottes, die
ihm dann den Rosenkranz zur Bekehrung der verstockesten Sünder
1214 offenbarte. Maria empfahl ihm von
nun an den Rosenkranz zu predigen. Dies bewirkte den Zusammenbruch der häretischen
Macht der Albigenser und ihre Rückführung zum katholischen Glauben.
Maria sagte
ihm: ‘Dominikus, es freut mich, daß du nicht auf die Weisheit baust, sondern vielmehr
in Demut die Seelen retten und nicht den eitlen Menschen gefallen willst.
Viele Prediger donnern jedoch sofort gegen die schwersten Sünden
und wissen nicht, daß man einen Kranken zuerst auf ein beschwerliches Heilmittel
vorbereiten muß, damit der es mit Nutzen gebraucht. Deshalb
müssen sie zuerst ihren Zuhörern die Liebe zum Gebet und vor allem zu meinem Rosenkranz
einflößen. Denn wenn jene anfangen
den Psalter zu beten,
so ist kein Zweifel, daß allen, die darin ausharren, die göttliche Barmherzigkeit
zuteil wird. Predige also meinen Rosenkranz.’
Dominikus folgte diesem Rat himmlischen Mutter
und betete selbst täglich den Marianischen Psalter (d.h. alle drei Rosenkränze)
und predigte ihn sein ganzes übriges Leben mit großem Erfolg. Diesem Wirken war
der Zusammenbruch der Albigenser zu verdanken. Im Jahr 1215 gründete er den Predigerorden,
der nach ihm Dominikanerorden genannt wurde.
Später hat der berühmte Dominikaner Professor
Alanus de Rupe
(1428-75) in seinem
Werk Von der Würde des Psalters
diese heute oft vergessenen historischen Tatsachen festgehalten.
Er beruft sich vor allem auf die ersten Schüler und Gefährten des hl. Dominikus,
Johannes a monte und Thomas a templo. Leider sind viele Dokumente durch die Kriege
und französische Revolution zerstört worden. Doch viele Päpste bestätigten, daß
die Muttergottes dem hl. Dominikus den Rosenkranz geoffenbart hat, wie Leo X., Pius
V., Sixtus V., Benedikt XIII., Leo XIII.
Auch Pius XI. schreibt 1937: ‘Der Rosenkranz
ist eine Gebetsweise, die vom hl. Dominikus auf zweifellos himmlische Eingebung
wunderbarer Weise eingeführt wurde und zur Verbreitung gelangte.’
Die Seeschlacht von
Lepanto
1571 gegen die Türken wurde trotz der Unterzahl der christlichen
Seemacht durch das Rosenkranzgebet gewonnen. So wurde Europa vor dem Islam gerettet
Österreich wurde 1955 als erstes Land von den
Kommunisten freigegeben, nachdem P. Petrus Pavlicek den
Rosenkranzsühnekreuzzug
gegründet hatte. Nicht umsonst hat
die Muttergottes in Lichen 1850, Lourdes 1858, Fatima 1917 und an vielen anderen
Orten auf dieses vielfach vergessene Gebet wieder hingewiesen.
Im Rosenkranzgebet sind wir eingeladen, täglich
das Leben Jesu und seiner Mutter zu betrachten.
Er ist eigentlich nichts anderes als eine gebetete Kurzfassung des Evangeliums und
damit unseres Glaubens. Indem wir unsere Zuflucht zur Muttergottes nehmen, erfahren
wir einen unschätzbaren großen Schutz.
Wenn wir das Leben Jesu in den einzelnen Geheimnissen
immer tiefer betrachten, lernen wir das Evangelium inniger kennen und lieben. Unser
Glaube, unsere Hoffnung (Gottvertrauen) und unsere Liebe zu Gott wird größer, tiefer
und inniger. Es fällt uns dann leichter der Sünde zu widersagen.
Gerade in den schmerzhaften Geheimnissen erkennen
wir im Leiden des Herrn seine große Liebe, wir öffnen dann schneller unser Herz
für seine Gnade und erfahren die befreiende und erlösende
Kraft seines Leidens. In unserem persönlichen Leid finden
wir Trost und Kraft, wenn wir sehen, der Herr hat viel mehr gelitten und er hat
nicht verzagt. Wir fassen so wieder Mut unser tägliches Kreuz zu tragen, denn wir
sehen nicht nur, was der Herr gelitten hat, sondern durch das Gebet schöpfen wir
zugleich Kraft für unser Leben in der Nachfolge Christi.
Der Rosenkranz kann, wenn er richtig gebetet
wird, nicht langweilig sein. Denn es geht nicht um die Menge der Worte, sondern
um die Betrachtung des Lebens, des Leidens und der Auferstehung
Christi. Dies ist mit dem Kreuzweg eine Andacht, die sehr
evangeliumstreu ist. Maria hat uns Jesus gebracht und sie will uns näher zu ihrem
Sohn bringen. Sie stellt sich nicht in die Mitte, sondern sie führt uns zu Jesus,
der unser Erlöser, unser Heiland ist. Er will uns aus den Schlingen der Sünden befreien,
die Wunden unserer Seelen heilen. Es gibt wohl kaum einen Heiligen der Neuzeit,
der diese gnadenreiche Andacht des Rosenkranzgebetes nicht geschätzt hat.
Der
hl. Ludwig Maria
Grignion von Montfort (1673 -1716), der große Apostel der
wahren Andacht zu Maria, hat gesagt:
“Ein Volk, das den
Rosenkranz betet, bleibt katholisch!”
Das gilt für den Einzelnen
wie für die Familie. Er warnte davor den Rosenkranz als wertlos zu betrachten, denn
er stammt vom Himmel. Er hat damit große Bekehrungen erlebt. Maria hilft uns durch
das Rosenkranzgebet zu ihrem Sohn zurückzufinden.
Die Muttergottes hat in Lourdes und Fatima auf
die Bedeutung des Rosenkranzes wieder hingewiesen und die
Betrachtung
der Rosenkranzgeheimnisse
speziell am Herz-Mariä-Samstag gewünscht.
Leider gibt es schon länger verschiedene Theorien
über den Ursprung des Rosenkranzes. Doch das sind unnütze Spekulationen, denn Gnade
kann man nicht machen und Wallfahrtsorte nicht erfinden.
Das Leben des sel. Alanus de Rupe.
Der Name Alanus de Rupe ist mit der Geschichte
des Rosenkranzes so eng verbunden, daß es nicht möglich ist, ihn zu übergehen.
Die Wiege Alanus liegt in der
Bretagne, jenem Land, das so viele hl.
hervorgebracht und das heute noch ein fruchtbarer Boden für tiefes religiöses Leben
ist. Zu Dinan um 1428 geboren, trat er später ins Dominikanerkloster ein, von wo
aus er zum Studium der Theologie ins St. Jakobskloster nach Paris geschickt wurde.
Weil die Beobachtung der Ordensgelübde in Lille strenger war als in Paris und Dinan,
zog es ihn dorthin. Mit Ausnahme der letzten paar Jahre seines Lebens wirkte er
immer als Professor der Theologie
in Lille, Douai und in Gent, wo ihm die Würde eines "Lector primarius"
verliehen wurde. Sein großer Einfluß war weniger die Wirkung einer reich entfalteten
und allbekannten Beredsamkeit als vielmehr seiner leuchtenden Tugend, seiner strengen
Abtötung und seiner glühenden Liebe zu Maria.
Es ist schwer, in seinem von der Lehrtätigkeit
ganz ausgefüllten Leben den Zeitpunkt seiner apostolischen Reisen zu bestimmen.
Und doch ist es sicher, daß er die Bretagne, Flandern, Holland und einen Teil Deutschlands
durcheilt und allüberall mit glühendem Eifer den Rosenkranz gepredigt, das Volk
aus seiner Lauheit aufgerüttelt und zu einem eifrigen christlichen Leben entflammt
hat.
Am 14. März 1470 wurde die erste Rosenkranzbruderschaft
von ihm zu Douai gegründet. Nachher wurde er als "Magister Sacrae Theologiae" nach
Rostock in Mecklenburg geschickt, wo er mit großem Eifer "unserer lieben Frauen
Psalter" predigte, und zwar in seiner Muttersprache, während der Prior des Klosters
ihn verdolmetschte und seine Predigt dem Volke erklärte. 1473 bestimmte das Provinzialkonzil in Zwolle in Flandern, die Laienbrüder seien verpflichtet, an jenen Tagen,
da für die Kleriker das liturgische Psalterium vorgeschrieben sei, den marianischen
Psalter zu beten. Das war eine Frucht seiner Tätigkeit.
Im April 1475 benützte Alanus die Gelegenheit
eines Provinzialkonzils in Lille, um die Andacht und Bruderschaft des hl. Rosenkranzes
gegen einige Feinde zu verteidigen. In Lille errichtete er die Rosenkranzbruderschaft,
und zwar mit solchem Erfolg, daß binnen Jahresfrist mehr als 50.000 Mitglieder eingeschrieben
waren.
Von Lille wanderte er nach Zwolle, aber schon am 15. August fühlte er sich
krank und starb am 8. Sept., dem Fest Mariä Geburt, im
Alter von 47 Jahren.
Die Zeitgenossen schildern ihn nicht nur als
großen Gelehrten, sondern auch als Heiligen, als glühenden Marienverehrer und unermüdlichen
Eiferer für ihre Ehre. Sein geradezu wunderbarer Erfolg in der Ausbreitung des Rosenkranzes, der nur ein Werk der göttlichen Vorsehung sein konnte,
läßt uns verstehen, warum Alanus seit Jahrhunderten vom Volk mit dem Titel eines
Seligen geschmückt und auf alten Bildern mit dem Heiligenschein abgebildet wird.
Eine offizielle Seligsprechung hat leider noch nicht stattgefunden, aber im Himmel
sind viel mehr Heilige als wir kennen.
Die 15 Verheißungen der Muttergottes
an den sel. Alanus de Rupe OP
†1475.
1. Wer meinen Rosenkranz beharrlich betet, erlangt
eine besondere Gnade.
2. Ich verspreche allen, die andächtig den Psalter
meines Rosenkranzes beten, meinen besonderen Schutz und große Gnaden. (Psalter sind
alle drei Rosenkränze.)
3. Der Rosenkranz ist ein mächtiger Schild gegen
den bösen Feind; er vernichtet das Laster, verhindert die
Sünde und rottet die Irrlehre aus.
4. Der Rosenkranz bewirkt das Wiederaufblühen
der Tugend und der Werke der Gottseligkeit. Durch ihn wird den Seelen die Fülle
der göttlichen Erbarmungen zuteil.
Er wird die Herzen umkehren,
und sie werden anfangen das Irdische zu verachten und das Himmlische zu lieben und
rasche Fortschritte machen. Viele Seelen werden durch den Rosenkranz gerettet.
5. Die Seele, die vertrauensvoll durch meinen
Rosenkranz die Zuflucht zu mir nimmt, geht nicht verloren.
6. Alle, die andächtig den Rosenkranz beten
und dabei
die Geheimnisse betrachten,
werden vom Unglück nicht erdrückt und vor einem plötzlichen Tod bewahrt bleiben.
Wenn er ein bußfertiger Sünder ist, wird er die Gnade der Bekehrung erlangen; die
Gnade der Beharrlichkeit aber, wenn er gerecht ist, und er wird des ewigen Lebens
teilhaftig werden.
7. Die Gläubigen, die mein Rosenkranzgebet andächtig
pflegen, werden nicht ohne Empfang der hl. Sakramente sterben.
8. Ich will, daß alle, die meinen Rosenkranz
mit Andacht beten, während ihres Lebens und im Augenblick ihres Todes der Fülle
göttlicher Erleuchtungen und Gnaden und an den Verdiensten der Heiligen teilhaftig
werden.
9. Die Seelen, die in ihrem Leben meinen Rosenkranz
geliebt haben, werde ich sehr bald aus dem Fegfeuer befreien.
10. Die treuen Kinder meines Rosenkranzes werden
sich im Himmel großer Herrlichkeit erfreuen.
11. Alles, worum man mich durch den hl. Rosenkranz
bittet, wird man erhalten.
12. Wer meinen Rosenkranz verbreitet, wird in all
seinen Nöten meine Hilfe erfahren.
13. Ich habe von meinem göttlichen Sohn die Gnade
erlangt, daß alle, die in der Bruderschaft vom hl. Rosenkranz eingeschrieben sind,
im Leben und im Tod die himmlischen Mitbrüder zu ihren Brüdern und Schwestern und
Fürbittern haben.
14. Alle, die meinen Rosenkranz beten, sind meine
geliebten Kinder und Brüder Jesu Christi, meines eingeborenen Sohnes.
15. Die Andacht zum hl. Rosenkranz ist ein besonderes
Merkmal der Auserwählung!
Alanus bezeugt,
daß eine
große Anzahl Besessener durch das Tragen eines gesegneten Rosenkranzes um den Hals
von ihrem Übel befreit worden sind. Er bekräftigte die erwähnten
Verheißungen mit einem Eid. Maria sagte ferner:
“Ich will, daß die Verehrer meines
Rosenkranzes im Leben, im Tod und nach dem Tod Segen, Gnadenfülle und Freiheit haben
und von Verblendung und Verhärtung, von Mangel und Knechtschaft frei sind.” Weiter
erwähnte sie, daß durch den Rosenkranz
Seuchen, Krieg, Fieber
und Krankheiten verhindert oder schneller überwunden werden.
Auch die hl. Katharina von Siena wird öfter mit
dem hl. Dominikus und dem Rosenkranz dargestellt. Auch sie hat mit dem Rosenkranz
Kranke geheilt.
Erscheinung der Rosenkranzkönigin in Pompeji 1884
Eine der größten und wunderbarsten Heilungen
der Rosenkranzkönigin in Pompeji ist die der
Fortuna Agrelli.
Ihre Leiden waren so groß, daß man 13 Monate lang die schmerzlichen Rufe der Kranken
in der Nachbarschaft hörte, welche ihr die lang anhaltenden und qualvollen Krämpfe
verursachten. Bei ihrem Anblick hätte man glauben können, sie sei aus dem Grab gestiegen.
In ihrem Gesicht sah man die Spuren furchtbarer Leiden. Der Körper war ganz gekrümmt.
Die berühmtesten Ärzte gaben sie auf. Am 16. Febr. 1884 gab ihr ein Förderer der
damals im Bau begriffenen Rosenkranzkirche in Pompeji eine Medaille und ein Novenenbüchlein
zur Rosenkranzkönigin. Sogleich begannen die Kranke und ihre Angehörigen die Novene.
Am 3. März 1884, als sie wieder wie gewöhnlich
von Krämpfen befallen worden war, kam sie gegen 3 Uhr nachmittags wenige Augenblicke
wieder zu sich. Da sah sie die allerseligste Jungfrau, die
Rosenkranzkönigin von Pompeji. Bei deren Erscheinen machte
sie das Kreuzzeichen. Maria hatte das göttliche Kind auf ihrem Schoß und den Rosenkranz
in ihrer Hand und saß auf einem hohen Thron. Beide waren mit einem goldgestickten
Kleid angetan. Maria war vom hl. Dominikus und der hl. Katharina
von Siena begleitet und trug auf ihrem Haupt eine Krone,
die von kostbaren Edelsteinen schimmerte. Der Thron war mit Blumen reich geschmückt.
Die Schönheit Marias war wundervoll. Sie blickte die Kranke mit mütterlicher Zärtlichkeit
an, und diese begrüßte sie mit den Worten: ‘Königin des
hl. Rosenkranzes von Pompeji, sei mir gewogen, mache mich gesund,
ich habe mich schon an dich gewendet mit einer Novene, aber ich habe deine Hilfe
noch nicht erfahren. O Maria! ich möchte so gerne gesund werden.’
Da sprach Maria zu ihr: "Kind, du hast mich
unter verschiedenen Titeln angerufen und von mir immer Gnaden erlangt;
jetzt, da du mich unter dem mir so angenehmen Titel der Königin
des hl. Rosenkranzes angerufen hast, kann ich dir die erflehte Gnade nicht länger
versagen, weil mir ja dieser Name vor allen andern lieb und teuer ist; halte drei
neuntägige Andachten und du wirst alles erhalten."
Noch einmal erschien ihr die Rosenkranzkönigin
und sprach zu ihr:
"Wer immer neue Gnaden
von mir erhalten will, halte 3 Novenen mit dem
Gebet des Rosenkranzes und 3 Novenen zur Danksagung." |
Endlich, am 8. Mai sagte die Kranke zu ihrer
Schwester: "Heute erlangt mir die Muttergottes gewiß eine Gnade; denn ich habe gelesen,
daß die Rosenkranzkönigin von Pompeji an diesem Tag viele Gnaden spendet." An diesem
Tag wurde sie auch vollständig gesund,
und am 18. Juni kam die Geheilte nach Valle di Pompei, um der Rosenkranzkönigin
zu danken.
Die Novene von Pompeji
ist eine 54-tägige Novene
Sie besteht aus zwei Teilen:
drei Bitt- und drei Danknovenen,
wo man
täglich den ganzen Rosenkranz (Psalter) betet.
Man betet die drei Bitt- und Danknovenen nur in einer Intention. Jede dauert 9 ×
3 = 27 Tage, x 2 = 54 Tage insgesamt.
Man soll die Gottesmutter um die Gnade und Ihre Fürsprache in 3 Novenen bitten (27
Tage) und dann in 3 Novenen für die Gnaden danken (27 Tage).
Jeden Rosenkranz beginnt man mit:
‘Diesen Rosenkranz bete ich zu Ehren von Dir,
Königin des hl. Rosenkranzes von Pompeji.’
Danach erwähnt man die Intention (eine Intention
für alle Tage). Dann betet man den Rosenkranz wie gewohnt!
In den ersten 27 Tagen betet man täglich nach jedem
Rosenkranz:
O barmherzige Jungfrau, Königin des hl. Rosenkranzes
von Pompeji, noch niemand hat je gehört, daß Du jene, die Dich mit dem hl. Rosenkranz
verehren und Deine Hilfe angerufen haben, je verlassen hättest. Ach, verschmähe
meine Bitte nicht, o Gottesgebärerin, sondern erhöre mich durch Deinen hl. Rosenkranz
und Deine große Zuneigung, die Du zu Deinem Tempel in Pompeji bekundest. Amen.
In den letzten 27 Tagen betet man täglich nach
jedem Rosenkranz:
‘Was kann ich Dir geben, o Königin voll Liebe?
Mein ganzes Leben ist Dir geweiht. So lange ich bei Kräften bin, werde ich Deine
Ehre, o Jungfrau vom hl. Rosenkranz von Pompeji, zu verbreiten suchen, denn als
ich zu Dir rief, gewährte mir der Herr seine Gnade. Überall werde ich von der Barmherzigkeit
erzählen, die Du mir erwiesen hast. Nach Möglichkeit werde ich die Andacht des hl.
Rosenkranzes fördern, allen werde ich sagen, wie gütig Du an mir gehandelt hast,
damit sich auch die unwürdigen Sünder, gleich wie ich, vertrauensvoll zu Dir wenden.
O, wenn nur die ganze Welt wüßte, wie Du gütig und barmherzig bist gegen alle, die
da leiden! Alle Geschöpfe würden zu Dir kommen, um Hilfe und Rettung bei Dir zu
suchen. Amen.’
Nach jedem Rosenkranz, unabhängig von anderen
Gebeten, rufen wir dreimal zur Gottesmutter: ‘Königin des
hl. Rosenkranzes von Pompeji, bitte für uns!’
Die Rosenkranzkönigin kommt zu Hilfe. Maria
hat versprochen: “Wer immer Gnaden zu empfangen wünscht,
soll diese Novene zu meiner Ehre abhalten..." Und wirklich,
seit dieser Zeit begann eine Welle von Gnaden, von wundersamen Heilungen. So ist
es bis heute - aus der ganzen Welt kommen noch immer wunderbare Zeugnisse, Beweise für die Macht der Fürsprache
Mariens...
“Wo aber die Sünde zugenommen hat, ist die Gnade
überreich geworden" (Röm 5,20)
Durch den Rosenkranz lernen wir Jesus kennen, wir
schauen auf Ihn mit den Augen Mariens!
Der hl. Ludwig Maria Grignion von Montfort
Grignon lebte 1673 bis 1716, eine kurze Zeit.
Er stammte aus dem glaubensstarken Bezirk der Bretagne, aus Montfort, Diözese St.
Malo, deren Bevölkerung, wie jener der Vendée, er gelehrt hat, bei der späteren
Revolution für den Glauben zu sterben. Sein Vater war Advokat und gehörte dem mutigen
Adel der Bretagne an. Hochherzigkeit, die sich für den Nächsten opfert, zeichnete
den hl. Ludwig immer aus. Dem Studenten war es eine Herzensfreude, die Kranken in
den Spitälern zu besuchen und zu pflegen und die Armen mit dem zu unterstützen,
was er sich selbst versagte. Seine Nächstenliebe machte ihn wahrhaft kühn. Einmal
führte er einen armen Mitschüler zu einem Kaufmann in Rennes: “Herr”, sprach er,
“seht hier meinen Bruder; er ist auch der Eure. Ich habe bei den Schülern der Klasse
gesammelt, so viel ich konnte, um ihn zu kleiden. Es reicht jedoch nicht hin; darum
müßt Ihr ihm das Übrige schenken”
Im Seminar von St. Sulpice in Paris, das später
so viele heilige Priester ausbildete, konnte Grignon bald das geringe Kostgeld nicht
mehr bezahlen. Was tat der junge Seminarist in edler Selbstverleugnung? Er wachte
in der Woche drei bis vier Nächte bei den Leichen der Reichen, um so sein Kostgeld
zu verdienen. Damit verband er das Gebet und Studium und lernte zugleich der Eitelkeit,
Ehrsucht und dem Vergnügen zu ersterben. Überdies übte er noch täglich strenge körperliche
Buße, um so die Begierlichkeit des Fleisches zu zähmen und die wunderbare Reinheit
der allerseligsten Jungfrau nachzuahmen, deren Namen er sich in der Firmung beigelegt
hatte.
Eine heroische Selbstentäußerung begleitete Grignon
zeitlebens. Im Jahr 1700 Priester geworden, übernahm er die Seelsorge in
einem Spital zu Poitiers und unterrichtete die Kinder und Armen im Katechismus.
Dazwischen war er einmal ohne jegliche Stelle, so daß er in einem verlassenen Ort
unter der Stiege eines Hauses sich eine Unterkunft suchte und vom Almosen der Klosterfrauen
lebte. Als er dann wieder in das Spital zurückgekehrt war, vollendete er die bereits
begonnene Neuordnung der Anstalt, sorgte für regelmäßige Beköstigung der Armen,
diente ihnen mit eigenen Händen, verband ihre Wunden, kehrte Haus und Hof, wusch
das Küchengeschirr, wie der geringste dienende Bruder unter wirklichen Brüdern. Grignon ging in seiner Selbstverleugnung so weit,
daß er zur Überwindung sogar das Eiter aus den Wunden sog.
Indessen bot sich der Heilige zum Halten von
Missionen an. Diese fruchtreiche, aber mühevolle, seine Kräfte frühzeitig aufreibende
Tätigkeit war es, durch die er für das nordwestliche Frankreich unter dem sichtbaren
Segen des Himmels zum dauernden Wohltäter wurde. Seine ganz ungewöhnlich wirksamen
Missionspredigten verdankten ihren gewaltigen Erfolg seinen Gebeten, den ununterbrochenen
Bußübungen und nicht zum wenigsten den fast beständigen Verfolgungen. Durch seine
aufsehenerregenden Taten weckte der Heilige nicht nur den unversöhnlichen Haß der
Feinde des katholischen Glaubens und eines tugendhaften Lebens, der Kalvinisten,
der Jansenisten und aller schlechten Elemente gegen sich auf, es wurde überdies
diesen leicht, einen so ungewöhnlichen Missionar, der eine ganze Gemeinde in Bewegung
brachte, auch bei der geistlichen Behörde als Unruhestifter und Störer der öffentlichen
Ordnung zu verdächtigen. So geschah es, daß ihm auch Pfarrer ihre Gemeinden und
Bischöfe unter geistlichen Strafen ihre Diözese verwiesen. In bewundernswürdiger
Geduld und Demut nahm der Heilige die kränkendste Behandlung hin, bisweilen ohne
sich auch nur mit einem Wort zu verteidigen. Je mehr er persönlich geschmäht und
angegriffen wurde, umso fruchtbarer erwiesen sich die Missionen.
Im Jahr 1711 hielt der hl. Ludwig Grignon in
La Rochelle vier Missionen nacheinander, die erste im Spital, die zweite den Männern,
die dritte den Frauen, die vierte für die Soldaten. Der Erfolg war ein vorzüglicher.
Bei einer Predigt des Heiligen rief das Volk während einer Viertelstunde: “Ein Wunder,
ein Wunder! Wir sehen Kreuze in der Luft!”
Mehr als hundert glaubwürdige Personen haben dies Schauspiel bezeugt. Die dort zahlreichen
Kalviner schreckten in ihrem Haß gegen ihn nicht vor dem Äußersten zurück. Sie brachten
ihm in einer Tasse vergiftete Fleischbrühe, die er nach der Predigt nahm. Durch
Gegengift wurde er noch glücklich gerettet, seine Gesundheit wurde aber dadurch
so erschüttert, daß sein Tod beschleunigt wurde. Dann suchten ihn Männer durch Meuchelmord
zu beseitigen. Eines Abends es war Winter und schon sehr dunkel. Als sie in eine
enge, finstere Gasse einbiegen wollten, meine Grignon, sie hätten sich verirrt,
und war nicht zu bewegen, weiter zu gehen. Sie kehrten um und gelangten erst auf
langem Umweg zum Bildhauer. Auf Befragen, warum er denn nicht durch die Gasse habe
gehen wollen, die doch der nächste Weg gewesen wäre, antwortete Grignon: “Ich weiß
es selbst nicht; aber mein Herz stand still, ich konnte nicht atmen und es war mir
unmöglich, einen Schritt vorwärts zu tun.” Einige Jahre später erfuhr sein Mitmissionar
zufällig von den Übeltätern selbst, daß sie damals in der engen Gasse auf Grignon
lauerten und ihm “den Schädel eingeschlagen” wollten. Das Jahr darauf entgingen
beide Missionare, als sie auf die “Gottesinsel” zu einer Mission wollten, auf ähnliche
Weise dem Tod, den ihnen die Seeräuber auf Anstiften der Calvinisten bereiten wollten.
Seinen Unterhalt bei den Missionen zog der selbstlose
Diener des Herrn nur aus dem Almosen der Leute. Zur Mitarbeit suchte
er Priester zu gewinnen, aus denen dann sich eine eigene Kongregation, die Gesellschaft
Mariens, entwickelte. Der erste Obere war M. Mülot. Als ihn Grignon zur Mitarbeit
einlud, mußte der Arme gestehen, daß er teilweise gelähmt sei und an Beklemmungen
der Brust und ständigen Kopfschmerzen leide. Der Heilige aber, der Gottes Pläne
und die Zukunft oft wunderbar erschaute, entgegnete dem braven Priester: “Alle Eure
Gebrechen halten mich nicht ab, zu Euch zu sagen, was der Herr zu Matthäus gesprochen
hat: Folge mir! Sobald Ihr am Heil der Seelen zu arbeiten beginnt, werden Eure Leiden
schwinden.” Mülot vertraute dem Heiligen und kaum hatte er die erste Mission begonnen,
als er sich nach einigen Tagen vollständig hergestellt fühlte. Ähnlich heilte er
einen der Brüder, die ihn bei der Mission unterstützten.
Schon zwölf Tage lag Bruder
Peter krank darnieder; man hatte ihn schon mit den Sterbesakramenten versehen. Eines
Morgens trat Grignon in Begleitung des Paters Bastiéres zum Kranken und fragte:
“Habt ihr Glauben?” - “Ach, mein Vater”, war die Antwort, “ich wünschte, mein Glaube
wäre stärker, als er in der Tat ist.”
– “Wollt Ihr mir gehorchen?” – “Von ganzem Herzen”,
erwiderte der Mann. – “So befehle ich Euch”, sprach der Heilige, indem er ihm die
Hände auflegte, “in einer Stunde aufzustehen und uns bei Tisch zu bedienen.” So
geschah es.
Die auffallenden Erfolge des gotterleuchteten
Apostels waren nicht zum geringsten Teil eine Frucht seiner tiefgegründeten Verehrung
der lieben Mutter Gottes. Grignon gehörte dem Dritten Orden des hl. Dominikus an,
dieses Marienapostels von leuchtendster Heiligkeit, und sein Auftreten wurde von
einem anderen hochgerühmten Sohn jenes Heiligen, vom hl. Vinzenz Ferreri, in seraphischem
Geist vorherverkündet. Das Rosenkranzgebet verhalf dem Heiligen zur Bekehrung der
verworfensten Menschen. Maria war ihm stets für sich und für andere das Mittel,
um zu Jesus zu gelangen. Sein Wahlspruch war: “Damit das
Reich Jesu komme, soll das Reich Mariens kommen.” Er gab
sich den Namen “Sklave Jesu in Maria” oder einfach “Sklave Mariens”. Grignon starb
am 28. April 1716 in St. Lorenz sur Sèvre und wurde in der dortigen Muttergotteskapelle
beigesetzt nachdem sein Leib nach eineinhalb Jahren noch nicht die geringste Spur
von Verwesung gezeigt hatte. Er hat uns eine goldene Schrift über die Marienverehrung
in den letzten Zeiten und über die Ankunft des Reiches Jesu durch die Herrschaft
Mariens über die Seelen hinterlassen. Diese Schrift trägt den Titel: “Die wahre
Andacht zur allerseligsten Jungfrau” und blieb als Handschrift bis 1842 unerkannt
unter anderen Büchern liegen. Durch den Bischof von Lucon aber provisorisch approbiert,
wurde sie beim Prozeß in Rom 1853 als der katholischen Glaubenslehre entsprechend
erklärt. Der Verfasser selbst erhielt 1888 durch den glorreichen Papst des hl. Rosenkranzes,
durch Leo XIII., die Ehre der Altäre zuerkannt.
Die Schrift gebraucht die Bezeichnung “wahre
Andacht”, nicht im Gegensatz zu falschen, sondern zu unvollkommenen Andachten. Sie
will den Anspruch einer vollkommenen Andacht erheben, als jene, die der wahren Würde
und Größe der Gottesmutter und der Wahrheit unseres Nichts allein allseitig entspricht.
Was ist diese wahre Andacht?
Grignon schreibt tief und klar: “Alle unsere Vollkommenheit besteht
darin, daß wir Jesus Christus gleichförmig werden, uns mit ihm vereinigen, uns ihm
weihen, und deshalb ist die vollkommenste aller Andachten ohne Zweifel jene, die
uns am vollkommensten Jesus Christus gleichförmig macht, uns mit ihm vereinigt und
uns ihm weiht. Da nun Maria unter allen Geschöpfen Jesus Christus am gleichförmigsten
ist, so folgt daraus, daß unter allen Andachten jene, die die Seele am meisten unserem
Herrn gleichförmig macht, die Hingabe an seine hl. Mutter ist, und daß, je mehr
eine Seele Maria geweiht ist, sie umso mehr Jesus geweiht ist. Daher kommt es, daß
die vollkommenste Hingabe an Jesus Christus nichts anderes ist als eine vollkommene
und gänzliche Hingabe unser selbst an die seligste Jungfrau und dies ist die Andacht,
die ich lehre.
Zur Begründung gibt der hl. Ludwig Maria an:
“Durch Maria hat das Heil seinen Anfang genommen, durch
Maria muß es auch vollendet werden... Als die Morgenröte,
die der Sonne der Gerechtigkeit, d.h. Jesus Christus, vorausgeht, muß sie wahrgenommen
und erkannt werden, damit Jesus selbst es werde. Da sie der Weg ist, auf dem Christus
das erste Mal zu uns gekommen ist, so wird sie auch der Weg sein, auf dem er das
zweite Mal kommen wird, wenn gleich nicht auf dieselbe Weise. Wer Maria findet,
findet das Leben, d.h. Jesus Christus, der ja “ist der Weg, die Wahrheit und das
Leben”. “Bei der ersten Ankunft des Herrn tritt Maria nicht aus dem Dunkel hervor”,
damit die Person Christi selbst recht erkannt und beleuchtet würde. “In den letzten
Zeiten aber wird Maria mehr als je in Barmherzigkeit und Stärke leuchten und erkannt
werden.”
ӆbergeben wir uns also ganz der seligsten Jungfrau,
um ganz Christus zu gehören. Wir müssen ihr geben: erstens unsern Leib mit seinen
Gliedern und Sinnen, zweitens unsere Seele mit allen ihren Kräften, drittens die
äußeren Glücksgüter, gegenwärtige und zukünftige, viertens unsere inneren und geistlichen
Güter, die Verdienste, Tugenden und guten Werke, kurzum alles. Maria wird das Unvollkommene
reinigen und so dem Herrn anbieten. Der Heiland selber hat ja uns als Testament
seines brechenden Herzens Maria gegeben: “Siehe da deine Mutter!” Der glückliche
Johannes “nahm sie von jener Stunde an auf” und ist so als “der erste Herz-Jesu-Verehrer
beim göttlichen Abendmahl auch der freiwillige Sklave Mariens geworden.”
Papst Pius XII. sprach Ludwig Maria Grignon von
Montfort am 20. Juli 1947 heilig. Der hl. Ludwig Maria lebte und starb wie der hl.
Dominikus in der Taufunschuld.
Nach
www.heiligen-legende.de/ludwig-maria-grignon-von-montfort/
Der goldene Rosenkranz
Betrachtungen nach dem hl. Ludwig-Maria Grignion
von Montfort
Betrachtungsgedanken zu den einzelnen Aves der 15
Geheimnisse.
1. Geheimnis: Verkündigung durch den Engel an Maria
Betrachtungen:
1. Maria betet um die Ankunft des Erlösers.
2. Der Engel wird von Gott gesandt.
3. Gegrüßt seist du, Maria, voll der Gnade.
4. Maria erschrickt.
5. Fürchte dich nicht! Siehe, du wirst einen Sohn
empfangen.
6. Wie soll dies geschehen?
7. Der Hl. Geist wird über dich kommen.
8. Siehe, ich bin die Magd des Herrn.
9. Und das Wort ist Fleisch geworden.
10. Dankgebet Mariens für die Menschwerdung.
Bitte um Demut. Die Gnaden des Geheimnisses der
Menschwerdung mögen in meine Seele herabsteigen und sie wahrhaft demütig machen.
2. Geheimnis: Maria besucht Elisabeth
Betrachtungen:
1. Maria stand auf und ging eilends ins Gebirge.
2. Maria begrüßt Elisabeth.
3. Johannes wird geheiligt.
4. Elisabeth wird vom Hl. Geist erfüllt.
5. "Du bist gebenedeit unter den Frauen."
6. "Woher kommt mir die Gnade, daß die Mutter meines
Herrn zu mir kommt?"
7. Magnifikat: Hochpreist meine Seele den Herrn.
8. Denn er hat angesehen die Niedrigkeit seiner Magd.
9. Denn Großes hat an mir getan, der da mächtig ist.
10. Maria weilt drei Monate bei Elisabeth.
Bitte um Nächstenliebe. Die Gnaden des Geheimnisses
der Heimsuchung mögen in meine Seele herniedersteigen und sie wahrhaft liebenswürdig
machen.
3. Geheimnis: Geburt Jesu in Bethlehem
Betrachtungen:
1. Es war kein Platz für sie in der Herberge.
2. Ein Kind ist uns geboren, ein Sohn ist uns geschenkt.
3. Maria wickelte das Kind in Windeln und legte es
in die Krippe.
4. Siehe, ich verkünde euch eine große Freude!
5. Denn heute ist euch der Heiland geboren worden.
6. Ehre sei Gott in der Höhe.
7. Sie kamen eilends herbei und fanden Maria
und Josef und das Kindlein in der Krippe.
8. Nach acht Tagen wurde das Kind beschnitten und
erhielt den Namen Jesus.
9. Die Weisen traten ein und fanden das Kind mit
Maria, seiner Mutter.
10. Sie beteten es an und brachten ihm ihre Geschenke
dar: Gold, Weihrauch und Myrrhe.
Bitte um den eist der Armut. Die Gnaden des
Geheimnisses der Geburt Jesu mögen in meine Seele herniedersteigen und sie wahrhaft
arm im Geist machen.
4. Geheimnis: Aufopferung Jesu im Tempel
Betrachtungen:
1. Sie trugen ihn nach Jerusalem, um ihn dem Herrn
darzubringen.
2. Darstellung Jesu im Tempel.
3. "Nun entläßt du, o Herr..."
4. "Dieser ist gesetzt zum Falle und zur Auferstehung
vieler..."
5. "Deine eigene Seele aber wird ein Schwert durchdringen."
6. Es kam die Prophetin Anna zur selben Stunde herzu
und lobte den Herrn.
7. Sie kehrten nach Nazareth zurück.
8. Das Kind nahm zu an Weisheit und Gnade bei Gott
und den Menschen.
10. Herodes tötete alle Knäblein unter zwei Jahren.
Bitte um Reinheit. Die Gnaden des Geheimnisses
der Reinigung Mariens mögen in meine Seele herniedersteigen und sie wahrhaft weise
und rein machen.
5. Geheimnis: Wiederfinden Jesu im Tempel
Betrachtungen :
1. Sie gingen nach Jerusalem zum Feste.
2. Als sie zurückkehrten, blieb Jesus in Jerusalem.
3. Sie suchten ihn bei Bekannten und Verwandten.
4. Als sie ihn nicht fanden, kehrten sie nach Jerusalem
zurück, um ihn zu suchen.
5. Nach drei Tagen fanden sie ihn im Tempel, inmitten
der Lehrer.
6. "Sohn, warum hast du uns das angetan?"
7. "Warum habt ihr mich gesucht? Wußtet ihr nicht?"
8. Alsdann kehrte er mit ihnen nach Nazareth zurück.
9. Und er war ihnen untertan.
10. Seine Mutter aber bewahrte und betrachtete
alle diese Dinge in ihrem Herzen.
Bitte um Bekehrung. Die Gnaden des Geheimnisses
der Auffindung Jesu im Tempel mögen in meine Seele herniedersteigen und
sie wahrhaft bekehren.
1. schmerzhafte Geheimnis: Todeangst Jesu am Ölberg
Betrachtungen:
1. Jesus begann traurig und betrübt zu werden, und
Angst befiel ihn.
2. "Meine Seele ist betrübt bis in den Tod, wacht
und betet mit mir."
3. "Vater, wenn es möglich ist, gehe dieser Kelch
an mir vorüber; doch nicht mein, sondern dein Wille geschehe!"
4. Er ging zu seinen Jüngern und fand sie schlafend.
5. "Vater, wenn es möglich ist, daß dieser Kelch
an mir vorübergehe, ohne daß ich ihn trinke, so möge dein Wille geschehen!"
6. Er kam abermals und fand sie schlafend.
7. Er verließ sie, ging wieder und wiederholte dieselben
Worte zum dritten Mal.
8. Danach erschien ihm ein Engel des Himmels und
stärkte ihn.
9. Als ihn die Todesangst befiel, betete er noch
inständiger.
10. Und sein Schweiß rann wie Blutstropfen zur Erde.
Bitte um Reue. Die Gnaden des Geheimnisses der
Todesangst Jesu mögen in meine Seele herniedersteigen und sie wahrhaft zerknirscht
und dem Willen Gottes gleichförmig machen.
2. Geheimnis: Die Geißelung Jesu
Betrachtungen:
1. "Sei gegrüßt, Meister!" Und Judas küßte ihn.
2. "Freund, wozu bist du gekommen? Mit einem Kuß
verrätst du den Menschensohn."
3. Sie fesselten ihn. Die Jünger aber flohen hinweg
von ihm.
4. Sie führten ihn zu Annas. Einer der Schergen schlug
Jesus ins Angesicht.
5. Annas schickte ihn gefesselt zu Kaiphas.
6. "Ich kenne diesen Menschen nicht!" - Der Herr
wandte sich um und blickte Petrus an.
7. Pilatus: "Du bist also König?" - "Du sagst es.
Ich bin König."
8. Pilatus sandte ihn zu Herodes, der sich über ihn
belustigte.
9. "Nein, nicht diesen, sondern Barabbas!"
10. Alsdann nahm Pilatus Jesus hinweg und ließ ihn
geißeln.
Bitte um Abtötung der Sinne. Die Gnaden des Geheimnisses
der Geißelung Jesu mögen in meine Seele herniedersteigen und
ihr wahre Abtötung verleihen.
3. Geheimnis: Die Dornenkrönung
Betrachtungen:
1. Die Soldaten führten Jesus in den Vorhof und bekleideten
ihn mit einem Purpurgewand.
2. Dann flochten sie eine Dornenkrone und drückten
sie ihm aufs Haupt.
3. In die rechte Hand gaben sie ihm ein Schilfrohr.
4. Indem sie die Knie vor ihm beugten, verspotteten
sie ihn und sagten: "Sei gegrüßt, du König der Juden!"
5. Sie spieen ihm ins Angesicht und schlugen sein
Haupt mit dem Schilfrohr.
6. Sie gaben ihm Ohrfeigen.
7. "Seht, welch ein Mensch!" - Hinweg mit ihm! Ans
Kreuz mit ihm!
8. "Seht euren König!" - "Wir haben keinen anderen
König als den Kaiser!"
9. "Ich finde keine Schuld an ihm!" - "Wenn du
ihn freiläßt, bist du kein Freund Kaisers!"
10. "Ich bin unschuldig am Blut dieses Gerechten!"
- "Sein Blut komme über uns und unsere Kinder!"
Bitte um Verachtung der Welt. Die Gnaden des Geheimnisses
der Dornenkrönung mögen in meine Seele herniedersteigen und ihr die wahre Weltverachtung
verleihen.
4. Geheimnis: Der Kreuzweg Jesu
Betrachtungen:
I. Station: Jesus wird zum Tode verurteilt.
II. Station: Jesus nimmt das schwere Kreuz auf
seine Schultern. III. Station: Jesus fällt zum ersten Mal unter dem Kreuz.
IV. Station: Jesus begegnet seiner tiefbetrübten
Mutter.
V. Station: Simon von Cyrene hilft Jesus das Kreuz
tragen. VI. Station: Veronika reicht Jesus das Schweißtuch.
VII. Station: Jesus fällt abermals unter der Last
des Kreuzes. VIII. Station: Jesus spricht zu den weinenden Frauen.
IX. Station: Jesus fällt zum dritten Mal unter
der Last des Kreuzes. X. Station: Jesus wird seiner Kleider beraubt.
Bitte um Geduld im Leiden. Die Gnaden des Geheimnisses
der Kreuztragung mögen in meine Seele herniedersteigen und ihr die wahre Geduld
verleihen.
5. Geheimnis: Die Kreuzigung
Betrachtungen:
1. XI. Station: Jesus wird ans Kreuz genagelt.
2. Erstes Wort: "Vater, verzeih ihnen, denn sie wissen
nicht, was sie hm."
3. Zweites Wort: "Heute noch wirst du bei mir im
Paradiese sein."
4. Drittes Wort: "Siehe da, deinen Sohn; siehe da,
deine Mutter!"
5. Viertes Wort: "Mein Gott, mein Gott, warum hast
du mich verlassen?"
6. Fünftes Wort: "Mich dürstet."
7. Sechstes Wort: "Es ist vollbracht."
8. Siebtes Wort: "Vater, in deine Hände empfehle
ich meinen Geist." XII. Station: Jesus stirbt.
9. XIII. Station: Jesus wird vom Kreuz abgenommen
und in den Schoß Mariens gelegt.
10. XIV. Station: Jesus wird ins Grab gelegt.
Bitte um eine gute Sterbestunde. Die Gnaden des
Geheimnisses des Leidens und Sterbens Jesu mögen in meine Seele herniedersteigen
und sie wahrhaft heiligen.
1. glorreiche Geheimnis: Auferstehung Jesu
Betrachtungen:
1. Jesus geht glorreich aus dem Grab hervor und erscheint
seiner heiligsten Mutter.
2. Der Herr ist wahrhaft auferstanden und dem Simon
erschienen.
3. Jesus zu Magdalena: "Maria!" Sie wandte sich um
und sprach: "Geliebter Meister!"
4. Und siehe, Jesus begegnete ihnen und sprach: "Seid
gegrüßt!"
5. Der Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt
hat, so sende ich euch.
6. Kinder, habt ihr nichts zu essen? Werft die Netze
aus!
7. Brannte nicht unser Herz, als er mit uns redete?
8. Mein Herr und mein Gott!
9. Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich?
10. Jesus verweilte die letzten Tage bei seinen Jüngern.
Bitte um Gottesliebe und apostolischen Eifer.
Die Gnaden des Geheimnisses der Auferstehung mögen in meine Seele herniedersteigen
und sie wahrhaft gläubig und liebeglühend machen.
2. Geheimnis: Himmelfahrt Jesu HIMMELFAHRT
Betrachtungen:
1. Mir ist alle Gewalt gegeben im Himmel und auf
Erden.
2. Geht hin und lehrt alle Völker und taufet sie.
3. Empfangt den Hl. Geist! Denen ihr die Sünden nachlaßt...
4. Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis ans Ende
der Welt.
5. Siehe, ich werde euch den Tröster senden, den
mein Vater verheißen hat.
6. Er führte sie hinaus, erhob seine Hände und segnete
sie.
7. Während er sie segnete, schied er von ihnen
und wurde aufgenommen in den Himmel.
8. Er setzt sich zur Rechten Gottes.
9. Männer von Galiläa, was steht ihr da und schaut
gen Himmel?
10. Sie kehrten voll Freude nach Jerusalem zurück.
Bitte um Sehnsucht nach dem Himmel. Die Gnaden
des Geheimnisses der Himmelfahrt Jesu Christi mögen in meine Seele herniedersteigen
und sie wahrhaft himmlisch machen.
3. Geheimnis: Pfingsten - Herabkunft des Hl. Geistes
Betrachtungen:
1. Sie verharrten einmütig im Gebet mit der Mutter
Jesu.
2. Da entstand plötzlich vom Himmel her ein Brausen
wie ein gewaltiger Sturm.
3. Und sie alle wurden vom Hl. Geist erfüllt.
4. Um die Gabe der Weisheit.
5. Um die Gabe des Verstandes.
6. Um die Gabe des Rates.
7. Um die Gabe der Stärke.
8. Um die Gabe der Wissenschaft.
9. Um die Gabe der Frömmigkeit.
10. Um die Gabe der Furcht des Herrn.
Bitte um den Hl. Geist. Die Gnaden des Pfingstgeheimnisses
mögen in meine Seele herniedersteigen und sie wahrhaft weise in
den Augen Gottes machen.
4. Geheimnis: Aufnahme Mariens in den Himmel
Betrachtungen:
1. Erhebe dich, komm herbei, meine Freundin, meine
Taube, komm!
2. Die Apostel kommen zur sterbenden Mutter.
3. Maria segnet sie einzeln.
4. Messe der Apostel.
5. Letzte Kommunion Mariens.
6. Maria scheidet von dieser Welt.
7. Ihre heiligste Seele geht in den Himmel ein.
8. Ihr hl. Leib wird begraben.
9. Glorreiche Aufnahme in den Himmel.
10. Die Apostel mit Thomas finden das Grab leer.
Bitte um Liebe zu Maria. Die Gnaden der Unbefleckten
Empfängnis und der Aufnahme Mariens in den Himmel mögen in meine Seele herniedersteigen
und ihr eine vollkommene Hingabe an Maria verleihen.
5. Geheimnis: KRÖNUNG MARIENS
Betrachtungen:
1. Erhebe dich, meine Freundin, du sollst gekrönt
werden!
2. Maria wird von der Heiligsten Dreifaltigkeit gekrönt.
3. Als Königin der Engel.
4. Als Königin der Patriarchen.
5. Als Königin der Apostel.
6. Als Königin der Propheten.
7. Als Königin der Märtyrer.
8. Als Königin der Bekenner.
9. Als Königin der Jungfrauen.
10. Als Königin ohne Makel der Erbsünde empfangen.
Bitte um Beharrlichkeit in der Gnade. Wir bitten
dich, Herr Jesus, durch die Geheimnisse deines Lebens, Leidens und Sterbens, deine
Herrlichkeit und die Verdienste deiner heiligsten Mutter, bekehre die Sünder, stehe
den Sterbenden bei, befreie die Armen Seelen im Fegfeuer und verleihe uns allen
die Gnade, heilig zu leben, gut zu sterben und endlich im Himmel dich von Angesicht
zu Angesicht schauen und dich in Ewigkeit lieben zu dürfen. Amen.
Das Gebet des Rosenkranzes
†
Im Namen des Vaters... Ich glaube an Gott...
Vater unser...
Drei
Gegrüßt seist du, Maria...
mit folgenden Einfügungen:
- Der den Glauben in uns vermehre.
- Der die Hoffnung in uns stärke.
- Der die Liebe in uns entzünde. Ehre sei dem Vater...
Es folgen die einzelnen Gesetze mit je einem
Vater unser, zehn Ave Maria mit Einfügung des jeweiligen Geheimnisses, dann ein
Ehre sei dem Vater und der Anfügung von Fatima: O mein Jesus, verzeih uns unsere
Sünden...
I. Die freudenreichen Geheimnisse
1. Den du, o Jungfrau, vom Heiligen Geist empfangen
hast.
2. Den du, o Jungfrau, zu Elisabeth getragen hast.
3. Den du, o Jungfrau, geboren hast.
4. Den du, o Jungfrau, im Tempel aufgeopfert hast.
5. Den du, o Jungfrau, im Tempel wiedergefunden hast.
II. Die schmerzhaften Geheimnisse
1. Der für uns Blut geschwitzt hat.
2. Der für uns gegeißelt worden ist.
3. Der für uns mit Dornen gekrönt worden ist.
4. Der für uns das schwere Kreuz getragen hat.
5. Der für uns gekreuzigt worden ist.
III. Die glorreichen Geheimnisse
1. Der von den Toten auferstanden ist.
2. Der in den Himmel aufgefahren ist.
3. Der uns den Heiligen Geist gesandt hat.
4. Der dich, o Jungfrau, in den Himmel aufgenommen
hat.
5. Der dich, o Jungfrau, im Himmel gekrönt hat.
Als vor einigen Jahren in Frankreich ein schrecklicher
Film in den Kinos gezeigt wurde, haben einige davor den Rosenkranz gebetet. Man
sang das Ehre sei dem Vater und einige Gegner fielen um - sie waren wohl besessen.
Also zeigt sich die Macht des Rosenkranzes heute noch.
Wenn wir diese tiefen Gedanken und Anregungen
zum Rosenkranz bedenken, so erkennen wir, daß uns ein großes Allheilmittel gegeben
ist, sowohl für unser persönliches Heil als auch für die Gesellschaft, die sich
auf vielfache Weise, weil sie den Glauben verloren hat, auf dem Weg in den Abgrund
bewegt.
Der hl. Augustinus sagte schon: Lieber auf dem rechen
Weg hinken, als vollen Schrittes abseits zu gehen. Leider fehlt bei vielen
schon der Glaube.
Der Kommunismus ist die große Gefahr auf die
uns die Gottesmutter in Fatima hingewiesen hat. Diese Gefahr ist noch nicht vorbei,
im Gegenteil China ist die größte und wohl auch finanziell mächtigste Macht, die
gerade in seiner Kirchenverfolgung das wahre Gesicht zeigt.
Wenn im 16. Jh. der Islam durch das Rosenranzgebet
in der Schlacht von Lepanto 1571 besiegt werden konnte, Österreich 1955 von
den Russen frei gegeben wurde, während man 1956 Ungarn und 1968 die Tschechoslowakei
wieder brutal besetzte, so ist die Macht des Rosenkranzgebetes nicht zu unterschätzen.
Der hl. Dominikus hat damit Anfang des 13. Jh.
die gefährliche Irrlehre der Albigenser (Katharer) friedlich überwunden. Die Pest
im 15. Jh. hätte vermieden werden können, hätte man ihn gebetet und so auch die
Ausbreitung der Pest des 20. Jh., der Kommunismus.
In der Kirche haben wir ein latentes Schisma.
Die meisten dt. Theologen, Priester und Bischöfe sind im Prinzip ungläubig. Die
Liebe zu Gott und den unsterblichen Seelen fehlt schon lange. Sie wollen eine sanfte
Reformation im Sinn des New Age und so hat man gemäß dem ‘Wassermannzeitalter’ alles
weichgespült. Doch Christus ist derselbe gestern, heute und in Ewigkeit. Es gibt
kein anderes Evangelium und wer ein solches verkündet, ist nach Paulus verflucht.
D.h. er kann nicht vom und nicht in den Himmel kommen. Schon in der Natur gilt die
Regel, wer in die falsche Richtung läuft, kommt ans falschen Ziel.
Der Diabolus hat fleißig gearbeitet. Viele sind
ratlos, verwirrt. Aber der Rosenkranz gibt uns Halt und Orientierung, er erinnert
uns täglich an das Leben und Leiden Jesu und gibt uns immer wieder Kraft aufzustehen,
damit auch wir durch sein und unser Leiden und Kreuz zur Herrlichkeit der Auferstehung
gelangen. Im Lateinischen heißt er corona - Kranz - ist aber heilsam, er tötet die
Sünde und vertreibt den Teufel.
Viele sind leider, wie die Jünger am Ölberg eingeschlafen,
erkennen nicht den Ernst der Stunde. Bitte nehmen sie jeden Tag den Rosenkranz in
die Hand, er ist der große Rettungsanker und das Maschinengewehr gegen den Teufel.
Wenn große Heilige trotz ihrer Arbeit ihn gebetet haben, können wir dies auch. Beten
heißt mit Gott reden, ihn loben, preisen, danken, ihm auch Buße und Sühne leisten
und, was viele vergessen: auf ihn hören. Dieses gebetete Evangelium erinnert uns
an das Beispiel Jesu und Mariens und zeigt es uns immer wieder den Weg zum inneren
Frieden und ewigen Heil. Nur wenn wir gegen den Strom schwimmen, kommen wir zur
Quelle.
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